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STRASSENBAHN MAGAZIN Städtische Straßenbahn Bonn (Vorschau)

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Es begann auf Meterspur!<br />

<strong>Städtische</strong><br />

<strong>Straßenbahn</strong><br />

<strong>Bonn</strong><br />

Betriebe<br />

Fahrzeuge<br />

Geschichte<br />

Wiens schönste<br />

Linie im Porträt<br />

Aktuell: Streckeneröffnung<br />

und Ausbaupläne in Freiburg<br />

Hinter den Kulissen: Weitere<br />

HU für Tatra-Tw in Leipzig<br />

Tramway-Faszination: Prater,<br />

Prachtbauten und Unterwelt


Das kleine Magazin<br />

über die große Bahn<br />

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Einsteigen, bitte …<br />

Im Regen<br />

stehengelassen?<br />

Stimmen Sie ab<br />

Ende März kam es im öffentlichen<br />

Dienst zu den härtesten Streiks der<br />

vergangenen Jahre. In Nordrhein-<br />

Westfalen fuhren teils zwei Tage<br />

lang keine <strong>Straßenbahn</strong>en und andere<br />

öffentliche Verkehrsmittel kommunaler<br />

Träger. Auch in Hessen und weiteren<br />

deutschen Bundesländern beteiligten sich<br />

die Beschäftigten von Nahverkehrsbetrieben<br />

an dem Ausstand.<br />

Auf welchen Kompromiss sich die<br />

Streitparteien letztendlich geeinigt haben,<br />

war bis zum Redaktionsschluss noch nicht<br />

bekannt. Der Wunsch der Beschäftigten<br />

nach mehr Lohn ist für die Redaktion<br />

prinzipiell ebenso nachvollziehbar wie die<br />

Folgen einer Lohnanhebung für die öffentliche<br />

Hand und Fahrgäste – doch wir<br />

zielen heute auf einen anderen Aspekt ab:<br />

Da die Arbeitsniederlegungen mehrheitlich<br />

in der Presse angekündigt waren,<br />

blieb das erwartete völlige Chaos in vielen<br />

Wie bewerten Sie die aktuellen Streikmaßnahmen im<br />

öffentlichen Dienst und deren mögliche Folgen?<br />

• Ich habe Verständnis und akzeptiere Streiks selbst dann, wenn sie so ausgeprägt<br />

sind, dass über mehrere Tage keinerlei Busse und Bahnen fahren.<br />

• Ich habe Verständnis für mit Bedacht gesetzte Streikmaßnahmen. Das<br />

Lahmlegen kompletter Netze über mehrere Tage ist aber inakzeptabel.<br />

• Ich habe für Streiks generell kein Verständnis, weil sich ÖPNV-Nutzer dadurch<br />

von den öffentlichen Verkehrsmitteln dauerhaft abwenden könnten.<br />

Stimmen Sie online ab: www.strassenbahn-magazin.de<br />

Fällen aus. Dennoch staute sich der Pkw-<br />

Verkehr in den Stoßzeiten stark und lang,<br />

aber – insofern möglich – wählten die Bürger<br />

auch andere Wege. So wichen beispielsweise<br />

viele Besucher eines Fußballspiels in<br />

Frankfurt am Main auf die S-Bahn aus,<br />

andere bilde ten Fahrgemeinschaften.<br />

In anderen Städten sind das Stadion und<br />

viele wichtige Ziele nur mit U- oder <strong>Straßenbahn</strong><br />

erreichbar. Wer kein Auto hat,<br />

blieb im Regen stehen. So entstand während<br />

des Streiks viel Frust auf die Betriebe.<br />

Die eingeschränkte Mobilität akzeptieren<br />

Betroffene nur zeitlich begrenzt. Danach<br />

könnten sie sich dauerhaft vom öffentlichen<br />

Nahverkehr abwenden. Doch das würde in<br />

vielen Städten zu einer verkehrstechnischen<br />

und damit wirtschaftlichen<br />

Katas trophe führen. Gerade durch ihren<br />

zeitweisen streikbedingten Ausfall zeigte<br />

sich Ende März besonders deutlich, welche<br />

Leistungen Stadt- und <strong>Straßenbahn</strong>en tagtäglich<br />

erbringen. Mögen wir <strong>Straßenbahn</strong>freunde<br />

diese Tatsache längst verinnerlicht<br />

haben – aber für den einen oder anderen<br />

Skep tiker war es womöglich<br />

während des Streiks eine<br />

wichtige Erfahrung, wie wenig<br />

Verkehr die Busse privater<br />

Gesellschaften aufzufangen<br />

vermögen. Doch wie bewerten<br />

Sie Streikmaßnahmen? Fühlen<br />

Sie sich als Fahrgast sprichwörtlich<br />

im Regen stehengelassen?<br />

Bleiben Fahrgäste<br />

durch Streiks im<br />

Regen stehen? Diese<br />

symbolische Frage<br />

stellt sich beim Anblick<br />

dieser Aufnahme<br />

vom 6. März 2014 aus<br />

Berlin. Der Tw 4018<br />

passiert auf der Linie<br />

M2 zum Alexanderplatz<br />

die Kreuzung<br />

Prenzlauer Allee/<br />

Danziger Straße<br />

SEBASTIAN SCHRADER<br />

André<br />

Marks<br />

Verantwortlicher<br />

Redakteur<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

3


Inhalt Inhalt<br />

Inhalt<br />

TITEL<br />

Die städtische <strong>Straßenbahn</strong> in <strong>Bonn</strong> von 1881 bis heute. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

Betriebe<br />

TITEL<br />

Eine nach der anderen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

Streckenerweiterung und aktuelle Pläne in Freiburg – Die am<br />

15. März eröffnete Verlängerung der Linie 2 nach Zähringen zur Gundelfinger<br />

Straße ist der Auftakt zu einer ganzen Reihe geplanter Streckenerweiterungen<br />

im Breisgau. Und auch bei den Fahrzeugen rüstet Freiburg auf:<br />

Ältere werden saniert, neue Wagen sind bestellt<br />

Ob eine Spange hilft? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

Aktuelle Situation und Projekte der U-Bahn München – Mit der<br />

Einwohnerzahl wachsen die Verkehrsprobleme in der Stadt. Zwar kann die<br />

MVG bei der U-Bahn mit Taktverdichtungen und neuen Wagen die Belastungen<br />

mildern, aber langfristig drängt sie auf neue Lösungen …<br />

Gastarbeiter im Kraichgau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Der Saarbahnwagen-Einsatz bei der AVG – Vier Jahre lang halfen<br />

drei Saarbahnwagen auf der AVG-Linie S9 nach Mühlacker aus. Ende 2013<br />

gab das Unternehmen die Flexity Link ins Saarland zurück – die Hintergründe<br />

für ihren Einsatz, Abzug und ihre Nachfolge im Kraichgau<br />

Paradestrecke mit Kunst und Kultur . . . . . . . 26<br />

Wiens Linie 1 im Porträt – Von der im Oktober 2008 in ihrem heutigen<br />

Verlauf eingerichteten Linie lässt sich eine Vielzahl der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten<br />

entdecken. Doch die den Ring und Kai fast umrundenden<br />

<strong>Straßenbahn</strong>wagen sind mit ihren Lackierungen oft selbst ein Blickfang!<br />

TITEL<br />

Weiter geht’s im Sauseschritt . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

Netzausbau in Antwerpen – Kaum startete in der heimlichen Hauptstadt<br />

Flanderns das <strong>Straßenbahn</strong>projekt Livan 1, stimmte das Verkehrsministerium<br />

dem Bau von drei weiteren Verbindungen bis zum Jahr 2020 zu.<br />

Ein Rückblick auf das abgeschlossene Projekt Brabo 1 sowie in die Zukunft<br />

Auf steiler Spur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Die Great Orme Tramway – Direkt an<br />

der Küste zur Irischen See erschließt in<br />

Nordwales eine 1902 eröffnete „Tramway“<br />

den Hausberg des Städtchens<br />

Llandudno. Bis heute wartet die vor wenigen<br />

Jahren modernisierte Standseilbahn<br />

mit mehreren Besonderheiten auf<br />

RUBRIKEN<br />

„Einsteigen, bitte ...“ . . . . . . 3<br />

Bild des Monats . . . . . . . . . . 6<br />

Journal . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Nächster Halt . . . . . . . . . . . . 25<br />

Einst & Jetzt . . . . . . . . . . . . . 56<br />

Fundstück des Monats . . . . . 71<br />

Forum, Impressum . . . . . . . . 80<br />

<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

„Ende gut ...“ . . . . . . . . . . . 82<br />

Das besondere Bild. . . . . . . . 83<br />

4 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

Die B-Wagen für Düsseldorf und Duisburg 40 Netzausbau der <strong>Straßenbahn</strong> in Antwerpen 34<br />

Fit für die 2020er-Jahre: Tatra-HU in Leipzig 52 Funkende Experimente: Die ersten „Elektrischen“ 72<br />

Fahrzeuge<br />

Vielfalt statt Einheitsbrei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

Stadtbahnwagen B in Düsseldorf und Duisburg – Nach Köln<br />

und <strong>Bonn</strong> bestellten weitere Betriebe den B-Wagen. Doch was unterscheidet<br />

die für Rheinbahn und DVG gebauten Fahrzeuge vom „Original“?<br />

Pilsner auch im Westen?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

Škoda plant Expansion auf deutschen Markt – Nach der Gründung<br />

der Tochtergesellschaft Škoda Transportation Deutschland GmbH sieht das<br />

Pilsener Unternehmen Chancen bei Ausschreibungen deutscher Betriebe<br />

TITEL<br />

Fit fürs neue Jahrzehnt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

Aktuelle Hauptuntersuchung an Leipzigs Tatras – Im Januar 2010<br />

übergab die IFTEC GmbH & Co. KG die vermeintlich letzten hauptuntersuchten<br />

T4D-M an die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB). Doch es kommt anders<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> im Modell<br />

Vom KSW und dem Panzer-Maßstab . . . . 76<br />

Modelltram-Neuheiten 2014: Einige unerwartete Überraschungen von<br />

der Nürnberger Spielwarenmesse und der Modellmesse in Sinsheim<br />

Geschichte<br />

TITEL<br />

Zu Beethovens Füßen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

Die Geschichte der <strong>Bonn</strong>er <strong>Straßenbahn</strong> – Wer heute mit der Stadtbahn<br />

durch die Stadt fährt, kann es sich kaum vorstellen: <strong>Bonn</strong>s Nahverkehr<br />

begann 1891 mit einer meterspurigen Pferdebahn. Im Mai 1902 ging die<br />

erste „Elektrische“ in Betrieb – zunächst ebenfalls auf 1.000-mm-Gleisen!<br />

Der Griff nach oben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />

Die Anfänge der Stromabnahme (Teil 2) – Bei der Zu- und Abführung<br />

des Fahrstroms experimentierten die <strong>Straßenbahn</strong>pioniere Ende des<br />

19. Jahrhunderts mit unterschiedlichen Systemen. So fuhr auch die erste<br />

Münchner <strong>Straßenbahn</strong> nach einem danach rasch aufgegebenen Prinzip<br />

Titelmotiv<br />

Tw 140 am 25. April 1962<br />

auf dem <strong>Bonn</strong>er Münsterplatz.<br />

Alles über die <strong>Bonn</strong>er<br />

<strong>Straßenbahn</strong> ab Seite 58<br />

GROSSES BILD: WILHELM ECKERT,<br />

SLG. WOLFGANG MEIER<br />

KLEINE BILDER V.L.N.R.: DIETMAR GEMANDER,<br />

MARTIN JUNGE, WOLFGANG KAISER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

5


Bild des Monats<br />

6<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Bild des Monats<br />

Bild des Monats<br />

In Brandenburg an der Havel laufen die Vorbereitungen auf die Bundesgartenausstellung<br />

„Havelregion 2015“ auf Hochtouren. Die etwa<br />

50 Kilometer westlich von Potsdam gelegene Stadt mit rund 71.000<br />

Einwohnern stellt dabei den südlichsten Ausgangspunkt der Buga dar.<br />

Auch die Verkehrsbetriebe Brandenburg an der Havel bereiten sich<br />

darauf vor: Sie übernahmen Anfang März 2014 aus Halle an der Saale<br />

zwei gebrauchte MGT6-Niederflurwagen, die in Kürze die beiden<br />

letzten Hochflur-KT4D Nr. 179 und 180 ersetzen sollen. Als Ronald<br />

Glembotzky am 26. August 2013 die mit einem Niederflurmittelteil<br />

ausgestatteten KTNF6 Nr. 177 und 185 auf dem Brandenburger<br />

Hauptbahnhofsvorplatz neben dem KT4D Nr. 179 fotografierte, befand<br />

sich dessen Ablösung noch an der Saale im Linieneinsatz.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014 7


Meldungen aus Deutschland,<br />

aus der Industrie und aus aller Welt<br />

Allererste offizielle Ausfahrt eines TW3000 der Üstra vom Betriebshof Glocksee am 8. März: Tw 3002 erreicht von<br />

der Theodor-Krüger-Straße kommend das Liniennetz. Im Hintergrund ist noch die Werbung für die Fahrzeugpräsentation<br />

des Vortages am Zaun der Hauptwerkstatt sichtbar ACHIM UHLENHUT (3)<br />

ONLINE-UMFRAGE<br />

Zweisysteme von<br />

Lesern akzeptiert<br />

Im Heft 4/2014 fragten wir die Leser,<br />

was sie vom Bielefelder Plan halten,<br />

mit der Linie 5 ein neues Niederflursystem<br />

neben dem Hochflurnetz<br />

einzuführen. Die absolute Mehrheit<br />

von 84,6 Prozent votierte für die Aussage,<br />

der Plan ist vernünftig. Lieber<br />

zwei Teilsysteme in Kauf nehmen und<br />

dafür die neue Linie 5 haben, als weiterhin<br />

nur Busse nach Heepen.<br />

11,2 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden<br />

<strong>Straßenbahn</strong>freunde<br />

stimmten für die Antwort, dass der<br />

Plan unvernünftig ist und zwei Teilsysteme<br />

betrieblich und wirtschaftlich<br />

nicht vertretbar sind. Ihrer Meinung<br />

nach soll die Linie 5 als Hochflurlinie<br />

entstehen. Nur 4,2 Prozent der Umfrageteilnehmer<br />

sehen zwei Teilsysteme<br />

ebenso unvernünftig an wie den<br />

Bau einer Hochflurstrecke nach Heepen.<br />

Ihrer Ansicht nach sollten die Pläne<br />

für die Linie 5 begraben werden SM<br />

Hannover: Stadtbahnwagen vom Typ TW3000 bislang nur auf „Schnupperfahrt“<br />

Fehlerhafte Schweißnähte verzögern Linieneinsatz<br />

Unter dem Motto „Mehr Licht –<br />

mehr Raum – mehr Komfort“ hat die<br />

Üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe<br />

AG Anfang März den neuen Stadtbahnwagentyp<br />

TW3000 in Hannover<br />

der Öffentlichkeit vorgestellt. Nach<br />

250 geladenen Gästen nutzten rund<br />

4.000 Interessierte die Gelegenheit,<br />

am 7. März die ersten beiden Stadtbahnwagen<br />

dritter Generation auf<br />

dem Gelände der Hauptwerkstatt<br />

Glocksee zu besichtigen. Da tags zuvor<br />

die Betriebsgenehmigung für Einzelwagen<br />

erging, fanden am 8. März<br />

kurzfristig kostenlose „Schnupperfahrten“<br />

statt. Erneut stürmte die interessierte<br />

Bevölkerung an diesem Tag einige<br />

Stunden lang die Fahrzeuge. Die<br />

Üstra berichtete der Lokalpresse von<br />

3.200 Fahrgästen binnen gut drei Stunden.<br />

Den Premierenfahrgästen gefielen<br />

offenbar insbesondere der sehr ruhige<br />

und weiche Lauf der Sechsachser und<br />

das großzügige Raumangebot, auch<br />

die Orientierung an den Belangen behinderter<br />

Menschen fiel positiv auf.<br />

Gegenüber den TW3000 sehen die silbernen<br />

TW2000 der Baujahre 1997 bis<br />

2000 innen plötzlich ziemlich alt aus,<br />

obwohl der Neue offiziell nur eine Weiterentwicklung<br />

ist. Erfreut äußerten<br />

sich Fahrgäste über den hellen Innenraum<br />

mit farblich wechselnder „Ambientebeleuchtung“<br />

– und darüber,<br />

dass sich außen wieder mehr Lindgrün<br />

findet. Dies hatte in den 1990er-Jahren<br />

Rege Nachfrage herrschte während der „Schnup perfahrten”, hier in der<br />

zentralen U-Station Kröpcke. Am 8. März waren nur Fahrten mit Einzelwagen<br />

zugelassen, doch auch Langzüge wären voll geworden<br />

8<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Deutschland<br />

Fehlerhafte Schweißnähte<br />

verschieben Inbetriebnahme<br />

Zum Zeitpunkt der Fahrzeugpräsentation<br />

waren in Hannover vier TW3000<br />

vorhanden, inzwischen sollte etwa ein<br />

weiteres Exemplar wöchentlich aus<br />

den Montagehalle von HeiterBlick in<br />

Leipzig hinzukommen. Die Zeitspanne<br />

von der Anlieferung des ersten Wagens<br />

Mitte November bis zu den ersten<br />

Fahrten mit Publikum im März<br />

wird in Hannover als rekordverdächtig<br />

kurz bezeichnet. Nach abschließenden<br />

Tests sollte der Linienverkehr urals<br />

veralteter Look der 1970er-Jahregegolten.<br />

Jetzt ist es wieder da und der<br />

Stadtbahnwagen im Verkehrsraum<br />

ganz nebenbei auch wieder besser zu<br />

erkennen.<br />

Geplante Einsatzstrecken<br />

Da die TW3000 am 8. März nur die<br />

Strecke Stadionbrücke – Hauptbahnhof<br />

mit insgesamt sechs Haltestellen – davon<br />

vier Tunnelstationen – befuhren,<br />

ergab sich die Möglichkeit eines 15-<br />

Minuten-Taktes. Der befahrene Abschnitt<br />

ist Teil der 1975 eröffneten A-<br />

Strecke, auf der im Zuge der Linie 7<br />

zwischen Wettbergen und Schierholzstraße<br />

(ab Dezember 2014: Misburg)<br />

zunächst alle eintreffenden TW3000 in<br />

der Regel als Zweiwagenzüge zum Einsatz<br />

kommen sollen. Danach ist im<br />

Jahr 2015 die Einsatzausweitung auf<br />

die Linie 3 geplant. Hier verkehren zum<br />

Teil Dreiwagenzüge, was eine entsprechende<br />

Anzahl vorhandener Fahrzeuge<br />

voraussetzt. Bis voraussichtlich im<br />

Jahr 2018 die 100 aktuell bestellten<br />

TW3000 ausgeliefert sind, sollen sie<br />

nach und nach auch die Linien 4 und 5<br />

auf der C-Stecke bedienen, die bis<br />

dahin frei von Haltestellen mit Niedrigbahnsteigen<br />

sein werden. Die Betriebshöfe<br />

und Kehranlagen erhalten zugleich<br />

lange Podeste, damit das<br />

Personal die Wagen betreten kann.<br />

Option auf weitere Wagen<br />

Ob im Anschluss an die auszuliefernden<br />

Serien weitere 46 Wagen bestellt werden,<br />

auf die eine Option beim Herstellerkonsortium<br />

Vossloh-Kiepe/Alstom<br />

be steht, hängt von einer erneuten Förderzusage<br />

des Landes Niedersachsen<br />

ab: Jeder der derzeit 2,5 Millionen Euro<br />

teuren TW3000 wird zu 50 Prozent<br />

vom Land bezuschusst, die andere<br />

Hälfte deckt die Region Hannover im<br />

Rahmen des Verlustausgleichs. Zwar<br />

sollen laut Planung die neuen Wagen –<br />

für die es noch keinen Übernamen gibt<br />

– die „Grünen“ (TW6000) vollständig<br />

ersetzen, doch kann sich die Unternehmensleitung<br />

auch vorstellen, etwa 40<br />

der älteren Stadtbahnen weiter vorzuhalten,<br />

um beispielsweise Steigerungen<br />

der Fahrgastzahlen abzufangen. Die<br />

bislang vermiedene grundhafte Modernisierung<br />

– die Kosten liegen bei rund<br />

einer Million Euro pro Wagen – wäre<br />

dann allerdings unausweichlich. Im Übrigen<br />

sollen auch einige Merkmale der<br />

neuen TW3000 zumindest bei den 143<br />

silbernen TW2000 Anwendung finden:<br />

Der Üstra-Vorstand sprach von der<br />

LED-Türzustandsanzeige, dem „praxistauglichen<br />

Fahrersitz“ und anderen De-<br />

Tw 6122 „very british“ unterwegs<br />

Niedersachsen feiert 2014 an<br />

mehreren Orten ein königliches Fest:<br />

Vor 300 Jahren begann die so genannte<br />

Personalunion des hannoverschen<br />

Königshauses mit Großbritannien.<br />

Unter dem Motto „Als die<br />

Royals aus Hannover kamen“ wird<br />

daran in fünf Museen und bei zahlreichen<br />

Veranstaltungen erinnert.<br />

Von 1714 bis 1837 stellte das Haus<br />

Hannover die Könige Englands. Passend<br />

zu Jubiläumsjahr und Landesausstellung<br />

rollt jetzt in Hannover<br />

eine Werbebahn. Die Aufmachung<br />

erinnert etwas an bunte „Brit-Pop“-<br />

Zeiten, der für das 18. Jahrhundert<br />

korrekte Union Jack auf den Fronten<br />

ist wahrlich unübersehbar. Er dominiert<br />

auch beidseits flächendeckend<br />

den Mittelwagen. Ihn flankiert ein<br />

springendes Pferd, das nicht etwa<br />

das Niedersachsenross darstellt,<br />

sondern einer Medaille entlehnt ist,<br />

tails. Vorstellbar ist auch ein Ersatz des<br />

am TW2000 ungünstig montieren<br />

Rückblickspiegels durch die jetzt eingeführten<br />

Kameras und Monitore.<br />

die einst zum Regierungsantritt von<br />

Georg I. (hannoversch: Schorse) in<br />

London geprägt wurde.<br />

Der Tw 6122 wird bis Ende des<br />

Jahres errötet in Hannover unterwegs<br />

sein. Auch die 1892 gegründete<br />

Hannoversche Verkehrsbetriebe<br />

Üstra AG selbst hat britische Wurzeln:<br />

Eine der Vorgängergesellschaften<br />

war die Londoner „The Tramways<br />

Company of Germany“, die<br />

1879 die von einem Londoner Bürger<br />

begründete „Continental Pferdeeisenbahn-Actiengesellschaft“<br />

übernahm, welche im September<br />

1872 Hannovers erste Pferdebahnlinie<br />

eröffnet hatte. Beides geschah<br />

übrigens nahezu zeitgleich in Dresden.<br />

Nebenbei war die erste halböffentliche<br />

Buslinie im damaligen<br />

Hannover 1846 vom „British Hotel“<br />

für Fahrten vom und zum Centralbahnhof<br />

eröffnet worden. ACU<br />

Am 3. März stellte die Üstra im Betriebshof Glocksee den Tw 6122 mit<br />

„Personalunions- Lackierung“ vor, die er bis Ende 2014 behält<br />

sprünglich bereits im Laufe des März<br />

bzw. im April aufgenommen werden.<br />

Doch nachdem in den Tagen zuvor bereits<br />

die Gerüchteküche gekocht hatte,<br />

veröffentlichte die Üstra Ende März<br />

eine Erklärung, der gemäß an allen Wagen<br />

im Bereich des Gelenkträgers fehlerhafte<br />

Schweißnähte entdeckt worden<br />

sind. Ein neuer Termin, wann die<br />

Wagen in den Linieneinsatz kommen,<br />

war bis zum Redaktionsschluss nicht<br />

bekannt. In der Tagespresse erklärte die<br />

Üstra, bei den bisherigen Fahrten habe<br />

es zu keinem Zeitpunkt ein Sicherheitsrisiko<br />

für Fahrgäste gegeben. Fahrbereit<br />

seien alle Wagen, allerdings würden die<br />

fehlerhaften Schweißnähte den Kontroll-<br />

und ggf. den späteren Instandhaltungsaufwand<br />

erhöhen. ACU/AM<br />

Berlin<br />

Die Fraktion Bündnis 90/Die<br />

Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus<br />

zeichnete Ende März den<br />

Verkehrsverbund Berlin Brandenburg<br />

(VBB) für seine Open-Data-<br />

Aktivitäten aus. Die VBB-Livekarte<br />

informiere die Fahrgäste aktuell:<br />

Auf der VBB-Website werden auf<br />

der Karte die Live-Positionen aller<br />

<strong>Straßenbahn</strong>en, Busse und Züge<br />

im ganzen Verbundgebiet darstellt<br />

– mit allen Echtzeitdaten,<br />

die der VBB von den einzelnen<br />

Verkehrsunternehmen geliefert<br />

bekommt. Die Darstellung umfasst<br />

über 13.000 Haltestellen<br />

und Bahnhöfe sowie auch 1.000<br />

Linien im gesamten VBB. MSP<br />

Dresden<br />

Am 31. März begann Sanierung<br />

an der Pennricher/Rudolf-Renner-Straße.<br />

Die bislang<br />

nahezu komplett gepflasterte<br />

Kreuzung erhält für 10,3 Millionen<br />

Euro neue Versorgungsleitungen,<br />

Gleisanlagen, einen geräuschmindernden<br />

Straßenbelag<br />

sowie weitgehend barrierefreie<br />

Haltestellen. Für die Linien 2 und<br />

12 gelten bis 23. Oktober wechselnde<br />

Umleitungen. Im Zuge der<br />

gleichzeitigen Bauarbeiten auf<br />

der Schandauer Straße richten<br />

die DVB zwischen den Interimsendstellen<br />

Semmelweisstraße<br />

(Einfahrt GVZ) und Pohlandplatz<br />

ab 14. April eine Linie 44 mit<br />

Zweirichtungswagen ein. MSP<br />

Kehl/<br />

Straßburg<br />

Am 26. Februar 2014 fand<br />

am Straßburger Rheinufer auf<br />

dem Gelände des alten Zollhofes<br />

der symbolische „erste Spatenstich“<br />

für die neue grenzüberschreitende<br />

<strong>Straßenbahn</strong> von<br />

Straßburg nach Kehl statt. Bevor<br />

dafür wieder erste Gleise verlegt<br />

werden, sind jedoch zunächst<br />

zwei Brücken zu errichten. Mitte<br />

2016 soll die <strong>Straßenbahn</strong> den<br />

Kehler Bahnhof und 2017 die<br />

Kehler Innenstadt erreichen. In<br />

Weil am Rhein und auf Kleinbasler<br />

Gebiet sind die Gleise<br />

teils schon verlegt. UMÜ<br />

rz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

9


Aktuell<br />

Die baulich komplett sanierte obere Wagenhalle in Bad Cannstatt – hier am 20. Januar 2014 – bleibt nach einer<br />

aktuellen Entscheidung der SSB AG zumindest mittelfristig Depotfläche ohne Besucherverkehr JÜRGEN DAUR<br />

Stuttgart<br />

„Neue“ <strong>Straßenbahn</strong>welt gestoppt<br />

Das Museum im historischen <strong>Straßenbahn</strong>-Depot Bad<br />

Cannstatt verbleibt zumindest mittelfristig in der unteren<br />

Wagenhalle, während das höher gelegene – wesentlich geräumigere<br />

– Pendant weiterhin betrieblichen Zweckendient.<br />

Diese Entscheidung traf kürzlich die Stuttgarter <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

AG (SSB). Hintergrund ist die angespannte<br />

Kassenlage des Unternehmens aufgrund sinkender Zuschüsse<br />

von Bund und Land. Um die Liquidität sicherzustellen,<br />

verkauft die SSB Grundeigentum und verschiebt eine<br />

Reihe von Hochbauprojekten, darunter die Sanierung<br />

des Verwaltungszentrums in Möhringen und den Bau einer<br />

zusätzlichen Abstellhalle für den wachsenden Bestand an<br />

Stadtbahnzügen. Von den Sparmaßnahmen nicht betroffen<br />

sind die laufenden Infrastrukturprojekte.<br />

Mit der Sanierung der oberen Wagenhalle des historischen<br />

Depots Bad Cannstatt war Ende 2009 – ein halbes<br />

Jahr nach Eröffnung des jetzigen Museums in der unteren<br />

Wagenhalle – begonnen worden. Ursprünglich sollte hier<br />

sowie in einem angrenzenden Neubau ein Mobilitätserlebniszentrum<br />

entstehen – ein städtisches Projekt, das<br />

sich aus verschiedenen Gründen mittlerweile zerschlagen<br />

hat. Seitdem war geplant, das Objekt zur „neuen“ <strong>Straßenbahn</strong>welt<br />

umzugestalten. Von einer dazu anfangs planerisch<br />

berücksichtigten Nebennutzung als Eventlocation<br />

für bis zu 1.000 Gäste ist die SSB aufgrund kaum erfüll -<br />

barer Brandschutzauflagen abgerückt.<br />

Alle bereits begonnenen Arbeiten werden noch abgeschlossen,<br />

dies betrifft auch die endgültige Gestaltung der<br />

östlichen Giebelseite, die nach dem Abbruch zweier Erweiterungsbauten<br />

provisorisch mit einer Palisadenwand verschlossen<br />

worden war. Seither ist die <strong>Straßenbahn</strong>welt ohne<br />

Gleiszufahrt, die nun ebenfalls wiederhergestellt wird.<br />

Damit erhält der Verein Stuttgarter Historische <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

(SHB), der das Museum gemeinsam mit der SSB<br />

betreibt, erstmals nach vier Jahren wieder Gelegenheit,<br />

die Schausammlung inhaltlich zu verändern.<br />

Die Option zum Endausbau der oberen Halle bleibt gewahrt.<br />

Einstweilen behält das in seiner Statik gesicherte Gebäude<br />

seine heutige Funktion als Abstellhalle für fahrbereite<br />

Museumswagen und Ersatzteilspender. Besucher haben keinen<br />

Zutritt, doch wird zu Beginn jeder Fahrt mit den historischen<br />

<strong>Straßenbahn</strong>wagen die obere Halle durchfahren. JDA<br />

Hamburg<br />

Barrierefreie Stationen<br />

für die Hochbahn<br />

Seit 2011 rüstet die Hamburger<br />

Hochbahn AG ihre U-Bahn-Stationen<br />

verstärkt und systematisch mit Aufzügen<br />

aus. In diesem Jahr steht die über<br />

100 Jahre alte Haltestelle Feldstraße<br />

im Fokus: Für den Aufzugseinbau war<br />

die Haltestelle im März während der<br />

Schulferien komplett gesperrt. „Wir<br />

arbeiten mit Hochdruck an dem ehrgeizigen<br />

Ziel, das Hamburger U-Bahn-<br />

System barrierefrei auszubauen. Im<br />

ersten Ausbauschritt bis 2015 werden<br />

wir 21 Haltestellen umgebaut haben“,<br />

kündigte Jens-Günter Lang als Technik-Vorstand<br />

der Hochbahn vor kurzem<br />

an. Im Rahmen des Projekts<br />

„barrierefreier Ausbau“ erhält die Haltestelle<br />

Feldstraße einen Vertikalaufzug.<br />

Der Bahnsteig wird komplett erhöht,<br />

um so einen niveaugleichen<br />

Einstieg in die Fahrzeuge zu gewährleisten.<br />

Die Stationen Legienstraße<br />

und Berne bekommen neben den Aufzügen<br />

neue, zusätzliche Ausgänge an<br />

den Bahnsteigenden, wo bislang keine<br />

Ausgänge existieren. Besondere<br />

Schwierigkeiten bereitet die denkmalgeschützte<br />

Haltestelle Klosterstern,<br />

hier sucht die Hochbahn noch nach einer<br />

Lösung zur Wahrung des Denkmalschutzes<br />

bei gleichzeitig barrierefreier<br />

Nutzbarkeit.<br />

Für das vergangene Geschäftsjahr<br />

vermeldete der Hamburger Verkehrsverbund<br />

(HVV) im März 2014 eine<br />

neue „Bestmarke“. Demnach nutzten<br />

728 Millionen Reisende die Nahverkehrsangebote<br />

im Verbundsbereich.<br />

Dies stelle eine Zunahme von 10,8<br />

Millionen Fahrgästen bzw. um 1,5 Prozent<br />

gegenüber 2012 dar. Zu den Ursachen<br />

für die parallel um fünf Prozent<br />

auf knapp 20 Millionen Euro<br />

Frankfurt (Main): Der in den vergangenen Jahren oft als „Lieschen“ verkehrende<br />

Tw 105 (Credé 1954) im Feiertagsverkehr am Endpunkt Stresemann -<br />

allee/Mörfelder Landstraße, wo Anschluss zur Linie 14 bestand ANDY PAULA<br />

Magdeburg: Der Tw 1353 erreichte am 8. März als eines der ersten Liniendienstfahrzeuge<br />

seit dem Hochwasser 2013 die Haltestelle DB-Haltepunkt<br />

Herrenkrug. Die dortigen Signalanlagen sind noch außer Betrieb DITMAR PAUKE<br />

10<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Deutschland<br />

angestiegenen Fahrgeldeinnahmen<br />

gehört die Tarifanhebung im Januar<br />

2013. LAB/FBT<br />

Frankfurt (Main)<br />

„Lieschen“-Strecke<br />

ist stillgelegt<br />

Die im Frankfurter Volksmund liebevoll<br />

„Lieschen“ genannte, überwiegend<br />

eingleisige, rund 1,7 Kilometer<br />

lange Verbindungsstrecke von der Stresemannallee/Mörfelder<br />

Landstraße<br />

(Riedhof) vorbei am Park Louisa zum<br />

Oberforsthaus ist seit April stillgelegt.<br />

Die zunächst mit Dampfstraßenbahnen<br />

befahrene Strecke entstand 1889 für<br />

die Waldbahn-Linie nach Schwanheim.<br />

Seit den 1930er-Jahren fand jährlich<br />

nur von Pfingstsamstag bis zum darauffolgenden<br />

Dienstag Fahrbetrieb<br />

statt, die übrige Zeit ist dieser Abschnitt<br />

seit über 80 Jahren ohne Verkehr. Um<br />

ihn befahrbar zu halten, wären nach<br />

Angaben der VGF Investitionen in Höhe<br />

von 1,5 Millionen Euro notwendig. Die<br />

Abbindung der Weiche am Oberforsthaus<br />

erfolgte bereits 2006 zur Streckenmodernisierung<br />

im Vorfeld der<br />

Fußball-Weltmeisterschaft, jetzt sind im<br />

Zuge von Umbauarbeiten und entgegen<br />

der bisherigen Planung seit Mitte<br />

April 2014 auch die Gleise am anderen<br />

Streckenende abgebunden.<br />

Das „Lieschen“ war neben dem Ebbelwei-Expreß<br />

die letzte Frankfurter<br />

<strong>Straßenbahn</strong>linie mit Schaffnerbetrieb.<br />

Zu dem rund um den „Frankfurter Nationalfeiertag“,<br />

dem Wäldchestag,<br />

stattfindenden Volksfest wird die VGF<br />

statt der historischen Tram jetzt einen<br />

Bus-Oldie auf der Mörfelder Landstraße<br />

einsetzen.<br />

MSP<br />

Wuppertal<br />

Schwebebahnwagen<br />

bald zu verkaufen?<br />

Mit der bevorstehenden Einführung<br />

der neuen Wagengeneration werden<br />

die aktuellen Exemplare möglicherweise<br />

zum Kauf angeboten – und<br />

zwar möbliert einschließlich der Sitze<br />

und Haltestangen. Insgesamt geht es<br />

um 25 Wagen, die mit Inbetriebnahme<br />

der neuen Einheiten ab 2015 überflüssig<br />

werden.<br />

Zumindest denken die Wuppertaler<br />

Stadtwerke darüber nach, wie sie mit<br />

den rund 40 Jahre alten Zügen umgehen.<br />

Eine Option ist, sie zu verkaufen.<br />

Dabei beträgt der reine Schrottwert der<br />

Schwebebahnzüge lediglich rund 5.000<br />

Euro pro Wagen. Ein bisschen wenig für<br />

das Wuppertaler Wahrzeichen, finden<br />

auch die Stadtwerke. Deshalb könnten<br />

die Wagen also wahrscheinlich ebenso<br />

gut verkauft statt verschrottet werden<br />

– Interessenten gibt es schon. Wer<br />

Kaufinteresse hegt, könne sich auf eine<br />

Liste setzen lassen. Der Preis für einen<br />

alten Schwebebahnwagen steht dabei<br />

allerdings noch gar nicht fest. Erste<br />

Überlegungen gingen dahin, dass ein<br />

Käufer den Transport zu zahlen hätte –<br />

und dann zusätzlich Geld für einen sozialen<br />

Zweck zur Verfügung stellt. Ob<br />

das auch so umgesetzt wird, sei allerdings<br />

noch unklar. Die Transportkosten<br />

allein innerhalb der Stadt belaufen sich<br />

auf etwa 2.000 Euro.<br />

PM/ZM<br />

Magdeburg<br />

Herrenkrug<br />

wieder am Netz<br />

Brandenburg: Abladung des aus Halle übernommenen MGT6D 500 in der<br />

Hauptstraße unweit des Neustädtischen Markts<br />

RONNY DAUER<br />

Seit dem 8. März ist ein Stück Normalität<br />

ins Netz der Magdeburger Verkehrsbetriebe<br />

zurückgekehrt, die MVB<br />

bedient – wenn auch mit Einschränkungen<br />

– wieder mit der <strong>Straßenbahn</strong>linie 6<br />

regelmäßig den Ast zum Herrenkrug. Da<br />

die Signalsicherungsanlage des eingleisigen<br />

Abschnitts zwischen Breitscheidstraße<br />

und der Endschleife immer noch<br />

flutgeschädigt ist, fährt vorerst nur jede<br />

zweite <strong>Straßenbahn</strong> zum Herrenkrug.<br />

Mit der Wiederinbetriebnahme der Herrenkrug-Strecke<br />

verkehrt auch die Anschlusslinie<br />

95 wieder regulär, der Busverkehr<br />

und das Umsteigen in den SEV<br />

entfallen. Der Wiederinbetriebnahme<br />

ging die Bereitstellung eines provisorischen<br />

Gleichrichterunterwerks sowie eine<br />

Instandsetzung der Haltestelle am<br />

DB-Haltepunkt Herrenkrug voraus. Letztere<br />

war im Juni durch den Bau von provisorischen<br />

Hochwasserschutzanlagen<br />

in Mitleidenschaft gezogen worden.<br />

Vor der Probefahrt Anfang März<br />

ließ die MVB an den T4D Nr. 1254 und<br />

1274 II die Schleifleisten der Stromabnehmer<br />

mit Farbe bestreichen. Anhand<br />

der Kratzspuren beurteilte sie anschlie<br />

ßend, ob die Fahrleitung sich<br />

weiterhin innerhalb des erlaubten Toleranzbereiches<br />

befindet und nicht<br />

vom Stromabnehmer gleiten kann.<br />

Am 4. und 5. März fand ein weiterer<br />

Probebetrieb mit der vorgenannten<br />

T4D-Doppeltraktion sowie dem Fahrschulwagen<br />

774 und dem historischen<br />

Tw 1120 statt. Da beim Probebetrieb<br />

keine Probleme auftraten, ist der Herrenkrug<br />

seit 8. März regulär wieder<br />

mit der <strong>Straßenbahn</strong> zu erreichen.<br />

Aufgrund der weiterhin defekten<br />

Signalanlage findet die Sicherung des<br />

eingleisigen Abschnitts mittels des beispielsweise<br />

von der Kirnitzschtalbahn<br />

bekannten „Stabfahrens“ statt, alle<br />

Weichen stellen die Fahrer per Hand.<br />

Sobald die Signalanlage repariert ist,<br />

wird wieder im 10-Minuten-Takt zum<br />

Herrenkrug gefahren. Von der Strecke<br />

zum Barleber See gibt es dagegen<br />

noch keine positiven Nachrichten. Bis<br />

zum Betriebshof Nord wird ein provisorischer<br />

20-Minuten-Takt angeboten,<br />

jede zweite „10“ endet tagsüber in<br />

der Schleife Neue Neustadt. Durch die<br />

im Gegensatz zum Herrenkrug weitaus<br />

umfangreicheren Arbeiten zur Schadensbeseitigung<br />

ist wahrscheinlich eine<br />

europaweite Ausschreibung dieser<br />

Arbeiten nötig, was den zeitlichen<br />

Rahmen kaum verkürzen dürfte. DP<br />

Brandenburg (Havel)<br />

Niederflurwagen aus<br />

Halle eingetroffen<br />

Die Hallesche Verkehrs-AG (HA-<br />

VAG) hat ihre ersten beiden Niederflurwagen<br />

nach Brandenburg an die<br />

Havel verkauft. In der Saalestadt galten<br />

die 1992 und 1993 bei der Düwag<br />

gebauten Fahrzeuge als Außenseiter.<br />

Beide Triebwagen entstammen einer<br />

Lieferserie an die Bochum-Gelsenkirchener<br />

<strong>Straßenbahn</strong>en AG (Bogestra).<br />

Berlin: Durch die Inbetriebnahme langer Flexity Berlin GT8-08ZR sondert die BVG derzeit mehrere KT4D mod<br />

und KT4Dt mod nach deren Fristablauf aus. Die fünf Tw 6008, 6040, 6121, 6144 und 6153 verkaufte die BVG anschließend<br />

in die Udmurtische Republik im russischen Föderationskreis Wolga. Sie sollen – gemeinsam mit fünf<br />

noch folgenden Wagen aus Berlin – in der dortigen Hauptstadt Ischewsk zum Einsatz kommen. Die Verladung des<br />

Tw 6008 im Güterbahnhof Berlin Nordost hielt Sebastian Schrader am 26. Februar im Bild fest<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014 11


Aktuell<br />

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Erfurt: Seit 22. März finden die Rundfahrten durch die Landeshauptstadt mit Tatrawagen statt. Für diese Einsätze<br />

stehen die Tw 512, 520 und 522 zur Verfügung, letzterer ist als erster Erfurter KT4D mit einer Choppersteuerung<br />

ausgerüstet. Den bisher für die Stadtrundfahrten genutzten Gotha-Gelenkwagen 178 stellten die Erfurter<br />

Stadtwerke ab. Am 1. März 2014 kam der Tw 520 noch als Verstärkung des G4 zum Einsatz HEIKO FELLNER<br />

Technisch unterschieden sich die Wagen<br />

in einigen Punkten von den übrigen<br />

60 MGT6D, die Adtranz ab 1996<br />

für die HAVAG produzierte. Seit 1995<br />

sind in Brandenburg vier typgleiche<br />

Fahrzeuge im Bestand der VBBr, so<br />

dass sich deren Anzahl mit den Halleschen<br />

MGT6D auf fünf Wagen erhöht.<br />

Letzter Einsatztag in Halle war für<br />

die beiden Tw der 21. Februar. Zehn<br />

Tage später rollten zwei Tieflader an,<br />

um die etwa 30 Meter langen Fahrzeuge<br />

abzutransportieren. Gegen 21<br />

Uhr verließen die Schwerlasttransporter<br />

die Saalestadt. Nach knapp zwei<br />

Stunden Fahrzeit erreichte der Konvoi<br />

Brandenburg. Eine Entladung im Betriebshof<br />

war aufgrund der dortigen<br />

Platzverhältnisse nicht möglich, sie<br />

fand in der Hauptstraße in der Nähe<br />

zum Neustädtischen Markt statt. Am<br />

4. März rollte kurz nach Mitternacht<br />

zunächst der Wagen 500 vom Transporter,<br />

rund anderthalb Stunden später<br />

folgte Triebwagen 501. Den Betriebshof<br />

erreichten beide Fahrzeuge<br />

aus eigener Kraft, mit dem ersten Linieneinsatz<br />

ist allerdings nicht vor Sommer<br />

zu rechnen, es sind noch Anpassungsarbeiten<br />

notwendig.<br />

Beide Wagen befinden sich übrigens<br />

nicht zum ersten Mal in der<br />

Havelstadt: Schon 1994 stand der<br />

MGT6D 500 in Brandenburg zu Probefahrten<br />

im Einsatz, ein Jahr später<br />

unternahm auch Tw 501 Test- und Präsentationsfahrten.<br />

Neben Brandenburg<br />

waren die Wagen u. a. auch zu<br />

Vorführfahrten in Bad Schandau, Basel,<br />

Cottbus, Erfurt und Lodz. PIE<br />

Plauen<br />

Neuer ÖPNV-<br />

Verknüpfungspunkt<br />

Am 24. Februar startete offiziell eine<br />

der größten Komplexbaumaßnahmen<br />

der Stadt, für über ein Jahr gibt<br />

es in Plauens Stadtzentrum umfangreiche<br />

Behinderungen. Ursache ist der<br />

Neubau der ÖPNV-Verknüpfungsstelle<br />

„Plauen Mitte“ an der Reichenbacher<br />

Straße. Neben dem Neubau der Eisenbahnbrücke,<br />

der Sanierung des Bahndamms<br />

und der Verbreiterung der Reichenbacher<br />

Straße stadtauswärts zu<br />

einer zweispurigen Fahrbahn wird<br />

auch der Kreuzungsbereich Stresemann-/Reichenbacher<br />

Straße umgestaltet.<br />

Die Eisenbahnlinie durch das<br />

Elstertal ist voraussichtlich bis zum 3.<br />

November unterbrochen, in diesem<br />

Zeitraum wird die Eisenbahnüberführung<br />

neu errichtet. Ein Baugleis führt<br />

die <strong>Straßenbahn</strong> unter Entfall der Haltestelle<br />

Dammstraße auf der nördlichen<br />

Seite entlang des Elsterufers auf<br />

der Reichenbacher Straße an der Baustelle<br />

vorbei. Die PSB ist mit der Errichtung<br />

einer neuen <strong>Straßenbahn</strong>haltestelle<br />

vor der neuen Brücke sowie der<br />

Erneuerung ihrer Gleistrasse bis zur<br />

Haltestelle Knielohstraße am Vorhaben<br />

beteiligt. Die gesamte Baumaßnahme<br />

im Volumen von 11,5 Millionen Euro<br />

endet voraussichtlich im Juni 2015. ROY<br />

Bad Ems<br />

Malbergbahn im<br />

„Dornröschenschlaf“<br />

In diesem Jahr jährt sich die Einstellung<br />

der seinerzeit ältesten deutschen<br />

Standseilbahn zum 35. Mal. Zuvor<br />

hatte damals der TÜV ein<br />

Gutachten mit Sicherheitsbedenken<br />

vorgelegt, woraufhin sich die Bad Emser<br />

Stadtverwaltung weigerte, in den<br />

Erhalt der Bahn zu investieren. Danach<br />

beschloss der Stadtrat am 18.<br />

Dezember 1979 bei einer Gegenstimme<br />

die „vorläufige“ Einstellung des<br />

Fahrbetriebs. Seit dieser Zeit befindet<br />

sich die Malbergbahn im „Dornröschenschlaf“.<br />

Seit Juli 1982 bemüht<br />

sich der Förderverein Malberg und<br />

Malbergbahn e. V. um die Wiederinbetriebnahme<br />

der am 5. Juni 1887<br />

eröffneten und letztmalig 1956 modernisierten<br />

Standseilbahn System<br />

Riggenbach. Fehlende finanzielle Mittel,<br />

die fehlende Unterstützung seitens<br />

der Stadtverwaltung von Bad Ems, ein<br />

Bad Ems: Seit 35 Jahren Stillstand und Verfall beim technischen Denkmal<br />

Malbergbahn. Entsteht in dem Gebäude 2014 ein Café?<br />

JÖRN FRIES<br />

Plauen: Der Tw 224 passierte am 25. Februar 2014 auf Linie 6 nach Waldfrieden<br />

den Standort des künftigen Haltepunkts Plauen Mitte RONNY DAUER<br />

12 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Deutschland · Industrie · Weltweit<br />

fehlendes Konzept für das Naherholungsgebiet<br />

Hoher Malberg sowie der<br />

voranschreitende Verfall der Bahnanlagen<br />

verhinderten bislang jedoch die<br />

Wiederinbetriebnahme. Zwar wurde<br />

das Gesamtensemble im Dezember<br />

1981 unter Denkmalschutz gestellt,<br />

trotzdem verfallen Bahnanlagen und<br />

die beiden an Berg- und Talstation stehenden<br />

Wagen sichtbar. Nur die Talstation<br />

selbst wurde im Jahr 2008 aufwändig<br />

renoviert. Dort soll nun nach<br />

Ansicht des Fördervereins ein Café<br />

eingerichtet werden. Von einer Wiederinbetriebnahme<br />

der Standseilbahn<br />

spricht niemand mehr.<br />

Auch die in Koblenz ansässige<br />

Martin-Görlitz-Stiftung für Energie,<br />

Umwelt und Soziales setzt sich für<br />

den Erhalt der Malbergbahn als Industriedenkmal<br />

ein. Auf ihrer Website<br />

www.goerlitz-stiftung.de kann man<br />

die Malbergbahn fahren sehen – allerdings<br />

nur als Modell.<br />

FRI<br />

Industrie<br />

Siemens<br />

Erster Avenio<br />

für Den Haag<br />

Ende März verließ der erste für<br />

das niederländische Den Haag gebaute<br />

<strong>Straßenbahn</strong>wagen vom Typ<br />

Avenio das Siemenswerk in Wien. Der<br />

Hersteller ließ ihn zunächst ins Prüfcenter<br />

nach Wegberg-Wildenrath<br />

bringen, wo das Fahrzeug nun dynamischen<br />

Prüfungen unterzogen wird.<br />

Danach erfolgen Abnahmetests in<br />

Den Haag. Die Auslieferung der ersten<br />

von insgesamt 40 bestellten <strong>Straßenbahn</strong>wagen<br />

an den Betreiber<br />

Haagsche Tramweg-Maatschappij<br />

(HTM) ist noch für dieses Jahr vorgesehen.<br />

Erst kürzlich orderte HTM aus<br />

einer bei der Ursprungsbestellung im<br />

November 2011 vereinbarten Option<br />

weitere 20 Avenio. Die neuen Wagen<br />

Rheinbahn: Wie im Heft 4/2014<br />

auf den Seiten 9/10 vorgestellt, haben<br />

die Düsseldorfer Rheinbahn AG<br />

und die Kölner Verkehrsbetriebe<br />

(KVB) Anfang des Jahres gemeinsam<br />

einen neuen Stadtbahnwagentyp<br />

ausgeschrieben – hier ein<br />

Designentwurf des von der Rheinbahn<br />

als HF6 bezeichneten Typs. Innerhalb<br />

des Projektes mit einem Investitionsvolumen<br />

von rund 200<br />

Millionen Euro soll die KVB 20<br />

Fahrzeuge und die Rheinbahn 46<br />

mit einer Option auf weitere zwölf<br />

Wagen erhalten RHEINBAHN AG<br />

Mit Betriebsschluss am 28. Februar<br />

legten die Wiener Linien im Süden der<br />

österreichischen Bundeshauptstadt<br />

den 2,2 Kilometer langen Abschnitt<br />

Alaudagasse – Oberlaa, Therme Wien<br />

der <strong>Straßenbahn</strong>linie 67 still. Die <strong>Straßenbahn</strong><br />

weicht hier der Verlängerung<br />

der U-Bahnlinie 1 vom Reumannplatz<br />

nach Oberlaa, die im genannten Abkommen<br />

auf den Linien 1, 9, 11, 15<br />

und 17 zum Einsatz.<br />

Der Avenio für Den Haag hat eine<br />

geräumige Innenraumgestaltung mit<br />

zwei großen Multifunktionsbereichen<br />

für Rollstühle und Kinderwagen in den<br />

Mittelmodulen. Für einen zügigen<br />

Fahrgastwechsel sind auf jeder Seite<br />

eine Einfach- und vier Doppeltüren mit<br />

einer lichten Weite von 1,3 Meter<br />

gleichmäßig über die Fahrzeuglänge<br />

angeordnet. Die Klimaanlagen für die<br />

Fahrerkabinen und den Passagierbereich<br />

garantieren im gesamten Fahrzeug<br />

angenehme Klimatisierung. MSP<br />

Vossloh<br />

Citylink NET 2012<br />

für Karlsruhe<br />

Der erste Niederflur-Stadtbahnwagen<br />

wird derzeit auf der werkseigenen<br />

Teststrecke von Vossloh den dynamischen<br />

Versuchsreihen unterzogen. Gemäß<br />

Zeitplan wird Ende Mai der erste<br />

von insgesamt 25 Stadtbahnwagen<br />

aus dem spanischen Valencia nach<br />

Karlsruhe geliefert. Bis Ende September<br />

kommen sechs weitere Fahrzeuge<br />

hinzu, die nach ihrer Zulassung umgehend<br />

im innerstädtischen Betrieb genutzt<br />

werden sollen. Dort ersetzen sie<br />

die GT8-D, die derzeit noch auf der Linie<br />

5 unterwegs sind.<br />

Im Oktober 2011 hatten die Verkehrsbetriebe<br />

Karlsruhe (VBK) bei der<br />

Vossloh Kiepe GmbH und der spanischen<br />

Vossloh Rail Vehicles die Wagen<br />

im Wert von rund 75 Millionen Euro<br />

bestellt. Die 57,5 Tonnen schweren<br />

Fahrzeuge erreichen eine Höchstgeschwindigkeit<br />

von 80 Kilometern pro<br />

Stunde und bieten 104 Sitz- sowie 120<br />

Stehplätze. Der NET 2012 hat eine<br />

Einstiegshöhe von 34 Zentimetern.<br />

Damit gelangen auch mobilitätseingeschränk<br />

te Fahrgäste und Erwachsene<br />

mit Kinderwagen an barrierefrei ausgebauten<br />

Bahnsteigen bequem in die<br />

Wien: Die Tram in Oberlaa muss der U-Bahn Platz machen FREDERIK BUCHLEITNER<br />

Siemens: Der erste Avenio für Den Haag hat im März die Werkhallen in<br />

Wien verlassen. Er wird nun verschiedenen Tests unterzogen SIEMENS<br />

klimatisierten Wagen. Aufgrund deren<br />

Luftfederung verspricht der Hersteller<br />

eine große Laufruhe.<br />

Vossloh Rail Vehicles hat den Citylink,<br />

den das Unternehmen in ähnlicher<br />

Ausführung auch für Sheffield in<br />

Großbritannien und für Chemnitz<br />

baut, den Vorgaben der neuesten<br />

Crash-Norm entsprechend optimiert.<br />

Unter der Frontverkleidung sind Puffer<br />

eingebaut, die bei einem Zusammenstoß<br />

die entstehende Energie aufnehmen<br />

und das Fahrzeug besonders sicher<br />

machen.<br />

PM<br />

Ausland<br />

Österreich: Wien<br />

Oberlaa verliert Tram<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014 13


Aktuell<br />

Helsinki: Die GT6 Typ „Mannheim“ sind aus dem Stadtbild der finnischen<br />

Landeshauptstadt verschwunden. Am 26. Mai 2010 fuhr der Tw 151 noch<br />

auf Linie 7A und präsentiert sich in der Mäkelänkatu WOLFGANG KAISER<br />

Košice: Die Verkehrsbetriebe DPMK beschaffen 23 Tw vom Typ „VarioLF2<br />

plus“. Drei ähnliche Wagen in Zweirichtungsausführung lieferte Aliance TW<br />

zuletzt nach Pilsen, hier der „Vario LF2/2 IN“ Nr. 361 im Depot ROBERT SCHREMPF<br />

schnitt teilweise auf Straßenniveau<br />

verkehren wird. Südlich der Alaudagasse<br />

errichteten die Wiener Linien die<br />

Gleisschleife „Per-Albin-Hansson-Siedlung“,<br />

die bis zur Eröffnung der U1 im<br />

Oktober 2017 in Betrieb bleiben wird.<br />

Zwischen Reumannplatz und dieser<br />

Endhaltestelle führt die Linie 67 bis<br />

zur Eröffnung der U1 im Oktober 2017<br />

auf wechselnden Gleisprovisorien an<br />

der Baustelle vorbei, dann wird dieser<br />

2,5 Kilometer lange Streckenabschnitt<br />

ebenfalls stillgelegt. Auf der verkürzten<br />

Linie 67 (Otto-Probst-Platz – Reumannplatz<br />

– Per-Albin-Hansson-Siedlung)<br />

verkehren nun in der Frühspitze<br />

21 Kurse (8 B und 16 E 2 + c 5 ) in 4-Minuten-Intervallen.<br />

Der Gesamtauslauf<br />

der Wiener <strong>Straßenbahn</strong> sinkt damit<br />

von 408 auf 403 Züge.<br />

WK<br />

Finnland: Helsinki<br />

Aus für Typ „Mannheim“<br />

Aufgrund von Problemen mit den<br />

1999 bis 2003 beschafften Variobahnen<br />

übernahm der Verkehrsbetrieb<br />

HKL der finnischen Hauptstadt Mitte<br />

2005 fünf 1970 gebaute Düwag-<br />

Sechsachser aus Mannheim und nahm<br />

vier davon mit den Nummern 151 bis<br />

154 (ex Mannheim 453, 456, 457,<br />

Prag: Der „neue“ historische Tatra-KT8D5 Nr. 9048 in der Endhaltestelle<br />

Sporilov, im Hintergrund der T6A5 Nr. 8601 ONDREJ MATEJ HRUBES<br />

sonsten präsentiert sich der Wagenpark<br />

aber gänzlich im traditionellen<br />

grün-beigen Farbkleid.<br />

WK<br />

Tschechien: Prag<br />

Historische Tatras<br />

Im vergangenen Jahr vergrößerten<br />

die Prager Verkehrsbetriebe ihre Sammlung<br />

von historischen <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

um einen Tatrawagen vom Typ KT8D5.<br />

Als der Linieneinsatz der klassischen<br />

hochflurigen KT8D5 im Mai 2013 endete,<br />

ging Tw 9048 in den Museumsbestand<br />

über und erfuhr im Gegensatz zu<br />

den übrigen KT8D5 keine Rekonstruktion<br />

mit Einbau eines neuen niederflurigen<br />

Mittelteils. Stattdessen unterzogen<br />

die Verkehrsbetriebe den Wagen einer<br />

Hauptuntersuchung mit Wiederherstellung<br />

des Anlieferungszustandes mit<br />

rot/beiger Lackierung. Die erste Testfahrt<br />

erfolgte am 20. März 2014.<br />

Als weitere historische <strong>Straßenbahn</strong><br />

gelangte der letztgebaute Prager<br />

T3SUCS, Tw 7292, in den Museumsbestand,<br />

der dort die Zeit ab 1990 repräsentiert.<br />

Darüber hinaus soll in Zukunft<br />

der 1995 gebaute und ebenfalls<br />

2013 aus dem aktiven Einsatz ausgeschiedene<br />

Tatra-T6A5 8601 die Ausstellung<br />

des Museums bereichern. OMH<br />

Slowakei: Kosice<br />

23 VarioLF2 bestellt<br />

Die Verkehrsbetriebe der Stadt<br />

Košice (DPMK) orderten kürzlich bei<br />

Pragoimex a.s. 23 sechsachsige Niederflur-Triebwagen<br />

des Fahrzeugtyps<br />

„VarioLF2 plus“ mit elektrischer Ausrüstung<br />

von Skoda. Der Gesamtauftragswert<br />

beträgt 33,3 Millionen Euro<br />

und beinhaltet die Wartung über einen<br />

Zeitraum von 15 Jahren. 85 Prozent<br />

der Anschaffungskosten werden aus<br />

Mitteln des Europäischen Fonds für regionale<br />

Entwicklung finanziert. Die<br />

Auslieferung startet im August 2014<br />

455) in Betrieb. Ihr Einsatz im Linienverkehr<br />

erfolgte ab August 2005 vornehmlich<br />

auf der Linie 1/1A, in Einzelfällen<br />

aber auch auf anderen Linien.<br />

Nach der erfolgten Sanierung der Variobahnen<br />

und der Beschaffung von<br />

sechs Mannheimer GT8 mit Niederflur-Mittelteilen<br />

kamen die Wagen ab<br />

2009 nur noch sporadisch zum Einsatz<br />

und wurden ab 2012 ausgemustert.<br />

Wagen 154 war als letzter Vertreter<br />

seiner Art bis Oktober 2013 im Linienverkehr<br />

anzutreffen und trat im Dezember<br />

2013 die „Heimreise“ nach<br />

Mannheim an – siehe Heft 3/2014,<br />

Seite 11. Die Wagen 151 bis 153 übergab<br />

der Verkehrsbetrieb zur Zerlegung<br />

an einen Schrotthändler.<br />

Um die Kosten für die Anschaffung<br />

der Mannheimer zu kompensieren,<br />

besaßen die Wagen 151 bis 154 in<br />

Helsinki stets Vollwerbungen und erhielten<br />

keinen Neulack im grün-beigen<br />

Farbschema der HKL. Offenbar<br />

will man in Helsinki aber auf Totalwerbewagen<br />

nicht mehr verzichten,<br />

denn seit 2012/13 sind die heimischen<br />

Sechsachser 33, 41, 42 und 46<br />

ebenfalls mit wechselnden Vollwerbungen<br />

unterwegs. Bunte Werbebeklebungen<br />

besitzen auch die ehemals<br />

Mannheimer GT8 162 und 164, anund<br />

endet im Oktober 2015. Darüber<br />

hinaus besteht eine Option für weitere<br />

23 Triebwagen. Bereits 2011 beschaffte<br />

die DPMK einen ähnlichen Triebwagen<br />

(Nr. 711) des Typs VarioLF.<br />

Bei den VarioLF2+, zu deren technischen<br />

Kenndaten 22,6 Meter Länge,<br />

2,48 Meter Breite, 44 Sitzplätze sowie<br />

ein Niederfluranteil von 43 Prozent<br />

gehören, bieten die beiden mittleren<br />

Türen einen barrierefreien Zugang.<br />

Nur eine Stufe führt in den abgesenkten<br />

Gangbereich, jedoch sind die Sitze<br />

über den Fahrgestellen auf Podesten<br />

angeordnet.<br />

ROS<br />

Bulgarien: Burgas<br />

Alte Obusse<br />

vor Ablösung<br />

In der bulgarischen Hafenstadt Burgas<br />

besteht seit 1989 ein kleiner Obus-<br />

Betrieb. Standen zu seiner Eröffnung 20<br />

Busse des russischen Typs SiU-682 zur<br />

Verfügung, so erhielt er in den Jahren<br />

1999 und 2001 Verstärkung in Form<br />

von fünf gebrauchten Gelenk-Obussen<br />

Berna 4GTP aus Winterthur (Baujahr<br />

1965). Nach der Ankunft von elf Gelenk-Obussen<br />

Volvo B58/Hess aus Luzern<br />

(Baujahr 1975) musterte der Betrieb<br />

bis 2010 alle SiU-682 aus. Seitdem<br />

ist Burgas eine gute Adresse für Freunde<br />

alter Obusse, handelt es sich doch<br />

bei den mittlerweile 49 Jahre alten Berna<br />

4GTP um die ältesten im Linienbetrieb<br />

stehenden Obusse Europas.<br />

Da für den Betrieb auf den Linien T1<br />

und T2 bis zu zwölf Kurse benötigt werden,<br />

sind die Veteranen (vorhanden<br />

sind noch die Wagen 15209, 15231,<br />

15242 und 15253) an Werktagen auch<br />

regelmäßig im Einsatz. Im Laufe des<br />

Jahres ist jedoch mit der Ablösung aller<br />

Gebrauchtwagen durch fabrikneue<br />

Normalbusse 26Tr von Solaris (mechanischer<br />

Teil) und Skoda (elektrischer<br />

Teil) zu rechnen. Vier bulgarische Obusbetriebe<br />

unterzeichneten im September<br />

14 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Weltweit<br />

2013 einen Vertrag zur Lieferung von<br />

insgesamt 100 Obussen des Typ 26Tr<br />

im Wert von rund 47 Millionen Euro.<br />

Davon kommen 22 Wagen nach Burgas,<br />

40 nach Pleven, 30 nach Varna<br />

und acht nach Stara Zagora. In Pleven<br />

gibt es derzeit rund 60 SiU-682, in Varna<br />

verkehren 30 Skoda-14Tr und acht<br />

Skoda-15Tr, während in Stara Zagora<br />

insgesamt 24 SiU-682, 14Tr und ukrainische<br />

LAZ-Obusse unterwegs sind. WK<br />

Weißrussland: Wizebsk<br />

Altwagen abgestellt<br />

Der Verkehrsbetrieb im weißrussischen<br />

Wizebsk stellte im Herbst 2013<br />

die letzten Altwagen RWS-6M2 der Rigaer<br />

Waggonfabrik ab. Von 1974 bis<br />

1987 beschaffte die nahe der lettischen<br />

Grenze gelegene Stadt rund 60 derartige<br />

Standardvierachser, die bis zum Jahr<br />

2009 auch in Doppeltraktion zum Einsatz<br />

kamen. Die ursprüngliche, braungelbe<br />

Lackierung wich in den letzten<br />

Einsatzjahren einer rot-grauen Farbgebung.<br />

Die Ablösung erfolgte ab 2005<br />

durch die beim heimischen Hersteller<br />

Belkommunmash produzierten Vierachser<br />

BKM 601-02 (15 Wagen; durchgehend<br />

hochflurig) und BKM 621-03 (44<br />

Wagen; mit Niederflur-Mitteleinstieg).<br />

Vorhanden sind außerdem noch rund<br />

40 Standardvierachser 71-605(A) der<br />

russischen Waggonfabrik Ust-Kataw<br />

aus den Jahren 1976 bis 1991.<br />

Den Typ RWS-6(M2) stellte die<br />

Waggonfabrik Riga von 1960 bis 1987<br />

in einer Auflage von knapp mehr als<br />

6.000 Einheiten her, wobei mit der ab<br />

1974 erzeugten Unterbauart RWS-6M2<br />

(3.110 Wagen) auch Doppel- und Dreifachtraktionen<br />

gebildet werden konnten.<br />

Die technisch an den tschechischen<br />

Tatrawagen angelehnten Fahrzeuge<br />

waren in über 80 sowjetischen <strong>Straßenbahn</strong>betrieben<br />

anzutreffen, wobei sie<br />

aber bereits in den 1980er-Jahren wieder<br />

aus zahlreichen Städten verschwanden.<br />

Heute kann man die Wagen mit<br />

der charakteristischen Frontpartie nur<br />

noch im lettischen Daugavpils (Düna-<br />

burg) sowie in den russischen Betrieben<br />

Ossiniki (Sibirien), Chabarowsk, Komsomolsk<br />

am Amur und Wladiwostok – alle<br />

im Fernen Osten gelegen – im Linienbetrieb<br />

antreffen.<br />

WK<br />

Algerien: Algier<br />

Neubauabschnitt seit<br />

Mitte April in Betrieb<br />

Am 16. April ging in Algier ein gut<br />

vier Kilometer langer Neubauabschnitt<br />

der bisher einzigen <strong>Straßenbahn</strong>linie<br />

Burgas: Mit 49 Einsatzjahren sind die Berna 4GTP die ältesten Obusse Europas. Am 27. August 2013 fährt Wagen<br />

15231 (ex Winterthur 116) durch die uliza Industrialna stadteinwärts WOLFGANG KAISER (2)<br />

der algerischen Hauptstadt in Betrieb.<br />

Er schließt an die bisherige Endhaltestelle<br />

Mimouni Hamoud an und führt<br />

bis Kahouat Echergui. Damit beträgt<br />

die Gesamtlänge der zuvor in zwei Abschnitten<br />

am 8. Mai 2011 und 14. Juni<br />

2012 eröffneten <strong>Straßenbahn</strong> nunmehr<br />

gut 20 Kilometer. Sie beginnt am U-<br />

Bahnhof Les Fusillés, der einzigen U-<br />

Bahnlinie, mit der Haltestelle Ruisseau,<br />

und erschließt die östlichen Stadtteile<br />

und Vororte Algiers. Es ist geplant, die<br />

Linie auf eine Gesamtlänge von 23 Kilometern<br />

bis Dergana zu erweitern. Der<br />

Betriebshof befindet sich in Mimouni<br />

Hamoud. Die <strong>Straßenbahn</strong>linie wird<br />

ganztägig im 5-Minuten-Takt bedient<br />

und ist stark frequentiert. Zum Einsatz<br />

gelangen 41 klimatisierte und 40 Meter<br />

lange Citadis 302 mit 350 Plätzen,<br />

von denen noch nicht alle benötigt<br />

werden. Jährlich werden elf Millionen<br />

Fahrgäste befördert, allerdings beklagt<br />

die Betreibergesellschaft SETRAM eine<br />

hohe Schwarzfahrerquote – trotz massiver<br />

Kontrollen. SETRAM gehört zu 49<br />

Prozent den Pariser Verkehrsbetrieben<br />

(RATP) sowie zu 51 Prozent der U-Bahn<br />

Algier (EMA) und dem Verkehrsbetrieb<br />

von Algier (ETUSA).<br />

BEKUS<br />

USA: Atlanta<br />

Erste Siemens-<br />

Triebwagen eingetroffen<br />

Mitte Februar trafen die ersten zwei<br />

der vier Siemens Stadtbahnwagen des<br />

Typs S70 in Atlanta (US-Bundesstaat<br />

Georgia) ein. Die für den US-amerikanischen<br />

Markt entwickelten Fahrzeuge<br />

Wizebsk: Der RWS-6M2 401 im Einsatz auf der Linie 1 in der wuliza Maksima<br />

Gorkogo. Die Archivaufnahme entstand am 20. Juni 2011, inzwischen<br />

sind in dieser weißrussichen Stadt alle Altwagen dieses Typs abgestellt<br />

werden im Werk Sacramento (Kalifornien)<br />

gefertigt und haben einen Niederflur-Anteil<br />

von 70 Prozent. Die dreiteiligen<br />

Triebwagen sind für die neue<br />

4,3 Kilometer lange <strong>Straßenbahn</strong>strecke<br />

vorgesehen, die das Zentrum der<br />

Hauptstadt Georgias erschließen soll.<br />

Zwölf Haltestellen befinden sich entlang<br />

der im Straßenraum trassierten<br />

Strecke, die in zwei Schleifen durch die<br />

Innenstadt führt und zahlreiche Sehenswürdigkeiten<br />

mit der Schnellbahn<br />

verbindet. Die Abstellanlage und Betriebswerkstatt,<br />

auf deren Gelände<br />

später auch die Errichtung eines Transport-Museums<br />

vorgesehen ist, ent-<br />

stand direkt unter einem Highway, dem<br />

Interstate 75. Die ursprünglich für Ende<br />

April vorgesehene Eröffnung musste<br />

aufgrund ungeklärter Finanzierung des<br />

Betriebes in den Sommer verschoben<br />

werden. Als das 100 Millionen US-Dollar<br />

teure Projekt 2010 begann, rechneten<br />

die Verantwortlichen mit einem<br />

jährlichen Betriebskostenzuschuss von<br />

1,7 Millionen US-Dollar. Derzeit werden<br />

drei unterschiedliche Betriebsvarianten<br />

diskutiert, bei denen sich die jährlichen<br />

Kosten zwischen 3,4 und 4,6 Millionen<br />

US-Dollar bewegen. Dabei erweist sich<br />

als die günstigste Variante, wenn die<br />

Stadt den Betrieb selbst durchführt. JEP<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

15


Betriebe<br />

Eine nach der anderen<br />

Streckenerweiterung und<br />

aktuelle Pläne in Freiburg<br />

Die am 15. März eröffnete<br />

Verlängerung der Linie 2 nach<br />

Zähringen zur Gundelfinger<br />

Straße ist der Auftakt zu einer<br />

ganzen Reihe geplanter<br />

Streckenerweiterungen im<br />

Breisgau. Und auch bei den<br />

Fahrzeugen rüstet Freiburg auf:<br />

Ältere werden saniert, neue<br />

Wagen sind bestellt<br />

Dichter Takt, auf langen Strecken eigener<br />

Gleiskörper und ein hoher<br />

Anteil an Niederflurwagen: Die<br />

<strong>Straßenbahn</strong> im badischen Freiburg<br />

gehört zu den vorbildlichsten in Deutschland.<br />

Und das gilt auch für den Ausbau der Strecken:<br />

Sechs Wochen früher als geplant ist am<br />

15. März 2014 die Verlängerung der Linie 2<br />

nach Zähringen in Betrieb gegangen. Bisher<br />

war für die Linien 2 und 5 an der Hornusstraße<br />

Schluss. Seither befährt die Linie 2<br />

ganztägig und die Linie 5 zu den Stoßzeiten<br />

den gut zwei Kilometer langen Abschnitt bis<br />

nach Zähringen. Dabei steuern die Bahnen<br />

überwiegend auf frischem Rasengleis vier<br />

neue Haltestellen an: Von der Reutebachgasse<br />

geht es über Berggasse und Glottertalstraße<br />

zur neuen Endstelle Gundelfinger Straße.<br />

Rund 28 Millionen Euro waren der Stadt<br />

Freiburg und der Freiburger Verkehrs AG<br />

(VAG) diese Verlängerung wert. Gekostet<br />

hat der Bau jedoch nur 24,5 Millionen<br />

Euro. Damit blieb auch dieses Projekt der<br />

VAG unter den geplanten Kosten!<br />

Strecke zur Messe im Bau<br />

Das Verkehrsaufkommen auf den Straßen<br />

könnte jetzt ebenfalls sinken: Neben der Endhaltestelle<br />

Gundelfinger Straße an der Grenze<br />

zu Gundelfingen ist ein großer Park+Ride-<br />

Parkplatz mit rund 350 Stellplätzen sowie ein<br />

neuer Verknüpfungspunkt mit den Buslinien<br />

aus dem Umland entstanden. An Streckeneröffnungen<br />

dieser Art können sich die Freiburger<br />

schon gewöhnen: Die nächste Linie ist<br />

schon im Bau. Im Sommer 2013 fiel der<br />

16 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Freiburg (Brsg)<br />

„Großer Bahnhof“ am<br />

15. März 2014 in Zähringen<br />

– auch der aus<br />

der Wendeschleife gekommene<br />

Combino 248<br />

wird gleich von Besuchern<br />

des Eröffnungsfestes<br />

für die Rückfahrt<br />

in die Freiburger Innenstadt<br />

genutzt<br />

REINHARD REISS<br />

Auszug aus<br />

Schwandl‘s Tram Atlas Deutschland<br />

Zähringen<br />

Gundelfinger Str.<br />

Reutebachgasse<br />

Glottertalstr.<br />

Berggasse<br />

15.03.2014<br />

2<br />

Hauptfriedhof<br />

FR-<br />

Zähringen<br />

FR-Neue Messe/<br />

Universität<br />

1<br />

3<br />

1·3<br />

proj.<br />

Landwasser<br />

Haid<br />

Techn.<br />

Rathaus<br />

Eschholzstr.<br />

Hauptbahnhof<br />

FR-Klinikum<br />

5<br />

Fehrenbachal.<br />

3 Vauban<br />

Wannerstr.<br />

Heinrich-von-<br />

Stephan-Str.<br />

Weddigenstraße<br />

5 Rieselfeld<br />

Pressehaus<br />

Rob.-Koch-<br />

Str.<br />

Friedrich-<br />

Ebert-Platz<br />

1·3·5<br />

Reiterstr.<br />

Messe<br />

Stadttheater<br />

Holzmarkt<br />

Johanneskirche<br />

Eichstetter Straße<br />

Rennweg<br />

Tullastraße<br />

Hornusstraße<br />

5<br />

Komturplatz<br />

FREIBURG<br />

im Breisgau<br />

3·5<br />

Friedhofstr.<br />

Basler Str.<br />

Bertoldstr.<br />

Kaiser-<br />

2<br />

Okenstraße<br />

FR-Herdern<br />

Hauptstraße<br />

Tennenbacher Straße<br />

Siegesdenkmal<br />

Bertoldsbrunnen<br />

Oberlinden<br />

Startschuss für die neue Strecke Richtung<br />

Freiburger Messe. Sie wird an der Haltestelle<br />

Robert-Koch-Straße im Westen der Stadt<br />

von der bestehenden Strecke der Linie 5 abzweigen<br />

und an der Technischen Fakultät<br />

der Freiburger Universität vorbei führen.<br />

Von dort aus schwenkt die Trasse parallel<br />

zur Madisonallee in Richtung Messe. Schon<br />

im Jahr 2015 sollen die ersten Bahnen bis<br />

zur Technischen Fakultät rollen, 2016 wird<br />

dann der restliche Abschnitt bis zur Messe<br />

fertiggestellt.<br />

Und die Bagger rücken noch in diesem<br />

Jahr für ein weiteres Großprojekt an: Die<br />

Neubaustrecke über den Rotteckring soll ab<br />

2018 zwischen Siegesdenkmal und Reiterstraße<br />

die stark belastete Altstadtstrecke ergänzen<br />

und am Stadttheater die Ost-West-<br />

2<br />

5<br />

Komturstr.<br />

Joseph-Str.<br />

Salzstr.<br />

Habsburgerstr.<br />

2<br />

Schwabentorbrücke<br />

Brauerei Ganter<br />

1<br />

Zähringer Str.<br />

Schlossbergbahn<br />

Maria-Hilf-Kirche 1<br />

Lorettostraße Littenweiler<br />

Günterstal<br />

Der Wagenpark der VAG<br />

Die VAG Freiburg unterhält vergleichsweise viele Fahrzeugtypen für den Linienverkehr.<br />

Von den ältesten GT8K aus den Jahren 1981/82 sind mit den<br />

Wagen 206 und 210 bis 214 noch sechs einsatzbereit, Tw 205 dient als Café-<br />

Tram, Tw 207 ist seit 2007 zerlegt, die Wagen 208 und 209 gingen nach Ulm<br />

und kommen dort zu einem Arbeitswagen vereinigt zum Einsatz.<br />

Die etwas jüngeren GT8N 221 bis 231 mit Niederflurmittelteil aus dem<br />

Jahr 1990 sind noch mit allen elf Vertretern vorhanden. Die kantigen dreiteiligen<br />

Niederflurwagen GT8Z 241 bis 266 bilden mit 26 Wagen die größte<br />

Fahrzeugreihe. Am längsten sind dagegen die Combinos: Knapp 42 Meter<br />

messen die acht Tw 271 bis 279 der ersten Baureihe aus 1999/2000, von<br />

denen Wagen 272 nach der Combino-Krise bei Siemens verschrottet wurde.<br />

Einen Meter länger sind ihre zehn jüngeren „Kollegen“ 281 bis 290 aus den<br />

Jahren 2004/06. Ab 2016 liefert der spanische Hersteller außerdem zwölf 43<br />

Meter lange Niederflurwagen des Typs URBOS, die die Nummern 301 bis 312<br />

bekommen sollen.<br />

Die von der Innenstadt<br />

nach Norden<br />

verlaufende Linie 2<br />

endet jetzt im<br />

Stadtteil Zähringen<br />

an der Gundelfinger<br />

Straße<br />

GRAFIK: ROBERT SCHWANDL<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

17


Betriebe<br />

Achse zwischen Hauptbahnhof und Altstadt<br />

kreuzen. Dann wird nach aktuellem<br />

Stand auch ein weiterer ein Kilometer langer<br />

Neubauabschnitt durch die Waldkircher<br />

Straße eröffnet, die die parallel verkehrende<br />

Strecke der Linie 5 zwischen Rennweg und<br />

Zähringer Straße ersetzen wird.<br />

Ab 2018 noch mehr Strecken<br />

Aber: Freiburg will mehr! Schon jetzt gibt es<br />

Pläne, wie es nach 2018 mit dem Ausbau<br />

weitergehen soll. Stadt und VAG wollen die<br />

Linie 2 nach 2020 von der gerade eröffneten<br />

Endstelle Gundelfinger Straße an den nördlichen<br />

Rand von Gundelfingen schicken und<br />

das Netz damit noch mal um zwei Kilometer<br />

wachsen lassen. In diesem Zeitraum<br />

könnte auch die über einen Kilometer lange<br />

Verlängerung der Linie 1 durch Littenweiler<br />

in Angriff genommen werden. Und letztlich<br />

soll auch die Messelinie eine weitere, einen<br />

Kilometer lange Zulaufstrecke bekommen –<br />

nämlich vom Rotteckring abzweigend zur<br />

Robert-Koch-Straße. Damit entstünde eine<br />

Parallelstrecke zur stark ausgelasteten Ost-<br />

West-Achse über den Hauptbahnhof. Wenn<br />

tatsächlich alle Projekte bis nach 2020 umgesetzt<br />

werden, ist das Freiburger Schienennetz<br />

um stolze zwölf Kilometer gewachsen.<br />

Ab 2016 rollen Urbos<br />

Ein wachsendes Netz erfordert natürlich<br />

entsprechend viele Fahrzeuge. Den ersten<br />

Schritt hat die VAG schon gemacht und im<br />

vergangenen Jahr zwölf Urbos-Niederflurwagen<br />

des spanischen Herstellers CAF bestellt.<br />

Ein Urbos wird 43 Meter lang sein,<br />

aus sieben Modulen bestehen und 250<br />

Fahrgästen Platz bieten. Was die Wagen genau<br />

kosten, bleibt Geheimnis der VAG, sie<br />

betont aber, dass sie das Gesamtpaket inklusive<br />

Ersatzteile für unter 40 Millionen<br />

Euro bekommt. Die ersten sechs Urbos sollen<br />

zur Eröffnung der Messe-Linie in etwa<br />

zwei Jahren im Freiburger Netz unterwegs<br />

sein, anschließend folgt die Lieferung der<br />

nächsten sechs Wagen. Spannend ist, welche<br />

Auswirkungen die Urbos auf den Wagenpark<br />

der VAG haben werden. Langfristig<br />

geplant ist, die hochflurigen GT8K aus<br />

den frühen 1980er-Jahren auszumustern,<br />

damit jeder Kurs einen Niederflureinstieg<br />

bietet. Derzeit setzt die VAG noch die sechs<br />

Wagen 206 sowie 210 bis 214 im Liniendienst<br />

ein. Die VAG würde am liebsten<br />

auch die etwas jüngeren GT8N von 1990<br />

ausmustern, von dieser Serie sind aktuell<br />

noch alle elf Wagen mit den Nummern 221<br />

bis 231 in Betrieb. Sie verfügen alle über<br />

ein Niederflurmittelteil.<br />

Wann diese Fahrzeuge aus dem Verkehr<br />

ausscheiden, kann die VAG jetzt noch nicht<br />

abschätzen. 17 GT8K und GT8N lassen<br />

sich nicht so einfach durch zwölf neue Wagen<br />

ersetzen und der Fahrzeugbedarf wird<br />

durch die Eröffnung der nächsten Neubaustrecken<br />

auch weiter steigen. Schon jetzt ist<br />

der Wagenbestand ziemlich knapp: Nachdem<br />

die GT8K in den vergangenen Jahren<br />

meist nach der Frühspitze im Depot verschwunden<br />

sind, werden sie momentan wieder<br />

recht intensiv genutzt. So sind selbst im<br />

Tagesverkehr oft mehrere Kurse auf den Linien<br />

3 und 5 mit den hochflurigen Achtachsern<br />

bestückt. Selten verirrt sich auch<br />

LINKS „Nimm die 2“,<br />

prangte am 15.<br />

März 2014 zur Eröffnungsfahrt<br />

nach<br />

Zähringen in der<br />

Zielanzeige von Tw<br />

243 – hier auf dem<br />

Neubauabschnitt<br />

REINHARD REISS<br />

RECHTS Die GT8Z verlieren<br />

ihr klassisches<br />

Erscheinungsbild<br />

nach und nach<br />

und bekommen mit<br />

ihrer Modernisierung<br />

auch einen<br />

neuen Lack<br />

LINKS Ab 2016 sind<br />

die Combinos nicht<br />

mehr die einzigen<br />

XXL-Wagen in Freiburg!<br />

Mit den neuen<br />

Urbos schickt die<br />

VAG die nächsten<br />

43-Meter-Wagen<br />

auf die Schiene<br />

18 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Freiburg (Brsg)<br />

mal einer auf die Linie 1. Einerseits braucht<br />

die VAG zusätzliche Fahrzeuge für die eröffnete<br />

Strecke nach Zähringen, andererseits<br />

schickt sie gerade ihre ältesten Niederflurwagen<br />

des Typs GT8Z in Kur.<br />

GT8Z werden modernisiert<br />

Alle 26 dieser über 15 Jahre alten Fahrzeuge<br />

werden nach und nach gründlich überarbeitet.<br />

Der komplette Wagenkasten wird für die<br />

nächsten Jahrzehnte aufbereitet, anschließend<br />

erhalten die GT8Z eine neue Innenausstattung.<br />

Neben einem neuen Fußboden spendiert<br />

die VAG ihnen zum Beispiel moderne Sitzpolster<br />

und ein Fahrgast-Informationssystem<br />

mit Bildschirmen. Nicht nur die inneren Werte<br />

zählen – von außen fallen die modernisierten<br />

GT8Z durch das neue Lackschema der<br />

VAG in rot-weiß-dunkelanthrazit auf. Das<br />

Modernisierungsprogramm streckt sich etwa<br />

bis Mitte 2017. Bis dahin sind immer mehrere<br />

GT8Z gleichzeitig außer Betrieb. Wenn alle<br />

GT8Z wieder rollen, wird das Freiburger Netz<br />

ein anderes sein: Größer, moderner und damit<br />

fit für die Zukunft! CHRISTIAN LÜCKER<br />

Sie bleiben in Lodz und wandern auf den Schrott: die ehemals Freiburger GT8 mit Geamatic-<br />

Steuerung. Im Jahr 2012 war Wagen 201 noch in Polen im Einsatz CHRISTIAN LÜCKER (3)<br />

Kein Geamatic-Wagen aus Lodz<br />

Anders als ursprünglich geplant, wird der Verein<br />

„Freunde der Freiburger <strong>Straßenbahn</strong>“ keinen<br />

GT8 mit Geamatic-Steuerung aus Lodz in den<br />

Breisgau zurückholen. Der Aufwand zur betriebsfähigen<br />

Aufarbeitung des vorgesehenen Tw 202<br />

wäre laut Verein schlicht zu groß. Nach der Combino-Krise<br />

waren die vier Wagen 201 bis 204 in<br />

Freiburg endgültig ausgemustert und vor knapp<br />

zehn Jahren nach Polen verkauft worden. Seit<br />

2006 standen sie in Lodz und Umgebung auf der<br />

Überlandlinie 46 im Einsatz. Nach einem Betreiberwechsel<br />

im Jahr 2012 gingen die Wagen auch<br />

in Lodz auf das Abstellgleis und sind dort zum Teil<br />

schon verschrottet worden.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

19


Betriebe<br />

Generationswechsel bei Münchens U-Bahn: Am 21. Februar stellte die MVG im Bahnhof Georg-Brauchle-Ring mit dem Tw 6701 den neuen U-<br />

Bahn-Wagentypen C2 der Öffentlichkeit vor. Solche Wagen sollen den Typ A aus den 1970er-Jahren langsam ablösen SWM/MVG (3)<br />

Ob eine Spange hilft?<br />

Aktuelle Situation und Projekte der U-Bahn München Mit der Einwohnerzahl wachsen<br />

die Verkehrsprobleme in der Stadt. Zwar kann die MVG bei der U-Bahn mit Taktverdichtungen und<br />

neuen Wagen die Belastungen mildern, aber langfristig drängt sie auf neue Lösungen …<br />

Der Ballungsraum München wächst<br />

und wächst. Lebten im Jahr 2000<br />

knapp 2,5 Millionen Menschen im<br />

Tarifgebiet des Münchner Verkehrsverbundes,<br />

so prognostiziert die Stadtverwaltung<br />

für das Jahr 2030 knapp drei<br />

Millionen. Bereits in den vergangenen zwölf<br />

Jahren stiegen die Fahrgastzahlen bei der<br />

Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) um<br />

21,7 Prozent auf 544 Millionen an. München<br />

droht unter einer „Verkehrslawine“ zu<br />

ersticken. Vor allem die U-Bahn boomt mit<br />

jeweils zehn Millionen Passagieren mehr<br />

pro Jahr. In den vergangenen vier Jahren<br />

verzeichnete allein der Abschnitt Hauptbahnhof<br />

– Königsplatz der U2 einen Fahrgastanstieg<br />

um 34 Prozent. Die U-Bahnhöfe<br />

im Zentrum befinden sich in den<br />

Hauptverkehrszeiten bereits jetzt – gefühlt<br />

– jenseits ihrer Kapazitätsgrenze.<br />

Beispiel Sendlinger Tor: Drei Rolltreppen<br />

je Gleis verbinden den Bahnsteig der Linien<br />

U3/U6 mit denjenigen der Linien U1/2/7.<br />

Wenn vier U-Bahn-Züge gleichzeitig ankommen,<br />

wird es richtig eng.<br />

Wachstumszonen an den Grenzen der Stadt<br />

schaffen zusätzliche Nachfrage nach schnellen<br />

Verkehrsverbindungen. Nicht zuletzt bringen<br />

der Ausbau der S-Bahn-Linien sowie die Taktverdichtungen<br />

im Regionalverkehr der DB zusätzliche<br />

Fahrgäste in die City, die dort auf U-<br />

Vorteile einer U9<br />

• Entlastung der jetzt am meisten belasteten U-<br />

Bahnstrecken und -bahnhöfe sowie der S-Bahn im<br />

Abschnitt Hauptbahnhof – Marienplatz durch<br />

deutliche Steigerung des Nord-Süd-Verkehrs<br />

• Attraktivitätssteigerung durch neue Direktverbindungen<br />

und erhebliche Fahrzeitgewinne<br />

• Entzerrung des Fußballverkehrs durch umsteigefreie<br />

Verbindung Hauptbahnhof – Fröttmaning<br />

Bahn, <strong>Straßenbahn</strong> und Bus umsteigen. Eine<br />

Taktfrequenz unterhalb von zwei Minuten ist<br />

bei der U-Bahn jedoch nicht möglich.<br />

Seit 2004 unternahm die MVG bereits<br />

mehrere Anstrengungen, um der zunehmenden<br />

Nachfrage mit entsprechenden Angeboten<br />

nachzukommen:<br />

• 2006: Bypass-Röhren im U-Bahnhof Marienplatz<br />

• neue Liniennetzverknüpfungen (siehe Plan)<br />

• dringend gebotene Kapazitätssteigerung im Oktoberfestverkehr<br />

am Bahnhof Theresienwiese<br />

• Steigerung der Netzflexibilität bei Störungen<br />

und Bauarbeiten<br />

• bessere Erschließung des Hauptbahnhofs durch<br />

eine unterirdische Verbindung der Bahnsteige des<br />

Eisenbahnverkehrs<br />

20 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


München<br />

Vorgesehene Verbesserungen U-Bahn-Verkehr München<br />

• 2014: Taktverdichtung auf der U2 Nord (dadurch<br />

50 Prozent mehr Kapazität im Abschnitt<br />

Milbertshofen – Hauptbahnhof)<br />

• 26. März 2014: Baubeginn der neuen Betriebswerkstätte<br />

für die U-Bahn-Gliederzüge C 1 und<br />

C 2 auf der Technischen Basis in Fröttmaning<br />

• 2014: 2-Minuten-Takt zwischen Hauptbahnhof<br />

und Kolumbusplatz (U1/U2/U7) (bedeutet<br />

36 Prozent mehr Platz in diesem Abschnitt)<br />

• 2014: 6-Wagen-Züge auf der U7<br />

• Ende 2015: Eröffnung der Trambahnstrecke<br />

Max-Weber-Platz – Steinhausen – Berg am<br />

Laim (S-Bahnhof)<br />

• ab 2016: Ausbau des U-Bahnhofs Sendlinger<br />

Tor<br />

• ab 2017: 2-Minuten-Takt zwischen Implerstraße<br />

und Münchner Freiheit (U3/U6) durch Verstärkung<br />

der U6<br />

• 2017 bis 2019: Bau der Tram-Nord-West-Tangente<br />

zur Entlastung von U- und S-Bahn (Realisierung<br />

hängt von den neuen Mehrheitsverhältnissen<br />

im Stadtrat ab)<br />

• ab 2019: eventuell Einrichtung einer U10 als<br />

Fortführung der U6-Verstärker-Linie von der<br />

Münchner Freiheit über den Scheidplatz in Richtung<br />

Harthof (U2 Nord)<br />

• 2011: Einschub der U7 als HVZ-Verstärkerlinie<br />

der U1, U2, U5 im Abschnitt<br />

Westfriedhof – Hauptbahnhof – Neuperlach<br />

Zentrum mit 4-Wagen-Zügen<br />

Eine Spange als Lösung?<br />

Seit jeher leidet Münchens öffentlicher Nahverkehr<br />

unter der radialen Struktur seiner<br />

Hauptverkehrsadern. Nun greift die MVG<br />

rund zehn Jahre alte Pläne auf, um den Verkehrskollaps<br />

in den Bahnhöfen unter der Innenstadt<br />

zu verhindern: Es handelt sich um<br />

das Projekt der etwa sechs Kilometer langen<br />

U9-Spange, das auf Machbarkeit untersucht<br />

und im Februar 2014 der Öffentlichkeit vorgestellt<br />

wurde. U9-Spange bedeutet, die Stadt<br />

gräbt eine neue Strecke von der Implerstraße<br />

im Süden über (bzw. unter…) den Hauptbahnhof<br />

zur Münchner Freiheit im Norden.<br />

Den größten Nutzen verspricht eine Streckenführung<br />

über den U-Bahnhof Theresienwiese<br />

(viergleisiger Ausbau des bereits bestehenden<br />

Bahnhofs der Linien U4/U5), eine neu<br />

zu errichtenden Station unter dem Gleisfeld<br />

des Hauptbahnhofs sowie über einen ebenfalls<br />

neuen Bahnhof bei den Pinakotheken in<br />

der Maxvorstadt zum bestehenden Bahnhof<br />

Giselastraße (U3/U6) in Schwabing. Auch<br />

dieser erführe wie die weitere Strecke zur<br />

Münchner Freiheit einen viergleisigen Ausbau.<br />

Eine sinnvolle Ergänzung bestünde in einer<br />

Spange vom Bahnhof Theresienstraße<br />

(U2) zum Hauptbahnhof, um eine Verbindung<br />

von der U-Bahn-Stammstrecke 2 zur<br />

Stammstrecke 1 zu errichten, die weitere Linienvarianten<br />

zuließe. Außerdem wäre eine<br />

Streckenführung westlich der Theresienwiese<br />

mit einem U-Bahnhof Bavariapark denkbar.<br />

Prognosen beziffern die Fahrgastzahlen auf<br />

50.000 täglich, bis zum Jahr 2050 könnten<br />

diese bis auf 100.000 ansteigen.<br />

MVG-Chef Herbert König nannte die<br />

U9-Spange bei einem Pressetermin kürzlich<br />

2014 den „Schlüssel für das U-Bahn-Netz<br />

der Zukunft“. Gegner des bautechnisch und<br />

geologisch durchführbaren U9-Baus, dessen<br />

Kosten noch nicht beziffert sind, wenden<br />

ein, Königs Pläne seien typisch cityzentriert.<br />

Neue U-Bahnen benötige man in der Peripherie,<br />

um dort die Verkehrsströme, die sich<br />

aus den Neubaugebieten speisen, aufzufangen<br />

und dezentral zu verteilen. Bevor die<br />

genannten Zukunftspläne allerdings Wirklichkeit<br />

werden, investiert die MVG in das<br />

städtische Verkehrssystem der Gegenwart.<br />

U-Bahn-Wagen Typ C2<br />

Am 21. Februar stellte das Unternehmen den<br />

ersten von 21 neuen U-Bahn-Zügen vom Typ<br />

C2 vor, der die ersten Serien des Typs A aus<br />

den Jahren 1970 bis 1972 ablöst. Die preisgekrönte<br />

Weiterentwicklung der seit 2001 beschafften<br />

C1-Züge bietet mehr Platz, besitzt<br />

LED-Leuchtbänder in den Türkanten und<br />

Im Gegensatz zu den U-Bahnzügen vom Typ C1<br />

gibt es im C2 keine Holzsitze mehr. Das Design<br />

schuf wiederum Alexander Neumeister<br />

wirkt dank einer Verschlankung der Frontpartie<br />

schnittiger.<br />

Über die weiteren kurz- und mittelfristig<br />

geplanten Verbesserungen im Münchner U-<br />

Bahn-Verkehr informiert der nebenstehende<br />

Kasten. In den nächsten Jahren gibt es<br />

also viel zu tun, resümiert Herbert König,<br />

um das Münchner Nahverkehrsnetz – insbesondere<br />

die U-Bahn – leistungsfähiger zu<br />

machen.<br />

PETER SCHRICKER<br />

Die derzeit wieder diskutierten Planungen für eine „Spange“ im Münchner U-Bahnnetz<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

21


Betriebe<br />

Gastarbeiter im Kraichgau<br />

Der Saarbahnwagen-Einsatz bei der AVG Vier Jahre lang halfen drei Saarbahnwagen auf<br />

der AVG-Linie S9 nach Mühlacker aus. Ende 2013 gab das Unternehmen die Flexity Link ins Saarland<br />

zurück – die Hintergründe für ihren Einsatz, Abzug und ihre Nachfolge im Kraichgau<br />

Das Karlsruher Modell, die Verknüpfung<br />

von <strong>Straßenbahn</strong>- und<br />

Eisenbahnstrecken mit Hilfe von<br />

Zweisystemwagen, ist eine beispiellose<br />

Erfolgsgeschichte: Binnen zwei<br />

Jahrzehnten baute die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft<br />

mbH (AVG) ein Regionalstadtbahnnetz<br />

von mehr als 500 Kilometern<br />

Länge auf, das sich heute von Achern bis<br />

Öhringen und Germersheim bis Bietigheim-<br />

Bissingen erstreckt. Lange Zeit gingen die<br />

Übernahme neuer Strecken und die Beschaffung<br />

neuer Fahrzeuge Hand in Hand.<br />

Doch nach 36 hoch- und 86 mittelflurigen,<br />

aus dem B-Wagen abgeleiteten Düwag/Siemens-Fahrzeugen<br />

hatte die AVG alle vereinbarten<br />

Optionen ausgeschöpft und<br />

schrieb ihre nächsten Zweisystemwagen im<br />

Februar 2008 neu aus.<br />

Spezialanfertigung für die AVG<br />

Die Auftragsvergabe gestaltete sich unerwartet<br />

schwierig, denn die AVG entschied<br />

sich beim Umbau der von ihr gepachteten<br />

Eisenbahnstrecken für die Errichtung von<br />

55 Zentimeter hohen Bahnsteigen, während<br />

Saarbrücken, Kassel und Chemnitz solche<br />

mit 30 Zentimeter Höhe nutzen – eine gemeinsame<br />

Wagenbeschaffung mit einem anderen<br />

Betrieb schied dementsprechend aus.<br />

So bestellte die AVG im September 2009<br />

letztendlich 30 sogenannte „ET2010“, die<br />

der Hersteller Bombardier in seine Flexity<br />

Swift-Familie eingruppierte.<br />

Im Dezember des gleichen Jahres stand jedoch<br />

bereits die Inbetriebnahme der neuen<br />

22 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Albtal-Verkehrs-Gesellschaft<br />

RECHTS Seit 1994 wickelt<br />

die AVG den Verkehr<br />

zwischen Bruchsal<br />

und Bretten als S9<br />

ab, seit 1999 bis<br />

Mühlacker. Mitte der<br />

1990er-Jahre bediente<br />

das Unternehmen<br />

die Strecke mit den<br />

Gelenktriebwagen<br />

vom Typ „Karlsruhe“<br />

(GT8-100C/2S), hier<br />

Tw 812 ebenfalls in<br />

Diedelsheim<br />

SLG. KLAUS BINDEWALD<br />

RECHTS Linienplan<br />

der S9, wie sie seit<br />

1999 von der AVG<br />

bedient wird<br />

GRAFIK: ROBERT SCHWANDL<br />

LINKS Vier Jahre auf<br />

der AVG-Linie S9 in<br />

Baden-Württemberg<br />

Alltag: Flexity Link<br />

der Saarbahn, hier<br />

Tw 1024 im Frühjahr<br />

2010 am Haltepunkt<br />

Diedelsheim<br />

BERNHARD MARTIN<br />

Linien S51 und S52 von Karlsruhe über<br />

Wörth nach Germersheim an, deren Fahrzeugbedarf<br />

die AVG nicht mehr mit den vorhandenen<br />

Zweisystemwagen decken konnte.<br />

Die Suche nach Leihfahrzeugen mündete<br />

in einem dreijährigen Vertrag mit der Saarbahn<br />

GmbH über die Überlassung der Wagen<br />

1018, 1024 und 1028, die im Saarland<br />

aufgrund des stark verzögerten Streckenausbaus<br />

vorerst nicht benötigt wurden.<br />

Einschränkungen beim Gasteinsatz<br />

Da die Saarbahnwagen im Gegensatz zu den<br />

üblichen AVG-Fahrzeugen keine Radreifen<br />

mit Mischprofil besitzen, war ihr Einsatz auf<br />

den das Karlsruher <strong>Straßenbahn</strong>netz mitbenutzenden<br />

Stadtbahnlinien nicht möglich – zur<br />

Auswahl standen noch die S31/S32 und die<br />

S9. Auf den beiden erstgenannten Linien von<br />

Menzingen und Odenheim nach Karlsruhe besteht<br />

die Durchbindung zahlreicher Fahrten<br />

auf die Murgtalbahn, für deren Befahrung<br />

eine Steilstreckengenehmigung erforderlich ist,<br />

die die Saarbahnwagen nicht besitzen. Außer-<br />

Schlossgarten<br />

Bruchsal<br />

<br />

S31·S32·S3*<br />

Jöhlingen West<br />

Jöhlingen<br />

Schlachthof<br />

Helmsheim<br />

Gondelsheim<br />

Schlossstadion<br />

Gondelsheim<br />

Diedelsheim<br />

Rinklingen<br />

Heidelsheim Nord<br />

Heidelsheim<br />

Gölshausen Industrie<br />

Bretten<br />

Oberöwisheim<br />

Bretten<br />

Stadtmitte<br />

Rechberg<br />

Dürrenbüchig<br />

Wössingen Wössingen Ost<br />

Bretten-Ruit<br />

Kleinsteinbach<br />

Königsbach<br />

S5<br />

Remchingen<br />

Wilferdingen-Singen<br />

Stegwiesen<br />

S4<br />

S9<br />

Bilfingen<br />

Kurzer Geschichtsabriss zur S9<br />

Die S9 befährt Teilstrecken der 1853 eröffneten<br />

württembergischen Westbahn zwischen Bruchsal<br />

und Bietigheim-Bissingen. Schon früh wurde die<br />

wichtige Verbindungsstrecke zweigleisig ausgebaut,<br />

1954 elektrifizierte die Bundesbahn den<br />

Streckenabschnitt Bruchsal – Mühlacker. Später<br />

ließ das Staatsbahnunternehmen die Haltepunkte<br />

Maulbronn West, Ölbronn und Ruit auf.<br />

Mit der Eröffnung der Schnellfahrstrecke<br />

Mannheim – Stuttgart 1991 verlor der hier betrachtete<br />

Abschnitt der Westbahn seinen Personenfernverkehr,<br />

dies ermöglichte die Einrichtung<br />

eines Stadtbahnbetriebs. Bereits am 30. Mai 1994<br />

S32<br />

S9<br />

Münzesheim<br />

Ost<br />

Zaisenhausen<br />

Gochsheim<br />

Oberderdingen-<br />

Flehingen<br />

Bauerbach<br />

Gölshausen<br />

Kupferhälde<br />

Bahnbrücken<br />

Bretten-Schulzentrum<br />

Wannenweg<br />

Ölbronn-Dürrn<br />

5 km<br />

2014 © R. Schwandl<br />

<br />

Münzesheim<br />

Tunnelstr.<br />

Bildungszentrum<br />

Knittlingen-<br />

Kleinvillars<br />

Menzingen<br />

Flehingen<br />

Maulbronn West<br />

Ötisheim<br />

Sulzfeld<br />

ICE Mannheim-Stuttgart<br />

Maulbronn Stadt<br />

<br />

S4<br />

Mühlacker<br />

Rößlesweg<br />

S5<br />

Mühlacker<br />

führte die AVG die S9 zwischen Bruchsal und Bretten<br />

ein, für die sie zusätzlich zu den drei bestehenden<br />

Zwischenstationen vier neue Haltepunkte<br />

einrichtete. Im Jahr 1996 folgte ein weiterer<br />

Abschnitt nach Bruchsal-Tunnelstraße zur besseren<br />

Erschließung der Kreisstadt.<br />

Per 30. Mai 1999 wurde der Stadtbahnbetrieb<br />

auf die Strecke Bretten – Mühlacker ausgedehnt<br />

und der Bahnhof Maulbronn West reaktiviert. Mit<br />

der zeitgleichen Verlängerung der bislang in<br />

Pforzheim endenden S5 nach Bietigheim-Bissingen<br />

erhielt auch das Reststück der Westbahn<br />

Stadtbahnbetrieb.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

23


Betriebe<br />

Der Bahnsteig von Helmsheim zeigte sich Mitte der 1990er-Jahre noch im alten Bundesbahnzustand,<br />

als Tw 812 aus Bruchsal die Station nach Bretten verließ<br />

SLG. KLAUS BINDEWALD<br />

Die Saarbahnwagen<br />

Bei den Mietwagen handelte es sich um Fahrzeuge<br />

des Typs S1000 (Bombardier Flexity Link). Diese 37,1<br />

Meter langen und 2,65 Meter breiten, allachs -<br />

getriebenen Achtachser für Zweirichtungsbetrieb<br />

bauen konzeptionell auf den Freiburger GT8 auf, sie<br />

besitzen einen vierachsigen Mittelwagen aus Aluminiumbauweise,<br />

auf den die beiden zweiachsigen<br />

Endwagen aufsatteln, die als geschweißte Stahlträgergerippe<br />

mit aufgeklebten Alublechen ausgeführt<br />

sind. Die Fußbodenhöhe beträgt im Mittelteil 805<br />

Millimeter über Schienenoberkante (SOK), an den<br />

Wagenenden 600 Millimeter und zwischen den beiden<br />

Doppeltüren im A- und B-Teil 400 Millimeter. Das<br />

Bombardier-Werk in Brügge lieferte 1996 eine erste<br />

Serie von 15 Fahrzeugen, vweitere 13 Wagen wurden<br />

im Jahr 2000 am Standort Wien gebaut. Zwischen<br />

2001 und 2005 befanden sich die Tw 1002 bis 1005,<br />

1011 sowie 1013 leihweise in Kassel beim Regio-<br />

Tram-Vorlaufbetrieb.<br />

Radsatzfolge<br />

Bo’+Bo’+Bo’<br />

Länge<br />

37,1 Meter<br />

Breite<br />

2,65 Meter<br />

Eigengewicht<br />

55,4 Tonnen<br />

Sitzplätze 96<br />

Stehplätze 147<br />

Leistung<br />

8 x 120 Kilowatt<br />

Mittelfluranteil<br />

48 Prozent<br />

Am Stumpfgleis des Bahnhofs Bruchsal stand am 2. August 2010 der Triebwagen 1018 zur<br />

Abfahrt auf Linie S9 über Bretten nach Mühlacker bereit<br />

KLAUS BINDEWALD<br />

dem werden zahlreiche Kurse der S31/S32 in<br />

Doppeltraktion mit Zugteilung im Karlsruher<br />

Hauptbahnhof gefahren. Da die Saarbahnwagen<br />

nicht mit den AVG-Fahrzeugen kuppelbar<br />

sind, hätte dieser Umstand die Einsatzflexibilität<br />

weiter eingeschränkt.<br />

Leihwagen: Probleme bei Hitze<br />

Folglich teilte der Verkehrsbetrieb die Saarbahnwagen<br />

der S9 zu und stationierte sie in<br />

der Freiluftabstellanlage im Bahnhof Bretten,<br />

der Leiheinsatz begann im Februar<br />

2010. Der maximale Einsatzplan sah montags<br />

bis freitags zwei ganztägige Dienste sowie<br />

einen dritten Vormittagsdienst bis etwa<br />

13.30 Uhr vor. Darunter fiel auch ein Fahrtenpaar<br />

pro Tag von Bruchsal als S31/S32<br />

nach Rastatt, diese Fahrt diente auch für<br />

Überführungen zur AVG-Werkstatt in Ettlingen.<br />

Am Wochenende stand regulär nur<br />

ein Saarbahnwagen im Dienst.<br />

Insgesamt bewährten sich die saarländischen<br />

„Gastarbeiter“ gut. Dennoch erbrachten<br />

sie selten alle vorgesehenen Einsätze. Insbesondere<br />

an sehr heißen Sommertagen<br />

führte der Dauerbetrieb unter Wechselstrom<br />

zu einer Überhitzung der Transformatoren<br />

und setzte die Fahrzeuge außer Gefecht.<br />

Auch eine Dauertürstörung an einem der<br />

Wagen und die Befüllung eines weiteren<br />

Fahrzeugs mit falschem Trafoöl bei einem<br />

HU-Aufenthalt in Köln und einer daraus resultierenden<br />

Überhitzung der 15-Kilovolt-<br />

Anlage waren kleinere Ärgernisse der AVG<br />

mit den Saarbahnwagen. Für den Einsatz im<br />

Kraichgau wurden zwar die Ansagen und<br />

Fahrtzielanzeigen an die lokalen Bedürfnisse<br />

angepasst, die Saarbahnwagen behielten<br />

jedoch ihre Eigentümerinsignien und auch<br />

im Fahrzeuginneren prangten Tarif- und Liniennetzinformationen<br />

des Saarländischen<br />

und nicht des Karlsruher Verkehrsverbunds.<br />

Temporäre Verdieselung<br />

Die Auslieferung der ET2010 begann zwar<br />

planmäßig Ende April 2012, doch ihr Zulassungsverfahren<br />

durch das Eisenbahnbundesamt<br />

(EBA) verlief bislang äußerst schleppend,<br />

so dass bis heute keine Zulassung für<br />

den Einsatz auf Eisenbahnstrecken vorliegt.<br />

Daher verlängerte die AVG den Mietvertrag<br />

für die drei Saarbahnwagen um ein viertes<br />

Jahr und hätte ihren Einsatz auf ein fünftes<br />

Jahr ausgedehnt. Letzteres verweigerte jedoch<br />

die Saarbahn GmbH im Hinblick auf<br />

die Verlängerung ihrer Linie S1 nach Lebach-Jabach<br />

im kommenden Herbst. Die<br />

Tw 1018, 1024 und 1028 kehrten daher im<br />

Dezember 2013 nach Saarbrücken zurück.<br />

Als Ersatz zur Überbrückung des weiter<br />

fortbestehenden Fahrzeugmangels mietete<br />

die AVG drei Dieseltriebwagen des Typs<br />

RegioShuttle von der Prignitzer Eisenbahn<br />

für den Einsatz auf der S9 an.<br />

BERNHARD MARTIN<br />

24 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Nächster Halt: …<br />

DDR-Plattenbauten prägen das Bild um die Chemnitzer Haltestelle „Heiterer Blick“, deren Namen auf eine Ausflugsgaststätte zurückgeht, die<br />

einst in der Nähe der Chaussee nach Stollberg entstanden war. Die seit Jahren geschlossene Gaststätte ist inzwischen abgerissen CHRISTIAN MUCH<br />

Nächster Halt:<br />

Heiterer Blick<br />

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zog es die<br />

Chemnitzer regelmäßig zu Ausflügen auf die<br />

Chaussee nach Stollberg. An diesem Weg befanden<br />

sich mehrere Gaststätten. Besonders<br />

beliebt waren die Wirtshäuser zum „Eichhörnchen“,<br />

zum „Wind“ und zum „Heiteren<br />

Blick“. Aufgrund der Höhenlage der Stollberger<br />

Straße hatten die Besucher von dort<br />

eine weite Aussicht auf Altchemnitz und das<br />

Vorerzgebirge.<br />

Ab 1910 führte die zweite sächsische Omnibuslinie<br />

an den Gasthäusern und dem Aussichtsturm<br />

vorbei. Fortan hielten die Kraftomnibusse<br />

auf dem Weg von Chemnitz nach<br />

Neukirchen (Erzgebirge) an einer hier neu eingerichteten<br />

Haltestelle. Der Gaststättenbetrieb<br />

hielt sich bis zum Ende der 1980er-Jahre.<br />

Bei der einheimischen Bevölkerung bürgerte<br />

sich der Begriff „Heiterer Blick“ für das<br />

Areal rund um die Stollberger Straße ein. Die<br />

benachbarte Kleingartenanlage trägt seit<br />

1917 den gleichen Namen. Planungen für<br />

eine <strong>Straßenbahn</strong>strecke in diesem Stadtteil,<br />

entlang der Stollberger Straße, gab es bereits<br />

seit den 1970er-Jahren. Zu dieser Zeit begann<br />

hier der Bau des für 80.000 Bewohner konzipierten<br />

Neubauwohngebietes „Fritz Heckert“.<br />

Insgesamt entstanden in acht Baugebieten<br />

rund 31.000 Wohnungen in Plattenbauweise.<br />

Umgesetzt wurden die Planungen<br />

für eine <strong>Straßenbahn</strong> in der Stollberger Straße<br />

aber erst nach der politischen Wende. Im November<br />

1998 nahm die Linie 4 (Hutholz –<br />

Am Flughafen) auf dem ersten Abschnitt der<br />

Neubaustrecke den Betrieb auf. Aufgrund der<br />

Bekanntheit des Namens trägt die in dem Bereich<br />

liegende <strong>Straßenbahn</strong>haltestelle von Anfang<br />

an den Namen „Heiterer Blick“. Und<br />

auch heute noch hat man aus den Triebwagen<br />

heraus bei gutem Wetter eine herrliche Aussicht<br />

auf die Stadtteile Altchemnitz, Reichenhain,<br />

Markersdorf und Helbersdorf.<br />

Anfangs verkehrten zur Stollberger Straße<br />

nur Tatra-T3D Heck an Heck. Die Interimsendstelle<br />

Am Flughafen hatte keine Wendeschleife<br />

und die Zweirichtungs-Variobahnen<br />

waren schon bestellt, aber noch nicht ausgeliefert.<br />

Die durchgehende <strong>Straßenbahn</strong>strecke bis<br />

in die Innenstadt wurde in zwei weiteren Bauabschnitten<br />

bis 2004 fertig gestellt. Seitdem<br />

können auf der Linie 4 auch Einrichtungsfahrzeuge<br />

eingesetzt werden. CHRISTIAN MUCH<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

25


Betriebe<br />

Ein klassischer Düwag-Zug der Typen E 1 +C 4 passiert das Parlament – sichtbar<br />

sind auch der 103 Meter hohe Rathausturm und rechts im Hintergrund die<br />

Zwillingstürme der Votivkirche. Der 1976 gebaute Triebwagen und der Beiwagen<br />

tragen Werbung für das Burgtheater WOLFGANG KAISER<br />

26 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Österreich: Wien<br />

Paradedestrecke mit<br />

Kunst und Kultur<br />

Wiens Linie 1 im Porträt Von der im Oktober 2008 in ihrem heutigen Verlauf eingerichteten<br />

Linie lässt sich eine Vielzahl der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten entdecken. Doch die den Ring<br />

und Kai fast umrundenden <strong>Straßenbahn</strong>wagen sind mit ihren Lackierungen oft selbst ein Blickfang!<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

27


Betriebe<br />

Die Urania wurde 1910 am Aspernplatz und direkt am Ufer des Donaukanals erbaut. Seit 1976<br />

ist der Platz nach dem ehemaligen Bundeskanzler Julius Raab benannt WOLFGANG KAISER (2)<br />

Die Wiener Linie 1 eignet sich nicht<br />

nur für <strong>Straßenbahn</strong>freunde ganz<br />

besonderes zu Entdeckungen in<br />

Österreichs Bundeshauptstadt.<br />

Vom Ring aus führt sie durch den 2., 3., 4.,<br />

5. und 10. Bezirk mit Wasserturm, Hundertwasser-Haus,<br />

Prater und ganz viel Atmosphäre<br />

aus mehreren Jahrhunderten.<br />

Unser Porträt startet jedoch am südlichen<br />

Endpunkt der Linie, am Stefan-Fadinger-<br />

Platz. Dieser liegt tief im 10. Wiener Gemeindebezirk<br />

„Favoriten“. Es ist – wie der<br />

Wiener sagt – ein klassischer „Hackler-<br />

Hieb“, also ein Arbeiterbezirk. Die Schleife<br />

der <strong>Straßenbahn</strong> grenzt hier an die vielbefahrene<br />

Raxstraße, unweit des 1899<br />

erbauten Favoritner Wasserturms mit seinen<br />

67 Metern Höhe.<br />

Nun beginnt eine Stadtbesichtigung der<br />

besonderen Art, nämlich mit unserem „Einser“.<br />

In Wien ist die <strong>Straßenbahn</strong> traditionell<br />

männlich, es ist also nicht „Die Eins“,<br />

sondern „Der Einser“. Denkt man sich den<br />

Zusatz „-Wagen“ hinzu, so erklärt sich diese<br />

Besonderheit. Ohnehin lieben die Wiener<br />

ihre <strong>Straßenbahn</strong> – was sie aber nicht unbedingt<br />

zugeben werden. Doch alleine die<br />

liebevolle Bezeichnung „Bim“ zeigt die<br />

Wertschätzung für ihre auf aktuell über 400<br />

Kilometern Gleislänge mit 29 Linien verkehrende<br />

<strong>Straßenbahn</strong>.<br />

Erstes Rendezvous mit ULF<br />

Besteigen wir also den nächsten Wagen für<br />

unsere rund 45-minütige Fahrt. Es wird<br />

wahrscheinlich entweder ein ULF sein, ein<br />

„Ultra-Low-Floor“-Fahrzeug mit 197 Millimetern<br />

Einstiegshöhe, oder einer der 1977<br />

bis 1990 in Lizenz gebauten, beiwagenbehangenen<br />

Hochflurer des Düwag-Typs<br />

„Mannheim“, in Wien als Typ E 2 bezeichnet.<br />

Mit etwas Glück kann man auch noch<br />

einen der 137 Anfang 2014 noch im Unterhaltungsbestand<br />

der Wiener Linien befindlichen<br />

Sechsachser mit der klassischen Düwag-Front<br />

und mit Blechscheiben für die<br />

Liniennummern antreffen, die als Typ E 1<br />

geführt werden.<br />

Direkt nach Fahrtbeginn kommen wir am<br />

denkmalgeschützten Wasserturm vorbei.<br />

Gleich nach der Haltestelle Windtenstraße<br />

biegt unser Zug scharf rechts in die Knöllgasse<br />

ein. Dabei sollten wir nach links schauen:<br />

Am Ende der Straße ist die „Spinnerin am<br />

Ein anlässlich der Eröffnung der neuen Linie 1 am 26. Oktober 2008 geschmückter Zug fährt in der<br />

seinerzeit noch unsanierten USTRAB-Haltestelle Laurenzgasse stadteinwärts HERWIG LUTTENBERGER (2)<br />

Kreuz“ sichtbar – dieses Wahrzeichen aus<br />

dem 14. Jahrhundert bezeichnet den Punkt,<br />

von dem aus man im Mittelalter den ersten<br />

Blick auf die Stadt hatte. Hier befand sich<br />

aber mit einem Galgen auch mehrere Jahrhunderte<br />

die Hinrichtungsstätte Wiens.<br />

Unsere Fahrt geht weiter durch eine ruhige<br />

Wohnstraße merklich bergab. Nach<br />

der Haltestelle Knöllgasse, Quellenstraße<br />

vereinigen wir uns mit dem von rechts<br />

kommenden „6er“ und fahren auf einer<br />

Rampe in die in den 1960er-Jahren entstandene<br />

Unterpflasterstraßenbahn. Gleich<br />

ist die große Umsteigestation Matzleinsdorfer<br />

Platz erreicht. In diesem unterirdischen<br />

Stationsbauwerk liegt ein Gleisdreieck,<br />

das von vier <strong>Straßenbahn</strong>linien sowie<br />

der Badner Bahn (die Lokalbahn Wien –<br />

Baden) befahren wird, wodurch pro Stunden<br />

bis zu 100 Fahrten gezählt werden<br />

können. Es trennen sich auch die Wege der<br />

Linien 1 und 6 – unser Zug biegt nach<br />

rechts ab und wir vereinigen uns mit den<br />

Linien 18, 62 sowie der Badner Bahn zur<br />

Fahrt in Richtung Innenstadt.<br />

Nur noch ein<br />

kurzes Stück unterirdisch<br />

An der Haltestelle Kliebergasse verläuft die<br />

Strecke der Linie 18 geradeaus weiter in<br />

Richtung Hauptbahnhof, wogegen wir nach<br />

links abbiegen. Im nächsten Bogen laut<br />

quietschend und aufgrund der Geschwindigkeitsbeschränkung<br />

auf 15 km/h sehr<br />

langsam erreichen wir die Haltestelle Laurenzgasse,<br />

nach der wir über eine langgezogene<br />

Rampe wieder ans Tageslicht kommen.<br />

Dort erwartet uns bereits die Haltestelle Johann-Strauß-Gasse<br />

im Straßenniveau.<br />

Jetzt sind wir mitten im 4. Bezirk auf der<br />

Wiedner Hauptstraße unterwegs, passieren<br />

das aus dem Jahr 1880 stammende Café<br />

Wortner und erreichen die Haltestelle Mayerhofgasse.<br />

Etwas weiter auf dem Weg liegen<br />

linker Hand in der Waaggasse das beliebte<br />

„Wieden Bräu“ und rechts an der Ecke der<br />

„Rainer-Hof“ im Art-Deco-Stil. Direkt neben<br />

der Haltestelle Paulanergasse steht die<br />

1651 fertiggestellte Paulanerkirche.<br />

Vorbei an einigen wunderschönen alten<br />

Geschäftshausfassaden und dem Rilkeplatz<br />

wird die Haltestelle Resselgasse erreicht.<br />

Der eher trostlose Bau links beherbergt einen<br />

Teil der Technischen Universität.<br />

Erstes Feuerwerk<br />

an Sehenswürdigkeiten<br />

Nun heißt es schnell sein, denn gleich gilt es,<br />

eine Vielzahl von Eindrücken zu verarbeiten:<br />

Rechter Hand hinter dem Resselpark thront<br />

die mächtige Karlskirche. Noch weiter<br />

rechts steht das herrliche alte Gebäude der<br />

Technischen Universität. Einen Augenblick<br />

später kommen rechts voraus das Künstlerhaus<br />

und das Haus der Wiener Kaufmann-<br />

28 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Österreich: Wien<br />

Ein ULF am 22. März 2010 in der Endhaltestelle Stefan-Fadinger-Platz. Die anfangs eingesetzten kurzen ULF ersetzten die Wiener Linien aufgrund<br />

der hohen Fahrgastzahlen bald durch lange Fahrzeuge dieses Typs. In dem Gebäude rechts befindet sich der Pausenraum des Personals<br />

schaft in Sicht. Doch vergessen wir nicht die<br />

linke Seite: Auf der Secession strahlt die Kuppel<br />

mit ihrem vergoldeten Blätterwerk, genannt<br />

„Krauthappel“ und hinter dem alleinstehenden<br />

Gebäude – dem ehemaligen<br />

Verkehrsbüro – beginnt die Reihe der Verkaufsstände<br />

und Lokale des legendären Naschmarktes,<br />

dem bedeutendsten Obst- und<br />

Gemüsemarkt Wiens. Ins Auge fällt an der<br />

nächsten Haltestelle Karlsplatz direkt rechts<br />

der Jugendstil-Pavillon, in dem ein Abgang<br />

Die „Spinnerin am Kreuz“: In diesem Bereich<br />

fanden früher die Hinrichtungen statt – mit<br />

Blick auf die Stadt Wien<br />

zur U-Bahn integriert ist. Er stammt vom<br />

Wiener Architekten Otto Wagner und wurde<br />

1898 als Eingang für die Stadtbahn (heute<br />

hier U4) errichtet. Wir überqueren die sogenannte<br />

„Zweier-Linie“ als Parallelstraße zur<br />

mondänen Ringstraße. Hier verkehrten einst<br />

die Linien mit Nummer oder Index zwei, also<br />

2, E2 (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen<br />

Wagentype!), G2, H2 und einige andere<br />

mehr. Seit 1980 fährt hier die U2 und es<br />

liegen nur noch Betriebsgleise oberirdisch.<br />

Unsere Fahrt führt uns in die schmale<br />

Akademiestraße, wo von links die derzeit linienmäßig<br />

nicht befahrene Blockschleife<br />

Bösendorferstraße einmündet und uns die<br />

Linien 62 und die Badner Bahn verlassen.<br />

Rechts passieren wir das Künstlerhaus mit<br />

dem gleichnamigen Kino und das dahinter<br />

liegende wunderschöne Gebäude des Wiener<br />

Musikvereins, wo alljährlich das Neujahrskonzert<br />

stattfindet.<br />

Auf der legendären Ringstraße<br />

Schon ist die weltweit bekannte Ringstraße<br />

erreicht: Wir biegen nach links auf diese ein,<br />

vereinigen uns mit den hier verkehrenden<br />

Ringlinien 2, 71 sowie D und schon sind<br />

wir an der Haltestelle Kärntner Ring/Oper.<br />

Gleich nach der Abfahrt queren wir die<br />

Kärntner Straße, die rechts zum Stephansplatz<br />

mit dem im Hintergrund sichtbaren<br />

Stephansdom führt, den die Wiener liebevoll<br />

„Steffl“ nennen. Sofort folgt die im Jahr<br />

1869 eröffnete prächtige Staatsoper.<br />

Es geht den Opernring leicht bergauf, wobei<br />

unsere Gleise am rechten Rand der im<br />

Uhrzeigersinn als Einbahnstraße eingerichteten<br />

Hauptfahrbahn liegen. Die Ringstraße<br />

selbst legt sich quasi in U-Form um die<br />

Innere Stadt, den 1. Bezirk. Geschlossen<br />

wird dieses „U“ vom Kai des Donaukanals.<br />

Bis 2008 verkehrten die Linien 1 und 2 im<br />

Uhrzeigersinn bzw. dagegen „Ring-Rund“,<br />

seit dem ist es die gelblackierte „Vienna<br />

Ring Tram“ zum Sondertarif.<br />

An der Haltestelle Burgring können wir<br />

links in die von vielen Bäumen gesäumte<br />

Babenbergerstraße hineinblicken, die dann<br />

in die Mariahilfer Straße (eine beliebte Einkaufsmeile)<br />

übergeht.<br />

Ein Wagen des Typs E 2 vor dem farbenprächtigen<br />

Favoritner Wasserturm auf seinem Weg<br />

in Richtung Innenstadt THOMAS ADOLPH (2)<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

29


Betriebe<br />

Ein auf Linie 1 fahrender ULF hat gerade die Haltestelle Kärntner Ring/Oper in Richtung Prater Hauptallee verlassen und wird gleich die Staatsoper<br />

passieren. An dieser Kreuzung wurde 1926 die erste Verkehrslichtsignalanlage Wiens installiert WOLFGANG KAISER (2)<br />

Daten & Fakten: Wiens Linie 1<br />

Linienlänge:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10,4 km<br />

Eröffnung: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26.10.2008<br />

Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.435 mm<br />

Anzahl Haltestellen:. . . . . . 29 (Richtung Stefan-<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fadinger-Platz)<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 (Gegenrichtung)<br />

Fahrzeit:<br />

Stefan-Fadinger-Platz Richtung<br />

Prater Hauptallee: . . . . . . . . . . . . . . 44 Minuten<br />

Prater Hauptallee Richtung<br />

Stefan-Fadinger-Platz: . . . . . . . . . . . 45 Minuten<br />

Takt: Mo-Fr: . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5-7 Minuten<br />

Sa, So:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Minuten<br />

Tarif Gesamtstrecke: . . . . . . . . Verkehrsverbund<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ost-Region (VOR)<br />

Einzelticket: . . . . . . . . . 2,10 Euro im Vorverkauf<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . und 2,20 Euro im Fahrzeug<br />

24-Stunden-Karte:. . . . . . . . . . . . . . . . 7,10 Euro<br />

Fahrzeugeinsatz:. . . . . . . . . seit 02.11.2010 ULF<br />

(Utra-Low-Floor) der langen<br />

Typen B und B1 (gebaut ab 1995)<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . seit 09.12.2012 E 2 +c 5<br />

(Lizenzbau des Typs „Mannheim“,<br />

gebaut 1977 bis 1990)<br />

. . . . selten E 1 +c 3/4 (Lizenzbau des Düwag-Typs,<br />

gebaut 1967 bis 1976)<br />

Wir bleiben auf der Ringstraße und viel zu<br />

schnell rauschen die Sehenswürdigkeiten an<br />

uns vorbei: Links finden wir die Zwillingsgebäude<br />

von Kunsthistorischem und Naturhistorischem<br />

Museum, getrennt durch den<br />

Maria-Theresien-Platz mit gleichnamigem<br />

Denkmal der ehemaligen österreichischen<br />

Kaiserin. Dahinter liegen die früheren Hofstallungen,<br />

das heutige Museumsquartier.<br />

Im Schatten der Hofburg<br />

Rechts passieren wir nun zunächst den Burggarten,<br />

danach die Hofburg mit der österreichischen<br />

Nationalbibliothek sowie dem<br />

Burgtor und schließlich den Volksgarten.<br />

Gleich erreichen wir die Haltestelle Dr.-<br />

Karl-Renner-Ring, die viele Wiener unverändert<br />

„Bellaria“ nennen. Hier zweigt ein Gleis<br />

nach links ab und mündet in die Schleifenanlage<br />

der Linien 46 und 49. Ein anderes<br />

Gleis führt aus der einmündenden Bellariastraße<br />

zu uns. Beide Verbindungen werden<br />

regulär jedoch nicht von Linien befahren.<br />

Anders ist das, nachdem wir nach rechts<br />

gefahren sind und das 1883 eingeweihte<br />

Parlament der Republik Österreich links liegengelassen<br />

haben. Hier verlässt uns nämlich<br />

die Linie 2 nach links abbiegend auf ihrer<br />

Fahrt bis raus nach Ottakring.<br />

Wir folgen weiter der Ringstraße und<br />

links liegt das geradezu trutzige, 1883 im<br />

Stil der Neogotik vollendete Rathaus. Der<br />

Platz davor wird stets für Veranstaltungen<br />

wie zum Beispiel den Christkindlmarkt,<br />

Hier in der Wiedner Hauptstraße bei der Paulanerkirche harmonieren die Gründerzeitfassaden mit<br />

den Blumenbeeten. Ulf haben die Altbauwagen vom Typ E 1 inzwischen fast vollständig verdrängt<br />

30 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Österreich: Wien<br />

Foto- und Gaststätten-Tipps<br />

In den oberirdisch trassierten Bereichen der Linie<br />

1 befinden sich fast überall attraktive Fotostandpunkte.<br />

Besonders nette Motive bieten<br />

sich auf der Wiedner Hauptstraße bei dichter<br />

Zugfolge, den ganzen Ring entlang, am Donaukanal,<br />

an der Brücke der U-Bahn über den Wienfluss<br />

sowie am Prater. Das Hundertwasserhaus<br />

lässt sich hingegen aufgrund sehr schlechter<br />

Lichtverhältnisse kaum perfekt fotografieren.<br />

Wien hat eine exzellente Küche – sehr typisch<br />

gibt es sie im Lokal „Wiener Küche“ (Wiedner<br />

Hauptstraße 27–29) und im „Hansy“ (Heinestraße<br />

42, direkt am Praterstern). Selbstgebrautes<br />

Bier und Gemütlichkeit findet man z. B. im<br />

„Wieden Bräu“ (Waaggasse 5).<br />

An der Haltestelle Dr.-Karl-Renner-Ring („Bellaria“) kreuzt einer der häufig verkehrenden Oldtimer<br />

– hier der 1927 gebaute Wagen 4023 – mit einem ULF der Linie 1 THOMAS ADOLPH (2)<br />

Freiluftfilmvorführungen oder auch eine<br />

Eislauffläche genutzt. Direkt gegenüber,<br />

also aus der <strong>Straßenbahn</strong> rechter Hand, haben<br />

wir eine der wichtigsten Bühnen des<br />

deutschsprachigen Theaters und großen<br />

Stolz Wiens: das oft nur kurz „die Burg“ genannte<br />

Burgtheater.<br />

Nach kurzem Halt geht es weiter vorbei an<br />

einem der mondänsten Ringstraßencafés,<br />

dem Café Landtmann. An der nächsten Ecke<br />

liegt hinter dem kleinen Platz mit dem Liebenbergdenkmal<br />

auf einem kleinen Hügel<br />

die Mölkerbastei, der letzte größere Rest der<br />

einst Wien umgebenden Stadtbefestigung.<br />

Das links den ganzen Häuserblock einnehmende<br />

Gebäude ist die Universität.<br />

Der heute unter anderem<br />

als Restaurant genutzte Glasbau<br />

des Palmenhauses im Burggarten<br />

– im Hintergrund ist ein<br />

Teil der Hofburg sichtbar<br />

Zwischen Schottentor<br />

und „Bermuda-Dreieck“<br />

Nach einem Rechtsbogen ist die große Umsteigehaltestelle<br />

Schottentor erreicht. Die<br />

hier befindlichen Verbindungsgleise sind übrigens<br />

ebenfalls ohne Linienverkehr. Beherrscht<br />

wird die Szenerie von der neugotischen<br />

Votivkirche.<br />

Leicht abwärts erreichen wir die Alte Börse<br />

(rechts), wo uns nun die beiden letzten<br />

begleitenden Linien 71 und D nach links<br />

verlassen und dann nähern wir uns dem<br />

Donaukanal. Begrüßt werden wir vom ersten<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg in Wien<br />

errichteten Hochhaus, dem 23 Stockwerke<br />

zählenden Ringturm. Nach einem recht<br />

scharfen Rechtsbogen sind wir auf dem<br />

Franz-Josefs-Kai (die Wiener sprechen das<br />

immer noch historisch „Quay“ aus). Von<br />

links kommt die hier endende Linie 31 auf<br />

eigenen Gleisen (mit Verbindungen). Wir<br />

folgen dem Donaukanal und beschattet von<br />

mächtigen Alleebäumen erreichen wir den<br />

mit dem Schwedenplatz verbundenen Morzinplatz.<br />

Gleich rechts sehen wir die wohl älteste<br />

erhaltene Kirche Wiens, die vor dem 13.<br />

Jahrhundert gebaute Ruprechtskirche. Die<br />

danebenliegende Treppe bzw. Gassen führen<br />

in das „Bermuda-Dreieck“, Wiens Lokal-<br />

und Szeneviertel. Der Name rührt daher,<br />

weil hier in lang durchfeierten Nächten<br />

mindestens genauso viele Zecher verloren<br />

gegangen sein sollen, wie im echten Bermuda-Dreieck<br />

Flugzeuge und Schiffe.<br />

Am Schwedenplatz befindet sich auch<br />

eine große Gleisschleife in Form einer<br />

Blockumfahrung und zweimaliger Überquerung<br />

des Donaukanals. Über die Marienbrücke<br />

kommend mündet die Linie 2 in<br />

unser Gleis ein; die Strecke über die gleich<br />

folgende Schwedenbrücke hat derzeit keinen<br />

Linienverkehr.<br />

Die Fahrt zum Hundertwasserhaus<br />

Wir fahren nun weiter den Kai entlang bis<br />

zur Aspernbrücke. Hier biegt die uns kurz<br />

begleitende Linie 2 nach rechts in den Stubenring<br />

ab, wogegen wir die Reise geradeaus<br />

fortsetzen. Links steht die Urania, ein 1910<br />

eröffnetes Volksbildungsheim mit Sternwarte<br />

und Kino. Danach überqueren wir gleich<br />

den Wienfluss, der hinter der Urania in den<br />

Donaukanal mündet. Ein Stück flussaufwärts<br />

führt die U4 auf einer schräg stehenden<br />

Brücke über die Wien, wobei sie auf beiden<br />

Seiten sofort wieder in einem Tunnel<br />

verschwindet – und genau oben drüber verläuft<br />

der Zollamtssteg, eine Fußgängerbrücke<br />

– und perfekter Fotostandort!<br />

Links sehen wir noch das Gebäude der Wiener<br />

Rettungsgesellschaft, bevor wir durch eine<br />

kurze Fußgängerzone fahren. An deren Ende<br />

kommen wir wieder an eine Gleiskreuzung,<br />

wo von rechts die Strecke der Linie O (oh,<br />

nicht Null!) einmündet. Nun im 3. Wiener<br />

Gemeindebezirk „Landstraße“ erreichen wir<br />

auf der Fahrt vorbei an der aus einer winzigen<br />

Seitenstraße einmündenden Matthäusschleife<br />

für kurzgeführte Linien den Radetzkyplatz.<br />

Der O-Wagen verlässt uns nach links vor dem<br />

Viadukt mit der Schnellbahn. Diese unterqueren<br />

wir und nähern uns dem Hundertwasser-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

31


)<br />

O<br />

O<br />

O<br />

Betriebe<br />

Begegnung am Schwedenplatz im Mai 2011: Den „Einser“ flankiert links ein Zug der Linie 2 in Richtung<br />

Friedrich-Engels-Platz und rechts eine gelb lackierte „Vienna-Ring-Tram“ HERWIG LUTTENBERGER<br />

5·33<br />

U3<br />

Alser Str.<br />

Siebensterngasse<br />

Pilgramgasse<br />

37·38·40·41·42<br />

Währinger Str.<br />

46<br />

U2<br />

49<br />

43·44<br />

)<br />

1·71·D<br />

D<br />

1·2·71·D<br />

)<br />

U4<br />

U3<br />

U4<br />

U2<br />

Mayerhofgasse<br />

1<br />

U1<br />

U2<br />

Karlsplatz<br />

Resselgasse<br />

Gußhausstr.<br />

)<br />

)<br />

)<br />

Schwarzenbergplatz<br />

Prinz-Eugen-Str.<br />

2<br />

Rennweg<br />

Unteres<br />

Belvedere<br />

Schloss<br />

Belvedere<br />

Taborstr.<br />

1·2<br />

2<br />

)<br />

)<br />

Am Heumarkt<br />

Plößlgasse<br />

D<br />

71<br />

)<br />

Kölblgasse<br />

)<br />

Fasangasse<br />

O<br />

Ungargasse<br />

Ungargasse/Neulinggasse<br />

Rennweg<br />

O<br />

Franzensbrückenstr.<br />

1<br />

)<br />

Löwengasse<br />

Kleistgasse<br />

Schlachthausgasse<br />

Baumgasse<br />

Oberzellergasse<br />

Viehmarktgasse<br />

Rennweg<br />

U3<br />

Rotundenallee<br />

Museumsquartier<br />

Taubstummengasse<br />

Kettenbrückengasse<br />

Neubaugasse<br />

Paulanergasse<br />

)<br />

Kardinal-Nagl-Platz<br />

1<br />

Donaukanal<br />

<strong>Straßenbahn</strong>museum<br />

18<br />

U2<br />

Rotunde<br />

haus, einem der touristischen Höhepunkte unserer<br />

Fahrt. Es sei empfohlen, die <strong>Straßenbahn</strong><br />

an der Haltestelle Hetzgasse zu verlassen und<br />

die Straße zu Fuß weiter zu gehen.<br />

Die geschwungenen Formen und die Einbeziehung<br />

der Natur dieses Gemeindebaus (einem<br />

sozialen Wohnbau) zeigen die typische<br />

Art des österreichischen Künstlers Friedensreich<br />

Hundertwasser. Das Haus selbst ist öffentlich<br />

nicht zugänglich, aber nur wenige Minuten<br />

entfernt ist das „Kunsthaus Wien“ zu<br />

finden, in dem sich ein Hundertwasser-Museum<br />

befindet.<br />

Die Endhaltestelle naht<br />

An der Haltestelle Löwengasse besteigen<br />

wir wieder unseren „1er“, der nach einem<br />

scharfen Linksbogen gleich wieder den Donaukanal<br />

erreicht. Diesen überqueren wir<br />

aber nun auf der Rotundenbrücke.<br />

Noch zwei Häuserblöcke und die grüne<br />

Lunge Wiens ist erreicht: Der Prater! Zwar<br />

denkt man bei diesem Namen meist sofort<br />

an das Riesenrad und den Vergnügungspark,<br />

doch eigentlich handelt es sich um<br />

eine rund sechs Quadratkilometer große<br />

U4<br />

(<br />

Johann-Strauß-Gasse<br />

Laurenzgasse<br />

Kliebergasse<br />

Matzleinsdorfer Platz<br />

Eichenstraße<br />

6·18·62·WLB<br />

Knöllgasse<br />

Windtenstr.<br />

Knöllgasse<br />

(<br />

1<br />

Stefan-Fadinger-Platz<br />

(<br />

Bernhardtstalgasse Quellenstr. Quellenplatz<br />

Davidgasse/Knöllgasse<br />

Troststraße/Knöllgasse<br />

Windtenstraße<br />

1·6<br />

1·62·WLB<br />

6<br />

Wiedner Hauptstr.<br />

Neilreichgasse<br />

Troststr./Neilreichgasse<br />

Hauptbahnhof/<br />

Südtiroler Pl.<br />

18<br />

)<br />

Columbusplatz<br />

Laxenburger Str./<br />

Gudrunstr.<br />

Arthaberplatz<br />

Troststr.<br />

U1<br />

Quartier Belvedere<br />

Laxenburger Str.<br />

67·O<br />

(<br />

WIEN<br />

Hbf<br />

6·67<br />

D<br />

Alfred-Adler-Straße<br />

Keplerplatz<br />

Quellenstr./<br />

Favoritenstr.<br />

U1<br />

Reumannplatz<br />

Laxenburger Str./Troststr.<br />

Migerkastr.<br />

O Rudolfshügelgasse<br />

Raxstraße/ Schleiergasse<br />

O<br />

67<br />

Favoritenstr.<br />

Fasangasse<br />

18<br />

Hauptbahnhof Ost<br />

Gellertplatz<br />

Troststraße<br />

)<br />

(Gudrunstr.)<br />

6<br />

Quellenstr.<br />

Bauernfeldplatz<br />

Obere Taborstraße<br />

Sensengasse<br />

Donaustraße<br />

5 O<br />

Praterstern<br />

Messe-Prater<br />

Schlickgasse<br />

Schottenring<br />

Prater Hauptbahnhof<br />

Börse 71<br />

31 Karmeliterplatz<br />

Nestroyplatz<br />

Schwarzspanierstr. Peregring.<br />

Prater-Liliputbahn<br />

Lange<br />

Franzensbrücke<br />

Schottentor<br />

Börsegasse/ Salztorbrücke<br />

Gasse<br />

Schweizerhaus-<br />

Wipplingerstr.<br />

Gredlerstr.<br />

Luftburg<br />

Marienbrücke Radetzkyplatz<br />

37 38 40<br />

Hintere<br />

Landesgerichtsstraße<br />

Zollamtsstr.<br />

41 42 43 44 Schwedenplatz<br />

Rathausplatz/Burgtheater<br />

Julius-Raab-<br />

Prater Hauptallee<br />

Platz<br />

Hetzgasse<br />

Rathaus 2<br />

Herrengasse<br />

Stubentor<br />

Marxergasse<br />

Stadiongasse/Parlament<br />

Schmerlingplatz<br />

Stephansplatz<br />

Landstraße<br />

Dr.-Karl-Renner-Ring<br />

Wittelsbachstraße<br />

Auerspergstr.<br />

Wien Mitte Löwengasse<br />

46 49<br />

CAT<br />

Weihburggasse<br />

Volkstheater<br />

Burgring WLB 62<br />

Rochusgasse<br />

Kärntner Ring<br />

Oper<br />

Stadtpark<br />

Sechskrügelgasse<br />

Stiftgasse<br />

Blechturmgasse<br />

Heinrich-Drimmel-<br />

Platz<br />

Wildgansplatz<br />

(Arsenal)<br />

proj.<br />

Gudrunstr.<br />

Absberggasse<br />

1 km<br />

Sankt<br />

Marx<br />

)<br />

71<br />

Geiereckstr.<br />

Geiselbergstr.<br />

Litfaßstr.<br />

Simmeringer Hauptstr.<br />

Siemens<br />

(SGP)<br />

Auszug aus:<br />

Schwandl‘s Tram Atlas Schweiz & Österreich<br />

Neuauflage Juni 2014<br />

Der Linienplan von Wiens „Einser“ – bearbeiteter Ausschnitt aus dem in Vorbereitung<br />

befindlichen Tram Atlas Schweiz & Österreich 2014<br />

GRAFIK: ROBERT SCHWANDL<br />

32 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Österreich: Wien<br />

Nützliche Links und Foren<br />

• Wiener Linien: www.wienerlinien.at<br />

• Wiener <strong>Straßenbahn</strong>museum<br />

(Wiedereröffnung im September 2014):<br />

http://goo.gl/gop9s6<br />

• Anmietung von Oldtimern aus den Jahren<br />

1913 und 1928/1929 für eigene Stadtrundfahrten<br />

mit der <strong>Straßenbahn</strong>:<br />

www.rentabim.at<br />

• Forum zur Wiener <strong>Straßenbahn</strong>:<br />

www.tramwayforum.at, www.fpdwl.at<br />

Parkanlage mit Wiesen, alten Donauarmen<br />

und Waldgebieten. Auf einem mit Zaun gesicherten<br />

Gleisbereich geht es durch die ausgedehnten<br />

Grünanlagen flott voran und<br />

schnell ist die Endhaltestelle Prater Hauptallee<br />

mit ihrer doppelten Schleife und einem<br />

Stockgleis erreicht. Hier, inmitten des Erholungsgebiets,<br />

endet unsere Fahrt.<br />

Wer gut zu Fuß ist, dem sei der Spaziergang<br />

auf der vor uns querenden autofreien<br />

RECHTS Das 1897 errichtete<br />

Riesenrad im Prater<br />

war einst eines der<br />

größten der Welt und<br />

wurde spätestens<br />

durch den Film „Der<br />

dritte Mann“ aus dem<br />

Jahr 1949 legendär<br />

THOMAS ADOLPH<br />

UNTEN Der beklebte<br />

ULF 608 fährt vor dem<br />

Parlament entlang<br />

des Volksgartens. Im<br />

Hintergrund sind Teile<br />

der Hofburg sowie<br />

der Südturm des Stephansdoms<br />

sichtbar<br />

Prater-Hauptallee nach links empfohlen. Auf<br />

dieser geht es zum „Wurstelprater“, dem eigentlichen<br />

Vergnügungspark. Oder man<br />

nimmt für die Fahrt zum Riesenrad die zeitweise<br />

noch immer mit Dampfloks bespannte<br />

Liliputbahn, deren Haltestelle sich schräg<br />

gegenüber befindet. Für eine Stärkung mit<br />

Bier und einer knusprigen Stelze (die Bayern<br />

würden Schweinshaxe dazu sagen) bietet<br />

sich unweit das Schweizerhaus an.<br />

Die Rückfahrt kann dann vom nahen,<br />

mit öffentlichen Verkehrsmitteln hervorragend<br />

erschlossenen Praterstern aus erfolgen.<br />

Also – auf nach Wien! THOMAS ADOLPH<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

33


Betriebe<br />

Weiter geht’s<br />

im Sauseschritt<br />

Netzausbau in Antwerpen Kaum startete in der heimlichen<br />

Hauptstadt Flanderns das <strong>Straßenbahn</strong>projekt Livan 1,<br />

stimmte das Verkehrsministerium dem Bau von drei weiteren<br />

Verbindungen bis zum Jahr 2020 zu. Ein Rückblick auf<br />

das abgeschlossene Projekt Brabo 1 sowie in die Zukunft<br />

34 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Belgien: Antwerpen<br />

Die <strong>Straßenbahn</strong> Antwerpen blickt<br />

im Jahr 2014 auf eine 141-jährige<br />

Geschichte zurück. Am 25. Mai<br />

1873 als Pferdebahn eröffnet, begann<br />

am 2. September 1902 der elektrische<br />

Linienbetrieb. Seit 1991 wird sie vom flämischen<br />

Verkehrsunternehmen De Lijn betrieben.<br />

Mit Unterstützung der Staats- und<br />

Regionalregierung befindet sich das Netz<br />

der meterspurigen <strong>Straßenbahn</strong> seit der<br />

Jahrtausendwende ständig im Wachstum<br />

(siehe Kasten S. 37). Die Bauprojekte tragen<br />

dabei unterschiedliche Titel, nach denen folgende<br />

Berichte gegliedert sind.<br />

Das Projekt Brabo 1<br />

Am 14. April 2012 nahmen De Lijn im<br />

Nordosten Antwerpens die Verlängerung<br />

der Linie 10 von Deurne in Richtung Osten<br />

nach Wijnegem in Betrieb. Die <strong>Straßenbahn</strong><br />

verkehrt dabei auf der Trasse einer 1962<br />

stillgelegten NMVB-Trambahnstrecke in<br />

Richtung Oostmalle/Turnhout. Die zum<br />

Projekt Brabo 1 gehörende Neubaustrecke<br />

verläuft im Mittelstreifen der August van de<br />

Wielelei und führt gradlinig bis zur (Zwischen-)Endschleife<br />

Fortveld. Die Streckenlänge<br />

beträgt 2,7 Kilometer. Noch offen ist,<br />

wann die Erweiterung von Fortveld nach<br />

Grens Schilde (3,0 Kilometer) entsteht.<br />

Ebenfalls am 14. April 2012 ging die Verlängerung<br />

der Linie 5 vom bisherigen Endpunkt<br />

Wim-Saerens-Plein nach Süden durch<br />

die Ruggeveldlaan bis zur einen Kilometer<br />

entfernten Neubaustrecke der Linie 10 in<br />

Betrieb, von wo seitdem beide Linien bis<br />

Wijnegem führen. Dort entstand im Kreuzungsbereich<br />

August van Wielelei und<br />

Krijgsbaan zugleich ein neuer Betriebshof.<br />

Mit der Verlängerung der Linie 15 um<br />

drei Kilometer von Mortsel nach Boechout<br />

fand das Projekt Brabo I am 13. August<br />

2012 seinen Abschluss. Die Trasse führt zunächst<br />

durch die Statielei und den Lierse -<br />

steenweg in Richtung Südosten. In Höhe<br />

Oude Steenweg biegt der Liersesteenweg in<br />

Richtung Osten ab und führt in einem großen<br />

Bogen über die nach Lint führende Eisenbahnstrecke<br />

hinweg. Im Kreuzungsbereich<br />

mit dem Borsbeeksesteenweg liegt der<br />

neue Endpunkt der Linie 15: Boechout Capenberg.<br />

Neben ihm entstand eine große<br />

P+R-Anlage. Die Investitionskosten für Brabo<br />

1 beliefen sich insgesamt auf etwa 124<br />

Millionen Euro.<br />

Das Projekt Brabo 2<br />

Im September 2011 erteilte die flämische<br />

Regionalregierung drei weiteren Netzerweiterungen<br />

grünes Licht – dem Programm<br />

LINKS Nur wenige Schritte von der Centraal<br />

Station entfernt, liegt das „chinesische Viertel“,<br />

durch das auch die Linie 12 führt<br />

ALLE FOTOS: JÜRGEN BURMEISTER<br />

Mit 155 Einheiten bilden die PCC-Wagen noch immer die tragende Säule des Fahrzeugbestands<br />

in Antwerpen, hier zwei Doppeltraktionen auf der Strecke nach Wijnegem<br />

In den Jahren 2006/07 erhielt der Bolivarplaats (früherer Südbahnhof) von zwei Seiten einen<br />

neuen Tramanschluss, ein dritter durch die Brusselstraat soll folgen<br />

Brabo 2. Die Gesamtlänge der geplanten<br />

Neubaustrecken beträgt 9,3 Kilometer.<br />

Größtes Einzelprojekt stellt der (Wieder-)<br />

Anschluss von Ekeren an das Antwerpener<br />

<strong>Straßenbahn</strong>netz dar. Das erste Teilprojekt<br />

mit einer Länge von 6,4 Kilometern beinhaltet<br />

die Renaissance der <strong>Straßenbahn</strong>verbindung<br />

vom Rooseveltplaats über den Italielei<br />

zum Noorderplaats und weiter entlang<br />

der Norderlaan über Metropolis (Linie 6)<br />

und den Betriebshof Punt aan de Lijn bis<br />

„De Mieren“ am Südrand von Ekeren. Zu<br />

einem späteren Zeitpunkt ist die Weiterführung<br />

in Richtung Norden bis Leugenberg<br />

vorgesehen.<br />

Aus drei Bausteinen besteht das Teilprojekt<br />

Tramanschluss Eilandje, einem ehemaligen<br />

Hafengebiet, in dem nun unter anderem<br />

Wohnungen entstehen.<br />

Zum ersten wird eine 900 Meter lange<br />

Nord-Süd-Trasse im Anschluss an die derzeitigen<br />

Endstelle Sint Pietersvliet gebaut.<br />

Daten & Fakten:<br />

<strong>Straßenbahn</strong> Antwerpen<br />

Betreiber:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . De Lijn<br />

Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.000 mm<br />

Streckenlänge: . . . . . 72 km (Stand 31.12.2013)<br />

Linienlänge:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116,6 km<br />

Haltestellen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158<br />

Anzahl Linien:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

kürzeste Linie: . . . . . . . . . Linie 11, Melkmarkt –<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berchem (4,6 km)<br />

längste Linie:. . . . . . . . . . . . . Linie 4, Hoboken –<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Silsburg (14,6 km)<br />

Betriebshöfe: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

Stromsystem: . . . . . . . . . . 600 Volt Gleichstrom<br />

Fahrzeuge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238<br />

davon PCC: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155<br />

davon Hermelijn: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />

(inkl. 5 auf der Küstenlinie eingesetzte Pooltram)<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

35


Betriebe<br />

Am Stadtrand Richtung Wijnegem entstand 2012 ein neuer Trambetriebshof<br />

Beveren<br />

3<br />

Zwijndrecht<br />

Zwijndrecht<br />

ANTWERPEN<br />

Premetro-Tunnel<br />

Tram<br />

Projekte:<br />

Brabo 2<br />

Livan 1<br />

Livan 2<br />

SNCB-Bahnstrecke<br />

2014 © Robert Schwandl<br />

Sint-Pietersvliet<br />

5 9<br />

7<br />

15<br />

10 11<br />

Melkmarkt<br />

Linkeroever Groenplaats<br />

12<br />

Bolivarplaats<br />

Zwaantjes<br />

Schelde<br />

2 4<br />

Hoboken 24<br />

Kioskplaats Schoonselhof<br />

6<br />

Luchtbal<br />

Metropolis<br />

Brusselstraat<br />

Antwerpen-<br />

Zuid<br />

De Mieren<br />

Olympiade<br />

6<br />

Wilrijk<br />

Merksem<br />

2 3<br />

Astrid<br />

Ruggeveldlaan<br />

(Zegel)<br />

ANTWERPEN Morckhovenlei<br />

CENTRAAL<br />

Antwerpen-Oost Florent Pauwelslei<br />

11<br />

Eksterlaar<br />

9<br />

Silsburg<br />

Groenenhoek 4 24<br />

Rooseveltplaats<br />

Antwerpen-<br />

Berchem<br />

7<br />

Mortsel<br />

P+R Kontich<br />

12<br />

Sportpaleis<br />

Mortsel<br />

Der aktuelle Liniennetzplan Antwerpens mit Planungen für die Zukunft<br />

Albertkanaal<br />

5 10<br />

Wijnegem<br />

Wommelgem<br />

P+R<br />

15<br />

Boechout<br />

GRAFIK: ROBERT SCHWANDL<br />

Etwa in Streckenmitte zweigt eine 800 Meter<br />

lange Ost-West-Strecke über Londenstraat<br />

und Amsterdamstraat zur ebenfalls<br />

vorgesehenen Strecke nach Ekeren ab. Und<br />

schließlich führt von dieser Ost-West-Strecke<br />

eine 600 Meter lange Zweigstrecke am<br />

Kattendijkdok Oostkaaistraat in Richtung<br />

Norden.<br />

Kürzeste Teilstrecke des Projektes Brabo<br />

2 bildet eine Querverbindung vom Bolivarplaats<br />

(Linie 12) durch die Brusselstraat zur<br />

Brederodestraat (Linien 4 und 24), ihre<br />

Länge beträgt 500 Meter.<br />

Das Projekt Livan 1<br />

Im März 2013 begannen die Arbeiten am<br />

Projekt Livan 1. Zentraler Baustein ist eine<br />

Tramverbindung zwischen dem Stadtzentrum<br />

und der Autobahnausfahrt Wommelgem.<br />

Für das Programm müssen sowohl<br />

neuer Streckenabschnitte errichtet als auch<br />

ein Teil der Linie 24 nach Silsburg mitbenutzt<br />

sowie ein Bereich der vor 32 Jahren<br />

im Rohbau fertiggestellten zweiten Tram-<br />

Tunnelachse komplettiert werden.<br />

Die neue Linie hat ihren Endpunkt in einer<br />

unterirdischen Schleife unter dem Rooseveltplaats.<br />

Astrid heißt die erste Tunnelstation<br />

(ein Turmbahnhof) – hier wird die<br />

erste Tunnelachse Richtung Merksem gekreuzt.<br />

Der Tunnel führt unter der Turnhoutsebaan<br />

und Herentalsebaan bis zu einer<br />

Rampe östlich der Station Morckhoven.<br />

Von dort nutzt die neue Linie die vorhandenen<br />

Gleise der Linie 24 bis zur Floren-<br />

Pauwelslei. Hier schließt sich ein Neubauabschnitt<br />

durch die Ruggeveldlaan<br />

Richtung Norden bis zur Autobahn A 13<br />

und parallel zu dieser bis zur Ausfahrt<br />

Wommelgem an. An dieser wird ein P+R-<br />

Platz für 235 Autos geschaffen. Von dort<br />

sollen die <strong>Straßenbahn</strong>en 15 Minuten bis<br />

zur Endstation Astrid benötigen. Vorerst<br />

soll nur die Tunnelstation Zegel bedient<br />

werden, die Bahnhöfe Carnot, Drink, Collegelaan<br />

und Morckhoven verharren im<br />

Dornröschenschlaf.<br />

Zum Projekt Livan 1 gehört zudem eine<br />

Verbindung zur im April 2012 eröffneten<br />

Tramlinie nach Wijnegem. Dieser Streckenast<br />

verläuft durch die Ruggelveldlaan und<br />

endet am Verknüpfungspunkt der im Jahr<br />

2012 verlängerten Linien 5 und 10. Für das<br />

bis zum März 2015 in Zusammenarbeit mit<br />

privaten Geldgebern umzusetzende Projekt<br />

sind 100 Millionen Euro veranschlagt.<br />

Das Ziel heißt 50 : 50<br />

Während an den Programmen Livan 1<br />

und Brabo 2 gearbeitet wird beziehungsweise<br />

die vorbereitenden Arbeiten dafür<br />

laufen, hat die flämische Regierung im<br />

Der „Museumswagen“ 7001 am Ende der<br />

Blockumfahrung Kruishoofstraat<br />

36 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Belgien: Antwerpen<br />

Als Beton- und Steinwüste<br />

präsentiert sich Boechout, die<br />

neue Endstelle der Linie 15<br />

Juni 2013 bereits die nächsten Ausbauprojekte<br />

vorgestellt: Gleich acht Strecken<br />

– zusammengefasst in drei Clustern – weisen<br />

einen positiven Nutzen-Kosten-Quotienten<br />

auf. Mit Werten von 1,25, 1,55<br />

und 2,18, überwiegen die Vorteile die Kosten,<br />

so die flämische Regierung.<br />

Das Cluster Westen beinhaltet „nur“ die<br />

Strecke Zwijndrecht – Beveren, das Cluster<br />

Süden und Osten die Verbindungen<br />

Hoboken Schoonselhof – Hemiksem Nord,<br />

Antwerpen Südbahnhof – Antwerpen<br />

Olympiade – Wilrijk, Universitätsplatz,<br />

Wommelgem P & R – Ranst P & R,<br />

Wijnegem Krabbershoek – Schilde und das<br />

Cluster Südosten die Abschnitte Mortsel<br />

Gemeenteplein – Kontich P & R, Deurne<br />

Te Boelaerpark – Borsbeek Dorp und<br />

Deurne Silsburg – Wommelgem Hulgenrode.<br />

Im Rahmen einer ersten Bewertung stehen<br />

davon drei Strecken auf der Prioritätenliste<br />

ganz oben:<br />

• die Fortführung der Linie 3 von Zwijndrecht<br />

nach Beveren (4,5 Kilometer)<br />

• die Verlängerung der Linie 6 von der heutigen<br />

Endstelle Olympiade um rund 3,5<br />

Kilometer bis zum Universitätskomplex<br />

Wilrijk; die Trasse soll dabei durch die<br />

Heistraat und Doornstraat führen<br />

• die Weiterführung der Linie 7 um 5,5 Kilometer<br />

vom derzeitigen Endpunkt Mortsel<br />

nach Süden bis zu einer P+R-Anlage in<br />

Kontich<br />

Alle Strecken der Projekte Brabo, Livan 1 und<br />

Livan 2 haben zusammengenommen eine<br />

Länge von knapp 30 Kilometer. Aktuell weist<br />

das Antwerpener Tramnetz eine Länge von 73<br />

Kilometer auf. Mit den Neubaustrecken will<br />

die Regierung von Flandern den Anteil des<br />

Umweltverbundes (ÖPNV, Rad, Fußgänger)<br />

am Modal Split auf 50 Prozent bringen und<br />

damit für eine reibungslose und nachhaltige<br />

Erreichbarkeit von Antwerpen sorgen. Bis allerdings<br />

die drei Strecken umgesetzt sind, gilt<br />

es noch eine gute Wegstrecke zurückzulegen.<br />

Zu dieser gehören beispielsweise die Prüfung<br />

der räumlichen Machbarkeit (Schaffung von<br />

Trassen), die Vernetzung mit anderen Verkehrsmitteln<br />

und natürlich die Auswirkungen<br />

auf Umwelt und Natur. JÜRGEN BURMEISTER<br />

Netzerweiterungen seit 2000<br />

16.03.2002: Linkeroever – Zwijndrech (Linie 3)<br />

01.09.2002: Merksem – Keizershoek (Linie 3)<br />

04.03.2006: Erweiterung des Pre-Metro-Zweigstrecke Schijnpoort –<br />

Eekhovelei (Linie 5)<br />

15.05.2009: Ektselaar – Dascottelei – Verknüpfung mit Strecke nach<br />

Silsburg (anfangs Betrieb durch Linie 8, heute Linie 4)<br />

29.04.2006: Amerikalei – Bolivarplaats (Linie 12)<br />

02.05.2007: Lambermontplaats – Bolivarplaats (Linie 8, heute Linie 12)<br />

27.10.2007: Minister Delbekelaan – Metropolis (zuvor Betriebsstrecke zum<br />

Betriebshof Punt an de Lijn, Bedienung durch neue Linie 6)<br />

19.12.2011 6 Olympia – Kruishofstraat (Blockumfahrung); (Linie 6)<br />

14.04.2012 Deurne – Wijnegem (Linie 10)<br />

14.04.2012 Wim-Saerens-Plein – Ruggeveldlaan (– Wijnegem); (Linie 5)<br />

13.08.2012 Mortsel – Boechout (Linie 15)<br />

Anfangs lediglich als Betriebshofzufahrt dienend, wird die Trasse in<br />

der Noorderlaan seit 2007 auch von der Linie 6 regulär befahren<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

37


Betriebe<br />

Auf steiler Spur<br />

Die Great Orme Tramway in Wales Direkt an der Küste zur Irischen See erschließt in<br />

Nordwales eine 1902 eröffnete „Tramway“ den Hausberg des Städtchens Llandudno. Bis heute<br />

wartet die vor wenigen Jahren modernisierte Standseilbahn mit mehreren Besonderheiten auf<br />

Bei der am 31. Juli 1902 eröffneten<br />

kapspurigen Great Orme Tramway<br />

in Nordwales handelte es sich um<br />

ein technisches Kleinod, das auch<br />

nach einer etappenweisen Modernisierung<br />

zwischen 2000 und 2006 wenig von seinem<br />

Gründerzeitcharme verloren hat. Die auf<br />

walisisch als Tramffordd y Gogarth bezeichnete<br />

Kabel- und Standseilbahn ist die<br />

einzige Anlage dieser Art in Großbritannien.<br />

Auf zwei voneinander getrennten Abschnitten<br />

mit einer Gesamtlänge von 1.550<br />

Der Wagen 4 bei der Fahrt über die Ty-Gwyn Road, kurz vor der Mittelstation. Von hier bietet sich<br />

in südliche Richtung eine herrliche Aussicht auf die grünen Hügel und Berge von Nordwales<br />

Metern überwindet die Tram einen Höhenunterschied<br />

von 167 Meter. Dabei bewältigt<br />

sie Steigungen von bis zu 26 Prozent.<br />

Im 800 Meter langen Abschnitt zwischen<br />

der Talstation Llandudno Victoria und dem<br />

Mittelpunkt Half Way Station liegen die<br />

Kabel unter dem Fahrbahnbelag und die<br />

Trasse verläuft größtenteils über verschiedene<br />

Straßen. Hier erinnert die Great Orme<br />

Tramway stark an die „Cable Cars“ in San<br />

Francisco. Allerdings können die Fahrzeuge<br />

nicht beliebig ausgehangen werden. Vielmehr<br />

handelt es sich beim unteren Abschnitt<br />

der Great Orme Tramway um die<br />

zweite neben Lissabon noch bestehende<br />

Straßen-Standseilbahn.<br />

Auf dem oberen, dem 750 Meter langen<br />

Streckenabschnitt zwischen der Half Way<br />

Station und der Bergstation Summit Complex<br />

verläuft die Tramway dann als konventionelle<br />

Standseilbahn mit eigener Trassierung<br />

und offen gelegtem Kabel. Auf<br />

38<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Wales:Great Orme Tramway<br />

RECHTS Der obere<br />

Abschnitt der Great<br />

Orme Tramway wurde<br />

gut ein Jahr nach dem<br />

unteren Streckenteil<br />

fertiggestellt und im<br />

Juli 1903 dem Betrieb<br />

übergeben. Am<br />

23. September 2013<br />

haben sich die Wagen<br />

6 und 7 gerade gekreuzt.<br />

Gut sichtbar<br />

sind nun die hier offen<br />

liegenden Seile<br />

LINKS Der Wagen Nr. 7<br />

hat die Bergstation<br />

verlassen und begibt<br />

sich in Richtung Mittelpunkt.<br />

Im Hintergrund<br />

ist das Gipfelhaus<br />

des 207 Meter<br />

hohen Great Orme<br />

sichtbar, dem Hausberg<br />

des walisischen<br />

Seebades Llandudno<br />

RECHTS Der Wagen<br />

Nr. 4 bei der steilen<br />

Ausfahrt aus der<br />

Talstation Victoria. Der<br />

folgende Abschnitt ist<br />

mit 800 Meter Länge<br />

und Steigungen bis 26<br />

Prozent der längere<br />

und steilere<br />

beiden Abschnitten gibt es für die blauweiß<br />

lackierten Wagen genau in der Mitte jeweils<br />

eine Kreuzungsstelle.<br />

Die Betriebsabwicklung<br />

Im normalen Fahrplan verkehrt die Great<br />

Orme Tramway im 20-Minuten-Takt, wobei<br />

dieser zu Spitzenzeiten auch verdichtet<br />

wird. Die Fahrzeit pro Streckenabschnitt<br />

beträgt etwa sieben Minuten. Da der Streckenmittelpunkt<br />

an der Halfway Station zu<br />

Fuß überquert werden muss, erhalten die<br />

Besucher dort einen Einblick in die Technik<br />

der Bahn, denn die Seilzuganlagen sind hinter<br />

Glassscheiben gut sichtbar.<br />

Bis zum Jahr 1958 waren die alten Kabelwinden<br />

noch von Dampfmaschinen angetrieben,<br />

seitdem übernahmen Elektromotoren<br />

diese Aufgabe. Die gegenwärtig installierte<br />

Seilzugtechnik lieferte die Schweizer Firma<br />

Doppelmayr aus Thun in den Jahren 2000/01.<br />

Im Zuge der Modernisierung ließ die Kommune<br />

auch die ganze Mittelstation umfassend<br />

baulich erneuern sowie die Trasse des<br />

unteren Abschnittes ertüchtigen. An den sich<br />

auf vier Millionen Pfund summierenden Baukosten<br />

beteiligten sich auch die EU sowie der<br />

britische Lotteriefonds. Als touristische Attraktion<br />

mit jährlich zwischen 120.000 und<br />

160.000 Fahrgästen sowie als technisches<br />

Kulturgut von internationaler Bedeutung befindet<br />

sich die Great Orme Tramway bereits<br />

seit 1949 in öffentlicher Hand.<br />

Die Tramfahrzeuge<br />

Die schottische Firma Hurst Nelson & Co. in<br />

Motherwell baute für die Great Orme Tramway<br />

1902/03 insgesamt sieben Fahrzeuge mit<br />

drei Fuß und sechs Zoll Spurweite (1.067 Millimeter).<br />

Bei den Wagen 1 bis 3 handelte es<br />

sich um zweiachsige offene Güterwagen, die<br />

das Personal bei Bedarf den Per sonenwagen<br />

voranstellte, aber bereits 1911 ausschieden.<br />

Seitdem sind nur noch die vierachsigen Sitzwagen<br />

4 bis 7 vorhanden. Diese elf Meter langen<br />

Sommerwagen mit unverglasten Seitenfenstern<br />

verfügen über 48 Sitzplätze. Die<br />

Wagen 4 und 5 verkehren ausschließlich auf<br />

dem unteren Abschnitt, die Wagen 6 und 7 auf<br />

dem oberen Streckenteil. Während früher<br />

auch Stehplätze verkauft worden sind, sind<br />

heute nur Sitzplätze zulässig.<br />

Ursprünglich fuhren die Fahrzeuge übrigens<br />

mit Stromabnehmerstangen. Die dazugehörige<br />

Oberleitung lieferte jedoch keinen<br />

Fahrbetriebsstrom, sondern diente als<br />

Daten & Fakten:<br />

Great Orme Tramway<br />

Spurweite: . . . . . 3 Fuß 6 Zoll (1.067 Millimeter)<br />

Eröffnung: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31.07.1902<br />

heutiger Betreiber: . . . . . . . . . . . . Bezirk Conwy<br />

Gesamtlänge: . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.550 Meter<br />

Höhenunterschied:. . . . . . . . . . . . . . . 167 Meter<br />

1. Abschnitt: Victoria Station – Halfway Station<br />

Länge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 800 Meter<br />

maximale Steigung: . . . . . . . . . . . . . . . . 1:3,7<br />

Höhenunterschied: . . . . . . . . . . . . 123 Meter<br />

Durchschnittsgeschw.: . . 2,25 m/s (8,10 km/h)<br />

Zugseil in Z-Schiene unterhalb der Fahrbahn<br />

2. Abschnitt: Halfway Station – Summit Station<br />

Länge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 750 Meter<br />

maximale Steigung:. . . . . . . . . . . . . . . . 1:9,3<br />

Höhenunterschied: . . . . . . . . . . . . . 44 Meter<br />

Durchschnittsgeschw.: . 2,85 m/s (10,26 km/h)<br />

Anzahl Wagen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vier<br />

Telefonleitung. Auf diese Weise waren Absprachen<br />

zwischen den Fahrern und dem<br />

Seilwindenmaschinisten möglich. Diese<br />

Kommunikationsform löste 1991 der<br />

Sprechfunk ab. ANDREW THOMPSON/AM<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

39


Fahrzeuge<br />

Vielfalt statt Einheitsbrei<br />

Stadtbahnwagen B in Düsseldorf und Duisburg Nach Köln und <strong>Bonn</strong> entstand in den<br />

1980er-Jahren auch bei anderen Betrieben Bedarf an neuen Stadtbahnwagen. Doch was unterscheidet<br />

die für die Rheinbahn und die DVG gebauten B-Wagen vom Original im Rhein-Sieg-Gebiet?<br />

Setzten nach Köln und <strong>Bonn</strong> zunächst<br />

nur die Verkehrsbetriebe von Essen<br />

und Mülheim auf den beiden von<br />

1.000 auf 1.435 Millimeter umgespurten<br />

Strecken die Stadtbahnwagen B ein,<br />

so benötigten ab Anfang der 1980er-Jahre parallel<br />

zum Voranschreiten des Stadtbahnbaus<br />

auch andere Betrieben passende Fahrzeuge.<br />

Dabei waren nicht nur die zwischenzeitlichen<br />

technischen Fortschritte berücksichtigt, sondern<br />

entgegen der ursprünglichen Idee einer<br />

strengen Einheitlichkeit – siehe STRASSEN-<br />

BAHN <strong>MAGAZIN</strong> 9/2013 – auch betriebliche<br />

Vorlieben verwirklicht. Betrieblich notwendig<br />

war eine Kompatibilität in den<br />

meisten Fällen aber ohnehin nicht mehr, da<br />

eine Verbindung der Einsatzbereiche nicht<br />

mehr zur Debatte stand.<br />

Die Düsseldorfer Serie 4000<br />

Die 1981 an die Düsseldorfer Rheinische<br />

Bahngesellschaft gelieferten zwölf Fahrzeuge<br />

wurden für die erste unterirdische Teilstrecke<br />

der auf Stadtbahnbetrieb umzustellenden<br />

Städteverbindung nach Duisburg<br />

benötigt. Die Tw 4001 bis 4012 waren eine<br />

Weiterentwicklung der ersten Stadtbahnwagengeneration,<br />

welche sowohl die schon<br />

von der 1978 nach Essen gelieferten Wagen<br />

bekannten Falttüren besaßen als auch einige<br />

für die zweite Generation typische Merkmale,<br />

weshalb sie als Übergangslösung zwischen<br />

den beiden Generationen anzusehen<br />

sind. Grundriss und wagenbaulicher Teil<br />

wurden gegenüber der Erstausführung nur<br />

wenig geändert. Dem Ziel einer besseren<br />

Lesbarkeit der Ziel- und Seitenbeschriftung<br />

kamen aber die erheblich vergrößerten Felder<br />

für die Rollbandanzeigen entgegen.<br />

Technisch erfuhren die Düsseldorfer Wagen<br />

erhebliche Veränderungen, nutzte doch die<br />

Rheinbahn ein Maximum an Möglichkeiten<br />

neuer Techniken. Im Prinzip hielt sie zwar an<br />

den fahrdynamischen Werten der ersten Generation<br />

der B-Wagen fest, die Drehstrom-<br />

40 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


B-Wagen<br />

Auf der Kaiserswerter Allee kreuzen zwei Zügen der Düsseldorfer Linie 711. Dabei werden die Bauartunterschiede<br />

der Reihen 4000 und 4200 sichtbar AXEL REUTHER (2)<br />

Über die U79 sind Düsseldorf und Duisburg<br />

miteinander verbunden. Am 20. April 2010<br />

passierten die Duisburger Tw 4704 und<br />

4717 Düsseldorf-Froschenteich in Richtung<br />

der südlichen Nachbarstadt MICHAEL KOCHEMS<br />

Ab Sommer 1987 erreichten die Düsseldorfer B-Wagen auch Krefeld, wo hier Tw 4219 der Linie 76<br />

an der Endstation Ostwall/Rheinstraße auf einen M-Wagen der Krefelder <strong>Straßenbahn</strong> trifft<br />

Asynchronfahrmotoren ermöglichen, aber<br />

eine wesentliche höhere Belastung im Anfahrund<br />

Bremsbereich. Der Einsatz der Drehstrommotoren,<br />

die nicht nur leichter, sondern<br />

auch einfacher zu warten sind, hatte auch<br />

Konsequenzen für eine Reihe sonstiger Funktionen<br />

wie der Heizung oder der Rückspeisung<br />

der Bremsenergie ins Fahrleitungsnetz.<br />

Der mechanische Teil der Fahrzeuge entstand<br />

unverändert bei der Düsseldorfer Waggonfabrik,<br />

die neue elektrische Ausrüstung projektierte<br />

die Siemens AG und baute sie zusammen<br />

mit den Firmen BBC Mannheim und Kiepe<br />

Düsseldorf. Die für die neue Technik notwendigen<br />

Gerätschaften ließen sich nicht vollständig<br />

unter dem Wagenkasten unterbringen, daher<br />

fallen bei den Düsseldorfer Wagen zwei<br />

Am 5. Juni 2013 startete mit dem Tw 4278 einer<br />

der Düsseldorfer B-Wagen der zweiten Serie in<br />

Dießem zur Rheinstraße<br />

CHRISTIAN LÜCKER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

41


Fahrzeuge<br />

kastenartige Aufsätze auf den beiden Wagenhälften<br />

ins Auge. Bei zwei Wagen fand hier<br />

versuchsweise auch eine Klimaanlage platz.<br />

Düsseldorfer Wagen<br />

in Aluminiumbauweise<br />

Diese Fahrzeugbauart ist im STRASSEN-<br />

BAHN <strong>MAGAZIN</strong> 6/2010 ab Seite 44 bereits<br />

anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens<br />

LINKS Der Bistrowagen<br />

4104 war 1988<br />

auf der Linie U76 in<br />

Krefeld unterwegs,<br />

hier in der Rheinstraße<br />

AXEL REUTHER (2)<br />

RECHTS Zug aus<br />

Wagen der ersten<br />

Düsseldorfer Serie<br />

4000 in Stahlbauweise<br />

im Mai 1984<br />

auf Linie 718 am<br />

Freiligrathplatz<br />

LINKS Auf dem Dach<br />

der Düsseldorfer<br />

B-Wagen in Aluminiumbauweise<br />

befinden<br />

sich für zusätzliche<br />

elektrische<br />

Aggregate wesentlich<br />

kleinere Aufsätze<br />

als auf den<br />

„Stahlwagen“.<br />

Somit ist die Zeichnung<br />

auf dieser Seite<br />

unten fehlerhaft!<br />

Die Aufnahme vom<br />

23. August 2013<br />

zeigt die Tw 4207<br />

und 4214 auf der<br />

Kaiserswerther<br />

Straße in Düsseldorf<br />

MICHAEL KOCHEMS<br />

ausführlich behandelt worden, so dass sie<br />

an dieser Stelle nur kurz erwähnt werden<br />

soll. Von 1985 bis 1993 sind insgesamt 92<br />

dieser Fahrzeuge entstanden (Tw 4101 bis<br />

4104 und 4201 bis 4288), was die höchste<br />

Zahl an B-Wagen innerhalb einer für einen<br />

Betrieb gebauten Serie darstellte. Eine Besonderheit<br />

waren die vier 1988 für den Einsatz<br />

auf der Linie 76/U76 nach Krefeld entstandenen<br />

Fahrzeuge mit Bistro-Abteil, denen<br />

in dieser Wagenhälfte die zum Gelenk<br />

hin liegende Türe fehlte.<br />

Umbauten der Serie 4000<br />

Nach Auslieferung der ersten Serie Aluminium-Stadtbahnwagen<br />

nach Düsseldorf stellte<br />

sich die Frage, ob es sinnvoll ist, die zwölf Vorserienfahrzeuge<br />

anzupassen. Unterschiede gab<br />

Ansichten der Düsseldorfer B-Wagen in Aluminiumbauweise, Serie 4200<br />

SLG. AXEL REUTHER<br />

42<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


B-Wagen<br />

es hinsichtlich der Türanordnung, der Ausführung<br />

der Einstiege und im elektrischen Bereich.<br />

Da für den U-Bahn-Betrieb ohnehin die<br />

Nachrüstung mit LZB erforderlich war, fiel die<br />

Entscheidung zugunsten einer weitergehenden<br />

Anpassung an die Serienwagen. Zwischen<br />

1985 und 1988 nahmen das Herstellerwerk<br />

und das Ausbesserungswerk Heerdt der<br />

Rheinbahn die hierzu notwendigen Arbeiten<br />

vor. Dabei entfiel die in Fahrtrichtung linke<br />

vordere Einzeltüre und die Wagen erhielten<br />

nachträglich eine IBIS-Steuerung und vor allem<br />

eine Linienzugbeeinflussung (LZB). Sie<br />

fand an Stelle hinter der entfernten Einzeltür<br />

vorne links Platz. Die Transistortechnik<br />

tauschten die Techniker gegen eine solche mit<br />

Mikroprozessoren aus. Entgegen der ursprünglichen<br />

Absicht, vierstufige Einstiege einzubauen,<br />

blieb es bei den zwölf Vorserienwagen<br />

auch nach dem Umbau beim dreistufigen<br />

Einstieg, da eine Umrüstung unverhältnismäßig<br />

hohe Kosten verursacht hätte. Auch der<br />

Einholmstromabnehmer blieb erhalten.<br />

Wagen für die<br />

Duisburger Verkehrsgesellschaft<br />

Bedingt durch die Verknüpfung mit dem<br />

Düsseldorfer Netz bestand auch für die<br />

Duisburger Verkehrsgesellschaft zu Beginn<br />

der 1980er-Jahre die Notwendigkeit zum<br />

Kauf von Stadtbahnwagen B. Auch diese<br />

orientierten sich an den Vorgaben für eine<br />

verbesserte „zweite Generation“, gegenüber<br />

den Wagen für Köln und <strong>Bonn</strong> nahmen die<br />

Hersteller jedoch mehrere technisch notwendige<br />

konstruktive Änderungen vor; andere<br />

Abweichungen ergaben sich aus den<br />

Wünschen des Verkehrsunternehmens.<br />

Im Gegensatz zu den Fahrzeugen des<br />

Rhein-Sieg-Raumes, die überwiegend auf<br />

Strecken mit Hochbahnsteigen oder zumindest<br />

Haltestellen mit 35 Zentimeter hohen<br />

Bahnsteigen eingesetzt werden, stiegen<br />

die Fahrgäste auf den Einsatzstrecken der<br />

Duisburger Wagen noch für längere Zeit ab<br />

Straßenniveau ein. Außerdem war in Düsseldorf<br />

weiterhin ein Fahrausweisverkauf<br />

Der Duisburger B-Wagen 4710 steht während seines leihweisen Einsatzes in Düsseldorf 1984<br />

neben dem gleichartigen Rheinbahn-Tw 4012 am Jan-Wellem-Platz<br />

REINHARD SCHULZ<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

43


Fahrzeuge<br />

Gemischtes Doppel aus DVG-Speisewagen 4715 und einem Rheinbahn-Aluminiumwagen im<br />

November 1986 auf der Linie U79 bei Düsseldorf-Froschenteich<br />

Rollendes Restaurant in Stadtbahn<br />

Den 14 Duisburger Wagen der Regelausführung<br />

(Tw 4701 bis 4714) aus den Jahren 1983/84 folgten<br />

zur Jahreswende 1984/85 nochmals vier Fahrzeuge<br />

mit Sonderausstattung (Tw 4715 bis 4718).<br />

Mit Einsatz der Stadtbahnwagen zwischen Düsseldorf<br />

und Duisburg hatte es zahlreiche Wünsche<br />

gegeben, den auf dieser Strecke traditionsreichen<br />

Restaurationsbetrieb auch bei der Stadtbahn aufrecht<br />

zu erhalten. Die DVG entschloss sich daher,<br />

in die letzten vier Wagen der bestellten Serie eine<br />

entsprechende Einrichtung einzubauen. Die<br />

Rheinbahn Düsseldorf, die zuvor diesen Service<br />

mit vier Wagen der Type GT8S anbot, hatte damit<br />

zunächst nichts mehr im Sinn. An den B-Wagen<br />

waren dafür allerdings einige konstruktive Änderungen<br />

notwendig.<br />

Das durch die Aufschrift „Speisewagen“ und<br />

quadratische Absetzstreifen im roten Schürzenbereich<br />

äußerlich gekennzeichnete Speisewagenabteil<br />

befand sich zwischen der ersten Doppeltür<br />

und dem Wagenkastengelenk eines der beiden<br />

Wagenteile. Die mittlere Doppeltür entfiel in diesem<br />

Bereich. Zwischen dem verschließbaren Küchenteil<br />

und der Doppeltür ließ die DVG vier Doppelsitze<br />

einbauen; auf der gegenüberliegenden<br />

Seite befanden sich drei Abteile und eine Doppelbank<br />

mit Serviertischen. Diese Tische liefen zum<br />

Mittelgang hin leicht konisch zu und bestanden<br />

aus einer weißen Kunststoffplatte. Der recht große<br />

Sitzteiler der Normalausführung brauchte nicht<br />

verändert zu werden. Auch die normalen Polstersitze<br />

blieben für den Speisewagenbetrieb unverändert.<br />

Die Küche enthielt neben einem Kühlschrank<br />

und weiteren Aufbewahrungsflächen für Lebensmittel,<br />

Getränke und Geschirr eine Kochplatte, einen<br />

Mikrowellenherd und eine Spüle. Fand keine<br />

Bewirtschaftung statt, kamen die Wagen mit verschlossenem<br />

Küchenteil zum Einsatz. Im Jahr<br />

2000 gab die DVG den Speisewagenbetrieb auf<br />

und ließ anschließend die Restaurationsabteile<br />

entfernen. Doch die vier Wagen fallen immer noch<br />

durch die fehlende Türe vor dem Gelenk einer Wagenhälfte<br />

ins Auge.<br />

Für den Einsatz auf den mit Linienzugbeeinflussung<br />

(LZB) ausgerüsteten Düsseldorfer Tunnelund<br />

Anschlussstrecken mussten die Duisburger<br />

Wagen ab 1986 entsprechend nachgerüstet werden.<br />

Schon vorher hatte es einen gemeinsamen<br />

Einsatz mit Düsseldorfer B-Wagen gegeben, da<br />

zwei der mit Speisewagen bedienten Kurse eigentlich<br />

zu deren Umläufen gehörten.<br />

Der Duisburger Speisewagen 4715 fährt im März 1986 als Einzelwagen auf der Linie 79.<br />

Vor dem Gelenk fehlt dieser Bauart die Türe REINHARD SCHULZ (2)<br />

beim Fahrer notwendig. Der bisher übliche<br />

dreistufige Zugang zum Fahrgastraum<br />

brachte wegen der dabei zu überwindenden<br />

Stufenhöhe immer wieder Kritik der Fahrgäste<br />

hervor, führte aber auch zu längeren<br />

Stationsaufenthalten. Der dreistufige Einstieg<br />

war bei der ersten Generation seinerzeit<br />

gewählt worden, um sich die Möglichkeit<br />

des späteren Einsatzes der Wagen auf<br />

Strecken mit Seitenstromschiene offenzuhalten,<br />

wie sie ursprünglich in den Konstruktionsprinzipien<br />

für Stadtbahnen vorgesehen<br />

waren. Konstruktive Änderungen<br />

im Bereich der Stufenanlage führten somit<br />

zwangsläufig zur Aufgabe dieser Umrüstungsmöglichkeit.<br />

Da aber zum Zeitpunkt<br />

der Entwicklung der Wagen für Duisburg<br />

schon klar war, dass ein Stromschienenbetrieb<br />

im Rhein-Ruhr-Bereich keine Chancen<br />

auf Verwirklichung mehr hatte, waren<br />

bauliche Änderungen möglich.<br />

Einstieg mit vier Stufen<br />

Die Duisburger B-Wagen verfügten erstmalig<br />

über einen vierstufigen Einstieg mit einer<br />

Trittstufenhöhe von einmal 340 und dreimal<br />

220 Millimetern. Da die Stufen weiter<br />

in den Innenraum hineinragten, verringerte<br />

sich allerdings die Stehplatzkapazität.<br />

Den Platz für die zusätzliche Trittstufe gewann<br />

der Hersteller damit, dass der in Fußbodenhöhe<br />

ebene Teil beim Öffnen der Tür<br />

nach unten und innen abklappt, wobei das<br />

innere Stück zur Senkstufe und das äußere<br />

zur Trittfläche wird. Der nächste Stufenauftritt<br />

ist stets fest und schließt mit der Wagenaußenfläche<br />

ab. Die unterste Stufe schließt<br />

im geschlossenen Zustand ebenfalls unterhalb<br />

der Wagenschürze mit der Wagenaußenfläche<br />

ab und schwenkt beim Türöffnen<br />

mit der ganzen Trittfläche vor die Wagen -<br />

außenkante.<br />

Analog zu den neuen Wagen für <strong>Bonn</strong> und<br />

Köln entfiel die in Fahrtrichtung gesehene<br />

hintere Einzeltür. Auf der rechten Seite vorn<br />

blieb sie jedoch, da die Fahrer weiterhin<br />

Fahrscheine verkaufen. Die Trennwand zum<br />

Führerstand ist an dieser Seite wiederum abgeschrägt,<br />

in der Mitte und links bis zum Beginn<br />

der Verjüngung des Wagenkastens<br />

durchgehend gerade ausgeführt. Rückseitige<br />

Trennwandfenster auf der linken Wagenseite<br />

fehlen. Durch den Wegfall der Einzeltür<br />

rechts konnte hier vor der Trennwand eine<br />

Doppelsitzbank angeordnet werden, womit<br />

die Duisburger Fahrzeuge insgesamt über je<br />

74 Sitzplätze verfügen.<br />

Auf Wunsch des Bestellers<br />

Weitere Details entsprechen den individuellen<br />

Wünschen des Bestellers. So kamen<br />

GFK-Falttüren statt Schwenkschiebetüren<br />

und weiß gehaltene Dach- und Seitenwandverkleidungen<br />

zum Einbau. Die Trennwand-<br />

und Rückenlehnenverkleidung im<br />

44 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


B-Wagen<br />

Lesen<br />

Sie noch oder<br />

sammeln<br />

Sie schon?<br />

Am 20. April 2007 hielten zwei Duisburger B-Wagen in Düsseldorf-Froschenteich. Wenngleich es hier<br />

inzwischen Hochbahnsteige gibt, unterstreicht die Aufnahme den Bedarf an Trittstufen bei niedrigen<br />

Bahnsteigen oder an Haltestellen ganz ohne Bahnsteig<br />

MICHAEL KOCHEMS<br />

<br />

An den Hochbahnsteigen – hier am 25. Februar 2013 die Station Steinstraße/Königsallee in<br />

Düsseldorf – können die Fahrgäste die B-Wagen hingegen ebenerdig betreten CHRISTIAN LÜCKER<br />

Türauffangbereich ist mit Rüsterholz-<br />

Kunststoffplatten versehen. Die Türblätter<br />

lackierte das Werk innen durchgehend<br />

kirschrot. Für den Fußboden verwendete es<br />

einen grauen, genoppten PVC-Belag. Die<br />

gepolsterten Sitzbänke stattete es mit einem<br />

kirschroten, glatten Kunststoffbezug aus.<br />

Neu waren die besonders stark eingearbeiteten<br />

Mulden der Sitz- und Rückenlehnenflächen,<br />

die dem Fahrgast auch bei Bogenfahrten<br />

einen guten Halt geben.<br />

An Stelle einer elektrischen Ausrüstung<br />

von Siemens (wie in den Wagen für <strong>Bonn</strong><br />

und Köln) erhielten die Duisburger Fahrzeuge<br />

eine solche von BBC, dem langjährigen<br />

„Hauslieferanten“ der DVG. Sie waren<br />

mit einer Choppersteuerung ausgerüstet, die<br />

sich in Essen bewährt hatte. Den von Düsseldorf<br />

vollzogenen Schritt des Überganges<br />

zum Drehstromantrieb wollte man in Duisburg<br />

nicht gehen. Mangels Verwendungsmöglichkeit<br />

im eigenen Bereich waren die<br />

DVG-Stadtbahnwagen bis zur Umstellung<br />

der Linie 79 (Düsseldorf – Duisburg) auf B-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

Wagen teilweise nach Düsseldorf verliehen<br />

und verstärkten auf den Linien 705, 711<br />

und 718 den knappen eigenen Bestand.<br />

AXEL REUTHER · Fortsetzung folgt<br />

Verwendete Quellen:<br />

• NN: Neues von der Stadtbahn Dortmund –<br />

Stadtbahnwagen B80 C für die Dortmunder<br />

Stadtwerke (DSW) in: Stadtverkehr, Heft 7/1987<br />

• Scheucken, H. und Scholtis, G.: Neue Triebwagen<br />

vom Typ B80D für die Rheinische Bahngesellschaft<br />

Düsseldorf, in: Verkehr und Technik,<br />

Heft 11/1981<br />

• Karch, S.: Der Düsseldorfer Stadtbahnwagen<br />

B80D in Aluminiumbauweise, in: Stadtverkehr,<br />

Heft 2/1987<br />

• Schöber, J.: Mit Aluhülle durch Düsseldorf, 25<br />

Jahre Stadtbahnwagen mit Aluminiumkasten,<br />

in: <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>, Heft 6/2010<br />

• Vogt, H: Stadtbahnwagen mit Speiseabteil für<br />

die DVG, in: Der Stadtverkehr, Heft 1/1985<br />

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Fahrzeuge<br />

Die <strong>Straßenbahn</strong>wagen vom Škoda-Typ 15T „ForCity“ überzeugen durch ihre Kapazität für bis zu 284 Fahrgäste und ihrer Laufruhe auch auf anspruchsvollen<br />

Streckenabschnitten. Am 15. Juni 2013 überquerte mit dem Tw 9243 ein solches Fahrzeug vor der Kulisse der Prager Burg die Moldau<br />

Pilsner auch im Westen?<br />

Škoda plant Expansion auf deutschen Markt Mit der Gründung der Tochtergesellschaft Škoda<br />

Transportation Deutschland GmbH setzte das Pilsener Unternehmen Ende 2013 ein Zeichen. Es<br />

sieht vor allem bei Ausschreibungen neuer <strong>Straßenbahn</strong>wagen für deutsche Betriebe Chancen …<br />

Zur Zeit des Sozialismus in Osteuropa<br />

versorgte das 1859 von Graf Ernst<br />

von Waldstein gegründete und 1869<br />

vom Ingenieur Emil von Škoda übernommene<br />

Maschinenbauunternehmen mit<br />

Sitz im westböhmischen Pilsen den Heimmarkt<br />

und im Rahmen des RGW-Abkommens<br />

auch andere Ostblock-Länder mit<br />

Trolleybussen. Das weit gefächerte Produktionsportfolio<br />

umfasste einst auch den Bau<br />

von Lokomotiven sowie im Bereich <strong>Straßenbahn</strong><br />

überwiegend die Lieferung elektrischer<br />

Ausrüstungen.<br />

Nach der „samtene Revolution“ genannten<br />

politischen Wende in der Tschechoslowakei,<br />

der Loslösung der Slowakei und dem<br />

Verlust der traditionellen Kunden begab<br />

sich die privatisierte Škoda Transportation<br />

s.r.o. (offiziell mit ST abgekürzt) mit der<br />

Modernisierung von Prager U-Bahn-Triebzügen<br />

und Pilsener Tatra-T3-Triebwagen<br />

sowie dem Bau von <strong>Straßenbahn</strong>-Niederflurwagen<br />

auf neues Terrain.<br />

Erste Aufträge aus Inland und USA<br />

Ein von ČKD Tatra übernommenes Projekt-<br />

Team entwickelte einen dreigliedrigen Niederflurtriebwagen<br />

mit der Typenbezeichnung<br />

03T. Die vierachsigen Einrichtungsfahrzeuge<br />

besitzen ein frei schwebendes Niederflurmittelteil.<br />

Elektrische Komponenten wie Stromrichter<br />

und Leittechnik stammten anfangs<br />

von der österreichischen ELIN EBG Traction.<br />

Den Astra genannten Fahrzeugtyp beschafften<br />

zwischen 1998 und 2002 die Verkehrsbetrieben<br />

in Pilsen, Most, Olomouc<br />

und Ostrava. Zwischen 2003 und 2006 lieferte<br />

Škoda Wagen des weiterentwickelten<br />

Typs Anitra an die Brünner Verkehrsbetriebe<br />

DPMB (Dopravní podnik mesta Brna, a. s.).<br />

Exportaufträge in die USA, Zweirichtungstriebwagen<br />

mit der Typenbezeichnung<br />

10T, wickelte Škoda mit dem Projektpartner<br />

Inekon Group ab. Inekon vermarktete<br />

später den Fahrzeugtyp unter dem Namen<br />

Trio mit leicht verändertem Frontdesign<br />

weiter, die Endmontage dieser Wagen erfolgte<br />

in Zusammenarbeit mit den Verkehrsbetrieben<br />

DPO Ostrava in dessen<br />

Werkstätte.<br />

Seit 2009 baut das Unternehmen United<br />

Streetcar in den USA den Fahrzeugtyp 10T<br />

in Lizenz, zuletzt unter anderem für die<br />

<strong>Straßenbahn</strong> in Washington D.C. Die An-<br />

46 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Škoda<br />

triebssysteme für die „United Streetcar<br />

100“ genannten Triebwagen werden von<br />

ST aus Tschechien bezogen.<br />

Vom Astra zum ForCity<br />

Ab Ende 2003 testete Škoda einen auf dem<br />

Modell Astra basierenden fünfteiligen Prototyp,<br />

der mittlerweile als Ersatzteilspender<br />

zerlegte Vektra diente als Prototyp für<br />

Folgeaufträge.<br />

Für das neue Stadtbahnsystem in der italienischen<br />

Stadt Cagliari lieferte ST 2006/07<br />

neun fünfteilige Zweirichtungsfahrzeuge mit<br />

der Typenbezeichnung 06T. Bis zum Jahr<br />

2009 lieferte das Unternehmen 60 fünfteilige<br />

Einrichtungswagen vom neuen Typ 14T<br />

mit dem markanten Erscheinungsbild von<br />

„Porsche Design“ an die Prager Verkehrsbetriebe<br />

DP (Dopravní podnik hl. m. Prahy)<br />

aus. Die allachsangetriebenen Fahrzeuge bewältigen<br />

in der tschechischen Landeshauptstadt<br />

Steigungen bis zu 85 Promille.<br />

Ab 2007 beschafften die Brünner DPMB<br />

29 Fahrzeuge des gleichen Typs, die aufgrund<br />

geringer technischer Änderungen<br />

13T bezeichnet werden. Es bestand ein<br />

Rahmenvertrag über 100 Fahrzeuge (60<br />

fünf- und 40 dreiteilige Wagen), jedoch kam<br />

es zu keinem Abruf weiterer Lose. 17 geringfügig<br />

abgewandelte Fahrzeuge (16T)<br />

lieferte Škoda in den Jahren 2006/07 an die<br />

Verkehrsbetriebe in Breslau nach Polen,<br />

2011 folgten 31 Wagen in Zweirichtungsausführung<br />

(19T).<br />

Zurück zum Drehgestell<br />

Im Jahr 2005 führte die Erkenntnis, dass<br />

sich die Räder in den festen Drehgestellen<br />

der Prager 14T ungleich abnützen, seitens<br />

des Verkehrsbetriebes zur Entscheidung,<br />

keine weiteren Triebwagen dieses Typs zu<br />

beschaffen und stattdessen 250 Triebwagen<br />

neu auszuschreiben. Die Auftragsvergabe erging<br />

abermals an ST, die mit dem ForCity<br />

(15T) einen neuen Fahrzeugtyp in vollständiger<br />

Niederflurtechnologie entwickelt hatten.<br />

Die dreiteiligen Einrichtungsfahrzeuge<br />

verfügen über vier Drehgestelle mit getriebelosen<br />

Traktionsmotoren anstatt der bisher<br />

üblichen drei Fahrwerke, deren Mehrpreis<br />

sich zeitnah durch geringeren<br />

Verschleiß an Rad und Schiene amortisiert.<br />

Den ersten ForCity präsentierte Škoda<br />

auf der InnoTrans 2008. Bis 2017 hätte die<br />

Flotte von 250 Wagen komplett und die<br />

umfangreiche Fuhrparkerneuerung in Prag<br />

abgeschlossen sein sollen. Doch infolge der<br />

Wirtschafts- und Finanzkrise ist die Auslieferung<br />

inzwischen gestreckt – beispielswei-<br />

Einer der bis 2006 für Brünn gebauter „Anitra“ passiert am 30. März 2010 den Platz Moravske<br />

der mährischen Großstadt. Die Wagen dieses Typs führte Škoda innerhalb des Typs 03T<br />

Im südmährischen Brünn kommen 29 Niederflur-Triebwagen des Škoda-Typs 13T zum Einsatz, hier<br />

Wagen 1909 am 30. März 2010 am Platz Moravske FOTOS, WENN NICHT ANDERS ANGEGEBEN: ROBERT SCHREMPF<br />

Seit vorigem Jahr liefert Škoda 31 Niederflurwagen<br />

vom Typ 26T ins ungarische Miskolc.<br />

Bei einer Probefahrt des erstgebauten<br />

Wagens am 26. Juni 2013 durch Pilsen trug er<br />

eine provisorische Pilsner Betriebsnummer<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

47


Fahrzeuge<br />

Zu den 17 in den Jahren 2006/07 nach Breslau gelieferten Einrichtungswagen vom Typ 16T gehört<br />

der Tw 3009, hier am 9. August 2007 in der schlesischen Metropole<br />

MICHAEL SPERL<br />

Daten und Fakten<br />

zu Škoda Transportation<br />

Škoda Transportation (ST) zählt nach eigenen<br />

Angaben zu den führenden europäischen<br />

Unternehmen im Schienenfahrzeugbau. Das<br />

Produktport folio umfasst Niederflur-<strong>Straßenbahn</strong>wagen,<br />

elek trische Lokomotiven, S-Bahnund<br />

U-Bahn-Triebzüge sowie Trolleybusse, aber<br />

auch Traktionsmotoren und komplette Antriebe<br />

für Verkehrssysteme. Die Umsätze der Gruppe<br />

mit rund 4.000 Mitarbeitern bewegen sich jährlich<br />

bei umgerechnet 550 Millionen Euro. ST<br />

verfügt über mehrere Tochtergesellschaften in<br />

der Tschechischen Republik, China, Polen und<br />

Ungarn. Hohe Investitionen in Forschung und<br />

Entwicklung, in den letzten drei Jahren umgerechnet<br />

mehr als 100 Millionen Euro, ermöglichen<br />

es, regelmäßig neue und moderne Produkte<br />

auf den Markt zu bringen.<br />

Der deutsche Webauftritt von ST ist erreichbar<br />

unter www.škoda.cz/de<br />

se lieferte Škoda im Jahr 2013 nur 32 anstatt<br />

50 ursprünglich geplanter Triebwagen<br />

in die Landeshauptstadt.<br />

Die ForCity sind aufgrund spezieller Radreifen<br />

mit dämpfenden Gummiradeinsätzen<br />

sehr leise, doch entsprach deren Haltbarkeitsdauer<br />

nicht den Angaben des Unterlieferanten.<br />

ST tauscht diese nun gegen ein anderes<br />

Produkt aus. Die Stadt Prag wollte<br />

diesen Mangel dazu nutzen, aufgrund ihrer<br />

angespannten finanziellen Lage den Vertrag<br />

zu beenden, es kam jedoch nicht dazu.<br />

Zulassung für Deutschland<br />

In den Jahren 2010 bis 2012 lieferte Škoda<br />

20 drei- und sechs vierteilige ForCity an die<br />

Verkehrsbetriebe in der lettischen Hauptstadt<br />

Riga. Zu Probefahrten weilte im Frühjahr<br />

2012 ein Prager ForCity in der rund 170<br />

Kilometer vom Herstellerwerk entfernten<br />

Stadt Chemnitz, dabei gelang es, die deutsche<br />

Zulassung gemäß der deutschen Verordnung<br />

über den Bau und Betrieb der <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

(BOStrab) zu erlangen.<br />

Im Jahr 2013 erwarb die chinesische Herstellerfirma<br />

CSR Quingdao Sifang Co. Ltd.<br />

eine 10-Jahres-Lizenz für die Fertigung von<br />

bis zu 400 Niederflurwagen des Typs ForCity,<br />

den Prototyp präsentierte Škoda CSR<br />

Quingdao Sifang Anfang März 2014 am<br />

chinesischen Markt. Weitere Aufträge dieses<br />

Fahrzeugtyps blieben trotz guter Fahreigenschaften<br />

bislang allerdings aus, vermutlich<br />

aufgrund der individuellen Antriebe der einzelnen<br />

Räder.<br />

Aktuelle Lieferungen nach Ungarn<br />

Die Prager ForCity sind mit 16 Traktionsmotoren<br />

und IGBT-Wechselrichtern ausgestattet,<br />

was die Anschaffungskosten verteuert. Deshalb<br />

entwickelte Škoda ein Multigelenkfahrzeug<br />

mit Achsfahrwerken, bei dem jede Achse<br />

von einem Motor angetrieben wird.<br />

31 Niederflurtriebwagen des neuen Typs<br />

26T liefert ST derzeit an die ungarischen<br />

Verkehrsbetriebe MVK (Miskolc Városi<br />

Közlekedési Zrt.). Im vergangenen Juli trafen<br />

die ersten beiden Triebwagen in Miskolc<br />

ein. Zwei Monate vor dem vertraglich festgelegten<br />

Zeitpunkt und 22 Monate nach<br />

Vertragsunterzeichnung nahmen die Verkehrsbetriebe<br />

dort am 20. Januar 2014 die<br />

klimatisierten und mit modernen Informationssystemen<br />

mit LCD-Bildschirmen ausgestatteten<br />

Fahrzeuge für den Fahrgastbetrieb<br />

in Dienst. Die Auslieferung der<br />

weiteren fünfteiligen Wagen folgt bis Februar<br />

2015.<br />

Škodas für die Türkei und Slowakei<br />

60 technisch ähnliche Zweirichtungstriebwagen<br />

mit der Typenbezeichnung 28T bestellte<br />

im März 2013 die türkische Stadt<br />

Konya. Bereits ein halbes Jahr nach der<br />

Vertragsunterzeichnung erfolgte die Auslieferung<br />

des ersten Triebwagens, am 18. Februar<br />

2014 der erste Einsatz im Fahrgastverkehr.<br />

Einzigartig ist vor allem das<br />

Design, das Motive der islamischen Architektur<br />

in der Stadt Konya abbildet. Am<br />

Tw 4208 für Konya testete und zertifizierte<br />

Škoda die „Catfree-Lösung“, bei der ein bis<br />

zu drei Kilometer langer Streckenabschnitts<br />

mit Batterien befahren wird.<br />

Zwei weitere aktuelle Aufträge verbuchte<br />

ST vom Verkehrsunternehmen DPB (Dopravný<br />

podnik Bratislava a. s.) der slowakischen<br />

Hauptstadt Bratislava (Pressburg).<br />

Mitte Juli 2013 orderte die DPB zunächst<br />

15 Niederflur-Zweirichtungstriebwagen des<br />

Typs 30T. Ein Monat später folgte ein weiterer<br />

Kontrakt über die Lieferung von 15<br />

Einrichtungstriebwagen mit der Typenbezeichnung<br />

29T.<br />

Die Konzeption der Meterspurtriebwagen<br />

basiert grundsätzlich auf den Multigelenk-<br />

Der für das lettische Riga mit russischer<br />

Breitspur ausgeführte vierteilige<br />

„ForCity“ (Škoda-Typ 15TR) war auf der<br />

InnoTrans 2012 in Berlin viel bestaunt<br />

48<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Škoda<br />

Blick in einen ForCity für Riga, sechs solche vierteilige<br />

Fahrzeuge entstanden 2012 in Pilsen<br />

Im Pilsner Škodawerk entstand am 5. Februar 2014 diese Aufnahmen von Fahrwerken für die<br />

Triebwagen für das türkische Konya. Der tschechische Hersteller führt die Fahrzeuge als Typ 28T<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

49


Fahrzeuge<br />

Mitte Februar 2014 führte Škoda Transportation im türkischen Konya die beiden ersten Wagen vom Typ 28T auf der um den Alaaddin-Hügel<br />

führenden Strecke der Presse vor. Bis 2015 sollen 60 solche Fahrzeuge entstehen<br />

ŠKODA TRANSPORTATION<br />

wagentyp 26T, jedoch sind wie beim Fahrzeugtyp<br />

ForCity das erste und letzte Fahrwerk<br />

vollständig drehbar. Der Auftrag aus<br />

Pressburg umfasst die Wartung der Fahrzeuge<br />

über den Zeitraum von 15 Jahren sowie<br />

eine Option über die Lieferung von jeweils<br />

15 weiteren Niederflurwagen beider Typen.<br />

Die Produktionsstätten in Pilsen<br />

In den vor wenigen Jahren neu errichteten<br />

Produktionshallen in Pilsen sind vier Produktionslinien<br />

eingerichtet, die für die Fertigung<br />

von Loks, Metro-Triebzügen und<br />

<strong>Straßenbahn</strong>wagen flexibel ausgestattet<br />

sind. Eine Schiebebühne sorgt für den<br />

Transport in die Lackiererei, in die Prüfhalle<br />

und zu den Testgleisen. Diese sind für<br />

Meter-, Normal- und Breitspurfahrzeuge<br />

und für unterschiedliche Fahrleitungsspannungen<br />

ausgelegt. Für die Herstellung von<br />

Triebzügen in Aluminium-Bauweise ist der<br />

Produktionsstandort in Ostrava (Škoda Vagonka)<br />

zuständig. Das Engineering erfolgt<br />

in Prag, wo nach Konkurs von ČKD Tatra<br />

etliche Konstrukteure zu ST wechselten.<br />

Weitere Aufträge erhielt ST zum Beispiel<br />

zur Lieferung der elektrischen Ausrüstung<br />

für die neuen U-Bahn-Triebzüge der ungarischen<br />

Hauptstadt Budapest sowie für Russlands<br />

zweitgrößte Stadt – Sankt Petersburg<br />

– und für die chinesische Stadt Suzhou.<br />

Aber auch zahlreiche Niederflurtriebwagen<br />

des tschechischen Herstellerkonsortium Aliance<br />

TW werden mit elektrischer Ausrüstung<br />

von Škoda ausgerüstet. Mit 13.500<br />

ausgelieferten Trolleybussen war das Tochterunternehmen<br />

Škoda Electric im Vorjahr<br />

Europas größter Obus-Lieferant. Ein weiteres<br />

Standbein stellt das Servicegeschäft dar.<br />

Im Jahr 2012 erhielt ST von den Pilsner<br />

Verkehrsbetrieben PmdP (Plzenské mestské<br />

dopravní podniky, a.s.) den Auftrag für die<br />

Wartung und Instandhaltung des gesamten<br />

Fuhrparks über 29 Jahre. 2008 übernahm ST<br />

die Eisenbahnfachwerkstatt Pars nova a.s. in<br />

Šumperk (Mährisch Schönberg). Bekanntheit<br />

erlangte das Unternehmen mit der Modernisierung<br />

von Tatra-Triebwagen und dem Einbau<br />

von Niederflurmittelteilen. 2014 sieht sich<br />

Škoda mit den Herausforderungen eines Rekordproduktionsvolumens<br />

konfrontiert und<br />

beabsichtigt 115 Niederflurtrams auszuliefern,<br />

ein Teil der Endmontage soll nach Šumperk<br />

ausgelagert werden. ROBERT SCHREMPF<br />

Seit 1998 von Škoda gelieferte <strong>Straßenbahn</strong>wagen<br />

Betrieb Typ Beiname Stück- Spur- Länge x Breite Niederflur- Lieferzahl<br />

weite in m anteil in % jahre<br />

Pilsen 03T Astra 11 1.435 20 x 2,46 50 1998–2000<br />

Ostrava 03T Astra 14 1.435 20 x 2,46 50 1998–2001<br />

Olmütz 03T Astra 4 1.435 20 x 2,46 50 1998/1999<br />

Most-Litvinov 03T Astra 2 1.435 20 x 2,46 50 2001/2002<br />

Brünn 03T Anitra 17 1.435 20 x 2,46 50 2003–2006<br />

Portland (USA) 10T 7 1.435 20 x 2,46 50 2001/2002<br />

Tacoma (USA) 10T 3 1.435 20 x 2,46 50 2002<br />

Cagliari (Italien) 06T 9 950 32 x 2,46 70 2006/2007<br />

Prag 14T 60 1.435 30 x 2,46 50 2005–2009<br />

Brünn 13T 29 1.435 30 x 2,46 50 2007–2011<br />

Breslau (Polen) 16T 17 1.435 30 x 2,46 65 2006/2007<br />

Breslau (Polen) 19T 31 1.435 30 x 2,46 65 2011<br />

Prag 15T ForCity 250 1.435 31,5 x 2,46 100 ab 2009<br />

Riga (Lettland) 15TR ForCity 20 1.524 31,5 x 2,5 100 2009–2011<br />

Riga (Lettland) 15TR ForCity 6 1.524 41 x 2,5 100 2012<br />

Miskolc (Ungarn) 26T 31 1.435 32 x 2,65 100 2013/2014<br />

Konya (Türkei) 28T 60 1.435 32,5 x 2,55 100 2013–2015<br />

Bratislava (Slowakei) 29T 15 1.000 32,5 x 2,48 100 2015<br />

Bratislava (Slowakei) 30T 15 1.000 32,5 x 2,48 100 2015<br />

50 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


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Fahrzeuge<br />

Fit fürs neue<br />

Jahrzehnt<br />

Aktuelle Hauptuntersuchung an Leipzigs Tatras Im Januar 2010 übergab die IFTEC GmbH<br />

& Co. KG die vermeintlich letzten hauptuntersuchten T4D-M an die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB).<br />

Die Tatras sollten demnach bis 2018 aufs Abstellgleis rollen. Doch es kommt gerade anders …<br />

Anfang des Jahrzehntes reduzierte<br />

die sächsische Landesregierung sowohl<br />

die Mittel für den öffentlichen<br />

Nahverkehr als auch für die<br />

Investitionsförderung. Neben der Sorge um<br />

die weitere Finanzierung des neuen Technischen<br />

Zentrums in Heiterblick als Voraussetzung<br />

für die Unterhaltung neuer Fahrzeuge<br />

stehen die LVB dadurch nun auch bei<br />

der Beschaffung von Neuwagen vor einer<br />

großen Herausforderung. Erst Anfang 2014<br />

ermöglichte die Staatsregierung die Ausschreibung<br />

von 41 Neufahrzeugen. Sie sollen<br />

zwischen 2016 und 2020 eintreffen.<br />

Die Lieferung von neun Bombardier-Flexity<br />

Classic in den Jahren 2011/12 setzte die<br />

letzten hochflurigen Tatrabeiwagen vom<br />

Typ B4D-M (die daraufhin Anfang 2013<br />

verschrottet wurden) sowie etliche Triebwagen<br />

der Typen T4D-M1 und T4D-M2 frei.<br />

Die kontinuierlich steigende Anzahl von<br />

Triebwagen mit Fristablauf, der sich immer<br />

weiter verzögernde Kauf von Neufahrzeugen<br />

sowie der durch unzählige Großveranstaltungen<br />

in der Messestadt steigende<br />

Fahrzeugbedarf veranlassten die LVB im<br />

Jahr 2012, erneut Hauptuntersuchungen an<br />

Wagen vom Typ T4D-M durch die Tochter -<br />

gesellschaft IFTEC ausführen zu lassen.<br />

Mit dem Triebwagen 2124 begann im<br />

Jahr 2012 die nächste HU-Serie, innerhalb<br />

der zunächst die zuvor bereits abgestellten<br />

Triebwagen des Typs T4D-M1 reaktiviert<br />

wurden. Anfang des Jahres 2014 starteten<br />

die Hauptuntersuchungen zuvor teilweise<br />

abgestellter Triebwagen des Typs T4D-M2.<br />

Fit für weitere acht Jahre<br />

Die LVB gehen derzeit von einer weiteren<br />

Nutzungsdauer von mindestens acht Jahren<br />

aus, was bei den teilweise über 30 Jahre alten<br />

Fahrzeugen rund 18 Jahre nach der Modernisierung<br />

eine erneute, grundlegende<br />

Aufarbeitung von Wagenkasten und elektrischen<br />

Baugruppen notwendig macht.<br />

Nach einer ersten Begutachtung und Bestandsaufnahme<br />

erfolgt die schrittweise Demontage<br />

des Wagenkastens. Die Dachaufbau-<br />

52 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Tatra der LVB<br />

Der Leipziger Tw 2185 sticht als<br />

HU-frisches Fahrzeug durch sein<br />

leuchtendes Gelb und den roten<br />

Stromabnehmer im Stadtbild besonders<br />

hervor, hier am 26. Juli<br />

2013 vor der neuen LVB-Zentrale<br />

am Georgiring. Der Tw gehört<br />

übrigens zu den wenigen LVB-<br />

Wagen, die in Dreifachtraktion<br />

eingesetzt werden können<br />

TONY LAAKE<br />

Wagenkasteninstandsetzung im Rohbau: Deutlich sind die gestrahlten Bereiche am Dach und<br />

an den Fenstern zu erkennen. Der Schaltschrank ist noch schützend verhüllt, das Loch der Sandaußenbefüllung<br />

zugeklebt<br />

FOTOS, WENN NICHT ANDERS ANGEGEBEN, MARTIN JUNGE<br />

Wo sich sonst die Kupplung und der Batteriekasten befinden, herrscht während der HU Leere.<br />

Die Einsätze der Rücklichter verbleiben am Fahrzeug, sie werden später gegen neue ersetzt<br />

ten werden abgebaut, der Fahrgastraum leer<br />

geräumt, der Führerstand demontiert, die<br />

Fenster entglast und die Türen ausgebaut.<br />

Unter dem Fahrzeug werden die dort befindlichen<br />

Schützengerüste ausgebaut und der<br />

Antriebscontainer herausgehoben. Die Drehgestelle<br />

werden zur Überholung gegen Hilfsdrehgestelle<br />

getauscht. Nachdem alle empfindlichen<br />

Teile geschützt sind, wird der<br />

Wagenkasten zum Sandstrahlen gefahren und<br />

gestrahlt. Denn eines wird spätestens nach der<br />

Montage der genannten Baugruppen sichtbar:<br />

An den Wagenkästen hat der „Zahn der Zeit“<br />

genagt. Doch aktuell gilt es, nicht nur die<br />

sichtbaren Roststellen zu beseitigen, sondern<br />

auch den in Hohlräumen breitgemachten Rost<br />

zu finden und „zu Leibe“ zu rücken. Besonders<br />

unter den Fahrzeugen, wo das Spritzwasser<br />

der Räder in Hohlräume eindringt, ist ein<br />

Austausch von Blechen notwendig.<br />

Bei den Tatrafahrzeugen schon immer<br />

problematisch sind die Regenrinnen und<br />

Die IFTEC GmbH & Co. KG<br />

Die IFTEC GmbH & Co. KG ist seit 1999 eine je 50-<br />

prozentige Tochtergesellschaft der LVB GmbH und<br />

der Siemens AG. Sie übernimmt im Auftrag der LVB<br />

sowohl die Wartung, Instandhaltung und Hauptuntersuchung<br />

der <strong>Straßenbahn</strong>wagen als auch die<br />

Wartung und Instandhaltung der Infrastruktur.<br />

Des Weiteren erfolgen im Drittgeschäft die Modernisierung<br />

und Unfallinstandsetzung sowie<br />

die Fahrweginstandhaltung anderer Verkehrsbetriebe<br />

und Privatbahnen.<br />

Fensterbereiche, wo stauende Nässe regelmäßig<br />

Korrosion verursacht. Nachdem alle<br />

Schleif-, Schweiß-, und Blecharbeiten abgeschlossen<br />

sind, wird ein Rost- und Unterbodenschutz<br />

aufgetragen. Danach ist der<br />

Wagenkasten fertig für die Neulackierung.<br />

Die Aufarbeitung der elektrischen Baugruppen<br />

umfasst hauptsächlich den Austausch<br />

von Verschleißteilen wie Schützkontakten<br />

und die Überprüfung der Funktion.<br />

Der Antriebscontainer wird komplett demontiert,<br />

um das Gehäuse überarbeiten zu<br />

können. Die Stromrichter müssen parallel gereinigt<br />

und gewartet werden. Nach der Montage<br />

erfolgt die Funktionsprüfung an einem<br />

Prüfstand. Für die Kupplungen werden neue<br />

Kabelbunde angefertigt, da diese besonderen<br />

mechanischen Belastungen ausgesetzt sind.<br />

Die Drehgestelle der Tatras waren seit der<br />

letzten Hauptuntersuchung acht Jahre lang<br />

im Dauereinsatz. Sie werden grundlegend<br />

überholt. Nach der Aufarbeitung von Getrieben,<br />

Motoren und dem Austausch von<br />

Komponenten erstrahlen die Gestelle mit<br />

frischen Radsätzen in neuem Glanz.<br />

Neue Bauteile als Markenzeichen<br />

Hat der Wagenkasten die Lackiererei verlassen,<br />

beginnt die Aufarbeitung der Verkabelung<br />

sowie die Reinigung und Überprü-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

53


Fahrzeuge<br />

Auch bei schwierigen Lichtbedingungen sind die neuen LED-Rückleuchten<br />

gut erkennbar. Bei Probefahrten weisen Warnschilder den Folgeverkehr<br />

auf mögliche Bremsproben auch außerhalb von Haltestellen hin<br />

Trennen, Schweißen, Schleifen – mit entsprechender Schutzausrüstung,<br />

wie Handschuhen, Schürze, Gesichts- und Gehörschutz, rücken die IFTEC-<br />

Mitarbeiter den verrosteten Blechen und Trägern im Türbereich zu Leibe<br />

fung des Schaltschrankes. Kabelkanäle werden<br />

ausgesaugt und neu abgedeckt. Eindringende<br />

Nässe hat oft die Fußbodenplatten<br />

aufquellen und morsch werden lassen,<br />

so dass diese – wie der gesamte Fußbodenbelag<br />

– ausgetauscht werden müssen. Fehlte<br />

bisher die Anlage zur Videoüberwachung,<br />

wird diese ergänzt.<br />

Wie auch in anderen Städten sind heute<br />

nicht mehr alle Teile von der letzten Modernisierung<br />

lieferbar, so dass dafür Ersatz<br />

gefunden werden muss. Sichtbar wird das<br />

an den in den eigenen Werkstätten konstruierten<br />

neuen Frontscheinwerfern mit LED-<br />

Blinkern und Bremslicht sowie an der LED-<br />

Beleuchtung am Heck der Fahrzeuge.<br />

Während die IFTEC-Beschäftigten unter<br />

dem Wagen alle Baugruppen wieder anbau-<br />

Hauptuntersuchungen von Tatras bei der IFTEC<br />

Nr. Wg.-Nr. Baujahr Mod.-Jahr Typenbez. LVB-Typ Datum HU<br />

1 2124 II 1983 1995 T4D-M1 33c 08.2012<br />

2 2176 1986 1994 T4D-M1 33c 09.2012<br />

3 2177 1986 1994 T4D-M1 33c 10.2012<br />

4 2178 1986 1995 T4D-M1 33c 10.2012<br />

5 2179 1986 1994 T4D-M1 33c 11.2012<br />

6 2119 1984 1994 T4D-M1 33c 12.2012<br />

7 2171 1986 1995 T4D-M1 33c 12.2012<br />

8 2117 1984 1995 T4D-M1 33c 12.2012<br />

9 2183 1986 1994 T4D-M1 33c 12.2012<br />

10 2184 1986 1994 T4D-M1 33i 03.2013<br />

11 2185 1986 1994 T4D-M1 33i 04.2013<br />

12 2188 1986 1994 T4D-M1 33i 06.2013<br />

13 2195 1986 1994 T4D-M1 33i 06.2013<br />

14 2158 1986 1994 T4D-M1 33c 07.2013<br />

15 2166 1986 1994 T4D-M1 33c 08.2013<br />

16 2172 1986 1994 T4D-M1 33c 09.2013<br />

17 2118 1984 1995 T4D-M1 33c 09.2013<br />

18 2104 1984 1994 T4D-M1 33c 10.2013<br />

19 2101 1984 1994 T4D-M1 33c 11.2013<br />

Gegenwärtig in Untersuchung<br />

20 2056 1982 1998 T4D-M2 33d<br />

21 2085 1983 1996 T4D-M2 33d<br />

22 2087 1983 1996 T4D-M2 33d<br />

23 2055 1982 1997 T4D-M2 33d<br />

Nach der Lackierung stehen die Stoßstangen<br />

der Tatrawagen zum Trocknen. Wie diese erhalten<br />

viele einzelne Teile eine neue schützende<br />

Grundierung und Lackierung<br />

54<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Tatra der LVB<br />

RECHTS Die eine HU abschließende Probefahrt<br />

führt auf viele Bereiche des Leipziger Netzes,<br />

am 2. Oktober 2013 den Tw 2104 beispiels weise<br />

bis zum Messegelände<br />

TONY LAAKE<br />

en, beginnt im Fahrzeug der Wiederaufbau<br />

des Fahrgastraumes und des Führerstandes.<br />

Zum Einbau kommen dabei neu beschichtete<br />

und gepolsterte Sitze, neue Lampenbänder<br />

sowie neu lackierte Haltestangen.<br />

Alle Schalter und die Beleuchtung überprüfen<br />

die Elektriker auf ihre Funktionsfähigkeit,<br />

gegebenenfalls erneuern sie verschlissene<br />

Teile. Die Zielfilme erfahren eine<br />

Reinigung von Staub und Insekten. Zum<br />

Abschluss erfolgen die Montage der Dachaufbauten,<br />

das Einheben des Antriebscontainers<br />

sowie das Unterfahren der Drehgestelle.<br />

Anschließend gelangt das Fahrzeug<br />

auf ein Messgleis zur Inbetriebnahme.<br />

Probefahrt mit Bremswegmessung<br />

Während der Inbetriebnahme wird der Wagen<br />

auf Herz und Nieren überprüft. Auftretende<br />

Mängel an elektrischer Ausrüstung<br />

und mechanischen Teilen werden<br />

beseitigt. Den Abschluss der Inbetriebnahme<br />

bildet eine ausgiebige Probefahrt mit<br />

anschließender Bremswegmessung. Sind<br />

alle Protokolle ausgefüllt und alle Mängel<br />

beseitigt, wird der Wagen von den LVB abgenommen<br />

und der Fahrgast darf sich an<br />

einem Fahrzeug erfreuen, das sich fast in einem<br />

werksneuen Zustand befindet.<br />

MARTIN JUNGE/TONY LAAKE<br />

MITTE Frisch überarbeitet<br />

präsentieren sich<br />

die Drehgestelle. Noch<br />

sind diese unvollständig,<br />

es fehlen die Radsätze<br />

und Getriebe<br />

UNTEN Über die Schiebebühne<br />

gelangt das<br />

in Untersuchung<br />

befindliche Fahrzeug<br />

vom Arbeitsstand zum<br />

Prüfgleis in einem<br />

abgesperrten Bereich.<br />

Hier erfolgt die<br />

Prüfung mit 600 Volt<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

55


Geschichte<br />

Einst<br />

&Jetzt<br />

Im Berliner Westen ist die Kantstraße im Herzen Charlottenburgs<br />

dicht bebaut mit Wohn- und Geschäftshäusern.<br />

Sie ist von jeher eine belebte Geschäftsstraße, aber auch eine<br />

in Ost-West-Richtung verlaufende wichtige Verkehrsachse.<br />

Die Gegend um die Straße herum ist „Berlins Chinatown“,<br />

denn nirgendwo anders wohnen so viele Chinesen in der<br />

Stadt wie hier – und das bereits seit knapp 100 Jahren.<br />

An der Haltestelle am Amtsgerichtsplatz ist im Sommer<br />

1956 gerade ein Zug der Linie 60, bestehend aus einem<br />

Triebwagen des Typs TM 34 und einem Beiwagen des Typs<br />

B 24 oder B 25 – das ist nicht genau erkennbar – angekommen.<br />

Der Zug wird gleich nach Norden in die Suarezstraße<br />

abbiegen, der Abzweig ist schwach erkennbar.<br />

Die 60 fährt zum Betriebshof in der Königin-Elisabeth-<br />

Straße, vor dem sie Endstation hat.<br />

Direkt dahinter steht ein Zug der Linie 75, der aus einer<br />

TM 36-Doppeltraktion und einem Beiwagen des Typs B<br />

24 oder B 25 besteht. Die 75 hat noch einen sehr weiten<br />

Weg vor sich, denn sie wird bis nach Hakenfelde nördlich<br />

von Spandau fahren. Während die BVG die Linie 60 bereits<br />

am 2. Mai 1962 stilllegte, verblieben die Linien 75<br />

und die 76 (letztere erst am 2. Mai 1959 eingerichtet) bis<br />

zum 24. Januar 1966 in der Kantstraße.<br />

Heutzutage wirkt die Kantstraße etwas breiter, aber<br />

ohne die Schienen gesichtsloser, obwohl die 1956 noch<br />

jungen Bäume nunmehr hoch gewachsen sind. Am 2. März<br />

2014 treffen wir einen Bus auf der Linie 309 an, die Teile<br />

der ehemaligen <strong>Straßenbahn</strong>linie 60 übernommen hat.<br />

TEXT/FOTOS: BERNHARD KUSSMAGK UND<br />

URSULA DOERK<br />

(SAMMLUNG BERNHARD KUSSMAGK)<br />

56<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Einst & Jetzt<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

57


Geschichte<br />

Zu Beethovens Füßen<br />

Die Geschichte der <strong>Bonn</strong>er <strong>Straßenbahn</strong> Wer heute mit der Stadtbahn durch die Stadt fährt,<br />

kann es sich kaum vorstellen: <strong>Bonn</strong>s Nahverkehr begann 1891 mit einer meterspurigen Pferdebahn.<br />

Im Mai 1902 ging die erste „Elektrische“ in Betrieb – zunächst ebenfalls auf 1.000-mm-Gleisen!<br />

58 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


<strong>Bonn</strong><br />

Parallel zum Bau der ersten regelspurigen <strong>Straßenbahn</strong>strecken<br />

<strong>Bonn</strong>s entstand 1906 an der Graurheindorfer Straße<br />

ein neuer Betriebsbahnhof. Zum Aufnahmezeitpunkt im<br />

Jahr 1943 sind an ihm noch keine Kriegsschäden sichtbar<br />

ALEX KELLER, SLG. CLAUS VAN DEN DRIESCH, ARCHIV HANS-PETER ARENZ<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

59


Geschichte<br />

erste Planungen, eine Pferde bahn innerhalb<br />

der Stadt und zu den benachbarten Gemeinden<br />

Endenich, Poppelsdorf und Kessenich<br />

einzurichten. Die Verbindung nach Bad Godesberg<br />

und Mehlem sollte durch eine mit<br />

Dampf betriebene Kleinbahn geschaffen werden.<br />

Wie damals üblich, suchte die Stadt nach<br />

einem Investor, um diese Projekte zu verwirklichen.<br />

Dabei konnte sie unter zahlreichen<br />

darauf spezialisierten Unternehmen<br />

wählen. Der Betrieb von Dampf- und Pferdebahnen<br />

war seinerzeit im Normalfall ein lukratives<br />

Geschäft, jedoch nicht frei von Risiken<br />

und setzte für deren Einrichtung höhere<br />

Investitionen voraus. Den Städten fehlte es<br />

hierzu an Erfahrung und Geld.<br />

Den Auftrag für den Bau und die Betriebsführung<br />

erhielt letztendlich das auf dem<br />

Bahnsektor bislang unbekannte Ingenieurbüro<br />

von Christian Havestadt und Max<br />

Contag in Berlin, das sich bislang vorzugsweise<br />

im Wasserbau betätigt und durch seine<br />

Beteiligung am Ausbau des Rheines offensichtlich<br />

Kontakte zur Stadt <strong>Bonn</strong> geknüpft<br />

hatte. Um das Projekt finanzieren und ausführen<br />

zu können, gründete der „geheime<br />

Baurat und Regierungsbaumeister“ Havestadt<br />

zusammen mit einigen Banken eine<br />

Bau- und Betriebsgesellschaft. Die „Rheinisch-Westfälische<br />

Bahngesellschaft“ mit Sitz<br />

in Berlin entstand am 19. November 1889<br />

und war mit einem Grundkapital von drei<br />

Millionen Mark ausgestattet. Diese Firma<br />

wiederum übertrug der Havestadt, Contag<br />

& Compagnie (H & C) die Betriebsführung.<br />

Anlässlich der Einstellung der letzten <strong>Bonn</strong>er Pferdebahnlinie im Jahr 1909 dürfte diese Aufnahme<br />

mit Wagen 73 in der Pützstraße entstanden sein SLG. KARL-HEINZ WIPPERFÜRTH, ARCHIV AXEL REUTHER<br />

Die langjährige deutsche Bundeshauptstadt<br />

konnte viele Jahre mit einer<br />

bemerkenswerten Vielfalt an<br />

Verkehrsunternehmen aufwarten. In<br />

den Heften 5 und 7/2011 des STRASSEN-<br />

BAHN <strong>MAGAZIN</strong> sind bereits die <strong>Straßenbahn</strong><br />

<strong>Bonn</strong> – Bad Godesberg – Mehlem<br />

(BGM) sowie in den Heften 1 und 2/2012 die<br />

Elektrische <strong>Straßenbahn</strong> der Kreise <strong>Bonn</strong>-<br />

Stadt, <strong>Bonn</strong>-Land und des Siegkreises (SSB)<br />

vorgestellt worden. Sie dienten der Anbindung<br />

des Umlandes und Nachbarorte an die Universitätsstadt<br />

<strong>Bonn</strong>, aber wie deckte man einst<br />

die innerörtlichen Verkehrsbedürfnisse ab?<br />

Am Anfang stand die Pferdebahn<br />

Ab Ende der 1880er-Jahre hatte die beschauliche<br />

Universitätsstadt <strong>Bonn</strong> ein beachtliches<br />

Wachstum zu verzeichnen. 1890 gab es daher<br />

Entscheidung für<br />

1.000 mm Spurweite<br />

Im August 1890 schloss die Stadt <strong>Bonn</strong> mit<br />

der H & C den Vertrag zum Bau und Betrieb<br />

der Pferdebahn, aber auch der Dampfbahn<br />

nach Bad Godesberg. Als Spurweite für beide<br />

Bahnen wählte man 1.000 mm – zum einen,<br />

um engere Gleisbögen in den schmalen<br />

Straßen verlegen zu können, zum anderen,<br />

um Ärger mit der Staatsbahnverwaltung aus<br />

dem Weg zu gehen, die normalspurige Strecken<br />

als mögliche Konkurrenz betrachtete<br />

und deren Bau häufig be- und verhinderte.<br />

Am 19. April 1891 gingen die ersten Pferdebahnstrecken<br />

in Betrieb, welche die beiden<br />

Linien Koblenzer Straße/Reuterstraße –<br />

Markt – Bahnhof – Poppelsdorf und Markt<br />

– Wilhelmsplatz befuhren. Bis 1896 erweiterte<br />

sich das Netz um die Strecken vom<br />

Wilhelmsplatz zur Ellerstraße und von der<br />

Koblenzer Straße nach Kessenich. Pferdebahn<br />

und Dampfbahn benutzten ein gemeinsames<br />

Depot an der Reuterstraße.<br />

Die Stadt wird selbst aktiv –<br />

die erste elektrische <strong>Straßenbahn</strong><br />

Wie so viele Kommunen um die Wende zum<br />

20. Jahrhundert erkannte auch die Stadtverwaltung<br />

<strong>Bonn</strong> damals, dass sich die Interessen<br />

eines privaten Betreibers nicht unbedingt<br />

mit den eigenen deckten. Sah die<br />

Stadt den Ausbau des Verkehrsnetzes vor allem<br />

unter dem Blickwinkel der Stadtentwicklung<br />

und Fürsorge für ihre Einwohner,<br />

so hatten die privaten Betreiber vor allem einen<br />

maximalen Ertrag im Sinn und lehnten<br />

den Bau von Strecken ab, wenn sie ihrer Ansicht<br />

nach nicht wirtschaftlich genug waren.<br />

Dass mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

Geld zu verdienen war, hatten die Privatunternehmen<br />

vorgemacht und die Städte<br />

glaubten im ausgehenden 19. Jahrhundert<br />

daher zunehmend, dass es sinnvoller sei, hier<br />

Blick vom <strong>Bonn</strong>er Rathaus auf den Marktplatz<br />

– an Markttagen herrschte großes Treiben,<br />

was für volle <strong>Straßenbahn</strong>en sorgte<br />

SLG. PETER BOEHM, ARCHIV AXEL REUTHER<br />

60 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


<strong>Bonn</strong><br />

Im Kriegsjahr 1916 posieren Soldaten an der Argelanderstraße neben dem Tw 2 mit verglaster Plattform und dessen Personal. Vom Endpunkt<br />

der Linie gab es einen Aufstieg zum Venusberg, so dass die Station meist auch diesen Namen trug SLG. CLAUS VAN DEN DRIESCH, ARCHIV HANS-PETER ARENZ<br />

selbst aktiv zu werden. Schon 1898 blockierte<br />

<strong>Bonn</strong> deshalb den Antrag der<br />

H & C, über die neu gebaute Rheinbrücke<br />

eine Pferdebahn ins rechtsrheinische Beuel<br />

bauen zu dürfen. Gleichzeitig erwirkten sie<br />

eine Konzession zum Bau und Betrieb einer<br />

meterspurigen elektrischen <strong>Straßenbahn</strong><br />

zwischen beiden Städten. Deren Verwirklichung<br />

ließ aus verschiedenen Gründen bis<br />

1902 auf sich warten. Die H & C sah ihren<br />

Einfluss auf die künftige Gestaltung des Verkehrsgeschehens<br />

schwinden und verkaufte<br />

im Oktober 1899 Pferde- und Dampfbahn<br />

an deren Betriebsführer – die Rheinisch-<br />

Westfälische Bahngesellschaft AG.<br />

Am 21. Mai 1902 nahm die von Siemens<br />

& Halske im Auftrag der Stadtverwaltung<br />

gebaute elektrische <strong>Straßenbahn</strong> auf Meterspur<br />

ihren Betrieb auf. Sie stellte die Verbindung<br />

zwischen den Staatsbahnhöfen in<br />

<strong>Bonn</strong> und Beuel dar und befuhr dabei die<br />

1898 eröffnete Rheinbrücke. Zur Erstausstattung<br />

gehörten acht von van der Zypen<br />

& Charlier in Köln-Deutz gebaute Triebund<br />

sechs Beiwagen, die in ihrer Bauform<br />

mit offenen Plattformen und einem Wagenkasten<br />

mit drei Fenstern in zwei unterschiedlichen<br />

Größen den für die Nachbarstadt<br />

Köln gebauten Fahrzeugen glichen.<br />

Für die Unterbringung der Wagen übernahm<br />

die Stadt in Beuel eine Werkhalle der<br />

ehemaligen Maschinenfabrik Hertz.<br />

Der Fotobegeisterung eines jüdischen Geschäftsmannes und der Rettung der Glasplatten durch<br />

einen Verkehrsfreund verdankt die Nachwelt auch dieses Foto von Tw 35 mit Bw 112 an der Endstation<br />

in Dottendorf auf der Hausdorffstraße 1934 SOMMER, SLG. CLAUS VAN DEN DRIESCH, ARCHIV ARENZ<br />

Das Ende der Pferdebahn<br />

Die Pferdebahn geriet durch das neue Verkehrsmittel<br />

in die Defensive. 1903 nahm sie<br />

mit der Strecke nach Endenich die letzte Erweiterung<br />

in Betrieb – danach verkehrte sie<br />

auf vier Linien. Für das Jahr 1904 bereitete<br />

die Stadt die Eingemeindung der Orte Endenich,<br />

Kessenich und Poppelsdorf vor. Im<br />

November 1903 beschloss die Stadtverordnetenversammlung,<br />

mit der Rheinisch-<br />

Westfälischen Bahn AG Verhandlungen<br />

über die Übernahme der Pferdebahn und<br />

der Dampfbahn nach Bad Godesberg aufzunehmen.<br />

Während die Eingemeindungen<br />

zum 1. April stattfanden, dauerte es bis Oktober<br />

1904, ehe die Stadt die privaten Bahnen<br />

für 3,1 Millionen Mark gekauft hatte.<br />

Als Übernahmetermin legten die Vertragspartner<br />

den 1. November 1905 fest.<br />

Bad Godesberg beteiligte sich am Übernahmepreis<br />

der Dampfbahn zur Hälfte,<br />

weshalb diese zur Schaffung rechtlicher und<br />

finanzieller Klarheit in eine neue, von der<br />

städtischen <strong>Straßenbahn</strong> unabhängige Gesellschaft<br />

überging.<br />

Im Vorfeld der Übernahme der Pferdebahn<br />

durch die Stadt kam 1905 eine Diskussion<br />

über die künftige Spurweite der<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

61


Geschichte<br />

<strong>Bonn</strong>er <strong>Straßenbahn</strong> in Gang. Zu diesem<br />

Zeitpunkt fuhren sowohl die Pferde- als<br />

auch die elektrische <strong>Straßenbahn</strong> auf Meterspur.<br />

Mit Ausnahme der Staatsbahn<br />

nutzten auch alle anderen Gesellschaften,<br />

die im Raum <strong>Bonn</strong> Schienenverkehr betrieben<br />

(Rhein-Sieg Eisenbahn, Köln-<strong>Bonn</strong>er<br />

Kreisbahnen), die Schmalspur mit unterschiedlicher<br />

Breite. Im Bau befand sich die<br />

elektrische Schnellbahn von Köln über<br />

Wesseling nach <strong>Bonn</strong> in Normalspur. Nach<br />

deren Vorbild waren auch zwischen <strong>Bonn</strong><br />

und dem Siegkreis Bahnen geplant, hauptsächlich<br />

um einen Güterwagendurchlauf<br />

mit der Staatsbahn zu ermöglichen. Da vorauszusehen<br />

war, dass eine gemeinsame<br />

Nutzung von Strecken durch die verschiedenen<br />

Bahnen notwendig werden würde<br />

(z. B. im Zuge der Rheinbrücke), entschied<br />

die Stadt im Dezember 1905, den meterspurigen<br />

Pferdebahnbetrieb durch eine normalspurige<br />

elektrische <strong>Straßenbahn</strong> zu ersetzen.<br />

Die bestehende Strecke war daher<br />

ebenfalls umzuspuren. Schon im Vorfeld<br />

hatte die Königliche Eisenbahndirektion<br />

(KED) in Köln angekündigt, im Falle der<br />

Umspurung eine Kreuzung der Staatsbahngleise<br />

in der Poppelsdorfer Allee, wie sie für<br />

die Pferdebahn bestand, abzulehnen. Nach<br />

zähen Verhandlungen erhielt die Stadtverwaltung<br />

von der KED die Zusage, eine<br />

Gleisverbindung bauen zu dürfen, die aber<br />

nur von Leerwagen bei Zuführfahrten zum<br />

Depot benutzt werden durfte.<br />

Umstellung der Pferdebahn<br />

und Erweiterung des Netzes<br />

1906 erhielt Siemens & Halske den Auftrag,<br />

neue Strecken zu errichten, die bestehende<br />

Meterspurstrecke nach Beuel umzuspuren<br />

und die Pferdebahnstrecken bei<br />

Der Industriefotograf Keller war auch 1936<br />

mit seiner Kamera zur Stelle, als die Unterführunge<br />

zur Poppelsdorfer Allee am <strong>Bonn</strong>er<br />

Bahnhof entstand. Sie ermöglichte eine linienmäßige<br />

Verbindung beider Netzteile<br />

ALEX KELLER, SLG. CLAUS VAN DEN DRIESCH, ARCHIV ARENZ<br />

62 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


<strong>Bonn</strong><br />

RECHTS Zwei Triebwagen<br />

der Linien 2<br />

und 3 im Jahre 1938<br />

vor dem <strong>Bonn</strong>er<br />

Bahnhof. Mit ihren<br />

zahlreichen nur kleinen<br />

Triebwagen war<br />

die <strong>Bonn</strong>er <strong>Straßenbahn</strong><br />

nur bedingt<br />

leistungsfähig<br />

FRIEDRICH GRÜNWALD,<br />

BILDSAMMLUNG VDVA<br />

LINKS Blick auf den<br />

Friedrichs- bzw.<br />

Friedensplatz in den<br />

1930er-Jahren. Die<br />

große Freifläche in<br />

Bildmitte diente bis<br />

1929 der schmalspurigen<br />

Vorortbahn<br />

der Köln-<strong>Bonn</strong>er<br />

Eisenbahnen als<br />

Endstation. Der Bus<br />

fährt ins Umland<br />

SLG. PETER BOEHM,<br />

ARCHIV AXEL REUTHER<br />

gleichzeitiger Umspurung zu elektrifizieren,<br />

was de facto einem Neubau gleichkam.<br />

Für die folgenden drei Jahre glichen die<br />

<strong>Bonn</strong>er Straßen einer Großbaustelle. Am<br />

30. Juni 1906 ging die erste neue Strecke<br />

zwischen Kaiserplatz und Rheindorf in Betrieb.<br />

Sie ersetzte in ihrem Anfangsbereich<br />

zwischen Kaiserplatz und Münsterplatz sowie<br />

auf einem kurzen Stück der Kölnstraße<br />

die Pferdebahn, ansonsten nutzte sie andere<br />

Straßenzüge. Am Streckenendpunkt entstand<br />

ein neues Depot mit zwölf Gleisen<br />

und einer Werkstatt.<br />

Am 8. September 1906 war die Umspurung<br />

der Linie <strong>Bonn</strong>, Bahnhof – Beuel,<br />

Bahnhof vollendet. Eine Woche später kam<br />

die Verbindung vom Friedrichsplatz zur Koblenzer<br />

Straße hinzu, welche auch zuvor<br />

schon in annähernd gleicher Streckenführung<br />

von der Pferdebahn bedient worden<br />

war. Am 29. September ging die Verlängerung<br />

zur Stadthalle in Gronau als Neubau<br />

in Betrieb.<br />

Ab 1. März 1907 war die Strecke Bahnhof<br />

– Poppelsdorf befahrbar, die mit anderer<br />

Streckenführung die Pferdebahn teilweise<br />

ersetzte. Am 4. Oktober folgte die<br />

elektrische <strong>Straßenbahn</strong> auf der Strecke<br />

nach Endenich der Pferdebahn. Am 6. Dezember<br />

1907 kam eine Strecke ohne Vorläufer<br />

von der Rückseite des Bahnhofes bis<br />

zum Fuße des Venusberges in der Argelanderstraße<br />

hinzu. Ab 18. August 1908 führte<br />

eine kurze Verlängerung vom Depot in<br />

Rheindorf in den Ort Grau-Rheindorf hinein.<br />

Die letzte Pferdebahnlinie fuhr noch<br />

bis 24. November 1909 zwischen Kessenich,<br />

Pützstraße und Koblenzer Straße im<br />

Verlauf des Rheinweges. Sie ließ die Stadtverwaltung<br />

nicht durch eine elektrische<br />

<strong>Straßenbahn</strong> ersetzten, wohl aber war Kessenich<br />

vom gleichen Tage an mit dieser<br />

durch eine von der Strecke zur Argelanderstraße<br />

an der Moltkestraße abzweigenden<br />

Neubaustrecke über <strong>Bonn</strong>er Talweg –<br />

Hausdorfstraße an das Netz angebunden.<br />

Der Netzausbau der städtischen <strong>Straßenbahn</strong><br />

war damit zunächst einmal abgeschlossen.<br />

Da die Staatsbahngleise über die<br />

Poppelsdorfer Allee linienmäßig nicht befahren<br />

werden durften, bestand ein zweigeteiltes<br />

Netz mit insgesamt fünf Linien – siehe<br />

Kasten Seite 64.<br />

Die Verbindung der Netzteile<br />

In den Jahren 1914/15 kamen zwei weitere<br />

Strecken hinzu: Die Linie 4 fuhr ab 14. August<br />

1914 über einen 0,84 Kilometer langen Abschnitt<br />

von Kessenich weiter bis Dottendorf.<br />

Im September 1915 entstand eine auch lini-<br />

Eine Orientierung über das 1915 vorhandene Netz der städtischen<br />

<strong>Straßenbahn</strong> gibt diese Übersicht aus einer Tarifanweisung<br />

Auf dem Linienplan von 1927 wird die von der Eisenbahn am Bahnhof verursachte<br />

Netzteilung deutlich SLG. KARL-HEINZ WIPPERFÜRTH (2), ARCHIV AXEL REUTHER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

63


Geschichte<br />

Netzplan nach der Inbetriebnahme der Unterführung und Verbindung von Ost- und Westnetz ab<br />

1. Mai 1933. Der Friedensplatz hieß von April 1933 bis Mai 1945 Adolf-Hitler-Platz<br />

Das <strong>Bonn</strong>er <strong>Straßenbahn</strong>netz<br />

Ende 1909<br />

Ostnetz<br />

Linie 1:<br />

Kaiserplatz – Friedrichsplatz – Rheindorf (3,95 km)<br />

Linie 2:<br />

Kaiserplatz – Friedrichsplatz – Beuel (2,99 km)<br />

Linie 3:<br />

Kaiserplatz – Friedrichsplatz – Markt – Gronau<br />

(4,70 km)<br />

Westnetz<br />

Linie 4:<br />

Kessenich – Poppelsdorfer Allee – Beethovenplatz –<br />

Endenich (4,96 km)<br />

Linie 5:<br />

Argelanderstraße – Poppelsdorfer Allee –<br />

Jägerhof – Poppelsdorf (3,45 km)<br />

Einen guten Überblick über das Gleisnetz aller <strong>Bonn</strong>er Straßen- und Eisenbahnen gibt dieser<br />

Stromversorgungsplan aus dem Jahre 1939<br />

SLG. KARL-HEINZ WIPPERFÜRTH (2), ARCHIV AXEL REUTHER<br />

enmäßig genutzte Verbindung zwischen beiden<br />

Netzteilen mit einer Länge von 1,83 Kilometern<br />

in Form eines Halbringes durch<br />

die Nordstadt vom Friedrichsplatz über<br />

Bornheimer Straße – Viktoriabrücke (über<br />

die Eisenbahn) – Wittelsbacher Ring zum<br />

Beethovenplatz. Die Linie 3 bekam nun eine<br />

neue Linienführung und fuhr ab Friedrichsplatz<br />

nicht mehr zur Kaiserstraße, sondern<br />

zum Beethovenplatz (Länge 5,7 Kilometer).<br />

Um auf die Benutzung des Bahnüberganges<br />

Poppelsdorfer Allee bei Ein- und Ausrückfahrten<br />

weitgehend verzichten zu können,<br />

entstand 1927 eine Betriebsstrecke ab<br />

Chlodwigplatz über Kaiser-Karl-Ring –<br />

Hochstadenring – Frankenplatz zur Viktoriabrücke<br />

für Fahrten aus und zum Depot<br />

Rheindorf vom Westnetz aus.<br />

Mit zunehmendem Eisenbahnverkehr waren<br />

die Schranken am Bahnübergang Poppelsdorfer<br />

Allee immer häufiger geschlossen, so<br />

dass die Stadt eine Unterführung unter den<br />

Gleisen plante. Diese sollte nicht nur dem Straßenverkehr<br />

Erleichterungen bringen, sondern<br />

auch eine Verbindung der <strong>Straßenbahn</strong>netzteile<br />

ermöglichen. Am 1. Mai 1936 trat danach<br />

folgende Neuordnung in Kraft:<br />

• Linie 1: Argelanderstraße – Bahnhof –<br />

Adolf-Hitler-Platz* – Rheindorf (5,6 km)<br />

• Linie 2: Dottendorf – Bahnhof – Adolf-<br />

Hitler-Platz* – Beuel (6,3 km)<br />

• Linie 3: Endenich – Beethovenplatz –<br />

Bahnhof – Adolf-Hitler-Platz* – Markt –<br />

Gronau (7,2 km)<br />

• Linie 4: Poppelsdorf – Bahnhof – Adolf-<br />

Hitler-Platz* – Frankenplatz (3,42 km)<br />

*bis 1899 Viehmarkt, bis 1922 Friedrichsplatz,<br />

bis 1933 Friedensplatz, bis 1945:<br />

Adolf-Hitler-Platz, seitdem wieder Friedensplatz<br />

Die 1915 angelegte Strecke über die Viktoriabrücke<br />

bis zum Beethovenplatz legte der<br />

städtische Betrieb still und ließ die Gleise<br />

abbauen. Durch die Führung der Linie 4<br />

zum Frankenplatz wurde ein Stück der<br />

1927 angelegten Betriebsstrecke nun auch<br />

linienmäßig befahren.<br />

Zerstörung und Neubeginn<br />

Während des Zweiten Weltkrieges erlitten Betriebsanlagen<br />

und Fahrzeuge teils erhebliche<br />

Schäden, so dass der Betrieb zwischen Oktober<br />

1944 und Januar 1945 schrittweise eingestellt<br />

wurde. Nach dem Krieg fuhren am<br />

Auf abenteuerlichen Wegen mussten die nach<br />

1945 auf der rechten Rheinseite verbliebenen<br />

Fahrzeuge ins Linksrheinische gebracht werden.<br />

Erst 1949 war die <strong>Bonn</strong>er Rheinbrücke wieder<br />

befahrbar SLG. KARL-HEINZ WIPPERFÜRTH, ARCHIV REUTHER<br />

64 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


<strong>Bonn</strong><br />

Wenige Tage vor der Einstellung der <strong>Straßenbahn</strong>linie 4 nach Poppelsdorf entstand im September 1953 diese Aufnahme auf der Meckenheimer<br />

Allee. Im Stadtbild von <strong>Bonn</strong> sind zu diesem Zeitpunkt noch immer die Kriegszerstörungen sichtbar<br />

MANFRED SCHÖN, ARCHIV HANS-PETER ARENZ<br />

8. August 1945 die ersten <strong>Straßenbahn</strong>en zwischen<br />

Rheindorf und Dottendorf, bis Oktober<br />

1946 auch auf fast allen übrigen Strecken. Die<br />

Stadt betrieb folgende Linien, deren Nummern<br />

in den Fahrplänen nicht genannt waren:<br />

• Linie 1: Rheindorf – Friedensplatz –<br />

Bahnhof – Dottendorf<br />

• Linie 3: Frankenplatz – Bahnhof – Endenich<br />

• Linie 4: Poppelsdorf – Bahnhof<br />

Es fehlten vorerst die Strecken zur Argelanderstraße,<br />

da der Bereich von den Besatzungsmächten<br />

als Wohngebiet requiriert<br />

worden war, und die Strecke nach Beuel<br />

aufgrund der zerstörten Rheinbrücke. Nach<br />

dem Abzug der Besatzer und dem Neubau<br />

der Brücke gingen beide Linien im November<br />

1949 ebenfalls wieder ans Netz.<br />

Neue Verhältnisse:<br />

<strong>Bonn</strong> wird Bundeshauptstadt<br />

Die Wahl der Stadt <strong>Bonn</strong> zur Bundeshauptstadt<br />

1949 stellte für das bisher eher beschauliche<br />

Universitätsstädtchen eine große<br />

Herausforderung dar, denn es waren die<br />

Ministerien einzurichten und für deren Mitarbeiter<br />

Wohnraum zu schaffen.<br />

Den nunmehr an die <strong>Straßenbahn</strong> gestellten<br />

Anforderungen wurde der Wagenpark<br />

aus überalterten Fahrzeugen mit geringem<br />

Fassungsvermögen nicht gerecht. Alle<br />

Zeittafel der <strong>Bonn</strong>er Stadtstraßenbahn<br />

19.04.1891 Eröffnung der ersten Pferdebahnlinien<br />

21.05.1902 Eröffnung einer elektr. <strong>Straßenbahn</strong>linie (1.000 mm Spurweite) durch die Stadt <strong>Bonn</strong><br />

15.10.1904 Kauf der Pferdebahngesellschaft durch die Stadt <strong>Bonn</strong><br />

30.06.1906 Eröffnung der ersten elektrischen <strong>Straßenbahn</strong>linie in 1.435 mm Spurweite<br />

28.08.1908 Abschluss Umspurung/Umstellung auf elektrischen Betrieb<br />

24.11.1909 Stilllegung der letzten Pferdebahnstrecke<br />

09.1915 mit Inbetriebnahme der Verbindung Friedensplatz – Viktoriabrücke – Beethovenplatz<br />

erreicht das Netz seine größte Ausdehnung<br />

01.05.1936 Fertigstellung einer Unterführung am <strong>Bonn</strong>er Bahnhof und Verbindung beider Netzteile<br />

01.1945 kriegsbedingte Einstellung des Betriebes<br />

08.08.1945 Wiederaufnahme des Betriebes<br />

28.08.1945 Umstellung der Strecke durch die Koblenzer Straße auf Bus-, später Obusbetrieb<br />

12.11.1949 Eröffnung der neuen Rheinbrücke und Wiederaufnahme des Betriebes nach Beuel<br />

04.10.1953 Einstellung der Strecken nach Poppelsdorf und zum Frankenplatz<br />

03.04.1955 Einstellung der Strecken zur Argelanderstraße (Venusberg) und nach Endenich<br />

1959/1960 Ersatz des alten Wagenmaterials durch Großraum- und Gelenkwagen<br />

01.11.1966 neue Streckenführung in Graurheindorf zur Schleife Werftstraße<br />

03.1967 neue Streckenführung in der <strong>Bonn</strong>er Innenstadt<br />

16.09.1974 Aufgabe der Strecke Friedensplatz – Münsterplatz – Poststraße<br />

01.09.1987 neue Liniennummern im VRS, aus 1 und 2 werden 61 und 62<br />

19.08.1994 die <strong>Straßenbahn</strong>linie 62 ersetzt die Fernbahnlinie 64 und wird von Beuel nach Oberkassel-Süd<br />

verlängert. Gleichzeitig Inbetriebnahme der Neubaustrecke Am <strong>Bonn</strong>er<br />

Berg – Auerberg der SL 61<br />

1994 Ersatz der Großraum- und Gelenkwagen durch Niederflurtriebwagen<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

65


Geschichte<br />

Im Jahr 1955 quält sich der leicht modernisierte Triebwagen 8 von 1902 mit einem Beiwagen<br />

die Rampe am <strong>Bonn</strong>er Bahnhof empor, gefolgt von einem Triebwagen der Linie 3<br />

Liniennetz ab<br />

12. November 1949<br />

Linie 1 (blau):<br />

Beuel – Friedensplatz – Bahnhof – Dottendorf<br />

Linie 2 (weiß):<br />

Argelanderstraße (Venusberg) – Bahnhof – Friedensplatz<br />

– Rheindorf<br />

Linie 3 (rot):<br />

Endenich – Bahnhof – Friedensplatz und von dort<br />

in einer großen Schleifenfahrt über Bornheimer<br />

Straße, Hochstadenring, Kaiser-Karl-Ring, Kölnstraße<br />

und Friedensplatz zurück nach Endenich<br />

Linie 4 (gelb):<br />

Poppelsdorf – Bahnhof – Friedensplatz – Rheindorfer<br />

Straße<br />

Triebwagen waren 35 Jahre und länger in<br />

Dienst, bei den Beiwagen sah es ähnlich aus.<br />

Den Bundespolitikern war die <strong>Straßenbahn</strong><br />

besonders im Bereich des Regierungssitzes<br />

ein Dorn im Auge, denn sie sahen ihre<br />

Dienstautos durch die langsam dahin schleichenden<br />

Schienenfahrzeuge behindert. Sie<br />

bedrängten die Stadtverwaltung, die <strong>Straßenbahn</strong><br />

in der Koblenzer Straße aufzugeben<br />

und durch ein „zeitgemäßes“ Verkehrs -<br />

mittel zu ersetzen. Die Kommune gab nach<br />

und stellte am 28. August 1949 die Linie 4<br />

auf dem 3,86 Kilometer langen Abschnitt<br />

Münsterplatz – Gronau auf Busbetrieb um.<br />

Parallel begannen Planungen für ein Obusnetz<br />

zur teilweisen Ablösung der <strong>Straßenbahn</strong>,<br />

was sich aber nicht so schnell wie erwartet<br />

verwirklichen ließ.<br />

Die Aufgabe der Strecke zur Gronau<br />

nutzte die Stadt dazu, mit einer Führung<br />

der Linie 4 vom Münsterplatz nach Rheindorf<br />

die Linie 1 auf dem Weg zu den neuen<br />

Ministerien an der Rheindorfer Straße<br />

zu verstärken. Nach dem Abzug der Besatzungsbehörden<br />

und der Einweihung der<br />

neugebauten Rheinbrücke am 12. November<br />

1949 gab es ein neues Streckennetz mit<br />

neuen Linienfarben – siehe Kasten. Auch<br />

die im Aufbau begriffene Viktoriabrücke<br />

und die Zufahrtsstrecke über den Hochstadenring,<br />

wo bis 1936 schon einmal eine<br />

<strong>Straßenbahn</strong> gefahren war, erhielten wieder<br />

Gleise. Ziel war es, für Betriebsfahrten zum<br />

Depot Rheindorf eine alternative Strecke<br />

unter Umfahrung der Innenstadt zu schaffen.<br />

Das Projekt blieb in den Ansätzen stecken,<br />

denn obwohl die Brücke ab 20. Dezember<br />

1949 befahrbar war, gab es hier nie<br />

Betrieb.<br />

Die <strong>Bonn</strong>er <strong>Straßenbahn</strong> versuchte, so<br />

gut es ging, mit ihrem veralteten Wagenpark<br />

das ab 1949 steigende Fahrgastaufkommen<br />

in den Griff zu bekommen. 1950 tauschten<br />

die Linien 2 und 4 in Rheindorf ihre Endstationen.<br />

Am 17. Februar 1951 nahm die<br />

erste Obuslinie zwischen Gronau und Mozartstraße<br />

(hinter dem Bahnhof) den Betrieb<br />

auf. Anders als die städtischen Buslinien, die<br />

die <strong>Bonn</strong>er Verkehrsgesellschaft bediente,<br />

betrieben die „Bahnen der Stadt <strong>Bonn</strong>“ dieses<br />

elektrische Verkehrsmittel.<br />

Obwohl die Linie 4 über die Koblenzer<br />

Straße zur Gronau 1949 stillgelegt worden<br />

war, blieben die Gleise vom Abzweig Friedrich-Ebert-Allee<br />

über die Siebengebirgsstraße<br />

bis zum Bundeshaus weiterhin betriebsfähig.<br />

Um den starken Ausflugsverkehr<br />

bewältigen zu können, verkehrten bis ins<br />

Jahr 1951 an schönen Sommersonntagen<br />

Einsatzwagen der <strong>Straßenbahn</strong> ab Bahnhof<br />

über die Kaiserstraße im Verlauf der Strecke<br />

der Mehlemer Bahn bis zum Bundeshaus.<br />

Danach ließ die Stadtverwaltung die Sie-<br />

66 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


<strong>Bonn</strong><br />

bengebirgsstraße verbreitern und die Gleise<br />

entfernen – der Obus hatte fortan die<br />

Verkehrslast alleine zu tragen.<br />

Stilllegungen setzen Wagen<br />

für Verstärkungen frei<br />

Obwohl schon seit Ende der 1940er-Jahre<br />

für die Erneuerung und Erweiterung des<br />

Wagenparks dringender Handlungsbedarf<br />

bestanden hatte, verhielt sich die Stadt viel<br />

zu lange abwartend. Zwar flossen ab 1953<br />

Gelder in die Modernisierung der <strong>Straßenbahn</strong><br />

nach Bad Godesberg und Mehlem;<br />

und auch für die Strecken nach Bad Honnef<br />

und Siegburg konnten erste neue Fahrzeuge<br />

beschafft werden – die innerstädtischen Linien<br />

mussten aber „weiterwursteln“.<br />

Nach Ansicht vieler Stadtpolitiker boten<br />

schienenlose Verkehrsmittel wie Obus und<br />

Bus die bessere und vor allem preisgünstigere<br />

Alternative. Dies traf für die schwächer<br />

belasteten Strecken nach Endenich und Poppelsdorf<br />

sicher zu, nicht aber für die Hauptachsen<br />

nach Dottendorf, Rheindorf und<br />

Beuel. Mit dem Ziel, für die stark belasteten<br />

Strecken zusätzliche Wagen frei zu machen,<br />

kam es in den Jahren 1953 bis 1955 zur<br />

Umstellung einiger Strecken auf Obus- und<br />

Busbetrieb.<br />

Die „Stadtring“ genannte eingleisige<br />

Schleifenfahrt der Linie 3 über Bornheimer<br />

Straße, Hochstadenring und Kaiser-Karl-<br />

Ring wurde am 4. Oktober letztmalig linienmäßig<br />

befahren, blieb aber als Umleitungsstrecke<br />

und Depotzufahrt zunächst erhalten.<br />

Am 10. November 1953 endete der Betrieb<br />

der <strong>Straßenbahn</strong>linie 4 zwischen <strong>Bonn</strong>,<br />

Bahnhof und Poppelsdorf, nach Abschluss<br />

der Umstellungsarbeiten und Busersatz,<br />

Das „Netz“ aus den beiden Linie 1 und 2, welches ab April 1955 noch verblieben war und in<br />

dieser Form im Prinzip bis in die 1990er-Jahre unverändert blieb<br />

SLG. AXEL REUTHER<br />

nahm am 14. November die neue Obuslinie<br />

16 ihren Dienst auf. Bereits am 19. März<br />

1952 war die Obuslinie 15 über Endenich<br />

nach Lengsdorf verlängert worden, womit<br />

Endenich auf verschiedenen Wegen per<br />

<strong>Straßenbahn</strong> und Obus erreichbar war. Das<br />

Liniensignal 4 verschwand nun und die Linie<br />

3 stellte eine weitere Verstärkung im<br />

Verlauf der Rheindorfer Straße zu den Ministerien<br />

her. Gleichzeitig tauschten die Linie<br />

1 und 2 ihre Endpunkte Beuel und<br />

Rheindorf, so dass die 1 nun von Dottendorf<br />

nach Rheindorf und die 2 von der Argelanderstraße<br />

nach Beuel verkehrte.<br />

Weitere Einstellungen<br />

und Einsparungen<br />

Am 3. April 1955 fuhren letztmalig <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

auf der Strecke Bahnhof – Endenich<br />

und Moltkestraße – Argelanderstraße<br />

(Venusberg). Das Liniensignal 3 gab die<br />

Stadt auf, die Linie 2 fuhr nun wie die Linie<br />

1 nach Dottendorf. Damit waren nur<br />

noch die beiden Linien 1 Dottendorf –<br />

Rheindorf (7,16 Kilometer) und 2 Dottendorf<br />

– Beuel (6,3 Kilometer) übrig, die in<br />

dieser Form bis 1994 (ab 1987 als 61 und<br />

62) bestanden.<br />

Der 1953 nach dem Ende der Linie 4 eingerichtete<br />

5-Minuten-Verkehr der Linie 1<br />

zwischen Dottendorf und Rheindorfer Straße<br />

blieb erhalten, so dass jedem Zug der Linie<br />

2 an Werktagen bis Friedensplatz ein<br />

Einzelwagen der Linie 1E vorausfuhr. Notwendig<br />

waren für diesen Fahrplan 20 Züge,<br />

wobei auf den Linie 1 und 2 mit einem Beiwagen<br />

gefahren wurde. Dafür reichten die<br />

vorhandenen 16 Beiwagen knapp aus, während<br />

nun Triebwagen eigentlich reichlich<br />

vorhanden waren. Altersbedingt nahm deren<br />

Schadenshäufigkeit aber immer mehr<br />

zu. An der Endstation Rheindorf, Herpenstraße<br />

bestand keine Umsetzmöglichkeit,<br />

der Beiwagen blieb daher bereits in der Ausweiche<br />

Friesenweg zurück – auf dem Rückweg<br />

nahm ihn der Triebwagen dort wieder<br />

auf. Die Zusatzwagen zur Rheindorfer Straße/Ministerien<br />

kehrten als allein fahrende<br />

LINKS Endstation<br />

Beuel, Bahnhof der<br />

Linie 1 im Jahre<br />

1950: Während der<br />

Stadttriebwagen<br />

seinen Beiwagen<br />

umfährt, wird er<br />

von einem aus Bad<br />

Honnef kommenden<br />

Zug der Überland -<br />

linie H überholt<br />

PETER BOEHM,<br />

SLG. AXEL REUTHER (3)<br />

RECHTS Reges Treiben<br />

auf dem Friedensplatz<br />

Mitte der<br />

1950er-Jahre:<br />

Autobusse ergänzen<br />

den <strong>Straßenbahn</strong> -<br />

betrieb mit seinen<br />

altersschwachen<br />

Fahrzeugen<br />

SLG. PETER BOEHM,<br />

ARCHIV AXEL REUTHER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

67


Geschichte<br />

Triebwagen entweder auf dem Gleiswechsel<br />

kurz vor der Einfahrt zum Depot oder dort.<br />

Die in der verkehrsschwachen Zeiten<br />

nicht benötigten Beiwagen der Linie 2 nahmen<br />

Züge der Linie 1 vom Depot Rheindorf<br />

nach Dottendorf mit, die in dieser Zeit als<br />

Dreiwagenzüge verkehrten. Linienmäßig<br />

gab es in <strong>Bonn</strong> keine Dreiwagenzüge.<br />

Die <strong>Straßenbahn</strong><br />

wird weiter gebraucht<br />

Von 1953 bis 1955 hatten die <strong>Bonn</strong>er durch<br />

die Umstellung verschiedener Strecken der<br />

<strong>Straßenbahn</strong> auf Obus- und Busbetrieb ausreichend<br />

Gelegenheit gehabt, die Vor- und<br />

Nachteile der einzelnen Verkehrsmittel zu<br />

vergleichen. Aufgrund zahlreicher Schwierigkeiten,<br />

die sich bei Einsatz und Kapazität mit<br />

den schienenlosen Verkehrsmitteln ergaben,<br />

begann sich auch in der <strong>Bonn</strong>er Politik die<br />

Einsicht durchzusetzen, dass eine generelle<br />

Umstellung der <strong>Straßenbahn</strong> auf Obus und<br />

Bus aus verkehrstechnischen und betriebswirtschaftlichen<br />

Gründen, aber auch wegen<br />

einem Mangel an leistungsfähigen Straßen innerhalb<br />

der Stadt nicht möglich war.<br />

So fiel der Beschluss, die beiden innerstädtischen<br />

Linien beizubehalten und<br />

grundlegend zu modernisieren. Der alte Wagenpark<br />

mit über 50 Jahre alten Fahrzeugen<br />

war am Ende seiner Lebensdauer angelangt<br />

und seine Instandhaltung verursachte hohe<br />

Kosten. Im Jahr 1956 trat eine neue Betriebsordnung<br />

für <strong>Straßenbahn</strong>en in Kraft,<br />

die für Wagen mit Holzkasten und ohne<br />

Schienenbremsen und Sicherheitsverglasung<br />

nur noch einen übergangsweisen Einsatz bis<br />

1960 vorsah.<br />

Als Ersatz für die Altwagen waren zunächst<br />

Großraumwagen der Düsseldorfer<br />

Waggonfabrik ausgewählt worden. Für den<br />

Einsatz von Drehgestellwagen im Einrichtungsbetrieb<br />

entstanden mehrere Wendemöglichkeiten.<br />

Für die Erprobungsstufe ab<br />

1957 konnten zunächst das schon 1954 angelegte<br />

Wendedreieck auf dem Gelände des<br />

Betriebshofs in Rheindorf und in der Stadt<br />

das hinter der Eisenbahnunterführung am<br />

Abzweig der früheren Strecke nach Endenich<br />

an der Quantiusstraße erhalten gebliebene<br />

Gleisdreieck genutzt werden.<br />

Modernisierung mit Großraumund<br />

Gelenktriebwagen<br />

Im Juli 1957 trafen zunächst vier Großraumtriebwagen<br />

von der Düwag in <strong>Bonn</strong> ein. Aufgrund<br />

fehlender Wendemöglichkeiten kamen<br />

sie zunächst nur im Zusatzverkehr der Linie<br />

LINKS 1959 ergänzten<br />

zehn Gelenktriebwagen<br />

den Bestand der<br />

<strong>Straßenbahn</strong>. Tw 134<br />

kurz nach Indienststellung<br />

vor der Wagenhalle<br />

Graurheindorfer<br />

Straße<br />

PETER BOEHM (2),<br />

SLG. AXEL REUTHER<br />

RECHTS 1957 läuteten<br />

vier Großraumtriebwagen<br />

der Düwag die<br />

grundlegende Modernisierung<br />

des Betriebes<br />

ein. Tw 101 als<br />

Zusatzkurs zum Gleisdreieck<br />

Poppelsdorfer<br />

Str. bei Einfahrt auf<br />

den Friedensplatz<br />

LINKS Dank des<br />

Engagements von<br />

<strong>Bonn</strong>er Verkehrsfreunden<br />

entging<br />

Tw 13 der Verschrottung<br />

nach seiner<br />

Verwendung als<br />

Reklamewagen und<br />

wurde 1966 wieder<br />

weitgehend in den<br />

Ursprungszustand<br />

zurückversetzt<br />

AXEL REUTHER<br />

1 zwischen Rheindorfer Straße (Depot) und<br />

Bahnhof (Quantiusstraße) zum Einsatz. Im<br />

Jahr 1958 entstanden dann Gleisschleifen an<br />

der Werftstraße in Rheindorf im Verlauf einer<br />

kurzen eingleisigen Neubaustrecke (Mai), auf<br />

dem Quirinusplatz in Dottendorf (August)<br />

und in Beuel am Bahnhof vor der Einfahrt in<br />

den Betriebshof der Siebengebirgsbahn (SSB)<br />

(November).<br />

Ab November 1958 fuhren die Großraumwagen<br />

dann auf der Linie 2 im Mischbetrieb<br />

mit alten Zweiwagenzügen. Die<br />

neuen Fahrzeuge bestanden schon nach relativ<br />

kurzer Zeit ihre Bewährungsprobe und<br />

überzeugten auch die Skeptiker und Kritiker,<br />

die bisher nicht davon überzeugt waren,<br />

dass eine Beibehaltung des <strong>Straßenbahn</strong>betriebes<br />

auf den beiden Stadtlinien sinnvoll<br />

sei. So gab es Gelder für Anschlussaufträge.<br />

An Stelle weiterer Großraumwagen bestellte<br />

<strong>Bonn</strong> aber zunächst mehrere sechsund<br />

achtachsige Gelenkwagen, dann folgten<br />

neue Großraumtriebwagen. Mit den zwei<br />

Fahrzeuggrößen konnte nach Ansicht des<br />

Verkehrsbetriebes besser auf die unterschiedliche<br />

Auslastung der beiden Linien<br />

reagiert werden. Die Neufahrzeuge lösten<br />

die Zweiachser Anfang der 1960er-Jahre ab.<br />

Die Fahrgäste honorierten die Modernisie-<br />

68 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


<strong>Bonn</strong><br />

rung der beiden Stadtlinien mit stärkerer<br />

Nutzung, so dass es zu Beginn der 1960er-<br />

Jahre auch außerhalb des Berufsverkehrs in<br />

den Fahrzeugen kaum Sitzplätze gab.<br />

Die städtischen Linien unter<br />

dem Dach der Stadtwerke<br />

Im Jahr 1966 führte die Stadtverwaltung die<br />

kommunalen Betriebe unter der Dach-Bezeichnung<br />

Stadtwerke <strong>Bonn</strong> zusammen.<br />

<strong>Straßenbahn</strong>, Obus und Busse der <strong>Bonn</strong>er<br />

Verkehrsgesellschaft firmierten nun einheitlich<br />

unter der Bezeichnung „Stadtwerke<br />

<strong>Bonn</strong>, Verkehrsbetriebe.“ Die Trieb- und Beiwagen<br />

der Stadtlinien erhielten nun die Ziffer<br />

2 an erster Stelle ihrer Nummer. Den<br />

Obusbetrieb auf den Linie 15 und 16 stellten<br />

die Stadtwerke bis 1971 auf Dieselbusse um.<br />

In den 1960er- und 1970er-Jahren gab es<br />

bei den Strecken im Stadtnetz nur wenige<br />

bauliche Veränderungen. Durch den Bau der<br />

Autobahn-Nordtangente gaben die Stadtwerke<br />

in Rheindorf die bisherige Streckenführung<br />

zur Endschleife an der Werftstraße auf. Ab 1.<br />

November 1966 gab es eine neue, weitgehend<br />

auf eigenem Bahnkörper verlaufende und<br />

weiterhin teilweise eingleisige Ersatzstrecke<br />

über Herseler Straße, Werftstraße. Im März<br />

1967 entfiel die Fahrt zwischen der Brückenrampe<br />

und dem Friedensplatz durch die engen<br />

Straßenzüge Friedrich- und Brückenstraße<br />

und die Bahnen fuhren über Bertha-von-Suttner-Platz<br />

und einen neu geschaffenen Straßendurchbruch<br />

im Zuge der ausgebauten<br />

Maarstraße (heute Oxfordstraße) bis zur Wilhelmstraße<br />

und von dort zum Friedensplatz.<br />

Den zweiten Teil der Innenstadtstrecke vom<br />

Friedenplatz über Vivatsgasse, Münsterplatz<br />

und Poststraße gaben den Stadtwerke im September<br />

1974 für den U-Bahnbau am Hauptbahnhof<br />

auf. Ersatzweise fuhren auch die Linien<br />

1 und 2 nun über die vorhandene Strecke<br />

der Fernbahnlinie H im Zuge der in Thomas-<br />

Mann-Straße umbenannten Meckenheimer<br />

Straße bis zum Rheinuferbahnhof und von<br />

dort über die Straße am Hauptbahnhof. Dabei<br />

benutzten sie ein Straßenstück, welches bis<br />

1973 von den Zügen der BGM auf dem Weg<br />

zum Rheinuferbahnhof befahren worden war,<br />

ehe die Stadtwerke deren Endstation – ebenfalls<br />

wegen des U-Bahn-Baues – bis zum Busbahnhof<br />

zurückverlegen ließ.<br />

Bundespolitiker erneut<br />

gegen <strong>Straßenbahn</strong><br />

Den Bundespolitikern war die <strong>Straßenbahn</strong>,<br />

besonders nach Inbetriebnahme der ersten<br />

Tunnelstrecke für die Stadtbahn nach Bad<br />

Godesberg 1975, in den engen Stadtstraßen<br />

erneut ein Dorn im Auge, passte ein der -<br />

artiges Verkehrsmittel doch nach ihrer<br />

Ansicht nicht zu einer „modernen“ Bundeshauptstadt.<br />

Über das Bundesverkehrsministerium<br />

übten sie Druck auf die Stadtverwaltung<br />

aus, die <strong>Straßenbahn</strong> aus dem<br />

Stadtbild entfernen zu lassen. Nachdem dies<br />

über die Presse bekannt geworden war, regte<br />

sich in der <strong>Bonn</strong>er Bevölkerung gegen die<br />

Pläne Widerstand. Auch die Stadt widersetzte<br />

sich und machte klar, dass der <strong>Straßenbahn</strong><br />

eine wichtige Zubringerfunktion<br />

zu dem im Entstehen begriffenen Stadtbahnnetz<br />

zukam. Gegen eine Anlage von<br />

Tunnelstrecken in vermeintlich kritischen<br />

Bereichen habe man nichts einzuwenden,<br />

vorausgesetzt, der Bund bezahle den Bau.<br />

Danach kehrte Ruhe in die Debatte ein.<br />

Bereits mit den Stadtbahnplanungen<br />

Ende der 1960er-Jahre war vorgesehen, den<br />

im Entstehen begriffenen Stadtteil Hardtberg<br />

mit zahlreichen dort angesiedelten<br />

Bundesbehörden an das Schienennetz anzuschließen.<br />

Die bis heute nicht gebaute<br />

„Hardtberglinie“ entwickelte sich zu einer<br />

unendlichen Geschichte – mehr im Teil 2.<br />

Die Wagenhalle in Rheindorf hatte 1986<br />

als Heimat für die <strong>Straßenbahn</strong>en der Lini-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

69


Geschichte<br />

Sonntags verkehrten die Gelenkwagen planmäßig auf der Linie 1. Am 19. Februar 1984 biegt<br />

Tw 232 aus der engen Wilhelmstraße kommend in die Oxfordstraße ein AXEL REUTHER (2)<br />

en 1 und 2 ausgedient – im Juni schlossen<br />

die Stadtwerke das Depot und stationierten<br />

die Fahrzeuge in den SSB-Betriebshof Beuel<br />

um. Erhalten blieb zunächst die Wendeschleife<br />

im Hallenvorfeld. Die unter Denkmalschutz<br />

stehenden Rheindorfer Hallen<br />

sind heute vermietet.<br />

Das dritte „Leben“<br />

der <strong>Bonn</strong>er <strong>Straßenbahn</strong><br />

In den frühen 1990er-Jahren planten Stadt<br />

und Verkehrsbetrieb verschiedene Verbesserungen<br />

auf ihrem Schienennetz. Mit Einführung<br />

des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg<br />

(VRS) im Jahre 1987 hatten die <strong>Bonn</strong>er<br />

Stadtbahn- und <strong>Straßenbahn</strong>linien zur Vermeidung<br />

von Doppelbelegungen mit Köln<br />

neue Linienbezeichnungen erhalten. Die<br />

Nummern der Linien 1 und 2 änderten sich<br />

in 61 und 62, die der Stadtbahnlinien 3 und<br />

S in 63 und 66 und die der Vorortbahnlinie<br />

H in 64. Im Jahr 1992 begannen die Stadtwerke<br />

damit, Ein- und Ausrückfahrten sowie<br />

Zusatzdiensten im Berufsverkehr eigene<br />

Liniennummern zuzuweisen. Der <strong>Straßenbahn</strong><br />

brachte dies Zuwachs in Form einer<br />

Linie 65 von Beuel nach Auerberg.<br />

Das Konzept „Schiene 94“ brachte eine<br />

Reihe von Verbesserungen für die Fahrgäste.<br />

Dazu gehörte die Inbetriebnahme einer<br />

Verlängerung der Linie 61 um 1,35 Kilometer<br />

von Graurheindorf in den Stadtteil<br />

Auerberg am 19. August 1994. Die eingleisige<br />

Strecke zur Schleife Werftstraße war bereits<br />

am 24. Juli aufgegeben worden.<br />

Ab 1994 lieferte die Düwag 24 dreiteilige<br />

Niederflurwagen für Zweirichtungsbetrieb<br />

aus. Sie fuhren ab Juli 1994 zunächst auf der<br />

Linie 61, da wegen der vorübergehenden Verkürzung<br />

bis <strong>Bonn</strong>er Berg hier keine Einrichtungswagen<br />

mehr eingesetzt werden konnten.<br />

Auch die Endstation der Verlängerungsstrecke<br />

Auerberg besaß keine Schleife mehr. Die<br />

Großraumzüge fuhren nun vorübergehend<br />

auf der Linie 62, wo sie für ein vergrößertes<br />

Platzangebot sorgten. Nach Verlängerung der<br />

Nur wenige Wochen dauerte im Sommer 1994 die Phase mit Niederflurwagen auf der Linie 61<br />

und Großraumzügen auf der Linie 62. Hier beide Generationen an der Endstation Dottendorf<br />

Verwendete Literatur<br />

• Nauroth, K. H.: <strong>Straßenbahn</strong>en in <strong>Bonn</strong>, Nordhorn<br />

1989<br />

• Höltge, D.: Straßen- und Stadtbahnen in<br />

Deutschland, Band 5, Freiburg 1996<br />

• Gerlach, G.: Die Modernisierung der Stromversorgungs-Anlagen<br />

der <strong>Bonn</strong>er Straßen- und<br />

Fernbahnen, in: Der Stadtverkehr, Heft 4/1961<br />

• Nolden, H. G.: Die <strong>Straßenbahn</strong> in <strong>Bonn</strong> und<br />

Umgebung, in: <strong>Straßenbahn</strong>-Magazin, Heft<br />

74, 11/1989<br />

• Wipperfürth, K. H.: Einhundert Jahre elektrische<br />

<strong>Straßenbahn</strong>en in <strong>Bonn</strong>, <strong>Bonn</strong> 2002<br />

• Deutscher Verkehrsamateur, verschiedene<br />

Jahrgänge<br />

• Carthaus-Fahrplan <strong>Bonn</strong>, Fahrplan der SWB:<br />

verschiedene Jahrgänge<br />

Linie 62 von Beuel nach Ramersdorf bzw.<br />

Oberkassel Süd zum Ersatz der mit SSB-Achtachsern<br />

bedienten Linie 64 am 25. September<br />

1994 konnten auch hier nur noch Niederflurwagen<br />

eingesetzt werden. Bis zur kompletten<br />

Auslieferung aller Niederflurwagen fuhren<br />

Großraum- und Gelenkzüge bis Dezember<br />

1994 noch als Einsatzwagen.<br />

Die nun nicht mehr benötigte Wendeschleife<br />

vor dem ehemaligen Rheindorfer<br />

Depot legten die Stadtwerke still. Ab 2008<br />

war die Schleife am Beueler Bahnhof ebenfalls<br />

nicht mehr befahrbar. Unverändert benutzt<br />

wird weiterhin das Gleisdreieck an der<br />

Quantiusstraße hinter dem Hauptbahnhof.<br />

Hier enden Einsatzwagen, aber auch zu bestimmten<br />

Zeiten Züge der Linie 62.<br />

Seit nunmehr fast 20 Jahren werden auf<br />

den Stadtlinien 61, 62 und 65 ausschließlich<br />

die Niederflurtriebwagen eingesetzt. Mit diesen<br />

ist es bei Sperrung der oberirdischen Strecke<br />

(z. B. an Karneval) auch möglich, am<br />

Stadthaus in den Tunnel einzufahren und im<br />

Nahverkehrsbahnhof <strong>Bonn</strong> an den weiterhin<br />

vorhandenen niedrigen Bahnsteigteilen zu<br />

enden. Die Haltestelle Stadthaus hat derzeit<br />

ebenfalls noch niedrige Bahnsteige, was hier<br />

einen Halt ermöglicht. Seit mehreren Jahren<br />

ist aber ein Umbau auf Hochbahnsteige vorgesehen,<br />

so dass die Niederflurwagen dann<br />

dort keinen Fahrgastwechsel mehr vornehmen<br />

werden können.<br />

Die Stadtlinien der <strong>Bonn</strong>er <strong>Straßenbahn</strong><br />

blicken heute in eine gesicherte Zukunft.<br />

Von den verbliebenen Bundesbehörden lässt<br />

sich dies nicht unbedingt behaupten, so dass<br />

die Politik als langjährig treibende Kraft<br />

einer Abschaffung nun selbst mit dieser Gefahr<br />

zu leben hat. AXEL REUTHER<br />

In einem Fortsetzungsbeitrag werden wir die<br />

<strong>Bonn</strong>er <strong>Straßenbahn</strong>wagen im Detail vorstellen<br />

und die Entwicklung des Fahrzeugparks<br />

der <strong>Bonn</strong>er <strong>Straßenbahn</strong> beleuchten.<br />

70 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Fundstück des Monats<br />

FOLGE 15<br />

Darmstadt<br />

Hochschulstraße<br />

Wer auf der Hochschulstraße den Asphalt unter der Schranke aufmerksam betrachtet, der entdeckt es rasch: Hier liegen<br />

alte <strong>Straßenbahn</strong>gleise! Im Hintergrund die St. Elisabeth-Kirche von Darmstadt<br />

WALTER KUHL<br />

Nie befahrener Gleisrest<br />

Unweit des heutigen Hessischen Staatsarchives in Darmstadt finden aufmerksame <strong>Straßenbahn</strong>freunde<br />

eine Überraschung! Zwischen dem ehemaligen Hof- und Staatstheater und den<br />

alten Gebäuden der Technischen Universität waren einst <strong>Straßenbahn</strong>gleise verlegt worden<br />

Wer sich mit dem Auto in die Darmstädter<br />

Innenstadt wagt, wird vielleicht im Verlauf<br />

des „City-Rings“ auch das Schloss umfahren.<br />

In der letzten Kurve fällt der Blick fast<br />

zwangsläufig auf das nördlich gegenübergelegene<br />

Gebäude mit den Front-Säulen. Das<br />

ist der Ausgangspunkt unserer Geschichte:<br />

In der Nacht vom 11. auf den 12. September<br />

1944 hörte das alte Darmstadt, einstmals Regierungssitz<br />

des Großherzogtums Hessen, zu<br />

existieren auf. Britische Bomber machten<br />

weite Teile der Innenstadt dem Erdboden<br />

gleich. Noch heute wird jährlich der „Brandnacht“<br />

gedacht. Wiederaufgebaut wurde das<br />

Schloss, zunächst notdürftig gesichert das Gebäude<br />

mit den Säulen, das ehemalige Hofund<br />

Landestheater, nach seinem Erbauer<br />

„Moller-Bau“ genannt. Seit 1993 herrscht<br />

wieder Leben in dem Gebäude, das jetzt u. a.<br />

das Hessische Staatsarchiv beinhaltet. Schwer<br />

vorstellbar ist, dass auf der Trasse des heutigen<br />

City-Rings einst eine normale Straße verlief,<br />

die Zeughausstraße, in der seit 1897 auch<br />

die Gleise der früheren <strong>Straßenbahn</strong>linie 6<br />

aus der Stadtmitte zur Fasanerie lagen.<br />

Im Jahr 1902 entstand hier das „Theatergleis“,<br />

ein Stumpfgleis, das kurz vor dem<br />

Hauptportal endete und Theaterbesuchern<br />

nach Schluss der Vorstellung eine bequeme<br />

Heimfahrt ermöglichen sollte. Dieses Gleis<br />

wurde nach dem Zweiten Weltkrieg noch als<br />

Abstellgleis verwendet.<br />

Östlich von unserem gedachten Standpunkt<br />

regiert heute Beton. Einst stand hier ein beeindruckender<br />

Häuserkomplex, in dem unter<br />

anderem das „Café Oper“ sein Domizil<br />

hatte. Die Front dieses Häuserblocks stand<br />

etwa in einer Flucht mit der östlichen Mauer<br />

des Moller-Baus. Hier zweigte eine neue <strong>Straßenbahn</strong>strecke,<br />

die das nordöstlich der Innenstadt<br />

gelegene Martinsviertel erschließen<br />

sollte, nordwärts ab, umkurvte den Häuserblock<br />

und führte schließlich vor den noch<br />

existierenden Gebäuden der Hochschule weitere<br />

100 Meter nach Norden. Mit Ausbruch<br />

des Ersten Weltkriegs wurden die Arbeiten<br />

eingestellt – und nie wieder aufgenommen,<br />

obwohl die ersten Meter bereits mit Fahrdraht<br />

überspannt waren. Auf den wenigen hundert<br />

Metern Gleis von der Zeughausstraße zur<br />

Hochschulstraße ist nie eine <strong>Straßenbahn</strong> gefahren.<br />

Und doch hat ein Rest dieser Strecke<br />

Krieg, Zerstörung und Beton überstanden –<br />

wenn man die Spuren unter dem Teer zu lesen<br />

versteht …<br />

JÖRN SCHRAMM<br />

Weitere Details und Aufnahmen der Gleisreste<br />

befinden sich auf den Seiten von Walter<br />

Kuhl – www.walter-kuhl.de, dem der Autor für<br />

seinen Hinweis auf dieses „Fundstück“ dankt.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

71


Geschichte<br />

Auf einem Abschnitt der meterspurigen<br />

Versuchsbahn in Lichterfelde bei<br />

Berlin experimentierte Siemens ab<br />

1887 mit von seinem Mitarbeiter<br />

Walter Reichel entwickelten Doppelbügelstromabnehmern.<br />

Dazu nutzte<br />

er einen der Wagen von 1881. Nach<br />

aktuellen Forschungen handelte es<br />

sich bei um Fahrzeuge, die Pferdebahnwagen<br />

ähnelten – aber nicht<br />

um ehemalige Pferdebahnwagen!<br />

SLG. SIGURD HILKENBACH<br />

Der Griff nach oben<br />

Die Anfänge der Stromabnahme (Teil 2) Bei der Zu- und Abführung des Fahrstroms experimentierten<br />

die <strong>Straßenbahn</strong>pioniere Ende des 19. Jahrhunderts mit unterschiedlichen Systemen. So<br />

verkehrte auch die erste Münchner <strong>Straßenbahn</strong> nach einem danach rasch aufgegebenen Prinzip …<br />

Neben der Lokalbahn Mödling –<br />

Hinterbrühl und der Frankfurt-Offenbacher<br />

Trambahn (jeweils im<br />

Heft 4/2014 vorgestellt) gab es in<br />

der Anfangszeit der <strong>Straßenbahn</strong>en noch<br />

zwei weitere mit einer Schlitzrohrfahrleitung<br />

ausgerüstete Bahnen. Zum einen handelte es<br />

sich dabei um die erste elektrische <strong>Straßenbahn</strong><br />

der Schweiz von Vevey über Montreux<br />

nach Chillon entlang des Genfer Sees. Die<br />

knapp 10,5 Kilometer lange Bahn wurde<br />

So sah er aus: Münchens erster elektrischer<br />

<strong>Straßenbahn</strong>wagen aus dem Jahr 1886. Er<br />

nahm seinen Fahrstrom von den Schienen auf<br />

72 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Frühe Stromabnehmer<br />

Deutschlands erste<br />

Akku-<strong>Straßenbahn</strong><br />

Auf der Internationalen Motorwagen-Ausstellung<br />

vom 3. bis zum 28. September 1899 im Exerzierhaus<br />

und auf dem Kasernenhof des II. Garderegiments<br />

zu Fuß an der Karlstraße in Berlin-Mitte<br />

stellte die Siemens & Halske AG diesen elektrischen<br />

<strong>Straßenbahn</strong>-Omnibus vor. Den Wagenkasten<br />

des sich sowohl mit Bügel unter Fahrdraht<br />

auf Gleisen als auch mit Batterien auf der Straße<br />

bewegenden Gefährtes hatte die Berliner Firma<br />

Lange & Gutzeit gebaut. Bei einer Probefahrt<br />

erreichte es am 21. April 1899 auf der 21 Kilometer<br />

langen Strecke von der Treptower Krug -<br />

allee über Schlesisches Tor und Baumschulenweg<br />

bis zur Wiener Brücke ein Tempo von 30 km/h.<br />

Das Fahrzeug sollte eine Lücke zwischen spurgeführtem<br />

und freiem Elektrobetrieb schließen, womit<br />

es seiner Zeit weit voraus war. Planmäßigen<br />

Dienst absolvierte es letztendlich nur an insgesamt<br />

57 von geplant 76 Tagen im Herbst 1899<br />

zwischen Kreuzberg und dem Stettiner Bahnhof.<br />

Ein Hinterachsbruch am 18. November 1899 bedeu -<br />

tete das Aus für das Gefährt – und Deutschlands<br />

erste Akku-<strong>Straßenbahn</strong>.<br />

1888 in zwei Etappen eröffnet und verfügte<br />

über zwölf Triebwagen. Mit ihrer Umstellung<br />

auf Stromzufuhr durch normale Oberleitung<br />

endete 1913 die Ära der Schlitzrohrfahrleitung<br />

in Europa. Die andere Bahn war<br />

ebenfalls die erste ihres Landes. Frankreichs<br />

Zeitalter elektrischen Nahverkehrs begann<br />

Anfang 1890 in Clermont-Ferrand. Hier<br />

war allerdings eine einfache Variante der<br />

Schlitzrohrfahrleitung im Einsatz. Die Oberleitung<br />

bestand aus nur einem Schlitzrohr,<br />

die Rückführung des Stroms erfolgte über<br />

die Schienen. Dieses Konzept erlaubte eine<br />

wesentlich einfachere Konstruktion der<br />

Luftweichen für den einen Kontaktschlitten.<br />

Die Anfänge in München<br />

Die Stromzuführung durch beide Fahrschienen<br />

kam in dieser Zeit noch ein weiteres<br />

Mal zur Anwendung – ab 1. Juni<br />

1886 in München. Hinter den Endstationen<br />

der 1,2 Kilometer langen privaten<br />

Tram, die das Schwabinger Würmbad<br />

(später Ungererbad) mit der nächstgelegenen<br />

Endstation der Pferdebahn verband,<br />

führten die Gleise noch ein Stück in eine<br />

Steigung. Auf diese Weise war es möglich,<br />

die Endstationen, an denen Publikumsverkehr<br />

herrschte, stromlos zu lassen. Fuhr<br />

ein Wagen los, rollte er erst ein Stück berg-<br />

Im September 1886 nahm Münchens erste<br />

elektrische <strong>Straßenbahn</strong> den Betrieb auf. Sie<br />

bezog den Fahrstrom über die Schienen<br />

SLG. MVG (3)<br />

Die im Auftrag eines Freibadbetreibers errichtete Strecke war<br />

750 Meter lang und verband Schwabing mit dem Ungererbad<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014<br />

73


Geschichte<br />

SIEMENS & HALSKE, SAMMLUNG SIGURD HILKENBACH<br />

Berichtigung Heft 4/14<br />

Während der Produktion der vorigen Ausgabe erhielten<br />

sowohl diese in Heft 4/2014 auf Seite 58<br />

abgedruckte Aufnahme, als auch der rechts daneben<br />

auf Seite 59 in der Mitte retuschierte Ausschnitt<br />

versehentlich falsche Bildtexte. Zu sehen<br />

ist keinesfalls der im Mai 1881 eröffnete Versuchsbetrieb<br />

in Lichterfelde bei Berlin, sondern<br />

vielmehr der im April 1882 eröffnete Doppeldrahtbetrieb<br />

mit Kontaktwagen. Die Aufnahme<br />

entstand damit in Charlottenburg auf der Fahrt<br />

zum Spandauer Berg, was im Dachbereich der<br />

Wagen zu lesen ist. Fanden die Versuche in Groß-<br />

Lichterfelde auf meterspurigen Gleisen statt, waren<br />

oben abgebildete Fahrzeuge auf 1.435 Millimeter<br />

Spurweite unterwegs. Da Siemens vermeintlich<br />

für beide Versuche auf ehemalige Pferdebahnwagen<br />

zurückgriff, kam es in der Redaktion<br />

zu dieser Verwechslung, für die wir um<br />

Entschuldigung bitten.<br />

LINKS Dieser Stich zeigt den oberleitungslosen<br />

Versuchsbetrieb in Lichterfelde bei Berlin ab<br />

1881; der Fahrstrom wurde über die Schienen<br />

zugeführt<br />

SLG. WOLF-DIETGER MACHEL<br />

74 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


ab, um dann der stromführenden<br />

Teil der Strecke zu erreichen.<br />

Da sich der Linie nicht<br />

rechnete, wurde sie 1895 eingestellt.<br />

Stangen und Lyrabügel<br />

halten Einzug<br />

Ende der 1880er-Jahre waren<br />

allerdings bereits die Trolleystange<br />

des Amerikaners Frank<br />

Julian Sprague und der Lyrabügel<br />

des deutschen Ingenieurs<br />

Walter Reichel, eines Mitarbeiters<br />

von Siemens, erfunden.<br />

Mit diesen waren Oberleitungen<br />

wesentlich einfacher zu erstellen,<br />

denn Bügel und Stange<br />

benötigten nur einen einfach gespannten<br />

Draht zur Stromabnahme. Auch an Weichen<br />

war keine aufwändige Konstruktion<br />

in luftiger Höhe mehr nötig. In diesem Zusammenhang<br />

spielte die Lichterfelder<br />

Bahn noch einmal eine wichtige Rolle,<br />

denn dort erfolgten Reichels Versuche mit<br />

dem Lyrabügel. Dazu führte die Firma Siemens<br />

& Halske die Lichterfelder Bahn<br />

1890 von der Kadettenanstalt bis zum<br />

Bahnhof Lichterfelde West weiter und betrieb<br />

sie in diesem Abschnitt mit Oberleitung.<br />

Drei Jahre später erfolgte die Umstellung<br />

der Gesamtstrecke auf Lyrabügel.<br />

Neben dem Lyrabügel gab es viele Betriebe,<br />

die die Stromzufuhr mittels Stangenstromabnehmer<br />

realisierten. Allerdings<br />

nutzen nur wenige Betriebe heute noch<br />

Stangen. Die einfachere Fahrdrahtkons -<br />

truktion und entgleisungsfreie Stromzufuhr<br />

mit Schleifstücken setzte sich allgemein<br />

durch. Und aus dem Lyrabügel entwickelte<br />

sich der Scherenstromabnehmer, heute<br />

wiederum oft schon durch den Einholmstromabnehmer<br />

ersetzt. Beide stehen heute<br />

für verlässliche Stromversorgung unserer<br />

<strong>Straßenbahn</strong>en. ALEXANDER PIESENECKER<br />

Der für die Siemens<br />

& Halske AG tätige<br />

Ingenieur Walter<br />

Reichel auf einer<br />

zeitgenössischen<br />

Fotografie. Er erfand<br />

den Bügelstromabnehmer<br />

SLG. S. HILKENBACH (2)<br />

UNTEN Die im Teil 1<br />

in der Ausgabe<br />

4/2014 vorgestellte<br />

Frankfurt-Offenbacher<br />

Trambahn auf<br />

einer zeitgenössischen<br />

Illustration.<br />

Sie bezog die Fahrspannung<br />

über<br />

Schlitzrohre<br />

Gegenwart & Geschichte. hte.<br />

W er sorgt für den rei<br />

bungslosen Betriebsablauf der<br />

M ünchner<br />

U-Bahn? Wie werden<br />

Arbeitsabläufe koordiniert? Welche<br />

Aufgaben hat die Leitstelle und wie funktioniert ein Stellwerk?<br />

Antworten darauf und auf viele weitere Fragen von der<br />

Entwick-<br />

lung des Streckenne etzes über eingesetzte Fahrzeugtypen bis<br />

hin zur Signalordnun ng hat dieses topaktuelle Standardwerk<br />

zur Münchner U-Bahn.<br />

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75


■ Miniatur-Nahverkehr: Anlagen, Fahrzeuge, Tipps und Neuheiten<br />

m sm-modell@geramond.de<br />

Als weitere H0-Variante des bereits bekannten Gothaer Triebwagens zeigte Birgit Herrmann von Herrmann & Partner in Nürnberg diesen Dresdner<br />

Arbeitswagen mit einseitiger Jalousie, der auch durch seine leuchtend gelbe Lackierung besonders auffällig wirkt OLGA BANDELOWA (13), K. FEINDT (1)<br />

Vom Die Nürnberger<br />

Modelltram-<br />

Neuheiten, Teil 3 KSW und<br />

dem Panzer-Maßstab<br />

Unverhofftes Glück ■ Von den bekannten Anbietern kam in diesem Jahr nur wenig<br />

Neues. Trotzdem gab es doch noch unerwartet einige kleine Tram-Überraschungen<br />

Auch im dritten Teil des Messerundgangs<br />

stellen wir<br />

neben neuen Trammodellen<br />

passendes Zubehör vor.<br />

Weiterhin schauen wir auch kurz auf<br />

die gleich nach Nürnberg folgende<br />

Modellmesse in Sinsheim.<br />

Neu bei Heki sind die im letzten Jahr<br />

für H0 präsentierten Modelltannen<br />

jetzt auch für TT und N. In H0 sind<br />

heuer ähnlich gestaltete Lärchen<br />

neu. Eher interessant für Stadtanlagen<br />

sind die herbstlichen Blätterbüsche<br />

und als Ergänzung des Blätterflorsortiments<br />

die Farbtöne Weidenund<br />

Kieferngrün. Herpa erweitert<br />

das TT-Sortiment mit dem „VW-Bus<br />

des Ostens“, dem Barkas 1000 und<br />

dem Framo 901/2 mit Planenaufbau.<br />

Für H0 erscheint ein Set zum 75. Jubiläum<br />

der Braunschweiger Spedition<br />

Wandt, bestehend aus einem Planen-<br />

Hängerzug MAN F8 der 1950er-Jahre<br />

und einem aktuellen Sattelzug MAN<br />

TGX mit authentischer Jubiläumsbedruckung.<br />

Der 2013er-Mercedes-Benz-Sprinter<br />

erscheint als Halbbus mit Hochdach<br />

und als Fahrtec-Koffer-RTW. Als neue<br />

Pkw sind die C-Klasse-Limousine<br />

Avantgarde von Mercedes Benz und<br />

der Audi A4 Avant mit aufwändiger<br />

Reklamebedruckung zu verzeichnen.<br />

Als Farbneuheiten kommen neben<br />

dem Audi Q5, dem 7er-BMW in der<br />

Langversion und Opels B-Kadett-<br />

Coupé auch Porsches 356-Coupé,<br />

ein Trabant-Kübelwagen und der<br />

Zündapp Janus in Zweifarblackierung.<br />

Nicht unerwähnt lassen wollen<br />

76 strassenbahn magazin 5|2014


Spielwarenmesse 2014<br />

Sowohl zu diesem recht gelungen wirkenden Spur-0-Modell des Triebwagens<br />

der Kriegsbauart, der im ganzen Reich zum Einsatz kam, …<br />

… wie auch zu dem im gleichen Maßstab gehaltenen Oldtimerzug,<br />

konnte uns Hersteller Stangel noch keine weiteren Informationen geben<br />

wir das klassische DDR-Motorradgespann<br />

MZ250 mit Beiwagen, das ab<br />

Juli lieferbar ist.<br />

Busbahnhof fürs Dunkle<br />

Ein Blickfang ist der 2010 im Original<br />

eingeweihte Omnibusbahnhof in<br />

Halle an der Saale, den Kibri im Beisein<br />

des Architekten Rudolf Birkholz<br />

vorstellte. Bei Dunkelheit wirkt das<br />

futuristisch anmutende Modell dank<br />

der ausgeklügelten Beleuchtung in<br />

LED-Technik besonders eindrucksvoll.<br />

Vom H0-Modell sind die Einzelsegmente<br />

als Bausatz erhältlich. Der<br />

fertige Busbahnhof beansprucht die<br />

beachtliche Fläche von 85 mal 33<br />

Zentimetern. Die Geometrie ist auf<br />

Fallers Car-System abgestimmt, sodass<br />

er sich mit der Parkharfe dieses<br />

Herstellers kombinieren lässt.<br />

Als Bausatz und auch als Fertigmodell<br />

bringt der Erfurter Hersteller Jano<br />

den Robur LO 3000 Bus in TT heraus.<br />

Neben weiteren Modellen zur<br />

Ergänzung des Hochofenprogramms<br />

und diversen Industriebauten zeigte<br />

Joswood eine beeindruckende, viergeschossige<br />

H0-Hinterhofwerkstatt<br />

in Halbreliefbauweise als Ziegelbau<br />

und auch mit verputzten Wänden.<br />

Sehr interessant erscheint das Verwaltungsgebäude,<br />

das im Original<br />

auf dem Gelände des Düsseldorfer<br />

Neben dem schon gezeigten Nürnberger Tw 701 als Fahrschulwagen<br />

produziert Andreas Heyden für die „Freunde der Nürnberg-Fürther <strong>Straßenbahn</strong>“<br />

auch den Schwesterwagen 702 als H0-Schlepptriebwagen<br />

Abstellbahnhofs steht, sowie eine<br />

Tonnendachhalle, die halbiert und<br />

damit in doppelter Länge als Halbreliefgebäude<br />

aufgebaut werden<br />

kann. Auch das kleine Kolonialwarengeschäft<br />

und ein passendes<br />

zweigeschossiges Wohnhaus aus<br />

Ziegelmauerwerk sind individuell<br />

einsetzbar.<br />

Die Variante der seit 1985 lieferbaren<br />

H0e-Tram der Ybbser <strong>Straßenbahn</strong><br />

von Jürgensen als Triebwagen Te1<br />

der Eisenbahn Mixnitz – St. Erhard<br />

haben wir schon in der letzten Ausgabe<br />

gezeigt. Die Entwicklung der<br />

Spur-0-Variante dieser <strong>Straßenbahn</strong><br />

macht laut Hersteller weitere Fortschritte.<br />

Wie kurz berichtet, wird Kato<br />

sein Spur-N-<strong>Straßenbahn</strong>system<br />

auch in einer Rechtsverkehrsversion<br />

bringen. Da dies unter der Federführung<br />

des deutschen Vertreibers Noch<br />

geschieht, dürfte gewährleistet sein,<br />

dass das Endprodukt stimmig aus-<br />

Der von Andreas Heyden für „Bus und Bahn und mehr“ hergestellte Düwag-Großraumzug zeigt sich hier in der Frankfurter Lackierung. Das H0-<br />

Modell wird wie üblich den bewährten Halling-Antrieb erhalten, ist aber auch unmotorisiert lieferbar. Den Beiwagen soll es auch einzeln geben<br />

strassenbahn magazin 5|2014


aßenbahn im Modell<br />

Im für Trammodelle nicht gebräuchlichen Maßstab 1:35<br />

zeigte Panzer-Anbieter Mini-Art den Bausatz des Nürnberger<br />

Triebwagens 641 in hervorragender Qualität<br />

Als echtes Heyden-Modell kommt der Nürnberger Gelenktriebwagen der 300er-Serie. Der passende Bw ist für das nächste Jahr vorgesehen<br />

fällt. Bereits vorhandene Muster<br />

wurden wegen einiger Fehler nicht<br />

gezeigt. Passend zu den Fahrbahnteilen<br />

soll auch ein <strong>Straßenbahn</strong>modell<br />

nach deutschem Vorbild kommen.<br />

Bestens zur Ausgestaltung von großstädtischen<br />

H0-Anlagen eignet sich<br />

das repräsentative Gebäude von<br />

MKB, das als Rathaus, Gericht, Museum<br />

oder ähnliches genutzt werden<br />

kann. Das Sortiment an gelaserten<br />

Kartongebäuden wird außerdem<br />

um weitere epochenübergreifende<br />

Stadthäuser und ein kleines Fabrikgebäude<br />

ergänzt. Interessant<br />

sind auch die Rillenschienen-Inlets<br />

für H0-Standardweichen, die man<br />

unter Umständen auch für <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

verwenden kann. Lemkes<br />

angekündigter MAN-Bus SÜ 240<br />

im Maßstab 1:160 ist mittlerweile<br />

Das bereits bekannte Spur-II-Modell der Cable Car San Francisco von<br />

Artesania Latina verfügt jetzt auch über ein fein detailliertes Fahrgestell<br />

fertig. Es soll ihn fälschlich auch als<br />

Münchner Stadtbus geben. Obwohl<br />

es sich ja um einen Überlandbus mit<br />

einer schmalen vorderen Einstiegstür<br />

handelt, wurde der bereits<br />

vor längerem auch von Herpa<br />

in H0 gemachte Fehler<br />

wiederholt und das Modell einfach<br />

zum Stadtbus gemacht,<br />

was in diesem Maßstab<br />

allerdings weniger auffällt. Als<br />

Ergänzung der „Minis“ von Lemke<br />

erscheinen vier Dekorvarianten des<br />

Aero-Anderthalbdecker-Omnibusses<br />

von Büssing/Ludewig für die Ruhr-<br />

Lippe-Eisenbahn, die EVAG in Essen,<br />

die Hagener <strong>Straßenbahn</strong> und als<br />

Bad Kreuznacher Wagen. Formneu<br />

sind außerdem ein Mercedes-Benz-<br />

Löschfahrzeug LF 16TS und der Kastenwagen<br />

Citroën HY.<br />

Das H0-Modell des Stuttgarter<br />

KSW wird von Hummel auch in der<br />

modernisierten Version mit Liniennummerkasten<br />

und seitlichen<br />

Lüftungsfenstern angeboten<br />

Reiniger nur für die Straße<br />

Der vor Jahren angekündigte <strong>Straßenbahn</strong>wagen<br />

zur Schienenreinigung<br />

lässt bei Lux immer noch auf<br />

sich warten. Dafür können sich die<br />

Betreiber des Faller-Car-Systems<br />

über einen Lkw-Anhänger mit eingebauter<br />

Saugeinrichtung zum Sauberhalten<br />

der Fahrbahnen freuen.<br />

Von der Modellbahn-Union erfuhren<br />

wir Neues erst auf der Faszination<br />

Modellbahn in Sinsheim, da dieser<br />

Aussteller ja seit letztem Jahr nicht<br />

mehr in Nürnberg ausstellt. Neben<br />

Lackierungsvarianten der Trambahnen<br />

nach japanischen Vorbildern im<br />

angenäherten N-Maßstab 1:150 von<br />

Tomitec und Modemo ist ein Sechsachser<br />

vom Typ 60 Biwako Go der<br />

Keihan-Dentetsu-Bahn in einer späteren<br />

Lackierungsvariante neu. Limitiert<br />

ist der H0-Stadtbahnwagen N8 der<br />

Dortmunder DSW21 mit Rewe-Ganzreklame.<br />

Das ehemalige Lima-Modell<br />

wird nun von der Hornby-Tochter<br />

Rivarossi produziert. Besonders interessant<br />

sind aus unserer Sicht bei<br />

Noch die neuen H0-Figuren in so genannten<br />

Mega-Spar-Sets, besonders


Spielwarenmesse 2014<br />

Im SM 4/14 berichteten wir über die H0-Neuauflage des Ostberliner Sattelschlepper-Obusses<br />

vom Typ Lowa ES6, den ADP ebenso neu auflegt …<br />

… wie das entsprechende Diesel-Pendant mit Zugmaschine IFA H6, bei<br />

dem sich der Nachläufer bei den Radausschnitten etwas unterscheidet<br />

die sitzenden Reisenden, die dank<br />

„Beinamputation“ in Modellfahrzeuge<br />

passen. Es gibt auch sitzende und<br />

stehende Personen als Sets „Auf dem<br />

Bahnsteig“ und „In der Stadt“ mit<br />

Beinen. Bei NPE ist ein Rillengleissystem<br />

mit eingepflasterten Schienen für<br />

N und Nm neu, das unterschiedliche<br />

Radien, Weichen, Kreuzungen und<br />

auch Straßen- und Gehwegelemente<br />

umfassen wird. Man plant auch<br />

N-Modelle der Tram Sóller – Port<br />

Sóller auf Mallorca sowie einen Baseler<br />

Tw Ce 2/2. Bei Preiser sind<br />

die Figurensets mit Reisenden der<br />

Epoche III und Sitzende mit Gläsern<br />

in der Hand interessant. Beim polnischen<br />

Hersteller Stangel überraschten<br />

zwei Spur-0-Modelle: ein KSW-<br />

Triebwagen und ein Oldtimerzug. Bei<br />

THS ist nur ein H0-Beschriftungssatz<br />

mit Fahrbahnverkehrszeichen nach<br />

Düsseldorfer Vorbild neu.<br />

Nürnberg brachte diesmal also wenig<br />

Neues. Vielleicht bieten ja jetzt die<br />

diesjährigen Publikumsveranstaltungen<br />

noch kleine Überraschungen.<br />

BERTHOLD DIETRICH-VANDONINCK<br />

Sehr apart wirkt das hervorragende H0-Modell des Züricher Standardzuges<br />

von der Navemo AG in der letzten Lackierung als Serienfahrzeug<br />

Wie jedes Jahr modellierte Volker<br />

Bauer am Preiser-Stand unermüdlich<br />

Kopiervorlagen für die Miniaturfiguren,<br />

für die dieses Jahr<br />

Svetlana Svettuska Modell saß<br />

Nelson S. C. Li von Hongwell Toys<br />

zeigt uns den russischen Oberleitungs-Doppeldecker<br />

YaTB-3 von<br />

1939, den er für den russischen<br />

Anbieter Ultra Models produziert<br />

Die dritte Variante des Standard-Triebwagens der belgischen NMVB von<br />

Ferivan ist ebenfalls neu. Diese H0-Version hat Schiebetüren<br />

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strassenbahn magazin 5|2014 79


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<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Postfach 40 02 09 · 80702 München<br />

Zu „Einsätze in Doppeltraktion“<br />

(SM 4/2014)<br />

Bedarf nicht überall<br />

In den Beitrag hat sich in dem Abschnitt<br />

zur Stuttgarter Stadtbahn ein Fehler<br />

eingeschlichen. In Stuttgart ist es<br />

nämlich nicht das Ziel, die Infrastruktur<br />

im ganzen Netz für den Einsatz für Doppeltraktionen<br />

zu ertüchtigen. Der Bedarf<br />

dafür wird nur auf ausgewählten Strecken<br />

gesehen, wobei eine mögliche Umsetzung<br />

teilweise auch am fehlenden<br />

Platz für entsprechend lange Bahnsteige<br />

scheitert – so zum Beispiel auf dem Ostast<br />

der U2 nach Neugereut.<br />

Philipp Krammer, Stuttgart<br />

Doch GT8-80-Doppel<br />

auf S1 und S11<br />

Einer Angabe in der Tabelle auf Seite<br />

20 zu Karlsruhe muss ich widersprechen.<br />

Anders als dort angegeben, fahren auf<br />

den Linien S1 und S11 oft aus zwei GT 8-<br />

80 gebildete Doppeltraktionen, meist in<br />

Ettlingen Stadt auf dem Weg nach Karlsruhe<br />

gebildet – je nach Verkehrsaufkommen.<br />

Dies ergibt insgesamt 75 Meter lange<br />

Züge, die gerade noch zugelassen<br />

sind. Zur Anfangszeit der Zweisystemtechnik<br />

gab es auch Doppeltraktionen<br />

mit GT8-80 und GT 8/100.<br />

Klaus Bindewald, Bad Herrenalb<br />

Wie die DVB 1992/93 in Dresden, so setzte die Cottbusverkehr GmbH 2010<br />

einen ATw im Liniendienst ein (Südfriedhof, 3. Oktober 2010) CHRISTIAN MUCH<br />

Zu „Düsseldorfer Hafenbahn“<br />

(SM 3/2014)<br />

Naht Ende für Linie 708<br />

nach Hamm?<br />

Der Artikel auf Seite 8 und 9 erweckt<br />

den Eindruck, dass die Rheinbahn für<br />

2015/16 die Einstellung der Linie 708<br />

nach Hamm plant. Natürlich ist unbestreitbar,<br />

dass die 708 die fahrgastschwächste<br />

Linie in Düsseldorf ist. Ebenso<br />

ist seit Jahren bekannt, dass große<br />

Investitionen in die Wendeanlage Hamm<br />

nötig sind. Unverständlich wären dann<br />

aber Investitionen im Bereich Franziusstraße<br />

(Einbau von zwei Weichen zum<br />

Medienhafen) und eine Neutrassierung<br />

im Bereich der nahegelegenen Eisenbahnbrücke.<br />

Zuzutrauen wäre der Rheinbahn<br />

dennoch eine abrupte Einstellung<br />

der 708, denn quasi über Nacht – und<br />

für Pendler aus Neuss sehr ärgerlich –<br />

wurde nach den Weihnachtsferien die<br />

704 im Abschnitt Neuss Stadthalle –<br />

Südfriedhof ohne Vorankündigung ersatzlos<br />

eingestellt.<br />

Zudem hat der Autor des besagten Artikels<br />

scheinbar keine oder nur mangelnde<br />

Ortskenntnis, was den Linienverlauf<br />

der 707 und 708 angeht. Während erstere<br />

seit Jahrzehnten nach Unterrath fährt,<br />

führt letztere ebenfalls seit Jahrzehnten<br />

nach Mörsenbroich. (gekürzt)<br />

Markus Friederichs, Köln<br />

Vive la France!<br />

Der Anfang 2014 vom Robert<br />

Schwandl Verlag herausgegebene<br />

„Tram Atlas Frankreich“ stellt alle <strong>Straßenbahn</strong>-<br />

und Obusbetriebe von Angers<br />

bis Valenciennes vor. Ein derartiges<br />

Nachschlagewerk war sehnsüchtig erwartet<br />

worden, da der Boom der elektrisch<br />

betriebenen Verkehrssysteme rasante<br />

Fahrt aufgenommen hat und in<br />

Frankreich inzwischen mehr als 25 Betriebe<br />

mit ständig steigenden Fahrgastzahlen<br />

vorzufinden sind. Berücksichtigung<br />

finden auch alle U-Bahnen,<br />

VAL-Systeme und die Standseilbahnen<br />

im städtischen Umfeld.<br />

Für jede Stadt gibt es einen detaillierten<br />

Netzplan (für die größeren<br />

zusätzlich einen besonderen Innenstadtplan)<br />

mit allen Haltestellen, eingleisigen<br />

Strecken, Schleifen, Betriebshöfen<br />

usw. Damit liegen in diesem<br />

Atlas vollständige Gleispläne vor. Das<br />

Kartenwerk stammt in bewährter Qualität<br />

von Robert Schwandl. Kurze, aber<br />

sehr aussagekräftige Texte von Christoph<br />

Groneck in deutscher und englischer<br />

Sprache beschreiben die Besonderheiten<br />

der einzelnen Betriebe, während die Tabellen<br />

alle Eckdaten zur Geschichte und<br />

zum Betrieb liefern. Alle aktuell im Einsatz<br />

befindlichen Fahrzeuge sind auf sehr<br />

guten Farbaufnahmen vertreten.<br />

Neu hinzugekommen sind die Fahrzeuglisten<br />

in übersichtlichen Tabellen; außerdem<br />

die Tabellen mit den Eröffnungsdaten<br />

der einzelnen Abschnitte, wobei<br />

bei der Pariser U-Bahn auf das Buch<br />

„Metros in Frankreich“ verwiesen wird.<br />

Komplettiert wird das Werk sowohl durch<br />

die Busnetze mit erheblichem Anteil an<br />

Eigentrassen (ebenfalls auf Karten dargestellt)<br />

als auch durch die zukünftigen<br />

<strong>Straßenbahn</strong>netze in Besançon, Aubagne<br />

(beide werden noch in diesem Jahr eröffnet)<br />

sowie in Amiens (im Bau). Auf weitere<br />

Projekte in fernerer Zukunft wird<br />

ebenfalls kurz eingegangen. Für die Historiker<br />

gibt es übrigens gleich hinter dem<br />

sehr guten Einleitungstext zur Geschichte<br />

der französischen <strong>Straßenbahn</strong> eine Tabelle<br />

mit allen Betrieben, die jemals existiert<br />

haben – die Obusse wurden dabei<br />

keinesfalls vergessen!<br />

Kurzum: In sehr bewährter „Robert-<br />

Schwandl-Qualität“ und nochmals erweiterter<br />

Form erhält der Nahverkehrsfreund<br />

ein umfassendes Kompendium für den<br />

elektrischen Nahverkehr der „Grande Nation“,<br />

das einen Besuch dieses Nachbarlandes<br />

mit seinem reichhaltigen kulturellen<br />

Erbe umso schmackhafter macht. Der Atlas<br />

ist für alle Tram- und Obusfreunde sehr<br />

empfehlenswert! BERNHARD KUSSMAGK<br />

Christoph Groneck, Robert Schwandl:<br />

Tram Atlas Frankreich, 160 Seiten<br />

17 x 24 cm mit ca. 300 Farbauf -<br />

nahmen und ca. 50 Netzplänen,<br />

Robert Schwandl Verlag, Berlin<br />

2014, ISBN 978-3-936573-42-8,<br />

Preis: 19,50 Euro<br />

80<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014


Nummer 295 • 5/2014 • Mai • 45. Jahrgang<br />

In diesen Fachgeschäften erhalten Sie das <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Termine<br />

Postleitzahlgebiet 0<br />

Thalia-Buchhandlung, 02625 Bautzen,<br />

Kornmarkt 7 · Fachbuchhandlung<br />

Hermann Sack, 04107 Leipzig,<br />

Harkortstr. 7<br />

Postleitzahlgebiet 1<br />

Schweitzer Sortiment, 10117 Berlin,<br />

Französische Str. 13/14 · Loko Motive<br />

Fachbuchhandlung, 10777 Berlin,<br />

Regensburger Str. 25 · Modellbahnen<br />

& Spielwaren Michael Turberg, 10789<br />

Berlin, Lietzenburger Str. 51 · Buchhandlung<br />

Flügelrad, 10963 Berlin,<br />

Stresemannstr. 107 · Modellbahn-<br />

Pietsch, 12105 Berlin, Prühßstr. 34<br />

Postleitzahlgebiet 2<br />

Roland Modellbahnstudio,<br />

28217 Bremen, Wartburgstr. 59<br />

Postleitzahlgebiet 3<br />

Buchhandlung Decius, 30159 Hannover,<br />

Marktstr. 52 · Train & Play, 30159<br />

Hannover, Breite Str. 7 · Pfankuch<br />

Buch, 38023 Braunschweig, Postfach<br />

3360 · Pfankuch Buch, Kleine Burg<br />

10, 38100 Braunschweig<br />

Postleitzahlgebiet 4<br />

Menzels Lokschuppen, 40217 Düsseldorf,<br />

Friedrichstr. 6 · Goethe-Buchhandlung,<br />

40549 Düsseldorf, Will -<br />

stätterstr. 15 · Modellbahnladen Hilden,<br />

Hofstr. 12, 40723 Hilden · Fach -<br />

buchhandlung Jürgen Donat, 47058<br />

Duis burg, Ottilienplatz 6<br />

Postleitzahlgebiet 5<br />

Technische Spielwaren Karin Lindenberg,<br />

50676 Köln, Blaubach 6-8 ·<br />

Modellbahn-Center Hünerbein, 52062<br />

Aachen, Augustinergasse 14 · Mayersche<br />

Buchhandlung, 52064 Aachen,<br />

Matthiashofstr. 28-30 · Buchhandlung<br />

Karl Kersting, 58095 Hagen, Berg -<br />

str. 78<br />

Postleitzahlgebiet 6<br />

Kerst & Schweitzer, 60486 Frankfurt,<br />

Solmsstr. 75<br />

Postleitzahlgebiet 7<br />

Stuttgarter Eisenbahn-u.Verkehrsparadies,<br />

70176 Stuttgart, Leuschnerstr. 35<br />

· Buchhandlung Wilhelm Messerschmidt,<br />

70193 Stuttgart, Schwabstr.<br />

96 · Buchhandlung Albert Müller,<br />

70597 Stutt gart, Epplestr. 19C · Eisen -<br />

bahn-Treffpunkt Schweickhardt,<br />

71334 Waiblingen, Biegelwiesenstr.<br />

31 · Osiandersche Buch handlung,<br />

72072 Tübingen, Unter dem Holz 25 ·<br />

Buch verkauf Alfred Junginger, 73312<br />

Geis lingen, Karlstr. 14 · Service rund<br />

ums Buch Uwe Mumm, 75180 Pforzheim,<br />

Hirsauer Str. 122 · Modellbahnen<br />

Mössner, 79261 Gutach, Landstr.<br />

16 A<br />

Postleitzahlgebiet 8<br />

Fachbuchzentrum & Antiquariat Stiletto,<br />

80634 München, Schulstr. 19 ·<br />

Augsburger Lok schuppen, 86199<br />

Augsburg, Gögginger Str. 110 · Verlag<br />

Benedikt Bickel, 86529 Schroben -<br />

hausen, Ingolstädter Str. 54<br />

Postleitzahlgebiet 9<br />

Buchhandlung Jakob, 90402 Nürnberg,<br />

Hefners platz 8 · Modellbahnvertrieb<br />

Gisela Scholz, 90451 Nürnberg,<br />

Nördlinger Str. 13 · Modell spielwaren<br />

Helmut Sigmund, 90478 Nürnberg,<br />

Schweiggerstr. 5 · Buchhandlung<br />

Rupprecht, 92648 Vohenstrauß, Zum<br />

Beckenkeller 2 · Fried rich Pustet & .,<br />

94032 Passau, Nibe lun gen platz 1 ·<br />

Schöningh Buchhandlung & ., 97070<br />

Würz burg, Franziskanerplatz 4<br />

Österreich<br />

Buchhandlung Herder, 1010 Wien,<br />

Wollzeile 33 · Modellbau Pospischil,<br />

1020 Wien, Novaragasse 47 · Technische<br />

Fachbuch handlung, 1040 Wien,<br />

Wiedner Hauptstr. 13 · Leporello – die<br />

Buchhandlung, 1090 Wien, Liechtensteinstr.<br />

17 · Buchhandlung Morawa,<br />

1140 Wien, Hackinger Str. 52 · Buchhandlung<br />

J. Heyn, 9020 Klagenfurt,<br />

Kramergasse 2-4<br />

Belgien<br />

Musée du Transport Urbain Bruxellois,<br />

1090 Brüssel, Boulevard de Smet de<br />

Naeyer 423/1<br />

Tschechien<br />

Rezek Pragomodel, 110 00 Praha 1<br />

Klimentska 32<br />

Dänemark<br />

Peter Andersens Forlag, 2640 Hede -<br />

husene, Brandvaenget 60<br />

Spanien<br />

Librimport, 8027 Barcelona, Ciudad<br />

de Elche 5<br />

Großbritannien<br />

ABOUT, GU46 6LJ, Yateley,<br />

4 Borderside<br />

Ob Tag der offenen Tür, Sonderfahrt oder Sym posium:<br />

Veröffentlichen Sie Ihren Termin hier kostenlos.<br />

Fax (0 89) 13 06 99-700 · E-Mail: redaktion@geramond.de<br />

19. April, Halle (Saale): Die Hallesche<br />

<strong>Straßenbahn</strong>freunde e.V. laden von 11<br />

bis 17 Uhr ins Historische <strong>Straßenbahn</strong>depot<br />

auf die Seebener Straße 191 ein,<br />

mit Ostereiersuche<br />

20. und 27. April, Stuttgart: Besuchstage<br />

der <strong>Straßenbahn</strong>welt von 11 bis 17<br />

Uhr; historischer Fahrbetrieb mit der <strong>Straßenbahn</strong>-Oldtimerlinie<br />

21 und der Oldtimer-Buslinie<br />

23E; nähere Informationen<br />

unter www.shb-ev.info<br />

27. April, München: Öffnungstag des<br />

MVG-Museums in der Ständlerstraße 20<br />

von 11 bis 17 Uhr<br />

27. April, Magdeburg: 30 Jahre <strong>Straßenbahn</strong><br />

nach Olvenstedt, Linienverkehr<br />

auf der Linie 3 mit dem historischen Tatra-<br />

Großzug des Vereins IG Nahverkehr und<br />

weiteren nicht mehr im Plandienst eingesetzten<br />

Tatra-Wagen der MVB, Einsatzzeit<br />

9 bis 16 Uhr, Details unter mvbnet.de<br />

1. Mai, Brüssel: Sonderfahrten anlässlich<br />

des 100. Jubiläums der Linie 81<br />

3. Mai, Augsburg: Rundfahrten von avg<br />

und „Freunden der Augsburger <strong>Straßenbahn</strong><br />

e.V.“ (F.d.A.S.) mit KSW Nr. 506, bei<br />

technischen Defekten GT 8; Abfahrt Königsplatz,<br />

B2: 14.05, 15.05 und 16.05 Uhr,<br />

Fahrscheine beim Schaffner im Wagen, Erwachsene<br />

3,– Euro, Kinder 1, 50 Euro (Mitglieder<br />

von <strong>Straßenbahn</strong>vereinen frei)<br />

3. Mai, Berlin: Führungen durch Betriebshof<br />

Niederschönhausen mit der<br />

Sammlung historischer <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

und Busse der BVG, Dietzgenstraße 100<br />

(<strong>Straßenbahn</strong>linie M1 bis Haltestelle Nordend,<br />

Buslinien 107 und 124 bis Haltestelle<br />

Dietzgenstr./Mittelstr.), Beginn stündlich<br />

von 10 bis 15 Uhr; Eintritt: Erwachsene 2,–<br />

Euro, Kinder (6–14 Jahre) die Hälfte; weitere<br />

Informationen unter www.dvn-berlin.de<br />

oder 030/256 33 880 (Ansagedienst)<br />

3. Mai, Döbeln: Öffentliche Fahrtage der<br />

Pferdestraßenbahn, jeweils 10 bis 12.30<br />

und 14 bis 17 Uhr. Die Fahrten beginnen<br />

am Pferdebahnmuseum, Niederwerder 6.<br />

Das Museum ist Dienstag bis Freitag 10 bis<br />

17 Uhr und sonnabends 9.30 bis 12.30 Uhr<br />

geöffnet (an den o. g. Fahrtagen bis 17 Uhr)<br />

3. Mai 2014, Freiburg: die Oldtimerlinie 7<br />

verkehrt aufgrund von Bauarbeiten 2014 auf<br />

der Route Haid/Munzinger Straße – Weingarten<br />

– Technisches Rathaus – Hauptfriedhof<br />

– Hornusstraße – Zähringen/Gundelfinger<br />

Straße; die Mitfahrt ist kostenfrei, es<br />

werden aber limitierte Spenden-Sonderfahrscheine<br />

zum Erhalt der Wagen angeboten,<br />

Betriebszeit 9.26 bis 17.19 Uhr<br />

3. Mai, Halle (Saale): Die Hallesche <strong>Straßenbahn</strong>freunde<br />

e.V. laden von 11 bis 17<br />

Uhr ins Historische <strong>Straßenbahn</strong>depot auf<br />

die Seebener Straße 191 ein<br />

3./4. Mai, Nürnberg: Öffnungstag im Historischen<br />

<strong>Straßenbahn</strong>depot St. Peter von<br />

10 bis 17.30 Uhr, während der Öffnungszeiten<br />

fährt die historische Burgringlinie 15<br />

entlang der Nürnberger Altstadt<br />

4., 11., 18. und 25. Mai, Stuttgart: Besuchstage<br />

der <strong>Straßenbahn</strong>welt von 11 bis<br />

17 Uhr. Am Muttertag (11. Mai) kostenloser<br />

Zutritt für alle Damen. Historischer Fahrbetrieb<br />

mit der <strong>Straßenbahn</strong>-Oldtimerlinie 21<br />

Niederlande<br />

van Stockum Boekverkopers, 2512 GV,<br />

Den Haag, Westeinde 57 · Norsk<br />

Modell jernbane AS, 6815 ES, Arnheim,<br />

Kluizeweg 474<br />

und der Oldtimer- Buslinie 23E. Nähere<br />

Informationen unter www.shb-ev.info.<br />

10. Mai, Halle (Saale): Die Hallesche<br />

<strong>Straßenbahn</strong>freunde e.V. laden anlässlich<br />

der 15. Hallesche Museumsnacht ins Historische<br />

<strong>Straßenbahn</strong>depot auf die Seebener<br />

Straße 191 ein<br />

11. Mai, Berlin: Themenfahrten mit historischen<br />

<strong>Straßenbahn</strong>en in Berlin; Beginn<br />

der 2,5-stündigen Rundfahrten jeweils 11<br />

und 14 Uhr; Fahrpreise: Erwachsene 6,–<br />

Euro, Kinder die Hälfte, Fahrscheine in den<br />

Wagen erhältlich, Informationen zum<br />

Startpunkt und zur Fahrtstrecke ab ca. 2<br />

Wochen vor der Fahrt unter www.dvnberlin.de<br />

oder 030/256 33 880<br />

11. und 25. Mai, München: Öffnungstag<br />

des MVG-Museums in der Ständlerstraße<br />

20 von 11 bis 17 Uhr<br />

17. Mai, Halle (Saale): Die Hallesche<br />

<strong>Straßenbahn</strong>freunde e.V. laden von 11<br />

bis 17 Uhr ins Historische <strong>Straßenbahn</strong>depot<br />

auf die Seebener Straße 191 ein<br />

17./18. Mai, Plauen: 11. Modellbahnausstellung<br />

„Kleine <strong>Straßenbahn</strong> – ganz<br />

groß“ des Traditionsvereins der Plauener<br />

<strong>Straßenbahn</strong> e.V. und der Plauener <strong>Straßenbahn</strong><br />

GmbH im Möbelhaus Biller,<br />

Rosa-Luxemburg-Platz 7; geöffnet Sa. 10<br />

bis 18 sowie So. 12 bis 17 Uhr; mögliche<br />

Aussteller und Teilnehmer Rahmenprogramm<br />

informiert der Verein unter<br />

kleinebahnganzgross-plauen-2014@<br />

gmx.de oder 01 57/32 02 41 30 bzw.<br />

01 72/3 71 94 95 (André Ludwig).<br />

www.strassenbahn-magazin.de<br />

Redaktionsanschrift:<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Postfach 40 02 09 · D-80702 München<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.720<br />

Fax + 49 (0) 89.13 06 99.700<br />

redaktion@strassenbahn-magazin.de<br />

Verantw. Redakteur:<br />

André Marks, andre.marks@geramond.de<br />

Redaktion:<br />

Michael Krische (Redaktionsleitung),<br />

Thomas Hanna-Daoud, Martin Weltner<br />

Redaktion <strong>Straßenbahn</strong> im Modell:<br />

Jens-Olaf Griese-Bande low,<br />

jobandelow@geramond.de<br />

Redaktionsteam:<br />

Berthold Dietrich-Vandoninck, Wolfgang Kaiser,<br />

Michael Kochems, Bernhard Kuß magk,<br />

Ronald Glembotzky, Hans Immer,<br />

Dr. Martin Pabst, Axel Reuther, Robert Schrempf,<br />

Michael Sperl, Guido Mandorf<br />

Redaktionsassistenz: Doreen Wolff<br />

ABO –HOTLINE<br />

Leserservice, GeraMond-Programm<br />

Tel. 0180 – 532 16 17 (14 ct/min.)<br />

Fax 0180 – 532 16 20 (14 ct/min.)<br />

leserservice@strassenbahn-magazin.de<br />

Gesamtanzeigenleitung:<br />

Rudolf Gruber<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.527<br />

rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />

Anz.-leitung <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>:<br />

Helmut Gassner<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.520<br />

helmut.gassner@verlagshaus.de<br />

Anzeigendispo <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>:<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.130<br />

anzeigen@verlagshaus.de<br />

www.verlagshaus-media.de<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 24 vom 1.1.2014<br />

Layout: Karin Vierheller<br />

Litho: Cromika, Verona<br />

Druck: Stürtz GmbH, Würzburg<br />

Verlag:<br />

GeraMond Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Geschäftsführung:<br />

Clemens Hahn, Carsten Leininger<br />

Herstellungsleitung:<br />

Sandra Kho<br />

Vertriebsleitung:<br />

Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung Handel:<br />

MZV, Unterschleißheim<br />

Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />

Preise: Einzelheft Euro 8,50 (D), Euro 9,50 (A),<br />

sFr. 15,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Porto;<br />

Jahresabopreis (12 Hefte) Euro 91,80 (incl. MwSt.,<br />

im Ausland zzgl. Versandkosten)<br />

Erscheinen und Bezug: <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

erscheint monatlich. Sie erhalten die Reihe in Deutsch -<br />

land, in Österreich und in der Schweiz im Bahnhofs buch -<br />

handel, an gut sortierten Zeitschriftenki os ken, im Fachbuchhandel<br />

sowie direkt beim Verlag.<br />

© 2014 by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle ihre<br />

enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme eines Manu skripts erwirbt<br />

der Verlag das aus schließ liche Recht zur Ver öffentlichung.<br />

Für unverlangt ein gesandte Fotos wird keine Haftung<br />

übernommen. Gerichtsstand ist München.<br />

Ver antwortlich für den redaktionellen Inhalt: André Marks;<br />

verantwortlich für Anzeigen: Rudolf Gruber, beide Infanteriestr.<br />

11a, 80797 München.<br />

ISSN 0340-7071 • 10815<br />

Betriebe<br />

Fahrzeuge<br />

Geschichte<br />

AUTO CLASSIC TRAKTOR CLASSIC SCHIFF CLASSIC<br />

FLUGMODELL MODELLFAN MILITÄR & GESCHICHTE<br />

FLUGZEUG CLASSIC SCHIFFSMODELL CLAUSEWITZ<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 5 | 2014 81


<strong>Vorschau</strong><br />

Liebe Leser,<br />

Sie haben<br />

Freunde, die<br />

sich ebenso<br />

für die<br />

<strong>Straßenbahn</strong><br />

mit all Ihren<br />

Facetten begeistern<br />

wie Sie? Dann empfehlen<br />

Sie uns doch weiter! Ich freue mich<br />

über jeden neuen Leser<br />

Die Gelenkwagen der Waggon Union<br />

Spricht man von westdeutschen Gelenktriebwagen aus den 1970er- und 1980er-Jahren, dann denken viele <strong>Straßenbahn</strong>freunde<br />

zuallererst an die Esslinger GT4 oder die verschiedenen Düwag-Typen. Doch auch die in jener Zeit in Berlin-Wittenau<br />

und Netphen (Kreis Siegen) ansässige Waggon Union (WU) stellte verschiedene Gelenkwagen her. Abnehmer war die Albtal-<br />

Verkehrs-Gesellschaft (AVG) in Karlsruhe und HEAG in Darmstadt. Das Fahrzeugporträt stellt die einzelnen Wagentypen vor.<br />

Weitere Themen der kommenden Ausgabe<br />

120 Jahre Dessauer <strong>Straßenbahn</strong><br />

Am 15. November 1894 nahm in Dessau die erste ausschließlich<br />

mit Gasmotorwagen betriebene <strong>Straßenbahn</strong> der Welt<br />

den Betrieb auf. Doch diese Technologie befriedigte nicht,<br />

im März 1901 löste sie die elektrische <strong>Straßenbahn</strong> ab. In der<br />

DDR-Zeit stand die Dessauer <strong>Straßenbahn</strong> mehrere Jahre<br />

unter einem schlechten Stern – doch sie fährt bis heute …<br />

Würzburg in den<br />

vergangenen 20 Jahren<br />

Mitte der 1990er-Jahre verkehrten in Würzburg noch ausschließlich<br />

sechs- und achtachsige Düwag-Gelenktriebwagen.<br />

Ab 1996/97 machten sie 20 neue Niederflurzüge theoretisch<br />

überflüssig. Doch an Schultagen sowie Spitzen kommen die<br />

letzten Achtachser bis heute zum Einsatz. Ein Rückblick auf<br />

die Entwicklung in den vergangenen zwei Jahrzehnten.<br />

BERNHARD KUSSMAGK<br />

Am Fuße des Sudetengebirges<br />

Im März 2014 verkehrte die meterspurige Überlandstraßenbahn<br />

von Liberec (Reichenberg) nach Jablonec (Gablonz) in<br />

bekannter Form zum letzten Mal. Während einer einjährigen<br />

Betriebspause wird ein Abschnitt der von den Linien 5 und 11<br />

befahrenen Strecke in den nächsten Monaten modernisiert<br />

und teilweise zweigleisig ausgebaut. Eine Erinnerung an den<br />

Betrieb zuvor und Ausblick in die Zukunft.<br />

Technisches Kleinod<br />

zum Toelleturm in Barmen<br />

Am 16. April 1894 nahm sie als erste elektrische Zahnradbahn<br />

Deutschlands den Betrieb auf, die Bergbahn vom Barmer<br />

Hauptbahnhof zum Toelleturm. Nach 65 Jahren musste sie<br />

ihren Dienst quittieren – eine Erinnerung an diese ungewöhnliche<br />

und technisch besonders interessante <strong>Straßenbahn</strong> im<br />

heutigen Stadtgebiet von Wuppertal.<br />

GRAHAM FEAKINS<br />

ALFRED SPÜHR<br />

André Marks,<br />

Verantwortlicher Redakteur<br />

Ende gut …?<br />

Nur fliegen<br />

ist schöner!<br />

In der Schweiz gibt es für Fahrer von <strong>Straßenbahn</strong>en<br />

jetzt ein ganz neues Berufsbild!<br />

Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ)<br />

vermeldeten kürzlich, es sei ihnen im Vorjahr<br />

gelungen, 64 neue „Trampiloten“<br />

zu finden und einzustellen. Wer nun als<br />

deutscher Leser glaubt, die VBZ hätten<br />

ihren Fahrzeugpark um Flugzeuge<br />

ergänzt, der irrt!<br />

Denn das Unternehmen bezeichnet tatsächlich<br />

<strong>Straßenbahn</strong>fahrer als Piloten.<br />

So werben die VBZ auf einer Website mit<br />

folgendem Text um neues Fahrpersonal:<br />

„Trampilotinnen und Trampiloten stehen<br />

Tag für Tag in Kundenkontakt und sind<br />

daher die Visitenkarte der Verkehrsbetriebe<br />

Zürich. Sie pilotieren unsere Tramzüge<br />

sicher, vorausschauend und zuverlässig<br />

durch Zürich. Dabei sind Sie<br />

mittendrin im farbigen, abwechslungsreichen<br />

und pulsierenden Verkehr unserer<br />

Stadt.“<br />

Besonders Frauen fühlen sich von Worten<br />

wie „Pilot“ und „pilotieren“ scheinbar<br />

besonders angezogen: Von den neu<br />

eingestellten Tram-Chauffeuren sind 41<br />

Prozent weiblich. Aber: Das Berufsbild<br />

Tram-Chauffeur gibt es bei den VBZ nicht<br />

mehr. Das Unternehmen spricht nur noch<br />

von Trampilotinnen und Trampiloten …<br />

Und wer weiß – am Ende beschaffen die<br />

VBZ irgendwann ja tatsächlich noch<br />

Düsenjets! Was mich als Fahrgast jedoch<br />

noch viel mehr interessiert – wann<br />

gibt es endlich die erste Stewardess in<br />

meiner Tram?<br />

ANDRÉ MARKS<br />

DAS <strong>STRASSENBAHN</strong>-<strong>MAGAZIN</strong> 6/2014 erscheint am 23. Mai 2014<br />

82<br />

… oder schon 2 Tage früher mit bis zu 36 % Preisvorteil und Geschenk-Prämie! Jetzt sichern unter www.strassenbahn-magazin.de<br />

Plus Geschenk<br />

Ihrer Wahl:<br />

z.B. DVD »Trams<br />

im Wirtschafts -<br />

wunderland«


Das besondere Bild<br />

Das besondere Bild<br />

In den 1960er-Jahren gab<br />

es in Stuttgart noch richtige<br />

<strong>Straßenbahn</strong>en. Aber<br />

auch damals waren mehrere<br />

Abschnitte auf eigenem<br />

Planum trassiert, was eher<br />

an die heutigen Stadtbahnen<br />

erinnert.<br />

Vor 40 Jahren entstand<br />

am frühlingshaften 26. April<br />

1964 diese Aufnahme vom<br />

Tw 271 mit dem – aus dieser<br />

Perspektive nicht sichtbaren<br />

– Bw 1338 auf der Linie<br />

24. Kurz zuvor hat der<br />

Zug die Endschleife in Stuttgart-Mühlhausen<br />

verlassen<br />

und befand sich nun auf<br />

dem Weg zur Endstelle am<br />

Schlachthof. Auf der Fahrt<br />

bis dahin überquerte er vier<br />

Mal den Neckar.<br />

Der Triebwagen gehörte<br />

zur letzten Nachbauserie<br />

der Reihe 200. Im Jahr<br />

1952 hatte die Maschinenfabrik<br />

Esslingen die Wagen<br />

270 bis 279 geliefert – dabei<br />

handelte es sich zugleich<br />

um die letzten von der SSB<br />

beschafften Triebfahrzeuge<br />

mit Holzaufbau. Die Wagen<br />

waren ab Werk mit 24-Volt-<br />

Kleinspannungsanlage sowie<br />

Druckluftbremse ausgestattet.<br />

Bis Stuttgart-Mühlhausen<br />

fuhr die SSB AG damals<br />

übrigens auch mit der Linie<br />

14, ein Liniensignal, was es<br />

in diesem Bereich auch bei<br />

der heutigen Stadtbahn<br />

gibt. Denn wo vor 50 Jahren<br />

noch die eingleisige Meterspurstrecke<br />

trassiert war,<br />

verläuft heute die zweigleisige<br />

Stadtbahn der U14<br />

nach Remseck. Neben den<br />

beiden Regelspurgleisen auf<br />

eigenem Bahnkörper verlaufen<br />

links und rechts nun<br />

Straßen – die Idylle blühender<br />

Obstbäume in Kleingärten<br />

ist an dieser Stelle<br />

längst Geschichte!<br />

TEXT: ANDRÉ MARKS/<br />

Das besondere Bild<br />

DIETER SCHLIPF<br />

FOTO: DIETER SCHLIPF


Die spannendsten<br />

Seiten der Bahn<br />

Das<br />

neue Heft<br />

ist da.<br />

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