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Text - Freiheit ist selbst bestimmtes Leben ohne Angst

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10.1 Die lrini blickte den König an und gab Antwort: "Ewiger Reigen <strong>ist</strong> alles, mein König, ein<br />

Kreisen um sich und in sich <strong>selbst</strong>.<br />

10.2 Denn dies <strong>ist</strong> das letzte Geheimnis: Daß alles stets war und stets <strong>ist</strong>, seit es wurde; endlos sich<br />

bewegender Reigen - Anfang und Ende vergaß er sich <strong>selbst</strong>.<br />

10.3 So <strong>ist</strong> ewiges Wissen bei der Gottheit von Voranfang her aus sich <strong>selbst</strong>, geschlossener Kreis,<br />

nicht erinnert er Anfang und Ende."<br />

10.4 Der König wendete sich nun der Priesterin zu und fragte diese: "Priesterin! Was sagt die Lehre<br />

der Götter dazu?"<br />

10.5 Daraufhin die Priesterin sprach: "Ereschkigal befragte darüber einst die Eulen, die in düsteren<br />

Höhlen hausen des Tags und die Welt bloß schauen zur Nacht. Die erste Eule sprach: 'Wo das Licht<br />

aufhört, <strong>ist</strong> der Anfang des Kreises; und wo die Dunkelheit aufhört, <strong>ist</strong> sein Ende.' Und die zweite<br />

Eule sprach: 'Denn alles hat einstmals begonnen im Licht, durchwandert die Dunkelheit und kehrt<br />

zum Lichte zurück.'<br />

10.6 So <strong>ist</strong> alles dies eines, unlösbar miteinander verwoben sind die Räume und Zeiten. Und das<br />

Geborenwerden und Sterben eines Menschen auf Erden sind nur Augenblicke seiner Ewigkeit.<br />

10.7 Dreieinheitlich <strong>ist</strong> der Mensch: Der Ge<strong>ist</strong> gibt das Wesen, die Seele die Form, die Gottheit das<br />

<strong>Leben</strong>.<br />

10.8 Ge<strong>ist</strong>-Seele-<strong>Leben</strong> das <strong>ist</strong> der Mensch."<br />

ELFTES KAPITEL<br />

11.1 Der König bedankte sich für dieses Wort. Wieder der lrini sich zuwendend sagte er: "Nun laß'<br />

du mich mehr erfahren als dies, lrini."<br />

11.2 Und die lrini sprach: "Dies <strong>ist</strong>, was zu allererst ich sah: In jener Zeit, die noch vor dem Sein<br />

ILs (Gottes) und vor jeglicher Schöpfung lag, da gab es nur Ge<strong>ist</strong>kräfte je nach männlicher oder<br />

nach weiblicher Art; die nicht wußten von sich, die nicht ahnten ihre Macht.<br />

11.3 Aber sie kamen zusammen - zum anderen mal - angezogen zu sich durch sich <strong>selbst</strong>. Und sie<br />

ballten und stärkten sich gegenseitig. So kam es, daß irgendwann, nach immer wieder vollzogener<br />

Vereinigung, nur mehr je eine große männliche und eine große weibliche Kraft da war. Und diese<br />

waren die Kräfte ILU. Sie trafen aber erneut aufeinander, entfachten dabei ein unbeschreibliches<br />

Licht, welches versprühte unzählige Funken zukünftigen Werdens.<br />

11.4 Dieses war der Voranfang. Alle jene versprühten Funken ILUs aber bildeten den Samen für<br />

das, was kommen sollte; noch bewußtlos und brachliegend in der Vorewigkeit.<br />

11.5 Was war, bevor alles war, was schuf, ehe Erschaffenes war, was war <strong>ohne</strong> Ursache und <strong>ohne</strong><br />

Anfang und <strong>ist</strong> ewiglich <strong>ohne</strong> Ende; was da wirkte in allem, was <strong>ist</strong> das wahre Sein und des <strong>Leben</strong>s<br />

Kraft alles <strong>Leben</strong>digen; was über allem steht und was alles ausmacht, das <strong>ist</strong> ILU, das sind die<br />

Kräfte des Männlichen und des Weiblichen, allschaffend und allüberall - nicht wissend von sich und<br />

namenlos.<br />

11.6 Im beginnlosen Anfang waren nicht Stunden noch Tage, war keine Zeit, waren nicht Luft noch<br />

Wasser noch Land, war kein Raum, waren weder Licht noch Dunkel, weder Wärme noch Kälte, gab<br />

es keine Gebilde, war kein Oben und kein Unten, war weder das Diesseits noch das Jenseits, war<br />

kein Laut und kein Schweigen. Allein das Unerahnbare war.<br />

11.7 Und über der Unerahnbarkeit schwebte ILU; nicht ahnend von sich, schwingend in sich <strong>selbst</strong>.<br />

11.8 Im Damals des nichtseienden Seins aber waren auch schon alle die noch lichtlosen Funken<br />

dessen, was belebt werden sollte, Setzlingen gleich, in die schon hineingegeben, was später sich aus<br />

ihnen entfalten soll, und Namen gar, wie eingeritzt in die Rinden.<br />

11.9 Nichts aber war, was bewegt hätte, nichts war, was gewußt hätte von sich und von alledem:

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