Wanderbus - Sächsischer Bergsteigerbund
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„Meisterklasse“ angehen. Vor allem Mutter<br />
Christel sorgte dafür, dass so viele Leute der<br />
BSG wie möglich die Leistungs- und Meisterklasse<br />
einreichten – das war für die kleine<br />
bergferne Sektion wichtig, gab es doch anteilig<br />
Materialzuteilung. Das ist heute schwer<br />
verständlich, doch war es in der DDR-Materialknappheit<br />
üblich, dass Seile und Karabiner<br />
nach Leistung zugeteilt wurden.<br />
Sabine nahm die Sache ernst, und so sah<br />
man die jungen Leute im Zug ihre Erfahrungen<br />
austauschen. Welche Wege gehen für<br />
wen, wie viele Punkte bringt jetzt diese VIIb<br />
und welche Kletterart ist gefragt, braucht man<br />
viel Kraft oder ist es Reibung? Heute noch<br />
existieren einige dieser Zug-Zettelchen, wie<br />
die Abbildung links zeigt. Alles säuberlich notiert<br />
auf der Rückseite einer Fahrkarte.<br />
Die Anstrengung lohnte sich. In den Jahren<br />
1985, 86 und 87 erreichte sie die begehrte<br />
Meisterklasse.<br />
Danach war alles anders. Der jüngere Bruder<br />
verunglückte bei der Sanierung des alten<br />
Gasspeichers in Dresden. Schwer und<br />
sehr traurig für die ganze Familie und Freunde.<br />
Um ihm nahe zu sein und ihre Trauer zu<br />
verarbeiten, hörte sie mit dem ersten Walkman<br />
die Musikkassetten des Bruders.<br />
Im März 1989 wurde ihre Tochter geboren,<br />
1990 der Sohn. Auf meine Frage, ob das<br />
Klettern in dieser Zeit erst einmal ins Hinter-<br />
treffen geraten sei, lacht sie. Nein, so viel<br />
wie in dieser Zeit<br />
habe sie bis dahin<br />
nicht geklettert, sie<br />
habe ja Zeit gehabt.<br />
Zur Illustrierung<br />
zeigt sie mir<br />
ihre akkurat geführten<br />
Fahrtenbücher<br />
mit der Statistik.<br />
Tatsächlich! Was,<br />
und Teufel Talseite<br />
im November 88?<br />
Porträt: Sabine Heilfort<br />
Ja, klar, aber „nur“ im Nachstieg. Kletterverrückt<br />
eben.<br />
1994 zieht die Familie nach Sachsen, ganz<br />
nah zu den Felsen. Die Eltern von Heli haben<br />
ein Häuschen in Langenhennersdorf,<br />
und die jungen Leute können es übernehmen.<br />
Da kommen erst mal Jahre mit wenigen<br />
Kletterwegen im Fahrtenbuch, obwohl<br />
die Gipfel vor der Haustür liegen. Als Küche,<br />
Kinderzimmer und Schlafzimmer bewohnbar<br />
sind, beschließen sie: Jetzt wird<br />
wieder mehr geklettert, den Rest bauen wir<br />
nach und nach aus.<br />
Der Wechsel nach Sachsen hatte aber auch<br />
berufliche Konsequenzen. Bisher war sie Kinderkrankenschwester<br />
und liebte die Arbeit<br />
sehr. Doch es gab keine Stelle für sie in den<br />
Kinderambulanzen. In Ostrau konnte sie anfangen,<br />
aber als „normale“ Schwester. Sie<br />
konnte sich anfangs nicht vorstellen, mit<br />
Erwachsenen zu arbeiten, doch es ging besser<br />
als erwartet. – Sind wir nicht alle irgendwie<br />
Kinder?<br />
Wer viel klettert, kann viel falsch machen.<br />
Das musste auch Sabine erfahren. An einem<br />
herrlichen Klettertag am Teichstein mit vielen<br />
schönen Kletterwegen, danach jedes Mal<br />
Abseilen mit Umfädeln und Abziehen, passierte<br />
es: Biene seilte als Erste zur Umstiegsstelle,<br />
Heli kam nach, zog das Seil ab, sie<br />
fädelte derweil die zweite Abseile ein. Hundertmal<br />
gemacht, Routine. Sie setzte sich ins<br />
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