Ausgabe 11 - IPOS
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denen unproduktiven Mustern. Wir können im<br />
Berater-/Klienten-System methodisch Muster<br />
„anschubsen“. 23 Dies möchte ich an mehreren<br />
Beispielen verdeutlichen.<br />
4. Praxistauglichkeit in der Organisationsberatung<br />
Rogers entwickelte seine Gesprächsführung<br />
zunächst für die Kommunikation unter Einzelpersonen<br />
– insbesondere im therapeutischen<br />
Bereich. Doch sehr bald zeigte sich, dass der<br />
wertschätzende und empathische Umgang<br />
miteinander auch in Gruppen einsetzbar ist.<br />
Schulz von Thun setzte in den 70er Jahren<br />
des vorigen Jahrhunderts seine Ideen bei<br />
der Beratung von Industrieunternehmen zur<br />
Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit<br />
ein und entwickelte die vier Seiten des Kommunikationsquadrates.<br />
Die Gewaltfreie Kommunikation<br />
findet Anwendung im privaten<br />
Bereich, in Organisationen und Institutionen,<br />
in Therapie und Beratung, Verhandlungen und<br />
zur Beilegung von Konflikten.<br />
In meiner Beratungstätigkeit half mir zusätzlich<br />
zur wertschätzenden Haltung vor allem<br />
der achtsame Umgang mit Sprache als Teil der<br />
Kommunikation. Das Bewusstsein, an wie vielen<br />
Stellen Unklarheiten bei der sprachlichen<br />
Kommunikation auftreten können, führte zu<br />
einer gesteigerten Aufmerksamkeit in diesem<br />
Bereich. Schon bei einigen einfachen systemischen<br />
Interventionen lässt sich der Ertrag ihrer<br />
Anwendung durch die vorgestellten Kommunikationsmodelle<br />
erklären.<br />
„Ich hab’ hier noch ( … ) Fallbeile“ 24<br />
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das<br />
stark reglementierte Brainstorming in einem<br />
Klientensystem mit „hinderlichem“ Kommunikationsmustern<br />
zu produktiven Ergebnissen<br />
führt. Das Brainstorming, das den Ausschluss<br />
jeglicher Bewertung zur Voraussetzung hat,<br />
zwingt zur sachlichen Sammlung von Ideen<br />
und „schont“ die Beziehungsebene. Die Ängste,<br />
etwas Falsches zu sagen, was bei den anderen<br />
schlecht ankommt, werden durch die Regeln<br />
des Brainstormings umgangen. Der komplexe<br />
Kommunikationsprozess wird deutlich<br />
vereinfacht. Gleichzeitig werden durch das<br />
Erzielen von Ergebnissen angenehme Emotionen<br />
geweckt – „wir schaffen was“ –, was sich<br />
wiederum auf der Beziehungsebene positiv<br />
niederschlagen kann.<br />
Auch die Arbeit mit Feedback als einer Möglichkeit<br />
der systemischen Schleife erfordert<br />
klare kommunikative Regeln, die sich auf die<br />
oben genannten Modelle zurückführen lassen.<br />
Enthaltsamkeit bei der Bewertung beim Feedback<br />
schont die Beziehungsebene der Kommunikation.<br />
„Wer Rückmeldung gibt, beschreibt<br />
seine Wahrnehmungen und Beobachtungen –<br />
also das, was ihm am anderen aufgefallen ist.<br />
Und er beschreibt, was das in ihm selbst auslöst:<br />
Gefühle, Empfindungen, Fragen, Überlegungen.“<br />
25 Sachebene und Selbstkundgabeebene<br />
werden beim Feedback zu zentralen Seiten<br />
des Kommunikationsquadrates. Dies sind zwei<br />
weniger komplexe Beispiele, die häufig in der<br />
Beratungspraxis umgesetzt werden. 26<br />
Zum Abschluss möchte ich noch zwei ähnliche<br />
Interventionen vorstellen.<br />
Im ersten Klientensystem nahmen wir wahr,<br />
dass die Arbeit am Beratungsauftrag erheblich<br />
blockiert wurde, da sich die Gruppenmitglieder<br />
wiederholt gegenseitig Vorwürfe machten,<br />
sich nicht ausreden ließen oder „vom Hölzchen<br />
aufs Stöckchen“ kamen. Das Klientensystem<br />
wirkte unzufrieden und angespannt. Unsere<br />
Moderationsversuche erlebten wir als anstrengend<br />
und wenig zielführend. Um das unserer<br />
Ansicht nach destruktive Kommunikationsmuster<br />
zu durchbrechen und um motivierende<br />
Fortschritte zu erzielen, entwickelten wir in<br />
einer Beratungspause vier Satzanfänge, die<br />
sich an die vier Komponenten der gewaltfreien<br />
Kommunikation anlehnten. 27<br />
1. Ich nehme wahr... (Beobachtung)<br />
2. Das macht mit mir...(Gefühle)<br />
3. Ich habe das Bedürfnis, den Wunsch ...<br />
(Bedürfnisse)<br />
4. Ich habe die Bitte an … (Bitte)<br />
Die Intervention wurde eingeführt mit dem<br />
Hinweis, dass jeder dran kommen sollte, aber<br />
nicht muss, dass eine Freiwillige anfangen