11.04.2014 Aufrufe

Ausgabe 11 - IPOS

Ausgabe 11 - IPOS

Ausgabe 11 - IPOS

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

…………………………………………………………………………………………………………....... 25<br />

davon aus, dass es zunächst reicht, wenn<br />

der „Sender“, in diesem Fall der/die Berater/<br />

innen, die Regeln der „GFK“ beachtet. Mit der<br />

Methode baut er „einen Kommunikationsfluss<br />

auf, der sich hin und her bewegt: Was ich beobachte,<br />

fühle und brauche; um was ich bitte, um<br />

mein Leben zu verschönern; was du beobachtest,<br />

fühlst und brauchst; worum du bittest,<br />

um dein Leben zu verschönern …“ 12 Und in<br />

diesem Fluss findet sich etwas Systemisches.<br />

Dabei bleibt immer mindestens die Differenz<br />

des Beobachteten durch die unterschiedlichen<br />

Perspektiven der Beobachter/innen. In der<br />

Beratungssituation stehen sich Klientensystem<br />

(KS) und Beratersystem (BS) zunächst als Systeme<br />

gegenüber, die unabhängig voneinander<br />

agieren können. Erst durch die wechselseitige<br />

Kommunikation kann das Klienten-Berater-<br />

System entstehen. „In einem Beratungsverhältnis<br />

stehen sich zwei soziale Systeme in<br />

Interaktion gegenüber bzw. kommunizieren<br />

miteinander. Die um Beratung anfragende<br />

Organisation als Klientensystem (KS) und die<br />

Beraterorganisation als das Beratersystem (BS).<br />

Durch die für die Zeitdauer des Beratungsprojekts<br />

entstehende Interaktion zwischen KS<br />

und BS etabliert sich ein drittes System, das<br />

Berater-Klienten-System. Sowohl das Klientensystem<br />

als auch das Beratersystem grenzen<br />

sich als Organisation von ihrer Umwelt ab und<br />

kommunizieren aber gleichzeitig mit ihr (dynamische<br />

System-Umwelt-Differenz).“ 13<br />

Niklas Luhmann bezeichnet Kommunikation<br />

grundsätzlich als systemisch. Kommunikation<br />

ist bei ihm zunächst nur ein dreistufiger Selektionsprozess.<br />

Eine Information wird von „Alter“,<br />

gemeinhin als Sender bezeichnet, als relevant<br />

aus einer Vielzahl von Informationen ausgewählt.<br />

Das ist der erste Selektionsprozess. Aus<br />

dieser Information wird in einem weiteren<br />

Selektionsprozess eine Mitteilung. Der zweite<br />

Selektionsprozess beruht demnach auf der Differenz<br />

zwischen Information und Mitteilung.<br />

Erst wenn „Ego“ – bei Luhmann der „Empfänger“,<br />

verstanden hat, dass Alter eine Mitteilung<br />

machen möchte, komplettiert Ego durch seine<br />

Annahme der Mitteilung die Kommunikation<br />

– dabei geht es allerdings noch nicht um das<br />

inhaltliche Verstehen, sondern lediglich um<br />

das Verstehen, dass eine Mitteilung gemacht<br />

wird. Erst durch dieses Verstehen wird die „Anschlusskommunikation“<br />

möglich, bei der die<br />

Rollen von „Ego“ und „Alter“ vertauscht werden<br />

und der dreistufige Selektionsprozess in anderer<br />

Richtung fortgeführt wird. „Kommunikation<br />

ist systemisch insofern, dass jede Selektion die<br />

anderen führen kann und die Führungsverhältnisse<br />

laufend umgekehrt werden können.“ 14<br />

Durch Anschlusskommunikation entsteht ein<br />

Fluss, der weiter läuft, solange verstanden<br />

wird, dass Mitteilungen gemacht werden. Nach<br />

Luhmann gilt Kommunikation als gelungen,<br />

wenn sie zu einer Anschlusskommunikation<br />

führt. Inhaltliches Verstehen ist seiner Theorie<br />

nach nicht Voraussetzung des Gelingens.<br />

Verstehen aus seiner Sicht ist ohnehin nicht<br />

vollständig möglich, da immer die Differenz<br />

zwischen Information und Mitteilung bestehen<br />

bleibt. Dabei kann das inhaltliche Verstehen,<br />

„ist schon klar, habe verstanden“ für die<br />

Kommunikation sogar hinderlich sein, sie zum<br />

Versiegen bringen. Der Erhalt von Differenz<br />

hingegen wirkt kommunikationserhaltend.<br />

Diese Theorie erhellt, warum besonders harmoniebedachte<br />

Systeme in heftige Konflikte<br />

geraten. Durch das verordnete Verständnis –<br />

„wir verstehen uns schon“ – versiegt die Kommunikation<br />

und die über nur Kommunikation<br />

vermittelbaren Bedürfnisse bleiben auf der<br />

Strecke. (Scheinbar) Vollständiges inhaltliches<br />

Verstehen kann Kommunikation behindern.<br />

Sensible Wahrnehmung von Differenz muss<br />

Teil einer Kommunikationskultur sein, sie fördert<br />

die Anschlusskommunikation.<br />

3.3. Luhmanns drei Typen von Systemen und<br />

ihre Folgen für das Beratungsgeschehen<br />

Weitere Überlegungen Luhmanns können<br />

unser Verständnis für die Komplexität von<br />

Kommunikation nochmals erweitern. Er arbeitet<br />

drei Typen von Systemen deutlich heraus:<br />

biologische, psychische und soziale Systeme.<br />

Gemeinsam ist allen, dass sie in Differenz zur<br />

Umwelt und in Autopoiesis (Selbstschaffung<br />

und Erhaltung) operieren. Dabei sind sie in<br />

sich geschlossen – nur Leben kann Leben<br />

hervorbringen, Gedanken erzeugen immer nur<br />

Gedanken und erfolgreiche Kommunikation

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!