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23<br />

Berge versetzen<br />

Junge Kunst aus Gröpelingen in der <strong>Kultur</strong>kirche<br />

Ein Berg<br />

Aufgetürmt vor dem Betrachter: Ein Berg mit Objekten.<br />

Das Material: Schrott, Pappe, Draht, Abfall, Sperrmüll.<br />

Die Themen: Das pralle Leben zwischen Ärger mit Nach barshund<br />

und Klimawandel, zwischen Armut und Überflussgesellschaft,<br />

zwischen Superheldenphantasien und dem<br />

Alltag in der <strong>Vor</strong>stadt.<br />

Die Künstler: Kinder und Jugendliche aus Gröpelingen.<br />

Über einen Zeitraum von 10 Monaten arbeiteten über 100<br />

Kinder und Jugendliche gemeinsam mit einem Team<br />

von BildhauerInnen, KonzeptkünstlerInnen und bildenden<br />

KünstlerInnen an einem großen gemeinsamen Objekt: dem<br />

versetzbaren BERG.<br />

Die Idee zum zentralen Motiv des Projektes „Berge<br />

versetzen“ stammt von Jugendlichen selbst, die oft genug<br />

erfahren, wie wenig man ihnen zutraut und wie wenig<br />

Raum sie in dieser Gesellschaft haben. Und die oft genug<br />

erleben, dass sie als Jugendliche aus Gröpelingen immer<br />

wieder mit <strong>Vor</strong>urteilen zu kämpfen haben. Mit diesem<br />

Objekt zeigen sie ihre Vitalität, ihre gestalterischen Fähig -<br />

keiten, ihre Nachdenklichkeit, ihren Witz.<br />

Die Produktionsphase<br />

Die Objekte auf dem Berg entstanden von Januar bis<br />

September 2009. Das Projekt umfasste sowohl offene,<br />

niedrigschwellige Angebote als auch konzentrierte, kurze<br />

Workshops, Ferienakademien und vertiefende mehrmonatige<br />

Kurse, die auch der Talentförderung dienten.<br />

In den offenen Angeboten am Bibliotheksplatz Lindenhofquartier,<br />

Schulhof Fischerhuderstraße, Rostocker Straße<br />

und Marienwerderstraße kamen viele Kinder zum erstenmal<br />

mit freier künstlerischer Arbeit in Kontakt. Hier ging es<br />

um basale Fähigkeiten wie Farbmischung/Farbgestaltung,<br />

Entwurfsarbeit, Umgang mit Materialien und Arbeit mit<br />

einfachen Werkzeugen.<br />

In der Philosophischen Kunstwerkstatt und dem Kurs KLEKS<br />

konnte dagegen schon auf erlernte Techniken zurückgegriffen<br />

werden. Den Kindern fiel es nicht schwer, sich dem<br />

Thema zu nähern, eigene Ideen zu entwickeln und diese in<br />

angebotene Technik umzusetzen.<br />

In den mehrmonatigen Kursen und intensiven Workshops<br />

mit SchülerInnen der Gesamtschule West und der J.-H.-<br />

Pestalozzi-Schule arbeiteten die Jugendlichen sehr komplex<br />

an großen Skulpturen – eine ambitionierte Aufgabe, bei der<br />

künstlerische Weitsichtigkeit, technisches Geschick und<br />

Ausdauer gefragt sind.<br />

Das Einzelne und das Ganze<br />

Mit unterschiedlichen thematischen Blickwinkeln und<br />

verschiedenen künstlerischen Verfahren trugen mehr als<br />

100 Gröpelinger zwischen 6 und 16 Jahren ihre Sicht der<br />

Dinge zum Berg bei: Der Berg macht sichtbar, was junge<br />

Leute in Gröpelingen bewegt, welche Themen ihnen<br />

wichtig sind.<br />

Während die Kinder oft Familie und Freundschaften<br />

thematisieren und ihre Sehnsüchte und Phantasien in<br />

Farben und Formen schwelgen lassen, zeigen sich die<br />

Jugendlichen als politisch wache und kritische Zeitgenossen:<br />

Klima wandel, Gefährdung des Tropenwaldes, Finanzkrise,<br />

Tierquälerei – mit beißender Kritik und Ironie kommentieren<br />

die jungen Leute das Erbe, das wir Erwachsenen mit<br />

einem geschundenen Planeten der kommenden Generation<br />

hinterlassen.<br />

Zunächst entstanden so eine große Anzahl individueller<br />

Objekte mit persönlichen Statements und ästhetischen<br />

Positionen. Gemeinsam mit einigen Jugendlichen aus der<br />

Talentförderung schuf Anja Fußbach daraus eine kollektive<br />

Skulptur, den BERG, in dem die Einzelobjekte in Beziehung<br />

zueinander stehen. Auf dem Berg entstehen spannungsvolle<br />

Sichtachsen, Objekte stehen in widersprüchlichen<br />

Kontexten oder kommentieren sich gegenseitig, Motive<br />

werden verstärkt oder ironische Subtexte durch die<br />

Anordnung der Objekte formuliert.<br />

So ist der BERG mehr als die Summe seiner Einzelteile,<br />

sondern Ausdruck einer kollektiven Auseinandersetzung<br />

mit gesellschaftlicher Wirklichkeit und kritische Position<br />

junger Leute aus der <strong>Vor</strong>stadt.<br />

Lutz Liffers<br />

Ein Projekt von <strong>Kultur</strong> <strong>Vor</strong> <strong>Ort</strong> e.V.<br />

Projektleitung: Christiane Gartner, Anja Fußbach, Lutz Liffers

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