Ausgerechnet Hongkong. Asien hatten wir völlig ausgeblendet - UWC
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<strong>Ausgerechnet</strong> <strong>Hongkong</strong>. <strong>Asien</strong> <strong>hatten</strong> <strong>wir</strong> völlig <strong>ausgeblendet</strong> – und waren deshalb<br />
ziemlich verblüfft, als die so alles verändernde Nachricht im Briefkasten lag. Während Lara<br />
noch freudig hopste, ließen <strong>wir</strong> von Google schon mal die Route Dresden–<strong>Hongkong</strong><br />
berechnen. Zugegeben: Wir <strong>hatten</strong> uns immer bemüht, Lara zu vermitteln, dass ihre<br />
Heimatstadt Dresden nicht Mittelpunkt der Welt ist. Allerdings liegt <strong>Hongkong</strong> von hier aus<br />
gesehen doch sehr weit hinter dem Horizont! Noch in der Bewerbung an die <strong>UWC</strong>-Stiftung<br />
schrieb Lara, dass ihre Eltern es gern sehen würden, wenn sie in Europa bliebe. Lara<br />
selbst wollte sich nicht festlegen. Italien oder Norwegen sind doch auch schön, haben <strong>wir</strong><br />
zuhause ausgiebig diskutiert. Die Auswahljury hat für Lara dann aber richtig entschieden.<br />
Das erste Telefonat mit der Mutter eines ehemaligen <strong>UWC</strong>-Schülers und das Elterntreffen<br />
in Frankfurt nahmen uns dann alle Bedenken. Als im Sommer schon Mails aus <strong>Hongkong</strong><br />
kamen (sogar von der Campus-Krankenschwester!), bekamen <strong>wir</strong> das Gefühl, die<br />
kümmern sich dort <strong>wir</strong>klich.<br />
Am Flughafen wäre Laras Abflug allerdings fast noch in letzter Minute geplatzt! Nach dem<br />
Sicherheitscheck kam sie mit einem offensichtlich verantwortungsvollen<br />
Securityangestellten zurück. Man wollte sich vergewissern, dass unser 16-jähriges<br />
Mädchen so weit allein und ohne Eltern über die Arabischen Emirate fliegen darf. Da<br />
waren <strong>wir</strong> dann aber schon sehr erleichtert, als man sie endlich fortließ.<br />
Am nächsten Tag ein freudiger Anruf aus <strong>Hongkong</strong>: " Mama, ich bin gut angekommen.<br />
Das ist das Telefon von meiner Hausmentorin Michele, deshalb muss ich gleich wieder<br />
auflegen! ...".<br />
Jedenfalls hat uns das gute Gefühl seitdem nicht verlassen. Lara ist am LPC<strong>UWC</strong> bestens<br />
aufgehoben. Mit ihrem enormen Informations- und Mitteilungsbedürfnis sorgt Lara selbst<br />
dafür, dass nicht nur ihre eigenen Eltern über alle wichtigen Ereignisse am LPC<strong>UWC</strong> in<br />
<strong>Hongkong</strong> Bescheid wissen. Inzwischen <strong>wir</strong>d Laras Blog in über 70 Ländern der Welt<br />
gelesen, und <strong>wir</strong> konnten nur zusehen, wie sich Lara damit innerhalb weniger Monate<br />
auch zur internationalen Botschafterin entwickelte.<br />
Die Stimmung auf dem Campus ist einfach klasse, davon überzeugten <strong>wir</strong> uns im Februar<br />
selbst. Natürlich wollten <strong>wir</strong> mit eigenen Augen sehen, wie Lara in <strong>Hongkong</strong> lernt und<br />
lebt. Und sicher sorgte nicht nur Laras Vorab-Mail an die Mitschüler dafür, dass <strong>wir</strong> so<br />
freundlich empfangen wurden. Irgendwie freuten sich scheinbar alle mit Lara, dass ihre<br />
Familie zu Besuch war. Wir waren fasziniert von dem hohen Maß an Selbständigkeit der<br />
Schülerschaft. Ein Theaterabend in einer fast voll besetzten Aula <strong>wir</strong>d uns noch lange in<br />
Erinnerung bleiben. Die Professionalität der Schülerdarbietungen <strong>hatten</strong> <strong>wir</strong> so nicht<br />
erwartet, und am Ende kam auch kein Lehrer mit auf die Bühne, um sich den tosenden<br />
Beifall für seine Unterstützung "abzuholen". Uns beschlich das Gefühl, dass <strong>wir</strong> an einem<br />
großartigen gemeinschaftlichen Schulereignis teilhaben durften. Wir saßen da einfach<br />
zwischen allen Schülern, Mentoren, Lehrern und ihren Kindern, und es war ein bisschen<br />
wie großes Familientreffen in der Dorfarena.<br />
Und dort fühlt sich unsere Lara wohl. Wir haben von ihr im letzten Schuljahr nie Klagen<br />
über Mobbing oder Cliquen<strong>wir</strong>tschaft auf dem Campus gehört. Man stelle sich vor, dass da<br />
80 Nationen, vollpubertierende Charaktere unterschiedlichster Konfessionen auf ziemlich<br />
engem Raum zusammen leben! Es scheint tatsächlich zu funktionieren, wenn alle so<br />
offen, respektvoll und freundschaftlich miteinander umgehen wollen wie am LPC<strong>UWC</strong>.<br />
Sicher kommen auch deshalb alle so gut miteinander klar, weil seit Beginn des<br />
Schuljahres von allen in der Schule viel Zeit in das Zusammenwachsen investiert <strong>wir</strong>d.
Was sich anfangs für uns in Laras Blog wie "Endlosparty" las, sehen <strong>wir</strong> inzwischen als<br />
Teil eines stimmigen Schulkonzeptes. Durch die vielen gemeinsamen Erlebnisse wachsen<br />
die Schüler schnell zu einer starken Schul- und Lebensgemeinschaft zusammen, in der<br />
das Leben und Lernen nachhaltig Spaß macht und inspiriert. Dass die Absolventen auch<br />
an den renommiertesten Universitäten der Welt angenommen werden, bestätigt uns. Alle<br />
sind mit ihrer ganz eigenen Persönlichkeit und Nationalität am Erfolg beteiligt und wichtig<br />
für die Entwicklung wiederum jedes Einzelnen. Mit großer Leichtigkeit und wie im Zeitraffer<br />
scheint da das Leben und Lernen vorbeizufliegen, nicht ohne die Schüler auf den Ernst<br />
des Lebens vorzubereiten. Die Lehrer dort leisten Großartiges. Dabei sind manche<br />
Bedingungen mit deutschem Maßstab gemessen teilweise alles andere als optimal.<br />
Unserer Tochter tut das alles gut.<br />
Tatsächlich haben <strong>wir</strong> schon unseren nächsten Flug nach <strong>Hongkong</strong> gebucht. Julie, die<br />
Tutorin von Lara, hat angeboten, das nächste Mal mit uns wandern zu gehen. Man stelle<br />
sich vor, sie fragte uns zum Abschied, ob <strong>wir</strong> Umarmungen mögen...!? Julie ist <strong>wir</strong>klich<br />
eine sehr nette Tutorin, sicher nicht nur für unsere Lara. Danke, Julie!<br />
Wir verließen den Campus mit der innersten Überzeugung, dass Lara <strong>wir</strong>klich das bisher<br />
Beste in ihrem Leben passiert ist: Sie darf Schülerin am LPC<strong>UWC</strong> in <strong>Hongkong</strong> sein!<br />
Endlich hat sie ihre Traumschule gefunden.<br />
Jacqueline Schech, Mutter von Lara (LPC<strong>UWC</strong> 11-13)