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Das quantisierte elektromagnetische Feld und seine ...

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Kapitel 2<br />

<strong>Das</strong> <strong>quantisierte</strong><br />

<strong>elektromagnetische</strong> <strong>Feld</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>seine</strong> Wechselwirkung mit<br />

Atomen<br />

Ziel dieses Kapitels ist die Erklärung des spontanen Zerfalls von angeregten<br />

Atomen (Kernen, . ..) sowie einfacher Streuprozesse von Licht <strong>und</strong> Materie.<br />

Dafür quantisieren wir das elektromagentische <strong>Feld</strong> (Photonfeld) auf<br />

elementare Weise. Später werden wir ein allgemeineres, insbesondere vom<br />

relativistischen Standpunkt befriedigenderes Verfahren kennenlernen.<br />

Die Notwendigkeit, das <strong>elektromagnetische</strong> <strong>Feld</strong> zu quantisieren, ergibt sich<br />

theoretisch aus der Forderung, dass die Unschärferelation<br />

∆x · ∆p ≥ <br />

für ein Elektron auch gelten soll, wenn dieses mit dem <strong>elektromagnetische</strong>n<br />

<strong>Feld</strong> wechselwirkt (vgl. QM I, S.65). Andernfalls könnte man den Aufenthaltsort<br />

eines Elektrons, das sich in einem Impulseigenzustand befindet, beliebig<br />

genau bestimmen: man müsste nur kurzwelliges Licht (λ ∼ ∆x) verwenden,<br />

<strong>und</strong> den Impulsübertrag an das Elektron beliebig klein halten, was<br />

möglich ist, wenn Licht nicht ebenfalls quantisiert ist.<br />

27


2.1 Elektromagnetisches <strong>Feld</strong> <strong>und</strong> Photonen<br />

2.1.1 Wiederholung: freie Elektronen<br />

Dieser Abschnitt fasst die Beschreibung freier Elektronen im Besetzungszahlformalismus<br />

zusammen. Er ist für das weitere Verständnis nicht wesentlich,<br />

erleichtert aber den heuristischen Zugang zu Photonen in Abs. 2.1.3.<br />

Ein Elektron ist durch gewisse unveränderliche Eigenschaften charakterisiert,<br />

die es von anderen Teilchensorten unterscheiden. Dazu gehören<br />

– die Masse m e<br />

– der Spin S = 1 2<br />

– die elektrische Ladung −e (e ist der Betrag der Elementarladung, also<br />

positiv)<br />

– weitere Eigenschaften (schwache Ladung, Leptonflavour, ...), die jedoch<br />

in der klassischen Elektrodynamik keine Rolle spielen.<br />

Als Basis für die Beschreibung des Zustands eines Elektrons, d.h. <strong>seine</strong>r<br />

veränderlichen Eigenschaften, wählen wir die Eigenzustände zu einem vollständigen<br />

System kommutierender Observabler. Eines dieser Systeme besteht<br />

aus<br />

– den drei Komponenten des Impulsoperators ⃗ P<br />

– der z-Komponente des Spinoperators, S z<br />

Die Basiszustände |⃗p,s〉 sollen Eigenzustände zu obigem Observablensystem<br />

sein, also<br />

P i |⃗p,s〉 = p i |⃗p,s〉 <strong>und</strong> S z |⃗p,s〉 = s|⃗p,s〉 (2.1)<br />

mit s = ± 1 2<br />

erfüllen, <strong>und</strong> wie folgt normiert sein:<br />

〈⃗p,s|⃗p ′ ,s ′ 〉 = (2π) 3 δ (3) (⃗p − ⃗p ′ )δ ss ′ (2.2)<br />

Zur Vereinfachung der Notation verwenden wir in diesem <strong>und</strong> späteren Kapiteln<br />

die Bezeichnung s anstatt m s für die Spineinstellungen. Für den Spinbetrag<br />

wird S verwendet. In der Ortsdarstellung entsprechen diese Basiszustände<br />

zweikomponentigen Wellenfunktionen ϕ ⃗p,±1/2 = 〈⃗x, ± 1 2<br />

|⃗p,s〉, die<br />

ebene Wellen beschreiben:<br />

ϕ ⃗p,s (⃗x) = ξ s e i ⃗p·⃗x (2.3)<br />

28


ξ s ist der Basisspinor zum Eigenwert s von S z :<br />

( ) ( )<br />

1 0<br />

ξ1 = <strong>und</strong> ξ<br />

2 0 −<br />

1 =<br />

2 1<br />

(2.4)<br />

Ein beliebiger Elektronenzustand lässt sich stets als Linearkombination der<br />

Basiszustände schreiben:<br />

|ψ〉 = ∑ ∫<br />

d 3 ⃗p<br />

3<br />

|⃗p,s〉c(⃗p,s) (2.5)<br />

s<br />

(2π)<br />

mit quadratintegrablen, komplexwertigen Funktionen c(⃗p,s).<br />

Der Hamiltonoperator für ein freies Elektron lautet<br />

Er bestimmt in der Schrödingergleichung<br />

H = ⃗ P 2<br />

2m . (2.6)<br />

i ∂ |⃗p,s;t〉 = H|⃗p,s;t〉 (2.7)<br />

∂t<br />

die Zeitentwicklung des Zustands. Da die Basiszustände |⃗p,s;t〉 offensichtlich<br />

Eigenzustände von H zum Eigenwert E = ⃗p 2 /(2m) sind, folgt sofort<br />

ϕ ⃗p,s (⃗x,t) = ξ s e i ⃗p·⃗x e − i Et . (2.8)<br />

Daraus läßt sich der Zusammenhang zwischen Impuls <strong>und</strong> Wellenzahl bzw.<br />

Energie <strong>und</strong> Kreisfrequenz ablesen, nämlich die de-Broglie-Relationen<br />

⃗p = ⃗ k <strong>und</strong> E = 2 ⃗ k<br />

2<br />

2m . (2.9)<br />

Der Zusammenhang zwischen E <strong>und</strong> ⃗p ist der nichtrelativistische Ausdruck für die Elektronenenergie<br />

E. Er ergibt sich aus der relativistischen Formel<br />

q<br />

E = (mc 2 ) 2 + (pc) 2<br />

durch Entwicklung nach Potenzen der (inversen) Ruheenergie mc 2 <strong>und</strong> Subtraktion derselben:<br />

E − mc 2 =<br />

q<br />

(mc 2 ) 2 + (pc) 2 − mc 2 = mc 2 · 1 (pc) 2<br />

2 (mc 2 ) + · · ·<br />

= p2<br />

2m + · · · . 29


Vielelekronensysteme<br />

Der Hamiltonoperator für N freie, nicht wechselwirkende Elektronen lautet<br />

H =<br />

N∑<br />

i=1<br />

⃗P 2<br />

i<br />

2m , ⃗ Pi = Impulsoperator für Elektron i (2.10)<br />

Da Elektronen Fermionen sind, sind die Basiszustände des N-Elektronen-<br />

Hilbertraums antisymmetrisierte (Tensor-)Produkte von Einteilchenzuständen.<br />

Da der Hamiltonoperator mit dem Impulsoperator kommutiert, ist es<br />

günstig, die Impulseigenzustände zu verwenden. Wir schreiben zunächst für<br />

einen N-Teilchenzustand<br />

|⃗p i1 ,s i1 ;...;⃗p ik ,s ik ;... ; ⃗p iN ,s iN 〉 Ortsdarstellung<br />

≃<br />

ξ si1 e i ⃗p i 1·⃗x 1<br />

⊗ · · · ⊗ ξ sik e i ⃗p i k ·⃗x k<br />

⊗ · · · ⊗ ξ siN e i ⃗p i N ·⃗x N<br />

(2.11)<br />

Mit Hilfe des Projektors S − = 1 √<br />

N!<br />

∑σ (−1)|σ| P σ (P σ ist der Permutationsoperator)<br />

auf den antisymmetrischen Teilraum erzeugt man daraus die<br />

N-Teilchen-Basiszustände<br />

S − |⃗p i1 ,s i1 ;... ; ⃗p ik ,s ik ;...;⃗p iN ,s iN 〉<br />

Bei dieser Konstruktion wird zunächst eine feste Teilchenzahl N vorausgesetzt.<br />

Entsprechend liegen im N-Elektronen-Hilbertraum auch nur die<br />

Zustände, die ein System von genau N Elektronen beschreiben <strong>und</strong> dem<br />

Pauli-Prinzip (Antisymmetrisierung) genügen. Von der Einschränkung fester<br />

der Teilchenzahl befreit man sich durch Einführung des Fockraums, der<br />

direkten Summe der N-Teilchen-Räume zu beliebiger, fester Teilchenzahl.<br />

Als Basis in diesem Raum verwendet die Besetzungszahlzustände. Ein Basiszustand<br />

wird durch die Anzahl der Teilchen gekennzeichnet, die sich in<br />

den Einteilchenzuständen befinden. Da hier Fermionen betrachtet werden,<br />

können die Besetzungszahlen nur 0 (nicht besetzt) oder 1 (besetzt) sein.<br />

(Man beachte: besetzt bedeutet, dass sich unter den Elektronen eines befindet,<br />

das in dem entsprechenden Einteilchenzustand ist. Die Frage “Welches<br />

dieser Elektronen?” ergibt wegen der Ununterscheidbarkeit keinen Sinn.)<br />

Man gibt nur diejenigen Besetzungszahlen an, die von 0 veschieden sind<br />

<strong>und</strong> schreibt zum Beispiel für einen 2-Elektronen-Zustand<br />

|1(⃗p 1 ,s 1 ) ;1(⃗p 2 ,s 2 )〉 = S − |⃗p 1 ,s 1 ; ⃗p 2 ,s 2 〉<br />

= 1 √<br />

2<br />

(|⃗p 1 ,s 1 〉 ⊗ |⃗p 2 ,s 2 〉 − |⃗p 2 ,s 2 〉 ⊗ |⃗p 1 ,s 1 〉) . (2.12)<br />

30


Die Gesamtheit aller solcher Vektoren bildet eine Basis des Fockraums.<br />

Ein besonderer Zustand im so konstruierten Fockraum ist der Zustand |0〉,<br />

in dem gar keine Elektronen vorhanden sind (“Vakuumzustand”). Durch<br />

Anwendung der Erzeugungsoperatoren a † (⃗p,s) <strong>und</strong> Superposition lassen sich<br />

aus ihm alle Fockraumzustände erzeugen. Die Erzeugungsoperatoren sind<br />

durch ihre Wirkung<br />

a † (⃗p,s)|n(⃗p 1 ,s 1 );... ;n(⃗p,s);...〉 =<br />

(1 − n(⃗p,s))(−1) P |n(⃗p 1 ,s 1 );... ;n(⃗p,s) + 1;...〉 (2.13)<br />

auf den Basiszuständen definiert. P ist die Summe aller n(⃗p i ,s i ), die links<br />

von n(⃗p,s) stehen. Diese Operatoren erfüllen die Antivertauschungsrelationen<br />

{<br />

}<br />

a † (⃗p,s),a † (⃗p ′ ,s ′ ) = 0<br />

{ }<br />

a(⃗p,s),a(⃗p ′ ,s ′ ) = 0 (2.14)<br />

{<br />

}<br />

a(⃗p,s),a † (⃗p ′ ,s ′ ) = (2π) 3 δ (3) (⃗p − ⃗p ′ )δ ss ′<br />

Dabei ist a(⃗p,s) der zu a † (⃗p,s) hermitesch adjungierte Operator. a † (⃗p,s) erzeugt<br />

ein Elektron mit Impuls ⃗p <strong>und</strong> Spineinstellung s <strong>und</strong> sorgt automatisch<br />

für die korrekte Antisymmetrisierung, die in der Definition der Fockzustände<br />

berücksichtigt ist.<br />

Der <strong>Feld</strong>operator ψ † s(⃗x) erzeugt ein Elektron mit Spineinstellung s in einem<br />

Ortseigenzustand. Der Wechsel von der Impuls- zur Ortsdarstellung<br />

entspricht dem Basiswechsel<br />

ψ † s (⃗x) = ∫<br />

d 3 ⃗p<br />

(2π) 3 e− i ⃗p·⃗x a † (⃗p,s) (2.15)<br />

Der <strong>Feld</strong>operator genügt den Antivertauschungsregeln<br />

{ }<br />

ψ s † (⃗x),ψ† s<br />

(⃗x ′ ) = 0<br />

{<br />

′ }<br />

ψ s (⃗x),ψ s ′(⃗x ′ ) = 0 (2.16)<br />

{ }<br />

ψ s (⃗x),ψ † s<br />

(⃗x ′ ) = δ (3) (⃗x − ⃗x ′ )δ ′ ss ′<br />

31


Elektron:<br />

klassischer Massenpunkt; ⃗x, ⃗p<br />

❄<br />

Quantisierung: ⃗x, ⃗p werden zu<br />

Operatoren;<br />

Einteilchen-Hamiltonoperator<br />

❄<br />

Einteilchenzustände<br />

❄<br />

Fockraum, Konstruktion von<br />

<strong>Feld</strong>operatoren für ein Vielteilchensystem<br />

Licht:<br />

klassische, <strong>elektromagnetische</strong><br />

<strong>Feld</strong>er: ⃗ E, ⃗ B<br />

❄<br />

Quantisierung des klassischen<br />

<strong>Feld</strong>es liefert <strong>Feld</strong>operator für<br />

ein Vielteilchensystem<br />

❄<br />

Identifikation der Einteilchenzustände<br />

<strong>und</strong> Fockraum der<br />

Schwingungsmoden des <strong>Feld</strong>s<br />

(Photonen)<br />

Der Hamiltonoperator nimmt die folgende Form an:<br />

H =<br />

N∑<br />

i=1<br />

= ∑<br />

s=± 1 2<br />

⃗P i<br />

2<br />

2m = ∑<br />

∫<br />

s=± 1 2<br />

∫<br />

)<br />

d 3 ⃗x ψ s(⃗x)<br />

(− † 2<br />

∇<br />

2m ⃗ 2 ψ s (⃗x)<br />

d 3 ⃗p ⃗p 2<br />

(2π) 3 2m a† (⃗p,s)a(⃗p,s) (2.17)<br />

Man beachte, dass nach Übergang zum Fockraum <strong>und</strong> zu <strong>Feld</strong>operatoren jede<br />

explizite Abhängigkeit von der Teilchenzahl verschwindet. Deshalb eignet<br />

sich dieser Formalismus besonders für eine relativistische Beschreibung, bei<br />

der die Teilchenzahl nicht mehr erhalten ist, da Paarerzeugung stattfinden<br />

kann.<br />

Die obige Wiederholung der Beschreibung eines nicht wechselwirkenden Vielelektronensystems<br />

soll auf eine im folgenden Abschnitt deutlich werdende<br />

weitgehende Analogie der Beschreibung von Materie <strong>und</strong> Licht aufmerksam<br />

32


machen, die besteht, obwohl der klassische Ausgangspunkt verschieden zu<br />

sein scheint. Dieser <strong>und</strong> das Vorgehen bei der Quantisierung sind in obigem<br />

Kasten dargestellt. Wir werden sehen, dass die quanten(feld)theoretische<br />

Beschreibung von (relativistischen) Elektronen <strong>und</strong> Photonen sehr ähnlich<br />

ist. Von diesem Standpunkt ergibt sich der in der klassischen Physik so offensichtliche<br />

Unterschied zwischen Punktteilchen <strong>und</strong> <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Feld</strong>ern<br />

daraus, dass jene massive, nicht-relativistische Objekte sind, während<br />

es sich bei diesen um masselose, relativistische Teilchen handelt. Im folgenden<br />

Abschnitt soll unter anderem geklärt werden:<br />

- wie der Hamiltonoperator des <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Feld</strong>s aussieht;<br />

- welche Form die Einteilchenzustände ϕ p,s (⃗x) der <strong>Feld</strong>quanten (Photonen)<br />

besitzen;<br />

- ob Photonen Bosonen oder Fermionen sind <strong>und</strong> welchen Spin sie besitzen.<br />

2.1.2 <strong>Das</strong> klassische <strong>elektromagnetische</strong> <strong>Feld</strong><br />

Die Maxwellschen Gleichungen lauten<br />

⃗∇ · ⃗E = k 1 ρ ∇ ⃗ × (k2B) ⃗<br />

k 1<br />

⃗j =<br />

c 2 + 1 ∂E<br />

⃗<br />

c 2 ∂t<br />

⃗∇ · ⃗B = 0 ∇ ⃗ × E ⃗<br />

∂(k 2B)<br />

⃗<br />

= −<br />

∂t<br />

(2.18)<br />

Die Konstanten k 1 , k 2 legen die Einheiten für die elektrische Ladung <strong>und</strong><br />

das magnetische <strong>Feld</strong> fest. Im folgenden wird das MKSA (SI) System mit<br />

k 1 = 1/ǫ 0 <strong>und</strong> k 2 = 1 verwendet (ǫ 0 µ 0 = 1/c 2 ).<br />

Neben dem SI System ist auch das cgs System gebräuchlich, für welches k 1 = 4π <strong>und</strong> k 2 = 1/c,<br />

oder das rationalisierte cgs System mit k 1 = 1 <strong>und</strong> k 2 = 1/c. Später verwenden wir “natürliche”<br />

Einheiten c = 1, ǫ 0 = 1. In diesen nehmen die Maxwell-Gleichungen im SI <strong>und</strong> rationalisierten cgs<br />

System dieselbe Form an (k 1 = k 2 = 1). Mit den oben definierten Konstanten ist die Coulomb-<br />

Kraft zwischen zwei Punktladungen durch |⃗F | = k 1 q 1 q 2 /(4πr 2 ) <strong>und</strong> die Lorentz-Kraft durch<br />

⃗F = q( ⃗ E + ⃗v × (k 2 ⃗ B)) gegeben.<br />

Die beiden unteren (homogenen) Gleichungen ermöglichen es, ein skalares<br />

Potential φ <strong>und</strong> ein Vektorpotential A ⃗ einzuführen, aus denen man die <strong>Feld</strong>er<br />

ableiten kann:<br />

⃗E = −∇φ ⃗ − ∂ A ⃗ ⃗B = ∇<br />

∂t<br />

⃗ × A ⃗ (2.19)<br />

33


Die <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Feld</strong>er ⃗ E <strong>und</strong> ⃗ B bleiben bei einer Eichtransformation<br />

⃗A → ⃗ A + ⃗ ∇χ<br />

φ → φ − ∂ ∂t χ (2.20)<br />

mit einer skalaren Funktion χ(⃗x,t) unverändert. Setzt man (2.19) in die<br />

inhomogenen Maxwell-Gleichungen ein, erhält man<br />

−∇ ⃗ 2 φ − ∂ ∇<br />

∂t ⃗ · ⃗A = −∇ ⃗ 2 φ + 1 ∂ 2 φ<br />

c 2 ∂t 2 − ∂ ( ) 1 ∂φ<br />

∂t c 2 ∂t + ∇ ⃗ · ⃗A = ρ ε 0<br />

−∇ ⃗ 2 A ⃗<br />

1 ∂ 2 ⃗<br />

( )<br />

A +<br />

c 2 ∂t 2 + ∇ ⃗ 1 ∂φ<br />

c 2 ∂t + ∇ ⃗ · ⃗A = µ 0<br />

⃗j (2.21)<br />

Um die Gleichungen weiter zu vereinfachen, fordern wir, dass die Potentiale<br />

die Lorenz-Bedingung<br />

1 ∂φ<br />

c 2 ∂t + ∇ ⃗ · ⃗A = 0 (2.22)<br />

erfüllen.<br />

Dies kann durch eine geeignete Wahl der Eichfunktion χ in (2.20) immer erreicht werden. Tatsächlich<br />

fixiert die Lorenz-Bedingung die Eichfreiheit nicht vollständig. Eine weitere Eichtransformation<br />

mit einer Funktion χ, die der Wellengleichung<br />

⃗∇ 2 χ − 1 c 2 ∂ 2 χ<br />

∂t 2 = 0 (2.23)<br />

genügt, führt zu Potentialen, die weiterhin die Lorenz-Eichung (2.22) erfüllen.<br />

Die <strong>Feld</strong>gleichungen in der Lorenz-Eichung lauten dann<br />

(⃗ ∇ 2 − 1 c 2 ∂ 2<br />

)φ<br />

∂t 2 = − ρ ε 0<br />

(⃗ ∇ 2 − 1 ∂ 2 )<br />

⃗A<br />

c 2 ∂t 2 = −µ 0<br />

⃗j (2.24)<br />

Die Lorenz-Eichung ist für eine manifest relativistische Beschreibung geeignet,<br />

da sie sich als Vierervektorgleichung schreiben lässt:<br />

( φ<br />

A µ = A)<br />

c , ⃗ ( ) =⇒ ∂ µ A µ = 1 ∂φ<br />

1 ∂<br />

∂ µ =<br />

c ∂t , ∇ ⃗ c 2 ∂t + ∇ ⃗ · ⃗A = 0 (2.25)<br />

34


In diesem Kapitel legen wir auf eine manifest relativistische Beschreibung des<br />

<strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Feld</strong>s jedoch noch keinen Wert, da die Atome ohnehin<br />

nicht-relativistisch behandelt werden. Es ist dann günstiger, die Coulomb-<br />

Eichung zu wählen:<br />

⃗∇ · ⃗A = 0 (2.26)<br />

In dieser Eichung lauten die Bewegungsgleichungen (2.21):<br />

⃗∇ 2 φ = − ρ ε 0<br />

⃗∇ 2 A ⃗<br />

1 ∂ 2<br />

−<br />

c 2 ∂t ⃗ 2 A = −µ 0<br />

⃗j + 1 c ⃗ 2 ∇ ∂φ<br />

∂t<br />

(2.27)<br />

Die erste Gleichung liefert (bei Abwesenheit von Randbedingungen, was im<br />

folgenden vorausgesetzt wird) das instantane Coulomb-Potential<br />

φ(⃗x,t) = 1<br />

4πε 0<br />

∫<br />

d 3 ⃗y ρ(⃗y,t)<br />

|⃗x − ⃗y | . (2.28)<br />

Die zweite Gleichung spalten wir in einen longitudinalen <strong>und</strong> einen transversalen<br />

Teil auf, indem wir die Vektorfelder ⃗ A <strong>und</strong> ⃗j entsprechend zerlegen:<br />

⃗A = ⃗ A ‖ + ⃗ A ⊥<br />

⃗j = ⃗j ‖ +⃗j ⊥<br />

mit<br />

⃗∇ · ⃗A ⊥ = ⃗ ∇ ·⃗j ⊥ = 0<br />

⃗∇ × ⃗ A ‖ = ⃗ ∇ ×⃗j ‖ = 0<br />

(2.29)<br />

Aus der Kontinuitätsgleichung<br />

folgt<br />

∂ρ<br />

∂t + ⃗ ∇ ·⃗j = 0 (2.30)<br />

−µ 0<br />

⃗j ‖ + 1 c 2 ⃗ ∇ ∂φ<br />

∂t<br />

= 0, (2.31)<br />

so dass ⃗ A nur durch den transversalen Stromanteil ⃗j ⊥ bestimmt ist:<br />

⃗∇ 2 ⃗ A −<br />

1<br />

c 2 ∂ 2 ⃗ A<br />

∂t 2 = µ 0 ⃗ j ⊥ (2.32)<br />

⃗A ist also rein transversal im Einklang mit der angenommenen Coulomb-<br />

Eichbedingung ⃗ ∇ · ⃗A = 0.<br />

35


2.1.3 Quantisierung des freien <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Feld</strong>s<br />

Wir betrachten zunächst das <strong>elektromagnetische</strong> <strong>Feld</strong> in Abwesenheit von<br />

Ladungen (ρ = ⃗j = 0). Wir verwenden die Coulomb-Eichung mit ∇ ⃗ · ⃗A =<br />

0. Aus ∇ ⃗ 2 φ = 0 (bzw. (2.28)) folgt mit der Randbedingung φ → 0 für<br />

|⃗x | → ∞, dass φ = 0. <strong>Das</strong> Vektorpotential A ⃗ ist transversal <strong>und</strong> erfüllt die<br />

Wellengleichung ( 1 ∂ 2 )<br />

c 2 ∂t 2 − ∇ ⃗ 2 ⃗A = 0 (2.33)<br />

Die allgemeine Lösung ist eine Superposition von ebenen Wellen, die den<br />

zwei unabhängigen Komponenten von ⃗ A entsprechend durch zwei unabhängige<br />

Polarisationen α = 1,2 charakterisiert werden:<br />

⃗A(⃗x,t) =<br />

∑<br />

∫<br />

α=1,2<br />

d 3 ⃗ k<br />

(<br />

(2π) 3 c α ( ⃗ k,t)⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) e i⃗k·⃗x + c ∗ α (⃗ k,t)⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ∗ ) e −i⃗ k·⃗x<br />

(2.34)<br />

Die Fourier-Koeffizienten c α ( ⃗ k,t) sind komplex <strong>und</strong> beschreiben zwei linear<br />

unabhängige reelle Lösungen der Wellengleichungen. Durch Hinzfügen des<br />

zweiten komplex konjugierten Terms wird das Vektorpotential reell, wie es<br />

sein muss. Die in der Fourier-Zerlegung auftretenden Polarisationsvektoren<br />

⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) sollen orthonormiert sein,<br />

⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ·⃗ǫ (β) ( ⃗ k ) ∗ = δ αβ . (2.35)<br />

Die Transversalität des Vektorpotentials impliziert außerdem, dass die Polarisationsvektoren<br />

auf dem Wellenvektor ⃗ k senkrecht stehen:<br />

⃗ k ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) = 0 für α = 1,2. (2.36)<br />

Für jedes ⃗ k bilden die beiden Vektoren eine Basis des zweidimensionalen<br />

Raums, der auf ⃗ k senkrecht steht. Die Vollständigkeitsrelation lautet<br />

∑<br />

α=1,2<br />

⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ∗ i ⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) j<br />

= δ ij − k ik j<br />

⃗ k 2 . (2.37)<br />

Der zweite Term auf der rechten Seite trägt der Transversalitätseigenschaft<br />

Rechnung. Setzt man die Zerlegung (2.34) in die Bewegungsgleichung (2.33)<br />

ein, so erhält man eine gewöhnliche Differentialgleichung für die Fourier-<br />

Koeffizienten c α ( ⃗ k,t):<br />

∂ 2<br />

∂t 2c α( ⃗ k,t) + ω 2 k c α( ⃗ k,t) = 0 mit ω k ≡ (| ⃗ k|c) 2 (2.38)<br />

36


Die Lösungen dieser Schwingungsgleichung sind<br />

c α ( ⃗ k,t) = c α ( ⃗ k)e −iω kt . (2.39)<br />

Wir vergleichen nun den Ausdruck (2.34) für das klassische <strong>elektromagnetische</strong><br />

<strong>Feld</strong> mit dem Ausdruck für das <strong>quantisierte</strong> Elektronfeld (vgl. (2.15)),<br />

∫<br />

ψ(⃗x,t) =<br />

womit folgende Korrespondenz auffällt:<br />

d 3 ⃗p<br />

(2π) 3 ei⃗p·⃗x/ ξ s a(⃗p,s;t) (2.40)<br />

ξ s e i⃗p·⃗x/ a(⃗p,s;t) ←→ c α ( ⃗ k,t)⃗ǫ (α) ( ⃗ k )e i⃗ k·⃗x<br />

(2.41)<br />

Der Ausdruck auf der linken Seite stellt das Produkt eines Elektron-Einteilchenzustands<br />

in der Ortsdarstellung mit einem Vernichtungsoperator für<br />

ein Elektron in diesem Zustand dar. Entsprechend versuchen wir nun die<br />

rechte Seite als das Produkt eines Vernichtungsoperators c α ( ⃗ k,t) für ein<br />

Lichtquant (im folgenden als Photon bezeichnet) mit Wellenzahl ⃗ k (bzw.<br />

Impuls ⃗ k) <strong>und</strong> Polarisation α mit dem Einteilchenzustand ⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) e i⃗ k·⃗x<br />

zu interpretieren. Diese Interpretation wird weiter durch die Beobachtung<br />

untermauert, dass die Zeitabhängigkeit von c α ( ⃗ k,t) mit der von a(⃗p,s;t)<br />

übereinstimmt. Im zweiten Fall ist E = ω k = ⃗p 2 /(2m) durch den nichtrelativistischen<br />

Ausdruck für die kinetische Energie eines freien Elektrons<br />

gegeben. Für das Photon gilt dann<br />

E = ω k = | ⃗ k |c = |⃗p |c. (2.42)<br />

Aus dem Vergleich mit der relativistischen Energie-Impuls-Beziehung E =<br />

√<br />

(mc 2 ) 2 + (⃗pc) 2 folgt dann, dass Photonen masselose Teilchen sind. Dies<br />

ist im Einklang mit der Erfahrungstatsache, dass sich Licht immer mit der<br />

Lichtgeschwindigkeit c ausbreitet.<br />

Damit c α ( ⃗ k,t) als Vernichtungsoperator interpretiert werden kann, muss der<br />

Hamilton-Operator, d.h. die Energie des freien <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Feld</strong>s,<br />

in der Form<br />

H = ∑ ∫<br />

d 3 ⃗ k<br />

α<br />

(2π) 3 ω ka † α (⃗ k,t)a α ( ⃗ k,t) (2.43)<br />

darstellbar sein. Für kanonische Erzeugungs- <strong>und</strong> Vernichtungsoperatoren<br />

ist das Produkt a † α( ⃗ k,t)a α ( ⃗ k,t) der Anzahloperator für Photonen mit Wellenzahl<br />

⃗ k <strong>und</strong> Polarisation α, so dass (2.43) tatsächlich der Energieoperator<br />

37


ist. Wir berechnen deshalb die <strong>Feld</strong>enenergie<br />

∫<br />

H = d 3 ⃗x ε (<br />

0 ⃗E 2 + c 2 ⃗ )<br />

B<br />

2<br />

2<br />

⎛<br />

= ε ∫ (<br />

0<br />

d 3 ⃗x ⎝<br />

∂ ⃗ ) 2<br />

A<br />

( ⎞<br />

) 2<br />

+ c 2 ∇ ⃗ × A ⃗ ⎠. (2.44)<br />

2 ∂t<br />

Den Term ( ⃗ ∇ × ⃗ A ) 2 kann man wie folgt umformen:<br />

(<br />

⃗∇ × ⃗ A<br />

) 2<br />

= ǫijk ∇ j A k ǫ ilm ∇ l A m<br />

= (δ jl δ km − δ jm δ kl )∇ j A k ∇ l A m<br />

= ∇ l A m ∇ l A m − ∇ m A l ∇ l A m<br />

= −A k ∇ l ∇ l A k + A l ∇ m ∇ l A m<br />

} {{ }<br />

=0 wegen ⃗ ∇· ⃗A=0<br />

= − 1 c 2 ⃗ A ∂2 ⃗ A<br />

∂t 2 . (2.45)<br />

Hier wurde beim Übergang von der dritten zur vierten Zeile verwendet,<br />

dass der Ausdruck unter einer Integration über den ganzen Raum steht, so<br />

dass partiell integriert werden kann. Die letzte Gleichheit folgt dann aus der<br />

Wellengleichung (2.33). Der Hamiltonoperator lautet nun<br />

H = ε 0<br />

2<br />

∫<br />

⎛(<br />

d 3 ⃗x ⎝<br />

∂ ⃗ A<br />

∂t<br />

) ⎞<br />

2<br />

− A ⃗ ∂2 A ⃗<br />

⎠.<br />

∂t 2 (2.46)<br />

Hier setzt man die Fourier-Zerlegung (2.34) für A ⃗ <strong>und</strong> <strong>seine</strong> Ableitungen ein<br />

<strong>und</strong> erhält zunächst<br />

⎛<br />

H = ε ∫ ( ) ⎞<br />

2<br />

0<br />

d 3 ⃗x ⎝<br />

∂ ⃗A<br />

− A<br />

2 ∂t<br />

⃗ ∂2 ⃗A<br />

⎠<br />

∂t 2<br />

= ε ∑<br />

0 d 3 ⃗ k d 3 k ⃗′<br />

2 (2π) 3 (2π) 3 d3 ⃗x<br />

{ (<br />

× − iωk c α ( ⃗ k,t)⃗ǫ (α) ( ⃗ k )e i⃗k·⃗x + iω k c ∗ α (⃗ k,t)⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ∗ e −i⃗ k·⃗x )<br />

αα ′ ∫<br />

× ( − iω k ′c α ′( ⃗ k ′ ,t)⃗ǫ (α′) ( ⃗ k ′ )e i⃗ k ′·⃗x + iω k ′c ∗ α ′(⃗ k ′ ,t)⃗ǫ (α′) ( ⃗ k ′ ) ∗ e −i⃗ k ′·⃗x )<br />

− ( c α ( ⃗ k,t)⃗ǫ (α) ( ⃗ k )e i⃗ k·⃗x + c ∗ α (⃗ k,t)⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ∗ e −i⃗ k·⃗x )<br />

× ( − ωk 2 ′c α ′(⃗ k ′ ,t)⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ )e i⃗ k ′·⃗x − ωk 2 ′c∗ α ′(⃗ k ′ ,t)⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ e −i⃗ )}<br />

k ′·⃗x<br />

38


Die Ortsintegration liefert delta-Funktionen der Form δ (3) ( ⃗ k ± ⃗ k ′ ), womit die<br />

Integration über ⃗ k ′ ausgeführt werden kann. Dies ersetzt ⃗ k ′ in allen Termen<br />

durch ± ⃗ k mit dem Ergebnis<br />

H = ε 0<br />

2<br />

∑<br />

∫<br />

α,α ′<br />

d 3 ⃗ k<br />

{<br />

(2π) 3 (−ω k ω −k + ωk 2 )c α( ⃗ k,t)c α ′(− ⃗ k,t)⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ·⃗ǫ (α′) (− ⃗ k )<br />

+ (ω 2 k + ω2 k )c α( ⃗ k,t)c ∗ α ′(⃗ k,t)⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ·⃗ǫ (α′) ( ⃗ k ) ∗<br />

+ (ω 2 k + ω2 k )c∗ α (⃗ k,t)c α ′( ⃗ k,t)⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ∗ ·⃗ǫ (α′) ( ⃗ k )<br />

+ (−ω k ω −k + ωk 2 )c∗ α (⃗ k,t)c ∗ α ′(−⃗ k,t)⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ∗ ·⃗ǫ (α′) (− ⃗ k ) ∗}<br />

∑<br />

∫<br />

d 3 ⃗ k<br />

= 2ε 0<br />

(2π) 3 c α( ⃗ k,t)c ∗ α (⃗ k,t) · ωk 2 . (2.47)<br />

α<br />

Um zur letzten Zeile zu gelangen, wurde die Orthonormierung (2.35) der<br />

Polarisationsvektoren <strong>und</strong> ω −k = ω k verwendet. H nimmt also die geforderte<br />

Gestalt (2.43) an, wenn der Vernichtungsoperator wie folgt definiert wird:<br />

√<br />

a α ( ⃗ 2ε0 ω k<br />

k,t) ≡ c α (<br />

<br />

⃗ k,t). (2.48)<br />

Bei obiger Rechnung wurden die Fourier-Koeffizienten nicht als Operatoren aufgefasst, sondern<br />

als komplexwertige Funktionen. Sie konnten deshalb beim Auswerten der Produkte beliebig vertauscht<br />

werden. Erst am Ende der Rechnung wurde (2.47) als Operator interpretiert. Geht man<br />

dagegen von dem unten angegebenen Ausdruck (2.49) für den <strong>Feld</strong>operator ⃗ A aus, ergibt sich<br />

ein zusätzlicher Beitrag von den Vertauschungsrelationen, den man mit der Nullpunktsenergie<br />

des <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Feld</strong>s identifizieren kann. Diese ist formal unendlich groß, da das <strong>Feld</strong><br />

unendlich viele Moden enthält. In der Form (2.43) wurde diese Nullpunktsenergie subtrahiert.<br />

Es gilt H|0〉 = 0. Die Anordnung von Vernichtungsoperatoren rechts von Erzeugungsoperatoren<br />

bezeichnet man auch als “Normalordnung”.<br />

Die Vorschrift zur Quantisierung des <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Feld</strong>s können wir<br />

also wie folgt zusammenfassen:<br />

(a) Der Photon-<strong>Feld</strong>operator ist<br />

⃗A (⃗x,t) = ∑ ∫<br />

√<br />

d 3 ⃗ k <br />

(2π) 3 2ε<br />

α=1,2<br />

0 ω k<br />

(<br />

× a α ( ⃗ k,t)⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) e i⃗k·⃗x + a † α (⃗ k,t)⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ∗ ) e −i⃗ k·⃗x<br />

(2.49)<br />

39


Die Einteilchen-Photon-Zustände in der Ortsdarstellung (Wellenfunktion<br />

eines einzelnen freien Photons) lauten<br />

√<br />

<br />

ϕ ⃗k,α (⃗x) = ⃗ǫ (α) (<br />

2ε 0 ω ⃗ k ) e i⃗k·⃗x . (2.50)<br />

k<br />

Für freie <strong>Feld</strong>er verwenden wir in der Regel das Heisenberg-Bild, so<br />

dass die Zustände zeitunabhängig sind. Der <strong>Feld</strong>operator erfüllt dann<br />

die Heisenberg-Gleichung<br />

i ∂ A(⃗x,t)<br />

∂t ⃗ [ ]<br />

= ⃗A(⃗x,t),H , (2.51)<br />

wobei H durch (2.43) gegeben ist. Aus dieser Bewegungsgleichung folgt<br />

insbesondere die Zeitentwicklung der Vernichtungsoperatoren<br />

a α ( ⃗ k,t) = a α ( ⃗ k)e −iω kt . (2.52)<br />

(b) Der Operator a † α( ⃗ k) erzeugt ein Photon mit Wellenzahl ⃗ k <strong>und</strong> Polarisation<br />

⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ∗ , a α ( ⃗ k) vernichtet ein solches. Photonen sind Bosonen.<br />

Dies folgt daraus, dass Photonen als klassische Lichtwellen in Erscheinung<br />

treten können. In der Quantentheorie werden Zustände mit nahezu<br />

klassischen Eigenschaften durch kohärente Zustände beschrieben,<br />

die aus einer Superposition von Fockzuständen mit beliebig hoher Teilchenzahl<br />

(in einem Zustand) gebildet werden (vgl. harmonischer Oszillator).<br />

In diesen führen die Erwartungswerte klassische Oszillationen<br />

durch. Diese Konstruktion ist offensichtlich nur für Bosonen möglich,<br />

da sich nicht mehr als ein Fermion im selben Einteilchenzustand befinden<br />

kann. Für Fermionen gibt es keinen Grenzfall, in dem sie sich<br />

wie klassische <strong>Feld</strong>er verhalten.<br />

So sind zum Beispiel Neutrinos (fast) masselose Teilchen, jedoch Fermionen. Es gibt für<br />

Neutrinos keine den klassischen Lichtwellen entsprechenden Phänomene.<br />

Für die Erzeugungs- <strong>und</strong> Vernichtungsoperatoren von Photonen fordern<br />

wir also die kanonischen Vertauschungsrelationen (<strong>und</strong> nicht Antivertauschungsrelationen)<br />

[<br />

a α ( ⃗ k),a α ′( ⃗ ]<br />

k ′ ) = 0<br />

[<br />

a † α (⃗ k),a † α<br />

( ⃗ ]<br />

k ′ ) = 0<br />

[<br />

′ a α ( ⃗ k),a † α<br />

( ⃗ ]<br />

k ′ ) = (2π) 3 δ (3) ( ⃗ k − ⃗ k ′ )δ ′ αα ′ (2.53)<br />

40


(c) Die Photonzustände werden als Superpositionen von total symmetrischen<br />

Fockzuständen gebildet. Als Beispiele seien angeführt:<br />

|0〉 Vakuum<br />

|1( ⃗ k,α)〉 = a † α( ⃗ k)|0〉 Ein-Photon-Zustand<br />

|1( ⃗ k 1 ,α 1 );1( ⃗ k 2 ,α 2 )〉 = a † α 1<br />

( ⃗ k 1 )a † α 2<br />

( ⃗ k 2 )|0〉 Zwei-Photonen-Zustand<br />

|2( ⃗ k,α)〉 = 1 √<br />

2<br />

a † α( ⃗ k) 2 |0〉<br />

Allgemein gilt<br />

Zwei-Photonen-Zustand<br />

a † α i<br />

( ⃗ k i ) |n 1 ( ⃗ k 1 ,α 1 )... n i ( ⃗ k i ,α i )...〉<br />

√<br />

= n i ( ⃗ k i ,α i ) + 1 |n 1 ( ⃗ k 1 ,α 1 )... (n i + 1)( ⃗ k i ,α i )...〉 (2.54)<br />

Die Energie eines Photonzustands mit Besetzungszahlen n i ( ⃗ k i ,α i ) ist<br />

〈...n i ( ⃗ k i ,α i )... | H |...n i ( ⃗ k i ,α i )...〉<br />

= ∑ ∫<br />

d 3 ⃗ k<br />

α<br />

(2π) 3 ω k 〈... n i ( ⃗ k i ,α i )... | a † α( ⃗ k)a α ( ⃗ k) |...n i ( ⃗ k i ,α i )...〉<br />

} {{ }<br />

= ∑ i<br />

∑<br />

α i =1,2<br />

=n i genau dann, wenn ⃗ k= ⃗ k i , sonst =0<br />

n i ( ⃗ k i ,α i ) ω ki . (2.55)<br />

Vereinfacht gesagt verhält sich jede Schwingungsmode des <strong>Feld</strong>es wie ein<br />

unabhängiger harmonischer Oszillator. Wir notieren die folgenden Unterschiede<br />

zwischen Photonen <strong>und</strong> Elektronen:<br />

Photon<br />

Elektron<br />

ω k = kc, m = 0 ω k = ⃗ k 2<br />

, m > 0 (für nichtrelativistische<br />

Elektronen mit<br />

2m<br />

p ≪ mc)<br />

Polarisationsvektoren ⃗ǫ (α) ( ⃗ k ),<br />

α = 1,2; ⃗ k ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) = 0<br />

Zweier-Spinoren ξ s<br />

⃗A enthält a <strong>und</strong> a † <strong>und</strong> ist hermitesch<br />

ψ ≠ ψ † ist nicht hermitesch<br />

41


In späteren Kapiteln wird klar, dass der letzte Unterschied damit zusammenhängt, dass Elektronen<br />

elektrische Ladung tragen, während Photonen elektrisch neutral sind. Die Komplexität von ψ<br />

erlaubt auch die Definition einer Phasentransformation ψ → e iα ψ, unter der H invariant ist.<br />

Diese Phasensymmetrie führt zur Erhaltung der Teilchenzahl im Einklang mit der Tatsache, dass<br />

in nicht-relativistischen Systemen keine Teilchenerzeugung bzw. -vernichtung stattfindet.<br />

Hier klären wir noch die Frage nach dem Spin (Eigendrehimpuls) des Photons.<br />

Dazu betrachten wir das Transformationsverhalten der Einteilchenzustände<br />

unter Rotationen um die z-Achse. Eine solche Rotation wird durch<br />

die z-Komponente des Gesamtdrehimpulses ⃗ J erzeugt. Wir schreiben also<br />

für eine infinitesimale Drehung (siehe QM I, S.176)<br />

U(R(⃗n z ,δθ)) = 1 − i δθ · J z + ... (2.56)<br />

<strong>und</strong> wählen als Polarisationsvektoren für links- <strong>und</strong> rechtszirkular polarisierte<br />

Photonen mit Impuls ⃗ k z in z-Richtung<br />

⎛ ⎞<br />

ε ± = ∓√ 1 1<br />

⎝ ±i ⎠ . (2.57)<br />

2<br />

0<br />

Auf den Polarisationsvektoren werden Drehungen durch die SO(3)-Matrizen<br />

dargestellt. Die Drehachse ist ⃗n = (0,0,1), <strong>und</strong> die infinitesimale Transformation<br />

hat die Gestalt<br />

R ij = δ ij − δθǫ ijk n k , (2.58)<br />

so dass<br />

δε ±<br />

= Rε ± − ε ± = −δθǫ ijk ε ± j n k<br />

⎛ ⎞<br />

= δθǫ ij3 ε ± j = ± √ 1 ±i<br />

δθ ⎝ −1 ⎠<br />

2<br />

0<br />

= ∓iδθǫ ± . (2.59)<br />

Da die Einteilchenzustände proportional zu ǫ ± sind, ist ihr Transformationsverhalten<br />

also durch<br />

δ(| ⃗ k,ε ± 〉) = − i δθJ z| ⃗ k,ε ± 〉 = ∓iδθ| ⃗ k,ε ± 〉 (2.60)<br />

gegeben, so dass<br />

J z | ⃗ k,ε ± 〉 = ±| ⃗ k,ε ± 〉. (2.61)<br />

42


Folglich handelt es sich um die m = ±1-Zustände eines Teilchens, dessen<br />

Spin man dann natürlicherweise als 1 definiert. Der Zustand mit m = 0<br />

existiert wegen der Transversalität des Vektorfeldes ⃗ A ( ⃗ ∇ · ⃗A = 0 bzw.<br />

⃗ k · ⃗ε = 0) nicht. Diese Bedingung beschränkt die Zahl der unabhängigen<br />

Komponenten von ⃗A ja auch von 3 auf 2.<br />

2.2 Wechselwirkung des <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Feld</strong>es<br />

mit Atomen <strong>und</strong> Elektronen<br />

Wir betrachten ein System von N Punktladungen q i <strong>und</strong> das <strong>elektromagnetische</strong><br />

<strong>Feld</strong> in der Coulomb-Eichung. Die klassische Hamiltonfunktion lautet<br />

H = ∑ i<br />

(⃗p i − q i<br />

⃗ A(⃗xi )) 2<br />

2m<br />

+ H <strong>Feld</strong> (2.62)<br />

mit der Hamiltonfunktion des freien <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Feld</strong>es<br />

H <strong>Feld</strong> = ε ∫<br />

0<br />

d 3 ⃗x ( E<br />

2<br />

⃗ 2 + c 2 B ⃗ 2 ). (2.63)<br />

Man beachte, dass in (2.62) der Term ∑ i q iφ(x i ) nicht auftritt. Tatsächlich<br />

hebt sich dieser Term bei der Berechnung der Hamilton-Funktion aus der<br />

Lagrange-Funktion durch Kürzung zwischen Termen von L <strong>Feld</strong> <strong>und</strong> L int<br />

(Wechselwirkung von <strong>Feld</strong> <strong>und</strong> geladenen Teilchen) heraus. Die Energie der<br />

Punktteilchen im elektrostatischen Potential ist jedoch implizit in H <strong>Feld</strong><br />

enthalten, was man wie folgt sieht: In Anwesenheit von Ladungen folgt aus<br />

der Poisson-Gleichung ⃗ ∇ 2 φ = −ρ/ǫ 0 das elektrische Potential<br />

φ(⃗x) = 1 ∑ q i<br />

4πε 0 |⃗x − ⃗x i | . (2.64)<br />

Damit erhält das elektrische <strong>Feld</strong> einen longitudinalen Anteil ⃗ E ‖ :<br />

i<br />

⃗E = − ⃗ ∇φ<br />

} {{ }<br />

⃗E ‖<br />

− ∂ A ⃗ (2.65)<br />

} {{ ∂t}<br />

⃗E ⊥<br />

<strong>Das</strong> Vektorpotential ⃗ A ist aufgr<strong>und</strong> der Coulomb-Eichbedingung weiterhin<br />

rein transversal, so dass der longitudinale Anteil gerade − ⃗ ∇φ beträgt. Mit<br />

43


dieser Zerlegung lässt sich der Anteil des elektrischen <strong>Feld</strong>es an der <strong>Feld</strong>energie<br />

umschreiben, so dass die Coulomb-Energie sichtbar wird:<br />

∫ ∫ ∫<br />

d 3 ⃗x E ⃗ 2 = d 3 ⃗x E ⃗ ‖ 2 + d 3 ⃗x E ⃗ ⊥<br />

2<br />

= 1 ∫ ∫<br />

d 3 ⃗x ρφ + d 3 ⃗x E<br />

ε ⃗ ⊥<br />

2 0<br />

= 1 ∑<br />

∫<br />

q i q j<br />

4πε 2 0<br />

|⃗x<br />

i,j i − ⃗x j | + d 3 ⃗x E ⃗ ⊥ 2 (2.66)<br />

In der ersten Zeile tritt kein gemischter Term auf, denn ⃗ E ‖ · ⃗E ⊥ kann durch<br />

partielle Integration in φ ⃗ ∇ · ⃗E ⊥ = 0 umgeformt werden. In der Doppelsumme<br />

muss die divergente Selbstwechselwirkung durch die Forderung i ≠ j<br />

eliminiert werden. Wir erhalten die Hamiltonfunktion<br />

H = ∑ i<br />

+ 1 2<br />

+ ε 0<br />

2<br />

(⃗p i − q i<br />

⃗ A(⃗xi )) 2<br />

∑<br />

i≠j<br />

∫<br />

2m<br />

q i q j<br />

4πε 0 |⃗x i − ⃗x j |<br />

(Coulomb-Wechselwirkung)<br />

d 3 ⃗x ( ⃗ E 2 ⊥ + c2 ⃗ B 2 ). (2.67)<br />

Man überzeuge sich davon, dass die Hamiltonschen Bewegungsgleichungen<br />

˙⃗x i = ∂H<br />

∂⃗p i<br />

,<br />

˙⃗pi = − ∂H<br />

∂⃗x i<br />

(2.68)<br />

auf die Lorentz-Kraft auf ein geladenes Teilchen führen <strong>und</strong> beachte, dass<br />

die erste Gleichung die Beziehung<br />

m ˙⃗x i = ⃗p i − q i<br />

⃗ A (2.69)<br />

zwischen “kinematischem” <strong>und</strong> “kanonischem” Impuls impliziert. Für die<br />

Quantisierung des Systems werden ⃗x i , ⃗p i zu Operatoren ⃗ X i , ⃗ Pi mit den<br />

kanonischen Vertauschungsrelationen<br />

[(X i ) k ,(P j ) l ] = − i δ ijδ kl . (2.70)<br />

Desweiteren wird ⃗ A zum <strong>Feld</strong>operator des <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Feld</strong>es wie<br />

in Abschnitt 2.1.3 beschrieben. Wir merken an:<br />

44


(1) Die geladenen Materieteilchen werden hier nicht durch <strong>Feld</strong>operatoren,<br />

sondern konventionell durch Orts- <strong>und</strong> Impulsoperatoren beschrieben.<br />

Dies ist nicht zwangsläufig. Für den Fall von N identischen Teilchen<br />

(z.B. den Elektronen der Atomhülle) könnte man alternativ den Hamiltonoperator<br />

durch den <strong>Feld</strong>operator ψ s (⃗x) ausdrücken.<br />

(2) Unter einer Eichtransformation ⃗ A → ⃗ A + ⃗ ∇χ, ⃗ P i → ⃗ P i + q i<br />

⃗ ∇χ bleibt<br />

der kinematische Impuls unverändert. Eine solche Redefinition des kanonischen<br />

Impulsoperators entspricht in der Tat nur einer unitären<br />

Transformation des Hilbertraums <strong>und</strong> hat keine beobachtbaren physikalischen<br />

Konsequenzen (siehe auch QM I, S.69f).<br />

(3) Elektronen wechselwirken auch mittels ihres Spins mit dem magnetischen<br />

<strong>Feld</strong>. Diese Wechselwirkung wird durch<br />

H Spin = − ∑ i<br />

(−e)<br />

m ⃗ S i · ⃗B( ⃗ X i ) = − ∑ i<br />

(−e)<br />

2m ⃗σ i · ( ⃗ ∇ × ⃗ A)( ⃗ X i ) (2.71)<br />

beschrieben. Die vollständige relativistische Behandlung liefert weitere<br />

Terme, die in einem späteren Kapitel abgeleitet werden. Diese sowie<br />

die Spinwechselwirkung werden im folgenden vernachlässigt.<br />

Für die Behandlung von Atomen der Kernladung Z erhalten wir dann den<br />

folgenden Hamiltonoperator:<br />

H = H 0 + H int (2.72)<br />

mit<br />

H 0 =<br />

H int =<br />

( )<br />

Z∑ ⃗P 2<br />

i<br />

2m − Ze2<br />

i=1<br />

4πε 0 | X ⃗ + 1 ∑ e 2<br />

i | 2 4πε<br />

i≠j 0 | X ⃗ i − X ⃗ j |<br />

+ ε ∫<br />

0<br />

d 3 ⃗x ( E ⃗ ⊥ 2 + c2 B ⃗ 2 ) (2.73)<br />

2<br />

Z∑<br />

i=1<br />

( e ( ⃗Pi ·<br />

2m<br />

⃗A( X ⃗ i ) + A( ⃗ X ⃗ i ) · ⃗P<br />

) e 2 )<br />

i + A(<br />

2m ⃗ X ⃗ i ) 2<br />

(2.74)<br />

Der Atomkern wird hier als ein statisches Objekt (keine Dynamik) bei ⃗x = 0<br />

behandelt. Der Kern trägt zwar eine elektrische Ladung Ze <strong>und</strong> wechselwirkt<br />

deshalb ebenfalls mit dem <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Feld</strong>. (2.74) zeigt jedoch,<br />

dass diese Wechselwirkung im Vergleich zu der mit den Elektronen<br />

um einen Faktor m e /m Kern kleiner <strong>und</strong> deshalb vernachlässigbar ist. Der<br />

45


Hamiltonoperator wurde in den Term H 0 aufgespalten, der keine Wechselwirkungsterme<br />

zwischen dem Atom <strong>und</strong> dem <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Feld</strong><br />

enthält, sowie die Wechselwirkungsterme H int . Man beachte, dass in diesen<br />

⃗A( X ⃗ i ) als Argument die Ortsoperatoren der Elektronen besitzt. Aufgr<strong>und</strong><br />

der Eichbedingung ⃗∇ · ⃗A = 0 gilt ∑ k [(P i) k ,A k ( ⃗X i )] = 0, so dass H int auch<br />

zu<br />

Z∑<br />

( )<br />

e<br />

H int = A(<br />

m ⃗ X ⃗ i ) · ⃗P i + e2<br />

A(<br />

2m ⃗ X ⃗ i ) 2 (2.75)<br />

vereinfacht werden kann.<br />

i=1<br />

2.2.1 Spontane Emission <strong>und</strong> die Lebensdauer von angeregten<br />

Atomzuständen<br />

Wir betrachten Atome in schwachen <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Feld</strong>ern, so dass<br />

H int als Störung betrachtet werden kann. Formal betrachten wir e ⃗ A als<br />

kleine Größe – H int enthält also Terme der ersten <strong>und</strong> zweiten Ordnung in<br />

derselben.<br />

Die Eigenzustände von H 0 sind, da H 0 keine Wechselwirkung zwischen dem<br />

Atom <strong>und</strong> dem <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Feld</strong> enthält, die Produktzustände<br />

|A;n 1 ( ⃗ k 1 ,α 1 )...n i ( ⃗ k i ,α i )...〉 = |A〉 ⊗ |n 1 ( ⃗ k 1 ,α 1 )... n i ( ⃗ k i ,α i )...〉, (2.76)<br />

wobei |A〉 der Atom- <strong>und</strong> |n 1 ( ⃗ k 1 ,α 1 )...n i ( ⃗ k i ,α i )...〉 der <strong>Feld</strong>zustand seien.<br />

Die Photon-Fockzustände sind die zuvor behandelten ebenen Wellen. Die<br />

Atomzustände sollen Energieeigenzustände sein. Sie lassen sich nicht einfach<br />

angeben, da die Berechnung der Eigenzustände des entsprechenden Anteils<br />

von H 0 für ein Mehrelektronenatom nicht mehr analytisch möglich ist. Wir<br />

behandeln das Problem der Wechselwirkung zwischen Atom <strong>und</strong> <strong>elektromagnetische</strong>m<br />

<strong>Feld</strong> mit Hilfe der zeitabhängigen Störungsrechnung (siehe dazu<br />

QM I, S.138-153). Dabei geht man vom Schrödinger-Bild aus <strong>und</strong> verlagert<br />

dann die durch H 0 verursachte Zeitabhängigkeit der Zustände in die Operatoren<br />

(Wechselwirkungsbild). Im vorliegenden Fall ist auch eine hybride<br />

Behandlung denkbar, in der das <strong>elektromagnetische</strong> <strong>Feld</strong> im Heisenberg-Bild<br />

behandelt wird, <strong>und</strong> der Übergang vom Schrödinger- zum Wechselwirkungsbild<br />

nur für die Atomzustände durchgeführt wird. Im ersten Fall ist H int<br />

zeitunabhängig (Schrödinger-Bild) <strong>und</strong> es liegt eine konstante Störung vor.<br />

Im zweiten Fall trägt H int die Zeitabhängigkeit des freien <strong>Feld</strong>s ⃗ A( ⃗ X i ,t) im<br />

Heisenberg-Bild <strong>und</strong> die Störung wird als periodisch behandelt. <strong>Das</strong> Endresultat<br />

ist natürlich für beide Vorgehensweisen identisch. Im folgenden ver-<br />

46


wenden wir die erste, d.h. unser Ausgangspunkt ist das Schrödinger-Bild zur<br />

Beschreibung von Atom <strong>und</strong> <strong>elektromagnetische</strong>m <strong>Feld</strong>.<br />

Der Einfachheit halber nehmen wir für die folgenden Betrachtungen an,<br />

dass nur eine Photonmode ( ⃗ k,α) besetzt ist, d.h. die Zustände sind von der<br />

Form |A;n( ⃗ k,α)〉 — die Verallgemeinerung ist offensichtlich. Da A ⃗ linear<br />

in den Erzeugungs- <strong>und</strong> Vernichtungsoperatoren a † <strong>und</strong> a ist, sind in erster<br />

Ordnung in eA ⃗ nur folgende Matrixelemente von Null verschieden:<br />

〈B;(n − 1)( ⃗ k,α)|H int |A;n( ⃗ k,α)〉 = e ∑<br />

∫<br />

√<br />

d 3⃗ k ′ <br />

m (2π) 3 2ε<br />

α ′ 0 ω k ′<br />

Z∑<br />

× 〈B;(n − 1)( ⃗ k,α)|a α ′( ⃗ k ′ )e i⃗ k· ⃗X i<br />

⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) · ⃗P i |A;n( ⃗ k,α)〉<br />

i=1<br />

√<br />

= e √<br />

<br />

n(<br />

m 2ε 0 ω ⃗ Z∑<br />

k,α) 〈A|e i⃗ k· ⃗X iPi ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|B〉, (2.77)<br />

k<br />

i=1<br />

Hier wurde<br />

〈B;(n + 1)( ⃗ k,α)|H int |A;n( ⃗ k,α)〉<br />

√<br />

= e √<br />

<br />

n(<br />

m 2ε 0 ω ⃗ Z∑<br />

k,α) + 1 〈A|e −i⃗ k· ⃗X iPi ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ∗ |B〉.(2.78)<br />

k<br />

〈(n − 1)( ⃗ k,α)|a α ′( ⃗ k ′ )|n( ⃗ k,α)〉 =<br />

i=1<br />

√<br />

n( ⃗ k,α) · (2π) 3 δ αα ′δ (3) ( ⃗ k − ⃗ k ′ ) (2.79)<br />

<strong>und</strong> eine entsprechende Gleichung für das Matrixelement des Erzeugungsoperators<br />

verwendet. (Man beachte, dass die Operatoren zeitunabhängig<br />

sind, da auch das <strong>elektromagnetische</strong> <strong>Feld</strong> im Schrödinger-Bild behandelt<br />

wird.) Die Matrixelemente in den Atomzuständen können dagegen ohne genauere<br />

Kenntnis des Atoms nicht explizit berechnet werden.<br />

Der erste Ausdruck (2.77) beschreibt die Absorption A+nγ → B +(n −1)γ<br />

eines Photons mit Wellenzahl ⃗ k <strong>und</strong> Polarisation α aus dem <strong>Feld</strong>, wobei das<br />

Atom aus dem Zustand A in den Zustand B übergeht, der zweite Ausdruck<br />

(2.78) die Emission A+nγ → B+(n+1)γ eines Photons mit entsprechender<br />

Wellenlänge <strong>und</strong> Polarisation. Die Absorption eines Photons ist proportional<br />

zu √ n, d.h. sie findet offensichtlich nur statt, wenn im <strong>Feld</strong> schon Photonen<br />

vorhanden sind, <strong>und</strong> die Absorptionswahrscheinlichkeit wächst mit der Zahl<br />

der schon vorhandenen Photonen im absorbierten Zustand. Die Stärke der<br />

Emission wächst ebenfalls mit der Anzahl der Photonen. Dieses Phänomen<br />

47


nennt man stimulierte Emission. <strong>Das</strong> Matrixelement für die Emission ist<br />

jedoch auch für n( ⃗ k,α) = 0 von Null verschieden. Dies nennt man spontane<br />

Emission. Dieser Effekt tritt bei der Wechselwirkung von Atomen mit dem<br />

klassischen <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Feld</strong> nicht auf. Der Zerfall A → B+γ eines<br />

angeregten Atomzustands ist also ein Quanteneffekt des <strong>elektromagnetische</strong>n<br />

<strong>Feld</strong>es.<br />

Wir berechnen nun die Lebensdauer des Atomzustands A im Vakuum des<br />

<strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Feld</strong>s (n = 0), d.h. wir berechnen die Übergangsrate<br />

für die spontane Emission A → B + γ. Dazu nehmen wir an, dass H int<br />

im Zeitintervall [−τ,τ] wirkt <strong>und</strong> führen dann den Grenzübergang τ →<br />

∞ aus. Dies entspricht der Behandlung als konstante Störung (vgl. QM I,<br />

S.144f). In erster Ordnung der Störungstheorie erhält man für den Zerfall<br />

A → B + γ( ⃗ k,α) die Übergangswahrscheinlichkeit<br />

P A→B+γ( ⃗ k,α)<br />

= 1 ∣ ∫<br />

√<br />

∣∣∣ τ<br />

2 dt e i (E B+ω k −E A )t e <br />

−τ<br />

m 2ε 0 ω k<br />

Z∑<br />

× 〈B|e −i⃗ k· ⃗X iPi ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ∗ 2<br />

|A〉<br />

∣ . (2.80)<br />

i=1<br />

Mit der Definition ω AB = (E A − E B )/ liefert das Zeitintegral<br />

4sin 2 (ω k − ω AB )τ<br />

(ω k − ω AB ) 2 τ→∞<br />

−→ 4πτδ(ω k − ω AB ) (2.81)<br />

Damit findet man für die Übergangsrate, also die Übergangswahrscheinlichkeit<br />

pro Zeiteinheit<br />

R A→B+γ( ⃗ k,α)<br />

= 2π<br />

2 δ(ω k − ω AB ) e2 <br />

m 2 2ε 0 ω k<br />

∑<br />

×<br />

∣ 〈B|e −i⃗ k· ⃗X iPi ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ∗ 2<br />

|A〉<br />

∣ . (2.82)<br />

i<br />

Die delta-Funktion impliziert die Energieerhaltung im Zerfall (Zeittranslationsinvarianz).<br />

Dagegen ist der Impuls nicht erhalten, denn der Hamiltonoperator<br />

ist nicht translationsinvariant. Der unendlich schwere Atomkern (keine<br />

Dynamik) nimmt den Rückstoßimpuls auf, was hier nicht berücksichtgt<br />

wird. Entsprechend sind die Atomzustände keine Impulseigenzustände. Der<br />

Ausdruck (2.82) kann noch weiter vereinfacht werden, da die Wellenlänge<br />

48


λ = 2π/| ⃗ k| des emittierten Photons wesentlich größer als der Atomdurchmesser<br />

ist. Die typischen Energiedifferenzen ω AB sind von der Größenordnung<br />

mc 2 α 2 (für Z = 1) mit der Feinstrukturkonstanten<br />

α ≡<br />

e2<br />

4πǫ 0 c ≈ 1<br />

137 . (2.83)<br />

Damit ist ω k durch die delta-Funktion festgelegt. Der Bohr-Radius a 0 ist<br />

von der Ordnung /(mcα), so dass<br />

| ⃗ k|a 0 ∼ ω ABa 0<br />

<br />

∼ α. (2.84)<br />

Der Hauptbeitrag zum Matrixelement kommt also aus dem Bereich | ⃗ k· ⃗X i | ∼<br />

α ≪ 1. Deshalb nähern wir (“elektrische Dipolnäherung”)<br />

e −i⃗ k· ⃗X i<br />

≈ 1 + ... . (2.85)<br />

Da wir an der Übergangsrate des Zustand A nach B interessiert sind, muss<br />

über alle Endzustände, die damit verträglich sind, summiert werden, d.h.<br />

über alle Werte von ⃗ k <strong>und</strong> α, denn Wellenzahl <strong>und</strong> Polarisation des emittierten<br />

Photons sollen nicht beobachtet werden. Außerdem befinden sich A<br />

<strong>und</strong> B im Vakuum, d.h. die magnetischen Unterzustände m J des Gesamtdrehimpuls<br />

sind entartet. Folglich muss auch über m JB summiert werden.<br />

Schließlich befindet sich der Anfangszustand mit gleicher Wahrscheinlichkeit<br />

1/(2J A + 1) in einem der magnetischen Unterzustände, so dass über<br />

die entarteten Anfangszustände mit ihrer Besetzungswahrscheinlichkeit gewichtet<br />

summiert (d.h. gemittelt) werden muss. Diese Annahmen müssten<br />

modifiziert werden, wenn der Zerfall in einem äußeren elektrischen oder magnetischen<br />

<strong>Feld</strong> stattfände. Man erhält also<br />

R A→B+γ =<br />

1 ∑ ∑ ∑<br />

∫<br />

2J A + 1<br />

m JA m JB α<br />

d 3 ⃗ k<br />

(2π) 3 R A→B+γ( ⃗ k,α) . (2.86)<br />

Im folgenden beschränken wir uns auf das Wasserstoffatom mit nur einem<br />

Elektron, so dass in (2.82) die Summation über i wegfällt. <strong>Das</strong> benötigte<br />

Matrixelement wird mit Hilfe der Beziehung<br />

wie folgt umgeformt:<br />

i<br />

m ⃗ P =<br />

[<br />

⃗X, ⃗ P 2<br />

2m<br />

]<br />

[ ]<br />

= ⃗X,H0<br />

(2.87)<br />

〈B| ⃗ P ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ∗ |A〉 = −imω AB 〈B| ⃗ X ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ∗ |A〉. (2.88)<br />

49


Die Integration über die Wellenzahl der Photonen im Endzustand reduziert<br />

sich aufgr<strong>und</strong> der Energieerhaltung auf eine Integration über die Emissionsrichtung<br />

des Photons. Dazu verwenden wir d 3 ⃗ k = | ⃗ k| 2 d| ⃗ k|dΩ( ⃗ k) (dΩ( ⃗ k)<br />

bezeichnet die Integration über den Polar- <strong>und</strong> Azimuthwinkel von ⃗ k), um<br />

∫<br />

d 3 ⃗ k<br />

(2π) 3 δ(|⃗ k|c − ω AB ) = 1 ( ωAB<br />

) 2<br />

∫ dΩ( ⃗ k)<br />

c c (2π) 3 (2.89)<br />

zu erhalten. Die gesuchte Übergangsrate lautet damit<br />

1 ∑ ∑<br />

∫ dΩ( ⃗ k) 2π e 2 ωAB<br />

2 R A→B+γ =<br />

2J A + 1<br />

(2π) 3 2 m 2 2ε<br />

m JA , m JB α<br />

0 ω AB c 3 m 2 ωAB<br />

2<br />

∣<br />

× ∣〈B| X ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ∗ |A〉 ∣ 2 . (2.90)<br />

Die einzige Abhängigkeit von der Richtung von ⃗ k tritt in den Polarisationsvektoren<br />

auf. Unter Verwendung von (2.37) erhält man<br />

∫<br />

dΩ( ⃗ k) ∑ ∫ (<br />

⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ∗ i ⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) j<br />

= dΩ( ⃗ k) δ ij − k )<br />

ik j<br />

= 8π ⃗<br />

α<br />

k 2 3 δ ij. (2.91)<br />

Bei der Berechnung von<br />

∫<br />

dΩ( ⃗ k) k ik j<br />

⃗ k 2<br />

= 4π 3 δ ij (2.92)<br />

kann man verwenden, dass das Ergebnis nur proportional zu δ ij sein kann.<br />

Die Proportionalitätskonstante bestimmt man dann am einfachsten durch<br />

Kontraktion der Indizes i <strong>und</strong> j. <strong>Das</strong> verbleibende Matrixelement zwischen<br />

den Atomzuständen kürzen wir mir der Bezeichnung<br />

〈x 2 AB〉 ≡<br />

1<br />

2J A + 1<br />

∑<br />

3∑<br />

m JA , m JB i=1<br />

∣ 〈B|Xi |A〉 ∣ ∣ 2 (2.93)<br />

ab. Damit lässt sich das Endergebnis für die Übergangsrate eines elektrischen<br />

Dipolübergangs in erster Ordnung in der Störungsrechnung durch die Formel<br />

R A→B+γ =<br />

e2<br />

4πε 0 c · 4ω3 AB<br />

3c 2 〈x 2 AB 〉 (2.94)<br />

angeben, die große Ähnlichkeit mit dem entsprechenden Resultat in der klassichen<br />

Elektrodynamik aufweist. Die für die Berechnung der Rate erforderliche<br />

Kenntnis der atomaren Eigenschaften steckt in der Definition der Größe<br />

50


〈x 2 AB 〉. <strong>Das</strong> Resultat enthält die Feinstrukturkonstante α = e2 /4πε 0 c. Korrekturen<br />

zur Übergangsrate von der nächsten Ordnung in der Störungsentwicklung,<br />

der Dipolnäherung oder von relativistischen Effekten sind alle<br />

mindestens mit einem Faktor α ≈ 1/137 unterdrückt. Man beachte die<br />

Auswahlregeln für E1-Strahlung: <strong>Das</strong> Matrixelement 〈B|X i |A〉 ist nur von<br />

Null verschieden, wenn A <strong>und</strong> B unterschiedliche Parität tragen, weil der<br />

Operator X i Paritäts-ungerade ist, <strong>und</strong> wenn sich die Bahndrehimpulsquantenzahlen<br />

von A <strong>und</strong> B um 1 unterscheiden.<br />

Lebensdauer des 2p-Niveaus des Wasserstoffatoms<br />

Als Beispiel berechnen wir die Lebensdauer des 2p-Niveaus des Wasserstoffatoms,<br />

das wegen der Auswahlregeln nur in das 1s-Niveau zerfallen<br />

kann. Da die Spin-Bahn-Kopplung vernachlässigt wird, sind die Wasserstoff-<br />

Energieeigenzustände Produkte aus den nlm l -Zuständen <strong>und</strong> den Spinzuständen.<br />

<strong>Das</strong> 2p-Niveau ist sechsfach entartet (dreifach bezüglich m l <strong>und</strong><br />

zweifach bezüglich m s ). Wir schreiben Anfangs- <strong>und</strong> Endzustand also in der<br />

Form |nlm l m s 〉:<br />

|A〉 = |21m l m sA 〉, |B〉 = |100m sB 〉 (2.95)<br />

Die Ortsabhängigkeit ist durch (⃗x = r⃗n, a 0 = /(mcα))<br />

ψ 100 (⃗x) = 2<br />

ψ 21ml (⃗x) =<br />

a 3/2<br />

0<br />

e −r/a 0<br />

Y 00 (⃗n)<br />

r<br />

√ e −r/(2a0) Y<br />

5/2 1ml (⃗n), (2.96)<br />

24a 0<br />

gegeben, der Spinanteil durch den entsprechenden Spinor ξ ms . Wir benötigen<br />

das Matrixelement 〈21m l m sA |X i |100m sB 〉. Mit Y 00 (⃗n) = 1/ √ 4π erhält man<br />

bei gleichzeitiger Ausführung des Radialintegrals<br />

〈21m l m sB |X i |100m sA 〉 = δ msB m sA<br />

∫<br />

d 3 ⃗x x i ψ 21ml (⃗x)ψ 100 (⃗x)<br />

= δ msB m sA<br />

∫ dΩ(⃗n)<br />

√<br />

4π<br />

n i Y 1ml (⃗n)<br />

∫<br />

1 ∞<br />

√ dr r 4 e −3r/(2a 0)<br />

6a<br />

4<br />

0<br />

∫<br />

256a 0 dΩ(⃗n)<br />

= δ msB m sA<br />

81 √ √ n i Y 1ml (⃗n). (2.97)<br />

6 4π<br />

<strong>Das</strong> Matrixelement ist erwartungsgemäß nur dann von Null verschieden,<br />

wenn die Spinzustände gleich sind, denn die Wechselwirkung ist spin-unab-<br />

0<br />

51


hängig. Damit folgt<br />

〈x 2 AB〉 = 1 ∑ 32768<br />

3∑<br />

∫ 6 19683 a2 0 δ msB m sA dΩ(⃗n)<br />

2<br />

∣ √ n i Y 1ml (⃗n)<br />

m sA ,m sB ,m l<br />

4π<br />

∣ .<br />

Die Winkelintegrale löst man am einfachsten durch Transformation auf die<br />

sphärische Basis durch Verwendung von<br />

3∑<br />

n i n ′ i =<br />

i=1<br />

= 4π 3<br />

( ) (<br />

n1 + in<br />

√ 2 n<br />

′<br />

1 + in ′ ) ∗ ( )(<br />

2 n1 − in<br />

√ 2 n<br />

′<br />

+ √ 1 − in ′ ) ∗<br />

2<br />

√ + n 3 n ′ 3<br />

2 2 2 2<br />

3∑<br />

m=1<br />

i=1<br />

Y ∗<br />

1m(⃗n)Y 1m (⃗n ′ ). (2.98)<br />

Einsetzen liefert<br />

〈x 2 AB〉 = 1 6<br />

∑ 32768 1<br />

19683 a2 0<br />

3<br />

m sA ,m l<br />

3∑<br />

∫<br />

∣<br />

m=1<br />

dΩ(⃗n)Y 1m(⃗n)Y ∗<br />

2<br />

1ml (⃗n)<br />

∣ . (2.99)<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Orthogonalität der Kugelflächenfunktionen ergibt das Winkelintegral<br />

δ mml , so dass<br />

3∑<br />

∫<br />

∣<br />

m=1<br />

dΩ(⃗n)Y 1m ∗ (⃗n)Y 1m l<br />

(⃗n)<br />

∣<br />

2<br />

= 1. (2.100)<br />

Die verbleibende Summation über m sA <strong>und</strong> m l ergibt einen Faktor 6 <strong>und</strong><br />

damit<br />

〈x 2 AB 〉 = 32768<br />

59049 a2 0 . (2.101)<br />

(<br />

Die Frequenz des 2p1s-Übergangs ist ω AB = 3 mc 2<br />

8 <br />

). α2 Aus (2.94) folgt<br />

dann die Zerfallsrate<br />

R 2p→1s+γ = 4α<br />

3c 2 ( 3<br />

8<br />

mc 2 α 2<br />

Die Lebensdauer entspricht dem Kehrwert<br />

<br />

) 3 32768<br />

59049 a2 0. (2.102)<br />

τ 2p = 6561 <br />

256α 5 m e c 2 = 1.59 · 10−9 s. (2.103)<br />

Korrekturen zu diesem Resultat sind von der Ordnung α ≈ 1/137.<br />

52


Bemerkungen zur Multipolentwicklung.<br />

In der Ableitung der Zerfallsrate haben wir eine Multipolentwicklung<br />

e −i⃗ k· ⃗X i<br />

= 1 − i ⃗ k · ⃗X i + ... (2.104)<br />

vorgenommen. Die Eins auf der rechten Seite entspricht der bisher betrachteten<br />

elektrischen Dipolstrahlung (E1). Der nächste Term ⃗ k· ⃗X i ist für die Entstehung<br />

von elektrischer Quadrupolstrahlung (E2) <strong>und</strong> magnetischer Dipolstrahlung<br />

(M1) verantwortlich. Zu letzterer trägt auch der führende Term in<br />

der Multipolentwicklung der Spinwechselwirkung ∑ i e ⃗ mS i· ⃗B bei. Übergänge,<br />

die nur durch diese Strahlungstypen stattfinden können, sind mit ( ⃗ k a 0 ) 2 unterdrückt<br />

<strong>und</strong> haben deshalb im Vergleich zu E1-Zerfällen eine den Faktor<br />

(λ/a 0 ) 2 ≈ 1/α 2 längere Lebensdauer. Die Auswahlregeln für elektrische <strong>und</strong><br />

magnetische Multipolstrahlung A j ′ → A j + γ in der Ordnung l sind (vgl.<br />

QM I, S.212)<br />

1. Drehimpulserhaltung: |j ′ − l| ≤ j ≤ j ′ + l<br />

2. Paritätserhaltung. Folgende Paritätsänderungen ergeben sich für die<br />

jeweilige Strahlung:<br />

El Ml<br />

l gerade nein ja<br />

l ungerade ja nein<br />

Bezüglich der Multipolentwicklung <strong>und</strong> den Auswahlregeln gibt es keinen<br />

Unterschied zwischen der Behandlung der Strahlung als klassisches oder<br />

<strong>quantisierte</strong>s <strong>elektromagnetische</strong>s <strong>Feld</strong>, da die entsprechenden Aussagen allein<br />

eine Konsequenz der Rotationssymmetrie sind.<br />

2.2.2 Streuung von Licht an Atomen (Rayleigh- <strong>und</strong> Thomson-Streuung)<br />

In diesem Abschnitt betrachten wir die Streuung von Photonen an Atomen.<br />

Unter einem Streuprozess verstehen wir hier wie in der folgenden Skizze<br />

dargestellt einen Übergang, bei dem ein Photon im Anfangszustand in ein<br />

Photon im Endzustand übergeht, wobei eine Änderung des Wellenvektors<br />

<strong>und</strong> der Polarisation stattfinden kann. Dabei ändert sich in der Regel auch<br />

der Quantenzustand des Atoms.<br />

53


γ( ⃗ k,α) + A → γ( ⃗ k ′ ,α ′ ) + B<br />

Es handelt sich also um Prozesse, bei denen ein Photon vernichtet <strong>und</strong> ein<br />

weiteres Photon erzeugt wird. Analog zur Potentialstreuung von Elektronen<br />

gehen wir davon aus, dass für große Zeiten t → ±∞ die Wechselwirkung<br />

zwischen Projektil (Photon) <strong>und</strong> Streuzentrum (Atom) vernachlässigbar ist,<br />

so dass Anfangs- <strong>und</strong> Endzustand des Systems Produkte von Atom- <strong>und</strong><br />

<strong>Feld</strong>zuständen sind.<br />

Tatsächlich ist dies ein subtiler Punkt, weil die <strong>elektromagnetische</strong> Kraft langreichweitig ist, <strong>und</strong><br />

nur wie 1/r abfällt. Die Streuzustände in 1/r-Potentialen sind auch für große r keine ebenen<br />

Wellen. In der hier betrachteten Ordnung der Störungsentwicklung kann dieses Problem jedoch<br />

ignoriert werden.<br />

Wir gehen wieder vom Schrödinger-Bild für die Beschreibung von Atom <strong>und</strong><br />

<strong>elektromagnetische</strong>m <strong>Feld</strong> aus <strong>und</strong> betrachten wie zuvor<br />

H int =<br />

Z∑<br />

i=1<br />

( e<br />

m ⃗ A( ⃗ X i ) · ⃗P i + e2<br />

2m ⃗ A( ⃗ X i ) 2 )<br />

(2.105)<br />

als eine kleine Störung. Im Gegensatz zur spontanen Emission werden jetzt<br />

jedoch die quadratischen Terme in e ⃗ A benötigt, da ein Photon vernichtet<br />

<strong>und</strong> eines erzeugt wird. Die Wechselwirkung e ⃗ A( ⃗ X i )· ⃗P i muss also in zweiter<br />

Ordnung in der zeitabhängigen Störungstheorie behandelt werden. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> wird der Übergang zum Wechselwirkungsbild hier noch einmal<br />

explizit vorgeführt (siehe auch QM I, S.138-140).<br />

Als Basiszustände verwenden wir die Schrödingerzustände |A; ⃗ k,α〉 zu einem<br />

festen, frühen Zeitpunkt t i . Zu einem späteren Zeitpunkt t f hat sich der<br />

Zustand |A; ⃗ k,α〉 in den Zustand U(t f ,t i )|A; ⃗ k,α〉 entwickelt, wobei<br />

(<br />

U(t 2 ,t 1 ) = exp − i )<br />

(H 0 + H int )(t 2 − t 1 ) (2.106)<br />

den Zeitentwicklungsoperator bezeichnet. (Es wird verwendet, dass H nicht<br />

explizit von der Zeit abhängt, so dass die angegebene Form die Schrödinger-<br />

Gleichung löst.) Die Übergangsamplitude für den Streuprozess<br />

γ( ⃗ k,α) + A → γ( ⃗ k ′ ,α ′ ) + B (2.107)<br />

54


ist folglich durch das Streumatrixelement<br />

gegeben.<br />

S fi ≡<br />

lim 〈B;⃗ k ′ ,α ′ |U(t f ,t i )|A; ⃗ k,α〉 (2.108)<br />

t i →−∞,t f →∞<br />

Zur Berechnung von S fi wird das Wechselwirkungsbild verwendet. Dazu<br />

definiert man einen neuen Zeitentwicklungsoperator U I durch<br />

U I ≡ U † 0 U (2.109)<br />

mit<br />

(<br />

U 0 (t 2 ,t 1 ) = exp − i )<br />

H 0(t 2 − t 1 ) . (2.110)<br />

Der Operator U I erfüllt die Gleichung<br />

mit der bekannten rekursiven Lösung<br />

i ∂ ∂t U I = U † 0 H int U 0<br />

} {{ }<br />

U I , (2.111)<br />

≡ H I<br />

∫ t<br />

U I (t,t 0 ) = 1 − i dt ′ H I (t ′ ) U I (t ′ ,t 0 )<br />

t<br />

(<br />

0<br />

= 1 + − i )∫ t<br />

dt 1 H I (t 1 )<br />

t 0<br />

(<br />

+ − i ) 2 ∫ t ∫ t1<br />

dt 1 dt 2 H I (t 1 )H I (t 2 ) + .... (2.112)<br />

t 0 t 0<br />

Da der Anfangs- <strong>und</strong> Endzustand ein Eigenzustand von H 0 <strong>und</strong> damit U 0<br />

ist, führt die Wirkung von U 0 auf diesen nicht zu einer Zustandsänderung.<br />

Die relevanten Terme in (2.112) sind also die Terme in H int bzw. Potenzen<br />

von H int , die entweder aa † oder a † a enthalten, denn genau diese vernichten<br />

ein Photon <strong>und</strong> erzeugen ein weiteres. Die gesuchten Produkte findet man<br />

in<br />

(I) in erster Ordnung in H I (t 1 ) in dem Term e2<br />

2m ⃗ A 2 ;<br />

(II) in zweiter Ordnung in H I (t 1 )H I (t 2 ) im Produkt von zwei Wechselwirkungstermen<br />

vom Typ e m ⃗ A · ⃗P.<br />

55


Diese beiden Beiträge bilden die führenden Terme der Entwicklung nach e 2<br />

für die Streuung von Licht an Atomen. Sie sollen nun explizit berechnet<br />

werden. Wir beschränken uns wieder auf das Wasserstoffatom, die Verallgemeinerung<br />

ist unproblematisch.<br />

Der Beitrag (I) zu (2.108) ist<br />

S (I)<br />

fi<br />

= − i ∫ tf<br />

dt 〈B;<br />

<br />

⃗ k ′ ,α ′ |U 0 (t f ,t i )U † 0 (t,t i) e2<br />

A(<br />

t i<br />

2m ⃗ X) ⃗ 2 U 0 (t,t i )|A; ⃗ k,α〉<br />

(2.113)<br />

Der Grenzübergang t i,f → ∓∞ wird später durchgeführt. Die Zeitentwicklungsoperatoren<br />

führen auf den Eigenzuständen von H 0 zu den trivialen<br />

Ersetzungen<br />

U 0 (t,t i ) → e − i (E A+ω k )(t−t i ) ,<br />

U † 0 (t,t i) → e i (E B+ω k ′)(t−t i ) ,<br />

U 0 (t f ,t i ) → e − i (E B+ω k ′)(t f −t i ) .<br />

Den Photonanteil des Matrixelements kann man ausrechnen, indem man<br />

die Fourier-Zerlegung des Photonfelds (2.34) einsetzt, <strong>und</strong> die Vernichtungsoperatoren<br />

unter Verwendung der Vertauschungsregeln nach rechts durchtauscht:<br />

〈 ⃗ k ′ ,α ′ | A ⃗ 2 ( X)| ⃗ ⃗ k,α〉 = ∑ ∫ √ √<br />

d<br />

3 k1 ⃗ d 3 k2 ⃗ <br />

α 1 ,α 2<br />

(2π) 3 (2π) 3 2ε 0 ω k1 2ε 0 ω k2<br />

{<br />

× ⃗ǫ (α1) ( k ⃗ 1 )e i⃗ k 1· ⃗X ·⃗ǫ (α1) ( k ⃗ 2 ) ∗ e −i⃗ k 2· ⃗X<br />

=<br />

×〈0|a α ′( ⃗ k ′ )a α1 ( ⃗ k 1 )a † α 2<br />

( ⃗ k 2 )a † α (⃗ k)|0〉<br />

+⃗ǫ (α1) ( k ⃗ 1 ) ∗ e −i⃗ k 1· ⃗X ·⃗ǫ (α1) ( k ⃗ 2 )e i⃗ k 2· ⃗X<br />

× 〈0|a α ′( ⃗ k ′ )a † α 1<br />

( ⃗ k 1 )a α2 ( ⃗ k 2 )a † α( ⃗ }<br />

k)|0〉<br />

√ √<br />

<br />

e −i(⃗ k ′ − ⃗ k)· ⃗X · 2 · ⃗ǫ (α′) ( k<br />

2ε 0 ω k 2ε 0 ω ⃗′ ) ∗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k ). (2.114)<br />

k ′<br />

(Hier wird ⃗ k ′ ≠ ⃗ k verwendet.) Beim Durchtauschen bleiben nur die Kommutatorbeiträge<br />

übrig, deren delta-Funktionen die Integrationen über ⃗ k 1 <strong>und</strong><br />

⃗ k2 sowie die Polarisationssummen eliminieren.<br />

56


Insgesamt ergibt der Wechselwirkungsterm e2<br />

2m ⃗ A 2 den Beitrag<br />

S (I)<br />

fi<br />

= e − i (E B+ω k ′)t f<br />

e + i (E A+ω k )t i<br />

(<br />

× − i )<br />

e 2 <br />

√ ⃗ǫ (α′) ( k<br />

2mǫ 0 ωk ω ⃗′ ) ∗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) 〈B|e −i(⃗ k ′ − ⃗ k)· ⃗X |A〉<br />

k ′<br />

×<br />

∫ tf<br />

t i<br />

dt e i t(E B+ω k ′−(E A +ω k ))<br />

(2.115)<br />

zum Streumatrixelement.<br />

Der Beitrag (II) zum Streuprozess ist Teil des quadratischen Terms aus der<br />

Dyson-Entwicklung (2.112). Er hat die Gestalt<br />

S (II)<br />

fi<br />

=<br />

(<br />

− i ) 2 ∫ tf<br />

∫ t2<br />

dt 1 dt 2 〈B;<br />

<br />

⃗ k ′ ,α ′ |U 0 (t f ,t i )<br />

t i t i<br />

× U † 0 (t 1,t i ) e m ⃗ A( ⃗ X) · ⃗P U 0 (t 1 ,t i )<br />

× U † 0 (t 2,t i ) e m ⃗ A( ⃗ X) · ⃗P U 0 (t 2 ,t i )|A; ⃗ k,α〉 (2.116)<br />

Nach Einsetzen des Photonfeldoperators tragen wieder nur die Terme bei,<br />

die je einen Erzeugungs- <strong>und</strong> einen Vernichtungsoperator enthalten, also nur<br />

a † α ′ ( ⃗ k ′ )a α ( ⃗ k) <strong>und</strong> a α ( ⃗ k)a † α ′ ( ⃗ k ′ ). Die Faktoren von U 0 können nun nicht trivial<br />

beseitigt werden, da sie teilweise zwischen Orts- <strong>und</strong> Impulsoperatoren<br />

stehen, mit denen U 0 nicht kommutiert. Deshalb geht man wie folgt vor. Da<br />

H 0 = H 0,<strong>Feld</strong> + H 0,Atom per Definition in einen Anteil allein des <strong>elektromagnetische</strong>n<br />

<strong>Feld</strong>s <strong>und</strong> allein des Atoms zerfällt, die miteinander kommutieren,<br />

gilt für den ungestörten Zeitentwicklungsoperator<br />

Unter Verwendung von<br />

U 0 = U <strong>Feld</strong><br />

0 U Atom<br />

0 . (2.117)<br />

†, <strong>Feld</strong><br />

U 0 (t,t i )a α ( ⃗ k)U0 <strong>Feld</strong> (t,t i ) = a α ( ⃗ k,t) = a α ( ⃗ k)e −iω k(t−t i )<br />

(2.118)<br />

kann man nun den Anteil des Matrixelements, welcher mit dem <strong>elektromagnetische</strong>n<br />

<strong>Feld</strong> zusammenhängt, explizit auswerten, wobei wieder die<br />

Darstellung des <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Feld</strong>s durch Erzeugungs- <strong>und</strong> Vernichtungsoperatoren<br />

sowie deren Vertauschungsrelationen verwendet werden.<br />

57


Dies ergibt zunächst den Ausdruck<br />

S (II)<br />

fi<br />

=<br />

(<br />

− i ) 2 ( e<br />

) ∫ 2 tf<br />

∫<br />

√<br />

t1<br />

dt 1 dt 2<br />

m t i t i<br />

{<br />

× e −iω kt 2<br />

e iω k ′t 1<br />

e −i(ω k−ω k ′)t i<br />

√<br />

<br />

2ε 0 ω k 2ε 0 ω k ′<br />

e − i (E B+ω k ′)(t f −t i )<br />

†, Atom<br />

× 〈B|U 0 (t 1 ,t i )e −i⃗ k ′· ⃗X P ⃗ ·⃗ǫ<br />

(α ′) ( k ⃗′ ) ∗ U0 Atom (t 1 ,t i ) (∗1∗)<br />

†, Atom<br />

× U 0 (t 2 ,t i )e i⃗ k· ⃗X P ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )U0 Atom (t 2 ,t i )|A〉<br />

+ e −iω kt 1<br />

e iω k ′t 2<br />

e i(ω k−ω k ′)t i<br />

†, Atom<br />

× 〈B|U 0 (t 1 ,t i )e i⃗ k· ⃗X P ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )U0 Atom (t 1 ,t i ) (∗2∗)<br />

†, Atom<br />

× U 0 (t 2 ,t i )e −i⃗ k ′· ⃗X P ⃗ ·⃗ǫ<br />

(α ′) ( k ⃗′ ) ∗ }<br />

U0 Atom (t 2 ,t i )|A〉 .<br />

(2.119)<br />

Um die in den verbleibenden Größen U0 Atom steckende Zeitabhängigkeit explizit<br />

zu machen, setzt man an den mit (∗1∗) <strong>und</strong> (∗2∗) markierten Stellen<br />

ein vollständiges System ∑ N<br />

|N〉〈N| von atomaren Zuständen ein. Die<br />

Summe schließt eine Integration über das kontinuierliche Spektrum (Streuzustände)<br />

ein. Man erhält dann<br />

S (II)<br />

fi<br />

= e − i (E B+ω k ′)t f<br />

e i (E A+ω k )t i<br />

(− i <br />

) 2<br />

e 2 <br />

2m 2 ǫ 0<br />

√<br />

ωk ω k ′<br />

∫ tf<br />

t i<br />

dt 1<br />

∫ t1<br />

t i<br />

dt 2<br />

{ ∑<br />

×<br />

N<br />

e i (E B+ω k ′ −E N )t 1<br />

e i (E N −(E A +ω k ))t 2<br />

×〈B|e −i⃗ k ′· ⃗X ⃗P ·⃗ǫ (α′) ( ⃗ k ′ )|N〉〈N|e i⃗ k· ⃗X ⃗P ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|A〉<br />

+ ∑ N<br />

e i (E B−ω k −E N )t 1<br />

e i (E N −(E A −ω k ′))t 2<br />

}<br />

× 〈B|e i⃗ k· ⃗X P ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|N〉〈N|e −i⃗ k ′· ⃗X P ⃗ ·⃗ǫ<br />

(α ′) ( k ⃗′ )|A〉 . (2.120)<br />

Wir führen nun das Zeitintegral über t 2 aus. Dabei erhält man auch einen<br />

Beitrag von der unteren Integrationsgrenze. Dieser Beitrag ist jedoch ein<br />

Artefakt der Annahme, dass die Störung plötzlich zur Zeit t = t i einsetzt<br />

zusammen mit der Verwendung von ebenen Wellen als Anfangs- <strong>und</strong> Endzustand.<br />

Ebene Wellen sind räumlich nicht lokalisiert, so dass sich das Photon<br />

selbst für t i → −∞ im Bereich des wechselwirkenden Atoms befindet. Eine<br />

58


saubere Behandlung des Streuprozesses verwendet deshalb als Anfangs- <strong>und</strong><br />

Endzustand hinreichend lokalisierte Wellenpakete, die sich in Richtung von<br />

⃗ k bzw. ⃗ k<br />

′<br />

ausbreiten. Hier genügt es jedoch anzunehmen, dass H int adiabatisch<br />

“eingeschaltet” wird (analog zum Eintritt des Wellenpakets in den<br />

Bereich der Wechselwirkung), was durch die Ersetzung<br />

H int (t) → f(t)H int (t) (2.121)<br />

bewerkstelligt wird. f(t) soll für große Zeiten t → ∓∞ in glatter Weise<br />

verschwinden <strong>und</strong> sonst gleich Eins sein. Dann ist klar, dass die untere Integrationsgrenze<br />

des t 2 -Integrals für t i → −∞ keinen Beitrag liefert. <strong>Das</strong><br />

Matrixelement (2.120) wird dann zu<br />

S (II)<br />

fi<br />

= e − i (E B+ω k ′)t f<br />

e i (E A+ω k )t i<br />

(− i ) 2<br />

e 2 <br />

i 2m 2 √<br />

ǫ 0 ωk ω k ′<br />

{<br />

〈B|e −i⃗ k ′· ⃗X P ⃗ ·⃗ǫ (α ′) ( k ⃗′ ) ∗ |N〉〈N|e i⃗ k· ⃗X P ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|A〉<br />

E N − (E A + ω k )<br />

× ∑ N<br />

+ 〈B|ei⃗ k· ⃗X P ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|N〉〈N|e −i⃗ k ′· ⃗X P ⃗ ·⃗ǫ (α ′) ( k ⃗′ ) ∗ }<br />

|A〉<br />

E N − (E A − ω k ′)<br />

∫ tf<br />

× dt e i (E B+ω k ′−(E A +ω k ))t<br />

t i<br />

(2.122)<br />

Zur Berechnung der Übergangsrate muss |S (I)<br />

fi<br />

+ S (II)<br />

fi<br />

| 2 gebildet <strong>und</strong> durch<br />

t f − t i geteilt werden. Die zeitabhängigen Terme sind beiden Anteilen des<br />

Streumatrixelements gemeinsam. Analog zu (2.81) liefert das quadrierte Zeitintegral<br />

für große t f − t i<br />

1<br />

t f − t i<br />

∣ ∣∣∣<br />

∫ tf<br />

t i<br />

t f −t i →∞<br />

= 2πδ<br />

2<br />

dt e i (E B+ω k ′−(E A +ω k ))t<br />

∣<br />

(<br />

EB<br />

(<br />

+ ω k ′ − EA<br />

) )<br />

+ ω k . (2.123)<br />

Damit erhält man die Übergangsrate in einen Photonzustand im Wellenzahlintervall<br />

[ ⃗ k ′ , ⃗ k ′ + d ⃗ k ′ ] <strong>und</strong> mit Polarisation α ′ in der Form<br />

R γ( ⃗ k,α)+A→γ( k ⃗ ′ ,α ′ )+B = 2π (<br />

2 |T EB − E A<br />

|2 δ<br />

<br />

) d 3⃗ k ′<br />

+ ω k ′ − ω k<br />

(2π)<br />

3. (2.124)<br />

59


Hier haben wir das Übergangsmatrixelement<br />

mit<br />

(<br />

|T | 2 e 2 ) 2<br />

<br />

= √ |M| 2 (2.125)<br />

2mε 0 ωk ω k ′<br />

M ≡ 〈B|e −i(⃗ k ′ − ⃗ k)· ⃗X |A〉⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )<br />

(<br />

− 1 ∑ 〈B|e −i⃗ k ′· ⃗X P ⃗ ·⃗ǫ (α ′) ( k ⃗′ ) ∗ |N〉〈N|e i⃗ k· ⃗X P ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|A〉<br />

m<br />

E N − (E A + ω k )<br />

N<br />

+ 〈B|ei⃗ k· ⃗X P ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|N〉〈N|e −i⃗ k ′· ⃗X P ⃗ ·⃗ǫ (α ′) ( k ⃗′ ) ∗ )<br />

|A〉<br />

(2.126)<br />

E N − (E A − ω k ′)<br />

für diesen Prozess eingeführt. (Die Einheit von R ist 1/s ·1/m −3 , deshalb ist<br />

R nicht im strengen Sinne eine Übergangsrate. Dies liegt an der Normierung<br />

des einlaufenden Photonzustands auf eine delta-Funktion <strong>und</strong> wird gleich bei<br />

der Berechnung des Wirkungsquerschnitts korrigiert.) Bis auf einen Normierungsfaktor<br />

ist M gerade die Summe der Beiträge (I) <strong>und</strong> (II) zur Übergangsamplitude.<br />

Die Interpretation der drei Terme wird durch die folgende<br />

Abbildung veranschaulicht.<br />

⃗ k, α ⃗ k ′ , α ′ A B<br />

⃗ k, α ⃗ k ′ , α ′ A B<br />

⃗ k, α ⃗ k ′ , α ′<br />

N<br />

t 2 t 1<br />

t 2 N t 1<br />

A<br />

B<br />

Der erste Term (von ⃗ A 2 in H int ) beschreibt eine Zwei-Photon-Wechselwirkung<br />

mit dem Atom. Im zweiten Term wird das einlaufende Photon absorbiert<br />

<strong>und</strong> das Atom geht in den Zwischenzustand |N〉 über. Anschließend<br />

wird das auslaufende Photon emittiert <strong>und</strong> das Atom befindet sich im Endzustand<br />

|B〉. Im dritten Term wird dagegen das auslaufende Photon zuerst<br />

emittiert, <strong>und</strong> dann das einlaufende Photon absorbiert. Den Zwischenzustand<br />

N darf man sich dabei nicht als ein “reales” Atom vorstellen (beobachtet<br />

wird nur der Anfangs- <strong>und</strong> der Endzustand), denn für ihn gilt noch<br />

nicht einmal die Energieerhaltung (E N ≠ E A +ω k , E A −ω k ′). Man spricht<br />

deshalb auch von “virtuellen Zwischenzuständen”.<br />

60


Die interessante physikalische Größe ist nicht R selbst, sondern der differentielle<br />

Wirkungsquerschnitt<br />

dσ<br />

dΩ = Anzahl in dΩ gestreuten Photonen/sec<br />

Anzahl einlaufende Photonen/(sec <strong>und</strong> Fläche)<br />

R γ+A→γ<br />

=<br />

′ +B<br />

, (2.127)<br />

einlaufender Photonenfluss Φ γ<br />

wobei der einlaufende Photonenfluss durch<br />

Φ γ = Photonenzahl/Volumen ·Geschwindigkeit der Photonen<br />

} {{ } } {{ }<br />

〈 ⃗ k,α|a α ( ⃗ k)a † α( ⃗ k)| ⃗ c<br />

k,α〉/V<br />

∫<br />

= (2π)3 δ (3) (0) d 3 ⃗x<br />

· c = · c = c (2.128)<br />

V V<br />

gegeben ist. <strong>Das</strong> Volumenelement im Impulsraum wird wieder in der Form<br />

d 3 ⃗ k ′<br />

(2π) 3 = d|⃗ k ′ | ⃗ k ′ | 2 dΩ<br />

(2π) 3 (2.129)<br />

geschrieben. Aus (2.124) folgt dann der differentielle Wirkungsquerschnitt<br />

(ω k ′ = | ⃗ k ′ |c)<br />

∫<br />

dσ d|<br />

dΩ = ⃗ k ′ | | ⃗ k ′ | 2<br />

(2π) 3<br />

(<br />

2π 1<br />

2 c |T |2 δ ω k ′ − ω k + E )<br />

B − E A<br />

<br />

=<br />

=<br />

ω 2 k ′<br />

(2πc 2 ) 2 |T |2 ω k ′=ω k − E B −E A<br />

<br />

( ) α 2<br />

· ωk ′<br />

· |M| 2 , (2.130)<br />

mc ω k<br />

wobei im Ausdruck (2.126) für M die Frequenz ω k ′ des gestreuten Photons<br />

durch ω k − (E B − E A )/ zu ersetzen ist. <strong>Das</strong> Matrixelementquadrat |M| 2<br />

ist dimensionslos <strong>und</strong> von der Größenordnung Eins. Für ω k ′ ≈ ω k ist die<br />

Größenordnung des Wirkungsquerschnitts durch das Quadrat r0 2 des klassischen<br />

Elektronenradius<br />

r 0 ≡ α ·<br />

<br />

mc ≈ 2.8 · 10−13 cm (2.131)<br />

bestimmt. Bisher haben wir nicht über die Polarisationen α <strong>und</strong> α ′ summiert,<br />

d.h. es wurde angenommen, dass die Polarisation des Photons im<br />

61


Anfangs- <strong>und</strong> Endzustand gemessen wird. Im allgemeinen wird man auch<br />

über entartete Atomzustände summieren bzw. mitteln müssen. Darauf soll<br />

hier nicht weiter eingegangen werden. Wir betrachten nun einige interessante<br />

Grenzfälle von (2.130).<br />

Rayleigh-Streuung<br />

Der Anfangszustand des Atoms, |A〉, sei sein Gr<strong>und</strong>zustand. <strong>Das</strong> Streuexperiment<br />

werde mit langwelligem Licht durchgeführt, dessen Energie klein<br />

gegen die Anregungsenergie ist, ω k ≪ (E B − E A )/. Deswegen muss das<br />

Atom nach der Streuung im Gr<strong>und</strong>zustand verbleiben: |B〉 = |A〉 <strong>und</strong> folglich<br />

E A = E B , ω k ′ = ω k . Wegen der großen Wellenlänge muss nur der<br />

Dipolterm in der Multipolentwicklung betrachtet werden, wir setzen also<br />

e ±i⃗ k· ⃗X → 1. Damit vereinfacht sich M zu<br />

M ≈ ⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )<br />

(<br />

− 1 ∑ 〈A| P ⃗ ·⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ |N〉〈N| P ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|A〉<br />

m<br />

E N − E A − ω<br />

N<br />

k<br />

+ 〈A|⃗ P ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|N〉〈N| P ⃗ ·⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ )<br />

|A〉<br />

. (2.132)<br />

E N − E A + ω k<br />

Den ersten Term formen wir mit Hilfe von 〈A|A〉 = 1 <strong>und</strong> [X i ,P j ] = iδ ij<br />

wie folgt um:<br />

⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) = ⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ i ⃗ǫ (α) ( ⃗ 1<br />

k ) j<br />

i 〈A|[X i,P j ] |A〉<br />

= 1 ∑(<br />

〈A| X<br />

i<br />

⃗ ·⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ |N〉〈N| P ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|A〉<br />

N<br />

− ( X ⃗ ·⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ ↔ P ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ )<br />

k ))<br />

= 1 ∑ 1<br />

(<br />

〈A| P<br />

m E N − E ⃗ ·⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ |N〉〈N| P ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|A〉<br />

A<br />

N<br />

+ ( P ⃗ ·⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ ↔ P ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ )<br />

k )) . (2.133)<br />

Beim Übergang zur letzten Zeile wurde wieder die Identität<br />

⃗P = m i<br />

[<br />

⃗X,H0<br />

]<br />

⇒<br />

〈N| X|M〉 ⃗ = i <br />

〈N| P<br />

m E M − E ⃗ |M〉 (2.134)<br />

N<br />

62


verwendet. Damit können beide Terme in (2.132) auf einen gemeinsamen<br />

Nenner gebracht werden:<br />

(<br />

M = − 1 ∑ ω k 〈A| P ⃗ ·⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ |N〉〈N| P ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|A〉<br />

m (E N − E A )(E N − E A − ω<br />

N<br />

k )<br />

− ω k〈A| P ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|N〉〈N| P ⃗ ·⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ )<br />

|A〉<br />

(2.135)<br />

(E N − E A )(E N − E A + ω k )<br />

Man beachte, dass der Term N = A in der Summe nicht beiträgt, da das<br />

Matrixelement 〈A| P ⃗ |A〉 verschwindet (Parität). Der Ausdruck (2.135) ist<br />

also trotz des Faktors 1/(E N − E A ) wohl definiert. Da ω k ≪ E N − E A ,<br />

entwickeln wir die Energie-Nenner<br />

1<br />

E N − E A ∓ ω k<br />

=<br />

(<br />

1<br />

1 ± ω k<br />

+ ...<br />

E N − E A E N − E A<br />

Der führende Term kürzt sich in (2.135) heraus, denn<br />

∑<br />

( 〈A| P ⃗ ·⃗ǫ (α ′) ( k ⃗′ ) ∗ |N〉〈N| P ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|A〉<br />

N<br />

(E N − E A ) 2<br />

)<br />

. (2.136)<br />

− 〈A|⃗ P ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|N〉〈N| P ⃗ ·⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ )<br />

|A〉<br />

(E N − E A ) 2<br />

( m 2 ∑(<br />

= −<br />

〈A| ⃗X ·⃗ǫ<br />

i) (α′) ( k ⃗′ ) ∗ |N〉〈N| ⃗X ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|A〉<br />

N<br />

−(⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ↔ ⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ )<br />

)<br />

( m<br />

) 2<br />

= − ⃗ǫ<br />

(α ′) ( k<br />

i<br />

⃗′ ) ∗ i ⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) j<br />

〈A|[X i ,X j ] |A〉<br />

= 0 wegen [X i ,X j ] = 0. (2.137)<br />

<strong>Das</strong> approximative Matrixelement für Rayleigh-Streuung lautet damit<br />

M ≈ − 2 ωk<br />

2 ∑ 1<br />

(<br />

m (E N − E A ) 3 〈A| P ⃗ ·⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ |N〉〈N| P ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|A〉<br />

N≠A<br />

+〈A| P ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|N〉〈N| P ⃗ ·⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ )<br />

|A〉<br />

≡<br />

(<br />

ωk<br />

ω αα′<br />

A (Ω) ) 2<br />

, (2.138)<br />

63


wobei die Größe ωA<br />

αα′ (Ω) durch die vorige Zeile definiert wird. Sie ist unabhängig<br />

von der Frequenz (aber nicht der Richtung) des Photons <strong>und</strong> hat<br />

die Einheit Frequenz, weil M dimensionslos ist. Diese für das atomare Matrixelement<br />

charakteristische Frequenz liegt typischerweise im UV-Bereich,<br />

denn dies ist die für Wasserstoff charakteristische Größe von Energiedifferenzen.<br />

<strong>Das</strong> Matrixelement muss jetzt nur noch in die allgemeine Form (2.130) des<br />

Wirkungsquerschnitts eingesetzt werden. Da das Atom durch den Streuprozess<br />

nicht angeregt wird, gilt ω k = ω k ′, so dass<br />

( )<br />

dσ<br />

4<br />

dΩ = r2 0 ·<br />

ωk<br />

ωA αα′ (Ω) (2.139)<br />

Dieses Resultat liefert eine quantenmechanische Ableitung der bekannten<br />

Tatsache, dass der Rayleigh-Streuquerschnitt von Licht (im optischen oder<br />

längerwelligen Bereich) an Atomen mit der vierten Potenz der einfallenden<br />

Frequenz anwächst. Die Größe des Wirkungsquerschnitts wird neben r 0<br />

durch das Matrixelement ωA<br />

αα′ bestimmt, welches z.B. für das Wasserstoffatom<br />

numerisch bestimmt werden kann.<br />

Thomson-Streuung<br />

Wir betrachten den entgegengesetzten Grenzfall, dass ω k bedeutend größer<br />

als die atomaren Energiedifferenzen ist. Die Terme in der zweiten <strong>und</strong> dritten<br />

Zeile des Ausdrucks (2.126) für M sind dann von der Ordnung (atomare<br />

Energien)/ω k <strong>und</strong> können vernachlässigt werden.<br />

Dieses Argument bedarf besserer Rechtfertigung, das die Summe (das Integal) über N Zwischenzustände<br />

mit beliebig großer Energie E N enthält. Es ist zu zeigen, dass für große E N − E A die<br />

Matrixelemente im Zähler von (2.126) klein werden, so dass der wesentliche Beitrag zur Summe<br />

über N von den niedrig angeregten Zuständen kommt.<br />

Der Wirkungsquerschnitt lautet dann<br />

dσ<br />

dΩ ≈ r2 0 · ∣<br />

∣〈B|e −i(⃗ k ′ − ⃗ k)· ⃗X |A〉 ∣ 2 ∣<br />

· ∣⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ∣ 2 , (2.140)<br />

wobei wir ω k ′ = ω k −(E B −E A )/ ≈ ω k gesetzt haben. Falls die Wellenlänge<br />

immer noch groß gegen den Atomradius ist, kann wieder die Dipolnäherung<br />

verwendet werden:<br />

∣<br />

∣〈B|e −i(⃗ k ′ − ⃗ k)· ⃗X |A〉 ∣ ≈ |〈A|B〉| = δ AB . (2.141)<br />

64


In dieser Näherung kann das Atom nicht angeregt werden, obwohl die Energie<br />

des Photons sehr groß ist.<br />

Wenn die einlaufenden Photonen nicht polarisiert sind <strong>und</strong> die Polarisation<br />

der gestreuten Photonen nicht gemessen wird, muss über α gemittelt<br />

<strong>und</strong> über α ′ summiert werden. <strong>Das</strong> liefert den unpolarisierten Thomson-<br />

Streuquerschnitt<br />

dσ<br />

dΩ = 1 ∑<br />

r 2 ∣<br />

0 ∣⃗ǫ (α′) ( k<br />

2<br />

⃗′ ) ∗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ∣ 2<br />

α,α ′<br />

= 1 ∑<br />

r0 2 ⃗ǫ (α′) ( k<br />

2<br />

⃗′ ) ∗ i ⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) j ⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ∗ j ⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) i<br />

α,α<br />

(<br />

′ )( )<br />

= 1 2 r2 0 δ ij − k′ i k′ j<br />

| k ⃗′ | 2 δ ij − k ik j<br />

| ⃗ k| 2<br />

= 1 2 (1 + cos2 θ) · r 2 0 , (2.142)<br />

wobei der Streuwinkel θ durch ⃗ k · ⃗k ′ = | ⃗ k|| ⃗ k ′ |cos θ definiert wird. Dieser<br />

Ausdruck, ebenso wie der totale Wirkungsquerschnitt<br />

σ =<br />

∫<br />

dΩ dσ ∫ 1<br />

dΩ = πr2 0 d(cos θ)(1 + cos 2 θ)<br />

−1<br />

= 8πr2 0<br />

3<br />

= 6.65 · 10 −25 cm 2 , (2.143)<br />

sind unabhängig vom Zustand |A〉 des Atoms. Die mikrophysikalischen Eigenschaften<br />

des Atoms spielen hier bemerkenswerterweise keine Rolle, <strong>und</strong><br />

deshalb stimmen die Ausdrücke auch mit denen der klassichen Elektrodynamik<br />

überein. In der klassichen Beschreibung wird das Elektron (geladenes<br />

Punktteilchen) durch die einfallende ebene <strong>elektromagnetische</strong> Welle<br />

zu Schwingungen anregt, welche wiederum zur Aussendung von Strahlung<br />

führen.<br />

Resonanzen<br />

Die soweit entwickelte Theorie versagt, falls es einen diskreten atomaren<br />

Zwischenzustand |I〉 gibt, so dass E A + ω k = E I . Der Ausdruck (2.126),<br />

bzw. |T | 2 <strong>und</strong> der Wirkungsquerschnitt wird dann formal unendlich. Wenn<br />

der Zwischenzustand im Kontinuum der Atomzustände liegt, gibt es kein<br />

Problem, da dann auf jeden Fall über ein Energieintervall um E I integriert<br />

65


wird, <strong>und</strong> die Singularität in einem hier nicht näher spezifizierten Sinne<br />

integrierbar ist. Wie betrachten also einen resonanten Zwischenzustand im<br />

diskreten Spektrum. Die Ursache der Divergenz des Wirkungsquerschnitts<br />

ist das Zeitintegral über t 2 in (2.120),<br />

∫ t1<br />

t i<br />

dt 2 e i (E I−E A −ω k )t 2<br />

, (2.144)<br />

für welches der oszillierende Faktor nahe der Resonanz sehr klein wird. Aufgr<strong>und</strong><br />

des oszillierenden Integranden stammt der Hauptbeitrag zum Integral<br />

von Werten<br />

<br />

t 1 − t 2 <<br />

(2.145)<br />

E I − E A − ω k<br />

nahe der oberen Grenze t 1 . Wenn diese Zeitdifferenz sehr gross wird, kann<br />

man die Lebensdauer des Zustands |I〉 nicht mehr vernachlässigen (vgl. QM<br />

I, S.155-159). Die Zeitabhängigkeit eines zerfallenden Zustands erhält man<br />

in guter Näherung durch die Ersetzungsregel,<br />

e i E It −→ e i E It e −Γ I<br />

2 t = e i (E I+iΓ I /2)t , (2.146)<br />

wobei<br />

τ I ≡ Γ I<br />

(2.147)<br />

die Lebensdauer des Zustands ist. Dies ist aus dem exponentiellen Zerfall<br />

e −Γ It/ des Quadrats ersichtlich. Γ I errechnet man aus der Zerfallswahrscheinlichkeit<br />

für spontane Emission oder andere Prozesse (wie Stöße), die<br />

zum Zerfall führen können. Mit der so heuristisch begründeten Ersetzung<br />

E I → E I + iΓ I /2 erhält man dann<br />

M ≈ − 1 〈B|e −i⃗ k ′· ⃗X P ⃗ ·⃗ǫ (α ′) ( k ⃗′ ) ∗ |I〉〈I|e i⃗ k· ⃗X P ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|A〉<br />

m E I − (E A + ω k ) + iΓ I /2<br />

(2.148)<br />

für ω k ≈ E I − E A . Hier wurde verwendet, dass die gesamte Amplitude<br />

(2.126) vom resonanten Zwischenzustand I dominiert wird, weil der Nenner<br />

klein wird (aber endlich bleibt). Es wird vorausgesetzt, dass Γ I ≪ E I . Der<br />

Wirkungsquerschnitt lautet dann<br />

mit<br />

dσ<br />

dΩ = r2 0 · ωk ′ C<br />

·<br />

ω k (E I − (E A + ω k )) 2 + Γ 2 I /4 (2.149)<br />

C = 1 m 2 · |〈B|e−i⃗ k ′· ⃗X ⃗ P ·⃗ǫ<br />

(α ′) ( ⃗ k ′ ) ∗ |I〉| 2 |〈I|e i⃗ k· ⃗X ⃗ P ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|A〉| 2 . (2.150)<br />

66


Die Frequenzabhähngigkeit des Wirkungsquerschnitts in der Nähe der Resonanzfrequenz<br />

(E I − E A )/ wird durch den Nenner bestimmt, was die typische<br />

Lorentz-Form einer Resonanzlinie ergibt, welche der (schwächeren)<br />

Energieabhängigkeit der übrigen Terme überlagert ist, wie es nachfolgende<br />

Skizze zeigt. Die Breite <strong>und</strong> Höhe der Resonanz wird offensichtlich durch Γ I<br />

bestimmt, denn Γ I bestimmt, wie klein der Nenner in (2.149) werden kann.<br />

Für Atome erhält man in der Regel sehr scharfe Resonanzlinien.<br />

dσ<br />

dΩ<br />

Breite Γ I /<br />

ω k = E I − E A<br />

ω k<br />

2.2.3 Streuung von Licht an freien Elektronen (Compton-<br />

Streuung)<br />

Die Streuung an ungeb<strong>und</strong>enen (freien) Elektronen können wir berechnen,<br />

in dem wir die Atomzustände durch die Elektron-Einteilchenzustände mit<br />

definiertem Impuls (ebene Wellen) ersetzen:<br />

|A〉 = |⃗p,s〉 ≃ ξ s e i ⃗p·⃗x (2.151)<br />

〈B| = 〈⃗p ′ ,s ′ | ≃ ξ † s<br />

e − i ⃗p ′·⃗x<br />

′ <br />

(2.152)<br />

Für die Rechnung verwenden wir die rechts angegebene Ortsdarstellung der<br />

Impulseigenzustände. Die Elektronen müssen nicht-relativistisch sein, d.h.<br />

|⃗p|, |⃗p ′ | ≪ mc. Die Verallgemeinerung der Compton-Streuung auf relativistiche<br />

Elektronen behandeln wir später im Rahmen der relativistischen Quantenelektrodynamik.<br />

Während bisher die atomaren Matrixelemente nicht explizit ausgewertet<br />

werden konnten, sind die freien Elektronzustände ebenso einfach wie die<br />

freien Photonzustände <strong>und</strong> die Matrixelemente lassen sich elementar berechnen.<br />

An die Stelle der Summation über die diskreten Atomzustände <strong>und</strong> die<br />

67


Integration über die Streuzustände muss nun einfach über das Kontinuum<br />

der Elektronzustände mit<br />

∑<br />

∫<br />

d 3 ⃗p<br />

(2π) 3 (2.153)<br />

s=±1/2<br />

integriert werden. Die drei Terme in (2.126) werden dann wie folgt berechnet.<br />

Der erste lautet<br />

∫<br />

〈⃗p ′ ,s ′ |e −i(⃗ k ′ − ⃗ k)· ⃗X |⃗p,s〉 = ξ † s<br />

ξ ′ s d 3 ⃗x e − i (⃗p ′ + ⃗ k ′ −⃗p− ⃗k)·⃗x , (2.154)<br />

<strong>und</strong> der zweite (hier wird ein vollständiges System |⃗q,t〉 von Elektronenzuständen<br />

eingeschoben)<br />

∑<br />

∫<br />

d 3 ⃗q 〈⃗p ′ ,s ′ |e −i⃗ k ′· ⃗X P ⃗ ·⃗ǫ (α ′) ( k ⃗′ ) ∗ |⃗q,t〉〈⃗q,t|e i⃗ k· ⃗X P ⃗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )|⃗p,s〉<br />

t<br />

(2π) 3 ( )<br />

⃗q 2<br />

2m − ⃗p 2<br />

2m + ω k<br />

∫<br />

d 3 ∫<br />

∫<br />

⃗q<br />

= δ ss ′<br />

(2π) 3 d 3 ⃗x e − i (⃗p ′ + ⃗ k ′ −⃗q)·⃗x<br />

d 3 ⃗x e − i (⃗q−⃗p−⃗ k)·⃗x<br />

× ⃗q ·⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ ⃗p ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )<br />

⃗q 2<br />

2m − ⃗p 2<br />

2m − ω k<br />

∫<br />

= δ ss ′ d 3 ⃗x e − i (⃗p ′ + ⃗ k ′ −⃗p− ⃗ k)·⃗x ⃗p ′ ·⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ ⃗p ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )<br />

(⃗p ′ + ⃗ . (2.155)<br />

k ′ ) 2<br />

2m<br />

− ⃗p 2<br />

2m − ω k<br />

Ein ähnliches Resultat erhält man für den dritten Term. Insgesamt erhält<br />

man dann:<br />

(<br />

|T | 2 e 2 ) ∣ 2<br />

∣∣∣∣<br />

= δ ss ′ √ ⃗ǫ (α′) ( k<br />

2mε 0 ωk ω ⃗′ ) ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) − 1<br />

k ′<br />

m ×<br />

⎡<br />

⎤<br />

× ⎣ (⃗p ′ ·⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ )(⃗p ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k ))<br />

(⃗p ′ + ⃗ + (⃗p ·⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ )(⃗p ′ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k ))<br />

2<br />

⎦<br />

k ′ ) 2<br />

2m<br />

− ⃗p 2<br />

2m − ω (⃗p ′ − ⃗ k ′ ) 2<br />

k<br />

2m<br />

− ⃗p 2<br />

2m − ω ∣<br />

k ′<br />

∫<br />

×<br />

∣ d 3 ⃗x e − i (⃗p ′ + ⃗ k ′ −⃗p− ⃗ 2<br />

k)·⃗x<br />

∣<br />

(2.156)<br />

Der letzte Faktor wird analog zu den entsprechenden Zeitintegralen behandelt.<br />

Formal handelt es sich um das <strong>und</strong>efinierte Quadrat einer Delta-<br />

Distribution, das man durch korrekte Grenzwertbildung definieren müsste.<br />

68


Dazu müsste man mit einem endlichen Volumen <strong>und</strong> den entsprechenden diskreten,<br />

normierbaren Impulseigenzuständen beginnen. <strong>Das</strong> kann man (mathematisch<br />

unsauber) umgehen, indem man zuerst nur eines der Integrale<br />

im Quadrat ausführt (Fermi’s Trick), <strong>und</strong> das Quadrat des Integrals wie<br />

folgt umschreibt:<br />

∫<br />

∣ d 3 ⃗x e − i (⃗p ′ + ⃗ k ′ −⃗p− ⃗ 2<br />

∫<br />

k)·⃗x<br />

∣ = (2π) 3 δ (3) (⃗p ′ + ⃗ k ′ − ⃗p − ⃗ k) d 3 ⃗x<br />

= (2π) 3 δ (3) (⃗p ′ + ⃗ k ′ − ⃗p − ⃗ k) · V. (2.157)<br />

Der Faktor V des Raumvolumens kürzt sich bei der Berechnung des Wirkungsquerschnitts<br />

gegen die Anzahl der einlaufenden Elektronen heraus. Da<br />

die Elektronenzustände im Gegensatz zu den (diskreten) Atomzuständen<br />

nicht auf Eins normiert sind, sondern auf eine Delta-Funktion, erhält man<br />

jetzt statt (2.128)<br />

Φ = Φ γ · N e = c · V, (2.158)<br />

mit dem Faktor V aus dem Skalarprodukt N e = 〈⃗p,s|⃗p,s〉 = (2π) 3 δ (3) (0) =<br />

V .<br />

Wir berechnen nun den Wirkungsquerschnitt im Ruhsystem des Elektrons,<br />

an dem gestreut wird, d.h. ⃗p = 0. <strong>Das</strong> quadrierte Matrixelement (2.156)<br />

vereinfacht sich dann erheblich <strong>und</strong> man erhält für den Wirkungsquerschnitt<br />

dσ = d3 k ⃗′<br />

d 3 ⃗<br />

( )<br />

p ′ 1<br />

(2π) 3 (2π) 3 c (2π)3 δ (3) (⃗p ′ + ⃗ k ′ − ⃗ ⃗p<br />

′2<br />

k) δ<br />

2m + ω k ′ − ω k<br />

× 2π (<br />

e 2 ) 2<br />

<br />

∣<br />

2 √ δ ss ′ ∣⃗ǫ (α′) ( k<br />

2mε 0 ωk ω ⃗′ ) ∗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k ) ∣ 2 (2.159)<br />

k ′<br />

Im Gegensatz zur Streuung an Atomen gilt nun auch die Impulserhaltung,<br />

da der Hamiltonoperator bei freien Elektronen translationsinvariant ist. Der<br />

Wirkungsquerschnitt kann noch weiter vereinfacht werden. <strong>Das</strong> Resultat ist<br />

nur für nicht-relativistische Elektronen gültig, d.h. es muss |⃗p ′ | ≪ mc vorausgesetzt<br />

werden. Aufgr<strong>und</strong> der Energieerhaltung gilt dann<br />

<br />

c · (ω k − ω k ′)<br />

} {{ }<br />

=| ⃗ k|−| ⃗ k ′ |<br />

= |⃗p ′ | 2<br />

2m · <br />

c = |⃗p ′ | |⃗p ′ |<br />

2mc ≪ |⃗p ′ |, (2.160)<br />

so dass die Delta-Funktion für die Impulserhaltung einfach<br />

δ (3) (⃗p ′ + ⃗ k ′ − ⃗ k) ≈ δ (3) (⃗p ′ ) (2.161)<br />

69


ergibt. Damit kann man die Integration ∫ d 3 ⃗p ′ ausführen, <strong>und</strong> der differentielle<br />

Wirkungsquerschnitt für die nicht-relativistische Elektron-Photon-<br />

Streuung ergibt sich zu<br />

dσ<br />

dΩ = r2 0 δ ss ′<br />

∣<br />

∣⃗ǫ (α′) ( k ⃗′ ) ∗ ·⃗ǫ (α) ( ⃗ k )<br />

∣ 2 . (2.162)<br />

mit ω k ′ ≈ ω k . In diesem Ausdruck wird angenommen, dass die Polarisationen<br />

der Elektronen <strong>und</strong> Photonen im Anfangs- <strong>und</strong> Endzustand beobachtet<br />

werden. <strong>Das</strong> Resultat ist identisch mit dem Wirkungsquerschnitt für die<br />

Thomson-Streuung an Atomen. Zusammen mit der Beobachtung, dass der<br />

Thomson-Querschnitt nicht vom konkreten Atomzustand A abhängt, führt<br />

dies zu dem Schluss, dass unter gewissen Näherungen die Streuung von Photonen<br />

an geladenen Objekten nicht von der konkreten Natur dieses Objekts<br />

abhängt, sondern allein von <strong>seine</strong>r elektrischen Ladung.<br />

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