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Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit - servat.unibe.ch

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O. Morgenstern im Jahre 1944 entwickelt wurden 16 , vor allem also diejenigen, die erst<br />

in <strong>der</strong> Reaktion auf den Rawlss<strong>ch</strong>en Entwurf von 1971 o<strong>der</strong> als Teil <strong>der</strong> dadur<strong>ch</strong> ausgelösten<br />

Renaissance von <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>sfragen seit den 70er Jahren entstanden<br />

sind 17 .<br />

Drittens muß selbst unter den gegenwärtig vertretenen <strong>Theorien</strong> <strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> no<strong>ch</strong> eine Auswahl getroffen werden, da eine ers<strong>ch</strong>öpfende Darstellung<br />

aller <strong>Theorien</strong> den Rahmen <strong>der</strong> Arbeit sprengen würde. Die Auswahl orientiert<br />

si<strong>ch</strong> an zwei Kriterien: Zunä<strong>ch</strong>st sollen die dargestellten <strong>Theorien</strong> exemplaris<strong>ch</strong> für<br />

die gesamte Breite des <strong>Theorien</strong>spektrums stehen. Um dieses Spektrum mögli<strong>ch</strong>st<br />

übers<strong>ch</strong>neidungsfrei zu erfassen, konzentriert si<strong>ch</strong> die Darstellung auf die Unters<strong>ch</strong>iede<br />

zwis<strong>ch</strong>en den Ansätzen und verzi<strong>ch</strong>tet auf jene <strong>Theorien</strong>, die si<strong>ch</strong> im wesentli<strong>ch</strong>en<br />

an<strong>der</strong>en ans<strong>ch</strong>ließen. Die <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>stheorien sollen zudem in erster Linie<br />

auf ihre Aussagen zur <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> im Re<strong>ch</strong>t hin untersu<strong>ch</strong>t werden. Deshalb sind die<br />

re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Konsequenzen einer Theorie selbst dort in <strong>der</strong> Darstellung hervorgehoben,<br />

wo sie <strong>der</strong> jeweilige Autor selbst ni<strong>ch</strong>t ins Zentrum stellt.<br />

Die im dritten Teil zunä<strong>ch</strong>st weitgehend ohne Bewertung dargestellten Theoriebeispiele<br />

werden im vierten Teil einer Analyse und Kritik unterzogen. Diese Zweistufigkeit<br />

des Untersu<strong>ch</strong>ungsgangs hat den Vorteil, daß etli<strong>ch</strong>e Argumente glei<strong>ch</strong> auf<br />

ganze Theoriegruppen bezogen werden können. Dabei bewährt si<strong>ch</strong> die zuvor gewonnene<br />

und dur<strong>ch</strong> die Theoriedarstellung ausgefüllte Klassifizierung na<strong>ch</strong> Grundpositionen,<br />

ohne die die Materialmenge kaum zu bewältigen wäre 18 . Nur zwei <strong>der</strong><br />

Grundpositionen betreffen prozedurale <strong>Theorien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>. Die ni<strong>ch</strong>tprozeduralen<br />

Theoriegruppen <strong>der</strong> nietzs<strong>ch</strong>eanis<strong>ch</strong>en und aristotelis<strong>ch</strong>en Grundposition<br />

verdienen glei<strong>ch</strong>wohl Bea<strong>ch</strong>tung, weil sie die beiden Gegenmodelle zu den prozeduralen<br />

<strong>Theorien</strong> bilden und deshalb für diese eine Herausfor<strong>der</strong>ung sind. Im Ergebnis<br />

des vierten Teils wird si<strong>ch</strong> zeigen, daß sämtli<strong>ch</strong>e Theorieansätze ihre spezifis<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>punkte haben, daß aber glei<strong>ch</strong>wohl die Diskurstheorien <strong>der</strong> kantis<strong>ch</strong>en<br />

stice as Fairness, in: The Journal of Philosophy 54 (1957), S. 653-662. Die ents<strong>ch</strong>eidungstheoretis<strong>ch</strong>en<br />

Grundlagen, die Rawls später aufgegeben hat (dazu unten S. 180 ff.), rei<strong>ch</strong>en sogar weiter<br />

zurück: J. Rawls, Outline of a Decision Procedure for Ethics (1951), S. 177 ff.<br />

16 J. v. Neumann/O. Morgenstern, Theory of Games and Economic Behavior (1944).<br />

17 Zu Nie<strong>der</strong>gang und Renaissance <strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>en Philosophie G. Lübbe, Die Auferstehung des<br />

Sozialvertrags (1977), S. 185 ff.; V. Vanberg/R. Wippler, Die Renaissance <strong>der</strong> Idee des Gesells<strong>ch</strong>aftsvertrags<br />

und die Soziologie (1986), S. 1 ff.; O. Höffe, <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> als Taus<strong>ch</strong>? (1991), S. 7 ff.;<br />

K. Günther, Kann ein Volk von Teufeln Re<strong>ch</strong>t und Staat moralis<strong>ch</strong> legitimieren? (1991), S. 186 ff.;<br />

W. Kersting, Herrs<strong>ch</strong>aftslegitimation (1997), S. 11 ff. Zu den (kritis<strong>ch</strong> an Rawls orientierten) Renaissancemonographien<br />

zählen weiter R. Nozick, Anar<strong>ch</strong>y, State, and Utopia (1974); J.M. Bu<strong>ch</strong>anan,<br />

Limits of Liberty (1975); B. Ackerman, Social Justice in the Liberal State (1980); O. Höffe, Politis<strong>ch</strong>e<br />

<strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> (1987); T. Nagel, Equality and Partiality (1991) sowie die (liberalismuskritis<strong>ch</strong>en)<br />

Entwürfe <strong>der</strong> Kommunitaristen: M. Sandel, Liberalism and the Limits of Justice (1982);<br />

U. Steinvorth, Glei<strong>ch</strong>e Freiheit (1999), S. 15 ff.; M. Taylor, Community, Anar<strong>ch</strong>y, and Liberty (1982);<br />

M. Walzer, Spheres of Justice (1983). Die bahnbre<strong>ch</strong>ende Bedeutung <strong>der</strong> Rawlss<strong>ch</strong>en Theorie wird<br />

dadur<strong>ch</strong> belegt, daß bereits gut zehn Jahre na<strong>ch</strong> Ers<strong>ch</strong>einen <strong>der</strong> 'Theory of Justice' in <strong>der</strong> Rawls-<br />

Bibliographie von H.G. Wellbank/D. Snook/D.T. Mason, John Rawls and his Critics (1982), S. 23 ff.<br />

insgesamt 2.512 Sekundärquellen aufgezählt und erläutert wurden.<br />

18 Vgl. unten S. 81 (Klassifizierung na<strong>ch</strong> Grundpositionen).<br />

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