Investment Views - VP Bank
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46 | April 2011 | Anlageklassen | Alternative Anlagen<br />
Heizwert, ist der Preis für Erdgas heute bei einem Viertel des<br />
Rohölpreises (würde sich die Preisfindung für Erdgas allein<br />
am Heizwert orientieren, sollte der Preis rund ein Sechstel<br />
des Rohölpreises sein).<br />
Die Erschliessung alternativer Gasvorkommen erklärt die<br />
Verschiebung des relativen Preises zu Rohöl. Mit Hilfe neuer<br />
Technologien können heute Gasvorkommen in Ton- oder<br />
Sandstein wirtschaftlich gefördert werden. Dabei wird in<br />
grossen Tiefen durch hydraulischen Druck der Schiefer gebrochen,<br />
um das Gas entweichen zu lassen. Alleine das<br />
«Marcellus Shale»-Vorkommen zwischen New York und<br />
Tennessee würde ausreichen, um die USA mit Strom zu versorgen<br />
und mit genügend Gas den Heizbedarf der nächsten<br />
20 Jahre zu decken. Es ist damit nach dem «South Pars»-Gasfeld<br />
in Iran und Qatar das zweitgrösste Vorkommen weltweit.<br />
Die veränderte Angebotssituation drückt auf den Preis von<br />
Erdgas und lässt den Rohstoff als Substitut für Kohle zunehmend<br />
attraktiv erscheinen. Bereits in 20 Jahren soll rund ein<br />
Viertel der Stromproduktion aus verhältnismässig sauberem<br />
Erdgas stammen. Kohle, derzeit wichtigster Rohstoff zur<br />
Stromproduktion, würde dann aber vom Erdgas abgelöst.<br />
Wenn auch in geringerem Masse, wird Erdgas auch als Treibstoff<br />
zusehends an Bedeutung gewinnen. Im Jahr 2030 soll<br />
das Äquivalent von rund 11 Mio. Fass Treibstoff aus Erdgas<br />
hergestellt werden. Dies ist mehr als die heutige Rohölfördermenge<br />
von Saudi Arabien.<br />
USA als Spitzenreiter<br />
Obwohl rund um den Globus alternative Gasvorkommen<br />
vermutet werden, ist die Förderung in den USA am weitesten<br />
fortgeschritten. Mittlerweile haben die Vereinigten Staaten<br />
Russland als grössten Erdgasproduzenten abgelöst.<br />
Trotz des bereits hohen Förderniveaus soll sich die US-Gasproduktion<br />
in den nächsten 20 Jahren nochmals verfünffachen.<br />
Hintergrund ist die Energiepolitik der Obama-Administration:<br />
Bis in das Jahr 2035 sollen 80 % des Stroms aus<br />
sauberen Energiequellen gewonnen werden. Neben erneuerbaren<br />
Energien spielt hier Gas eine entscheidende Rolle.<br />
Das Land würde von einem Gasimporteur zu einem Gasexporteur<br />
und könnte seine Abhängigkeit von ausländischen<br />
Energieimporten deutlich reduzieren. Die Angst, dass der<br />
neue Reichtum nur von kurzer Dauer sein könnte, erscheint<br />
zumindest mittelfristig unbegründet. Die Erdgasreserven der<br />
USA reichen, um den derzeitigen Erdgasverbrauch für die<br />
nächsten 100 Jahre zu decken.<br />
Was bedeutet dies für den Anleger?<br />
Die stetige Ausweitung des Angebots wird auch künftig für<br />
verhaltene Erdgaspreise sorgen. Das Überangebot an den<br />
Kassamärkten belastet zudem das kurze Ende der Terminmarktkurve<br />
und führt letztlich zu Rollverlusten.<br />
Positive Impulse für den Gaspreis könnten aus der Neubeurteilung<br />
der Nukleartechnik kommen. Grundsätzlich raten<br />
wir wegen des Überangebots und der Rollkosten von einer<br />
direkten Investition in Erdgas ab. Aktien von Erdgasproduzenten<br />
oder Gasturbinenherstellern stellen eine Alternative<br />
zur Rohstoffinvestition dar.<br />
Benchmark April 2011 % YTD<br />
Rohstoffe –2.94<br />
Gold –1.77<br />
Rohöl 6.35<br />
Gewerbeimmobilien –3.44<br />
Private Equity –2.35<br />
Wandelanleihen 1.68<br />
Hedgefonds 0.11<br />
Bandbreiten für unsere absoluten Performanceeinschätzungen<br />
auf drei bis sechs Monate<br />
> +5 % +2 % bis +5 % –2 % bis +2 %<br />
–5 % bis –2 % < –5 %