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Wanderbus - Sächsischer Bergsteigerbund

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Klettern in der Sächsischen Schweiz<br />

2. Begung der Weinertwand durch Karl Ullrich<br />

und Karl Hradezky am 30.05.1913<br />

äußerte spontan: „Du bist ein ganz verdammter<br />

Kerl!“ Acht Stunden Felsarbeit hatte der<br />

Seilschaft alles abverlangt. Nun war der Bann<br />

gebrochen, das Problem gelöst. Den neuen<br />

Aufstieg verewigten sie im Gipfelbuch unter<br />

der Bezeichnung „Südostwand, Talseite“.<br />

Aufregung gab es am Wandfuß: einem Forstgendarm<br />

war der Trubel oberhalb vom<br />

Amselsee nicht verborgen geblieben. Er kassierte<br />

von den Empörern ein Strafmandat über<br />

40 Mark.<br />

Nach der gelungenen Besteigung wurde<br />

Weinert auf den Schultern zur Burgruine<br />

Rathen getragen. Die an diesem Abend anwesenden<br />

Bergsteiger, an der Spitze Rudolf<br />

Fehrmann und Oliver Perry-Smith, feierten mit<br />

Weinert den Sieg über die „Lange Wand“ an<br />

diesem Bergabend.<br />

Eine Woche nach der Erstbegehung stiegen<br />

Weinert, Lugenheim, Rost und Pohle die Aufstiegsroute<br />

von der Bergseite (Alter Weg VI)<br />

auf den Vexierturm und holten die versäumte<br />

Gipfelrast nach. Kurt Rost seilte sich die Wand<br />

46<br />

hinab und befestigte den dritten Ring, den<br />

Weinert nicht mehr fest genug hatte schlagen<br />

können.<br />

Die Durchsteigung der Südostwand des Vexierturmes<br />

war eine Glanzleistung des damals<br />

21-jährigen Eduard Weinert, die ihn zum<br />

gefeierten Empörer und in der sächsischen<br />

Bergsportgemeinschaft über Nacht berühmt<br />

machte. So wie Max Matthäus richtungsweisende<br />

Erfolge bei der Erschließung ausgesetzter<br />

und schwerer Rissklettereien erzielte, war<br />

die Tat Eduard Weinerts richtungsweisend für<br />

lange und ausgesetzte Wandkletterei. Es war<br />

der historische Durchbruch in der Bezwingung<br />

von „Steilwänden großer Linie“ im Elbsandsteingebirge.<br />

An ihr erprobten sich die Besten<br />

der damaligen Zeit.<br />

Es dauerte nur ein Jahr bis zu den ersten Wiederholungen:<br />

Am 30. Mai 1913, nach zahlreichen<br />

vergeblichen Versuchen anderer Kletterer,<br />

gelang Karl Ullrich und Karl Hradezky,<br />

die sich die Führung teilten, mit Rudolf Fehrmann<br />

die zweite Begehung. Zwei Jahre später<br />

holte sich die Schandauer Kletterriege am<br />

23. Mai 1915 mit Rudolf Klemm, Paul Süßmilch<br />

und Bernhard Klemm die dritte Begehung.<br />

Einen Sonntag darauf, am 30. Mai,<br />

stieg Ehrhardt Renger zum ersten Mal die<br />

Weinertwand. Dann folgten innerhalb weniger<br />

Wochen Albert Lingenauer, Hans Stelzner,<br />

Otto Dietrich, ErichThieme, Alfred Günther<br />

und Willy Kotz. Am 15. August stieg Ehrhardt<br />

Renger ein zweites Mal die Weinertwand.<br />

Insgesamt kletterte er die Wand zehnmal<br />

erfolgreich.<br />

Tödliche Bergunfälle an der Weinertwand<br />

Die Eröffnung der Kletterroute Weinertwand<br />

hat auch eine tragische Seite. Sie forderte im<br />

Zeitraum von 1915 bis 1921 sechs Todesopfer.<br />

Bei Stürzen in der hohen Wand zeigte<br />

sich, dass die Hanfseile und die ab 1914 eingeführten<br />

ersten Karabiner einer Sturzbelastung<br />

nicht standhielten. Ungeklärt blieb die<br />

Ursache für den Absturz von Ehrhardt Renger,<br />

der beim elften Anlauf am 15. Mai 1921<br />

noch vor dem ersten Ring im Alter von<br />

23 Jahren tödlich verunglückte. Auch später

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