Wanderbus - Sächsischer Bergsteigerbund
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Schon seit einem Jahrhundert haben sächsische<br />
Bergsteiger von dem Besitz ergriffen, was<br />
von der kreidezeitlichen Sandsteinplatte mit<br />
einer 450 Meter starken Schichtenfolge durch<br />
Zerklüftung, Bankung und Verwitterung übrig<br />
geblieben ist. Die Kletterer wurden getrieben<br />
vom Interesse an der bizarren Felslandschaft<br />
und vom sportlichen Ehrgeiz, die Felsenwelt<br />
zu erschließen zum Ruhme des jeweiligen<br />
Klettervereins. Denn der Verein war das<br />
„Heiligtum“, und die Besten, die ihr Leben<br />
riskierten, wurden für ihre Taten auf Händen<br />
getragen. Ungebrochen ist der Pioniergeist<br />
der tatendurstigen Klettersippe seit Beginn des<br />
20. Jahrhunderts bis heute, beginnend mit<br />
dem Wettlauf um unbestiegene Türme und<br />
Zinnen der Sächsisch-Böhmischen Schweiz,<br />
fortgesetzt mit gewagten Unternehmungen zur<br />
Bezwingung schwerer Risse und langer ausgesetzter<br />
Wände bei stetiger Steigerung der<br />
Klettertechnik und Kletterschwierigkeit.<br />
Eine dieser richtungsweisenden Pioniertaten<br />
wollen wir uns in Erinnerung rufen: die Bezwingung<br />
der südöstlichen Talseite am Vexierturm<br />
durch eine Seilschaft vom Kletterverein<br />
Empor am 9. Juni 1912. Es war ein Ereignis,<br />
das in der sächsischen Bergsteigergeschichte<br />
ein großartiges Kapitel der Wandkletterei eröffnete.<br />
Eduard Weinerts Weg zum Bergsteigen<br />
Wo außergewöhnliche Taten im geschichtlichen<br />
Gedächtnis gepflegt werden, wird den<br />
Zuhörer oder Leser auch immer die Biografie<br />
interessieren. Richten wir also das Augenmerk<br />
auf Eduard Weinert und seinen Weg zum<br />
Klettersport.<br />
Eduard Weinert, genannt Ede, wurde am<br />
12. September 1891 in Dresden geboren.<br />
Als kleiner Kaufmannslehrling an der Handelsschule,<br />
der kaum über die Ladentafel<br />
schauen konnte, bekam er über einen zwei<br />
Jahre älteren Mitlehrling Kontakt zu einer<br />
Wandergruppe und begeisterte sich für die<br />
Landschaft des Elbsandsteingebirges. Eine<br />
erste Klettertour erlebte er unverhofft im<br />
42<br />
Klettern in der Sächsischen Schweiz<br />
Jubiläum „100 Jahre Vexierturm-Weinertwand“<br />
Jahr 1906 bei einem<br />
Ausflug mit<br />
Gleichgesinnten<br />
in die Dippoldiswalder<br />
Heide. SeineWanderfreunde<br />
kletterten mit<br />
Wäscheleine und<br />
Dachdeckerschuhen<br />
auf den Einsiedlerstein<br />
und<br />
ermunterten Weinert<br />
zum Mitma- Eduard Weinert, 1955<br />
chen. Dieser kletterte<br />
barfuß den Aufstieg gleich zweimal auf<br />
den Gipfel. Aus diesem Erlebnis entwickelte<br />
sich eine tiefe Sehnsucht nach weiteren Klettertouren.<br />
Im Jahr 1907 erhielt Weinert von den Eltern<br />
die Erlaubnis, dem Klub Falkenhorst beizutreten.<br />
Jeden Sonntag zog er mit den Klubkameraden<br />
in die Berge. Als 16-Jähriger bestieg<br />
und führte er schon die Gipfel Wartturm,<br />
Gansköpfe, Lokomotive, Barbarine, Nonne<br />
und Talwächter. Mit der Kontaktaufnahme zu<br />
erfolgreichen Kletterern wuchs sein Verlangen<br />
nach schweren Felstürmen immer stärker. Er<br />
schloss sich dem Kletterklub Berggeister an<br />
und unternahm auch Klettertouren mit dem<br />
Klub Bergbrüder 07.<br />
In dieser Zeit (am 29.08.1908) gelang ihm<br />
im Alter von 17 Jahren eine Wartturm-Besteigung<br />
auf neuer Route, im Kletterführer als<br />
Bergbrüderweg VI ausgewiesen. Mit dieser<br />
schweren Wandkletterei im Alleingang setzte<br />
er ein Achtungszeichen und bewies Mut und<br />
Talent zugleich.<br />
Eduard Weinert wird Mitglied in der Klettervereinigung<br />
Empor<br />
Im Jahr 1909 lernte Eduard Weinert Bergsteiger<br />
des Klettervereins Empor kennen. Der<br />
am 29. September 1907 gegründete KV Empor<br />
gehörte zu den 18 Klubs, die sich 1911<br />
zum Sächsischen <strong>Bergsteigerbund</strong> zusammenschlossen.<br />
Dort stieß Weinert auf die Kletterer