Wanderbus - Sächsischer Bergsteigerbund
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Reibung – zwischen zwei Bergsteigergenerationen?<br />
Zugegeben: Das erste Blättern in diesem Band<br />
hat mich nicht gerade lesehungrig gemacht;<br />
ich habe die Bergsteiger-Kurzgeschichten von<br />
Axel Grußer (geb. 1978) und Peter Hähnel<br />
(geb. 1940) erst einmal zur Seite gelegt. Später<br />
hat es mich dann schon interessiert, wie<br />
zwei Bergsteiger verschiedener Generationen<br />
zu unterschiedlichen Zeiten Klettern gehen,<br />
dies logischerweise auf ganz unterschiedliche<br />
Art erleben und niederschreiben.<br />
Da der Rezensent zur „Hähnel-Generation“<br />
gehört, tat er sich zugegebenermaßen etwas<br />
schwerer mit den abenteuerlichen Kletter-,<br />
Wander- und „Flegel“-Jahren und den daraus<br />
resultierenden – oft mit philosophischen Sentenzen<br />
im Messner-Stil – angereicherten Kurzgeschichten<br />
von Axel. Seine diesbezügliche<br />
Palette ist reichhaltig: „Wanderungen“ in<br />
Lappland, das Erlebnis eines glücklich verlaufenden<br />
Lawinen-Abganges in Kirgisien, der<br />
Gipfelsieg am Mt. McKinley (dem „Arsch der<br />
Welt“), Bergerlebnisse in den Pyrenäen, Eisklettern<br />
im Gasteiner Gebiet, erste Kletterversuche<br />
im Elbsandsteingebirge, Solo-Gang im<br />
Montblanc-Gebiet und und und ... Natürlich<br />
durfte die Verwirklichung des „Traumes vom<br />
Fliegen“ – das sogenannte Brückenspringen<br />
von der 60 Meter hohen Lockwitztal-Autobahnbrücke<br />
– nicht fehlen. Von Vorbereitung<br />
und Durchführung waren diese Unternehmungen<br />
oft sehr „frisörhaft“; aber dafür mit Adrenalin<br />
pur versehen – und das muss ja sein!<br />
Dass man auch anders „sterben“ kann, zeigt<br />
Axels Klettertour mit Peter Hähnel in der Sächsischen<br />
Schweiz, der ihm im Mauseloch an<br />
der Zinne des Falkensteins zeigt, was ein echter<br />
Sandsteinklassiker ist.<br />
Peter Hähnel – der Co-Autor –, selbst Erstbegeher<br />
und begnadeter Rissspezialist, pflegt<br />
logischerweise einen anderen Schreibstil und<br />
nimmt sich in seinen Geschichten bergsteigerisch<br />
oft sehr zurück. Vielmehr erzählt er<br />
über seinen abenteuerlichen gemeinsamen<br />
gescheiterten Versuch mit Dieter List, über den<br />
„Schiefen Tod“ den Einsiedler zu bezwingen,<br />
blättert in seiner „Sturzchronik“ (heute gehört<br />
das zum Image des jungen Bergsteigers –<br />
aber damals ..., nur nicht laut darüber reden!),<br />
über eine totale zeitliche Fehleinschätzung<br />
am Kopftörlgrat im Kaiser-Gebirge und<br />
über den vergeblichen Versuch, den Einstieg<br />
zum „Johann“, dem klassischen Klettersteig<br />
in der Dachstein-Südwand, zu finden. Nicht<br />
fehlen dürfen natürlich klassische Bergsteiger-<br />
Storys wie ein „Bad“ bei klirrender Kälte im<br />
Pfaffendorfer Dorfteich oder negative Erfahrungen<br />
mit „Schluchtenscheißern“ in der<br />
Sächsischen Schweiz. Das liest sich unpathetisch<br />
und sympathisch, so wie etwa: Bergsteiger<br />
sind eben auch nur Menschen!<br />
Natürlich waren beide Generationen auch<br />
gemeinsam mit dem Seil unterwegs. Diese Erlebnisse<br />
sind durch große Achtung voreinander<br />
geprägt. Mit Anerkennung spricht z. B.<br />
Peter über seinen Vorsteiger Axel, der ihm mit<br />
außerordentlicher Findigkeit einen seiner<br />
„Bergträume des Alters“ erfüllt: die Ostwand<br />
zur Südspitze des Watzmanns!<br />
Der Band gewinnt durch die scheinbare Gegenüberstellung<br />
und die „Reibung“ zwischen<br />
Jung und Alt an Lesbarkeit. Es sind dies zwei<br />
unterschiedliche Welten mit einem Blick auf<br />
eine gemeinsame Sache. Und nicht zu vergessen:<br />
Die Titelfindung der Kurzgeschichten<br />
und die dazu servierten lockeren Fotos sind<br />
außerordentlich „knackig.<br />
Ganz am Schluss finden<br />
wir ein Siegel mit<br />
den Initialen „RAF<br />
2000“. Als nicht so<br />
Eingeweihter erschrickt<br />
unsereins<br />
erst einmal! Das bedeutet<br />
aber schlicht<br />
und einfach „Riss-<br />
Anstiegs-Freunde<br />
2000“ – der Name<br />
eines Kletterclubs!<br />
Axel Grußer/Peter Hähnel: Reibung<br />
Eigenverlag Dresden 2011; 204 Seiten,<br />
12,00 Euro (Bezug: SBB-Geschäftsstelle)<br />
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