Haare: Love is in the Hair - Springer GuP
Haare: Love is in the Hair - Springer GuP
Haare: Love is in the Hair - Springer GuP
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Titel<br />
<strong>Love</strong> <strong>is</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>the</strong> <strong>Hair</strong><br />
© himbeertoni / iStockphoto.com<br />
20<br />
> DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 08-2013
<strong>Haare</strong> s<strong>in</strong>d wichtiger Bestandteil der nonverbalen Kommunikation und nicht<br />
nur tote Anhängsel der Kopfhaut. Haarausfall und Kopfhautprobleme bieten<br />
e<strong>in</strong> facettenreiches Beratungs<strong>the</strong>ma <strong>in</strong> der Apo<strong>the</strong>ke.<br />
[ von Petra Schicketanz ]<br />
Das Gesicht h<strong>in</strong>ter den <strong>Haare</strong>n<br />
verbergen oder die ganze Pracht<br />
mit geübtem Schwung über die<br />
Schulter werfen, e<strong>in</strong> mod<strong>is</strong>cher<br />
Schnitt oder e<strong>in</strong>e freche neue Farbe – die Möglichkeiten, sich<br />
über <strong>Haare</strong> auszudrücken, werden von beiden Geschlechtern<br />
genutzt. Doch das Thema hat auch se<strong>in</strong>e Schattenseiten, die<br />
sich me<strong>is</strong>t <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zuviel oder Zuwenig an <strong>Haare</strong>n oder Problemen<br />
der Kopfhaut äußern.<br />
Bau und Entwicklung<br />
Fast die gesamte Hautoberfläche des Menschen <strong>is</strong>t behaart.<br />
Davon ausgenommen s<strong>in</strong>d lediglich die Handflächen und F<strong>in</strong>ger<strong>in</strong>nenseiten,<br />
die Fußsohlen, Brustwarzen und Lippen. Für<br />
die Versorgung der Hautanhangsgebilde s<strong>in</strong>d die Haarfollikel<br />
verantwortlich. Dies s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>stülpungen der Epiderm<strong>is</strong>, denen<br />
die Haarwurzeln entspr<strong>in</strong>gen. Über das Hautniveau heraus ragt<br />
der Haarschaft, e<strong>in</strong> langgezogener Zyl<strong>in</strong>der aus gegene<strong>in</strong>ander<br />
verdrehten Kerat<strong>in</strong>fasern. Er besteht bei Term<strong>in</strong>alhaaren<br />
(s. u.) aus Haarmark (Medulla), Haarr<strong>in</strong>de (Cortex) und der<br />
Schuppenschicht (Cuticula).<br />
Haarmark-- Die Medulla <strong>is</strong>t e<strong>in</strong> luftgefüllter Hohlraum und enthält<br />
nur ger<strong>in</strong>g verhornte, pigmentierte Zellen. Sie <strong>is</strong>t nur <strong>in</strong><br />
dickeren <strong>Haare</strong>n vorhanden.<br />
Haarr<strong>in</strong>de-- Der Cortex setzt sich aus sp<strong>in</strong>delförmigen Hornzellen<br />
zusammen, die <strong>in</strong> Fibrillenbündeln vorliegen und dem<br />
Haar se<strong>in</strong>e Festigkeit verleihen. Hier s<strong>in</strong>d auch die pigmentbildenden<br />
Zellen (Melanosomen) e<strong>in</strong>gelagert, durch die das<br />
Haar se<strong>in</strong>e jeweilige Farbe erhält.<br />
Schuppenschicht-- Die Cuticula <strong>is</strong>t e<strong>in</strong>e Schutzschicht aus<br />
dachziegelartig überlappenden, flachen Hornzellen, die mit<br />
e<strong>in</strong>er dünnen Fettschicht überzogen s<strong>in</strong>d. Bei gesunden <strong>Haare</strong>n<br />
liegen die Zellen glatt an und verleihen den <strong>Haare</strong>n e<strong>in</strong><br />
glänzendes Aussehen. Seifen und andere Laugen führen zu<br />
e<strong>in</strong>er Aufrauung der Struktur. Der fehlende Schutz erleichtert<br />
Haarbruch und Spl<strong>is</strong>s sowie die Absorption von Fremdstoffen.<br />
Drei Typen: Lanugo, Vellus, Term<strong>in</strong>al<br />
Schon Ungeborene haben e<strong>in</strong>en Bewuchs von Flaumhaaren<br />
(Lanugohaaren), der den ganzen Körper überzieht. Durch ihn<br />
haftet die Käseschmiere besser an der Haut und schützt sie vor<br />
den E<strong>in</strong>flüssen des Fruchtwassers. Vor der Geburt werden sie<br />
durch Wollhaare (Vellushaare) ersetzt. Diese s<strong>in</strong>d kurz, dünn,<br />
mark- und pigmentlos. An den Augenbrauen und Wimpern bilden<br />
sich Borstenhaare, die als kurze Term<strong>in</strong>alhaare den Schweiß<br />
von den Augen fernhalten.<br />
Das, was wir üblicherwe<strong>is</strong>e als „Kopfhaar“ bezeichnen, s<strong>in</strong>d<br />
lange Term<strong>in</strong>alhaare. Sie s<strong>in</strong>d dick, markhaltig und me<strong>is</strong>t pigmentiert.<br />
Was sie besonders gegenüber der restlichen Körperbehaarung<br />
auszeichnet, <strong>is</strong>t ihr Längenwachstum. Pro Jahr<br />
kann es zw<strong>is</strong>chen 36 und 180 Millimeter betragen. Bei raschem<br />
> DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 08-2013 < 21
titel<br />
Wachstum und e<strong>in</strong>em langen Wachstumszyklus können Term<strong>in</strong>alhaare<br />
e<strong>in</strong>e Länge von 80 b<strong>is</strong> 144 Zentimetern erreichen.<br />
zierte, konsequent abrasierte. Doch nicht jeder Mann geht so<br />
selbstbewusst mit Haarausfall um. Und Frauen schon gar nicht.<br />
hormoneller e<strong>in</strong>fluss<br />
Sowohl bei Männern als auch bei Frauen wachsen <strong>in</strong> der Pubertät<br />
die <strong>Haare</strong> im Bereich der Achselhöhlen und des Genitalbereichs.<br />
Ursache <strong>is</strong>t e<strong>in</strong>e Umwandlung von Vellushaaren<br />
zu Term<strong>in</strong>alhaaren, die schon durch niedrige Androgenspiegel<br />
ausgelöst wird und demnach auch bei Mädchen stattf<strong>in</strong>det.<br />
Hohe Androgenspiegel beim Mann führen<br />
zum Bartwuchs und e<strong>in</strong>er Sexualbehaarung b<strong>is</strong><br />
zum Nabelbereich. Aber auch an Brust, Rücken<br />
und Be<strong>in</strong>en kann die androgenbed<strong>in</strong>gte Haarumwandlung<br />
stattf<strong>in</strong>den.<br />
Die wachstumsphasen<br />
Jedes Haar unterliegt e<strong>in</strong>em zykl<strong>is</strong>chen Wachstum. Dieses<br />
beg<strong>in</strong>nt mit der Anagenphase, <strong>in</strong> der das Haar aktiv produziert<br />
wird. Sie kann zwei b<strong>is</strong> sechs Jahre dauern. In der sich<br />
anschließenden Katagenphase schrumpfen die Haarwurzeln,<br />
und die Haarzwiebel verhornt. Dadurch stellt sich die Produktivität<br />
im Verlauf von zwei Wochen e<strong>in</strong>. In der folgenden<br />
Telogenphase, e<strong>in</strong>em Ruhezustand, verweilt das Haar noch<br />
rund zwei b<strong>is</strong> vier Monate. In dieser Zeit wandert der Haarfollikel<br />
zur Hautoberfläche, b<strong>is</strong> das Haar se<strong>in</strong>en Halt verliert<br />
und schmerzfrei ausfällt.<br />
Anders als bei Tieren, deren Fellwechsel an die Jahreszeiten<br />
angepasst se<strong>in</strong> muss, entwickeln menschliche Haarfollikel jeweils<br />
ihren eigenen Zyklus. Dadurch ergibt sich e<strong>in</strong> Gleichgewicht<br />
von nachwachsenden zu ausfallenden <strong>Haare</strong>n.<br />
Haarausfall<br />
„Der beste Schutz gegen Haarausfall <strong>is</strong>t e<strong>in</strong>e Glatze“, sagte<br />
e<strong>in</strong>mal Telly Savalas, der als lollilutschender Lieutenant Kojak<br />
<strong>in</strong> den 1970er-Jahren Filmgeschichte schrieb und sich den<br />
schw<strong>in</strong>denden Haarkranz, der <strong>in</strong> den 1950ern noch se<strong>in</strong>en Kopf<br />
untersuchungen<br />
Täglich lösen sich b<strong>is</strong> zu 100 <strong>Haare</strong> von der Kopfhaut. Das <strong>is</strong>t<br />
normal und entspricht dem üblichen Phasenverlauf im Haarwachstum.<br />
Bei e<strong>in</strong>em gesteigerten Haarausfall (Effluvium) gehen<br />
täglich 200 und mehr <strong>Haare</strong> verloren. Die Ursachen dafür<br />
können sehr vielfältig se<strong>in</strong>, ebenso die Ersche<strong>in</strong>ungswe<strong>is</strong>e. Um<br />
e<strong>in</strong>e gründliche Diagnostik kommen Betroffene<br />
daher nicht herum.<br />
E<strong>in</strong> Dermatologe wird zunächst das Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />
der <strong>Haare</strong> begutachten. Handelt<br />
es sich um e<strong>in</strong>e lokal begrenzte Ersche<strong>in</strong>ung<br />
(Alopezie), oder verteilt sich der Haarausfall<br />
diffus über den ganzen Kopf? S<strong>in</strong>d Hautkrankheiten<br />
oder e<strong>in</strong> Parasitenbefall nachwe<strong>is</strong>bar?<br />
Oder <strong>is</strong>t das Gewebe durch Narbenbildung<br />
„verödet“? Liegen vorzeitige<br />
Alterungszeichen vor? Gibt es H<strong>in</strong>we<strong>is</strong>e seitens<br />
der Haarkosmetik? In der Anamnese<br />
werden Stresssituationen und vorangegangene<br />
Krankheiten (<strong>in</strong>sbesondere Hormonund<br />
Stoffwechselstörungen sowie Blutkrankheiten),<br />
Schwangerschaft, Medikamente und<br />
Belastungen mit Chemikalien,<br />
Zytostatika<br />
und anderen Giften<br />
abgefragt.<br />
Trichorrhizogramm-- Das<br />
Haarwurzelmuster<br />
gibt Auskunft darüber,<br />
<strong>in</strong> welchem Verhältn<strong>is</strong><br />
Anagen- zu Telogenhaaren<br />
vorliegen.<br />
Auch dystroph<strong>is</strong>che (geschädigte) <strong>Haare</strong> werden erfasst. Dafür<br />
wurden früher 50 und mehr <strong>Haare</strong> ausger<strong>is</strong>sen und <strong>in</strong> fr<strong>is</strong>chem<br />
Zustand mikroskop<strong>is</strong>ch auf ihre Phasenzugehörigkeit<br />
untersucht.<br />
Phototrichogramm-- Die modernere Vorgehenswe<strong>is</strong>e <strong>is</strong>t zugleich<br />
deutlich patientenfreundlicher, da ke<strong>in</strong>e <strong>Haare</strong> ausger<strong>is</strong>sen<br />
werden müssen. Stattdessen wird e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e, markierte Stelle<br />
der Kopfhaut kurz geschoren und der Haarstatus fotografiert.<br />
Danach wird die Stelle rasiert, um sie nach drei Tagen<br />
erneut zu fotografieren. Leerbleibende Follikel stehen für das<br />
vorherige Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es <strong>Haare</strong>s im Telogenstadium,<br />
während nachwachsende <strong>Haare</strong> e<strong>in</strong>en Follikel <strong>in</strong> der Anagenphase<br />
anzeigen.<br />
Haaranalyse-- In der Wachstumsphase werden <strong>Haare</strong> auf der<br />
Kopfhaut täglich um 0,1 b<strong>is</strong> 0,5 Millimeter verlängert. Dem<br />
liegt e<strong>in</strong> hochaktiver Stoffwechsel zugrunde. In diesem Rahmen<br />
werden auch Fremdstoffe <strong>in</strong> den <strong>Haare</strong>n abgelagert. Neben<br />
metall<strong>is</strong>chen Giften wie Blei, Quecksilber, Kupfer und anderen<br />
s<strong>in</strong>d auch Dop<strong>in</strong>gmittel und psychoaktive Substanzen<br />
bei entsprechender Haarlänge noch Jahre später nachwe<strong>is</strong>bar.<br />
Wie sehr <strong>Haare</strong> die Persönlichkeit verändern, zeigen<br />
die Bilder der Sophie van der Stap: Während<br />
ihrer Krebsbehandlung trägt sie verschiedene Perücken<br />
und nimmt dadurch unterschiedliche Identitäten<br />
an; hier im Bild Da<strong>is</strong>y, Stella und Lydia<br />
(v.l.n.r.). Mehr über sie und ihre Geschichte f<strong>in</strong>den<br />
Sie auf der Seite 86.<br />
© Droemer (3)<br />
22<br />
> DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 08-2013
titel<br />
Detail<br />
General<strong>is</strong>ierte Hypertrichose: E<strong>in</strong> fellähnlicher<br />
Bewuchs am ganzen Körper führt<br />
<strong>in</strong> der Regel zu psychosozialer Traumat<strong>is</strong>ierung.<br />
Früher wurden solche bedauernswerten Menschen<br />
oft als Wolfs-, Affen- oder Löwenmenschen auf Jahrmärkten<br />
ausgestellt. Doch auch das Gu<strong>in</strong>ess Buch der<br />
Rekorde schmückt sich mit solch zweifelhaften Trophäen.<br />
Der dort benannte haarigste Mann der Welt, Yu Zhenhuan,<br />
trat 2004 mit se<strong>in</strong>em Problem die Offensive an. Als ch<strong>in</strong>es<strong>is</strong>cher<br />
Rocksänger zwang er sich, <strong>in</strong> die Öffentlichkeit zu<br />
gehen, um se<strong>in</strong>e Isolation zu überw<strong>in</strong>den.<br />
Zur Diagnostik e<strong>in</strong>es Effluviums wird<br />
die chem<strong>is</strong>che Haaranalyse <strong>in</strong> der Regel<br />
nicht herangezogen, außer es besteht e<strong>in</strong><br />
Vergiftungsverdacht. In anderen Körperregionen<br />
besitzen die <strong>Haare</strong> e<strong>in</strong>en deutlich<br />
langsameren Metabol<strong>is</strong>mus, wodurch<br />
sie weit weniger empf<strong>in</strong>dlich auf Stoffwechselgifte<br />
reagieren als Kopfhaare.<br />
Blutuntersuchung-- Die Erhebungen von<br />
Blutbild und Blutsenkung, die Spiegel<br />
von Sexual- und Schilddrüsenhormonen<br />
sowie von Immun- und Nierenfunktionsparametern<br />
können bei der Suche der<br />
Auslöser e<strong>in</strong>es Haarausfalls große Dienste<br />
le<strong>is</strong>ten. Wichtig s<strong>in</strong>d auch die E<strong>is</strong>en-<br />
machen kann.<br />
werte, Z<strong>in</strong>k, Selen und Calcium.<br />
Haarstruktur-- E<strong>in</strong>e licht- oder rasterelektronenmikroskop<strong>is</strong>che<br />
Untersuchung des<br />
Haarschafts kann Schädigungen der Cuticula<br />
aufzeigen, aber auch genet<strong>is</strong>che<br />
oder ernährungsbed<strong>in</strong>gte Störungen oder die Folgen e<strong>in</strong>er<br />
falschen Haarpflege, die sich durch Aufsplitterung oder Knötchenbildung<br />
bemerkbar macht.<br />
Formen des haarausfalls<br />
Pr<strong>in</strong>zipiell wird unterschieden, ob der Haarausfall nur auf e<strong>in</strong>e<br />
oder mehrere kahle Stellen beschränkt <strong>is</strong>t oder sich diffus<br />
über den ganzen Kopf verteilt. Im Fall des diffusen Haarausfalls<br />
wird berücksichtigt, <strong>in</strong> welcher Entwicklungsphase sich<br />
die <strong>Haare</strong> bef<strong>in</strong>den und ob dystrophe <strong>Haare</strong> vorliegen, die aufgrund<br />
e<strong>in</strong>er Versorgungsstörung des Follikels dünne Stellen<br />
im Haarschaft aufwe<strong>is</strong>en, an denen das Haar später abbricht.<br />
Kre<strong>is</strong>runder Haarausfall-- E<strong>in</strong>e Alopecia areata tritt mit e<strong>in</strong>er<br />
weltweiten Inzidenz von 0,1 b<strong>is</strong> 0,2 Prozent auf. K<strong>in</strong>der unter<br />
16 Jahren s<strong>in</strong>d besonders häufig betroffen. <strong>Haare</strong> im Randbereich<br />
des scharf umgrenzten Herdes sehen unter dem Mikroskop<br />
aus wie e<strong>in</strong> Ausrufezeichen: Über e<strong>in</strong>em punktförmigen<br />
Wurzelansatz beg<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong> zu dünner Haarschaft, der sich nach<br />
> Zu wenige <strong>Haare</strong> oder gar ke<strong>in</strong>e;<br />
auch das <strong>is</strong>t für Viele e<strong>in</strong> Problem,<br />
wenn auch die Glatze manche<br />
Menschen durchaus attraktiv<br />
oben h<strong>in</strong> verdickt und schließlich spaltet. So lange die Follikel<br />
zu erkennen s<strong>in</strong>d, besteht Grund zur Hoffnung auf e<strong>in</strong>e Wiederherstellung<br />
des vollen Haarbildes, die spontan e<strong>in</strong>tritt, aber<br />
häufig Rezidive nach sich zieht. Sterben die Follikel jedoch ab,<br />
<strong>is</strong>t der Haarverlust irreversibel.<br />
Die Ursachen des kre<strong>is</strong>runden Haarverlusts s<strong>in</strong>d b<strong>is</strong>lang ungeklärt,<br />
e<strong>in</strong>e genet<strong>is</strong>ch bed<strong>in</strong>gte Neigung <strong>is</strong>t nur zum Teil vorhanden.<br />
D<strong>is</strong>kutiert wird e<strong>in</strong>e autoimmune Veranlagung, die sich<br />
gegen das haarbildende System richtet und über e<strong>in</strong>e lokale<br />
Entzündung die Versorgung der Haarwurzel blockiert. E<strong>in</strong>e<br />
psych<strong>is</strong>che Belastung begünstigt das Geschehen.<br />
Androgenet<strong>is</strong>che Alopezie-- Mehr als die Hälfte aller Männer und<br />
e<strong>in</strong> Viertel der Frauen leiden unter dieser hormonvermittelten<br />
Form des diffusen Haarausfalls, die auf e<strong>in</strong>er genet<strong>is</strong>chen<br />
(anlagebed<strong>in</strong>gten) Fehlprogrammierung der Haarfollikel beruht.<br />
Durch diese reagiert die Haarwurzel empf<strong>in</strong>dlich auf<br />
Dihydrotestosteron (DHT). Bezeichnend s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e verkürzte<br />
Wachstumsphase und e<strong>in</strong>e verlängerte Latenzzeit zw<strong>is</strong>chen<br />
S. o. l. © Ch<strong>in</strong>a Photo Press / imago | S. o. r. © iStockphoto / Th<strong>in</strong>kstock | S. m. © iStockphoto / Th<strong>in</strong>kstock<br />
24<br />
> DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 08-2013
Aus dem OTC-Sortiment*<br />
Substanz Wirkwe<strong>is</strong>e Produktbe<strong>is</strong>piele<br />
Biot<strong>in</strong> Anregung der Kerat<strong>in</strong>bildung Bio-H-T<strong>in</strong>®<br />
Siliciumdioxid<br />
Vernetzung der Kerat<strong>in</strong>stränge im Bereich der Schwefelatome<br />
Sikapur®<br />
durch Siliziumverb<strong>in</strong>dung<br />
Vitam<strong>in</strong> B1, Calciumpanto<strong>the</strong>nat,<br />
Kerat<strong>in</strong>, Mediz<strong>in</strong>alhefe, Cyst<strong>in</strong><br />
Anregung von Haarwachstum und Verbesserung der<br />
Haarqualität<br />
Pantovigar®<br />
Hirseextrakt, Calciumpanto<strong>the</strong>nat,<br />
Cyst<strong>in</strong><br />
Versorgung der Haarwurzel mit Mikronährstoffen und<br />
Unterstützung des Zellstoffwechsels<br />
Prior<strong>in</strong>®<br />
Taur<strong>in</strong>, Z<strong>in</strong>k, Phytosterole Regulation des natürlichen Stoffwechsels Innéov Homme Dichtes Haar<br />
*be<strong>is</strong>pielhafte Nennungen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />
Haarausfall und Bildung e<strong>in</strong>es neuen<br />
<strong>Haare</strong>s. E<strong>in</strong>e Schrumpfung der<br />
Haarfollikel hat die Bildung fe<strong>in</strong>erer,<br />
dünnerer <strong>Haare</strong> zur Folge. Im<br />
Spätstadium verliert der Follikel<br />
se<strong>in</strong>e Funktionsfähigkeit komplett.<br />
Bei Männern zeigt sich e<strong>in</strong>e androgenet<strong>is</strong>che<br />
Alopezie typ<strong>is</strong>cherwe<strong>is</strong>e<br />
durch zunehmende Geheimratsecken<br />
und Tonsurbildung. Sie beg<strong>in</strong>nt<br />
bereits mit der Pubertät bei<br />
ganz normalem Androgenspiegel.<br />
Frauen s<strong>in</strong>d üblicherwe<strong>is</strong>e erst <strong>in</strong><br />
den Wechseljahren betroffen, wenn<br />
die nachlassende Östrogenproduktion<br />
zu e<strong>in</strong>er relativen Zunahme von Androgenen führt. Das<br />
Effluvium beg<strong>in</strong>nt diffus im Scheitelbereich und <strong>is</strong>t nur unscharf<br />
begrenzt. Die Stirn-Haar-Grenze bleibt im Gegensatz<br />
zum männlichen Ersche<strong>in</strong>ungsbild unbee<strong>in</strong>trächtigt.<br />
Diffuser Haarausfall vom Frühtyp-- Aids, schwere Vergiftungen oder<br />
e<strong>in</strong>e Chemo<strong>the</strong>rapie sowie andere drast<strong>is</strong>che Noxen (Schock,<br />
Operationen) schädigen die Haarwurzeln massiv. Infolgedessen<br />
brechen die neugebildeten <strong>Haare</strong> unmittelbar nach Erreichen<br />
der Hautoberfläche ab. Vermehrt können dystrophe<br />
<strong>Haare</strong> auftreten.<br />
Diffuser Haarausfall vom Spättyp-- Bei dieser Art des Effluviums<br />
nimmt der Anteil der <strong>Haare</strong> im Telogenstadium zu. Alle Krankheiten,<br />
die e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derversorgung der Haarfollikel bewirken,<br />
führen zu e<strong>in</strong>em Haarausfall dieses Typs. Dazu zählen<br />
unter anderem Resorptionsstörungen, Diäten, Nikot<strong>in</strong>m<strong>is</strong>sbrauch,<br />
Vergiftungen, Immunerkrankungen, chron<strong>is</strong>che Infekte,<br />
Anzeige
titel<br />
Diabetes mellitus, höheres Lebensalter, Stress und<br />
konsumierende Erkrankungen (Tumoren).<br />
Sonderfall Schwangerschaft-- In der Schwangerschaft<br />
wird die Anagenphase der <strong>Haare</strong> verlängert. Wenn<br />
sich nach der Entb<strong>in</strong>dung der Hormonhaushalt<br />
wieder normal<strong>is</strong>iert, kommt es nach drei b<strong>is</strong> fünf<br />
Monaten zu e<strong>in</strong>em Effluvium, das jedoch ke<strong>in</strong>e<br />
schütteren oder kahlen Stellen h<strong>in</strong>terlässt und<br />
nach wenigen Wochen von selbst wieder aufhört,<br />
da nur <strong>Haare</strong> im Telogenstadium ausfallen.<br />
Hormonelle effekte-- E<strong>in</strong> telogener Haarausfall wie<br />
nach der Entb<strong>in</strong>dung kann beim Absetzen östrogenhaltiger<br />
Kontrazeptiva (Pille) auftreten.<br />
Gestagenhaltige Präparate können bei genet<strong>is</strong>cher<br />
Veranlagung zu e<strong>in</strong>em androgenen Haarausfall<br />
führen. Betroffene Frauen profitieren <strong>in</strong><br />
diesem Fall von e<strong>in</strong>em Antiandrogen anstelle<br />
e<strong>in</strong>es Gestagens.<br />
E<strong>in</strong>e Schilddrüsenüberfunktion führt zu e<strong>in</strong>er<br />
Vermehrung weicher, dünner <strong>Haare</strong>, während<br />
e<strong>in</strong>e Schilddrüsenunterfunktion die <strong>Haare</strong> trocken und brüchig<br />
werden lässt. E<strong>in</strong>e Entfernung der Nebenschilddrüsen<br />
kann e<strong>in</strong>en starken Haarverlust nach sich ziehen.<br />
E<strong>in</strong>e Störung im Bereich des Regelkre<strong>is</strong>es von Hypophyse<br />
und Hypothalamus betrifft vor allem Frauen. Sie reagieren<br />
auf erhöhte Prolakt<strong>in</strong>spiegel mit diffuser Alopezie und bei erniedrigten<br />
Spiegeln mit Hirsut<strong>is</strong>mus (u. a. Vermännlichung<br />
der Genitalbehaarung).<br />
Bei Nebennieren<strong>in</strong>suffizienz (Morbus Add<strong>is</strong>on) reduziert sich<br />
die Achsel- und Genitalbehaarung. Der umgekehrte Effekt<br />
(Morbus Cush<strong>in</strong>g) resultiert dagegen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hypertrichose.<br />
e<strong>in</strong>fluss von medikamenten-- E<strong>in</strong> symptomat<strong>is</strong>cher Haarausfall<br />
(me<strong>is</strong>t vom Spättyp), mitunter auch mit dystrophen <strong>Haare</strong>n,<br />
kann durch verschiedene Medikamente hervorgerufen werden.<br />
Dazu zählen unter anderem: Analgetika (NSAR), Antikoagulanzien,<br />
antiretrovirale Substanzen, Aromatasehemmer,<br />
Betablocker, Lipidsenker, Methylphenidat und Zytostatika.<br />
tipp<br />
haarausfallbehandlung<br />
Oberstes Gebot bei der Behandlung des Haarausfalls <strong>is</strong>t das<br />
Behandeln oder Ausschalten der Ursache. Egal, ob darüber<br />
> Bei bestimmten Zytostatika<br />
kann die top<strong>is</strong>che<br />
Applikation von<br />
zweiprozentigem M<strong>in</strong>oxidil<br />
den Haarverlust<br />
verr<strong>in</strong>gern oder zum<strong>in</strong>dest<br />
verzögern. Die Anwendung<br />
sollte b<strong>is</strong> vier<br />
Monate nach Abschluss<br />
der Chemo<strong>the</strong>rapie erfolgen.<br />
E<strong>in</strong>e Kälte<strong>the</strong>rapie<br />
vor Infusionsbeg<strong>in</strong>n<br />
schützt ebenfalls.<br />
h<strong>in</strong>aus der Haarwuchs<br />
mithilfe lokaler Therapeutika<br />
oder Nahrungsergänzungsmittel<br />
gefördert<br />
werden soll, bereiten<br />
Sie Ihre Kunden stets darauf<br />
vor, dass die Anwendung<br />
erst nach e<strong>in</strong>igen Wochen<br />
b<strong>is</strong> Monaten zu e<strong>in</strong>em<br />
spürbaren Resultat führen<br />
kann. Die nachfolgenden<br />
Wirkstoffe werden bei anlagebed<strong>in</strong>gtemHaarausfall<br />
(androgenet<strong>is</strong>che Alopezie)<br />
e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Alfatradiol-- Durch Hemmung<br />
des Enzyms 5-Reduktase<br />
wird die Umwandlung von<br />
Testosteron zum haarwurzelschädigenden<br />
Dihydrotes-<br />
tosteron direkt <strong>in</strong> der Kopfhaut unterbunden. Damit fehlt<br />
der Auslöser des androgenet<strong>is</strong>chen Haarausfalls (z. B. Ell-<br />
Cranell®, Pantost<strong>in</strong>®).<br />
f<strong>in</strong>asterid-- Ausschließlich für erwachsene Männer zw<strong>is</strong>chen<br />
18 und 41 Jahren zugelassen <strong>is</strong>t der verschreibungspflichtige<br />
5-Reduktase-Hemmer F<strong>in</strong>asterid (z. B. Propecia®, F<strong>in</strong>apil),<br />
der als system<strong>is</strong>ches Antiandrogen die leichte b<strong>is</strong> mittelgradige<br />
Glatzenbildung bremst.<br />
Am<strong>in</strong>exil-- So lautet der Markenname des Wirkstoffs Kopexil,<br />
der ursprünglich als Mittel gegen Bluthochdruck auf den Markt<br />
kam und als Nebenwirkung e<strong>in</strong>e Zunahme der Körperbehaarung<br />
verursacht. Bei top<strong>is</strong>cher Anwendung (z. B. <strong>in</strong> Vichy Dercos<br />
Am<strong>in</strong>exil Pro wirkt er e<strong>in</strong>er vorzeitigen Erschöpfung der<br />
Haarwurzeln entgegen, <strong>in</strong>dem er die Verhärtung des Kollagens<br />
um die Haarfollikel verh<strong>in</strong>dert.<br />
m<strong>in</strong>oxidil-- Die Substanz<br />
<strong>is</strong>t e<strong>in</strong> Derivat<br />
des Kopexils. In<br />
der Lokal<strong>the</strong>rapie<br />
des Haarausfalls fördert<br />
sie die Blutzufuhr<br />
und Zellteilung<br />
der Haarfollikel. Dadurch<br />
werden mehr<br />
<strong>Haare</strong> aktiviert und<br />
zu dichterem Wachstum<br />
angeregt. Zur<br />
äußerlichen Anwendung<br />
erhalten Frauen<br />
die zweiprozentige<br />
Lösung (Rega<strong>in</strong>e®<br />
Frauen Lösung),<br />
Männer die fünfprozentige<br />
(Rega<strong>in</strong>e®<br />
Männer Lösung).<br />
l. S. © Jupiterimages / Goodshoot / Th<strong>in</strong>kstock | r. S. © iStockphoto / Th<strong>in</strong>kstock<br />
26<br />
> DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 08-2013
<strong>Haare</strong> im Überfluss<br />
Nicht am ganzen Körper s<strong>in</strong>d <strong>Haare</strong> erwünscht. Je nachdem, ob<br />
e<strong>in</strong>e androgenet<strong>is</strong>che Überempf<strong>in</strong>dlichkeit beteiligt <strong>is</strong>t, werden<br />
allgeme<strong>in</strong>e Hypertrichosen und Hirsut<strong>is</strong>mus unterschieden.<br />
Hypertrichose<br />
Treten abnorm dicke, dicht stehende oder lange <strong>Haare</strong> an<br />
normalerwe<strong>is</strong>e nicht behaarten Körperstellen auf, handelt es<br />
sich um e<strong>in</strong>e Hypertrichose. Im Extremfall kann sie angeboren<br />
und general<strong>is</strong>iert se<strong>in</strong> (s. Detail S. 24). E<strong>in</strong>e mildere Form<br />
<strong>is</strong>t die konstitutionelle general<strong>is</strong>ierte Hypertrichose, die vor<br />
allem bei Männern auftritt und ab der Geschlechtsreife zu e<strong>in</strong>er<br />
dunklen Term<strong>in</strong>albehaarung am ganzen Körper führt. Auf<br />
kle<strong>in</strong>e, umschriebene Flächen begrenzt s<strong>in</strong>d dagegen behaarte<br />
Muttermale (Naevi pigmentosi et pilosi). E<strong>in</strong>e ursächliche<br />
Behandlung gibt es nicht.<br />
Erworbene Hypertrichosen-- Sie können durch hormonelle Störungen<br />
(auch Konsum von Anabolika), Allgeme<strong>in</strong>- oder Stoffwechselerkrankungen,<br />
lokale Entzündungen, Infektionen, Vergiftungen<br />
und Gewebeentartungen hervorgerufen werden.<br />
Medikamente spielen ebenfalls e<strong>in</strong>e Rolle, so zum Be<strong>is</strong>piel<br />
das orale Antihypertensivum M<strong>in</strong>oxidil, verschiedene Antiepileptika,<br />
Antidepressiva (Typ selektive Seroton<strong>in</strong>-Wiederaufnahmehemmer),<br />
Glaukommittel, Glukokortikoide, Zytostatika,<br />
Hemmstoffe des EGF-Rezeptors und das HIV-Mittel<br />
Zidovud<strong>in</strong>.<br />
Hirsut<strong>is</strong>mus<br />
Etwa zehn Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden<br />
unter e<strong>in</strong>em vermännlichten Behaarungsmuster. Ursache <strong>is</strong>t<br />
e<strong>in</strong>e androgenbed<strong>in</strong>gte Umwandlung von Lanugohaaren zu<br />
Term<strong>in</strong>alhaaren an Oberlippe, K<strong>in</strong>n und den Oberschenkel<strong>in</strong>nenseiten<br />
sowie zw<strong>is</strong>chen Nabel und Schamregion, selten<br />
auch an Brust, Rücken, Armen und Be<strong>in</strong>en.<br />
Me<strong>is</strong>t <strong>is</strong>t e<strong>in</strong>e ererbte Überempf<strong>in</strong>dlichkeit der Haarfollikel<br />
auf Androgene die Ursache, Störungen der Eierstöcke oder<br />
Nebennieren sowie klimakter<strong>is</strong>che Veränderungen. Aber auch<br />
Medikamente spielen e<strong>in</strong>e Rolle, wie Diazoxid, Glukokortikoide,<br />
M<strong>in</strong>oxidil und Ciclospor<strong>in</strong>.
Titel<br />
Sammeln Sie Fortbildungspunkte<br />
Hyperandrogenämie-- Hirsut<strong>is</strong>mus und androgenet<strong>is</strong>cher Haarausfall<br />
können bei e<strong>in</strong>- und derselben Patient<strong>in</strong> auftreten. Besonders<br />
bei jüngeren Frauen sollte dabei an e<strong>in</strong>en androgenbildenden<br />
Tumor der Eierstöcke oder Nebennieren gedacht<br />
werden.<br />
Auf Seite 74 f<strong>in</strong>den Sie 10 Fortbildungsfragen zu diesem Beitrag. Bei zu 80<br />
Prozent richtiger Beantwortung können Sie e<strong>in</strong>en von der Bundesapo<strong>the</strong>kerkammer<br />
anerkannten Fortbildungspunkt erhalten. Die richtigen Antworten<br />
f<strong>in</strong>den Sie ab dem 01.10.2013 unter www.das-pta-magaz<strong>in</strong>.de/haare<br />
Schuppen<br />
Neben den <strong>Haare</strong>n s<strong>in</strong>d es oftmals Kopfhautprobleme wie<br />
Schuppen, zu denen die PTA beraten soll. Grundlage des rieselnden<br />
Problems <strong>is</strong>t zunächst e<strong>in</strong>e unangemessene Talgproduktion<br />
der Kopfhaut. Diese führt zu e<strong>in</strong>er Überwucherung<br />
mit dem Hefepilz Malassezia furfur, der die im Talg enthaltenen<br />
Fettsäuren enzymat<strong>is</strong>ch herauslöst und für se<strong>in</strong>en Stoffwechsel<br />
verwendet. Die dabei abgegebenen Exotox<strong>in</strong>e reizen<br />
die Kopfhaut und regen die Produktion der Talgdrüsen an. Die<br />
Kopfhautreizung veranlasst den Patienten zum Kratzen, das<br />
begünstigt die Infektion mit weiteren Keimen, und der Teufelskre<strong>is</strong><br />
hält sich von selbst <strong>in</strong> Gang. Oftmals fördert verkehrte<br />
Haarpflege, die das biolog<strong>is</strong>che Klima der Kopfhaut zusätzlich<br />
belastet, das Problem.<br />
Schuppenmittel<br />
Die erste Maßnahme <strong>in</strong> der Schuppenbehandlung sollte darauf<br />
abzielen, den Kunden von zu häufiger Haarwäsche abzubr<strong>in</strong>-<br />
Konzentrat<br />
> > <strong>Haare</strong> unterliegen e<strong>in</strong>em zykl<strong>is</strong>chen Wachstum, das Anagen-, Katagen- und<br />
Telogenphase durchläuft.<br />
> > Dystrophe <strong>Haare</strong> entstehen durch e<strong>in</strong>e Versorgungsstörung des Follikels.<br />
Dadurch wird der Haarschaft verdünnt, und das Haar kann leichter abbrechen.<br />
> > Haarausfall kann lokal begrenzt se<strong>in</strong> oder sich diffus über den ganzen Kopf<br />
verteilen. Es gibt vielfältige Ursachen.<br />
> > E<strong>in</strong>e Hypertrichose zeichnet sich durch deplatzierte, abnorm dicke, dicht stehende<br />
oder lange <strong>Haare</strong> aus. Liegt e<strong>in</strong>e hormonelle Überempf<strong>in</strong>dlichkeit vor, <strong>is</strong>t von<br />
Hirsut<strong>is</strong>mus die Rede.<br />
gen. M<strong>in</strong>destens fünf Tage sollten der Kopfhaut zur Erholung<br />
gegönnt werden – und das nach jeder normalen Wäsche. Bei<br />
der Anwendung mediz<strong>in</strong><strong>is</strong>cher Schuppenmittel s<strong>in</strong>d gelegentlich<br />
andere Intervalle genannt, die gegebenenfalls für die Dauer<br />
der Therapie maßgebend s<strong>in</strong>d.<br />
Antimykotika-- E<strong>in</strong>e spezif<strong>is</strong>che Wirkung gegen Malassezia furfur<br />
zeigen pilzhemmende Substanzen wie Ketoconazol (z. B. <strong>in</strong><br />
Terzol<strong>in</strong>®, Ket® med), Ciclopirox und Z<strong>in</strong>kpyrithion (als Komb<strong>in</strong>ation<br />
z. B. <strong>in</strong> Ducray Kelual DS), Climbazol und Pirocton-<br />
Olam<strong>in</strong> (als Komb<strong>in</strong>ation z. B. <strong>in</strong> Eucer<strong>in</strong>® Dermocapillaire<br />
Anti-Schuppen-Shampoo) sowie Selend<strong>is</strong>ulfid (mit Ichthyol-<br />
Zusatz <strong>in</strong> Ducray Squanorm).<br />
Antiprurig<strong>in</strong>osa-- Juckreizstillend wirkt das Oberflächenanäs<strong>the</strong>tikum<br />
Polidocanol. Harnstoff, synonym Carbamid genannt,<br />
wirkt befeuchtend und löst die Schuppen von der Kopfhaut<br />
(als Komb<strong>in</strong>ation z. B. <strong>in</strong> Widmer Remederm Shampoo). Den<br />
letztgenannten Effekt hat auch Salicylsäure (z. B. <strong>in</strong> Ducray<br />
Squanorm Shampoo trockene Schuppen).<br />
Haar und Psyche<br />
Stress und neurolog<strong>is</strong>che Störungen<br />
können vorübergehend zu e<strong>in</strong>em<br />
Haarausfall führen. Umgekehrt<br />
gibt es psych<strong>is</strong>che Störungen, die zu<br />
e<strong>in</strong>em Haarverlust führen, wie die<br />
Trichotillomanie, bei der aufgrund<br />
verm<strong>in</strong>derter Impulskontrolle <strong>Haare</strong><br />
ausger<strong>is</strong>sen werden.<br />
Wir haben unsere konkreten Vorstellungen,<br />
wie e<strong>in</strong>e normale Behaarung<br />
auszusehen hat. Dementsprechend<br />
können Abweichungen – egal<br />
ob dadurch zu viele oder zu wenige<br />
<strong>Haare</strong> oder andere Kopfhautprobleme<br />
auftreten – zur seel<strong>is</strong>chen Belastung<br />
werden.<br />
© Ron Chapple Studios / Th<strong>in</strong>kstock<br />
28<br />
> DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 08-2013