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Reise nach Thibobelik<br />
Wie die Stadtbibliothek West Bildungslandschaften baut –<br />
Gespräch mit dem Leiter Andreas Gebauer<br />
Herr Gebauer, die Stadtbibliothek West hat vor geraumer<br />
Zeit einen Preis für ihre Stadtteilorientierung bekommen.<br />
Ist es nicht eigentlich selbstverständlich, dass sich eine<br />
Stadtteilbibliothek auf den Stadtteil bezieht?<br />
Generell ist das natürlich so. Der Stadtbibliothek West<br />
kommt aber durch das Gebäude, welches explizit als<br />
Bibliotheksbau geplant und errichtet wurde, eine besondere<br />
Rolle zu. Der Grad der Ausrichtung an die Erfordernisse des<br />
Stadtteils variiert durchaus zwischen den einzelnen<br />
Stadtteilbibliotheken, die teils in Schulen oder Einkaufszentren<br />
untergebracht sind.<br />
Was unterscheidet Ihre sozialräumlich orientierte<br />
Bibliothek vom herkömmlichen Typ der Filiale?<br />
Unsere Aufgabe geht über das klassische Angebot an<br />
aktuellen Medien und Informationen hinaus.<br />
Wir investieren einen hohen Anteil der Mitarbeiterstunden<br />
in den Aufbau und die Pflege von Kontakten im Stadtteil.<br />
Das sind sowohl die verschiedene Einrichtungen und<br />
Arbeitsgruppen als auch die Schulen und KiTas.<br />
Für uns spielt der Begriff der „Sozialen Bibliotheksarbeit“,<br />
der aus den 70er Jahren stammt, eine Rolle, d.h. wir richten<br />
uns stark an der Klientel aus dem unmittelbaren Wohnumfeld<br />
aus. Das beginnt mit einer niedrigen Theke im Eingangsbereich,<br />
die dem Kunden keine Barriere signalisieren<br />
und damit die Hemmschwelle zur Benutzung der Bibliothek<br />
heruntersetzen soll. Die Medienbestände sind entsprechend<br />
angelegt, wir haben ca. 7500 Medieneinheiten DVDs,<br />
CDs und Hörbücher für Kinder und Erwachsene. Im<br />
Sachbuchbereich bedienen wir die aktuellen Themen und<br />
legen großen Wert auf optisch ansprechende Medien und<br />
Aktualität. Der Standort und die damit einhergehenden<br />
Anforderungen hat diese Ausrichtung sehr schnell erforderlich<br />
gemacht. Dafür haben wir auch 2004 den bundesweit<br />
ausgeschriebene Sonderpreis der VGH-Stiftung für<br />
stadtteiloriente Arbeit verliehen bekommen.<br />
Links: Anlässlich des Projektes „Berge versetzen“<br />
präsentierten Kinder und Jugendliche ihre Objekte in<br />
einer Zwischenausstellung im Lichthaus.<br />
Sie haben systematisch den Kontakt zu den KiTas und<br />
Schulen aufgebaut. Wie sieht die Zusammenarbeit heute<br />
aus?<br />
Die Zusammenarbeit mit den KiTas und Schulen spiegelt<br />
sich in 270 Besuchen dieser Gruppen wieder. Es ist uns über<br />
die letzten 10 Jahre gelungen, dass die Klassen einen regelmäßigen<br />
Rhythmus von 4 Wochen zwischen den Besuchen<br />
entwickelt haben. Dadurch nehmen die Kinder Bibliothek<br />
als etwas Positives und Selbstverständliches wahr. Einige<br />
Kinder erkennen erst nach ein bis zwei Jahren, welchen Sinn<br />
so eine Bibliothek für sie persönlich haben kann. Die<br />
Tatsache, dass wir ein Buch kaufen und dieses von 80 bis<br />
100 Kindern gelesen werden kann, finden die meisten<br />
Kinder sehr verblüffend und praktisch. Dann gehen sie auch<br />
sorgsamer mit den Medien um. Ferner baut die Zusammenarbeit<br />
auf ein gestuftes System auf, das auch den Klassen,<br />
die nicht so regelmäßig kommen, einen Anreiz bietet,<br />
uns zumindest jährlich zu besuchen. Es beginnt mit dem<br />
„Lesestart“, geht dann über die „Märchenrallye“ bis zur<br />
„Reise nach Thibobelik“. Für jede Klassenstufe gibt es<br />
abgestimmte Module. Unser Ziel ist es, dass die Kinder auch<br />
nachmittags gerne in ihrer Freizeit zu uns kommen und<br />
die Angebote nutzen, welche neben den Medien auch<br />
Spiel- und Freizeitmöglichkeiten, die in Kooperation mit<br />
dem Gesundheitstreffpunkt oder <strong>Kultur</strong> <strong>Vor</strong> <strong>Ort</strong> angeboten<br />
werden, oder Internet- und Spiele-PCs beinhalten.<br />
Sie planen in nächster Zeit sogar in die Schulen zu gehen<br />
– was konkret wollen Sie den Schulen anbieten?<br />
Wir können uns vorstellen, fertige Module zum Thema<br />
Leseförderung, Erleichterung der Übergänge KiTa-Schule,<br />
„Kinder entdecken die Welt der Schrift und Zeichen“ oder<br />
Präsentationen zur Bibliotheksbenutzung per Beamer und<br />
Notebook in den Schulen anzubieten. Es können auch<br />
nur kleinere Elemente wie Bilderbuchkino sein. Wichtig ist<br />
uns, den Schulen und KiTas zu signalisieren, dass wir sie als<br />
Partner brauchen, und zu verdeutlichen, was wir zu bieten<br />
haben. Das soll natürlich nicht den Bibliotheksbesuch<br />
der Klassen ausschließen. Häufig ist dieser aber, insbesondere<br />
für entferntere Schulen, die mit der Straßenbahn<br />
kommen, mit hohem organisatorischen und finanziellen<br />
Aufwand verbunden. >