Wanderbus - Sächsischer Bergsteigerbund
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Klettern in der Sächsischen Schweiz<br />
im unteren Wandteil unter einem Felsüberhang<br />
geschlagen. Nun wurde im Vorstand<br />
neu beraten.<br />
Dazu nochmals ein Zitat aus Weinerts persönlichen<br />
Erinnerungen: „Endlich waren alle<br />
Vorbereitungen abgeschlossen, und die Empörer<br />
legten den 9. Juni 1912 als Tag dieser<br />
Erstdurchführung fest. Mich hatte man auserkoren,<br />
und ich war innerlich sehr stolz. Ich<br />
wusste nur zu gut, was es heißt, diese Wand<br />
zu besteigen und dass schon Versuche an ihr<br />
unternommen wurden, aber ich glaubte an<br />
den Sieg. Ich verehrte diese Wand. Wie oft<br />
habe ich mit dem Feldstecher die Wand abgesucht,<br />
wie oft habe ich im Wald gelegen<br />
und sehnsüchtig an dieser Wand gelesen.“<br />
Eduard Weinert bereitete sich in seiner Art für<br />
diese schwere Aufgabe vor. Am Vortag kletterte<br />
er dreimal hintereinander solo den Fehrmannweg<br />
am Mönch, um sich für den nächsten<br />
Tag zu rüsten.<br />
Über die Erstbegehung der Weinertwand erschien<br />
im „Dresdner Anzeiger“ (Nr. 284 vom<br />
14.10.1934) eine mitreißende und ausführliche<br />
Schilderung. Nachfolgend eine Zusammenfassung<br />
der Ereignisse an diesem denkwürdigen<br />
9. Juni 1912.<br />
Von den Hütern des Gesetzes unerkannt,<br />
schlichen sich die Empörer früh am Morgen<br />
an den Fuß des Vexierturmes. Weinert wurde<br />
begleitet von seinen Klubkameraden Kurt<br />
Rost, Otto Lugenheim, Gustav Vogel, Walter<br />
Böhm, Franz Schumann, Arthur Agsten, Walter<br />
Sachse, Hermann Mucke, Richard Fritsch,<br />
Rudolf Kühn und Karl Thomann. Ernst Rost<br />
fehlte an diesem Tag. Auf den umliegenden<br />
Berghöhen ringsherum hatten sich Kameraden<br />
aus befreundeten Kletterklubs eingefunden.<br />
Sie wollten Zeuge der Erstbesteigung<br />
werden. Gegen sieben Uhr stieg Weinert in<br />
die mächtige Talwand ein, kletterte zum großen<br />
Band und ersten Sicherungsring. Dort<br />
holte er Kurt Rost nach. Den Felsüberhang<br />
überwandt er durch Übereinanderstellen, und<br />
nach acht Klettermetern schlug er einen zweiten<br />
Ring. Von Rost am zweiten Ring gesichert,<br />
stieg Weinert in der abdrängenden Steilwand<br />
Meter für Meter hoch, an kleinsten, brüchigen<br />
Griffen und Tritten balancierend. Mitten<br />
in der Wand brach ihm ein Griff aus, doch er<br />
konnte sich halten und einen Sturz verhindern.<br />
Der losgebrochene Fels traf den am Ring stehenden<br />
Gefährten am Kopf. Trotz stark blutender<br />
Kopfwunde sicherte Rost seinen Vorsteiger<br />
weiter, bis Weinert die große Verschneidung<br />
erreichte und dort einen Ring schlagen<br />
konnte. Kurt Rost musste aufgeben und seilte<br />
ab. Otto Lugenheim stieg nun vom Wandfuß<br />
die gesamte Strecke hinauf zum Standplatz<br />
am dritten Ring.<br />
Es war in der Mittagszeit, als Weinert den<br />
Aufstieg in der steilen, brüchigen Verschneidung<br />
fortsetzte. Langsam kam er voran, suchte<br />
nach dem möglichen Wegverlauf. Nach fast<br />
zehn Metern anstrengender Kletterei querte<br />
er links hinaus, stieg eine glatte Mulde und<br />
über eine geneigte Wand dem Gipfel entgegen.<br />
Lugenheim war schnell nachgekommen.<br />
Auf dem Gipfel umarmte er Weinert und<br />
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