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Die Entwicklung der Adoptionszahlen in Deutschland - Arbeitsstelle ...

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Datenanalysen <strong>der</strong> Dortmun<strong>der</strong> <strong>Arbeitsstelle</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfestatistik<br />

Bereich: Adoption<br />

Im Überblick: <strong>Die</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> <strong>Adoptionszahlen</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Deutschland</strong>*<br />

Greift man zunächst rückblickend die quantitative <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>desannahmen <strong>in</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> im Zeitraum von 1950 bis 1990 auf (vgl. Abbildung), so zeigen sich <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Epochen unterschiedliche Trends, die zum e<strong>in</strong>en auf gesellschaftlich bed<strong>in</strong>gte Wandlungen,<br />

zum an<strong>der</strong>en aber auch auf Verän<strong>der</strong>ungen im Feld <strong>der</strong> Jugendhilfe zurückgehen: 1<br />

• So kann <strong>der</strong> Anstieg <strong>der</strong> K<strong>in</strong>desannahmen, <strong>der</strong> jeweils <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Hälfte <strong>der</strong> 1950erund<br />

1960er-Jahre deutlich wird, mit zahlreichen Vermittlungen von deutschen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong>s<br />

Ausland begründet werden.<br />

• Der Rückgang <strong>der</strong> <strong>Adoptionszahlen</strong> ab Mitte <strong>der</strong> 1960er-Jahre wird h<strong>in</strong>gegen u.a. auf e<strong>in</strong>e<br />

zunehmende Akzeptanz nicht ehelicher Geburten zurückgeführt.<br />

• Zur Mitte <strong>der</strong> 1970er-Jahre s<strong>in</strong>d weniger die gesamtgesellschaftlichen Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

son<strong>der</strong>n vielmehr die Diskussionen im Feld <strong>der</strong> Jugendhilfe, vor allem im Bereich <strong>der</strong> stationären<br />

Fremdunterbr<strong>in</strong>gungen von Bedeutung für die Adoptionsthematik. Vor diesem<br />

H<strong>in</strong>tergrund ist davon auszugehen, dass die Zunahme <strong>der</strong> Adoptionen zur Mitte <strong>der</strong><br />

1970er-Jahre und die anschließende Stagnation im Zusammenhang mit <strong>der</strong> wachsenden<br />

Heimkritik und dem daraus resultierenden Interesse an e<strong>in</strong>er familiären Unterbr<strong>in</strong>gung von<br />

Heimk<strong>in</strong><strong>der</strong>n gesehen werden muss.<br />

• Dementsprechend ist <strong>der</strong> kont<strong>in</strong>uierliche Rückgang <strong>der</strong> K<strong>in</strong>desannahmen zwischen 1980<br />

und 1990 vermutlich u.a. mit e<strong>in</strong>em weitgehend ausgeschöpften Nachholbedarf e<strong>in</strong>er familiären<br />

Unterbr<strong>in</strong>gung von Heimk<strong>in</strong><strong>der</strong>n sowie mit <strong>der</strong> Durchsetzung von Reformfor<strong>der</strong>ungen<br />

für die Heimerziehung, verbunden mit e<strong>in</strong>er gestiegenen Akzeptanz dieser Hilfeform<br />

zu sehen.<br />

Wendet man sich dem Zeitraum nach 1990 zu, ist für die Zeit zwischen 1991 und 1993 e<strong>in</strong>e<br />

erneute Zunahme <strong>der</strong> <strong>Adoptionszahlen</strong> von 7.142 auf 8.687 zu erkennen; dies entspricht<br />

e<strong>in</strong>em Wachstum von 21,6% (vgl. Abbildung). In diesem Zusammenhang ist zu beachten,<br />

dass seit 1991 auch die <strong>in</strong> den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n abgeschlossenen Adoptionen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Statistik berücksichtigt werden. So kann die <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> <strong>Adoptionszahlen</strong> zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />

1990er-Jahre auf die gesellschaftlichen Verän<strong>der</strong>ungen zurückgeführt und vermutlich mit<br />

e<strong>in</strong>er erhöhten Anzahl von zur Adoption freigegebenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den neuen Län<strong>der</strong>n zu<br />

Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Wende begründet werden. 2 Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den ostdeutschen Län<strong>der</strong>n haben die Vermittlungszahlen<br />

<strong>in</strong>nerhalb des genannten Zeitraums deutlich zugenommen (von 307 <strong>in</strong> 1991<br />

auf 1.511 <strong>in</strong> 1993). Verschiedene Aspekte können hier zur Erklärung herangezogen werden:<br />

Da die Heimunterbr<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> <strong>der</strong> ehemaligen DDR die zentrale Form <strong>der</strong> Fremdplatzierung<br />

* <strong>Die</strong> folgenden Analysen basieren auf:<br />

Fendrich, S.: Adoptionen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>. E<strong>in</strong> Überblick zur quantitativen <strong>Entwicklung</strong> von K<strong>in</strong>desannahmen auf<br />

<strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> amtlichen K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfestatistik, <strong>in</strong>: Zentralblatt für Jugendrecht, 2005, Heft 7-8, S.<br />

283-289.<br />

1 Vgl. zu den folgenden Ausführungen u.a. Paulitz, H./Kletschka, B./Baer, I.: Gesetzlicher Auftrag <strong>der</strong> Adoptionsvermittlung,<br />

<strong>in</strong>: H. Paulitz (Hrsg.), Adoption. Positionen, Impulse, Perspektiven, München 2000, S. 1-26; Chassé,<br />

K.A.: Heimerziehung, <strong>in</strong>: K.A. Chassé, H-J. von Wensierski (Hrsg.), Praxisfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sozialen Arbeit. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung,<br />

We<strong>in</strong>heim und München 1999, S. 167-181; Saebetzki, A.: Adoptionsvermittlung: Wie erfolgreich ist e<strong>in</strong>e<br />

Bewerbung um e<strong>in</strong> Adoptivk<strong>in</strong>d? <strong>in</strong>: Statistische Monatshefte Schleswig-Holste<strong>in</strong>, 1995, Heft 2, S. 25-32.<br />

2 Vgl. Happ-Margotte, D.: Adoption – im Spiegel <strong>der</strong> Statistik, <strong>in</strong>: Th. Rauschenbach, M. Schill<strong>in</strong>g (Hrsg.), <strong>Die</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfe und ihre Statistik. Band 2: Analysen, Befunde, Perspektiven, Neuwied u.a. 1997, S.<br />

125-148.<br />

Technische Universität Dortmund, CDI-Gebäude<br />

<strong>Arbeitsstelle</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfestatistik<br />

Vogelpothsweg 78; 44227 Dortmund<br />

www.akjstat.tu-dortmund.de<br />

Tel.: 0231 / 755-5557<br />

Fax: 0231 / 755-5559


Datenanalysen <strong>der</strong> Dortmun<strong>der</strong> <strong>Arbeitsstelle</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfestatistik<br />

Bereich: Adoption<br />

bildete und familiäre Unterbr<strong>in</strong>gungsformen bis auf wenige Ausnahmen lediglich <strong>in</strong> Form von<br />

Verwandtenpflegen durchgeführt wurden, befanden sich <strong>in</strong> den neuen Län<strong>der</strong>n zu Beg<strong>in</strong>n<br />

<strong>der</strong> 1990er-Jahre entsprechend viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Heimerziehung. <strong>Die</strong>sen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n sollte e<strong>in</strong>e familiäre Perspektive – auch durch Adoptionen – ermöglicht werden.<br />

Zudem s<strong>in</strong>d, bed<strong>in</strong>gt durch die Unsicherheit <strong>der</strong> Umbruchsituation, <strong>in</strong> den neuen Län<strong>der</strong>n zu<br />

dieser Zeit mehr Säugl<strong>in</strong>ge freigegeben worden. 3<br />

Abbildung: Adoptierte K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche (Westdeutschland e<strong>in</strong>schließlich Berl<strong>in</strong>, 1950-<br />

2005, Ostdeutschland, 1991-2005; Angaben absolut)<br />

12.000<br />

11.000<br />

10.000<br />

10.748<br />

Fallzahlen<br />

9.000<br />

8.000<br />

7.000<br />

6.000<br />

5.000<br />

4.000<br />

3.000<br />

4.279<br />

8.433<br />

6.185<br />

7.165<br />

9.308<br />

9.298<br />

9.145<br />

8.543<br />

7.875<br />

7.481<br />

6.947<br />

291<br />

6.851<br />

1.364<br />

7.039<br />

1.511<br />

7.176<br />

1.463<br />

6.986<br />

1.327<br />

6.642<br />

1.211<br />

6.209<br />

1.104<br />

6.069<br />

996<br />

6.123<br />

922<br />

5.477<br />

773<br />

5.600<br />

845<br />

5.064<br />

773<br />

4.895<br />

720<br />

4.616<br />

582<br />

4.490<br />

609<br />

4.153<br />

2.000<br />

1.000<br />

0<br />

1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Westdeutschland (e<strong>in</strong>schl. Berl<strong>in</strong>)<br />

Ostdeutschland<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt: Statistiken <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfe – Adoptionen, verschiedene Jahrgänge<br />

<strong>Die</strong> Wende zur Mitte <strong>der</strong> 1990er­Jahre: E<strong>in</strong> erneuter Rückgang <strong>der</strong> K<strong>in</strong>desannahmen<br />

Seit 1993 wird nun erneut e<strong>in</strong>e Trendwende deutlich, denn seit diesem Jahr s<strong>in</strong>kt die Anzahl<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong>desannahmen kont<strong>in</strong>uierlich (vgl. Abbildung). So hat sich im Zeitraum von 1993 bis<br />

2005 das Volumen <strong>der</strong> Adoptionen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>in</strong>sgesamt von 8.687 auf 4.762 Fälle um<br />

45,2% (-3.925 Fälle) reduziert und damit e<strong>in</strong>en vergleichsweise niedrigen Stand erreicht.<br />

Sandra Fendrich<br />

3 Vgl. Paulitz, H./Kletschka, B./Baer, I.: Gesetzlicher Auftrag <strong>der</strong> Adoptionsvermittlung, <strong>in</strong>: H. Paulitz (Hrsg.),<br />

Adoption. Positionen, Impulse, Perspektiven, München 2000, S. 1-26.<br />

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