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Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit - servat.unibe.ch

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Verglei<strong>ch</strong> zu Habermas die Begründungsdi<strong>ch</strong>te beim Übergang von dem Diskursideal<br />

zu realen Re<strong>ch</strong>ten erhöht, die aber an<strong>der</strong>erseits im Verglei<strong>ch</strong> zu Alexy zurückhalten<strong>der</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>lußfolgerungen für die diskurstheoretis<strong>ch</strong>e Notwendigkeit einer realen Anerkennung<br />

von Autonomie zieht.<br />

I. Der universelle Geltungsberei<strong>ch</strong><br />

»Die Universalität <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te bestreiten, heißt, die Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te bestreiten.«<br />

51 Diese These Krieles bringt treffli<strong>ch</strong> zum Ausdruck, daß es s<strong>ch</strong>on zum Begriff<br />

<strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te gehört, sie als vorpositive Verbindli<strong>ch</strong>keit für jede Sozialordnung<br />

anzusehen 52 . Vermittelt dur<strong>ch</strong> die Kommunikationsgrundre<strong>ch</strong>te erstreckt si<strong>ch</strong><br />

diese Verbindli<strong>ch</strong>keit auf Grundgedanken <strong>der</strong> Demokratie 53 . Do<strong>ch</strong> ein starker Geltungsanspru<strong>ch</strong><br />

verlangt, gerade weil die tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Anerkennung universeller<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te in <strong>der</strong> internationalen Gemeins<strong>ch</strong>aft na<strong>ch</strong> wie vor hinter dem Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsideal<br />

von Deklarationen und Konventionen zurücksteht, na<strong>ch</strong> einer starken<br />

Begründung 54 . Kriele meint, dem auswei<strong>ch</strong>en zu können, indem er die Begründungspfli<strong>ch</strong>t<br />

umkehrt: Ni<strong>ch</strong>t die Befürworter universeller Mens<strong>ch</strong>re<strong>ch</strong>te müßten die<br />

Ri<strong>ch</strong>tigkeit des Universalitätsgedankens zeigen, son<strong>der</strong>n die Mens<strong>ch</strong>re<strong>ch</strong>tsverletzer<br />

ihr Handeln re<strong>ch</strong>tfertigen. Die damit geltend gema<strong>ch</strong>te Evidenz, die viellei<strong>ch</strong>t bei<br />

<strong>der</strong> Ungere<strong>ch</strong>tigkeit von Folter no<strong>ch</strong> plausibel ist 55 , trägt allenfalls einen Mindestgehalt<br />

von Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten, <strong>der</strong> als S<strong>ch</strong>nittmenge <strong>der</strong> konkreten Freiheiten und<br />

Glei<strong>ch</strong>heitssätze sowohl in westli<strong>ch</strong>en Demokratien als au<strong>ch</strong> in sozialistis<strong>ch</strong>en Staaten,<br />

islamis<strong>ch</strong>en Theokratien und traditionellen Stammeskulturen anerkannt wird 56 .<br />

Und selbst insoweit gilt: Was evident ist, müßte si<strong>ch</strong> beson<strong>der</strong>s gut begründen lassen.<br />

Gelingt eine Begründung indes ni<strong>ch</strong>t, so ist das ein Indiz, daß au<strong>ch</strong> mit <strong>der</strong> behaupteten<br />

Evidenz etwas ni<strong>ch</strong>t stimmt.<br />

51 M. Kriele, Zur Universalität <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te (1993), S. 47; ähnli<strong>ch</strong> bereits <strong>der</strong>s., Die demokratis<strong>ch</strong>e<br />

Weltrevolution (1987), §§ 12 ff. (S. 39 ff.). Ebenso D. Klippel, Politis<strong>ch</strong>e Freiheit und Freiheitsre<strong>ch</strong>te<br />

im deuts<strong>ch</strong>en Naturre<strong>ch</strong>t des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts (1976), S. 124 ff. (»Absolutheitsanspru<strong>ch</strong>«);<br />

J. Donnelly, Universal Human Rights in Theory and Practice (1989), S. 9 ff. Zweifelnd L. Kühnhardt,<br />

Universalität <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te (1991), S. 133 ff.: »Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsuniversalität in <strong>der</strong> Anfe<strong>ch</strong>tung«.<br />

Differenzierend zwis<strong>ch</strong>en einer Universalität <strong>der</strong> Idee <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te und einer<br />

sol<strong>ch</strong>en ihrer Verwirkli<strong>ch</strong>ung: K. Stern, Zur Universalität <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te (1998), S. 1066 f.<br />

52 Dazu etwa L. Kühnhardt, Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te, politis<strong>ch</strong>es Denken und politis<strong>ch</strong>e Systeme (1988), S. 71<br />

ff. m.w.N.<br />

53 Vgl. J. Donnelly, Universal Human Rights in Theory and Practice (1989), S. 88 ff. – notwendige<br />

Verbindung zwis<strong>ch</strong>en universellen Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten und einem demokratis<strong>ch</strong>en Verfassungsstaat<br />

im Sinne des westli<strong>ch</strong>en Liberalismus.<br />

54 Vgl. zu <strong>Theorien</strong> kulturellen Relativismus L. Kühnhardt, Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te, politis<strong>ch</strong>es Denken und<br />

politis<strong>ch</strong>e Systeme (1988), S. 69 f. – Universalität im Sinne allgemeiner faktis<strong>ch</strong>er Verwirkli<strong>ch</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te sei von <strong>der</strong> Universalität ihrer theoretis<strong>ch</strong>en Begründung zu unters<strong>ch</strong>eiden;<br />

außerdem K. Stern, Zur Universalität <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te (1998), S. 1071 ff.<br />

55 So das wi<strong>ch</strong>tigste Argument für die Argumentationslastverteilung bei M. Kriele, Zur Universalität<br />

<strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te (1993), S. 53.<br />

56 Vgl. zum europäis<strong>ch</strong>-amerikanis<strong>ch</strong>en Ursprung <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te K. Stern, Zur Universalität<br />

<strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te (1998), S. 1066 ff. m.w.N.<br />

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