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Wanderbus - Sächsischer Bergsteigerbund

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Adrian Zingg – Schöpfer des Begriffs<br />

Sächsische Schweiz<br />

Der Schweizer Kupferstecher Adrian Zingg –<br />

1766 nach Dresden eingereist – gilt als einer<br />

der „Großen“ der Dresdener Landschaftsmalerei<br />

und gemeinsam mit seinem Malerfreund<br />

Anton Graff als „Schöpfer“ des Begriffs „Sächsische<br />

Schweiz“. Wenngleich er in dieser Zeit<br />

auch das Meißner Tiefland, das Saaletal, das<br />

Erzgebirge, die Lausitzer Berge und Nordböhmen<br />

bereiste, faszinierte ihn die Gebirgslandschaft<br />

zwischen Pirna und Aussig so stark, dass<br />

er in der Begriffsbildung den Vergleich mit<br />

seinen Schweizer Heimatbergen wagte. Dass<br />

er damit in Vergangenheit und Gegenwart<br />

Anfechtungen ausgesetzt war und in einem<br />

vor Wochen erschienenen „SZ“-Beitrag sogleich<br />

zum Erfinder der Sächsischen Schweiz<br />

hochstilisiert wurde, ist eine journalistische<br />

Stilblüte, wie wir sie in unserer Presse leider<br />

sehr häufig vorfinden.<br />

Adrian Zingg wurde 1766 als Lehrer für Kupferstechkunst<br />

an die Sächsische Kunstakademie<br />

nach Dresden berufen. Dass er nun<br />

sogleich mit seinen Schülern in die freie Natur<br />

pilgerte und zeichnete, galt bei den Herren<br />

Professoren der höfisch geprägten Kunst<br />

als fast „revolutionär“; vielmehr solle man „die<br />

Alten Meister kopieren“. Schon sein erster<br />

Ausflug rund um den Königstein (damals militärisches<br />

Sperrgebiet) war wenig standesgemäß.<br />

Er wurde verhaftet, schnell danach aber<br />

wieder freigelassen.<br />

In seinen künstlerischen Arbeiten legte Zingg<br />

Wert auf die topographisch genaue Abbildung<br />

und Wiedererkennbarkeit der Landschaft,<br />

besonders aber auf pittoreske Motive<br />

wie Wasserfälle, Höhlen und extreme Felsformationen<br />

im Zusammenspiel zwischen Licht<br />

und Landschaft. Der Schriftsteller Gottfried<br />

Keller pries den „Meister Zink“ auch ob der<br />

subtilen Kraft seiner Baumdarstellung. Unmittelbare<br />

Stadtansichten sind von ihm nicht bekannt.<br />

Wenn er künstlerisch auf Dresden<br />

62<br />

Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher<br />

schaute, dann mit einem Blick aus der Ferne.<br />

Den Liebethaler Grund, die Lochmühle und<br />

die Mühlsteinbrüche hat er wohl sehr geliebt<br />

und mehrfach abgebildet; möglicherweise<br />

auch wegen der guten Erreichbarkeit von<br />

Dresden aus. Den Zscherregrund, das Schloss<br />

und die Stadt Wehlen, die Burg Hohnstein,<br />

den Kuhstall (das Blatt ist heute im Besitz der<br />

Albertina in Wien), den Prebischkegel und die<br />

Burgruine Schreckenstein finden wir in seinen<br />

Bildern. Die arbeitende Landbevölkerung<br />

(Steinbrecher, Holzfäller) sind im mittleren<br />

Bereich der Blätter in oft aktiver Form angesiedelt.<br />

So ganz geschäftsuntüchtig war Zingg aber<br />

auch nicht. Der Künstler richtete sich in Dresden<br />

mit seinen Schülern (u. a. C. A. Richter,<br />

J. Ph. Veith) einen Werkstattbetrieb ein, um<br />

seine Landschaftsansichten zu vervielfältigen.<br />

Die meisten seiner Arbeiten befinden sich<br />

heute im Besitz des Kupferstich-Kabinetts der<br />

Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.<br />

Deshalb war es mehr als überfällig, diesem<br />

Meister der Landschaftsmalerei nunmehr in<br />

Dresden endlich eine umfassende Ausstellung<br />

zu widmen (die mit Erscheinen unseres Heftes<br />

leider nur<br />

noch in der „richtigen“<br />

Schweiz,<br />

im Kunsthaus Zürich,<br />

zu sehen<br />

sein wird). Der<br />

umfängliche<br />

Ausstellungskatalog<br />

aber kann<br />

in der SBB-Bibliothekausgeliehen<br />

werden.<br />

Petra Kuhlmann-Hodick/Claudia Schnitzer/Bernhard<br />

v. Waldkirch: Adrian Zingg.<br />

Wegbereiter der Romantik<br />

Sandstein Verlag Dresden 2012; 280 Seiten,<br />

38,00 Euro; ISBN 978-3-942422-86-4 (Bezug:<br />

Buchhandel)

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