Rainer Klump, Wirtschaftspolitik, Teil I.pdf - Webgarden
Rainer Klump, Wirtschaftspolitik, Teil I.pdf - Webgarden
Rainer Klump, Wirtschaftspolitik, Teil I.pdf - Webgarden
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
Autor:<br />
<strong>Klump</strong><br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
2., aktualisierte Auflage<br />
© Pearson Studium 2010
Gliederung der Vorlesung<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
Gliederung<br />
Folie: 2<br />
<strong>Teil</strong> I:<br />
<strong>Teil</strong> II:<br />
Theoretische <strong>Wirtschaftspolitik</strong> und<br />
wirtschaftspolitische Beratung<br />
Anwendungen der Mikroökonomik<br />
<strong>Teil</strong> III: Anwendungen der Makroökonomik<br />
<strong>Teil</strong> IV: Anwendungen der Institutionenökonomik<br />
<strong>Teil</strong> V:<br />
Anwendungen der Wohlfahrtsökonomik<br />
<strong>Teil</strong> VI: Anwendungen der Neuen Politischen<br />
Ökonomie<br />
<strong>Teil</strong> VII: Aktuelle Debatten der <strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
© Pearson Studium 2010
<strong>Teil</strong> I - Überblick<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 3<br />
Theoretische <strong>Wirtschaftspolitik</strong> und wirtschaftspolitische Beratung<br />
‣ Praktische und theoretische <strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
‣ Ökonomische Theorie und theoretische <strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
‣ Systematik der theoretischen <strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
‣ <strong>Wirtschaftspolitik</strong>, Finanzpolitik und Sozialpolitik<br />
‣ Werturteile und wissenschaftliche Beratung<br />
‣ Rationale <strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
‣ Beispiel: Was leisten die „5 Weisen“?<br />
© Pearson Studium 2010
Praktische und theoretische<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong> (1)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 4<br />
‣ Praktische <strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
• Zielgerichtetes Eingreifen in das Wirtschaftsgeschehen<br />
• Handeln besonders legitimierter Instanzen<br />
• <strong>Teil</strong>gebiet der allgemeinen staatlichen Politik<br />
Staatliche und nichtstaatliche<br />
Träger der<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
‣ Theoretische <strong>Wirtschaftspolitik</strong> / Theorie der <strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
• <strong>Teil</strong>gebiet der Volkswirtschaftslehre<br />
• Anwendung der ökonomischen Theorie<br />
• Wissenschaftliche Beratung der praktischen <strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
© Pearson Studium 2010
Praktische und theoretische<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong> (2)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 5<br />
‣ Zentrale Elemente der Theorie der <strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
• Theoriebezug: Die Ansatzpunkte und Instrumente der<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong> werden aus der ökonomischen Theorie<br />
abgeleitet<br />
• Zielbezug: Die Vorschläge müssen sich an expliziten oder<br />
impliziten Zielen orientieren<br />
• Trägerbezug: Die spezifischen Interessen der Träger der<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong> sind zu berücksichtigen<br />
© Pearson Studium 2010
Ökonomische Theorie und<br />
theoretische <strong>Wirtschaftspolitik</strong> (1)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 6<br />
‣ Formulierung ökonomischer Theorien als funktionale<br />
„Wenn-dann-Beziehungen“ mit gegebenem<br />
Strukturparameter z<br />
• Wenn der Preis eines Gutes steigt, dann steigt die<br />
Angebotsmenge<br />
• Wenn die Geldmenge steigt, steigt das Preisniveau<br />
‣ Verwendung ökonomischer Theorien zur Erklärung<br />
ökonomischer Phänomene (positive Aussagen)<br />
• Der Anstieg des Preises erklärt die Zunahme der<br />
Angebotsmenge<br />
• Die Zunahme der Geldmenge erklärt den Anstieg des<br />
Preisniveaus<br />
x y<br />
© Pearson Studium 2010
Ökonomische Theorie und<br />
theoretische <strong>Wirtschaftspolitik</strong> (2)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 7<br />
‣ Verwendung ökonomischer Theorien zur Vorhersage<br />
zukünftiger Entwicklungen (prognostische Aussagen)<br />
• Weil der Preis ansteigt, wird die Angebotsmenge<br />
zunehmen<br />
• Weil die Geldmenge wächst, wird das Preisniveau<br />
zunehmen.<br />
‣ Verwendung ökonomischer Theorien zur Konzeption<br />
wirtschaftspolitischer Empfehlungen (präskriptive<br />
Aussagen)<br />
x y<br />
• Um die Angebotsmenge zu steigern, muss der Preis<br />
erhöht werden<br />
• Um das Preisniveau zu senken, muss die Geldmenge<br />
verringert werden<br />
y x<br />
© Pearson Studium 2010
Ökonomische Theorie und<br />
theoretische <strong>Wirtschaftspolitik</strong> (3)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 8<br />
‣ Anforderungen an ökonomische Theorien<br />
• Allgemeingültigkeit<br />
- Gefahr zu hoher Abstraktion<br />
- Bedeutung der institutionellen Rahmenbedingungen<br />
• Falsifizierbarkeit in einem empirischen Test<br />
- Vermeidung von Tautologien<br />
- Niemals endgültige Verifikation<br />
• Verständlichkeit für wirtschaftspolitische Entscheidungsträger<br />
© Pearson Studium 2010
Ökonomische Theorie und<br />
theoretische <strong>Wirtschaftspolitik</strong> (4)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 9<br />
‣ Unterschiedliche ökonomische Theorien als Grundlage der<br />
theoretischen <strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
• Mikroökonomik<br />
• Kernkonzept: Markt<br />
p<br />
p*<br />
S<br />
D<br />
• Makroökonomik<br />
• Kernkonzept: Wirtschaftskreislauf<br />
q*<br />
q<br />
1 2<br />
Güterstrom<br />
Geldstrom<br />
© Pearson Studium 2010
Ökonomische Theorie und<br />
theoretische <strong>Wirtschaftspolitik</strong> (5)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 10<br />
‣ Institutionenökonomik<br />
• Kernkonzept: Entstehung und Wirkung von<br />
Institutionen<br />
u 2<br />
‣ Wohlfahrtsökonomik<br />
• Kernkonzept: Gesellschaftliche<br />
Wohlfahrtsfunktion<br />
Verteilung<br />
Effizienz<br />
‣ Neue Politische Ökonomie<br />
• Kernkonzept: Heterogenität von Interessen<br />
u 1<br />
© Pearson Studium 2010
Systematik der theoretischen<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong> (1)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
‣ Systematik nach Art der Instrumente<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 11<br />
• Systematik nach Walter Eucken:<br />
- Prozesspolitik (Ablaufpolitik)<br />
- Ordnungspolitik (Rahmenpolitik)<br />
1891-1950;<br />
Führender Vertreter<br />
der „Freiburger<br />
Schule“<br />
• Systematik nach Jan Tinbergen:<br />
- Quantitative <strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
- Qualitative <strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
1903-1994;<br />
Nobelpreis für<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
1969<br />
© Pearson Studium 2010
Systematik der theoretischen<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong> (2)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 12<br />
‣ Systematik nach Zielen<br />
• Konjunktur(stabilisierungs)politik<br />
- Stabilitätspolitik<br />
- Beschäftigungspolitik<br />
- Zahlungsbilanzpolitik<br />
• Allokationspolitik<br />
- Wachstumspolitik<br />
- Umweltschutzpolitik<br />
• Verteilungspolitik<br />
Magisches<br />
Dreieck<br />
Magisches<br />
Viereck<br />
© Pearson Studium 2010
Systematik der theoretischen<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong> (3)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 13<br />
‣ Systematik nach dem Wirkungsbereich<br />
• Globalpolitik<br />
• Strukturpolitik<br />
- Sektorale Strukturpolitik<br />
- Regionale Strukturpolitik<br />
wirkt nur auf<br />
abgegrenzte<br />
<strong>Teil</strong>bereiche<br />
wirkt auf die<br />
gesamte<br />
Wirtschaft<br />
© Pearson Studium 2010
<strong>Wirtschaftspolitik</strong>, Finanzpolitik<br />
und Sozialpolitik (1)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 14<br />
‣ Finanzpolitik<br />
• Ziel: Sicherstellung der finanziellen Handlungsfähigkeit der<br />
öffentlichen Haushalte im Rahmen der allgemeinen<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
• Instrumente: Veränderung öffentlicher Einnahmen, Ausgaben<br />
und Schulden<br />
• Idee der functional finance:<br />
nach Robert Musgrave<br />
• Integration der Finanzpolitik in die allgemeine <strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
durch Neugliederung der öffentlichen Haushalte in Allokations-,<br />
Stabilisierungs- und Verteilungsabteilungen, die jeweils<br />
unterschiedliche wirtschaftspolitische Ziele verfolgen. Diese Idee<br />
berücksichtigt nicht die massiven Eigeninteressen der öffentlichen<br />
Haushalte.<br />
© Pearson Studium 2010
<strong>Wirtschaftspolitik</strong>, Finanzpolitik<br />
und Sozialpolitik (2)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 15<br />
‣ Sozialpolitik<br />
• Ziel: Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen durch<br />
Absicherung gegen die Risiken von Krankheit, Alter und<br />
Erwerbslosigkeit<br />
• Instrumente entstammen der Allokations- und<br />
Verteilungspolitik, der Ordnungs- und Prozesspolitik<br />
• Sozialpolitische Entscheidungen müssen die Interessen<br />
zahlreicher (direkt und indirekt) betroffener Gruppen<br />
berücksichtigen.<br />
© Pearson Studium 2010
<strong>Wirtschaftspolitik</strong>, Finanzpolitik<br />
und Sozialpolitik (3)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 16<br />
‣ Institutionelle Entwicklung in Deutschland<br />
• Kaiserreich: Finanzpolitik im Reichsschatzamt, Wirtschaftsund<br />
Sozialpolitik im Reichswirtschaftsamt angesiedelt<br />
• Weimarer Republik: Eigenständige Ministerien für Finanzen,<br />
Wirtschaft und Arbeit (einschließlich Sozialordnung)<br />
© Pearson Studium 2010
<strong>Wirtschaftspolitik</strong>, Finanzpolitik<br />
und Sozialpolitik (4)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 17<br />
‣ Bundesrepublik<br />
• Zunächst mächtige Stellung des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
innerhalb der gesamten <strong>Wirtschaftspolitik</strong>, herausgehobene Rolle<br />
der Grundsatzabteilung<br />
• Mit wachsender Staatsquote steigt die Bedeutung der<br />
Finanzpolitik; mit dem Ausbau des Sozialstaats die Bedeutung der<br />
Sozialpolitik<br />
• 1998 wandert die Grundsatzabteilung vom Wirtschafts- ins<br />
Finanzministerium; Fusion von Wirtschafts- und<br />
Arbeitsministerium 2002 soll stärkere Verzahnung von Wirtschaftsund<br />
Sozialpolitik ermöglichen<br />
• 2005 erneute Umstrukturierung: Ministerium für Wirtschaft und<br />
Technologie und Ministerium für Arbeit und Soziales, Dominanz<br />
der Finanzpolitik und der Sozialpolitik<br />
© Pearson Studium 2010
Werturteile und<br />
wirtschaftspolitische Beratung (1)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 18<br />
‣ Klassischer Werturteilsstreit in den deutschen<br />
Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (1909)<br />
• Sind ökonomische Theorien auch für die Vorgabe von<br />
Politikzielen (als normative Aussagen) verwendbar?<br />
• Lassen sich insbesondere Verteilungsziele wissenschaftlich<br />
rechtfertigen?<br />
Wie hoch ist ein<br />
gerechter Lohn?<br />
© Pearson Studium 2010
Werturteile und<br />
wirtschaftspolitische Beratung (2)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 19<br />
‣ Modellkonzepte wissenschaftlicher Beratung<br />
• Technokratisches Modell:<br />
Politiker lassen Zielvorgaben und Vorschläge für geeignete<br />
Instrumente von wissenschaftlichen Beratern entwickeln.<br />
• Dezisionistisches Modell:<br />
Politiker geben Ziele vor, Berater suchen nach den geeigneten<br />
Instrumenten.<br />
• Pragmatistisches Modell:<br />
Berater suchen zusammen mit Politikern nach wissenschaftlich<br />
und politisch vertretbaren Lösungen.<br />
© Pearson Studium 2010
Rationale <strong>Wirtschaftspolitik</strong> (1)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 20<br />
‣ Kennzeichen rationaler <strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
• Gegebene wirtschaftspolitische Ziele sollen optimal mit<br />
den vorhandenen Instrumenten erreicht werden.<br />
• Enge Verbindung zur quantitativen <strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
nach Tinbergen.<br />
• Aus einem ökonomischen Erklärungsmodell lässt sich<br />
ein wirtschaftspolitisches Entscheidungsmodell ableiten,<br />
wobei die Konstanz bestimmter Strukturparameter<br />
unterstellt wird.<br />
• Beispiel: Wie lassen sich auf einem Markt bestimmte<br />
Zielwerte für Preis und Menge erreichen?<br />
© Pearson Studium 2010
Rationale <strong>Wirtschaftspolitik</strong> (2)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
‣ Ökonomisches Erklärungsmodell<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 21<br />
p 1 = a 1 + bq 1<br />
p 1 = d 1 – cq 1<br />
p<br />
d 1<br />
S<br />
Das Marktmodell<br />
erklärt simultan<br />
Preis und Menge<br />
p 1<br />
a 1<br />
D<br />
q 1<br />
q<br />
© Pearson Studium 2010
Rationale <strong>Wirtschaftspolitik</strong> (3)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
‣ Korrespondierendes wirtschaftspolitisches<br />
Entscheidungsmodell<br />
Folie: 22<br />
p* 2 = a 2 + bq* 2<br />
p* 2 = d 2 – cq* 2<br />
p<br />
d 2<br />
d 1<br />
S<br />
Regel von Tinbergen:<br />
Um zwei unabhängige Ziele<br />
zu erreichen, sind mindestens<br />
zwei unabhängige Instrumente<br />
notwendig.<br />
p 1<br />
p* 2<br />
a 1<br />
a 2<br />
q 1 q* 2<br />
q<br />
D<br />
© Pearson Studium 2010
Rationale <strong>Wirtschaftspolitik</strong> (4)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 23<br />
‣ Verallgemeinerung durch Darstellung des (linearen)<br />
Erklärungsmodells in Matrixschreibweise<br />
y = A x + B z<br />
• y ist Vektor der m wirtschaftspolitischen Ziele.<br />
• x ist Vektor der n wirtschaftspolitischen Instrumente.<br />
• z ist Vektor der l Strukturparameter.<br />
• A ist Matrix mit der Dimension (m, n), deren Elemente a ij den<br />
Effekt einer Änderung eines Instrumentes j auf ein Ziel i<br />
angeben.<br />
• B ist Matrix mit der Dimension (m, l), deren Elemente den<br />
Zusammenhang zwischen Strukturparametern und Zielen<br />
messen.<br />
© Pearson Studium 2010
Rationale <strong>Wirtschaftspolitik</strong> (5)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 24<br />
‣ Überführung des Erklärungsmodells in ein<br />
wirtschaftspolitisches Entscheidungsmodell<br />
x* = A -1 (y* - B z)<br />
• Vorgabe von Zielwerten für y*.<br />
• Annahme der Konstanz von B und z.<br />
• A -1 ist die Inverse der Koeffizientenmatrix A.<br />
A ist nur dann invertierbar, wenn ihre Zeilen und Spalten linear<br />
unabhängig sind, d. h. wenn m = n ist.<br />
© Pearson Studium 2010
Rationale <strong>Wirtschaftspolitik</strong> (6)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 25<br />
‣ Allgemeine Regel von Tinbergen:<br />
Eine eindeutige Handlungsempfehlung für rationale<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong> liefert ein Erklärungsmodell nur dann, wenn<br />
die Zahl der wirtschaftspolitischen Instrumente der Zahl der<br />
wirtschaftspolitischen Ziele entspricht, also m = n ist.<br />
• Ist m > n, gibt es wegen Widersprüchen keine Lösung des<br />
Modells. Es bestehen negative wirtschaftspolitische<br />
Freiheitsgrade.<br />
• Ist m < n, hat die Wirtschaftpolitik positive Freiheitsgrade.<br />
Das Modell hat beliebig viele Lösungen, da mindestens ein<br />
Instrument nicht zum Erreichen der Ziele benötigt wird.<br />
© Pearson Studium 2010
Rationale <strong>Wirtschaftspolitik</strong> (7)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
‣ Probleme rationaler Wirtschaftpolitik<br />
„Kobra-<br />
Effekt“<br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 26<br />
• „Goodhart‘s Law“ (Charles Goodhart 1975): Eine ökonomische<br />
Beziehung wird dann instabil, wenn man sie wirtschaftspolitisch<br />
ausbeuten will.<br />
• „Lucas‘ Critique“ (Robert Lucas 1976): Die Strukturparameter des<br />
Erklärungsmodells verändern sich, weil die wirtschaftspolitischen<br />
Eingriffe antizipiert werden.<br />
© Pearson Studium 2010
Rationale <strong>Wirtschaftspolitik</strong> (8)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 27<br />
‣ Konsequenzen aus der Lucas-Kritik für die<br />
theoretische <strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
• Mikrofundierung der Erklärungsmodelle<br />
• Berücksichtigung von Informationsverteilung und<br />
Erwartungsbildung<br />
• Berücksichtigung spieltheoretischer Zusammenhänge<br />
• Berücksichtigung institutioneller Rahmenbedingungen<br />
• Aufwertung der (qualitativen) Ordnungspolitik gegenüber<br />
der (quantitativen) Prozesspolitik<br />
© Pearson Studium 2010
Beispiel: Was leisten die<br />
„5 Weisen“? (1)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
‣ Wirtschaftspolitische Beratungsgremien der<br />
Bundesregierung<br />
Folie: 28<br />
© Pearson Studium 2010
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 29<br />
Beispiel: Was leisten die<br />
„5 Weisen“? (2)<br />
‣ Aufgaben des Sachverständigenrates zur<br />
Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen<br />
Entwicklung (Die „5 Weisen“)<br />
Peter Bofinger<br />
Lars Feld<br />
Wolfgang Franz (Vorsitzender)<br />
Christoph Schmidt<br />
Beatrice Weder di Mauro<br />
• Regelmäßige Jahresgutachten, bei Bedarf Sondergutachten<br />
• Analyse des Erreichens von Konjunktur-, Wachstums- und<br />
Verteilungszielen<br />
• Dokumentation von Fehlentwicklungen, Aufzeigen von<br />
Gegenmaßnahmen, keine expliziten Empfehlungen<br />
• Adressaten sind alle wirtschaftspolitisch Tätigen und<br />
Interessierten (Außenwirkung der Beratung)<br />
• Bundesregierung nimmt in ihren Jahreswirtschaftsberichten<br />
zu den Jahresgutachten des Rates Stellung<br />
© Pearson Studium 2010
Beispiel: Was leisten die<br />
„5 Weisen“? (3)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 30<br />
‣ Erwartungen bei Einsetzung des Rates (1963/64)<br />
• Versachlichung der wirtschaftspolitischen Diskussion durch<br />
besonderen wirtschaftswissenschaftlichen Sachverstand<br />
• Dezisionistisches Verständnis der Politikberatung<br />
• Unterstützung rationaler <strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
© Pearson Studium 2010
Beispiel: Was leisten die<br />
„5 Weisen“? (4)<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 31<br />
‣ Problemfelder bei der Arbeit der „5 Weisen“<br />
• Unabhängigkeit der Mitglieder gegenüber organisierten<br />
Gruppeninteressen<br />
• Interpretation der Ziele und Zielkonflikte<br />
• Genauigkeit von Prognosen<br />
• Tatsächlicher Einfluss der Gutachten auf Politik und<br />
Öffentlichkeit<br />
© Pearson Studium 2010
Beispiel: Was leisten die<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
„5 Weisen“? (5)<br />
Aktueller Vorsitzender:<br />
Austan Goolsbee<br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 32<br />
‣ Council of Economic Advisors (CEA):<br />
Vorbild oder Gegenmodell der „5 Weisen“?<br />
• CEA ist ein Beratungsgremium des US-Präsidenten (seit<br />
1946)<br />
• Auswahl der 3 Mitglieder erfolgt auch nach politischen<br />
Präferenzen<br />
• CEA hat ein pragmatistisches Beratungsverständnis<br />
• CEA ist in alle wirtschaftspolitisch relevanten Entscheidungen<br />
der Administration eingebunden (Innenwirkung der Beratung)<br />
© Pearson Studium 2010
Kontrollfragen<br />
<strong>Wirtschaftspolitik</strong><br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Th. <strong>Wirtschaftspolitik</strong> &<br />
wirtschaftspol. Beratung<br />
Folie: 33<br />
‣ Gibt es wirtschaftspolitische Maßnahmen, die sowohl<br />
prozesspolitischer als auch ordnungspolitischer Natur sind?<br />
‣ Wie bewerten Sie die folgende Aussage: „<strong>Wirtschaftspolitik</strong> ist<br />
immer auch Sozialpolitik.“?<br />
‣ Was ist der Grundgedanke rationaler <strong>Wirtschaftspolitik</strong>?<br />
‣ Welche Bedeutung haben Lucas-Kritik, Goodhart‘s Law und<br />
Kobra-Effekt für das Konzept der rationalen <strong>Wirtschaftspolitik</strong>?<br />
‣ Worin liegt der Werturteilscharakter der Aussage: Mv = PY?<br />
‣ In welchem Verhältnis stehen normative und positive Aussagen<br />
bei den verschiedenen Beratungskonzepten nach Habermas?<br />
© Pearson Studium 2010