DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE - vLw NRW eV
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Juni 2013<br />
G 1771 LeitartikeL<br />
/ 58. Jahrgang<br />
I<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong><br />
VerBaND Der LeHreriNNeN UND LeHrer aN WirtSCHaFtSSCHULeN NrW e. V.<br />
4/2013<br />
Stellungnahme des <strong>vLw</strong><br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13<br />
zum 9. Schulrechtsänderungsgesetz
II<br />
LeitartikeL<br />
INHALT<br />
LEITArTIKEL<br />
Stellungnahme des <strong>vLw</strong> zum 9. Schulrechtsänderungsgesetz 1<br />
AKTUELLES<br />
Stirn bieten – Flagge zeigen! 3<br />
Die Qualität ihrer arbeit entsteht in der Pause 4<br />
referendariat gemäß der OVP 2011 (2. teil) 6<br />
dpa-News: Wissenschafts- und Bildungspolitik in Bund und Ländern 11<br />
Link des Monats: www.lovelybooks.de 11<br />
IT-NEwS<br />
infos und technik 12<br />
iMPreSSUM<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong><br />
Begründet von<br />
OStD Dipl.-Hdl. Dr. erich Schmitz †<br />
Herausgeber<br />
Verband der Lehrerinnen und Lehrer<br />
an Wirtschaftsschulen in NrW e. V.<br />
Völklinger Straße 9 · 40219 Düsseldorf<br />
telefon: 0211 4910208<br />
telefax: 0211 4983418<br />
e-Mail: info@vlw-nrw.de<br />
internet: http://www.vlw-nrw.de<br />
Schriftleitung<br />
angelika Schumacher<br />
telefon: 02431 9745450<br />
e-Mail: dks@vlw-nrw.de<br />
titelfoto: Gerd altmann / pixelio.de<br />
zuschriften und Artikel – möglichst als textdatei –<br />
bitte direkt an die Schriftleitung senden.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />
unbedingt die Meinung des Verbandes wieder.<br />
Die bibliografische Abkürzung der Zeitschrift lautet:<br />
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Oberallener Weg 1, 59069 Hamm<br />
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telefax 02385 46290-90<br />
e-Mail: info@wilke-gmbh.de<br />
Konzeption<br />
grafik-werk · anja Laube · www.grafik-werk.de<br />
Erscheinungsweise<br />
achtmal im Jahr. Das einzelheft kostet 2,10 €<br />
einschließlich Versandkosten. Der Bezugspreis ist im<br />
Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Alle Daten auch im Internet unter www.vlw-nrw.de<br />
redaktionsschluss:<br />
ausgabe 5/2013 3. Juli 2013<br />
ausgabe 6/2013 4. September 2013<br />
ausgabe 7/2013 16. Oktober 2013<br />
ME<strong>DIE</strong>NTIppS<br />
Buchbesprechung: 99 tipps: anti-Mobbing 14<br />
BErICHTE<br />
Max-Weber-Berufskolleg in Düsseldorf:<br />
Wir sind europa – You are europe! 15<br />
Willy-Brandt-Berufskolleg in Duisburg-rheinhausen:<br />
„Gegen das Wegsehen“ – Schutz der kinder vor sexueller<br />
ausbeutung im tourismus 16<br />
Berufskolleg kaufmannsschule der Stadt krefeld:<br />
erster kryptografie-Schein geht an die kMS 17<br />
Hansa-Berufskolleg Münster:<br />
kooperation der Bildungsgänge Banken und Versicherungen 17<br />
Berufskolleg Hilden:<br />
Das Spannungsverhältnis zwischen rechtlichen Vorgaben und<br />
realen Herausforderungen im Unterrichtsalltag 18<br />
Berufskolleg Hattingen:<br />
Ja zur Organspende! …, aber? 19<br />
robert-Schuman-Berufskolleg in Dortmund:<br />
Deutsch-tschechische Begegnung 20<br />
rEgIoNALES<br />
Fit für schulscharfe Bewerbungsgespräche – ein Fortbildungsangebot<br />
für referendarinnen und referendare im regierungsbezirk Detmold 21<br />
<strong>vLw</strong>-Bezirksgruppe köln:<br />
elektrosmog in Berufskollegs 21<br />
pENSIoNÄrE<br />
Pensionäre des Bezirksverbandes köln:<br />
Pensionäre besichtigen die abtei Brauweiler 23<br />
zUM gUTEN SCHLUSS<br />
konrad Bräsig 25
LeitartikeL<br />
1<br />
LEITArTIKEL<br />
Stellungnahme des <strong>vLw</strong> zum 9. Schulrechtsänderungsgesetz<br />
ZU DeN ParaGraFeN NeBSt BeGrÜNDUNGSteXteN:<br />
§ 2 abs. 5 – Bildungs- und erziehungsauftrag<br />
Die Begriffsfindung der „sonderpädagogischen Unterstützung“<br />
als individueller Bedarf der Schülerinnen und Schüler<br />
kann helfen, die von eltern befürchtete Stigmatisierung bei<br />
gleichzeitiger Beschulung in einer allgemeinen Schule zu<br />
vermeiden. erfahrungen aus der Praxis zeigen aber auch,<br />
dass die abkehr von tradierten Begrifflichkeiten zu einer<br />
erhöhten akzeptanz bei eltern für die Nachfrage nach<br />
Unterstützungsbedarfen führen könnte und damit zu einer<br />
deutlichen entlastung der Lehrerinnen und Lehrer, da ja das<br />
antragsrecht für Unterstützungsmaßnahmen zukünftig<br />
elternorientiert ausgerichtet ist.<br />
Der <strong>vLw</strong> schlägt vor, anstelle der Beibehaltung der Begrifflichkeit<br />
„sonderpädagogisch“ für Unterstützungsbedarfe im<br />
Bereich Lernen und emotionale und soziale entwicklungen<br />
eine andere, adressatengerechtere Formulierung bzw.<br />
Beschreibung – zumindest für den Bereich der jungen<br />
erwachsenen – zu finden, die den positiven aspekt der<br />
Förderung bzw. Unterstützung heraushebt.<br />
§ 19: Sonderpädagogischer Förderbedarf<br />
Der <strong>vLw</strong> kann nachvollziehen, dass den eltern Priorität bei<br />
der Beantragung sonderpädagogischen Unterstützungsbedarfs<br />
gegeben werden soll. allerdings muss es einen<br />
ausgleich geben zwischen den interessen der eltern und<br />
der Lehrkräfte.<br />
ein ansatz kann das in der Begründung beschriebene regionale<br />
Stellenbudget sein, das ab 2014/2015 für Förderbedarfe<br />
im Bereich der Lern- und entwicklungsstörungen<br />
unabhängig von elternanträgen zur Verfügung stehen soll.<br />
Der <strong>vLw</strong> meldet für die Berufskollegs Bedarf an Stellenanteilen<br />
an.<br />
Der <strong>vLw</strong> weist darauf hin, dass an den Berufskollegs die<br />
besondere Situation vorherrscht, dass viele Schülerinnen<br />
und Schüler volljährig sind. insbesondere im rahmen der<br />
erweiterten Berufsvorbereitung werden die jungen erwachsenen<br />
mit sonderpädagogischem Förderbedarf zusammen<br />
mit weiteren Jugendlichen mit deutlichem – aber eben<br />
nicht sonderpädagogischem – Förderbedarf beschult, um<br />
verbesserte Chancen für den eintritt in den ausbildungsund<br />
arbeitsmarkt zu erhalten. eltern sind also nicht mehr<br />
die ansprechpartner, sondern die jungen erwachsenen<br />
selbst. im Schulgesetz wird keine regelung zum Umgang<br />
mit dieser Schülergruppe getroffen. es ist kaum davon<br />
auszugehen, dass ein junger erwachsener für sich selbst<br />
sonderpädagogischen Förderbedarf reklamiert!<br />
im Begründungstext wird<br />
an einigen Stellen auf die<br />
aO-SF verwiesen. Dieser<br />
Verweis sei an dieser Stelle<br />
aufgenommen: Lt. § 13 (6)<br />
aO-SF übermittelt die Schulaufsichtsbehörde<br />
ihre<br />
Unterlagen und Daten der<br />
aufnehmenden Schule (hier<br />
im Falle eines „angeordneten“<br />
Schulwechsels). Da<br />
alle Schulen mit dem neuen<br />
Schulgesetz Förderorte Elke Vormfenne<br />
werden, ist unerlässlich,<br />
dass die Berufskollegs mit<br />
dem Wechsel der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf in das Berufskolleg im rahmen<br />
des Verwaltungshandelns automatisch als aufnehmende<br />
Schule alle informationen erhält. So ist gewährleistet, dass<br />
die einschätzungen und entscheidungen der bisher zuständigen<br />
klassenkonferenz nahtlos auf die neue klassenkonferenz<br />
übertragen werden können und keine ‚Verluste‘ mehr<br />
mangels fehlender informationen auftreten. Nur so ist eine<br />
optimale durchgehende Förderung überhaupt in ansätzen<br />
leistbar.<br />
im gesamten Begründungstext liegt der Schwerpunkt auf<br />
der Primarstufe und der Sekundarstufe i. klare regelungen<br />
für die Sekundarstufe ii oder die Berufskollegs sind nicht zu<br />
finden. So findet sich z. B. keine antwort auf die Frage, wie<br />
bis 2016/17 – wenn die Schulaufsicht in der Lage ist, ein<br />
allgemeines Berufskolleg mit gemeinsamem Lernen und<br />
der entsprechenden personellen ausstattung den eltern<br />
vorzuschlagen – zu verfahren ist.<br />
Fehlende regelungen für die Berufskollegs haben schon<br />
jetzt dazu geführt, dass Berufskollegs Orte inklusiver<br />
Beschulung sind – ohne die entsprechende personelle<br />
ausstattung und zusätzlicher Förderressourcen! ein<br />
Beispiel aus der Praxis: ein ausbildungsbetrieb meldet<br />
einen Schüler als Verkäufer an. Das Berufskolleg weiß aber<br />
erst zum Zeitpunkt des körperlichen erscheinens des Schülers<br />
am ersten Schultag, aufgrund des vorzulegenden<br />
Zeugnisses, ob ein Schüler bisher Förderbedarf hatte, weil<br />
er auf einer Förderschule war. War der Schüler mit Förderbedarf<br />
auf einer allgemeinen Schule, so erhält das Berufskolleg<br />
keine informationen. Dass diese Situation in der<br />
Praxis zu Verwerfungen führt, muss an dieser Stelle wohl<br />
kaum erläutert werden.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
2<br />
LeitartikeL<br />
Der <strong>vLw</strong> fordert für die Berufskollegs, die Unterstützungsbedarfe<br />
durch ‚inklusive‘ Beschulung nachweisen können,<br />
schon jetzt mit zusätzlichen Stellenanteilen auszustatten,<br />
um eine besondere Unterstützung der jeweiligen individuen<br />
zu ermöglichen, sodass die Voraussetzungen für eine<br />
erfolgreiche Mitarbeit gegeben werden.<br />
Die Übergangsvorschrift zu § 19 abs. 5 Satz 3 regelt die aufgabe<br />
der Schulaufsicht, ab 2016/17 eltern ein allgemeines<br />
Berufskolleg als Förderort vorzuschlagen. es bleibt abzuwarten,<br />
wie der Prozess in den nächsten Jahren bei der hochgradigen<br />
Diversität der Berufskollegs gestaltet wird. Der<br />
<strong>vLw</strong> geht davon aus, dass das entsprechende abstimmungsverfahren<br />
unter Beteiligung der Berufskollegs frühzeitig<br />
eingeleitet wird.<br />
§ 20: Orte der sonderpädagogischen Förderung<br />
Mit der Neuschneidung des § 20 werden die allgemeinen<br />
Berufskollegs auch formal Orte der sonderpädagogischen<br />
Förderung. Wie zu § 19 beschrieben, kann dies nur erfolgreich<br />
gelingen, wenn ein nahtloser informationsfluss<br />
zwischen abgebenden und aufnehmenden Schulen<br />
gewährleistet ist. Nicht geklärt ist die Frage, ob Berufskollegs<br />
in die Pflicht genommen werden – bei vielfach nur<br />
einjähriger Verweildauer zur erfüllung der Berufsschulpflicht<br />
–, formalisierte individuelle Förderpläne zu erstellen.<br />
Sollte dies der Fall sein, so meldet der <strong>vLw</strong> schon jetzt<br />
entsprechende Zeitressourcen an, da die erstellung für<br />
Lehrkräfte an Berufskollegs eine zusätzliche, neue aufgabe<br />
darstellen würde.<br />
in absatz 3 werden hohe bzw. komplexe anforderungen an<br />
die Lehrkräfte formuliert. Die Forderung des <strong>vLw</strong> kann nur<br />
lauten: Das MSW muss alle anstrengungen unternehmen,<br />
die Lehrkräfte auf ihre neue aufgabe sehr gut vorzubereiten,<br />
ihnen die Überforderungsangst zu nehmen. Die investition<br />
in intensive Fortbildungen der Lehrkräfte ist ein Muss,<br />
die sich auszahlen wird. Der Landtag ist aufgefordert, diese<br />
aufgabe zu unterstützen und die Fortbildungsmittel neben<br />
den Personalressourcen anforderungsgerecht auszustatten.<br />
Berufskollegs als Ort sonderpädagogischer Förderung<br />
müssen als eigenverantwortliche Schulen die Möglichkeit<br />
erhalten, ohne jegliche einschränkung, in eigener Verantwortung<br />
Schulsozialarbeiterinnen oder Schulsozialarbeiter einzustellen.<br />
Diese Möglichkeit zu eröffnen ist längst überfällig und<br />
gehört zu einer unserer Forderungen, die wir immer wieder<br />
bis zu ihrer Verwirklichung stellen werden. Schulsozialarbeit<br />
hilft Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften gleichermaßen.<br />
Der <strong>vLw</strong> erwartet von den Vertreterinnen und Vertretern<br />
des nordrhein-westfälischen Landtags, dass sie sich in diesem<br />
Zusammenhang vehement für die Fortsetzung des But-<br />
Projektes einsetzen, um so u. a. die hierdurch finanzierte<br />
wertvolle Sozialarbeit ohne inanspruchnahme von Lehrerstellen<br />
bei klammen Schulträgern sicherzustellen.<br />
§ 46: aufnahme in die Schule, Schulwechsel<br />
im Begründungsteil ist schriftlich dokumentiert, dass die<br />
ausschöpfung der klassenfrequenzhöchstwerte bei<br />
gemeinsamem Unterricht aus pädagogischen Gründen<br />
nicht vertretbar ist.<br />
in den weiteren erläuterungen – insbesondere im neu gebildeten<br />
absatz 4 – sind die Berufskollegs nicht aufgeführt.<br />
abschließend werden Gesamtschulen, Sekundarschulen,<br />
realschulen und Gymnasien genannt. Der <strong>vLw</strong> fordert nachdrücklich,<br />
dass die beschriebenen rahmenbedingungen<br />
zum gemeinsamen Unterricht auch für Berufskollegs in der<br />
Sekundarstufe ii gelten müssen. es ist nicht nachvollziehbar<br />
und nicht erklärbar, warum klassen am Standort Berufskolleg<br />
gegenüber klassen am Standort Gesamtschule – in der<br />
gleichen Jahrgangsstufe, mit vergleichbarem abschlussziel<br />
– benachteiligt werden sollen.<br />
Fazit:<br />
Mit Blick auf die Berufskollegs bleiben mit diesem Gesetzentwurf<br />
noch viele Fragen offen, z. B.<br />
· Wie wird der Unterstützungsbedarf bei Jugendlichen/<br />
jungen erwachsenen festgestellt?<br />
· Wie erfahren die Berufskollegs von dem bisherigen<br />
Förderbedarf und wie wird die Feststellung der abgebenden<br />
klassenkonferenz auf Fortsetzung des Förderbedarfs<br />
transportiert?<br />
· Welche Verfahren werden angewendet?<br />
· Wie können Berufskollegs sicher sein, dass sie mit den gleichen<br />
ressourcen pro Schüler mit sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf wie andere Schulformen ausgestattet werden<br />
– und das schon jetzt, da die Schüler im System sind!<br />
· Wird es zieldifferente Beschulung in Vollzeitbildungsgängen<br />
geben?<br />
· Wie wird der zielgleiche Unterricht in Vollzeitbildungsgängen<br />
zukünftig zu gestalten sein?<br />
· Wird es zieldifferente Beschulung in dualen Bildungsgängen<br />
geben?<br />
· Wie wird der zielgleiche Unterricht in dualen Bildungsgängen<br />
gestaltet?<br />
Der <strong>vLw</strong> erwartet vom Gesetzgeber geeignete rahmenbedingungen<br />
und ein effizientes Unterstützungssystem – wie<br />
z. B. die Fortbildung der Lehrkräfte und die unterstützenden<br />
Professionen – für inklusion an Berufskollegs.<br />
Elke Vormfenne<br />
Vorsitzende<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
aktUeLLeS<br />
3<br />
Stirn bieten – Flagge zeigen!<br />
eindrucksvolle Demonstration von dbb, DGB und DrB in Düsseldorf<br />
ein Demonstrationszug mit ca. 10.000 teilnehmern zog am<br />
15.05.2013 vor den Düsseldorfer Landtag, um in einer lautstarken<br />
kundgebung die 1:1-Übertragung des tarifergebnisses<br />
auf alle Beamtinnen und Beamten in NrW zu fordern.<br />
Lehrerinnen und Lehrer lassen sich weder als Sparschweine<br />
noch als Melkkühe der Landesregierung diskriminieren!<br />
Daher machten zahlreiche Mitglieder des <strong>vLw</strong> ihrem Unmut<br />
über die geplanten Nullrunden für die kolleginnen und<br />
kollegen Luft und forderten die abgeordneten bei der 1.<br />
Lesung des entwurfs eines Besoldungsanpassungs- und<br />
Diskriminierungsgesetzes vor dem Landtag lautstark auf,<br />
das tarifergebnis 1:1 auf alle Beamtinnen und Beamten in<br />
NrW zu übertragen!<br />
„Wir nehmen diesen affront gegen die kolleginnen und<br />
kollegen nicht tatenlos hin!“, so der eindeutige tenor der<br />
demonstrierenden <strong>vLw</strong>-Mitglieder!<br />
auf vielfältige art und Weise machen Verbandsmitglieder in<br />
den letzten Wochen ihrem Unmut Luft:<br />
So werden z. B. Petitionen an den Landtag gerichtet, Schreiben<br />
an die verantwortlichen Politiker verschickt und<br />
Vorschläge für aktionen des Verbandes an die Geschäftsstelle<br />
weitergeleitet.<br />
Doch eins ist klar:<br />
Die politisch Verantwortlichen schauen genau hin, ob die<br />
betroffenen kolleginnen und kollegen auch bereit sind, für<br />
ihre anliegen auf die Straße zu gehen!<br />
Daher dankt der <strong>vLw</strong> allen demonstrierenden kolleginnen<br />
und kollegen für ihren einsatz und ist sich sicher, dass wir<br />
auch zukünftig gemeinsam stark auftreten!<br />
Frank Flanze<br />
FOrtBiLDUNGSVeraNStaLtUNGeN Der VLW-StiFtUNG NrW JUNi BiS aUGUSt 2013<br />
• Seniorenteller – nein danke!<br />
• Schlagfertigkeit<br />
• Psychische Störungen bei Schüler(inne)n: Erkennen und Handeln<br />
• Perspektiven nach der Erwerbsarbeit<br />
Stiftung <strong>NRW</strong><br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
4<br />
aktUeLLeS<br />
Die Qualität Ihrer Arbeit entsteht in der pause<br />
GÖNNeN Sie SiCH rUHe iM SCHULaLLtaG UND BLeiBeN Sie kreatiV!<br />
in einer Zeit von Multitasking und Beschleunigung scheint es<br />
paradox, dass die Qualität von Unterricht oder Schulorganisation<br />
in der Pause liegen soll. es scheint aber nicht nur,<br />
sondern es ist paradox und weist dadurch darauf hin, dass bei<br />
der Zunahme der täglichen<br />
anforderungen das Bedürfnis<br />
nach innehalten und entspannung<br />
zunimmt. Viele Menschen<br />
suchen bereits Nischen zur<br />
erholung oder haben zumindest<br />
Sehnsucht danach. andere<br />
gehen immer noch im Druck<br />
und Stress unter und werden<br />
erst durch gesundheitliche<br />
Grenzen dafür aufmerksam,<br />
etwas an ihrer arbeitshaltung<br />
und ihrem -tempo zu verändern.<br />
Dabei geht es in der regel<br />
nicht darum, arbeitsziele zu<br />
verändern, sondern sie „gelassener“<br />
anzuvisieren und zu erleben,<br />
damit dies zu mehr Qualität<br />
und Zufriedenheit führt. ein Sprichwort lautet: „Wenn du<br />
es eilig hast, geh einen Schritt langsamer.“<br />
Die Kunst ist, eine Balance zwischen den dichten, anspruchsvollen<br />
Arbeitsabläufen und einer notwendigen schöpferischen<br />
pause zur passenden zeit zu finden.<br />
Neben hohen gleichzeitigen anforderungen zur festgelegten<br />
Zeit, z. B. in sehr dynamischen Unterrichtsstunden, haben Sie<br />
im Schulalltag auch immer wieder die individuelle Wahl<br />
zwischen „Vieles gleichzeitig und schnell erledigen zu wollen“<br />
oder „Zeit zum Durchatmen und innehalten wahrzunehmen“.<br />
Wenn Sie beispielsweise am Morgen vor dem Unterricht<br />
noch kopieren müssen und am Gerät bereits zwei kollegen<br />
stehen, können Sie sich in der Wartezeit entweder<br />
ärgern, dass Sie es nicht früher geschafft haben, dort zu sein,<br />
Sie können noch schnell ins Lehrerzimmer laufen, um kollegen<br />
etwas ins Fach zu legen oder Sie können die Zwischenzeit<br />
nutzen und sich freuen, dass Sie eine Pause haben, durchatmen<br />
und dann atmosphärisch die Unterrichtsstunde in der<br />
klasse antizipieren.<br />
Häufig sind Sie so in das Tempo Ihrer Umgebung einbezogen,<br />
dass das Bewusstsein für eine Verlangsamung verloren<br />
gegangen ist.<br />
Stressfrei am kopierer zu stehen und sich stattdessen zu<br />
entspannen ist wahrscheinlich ebenso ungewöhnlich wie die<br />
Vorstellung, dass Sie vor dem eintritt in eine klasse ein bis<br />
zwei Minuten stehen bleiben, um die eigene körperliche/<br />
emotionale Verfassung zu registrieren, zu realisieren, mit<br />
welchen Schülern Sie es zu tun haben werden und noch<br />
einmal den eigenen atem bewusst wahrzunehmen. Selbst<br />
dann, wenn es bereits geklingelt hat und ihre anwesenheit in<br />
der klasse erforderlich ist, ist es für Sie selbst und für ihre<br />
Wirkung auf die Schüler sehr<br />
kraftvoll, wenn Sie die zwei<br />
Minuten zur entspannung und<br />
Sammlung vor Unterrichtsbeginn<br />
nutzen. Dies umso mehr,<br />
wenn Sie bereits länger an der<br />
Schule sind und mehrmals die<br />
klassen gewechselt haben.<br />
Statt gehetzt mit dem Unterricht<br />
zu beginnen, werden Sie<br />
präsent die Schüler wahrnehmen,<br />
sie adäquat in den Unterricht<br />
einbeziehen und evtl.<br />
spontaner und kreativer reagieren<br />
können.<br />
(Quelle: Jürgen Jotzo/pixelio.de) es gibt immer wieder Gelegenheiten,<br />
die Sie als Pausen nutzen<br />
können. Sie brauchen allerdings ein Bewusstsein dafür, dass<br />
Sie sie benötigen und eine Praxis, wann und wie Sie sie<br />
einsetzen.<br />
Das Problem im hektischen Schulalltag ist eher, dass das<br />
Bedürfnis für Pausen nicht wahrgenommen werden kann als<br />
dass es keine Gelegenheiten für sie gibt. Die Äußerung eines<br />
Lehrers: „in der Unterrichtspause arbeiten Lehrer, während<br />
sie im Unterricht Pausen haben“, karikieren die Situation.<br />
Lehrer verabreden sich in den Pausen für kollegiale Besprechungen,<br />
Schüler- und elterngespräche, Fachbereichsabsprachen<br />
u. v. m. ein Brot kann nur mit Hektik gegessen, ein Gang<br />
zur toilette kaum wahrgenommen werden. eine „ältere“<br />
Physiklehrerin verriet in einem solchen Zusammenhang: „ich<br />
halte den Stress in den Pausen nicht aus, ich schließe mich im<br />
Physikraum ein, esse in ruhe mein Brot oder ruhe mich<br />
einfach auf dem Stuhl aus und öffne nach dem klingeln<br />
wieder die klassentür. Seitdem ich das praktiziere, bin ich<br />
wesentlich gelassener.“<br />
Eruieren Sie, wo und wie Sie Ihre individuellen pausen<br />
umsetzen können und regen Sie Entschleunigungen und<br />
pausen in Kollegen- und Schülerkontexten an.<br />
eine „verordnete“ Pause ist wenig nützlich, weil sie evtl. zwar<br />
äußerlich sichtbar wird, aber innerlich nicht wahrgenommen<br />
werden kann. trotz des anhaltens bleibt eine innere Hektik.<br />
es braucht vor der individuellen Umsetzung eine bewusste<br />
Überzeugung des qualitativen Nutzens der Pause. So kann<br />
ein Lehrer einem Schüler, der nach dem Unterricht noch<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
aktUeLLeS<br />
5<br />
etwas mitteilen will, souverän sagen: „Bitte sage es mir in der<br />
nächsten Unterrichtsstunde, dann gehe ich darauf ein, was<br />
du möchtest. Jetzt brauche ich unbedingt eine Pause, bevor<br />
ich in die nächste klasse gehe.“ ebenso kann er sich einem<br />
kollegen gegenüber verhalten, der etwas über eine gemeinsame<br />
klasse mitteilen will. Nur ein Lehrer, der den Unterschied<br />
zwischen dem übergangslosen eiligen und einem<br />
ruhigen Wechsel der Situationen kennt, wird sich überzeugend<br />
und freundlich aus überfordernden Gesprächen lösen<br />
können. er nutzt damit nicht nur sich selbst, sondern ermöglicht<br />
auch seiner Umgebung eine Zwischenzeit.<br />
Um ein pausenbewusstsein zu entwickeln, ist es ratsam, sie<br />
überall dort, wo es möglich ist, einzuführen. Dies gilt für<br />
individuelle Umsetzungen ebenso wie für Lehrerkonferenzen<br />
und Unterrichtsabläufe.<br />
Die Wirkung von Pausen im Schulalltag kann an dieser Stelle<br />
mit ihrer Bedeutung beim Praktizieren und Hören von Musik<br />
verglichen werden. Pausen gehören zum rhythmus und zur<br />
intonation eines gesamten Werkes. Ohne sie würden wir im<br />
Fluss der töne schier untergehen und nichts mehr wahrnehmen<br />
und erkennen können. Das, was dem Musikstück die<br />
besondere Note verleiht, ist u. a. dadurch bestimmt, was aus<br />
dem tonlosen raum der Pause an neuer interpunktion kreativ<br />
aufsteigt. Dieser tonlose raum ist angefüllt mit konzentriertem<br />
Leben, in dem der atem weiter fließt und in dem aus der<br />
inneren Präsenz und kompetenz ein neuer ausdruck kreativ<br />
und frisch aufsteigt.<br />
Daraus lässt sich übernehmen, dass auch in der Schule<br />
· Pausen notwendig sind, um im ablauf eines Prozesses nicht<br />
unterzugehen,<br />
· Pausen immer die Nachbereitung und Vorbereitung für das<br />
sind, was danach geschieht,<br />
· Pausen eine notwendige Strukturierung ermöglichen,<br />
· Pausen die kreativität und Originalität des Besonderen und<br />
Neuen schaffen.<br />
Um neue Einsichten zu gewinnen oder innovativ sein zu<br />
können, brauchen Sie den unbesetzten raum, in den etwas<br />
Neues, Kreatives fallen kann.<br />
es ist bekannt, dass albert einstein die wesentlichen erkenntnisse<br />
seiner relativitätstheorie nicht systematisch denkend<br />
am Schreibtisch erworben hat, sondern dass sie ihm „zugefallen“<br />
sind. Zweifelsohne wird der Boden für wesentliche<br />
einsichten – wie bei einstein – durch inhaltliches arbeiten<br />
vorbereitet, dennoch werden wesentliche einsichten eher in<br />
Zeiten gewonnen, die entspannt und freilassend sind. auch<br />
ihnen werden schnell Beispiele hierzu einfallen. Wann haben<br />
Sie ideen für Projekttage, klassenfahrten, besondere Unterrichtsreihen<br />
usw? Die ideen kommen oft durch spontane<br />
inspirationen, während die systematische Umsetzung am<br />
Schreibtisch oder in geplanten abläufen geschieht. Wenn<br />
ideen aus Begeisterung entstehen, setzen sie kräfte und<br />
Freude zur Umsetzung frei. So wirken sie motivierend auf<br />
andere, lassen gemeinsame Ziele erkennen, die überzeugend<br />
umgesetzt werden.<br />
Qualität entsteht dadurch, dass die an einem gemeinsamen<br />
prozess Beteiligten zufrieden sind!<br />
an der Zufriedenheit und selbstwirksamen Motivation in<br />
arbeitsprozessen lassen sich die Unterschiede zwischen<br />
formalen Qualitätsanforderungen und inspiriertem Qualitätserleben<br />
ziehen. Letzteres wirkt motivierend über die unmittelbare<br />
Situation hinaus und schafft hohe gemeinsame identitäten<br />
und Überzeugungen. ebenso wirken Lehrerpersönlichkeiten,<br />
die ruhig überzeugen, nachhaltig und ermutigend,<br />
im Unterschied zu denen, die eher gestresst oder in Grundanspannung<br />
sind.<br />
Mögen Sie inspiriert sein, Ihre Möglichkeiten zum Innehalten<br />
und zum Erleben von pausen zu erkennen, sie immer<br />
mehr nutzen und Ihre Umgebung davon überzeugen.<br />
Noch ein paar Hinweise, wann und wie Sie Pausen erleben<br />
können:<br />
· Bleiben Sie, bevor Sie die klasse betreten, drei atemzüge<br />
lang vor der tür stehen, nehmen Sie ihre Füße auf dem<br />
Boden wahr und realisieren Sie, welche Schuhe Sie anhaben.<br />
· Gehen Sie während des Unterrichts ein- bis zweimal zum<br />
Fenster und blicken Sie entweder auf einen Baum auf dem<br />
Schulhof oder auf etwas Vergleichbares. Durch die andersartigkeit<br />
der Wahrnehmung können Sie sich wieder frischer<br />
auf die Schüler einlassen.<br />
· Gehen Sie am Morgen bewusst Schritt für Schritt zum<br />
Schulgebäude, blicken Sie dabei in die Weite der Landschaft<br />
und atmen Sie die Witterung ein.<br />
· Gehen Sie langsam, aufrecht und mit einem gelösten Blick<br />
von einer klasse zur nächsten.<br />
· Gehen Sie in den Pausen auch an die frische Luft und<br />
atmen Sie dort drei atemzüge bewusst ein, sodass alle<br />
Zellen auftanken können.<br />
· Führen Sie Pausenrituale in der klasse und auch in konferenzen<br />
ein.<br />
· Sprechen Sie im kontakt mit Schülern und kollegen von<br />
ihren Pausen. „ich brauche noch ein paar Minuten Pause,<br />
bis ich komme.“ „ich brauche erst eine Pause, bevor ich das<br />
angemessen beantworten kann.“<br />
• Gehen Sie am Nachmittag erst an den Schreibtisch, nachdem<br />
Sie die rückkehr aus der Schule auch als Pause erlebt<br />
haben.<br />
Besser als die angebotenen Hinweise sind diejenigen, die<br />
ihnen selbst einfallen. Lassen Sie sich nicht entmutigen, Sie<br />
immer wieder neu umzusetzen.<br />
Mechthild.Mertens@web.de<br />
Dipl.-Sozialarbeiterin und selbstständige Supervisorin (DGSv),<br />
Mediatorin und Organisationsberaterin<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
6<br />
aktUeLLeS<br />
BEITrAgSrEIHE:<br />
referendariat gemäß der oVp 2011<br />
2. teiL: erSte erFaHrUNGeN aUS kÖLN<br />
Zur erinnerung:<br />
(siehe ausführlicher DkS-ausgabe 3/2013, Seite 9 ff.)<br />
Mit der Ordnung des Vorbereitungsdienstes und der Staatsprüfung<br />
für Lehrämter an Schulen (OVP) aus dem Jahr 2011 werden<br />
als Neuerungen die Leitlinien Personenorientierung und Handlungsfeldorientierung<br />
vorgegeben. Beibehalten werden die<br />
Standardorientierung und die Wissenschaftsorientierung, die<br />
aus der bisherigen OVP übernommen wurden.<br />
Die Personenorientierung, die sich u. a. in der neuen, verbindlich<br />
vorgeschriebenen personenorientierten Beratung (OVP § 10)<br />
niederschlägt, betrifft vor allem das kernseminar (früher: Hauptseminar).<br />
Die kernseminarleitungen führen die personenorientierte<br />
Beratung durch. Um dafür einen vertrauensvollen rahmen<br />
zu schaffen, sind die kernseminarleitungen nicht mehr an der<br />
Benotung der referendarinnen und referendare beteiligt, weder<br />
während des Vorbereitungsdienstes noch in der Staatsprüfung.<br />
Die Handlungsfeldorientierung wird im kerncurriculum deutlich,<br />
das die rahmenvorgabe für den Vorbereitungsdienst abgelöst<br />
hat. es ist nach Handlungsfeldern aufgebaut und bildet die<br />
Grundlage für die arbeit im kernseminar und in den Fachseminaren.<br />
Neben diesen inhaltlichen Neuerungen spielen auch die<br />
Veränderungen der Organisation des Vorbereitungsdienstes wie<br />
die Verkürzung auf 18 Monate und der Beginn mitten im Schulhalbjahr<br />
(für den ersten Jahrgang im November) eine zentrale<br />
rolle.<br />
Weitere Veränderungen betreffen die Benotung durch Schule<br />
und Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung sowie die<br />
Durchführung der zweiten Staatsprüfung.<br />
Perspektiven aus dem ZfsL köln – Seminar<br />
für das Lehramt an Berufkollegs<br />
Erfahrungen eines Fachleiters im Kernseminar (ehemals<br />
Hauptseminarleiter)<br />
Nach den erfahrungen mit dem ersten Jahrgang, den ich als<br />
kernseminarleiter begleitet habe, ergeben sich die deutlichsten<br />
Veränderungen im kernseminar durch die personenorientierte<br />
Beratung in einem benotungsfreien raum. Von den referendarinnen<br />
und referendaren wurden individuelle berufsbezogene<br />
Frage- und Problemstellungen ohne Benotungsaspekte „im<br />
Hinterkopf“ angegangen. entsprechend offen wurden Fragen<br />
gestellt und Schwierigkeiten angesprochen. Das themenspektrum<br />
war sehr breit und reichte von aspekten der Unterrichtsplanung,<br />
des Lehrer(innen)verhaltens und der Unterrichtsstörung<br />
bis zu Fragen der eignung für den gewählten Beruf. Mit fortschreitender<br />
ausbildung und zunehmenden aufgaben – vor<br />
allem durch den selbstständigen Unterricht – wurde dieses<br />
Format jedoch von vielen der angehenden Lehrerinnen und<br />
Lehrer nur noch punktuell genutzt. Gerade bei den berufsbezogenen<br />
themen, die eng mit der Person verbunden sind, z. B. im<br />
Bereich der kommunikation, wäre es wichtig, über längere<br />
Zeiträume intensiv daran zu arbeiten, denn bei vielen dieser<br />
themen können schnelle Veränderungen nicht erwartet werden.<br />
Für diese Prozesse müssten ausreichend Zeit und ruhe zur<br />
Verfügung stehen. außerdem ist eine Beteiligung anderer<br />
ausbilderinnen und ausbilder, insbesondere der Fachleiterinnen<br />
und Fachleiter, nicht möglich, da diese Gespräche vertraulich<br />
sind – es sei denn, referendarinnen und referendare möchten<br />
ausdrücklich andere Personen aus Schule oder Seminar einbeziehen.<br />
Der zeitliche Druck verhinderte eine intensivere Nutzung<br />
personenorientierter Formate, was auch von den referendarinnen<br />
und referendaren bedauert wurde. Das Potenzial der personenorientierten<br />
Beratung läuft so leider teilweise ins Leere.<br />
Mit dem starken Gewicht, das die personenorientierte Beratung<br />
hat, ist – trotz anderer Vorgaben in der OVP (§10 (5)) – auch die<br />
Gefahr verbunden, dass dahinter andere inhalte der überfachlichen<br />
ausbildung in den Hintergrund treten. allgemein-didaktische<br />
themen und mit ihnen verbundene Standards bilden aber<br />
einen wesentlichen Baustein für das berufliche Handeln der<br />
referendarinnen und referendare, die neben den schulischen<br />
anforderungen, z. B. der Planung des selbstständigen Unterrichts<br />
für den morgigen tag, und der arbeit in den Fachseminaren<br />
bewältigt werden müssen.<br />
Dies lenkt den Blick auf ein anderes Feld: die Verdichtung der zu<br />
behandelnden inhalte, die mit der Verkürzung des Vorbereitungsdienstes<br />
auf 18 Monate zusammenhängt, wobei der<br />
Umfang des selbstständigen Unterrichts und der Unterrichtsbesuche<br />
beibehalten wurde.<br />
Beispielhaft wird hier der erste ausbildungsabschnitt, der drei<br />
Monate inklusive der Weihnachtsferien umfasst, skizziert:<br />
· Mit dem Beginn des referendariats im November orientieren<br />
sich die referendarinnen und referendare zunächst in den<br />
beiden Systemen Schule und Seminar und lernen die darin<br />
Handelnden kennen.<br />
· erste Unterrichtshospitationen werden durchgeführt und<br />
ausgewertet.<br />
· Das eingangs- und Perspektivgespräch (ePG) ist – auf der Basis<br />
einer eigenen Unterrichtsstunde – in den ersten sechs Wochen<br />
der ausbildung durchzuführen. Dies verunsicherte viele referendarinnen<br />
und referendare und wurde trotz des Gegensteuerns<br />
im Seminar oft als erste Prüfungssituation wahrgenommen.<br />
· Vor allem aber sind – dies beschäftigt die meisten der referendarinnen<br />
und referendare schon nach wenigen Wochen – die<br />
notwendigen kompetenzen für den selbstständigen Unter-<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
aktUeLLeS<br />
7<br />
richt ab dem zweiten Quartal zu erwerben, z. B. mit Blick auf<br />
die Unterrichtsplanung und Unterrichtsdurchführung, den<br />
Umgang mit den verschiedenen Lerngruppen, das Classroom<br />
Management, Handlungssicherheit in rechtlichen Fragen und<br />
bei der Leistungsbewertung usw. – themen, mit denen viele<br />
während des Studiums nur wenig in kontakt gekommen sind.<br />
trotz allem Bemühen um eine reduktion auf das Wesentliche, bei<br />
der ich oft das Gefühl hatte, dass wichtige inhalte der fehlenden<br />
Zeit zum Opfer fallen mussten, konnte vieles – auch im weiteren<br />
Verlauf des Vorbereitungsdienstes – nur oberflächlich durchgearbeitet,<br />
kaum oder gar nicht erprobt oder – nach entsprechender<br />
reflexion – modifiziert und weiterentwickelt werden.<br />
Während nach der alten OVP ein halbes Jahr Zeit blieb, bevor<br />
selbstständiger Unterricht erteilt werden musste, stehen jetzt<br />
mit dem Beginn des zweiten Quartals neun Stunden selbstständiger<br />
Unterricht auf dem Stundenplan der referendarinnen und<br />
referendare. in den ersten drei Monaten ihres Vorbereitungsdienstes<br />
können aber die allermeisten referendarinnen und<br />
referendare die dazu notwendigen kompetenzen nur lückenhaft<br />
aufbauen.<br />
Werden referendarinnen und referendare als Lernende verstanden,<br />
die nach dem zweiten Staatsexamen am Berufsanfang<br />
stehen, brauchen sie im Vorbereitungsdienst vielfältige anlässe,<br />
um als Lernende berufliche erfahrungen<br />
sammeln, ihr Wissen und können kontinuierlich<br />
aufbauen und kompetentes<br />
Handeln entwickeln zu können – Fehler<br />
und Umwege inklusive.<br />
Dass dazu mit der neuen OVP – bei<br />
insgesamt wachsenden aufgaben und<br />
anforderungen an Lehrerinnen und<br />
Lehrer – genügend Zeit bleibt, ist fraglich.<br />
Holger Schroers<br />
erfahrungen eines Fachleiters<br />
in meiner langjährigen Fachleiter-tätigkeit habe ich zahlreiche<br />
Veränderungen der jeweilig gültigen ausbildungs- und Prüfungsordnungen<br />
miterlebt. immer wieder stand für mich die Frage im<br />
Mittelpunkt, ob der aktuelle entwurf tatsächlich entsprechende<br />
Chancen enthält, die ausbildung der referendarinnen und referendare<br />
bzw. Lehrer in ausbildung (im Folgenden als auszubildende<br />
ausgewiesen) erkennbar zu verbessern. Damit einhergehend<br />
haben mich auch Fragen zur alltagstauglichkeit und<br />
Umsetzbarkeit beschäftigt; ebenso die Folgen für die handelnden<br />
Personen und ihr Zusammenwirken. Grundsätzlich denke ich,<br />
dass neue entwürfe nur dann erfolgreich sein können, wenn sie<br />
folgende Formel aufnehmen und ausführen helfen.<br />
Förderliches Konzept = Mögliche Lerneffekte +<br />
Machbarkeit + personale/kollegiale zufriedenheit<br />
Ob die ausbildung lernwirksam ist, hängt zunächst von den auszubildenden<br />
selbst ab. Sie entscheiden in starkem Maße, was sie wie<br />
aufnehmen, wie tief und differenziert sie es verarbeiten und<br />
schließlich wie viel sie davon ins eigene Handlungsrepertoire überführen.<br />
allerdings benötigen sie auch eine förderliche Lernumgebung.<br />
Diesbezüglich sehe ich allerdings in der aktuellen OVP nur<br />
einige wenige positive Veränderungen, dagegen gravierende<br />
Unzulänglichkeiten. Positiv erscheint mir die personenorientierte<br />
Beratung mit Coachingelementen zu sein, da sich die Lernenden<br />
vermutlich stärker als bisher mit ihren persönlich berufsbezogenen<br />
anliegen auch im ZfsL rat und Unterstützung holen können. Das<br />
kann zur Selbststabilisierung beitragen und damit den Lernerfolg<br />
sichern helfen. auch das eingangs- und Perspektivgespräch kann<br />
die subjektbezogene ausrichtung der ausbildung befördern. allerdings<br />
leidet dieses Format an den zeitlich engen Vorgaben (erste<br />
sechs Wochen der ausbildung). – Das Coaching darf aber keinesfalls<br />
die herkömmliche ausbildungsbegleitung seitens der<br />
kernseminarleiter/-innen zurückdrängen. Die gemeinsame ausbildungsberatung<br />
im anschluss an miteinander durchgeführte<br />
Unterrichtsbesuche ist nach wie vor unabdingbar. Das ringen um<br />
guten Unterricht, der austausch über Unterrichtsbilder und den<br />
Lernstand der auszubildenden, die kritisch-konstruktiven Fragen<br />
aus Sicht der allgemeindidaktik an die Fachdidaktik, das entwickeln<br />
gemeinsamer ausbildungsstrategien im Sinne der auszubildenden<br />
u. v. a. m. stärken die Qualität der ausbildung. Vor allem im<br />
Bereich des deklarativen Wissens, bei Fragen zur Unterrichtskommunikation<br />
sowie beim Umgang mit den aktions- und Sozialformen,<br />
aber auch in erzieherischen Fragen, darf auf die Unterstützung<br />
durch die kernseminarleiter nicht verzichtet werden, auch<br />
wenn sich die auszubildenden hier und da sicher mit der alleinigen<br />
Begleitung durch die Fachleiter/-innen zufriedengeben. Die hohe<br />
zeitliche Verdichtung der ausbildung erschwert allerdings die<br />
terminabstimmungen der Beteiligten in erkennbarer Weise.<br />
Lernen benötigt die entsprechende Muße sowie zwecks kumulativem<br />
Wissens- und könnensaufbau auch die entsprechende<br />
kontinuität und das Üben. Leider sieht Paragraf 11 (5) der OVP den<br />
selbstständigen Unterricht in zwei vollständigen Schulhalbjahren<br />
von durchschnittlich neun Wochenstunden vor. Das führt aus<br />
meiner Sicht dazu, dass die auszubildenden in der kernlernphase<br />
ihrer ausbildung kaum die nötige ruhe finden, um das Lernen in<br />
den Blick zu führen. Vielmehr sind sie vorrangig mit der Bewältigung<br />
ihrer Praxis befasst. Lernen geschieht in solchen Zusammenhängen,<br />
wenn überhaupt, eher implizit. Und auch „negatives“<br />
Lernen ist nicht auszuschließen, da sich möglicherweise erste (aus<br />
Professionssicht) unliebsame routinen bilden. Die Gespräche und<br />
Berichte der referendare im Fachseminar und bei Unterrichtsbesuchen<br />
deuten darauf hin. Zudem verhindert der Umfang des<br />
selbstständigen bedarfsdeckenden Unterrichts nötige erprobungen<br />
im Unterricht unter anleitung; insgesamt fehlt es den<br />
auszubildenden an quantitativer und qualifizierter resonanz<br />
innerhalb der Schule.<br />
Neben dem selbstständigen Unterricht führt die allgemeine<br />
Verkürzung des referendariats auf 18 Monate zu einer von allen<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
8<br />
aktUeLLeS<br />
Beteiligten wahrgenommenen Beschleunigung, man könnte auch<br />
sagen Hektik. Und jeder merkt, dass diese Hektik zulasten von<br />
Sorgfalt, tiefgang und Differenziertheit geht. im Bereich des deklarativen<br />
Wissens bleibt vieles an der Oberfläche, das Handlungswissen<br />
dominiert, jedoch nicht immer in der theoretisch abgesicherten<br />
Weise. in anbetracht der effektiv nutzbaren ausbildungslernzeit<br />
von ca. 14 Monaten (eingewöhnungs- und Prüfungsphase<br />
folgen eigenen Gesetzen) kann zudem die erhoffte Performanz im<br />
kerngeschäft des Unterrichtens, also ein abgesichertes Planungsund<br />
Durchführungshandeln, nicht erreicht werden. Hier fehlt es<br />
einfach an der nötigen Durcharbeitungs- und Übungszeit sowie<br />
am fundierten austausch mit Dritten.<br />
Die Fülle der nunmehr verbindlich anzusteuernden Handlungsfelder<br />
sowie die Beurteilung der darin gezeigten Leistungen (Standards)<br />
führt nicht nur bei mir als ausbilder zu starkem Unbehagen<br />
– auch die auszubildenden selbst empfinden m. e. diese erwartung<br />
als wenig zielführend. alle Beteiligten spüren, dass es hier ein<br />
Missverhältnis gibt: das Leisten kommt zu früh, das nötige Lernen<br />
reicht in der regel nicht aus. Um beispielsweise angemessen<br />
diagnostizieren, beraten, fördern und erziehen zu können, bedarf<br />
es eben zahlreicher, auch angeleiteter Gelegenheiten und der<br />
sorgfältigen auseinandersetzung mit der Sache selbst. Und<br />
solange man das kerngeschäft des Unterrichtens noch wenig<br />
beherrscht, kann eine tiefergehende auseinandersetzung mit den<br />
anderen Handlungsfeldern nur bedingt gelingen. Vieles, was<br />
Lehrerinnen und Lehrer können sollten, müssen sie sich nunmehr<br />
noch deutlicher als früher in der dritten Phase der Lehrerbildung<br />
aneignen. Nicht von ungefähr hatte ich beim Verfassen meiner<br />
Beurteilungsbeiträge stets das Gefühl, die kompetenzen und Standards<br />
der auszubildenden nicht gewissenhaft erfassen zu können.<br />
Und wie nehme ich das Verhalten der auszubildenden auch im<br />
Vergleich zu früher wahr? Sicher kann man hier noch zu keinen<br />
belastbaren aussagen kommen, zumal sich ja jede Gruppe anders<br />
darstellt. Man muss abwarten, wie sich eine Sportgruppe zeigt, bei<br />
der die Lern- und Leistungsvoraussetzungen sowie der Gruppenzusammenhalt<br />
nicht so gut sind, wie das in dieser Sportgruppe der<br />
Fall war. Gleichwohl lässt sich sagen, dass bereits in einem sehr<br />
frühen ausbildungsstadium die Suche nach dem richtigen, nach<br />
dem schein- oder offenbar von ausbildungsseite erwünschten<br />
sowie nach rezepten erkennbar war. Bestes Beispiel: Bei näherrückender<br />
Prüfung stand mehr das geschickte Schreiben der schriftlichen<br />
arbeit als das kluge Hin- und Herdenken in fachdidaktischen<br />
Fragen im Vordergrund. Hier müssen die ausbilder sicher gemeinsam<br />
mit den auszubildenden verträgliche Wege finden, um mit<br />
den teils unterschiedlichen erwartungen umzugehen. auch das<br />
gegenseitige Hospitieren sowie gemeinsame entwickeln und<br />
reflektieren von Unterricht findet leider nicht in der notwendigen<br />
Weise statt. auch diesbezüglich sind von Seminarseite „Sicherheitsnetze“<br />
einzubauen, (z. B. durch verbindliche Gruppenexperimente,<br />
Freiraum schaffen für Peer-Learning).<br />
Noch ein paar Worte zur Leistungsbeurteilung, zur Notengebung<br />
sowie zu den Prüfungsleistungen. – Bedingt durch terminvorgaben<br />
seitens des Prüfungsamtes und der abstimmungsnotwendigkeit<br />
mit der weiteren Fachleitung zwecks eines gemeinsamen<br />
Vorschlages für die Langzeitbeurteilung, standen schon frühzeitig<br />
die letzten beurteilungsrelevanten Unterrichtsbesuche an. Das hat<br />
den Druck ebenso verstärkt wie die Vorgabe, alle Handlungsfelder<br />
im Beurteilungsbeitrag erfassen zu müssen, obschon in einzelnen<br />
Handlungsfeldern kaum nötige Lernerfahrungen und belastbare<br />
Befunde vorlagen. Zudem habe ich sowohl beim Schreiben meiner<br />
Beurteilungsbeiträge als auch bei der Bewertung der Prüfungsleistungen<br />
die bisher mögliche ausweisung von Notenstufen vermisst.<br />
insgesamt gibt es nach meiner einschätzung im gesamten Bereich<br />
der Leistungserfassung, -beurteilung und Notengebung dringenden<br />
korrekturbedarf. Dabei sollte auch in grundsätzlicher<br />
Weise über die Langzeitbeurteilung (Stichworte hier: gemeinsame<br />
Note, hoher abstimmungsbedarf, hoher arbeitsaufwand u. a. für<br />
den Leiter des ZfsL) nachgedacht werden.<br />
Mit Blick auf die einzelnen Prüfungsleistungen zeigt sich m. e. ein<br />
uneinheitliches Bild. Bezüglich der schriftlichen arbeit haben sich<br />
die auszubildenden schwergetan, den gesetzten ansprüchen<br />
gerecht zu werden (Stichworte: selbstständige Leistung, neue<br />
unterrichtliche Perspektiven, aufbereitung theoretischer<br />
konzepte). Das im anschluss an die Unterrichtspraktische Prüfung<br />
stattfindende Gespräch (§ 32, 7 OVP) habe ich als gelungene<br />
Veränderung der Prüfung erlebt, weil der Prüfling im leicht<br />
„gelenkten“ austausch mit den Prüfer(inne)n Planung und Durchführung<br />
noch einmal detailliert reflektieren kann. Die Verkürzung<br />
des kolloquiums auf 45 Minuten ist auch in anbetracht des in der<br />
regel deutlich verlängerten Prüfungstages und der hohen Belastung<br />
des Prüflings (und der Prüfer) zu begrüßen. Zu überdenken ist<br />
sicher die Vorgabe, dass das kolloquium mit einer komplexen<br />
Fragestellung / mit komplexen Handlungssituationen gestaltet<br />
werden soll. Die Gefahr besteht, dass das Format zulasten des fachlichen<br />
tiefgangs geht.<br />
Und wie hat sich mein eigenes Verhalten entwickelt? – ich achte<br />
auch unter den genannten negativen Vorzeichen darauf, den<br />
Druck nicht an die auszubildenden weiterzugeben. Noch bedeutsamer<br />
als früher scheint mir das Schaffen einer positiven Lernatmosphäre<br />
zu sein, aber auch das verstärkte einspeisen von Best-<br />
Practice-Beispielen. ich lasse im Seminar weniger selbst „erfinden“,<br />
sondern lasse an guten Beispielen lernen. auf der Verfahrensebene<br />
wäge ich noch bewusster instruktionale, darstellend-erklärende<br />
Phasen und selbstständig-kooperative<br />
arbeitsweisen ab. Praxisphasen (z. B. auf<br />
der Sportstätte) baue ich auch ein, um<br />
den seminaristischen takt und raum ab<br />
und an zu verlassen. Das tut allen Beteiligten<br />
und auch der Sache gut. im Beurteilungsvorgang<br />
lasse ich Milde walten,<br />
da die Performanz vor dem Hintergrund<br />
der hier skizzierten Lernhemmnisse<br />
noch nicht so sein kann, wie das bei<br />
dem ehemaligen, 24-monatigen Vorbereitungsdienst<br />
zu erwarten<br />
Paul Klingen<br />
war.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
aktUeLLeS<br />
9<br />
eine gemeinsame Zusammenfassung<br />
und empfehlungen<br />
· Das Format der personenorientierten Beratung mit Coachingelementen<br />
hat sich bewährt und sollte beibehalten werden.<br />
Gemeinsame Unterrichtsbesuche von kernseminarleiter(inne)n<br />
und Fachleiter(inne)n müssen darüber hinaus Bestandteil der<br />
ausbildung sein.<br />
· Die Zahl der Unterrichtsbesuche sollte – auch sie sind ein<br />
Bestandteil personenorientierter ausbildung – beibehalten<br />
werden.<br />
· Der Umfang des selbstständigen Unterrichts ist zu reduzieren,<br />
damit das Lernen im Unterricht unter anleitung den entsprechenden<br />
Stellenwert erhält.<br />
· Die gesetzten Standards sowie der Umfang des kerncurriculums<br />
sind zu überprüfen; eine nüchterne Betrachtung des Möglichen<br />
sowie ein entschlacken erscheinen nötig. Dies gilt auch für eine<br />
ausbildung, die ein absolviertes Praxissemester der Lehramtsanwärter<br />
bereits voraussetzt, zumal das Praxissemester ein halbes<br />
Jahr referendariat sicher nicht ersetzen kann. Die weitere Professionalisierung<br />
im Lehrerberuf muss stärker als bisher in der dritten<br />
Phase der Lehrerbildung erfolgen, insbesondere in der<br />
Berufseinstiegsphase. Mit dem köln-aachener-trainingsmodell<br />
(kat) liegt ein erprobtes Fortbildungskonzept vor.<br />
· Die starke zeitliche Formalisierung im Vorfeld des zweiten<br />
Staatsexamens kostet weitere Lernzeit. Hier sollte das Verfahren<br />
verschlankt werden.<br />
· Der gesamte Bereich der Leistungserfassung und -beurteilung<br />
ist zu überprüfen. Für jedes Fach sollte wieder eigenständig eine<br />
Note ausgewiesen werden; Notenabstufungen sollten wieder<br />
möglich sein; die Langzeitbeurteilung seitens des ZfsL sollte<br />
abgeschafft werden.<br />
· ein einstellungstermin mitten im Schuljahr ist aus lernerischer<br />
Perspektive nicht sinnvoll und sollte durch einen Beginn des<br />
Vorbereitungsdienstes parallel zum Schul(halb)jahr (z. B. im<br />
august) ersetzt werden. Selbstständiger Unterricht würde dann<br />
erst nach dem ersten ausbildungshalbjahr einsetzen. insgesamt<br />
könnte er bis zum ende des Vorbereitungsdienstes, also über die<br />
Prüfungsphase hinaus, erteilt werden, so wie das in unserem<br />
Hause auch in der Vergangenheit der Fall war. Nebeneffekt: Die<br />
Prüfungskandidat(inn)en können dann eher auch in ihnen<br />
vertrauten klassen die Unterrichtspraktischen Prüfungen<br />
machen.<br />
Paul Klingen – Fachleiter SPORT im Jg. 11/2011<br />
Holger Schroers – Kernseminarleiter im Jg. 11/2011<br />
ZfsL Köln, Seminar für das Lehramt an Berufskollegs<br />
Perspektiven aus dem Ludwig-erhard-Berufskolleg Bonn – einer ausbildungsschule<br />
Erfahrungen der Ausbildungsbeauftragten und Ausbildungslehrer<br />
Da standen sie nun im Lehrerzimmer: Vier neue referendarinnen<br />
und referendare 1 . Vorstellung und Platzfindung im Lehrerzimmer<br />
funktionierten noch wie immer, die folgenden achtzehn Monate<br />
waren in ihrer Gestaltung und ihrem ablauf zu diesem Zeitpunkt<br />
weder den referendaren noch uns als ausbildungsschule wirklich<br />
klar.<br />
Über das kölner Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung<br />
waren bereits erste treffen der ausbildungsbeauftragten (aBB)<br />
koordiniert worden, auch die grundlegenden rahmenbedingungen<br />
waren klar. ausreichende Zeit für die vorherige erarbeitung<br />
eines veränderten ausbildungsplanes oder Begleitprogramms<br />
in der Schule war aber nicht vorhanden gewesen.<br />
Die größte Herausforderung: Die Bedingungen für den einsatz der<br />
referendare im schulischen Unterrichtsgeschehen hatten sich<br />
gravierend verändert. in den Jahrgängen zuvor waren für das 2., 3.<br />
und 4. Halbjahr je sechs Stunden bedarfsdeckender Unterricht<br />
(BDU) eingeplant und so war ein Halbjahr zur eingewöhnung in<br />
das System Schule und für ausbildungsunterricht vorhanden.<br />
Dagegen musste/durfte der neue Jahrgang bereits im zweiten<br />
Quartal des referendariats mit neun Stunden BDU eingesetzt<br />
werden. es blieben also vorher nur knapp drei Monate ausbildungsunterricht;<br />
diese Zeit wurde durch die Weihnachtsferien<br />
1) Aus Gründen der Lesbarkeit in Zukunft zusammenfassend nur noch als<br />
„Referendare“ bezeichnet.<br />
und einige Zeit der eingewöhnung an der neuen Schule weiter<br />
verkürzt. in der Summe waren es nachher etwa nur sechs Wochen<br />
netto, in denen ausbildungsunterricht im herkömmlichen Sinne<br />
vor Beginn des BDU stattfinden konnte. Die ausbildungslehrerinnen<br />
und -lehrer waren in einer internen Fortbildungsveranstaltung<br />
über die veränderten rahmenbedingungen und ihre immer<br />
wichtiger werdende rolle informiert worden – trotzdem war die<br />
Zeit zu knapp, um alle nötigen und wichtigen entwicklungsschritte<br />
im ausbildungsunterricht begleiten zu können.<br />
Den referendaren waren die möglichen Probleme und eigenen<br />
Unsicherheiten bezüglich ihrer Unterrichtsgestaltung und ihres<br />
agierens in den klassen deutlich bewusst, entsprechend wurde<br />
natürlich auch im Begleitprogramm der Schule zu dieser Zeit der<br />
Fokus auf das „Überleben“ im kommenden eigenen BDU gelegt.<br />
in der regel im 14-tägigen abstand ging es nachmittags also um<br />
erziehung, Unterrichtsvorbereitung und -durchführung, aber<br />
auch um klassenbuchführung, Notenlisten, etc.<br />
Schon zu Beginn zeigte sich, dass die referendare durch die neun<br />
Stunden BDU zeitlich sehr belastet waren, schließlich dauert<br />
gerade in dieser anfangsphase die Vorbereitung mancher Stunden<br />
noch sehr lange. auch parallel eingesetzte referendare waren<br />
nur eingeschränkt hilfreich, weil der abstimmungsaufwand unter<br />
diesen Bedingungen ebenfalls erheblich ist. Dazu das Begleitprogramm<br />
an der Schule und die intensive Begleitung im Seminar<br />
(inkl. „Hausaufgaben“ und Co.); all das sorgte für eine als sehr hoch<br />
empfundene arbeitsbelastung. ausbildungsunterricht im klassischen<br />
Sinne kam daher gerade in den ersten beiden Quartalen<br />
des BDU nur noch sporadisch vor. Die abwägung zwischen der<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
10<br />
aktUeLLeS<br />
ohnehin hohen Belastung der referendare und der trotzdem<br />
wichtigen Begleitung der entwicklung der referendare war dabei<br />
auch für die aBB schwierig. im 4. und 5. Quartal war für den BDU<br />
eine gewisse routine geschaffen; nun wurde auch der ausbildungsunterricht<br />
wieder etwas intensiviert.<br />
trotzdem: Durch die einerseits insgesamt kürzere referendariatszeit<br />
und die andererseits knappere wöchentliche ausbildungszeit<br />
wurde die Zahl der Stunden für den so wichtigen ausbildungsunterricht<br />
ungefähr halbiert. im frühen 5. Quartal mussten bereits<br />
die Prüfungstermine angemeldet werden, die nun natürlich<br />
immer mehr in den Fokus der referendare rückten.<br />
inzwischen war schulintern auch das Begleitprogramm neu strukturiert<br />
und auf die sechs Handlungsfelder und die zugehörigen<br />
Handlungssituationen ausgerichtet worden. trotzdem war auch<br />
hier noch ein Sondertermin außerhalb der normalen reihe nötig,<br />
um alle Bereiche einigermaßen abdecken zu können.<br />
Das letzte Quartal: Prüfungsphase<br />
im letzten Quartal der ausbildung galt nun die regel, dass kein<br />
weiterer BDU gegeben werden sollte, stattdessen sollte der Fokus<br />
auf die Prüfungsvorbereitung und die abschließenden ausbildungsbemühungen<br />
gelegt werden. Dies bedeutete für diesen<br />
ersten Jahrgang, dass die referendare zum Halbjahr ihre klassen<br />
verlassen mussten und der Stundenplaner der Schule vor der fast<br />
unlösbaren aufgabe stand, die Stunden der vier referendare<br />
(insgesamt 36 Stunden) wieder neu zu besetzen.<br />
Für die referendare lag der Fokus nun wirklich auf der Prüfung,<br />
endlich war auch die Zeit da, sich mehr mit den beiden Unterrichtsstunden<br />
und dem kolloquium auseinanderzusetzen. Bis zur<br />
Prüfung fand auch noch effektiver ausbildungsunterricht statt,<br />
wobei nach den Prüfungsterminen der Schwerpunkt eher bei<br />
weiteren Hospitationen lag. irgendwie war es für alle Beteiligten<br />
seltsam, nach einer bestandenen Prüfung und somit als examinierte<br />
Lehrkraft weiter die klassische Form des ausbildungsunterrichts<br />
wahrzunehmen.<br />
Die Prüfung war aufgrund einiger Neuerungen sowohl bei referendaren<br />
als auch bei aBB von einigen Unsicherheiten geprägt,<br />
z. B. hinsichtlich der ankündigung der Schwerpunkte des kolloquiums<br />
und der Gestaltung der reflexionen nach den beiden Stunden<br />
der Unterrichtspraktischen Prüfung (UPP).<br />
trotz dieser Unsicherheiten und Schwierigkeiten haben unsere<br />
vier referendare ihre Prüfungen gut oder sogar sehr gut absolvieren<br />
können. Dies lag aus Schulsicht sicher daran, dass wir das Glück<br />
hatten, wirklich gute referendare in diesem Jahrgang zu haben.<br />
Ob zusätzlich ein gewisser „rücksichtsfaktor“ bei den Prüfungskommissionen<br />
im Spiel war, kann hier nur vermutet werden.<br />
Fazit und Wünsche aus schulischer Sicht<br />
aus diesem ersten verkürzten Durchgang bleiben für uns als<br />
Schule folgende erkenntnisse:<br />
· Die ausbildungszeit ist (zu) knapp bemessen, insbesondere im<br />
ersten Quartal müssen die referendare schneller selbst Unterrichtserfahrungen<br />
machen, die „eingewöhnungsphase“ wird<br />
für den neuen Jahrgang erheblich verkürzt ausfallen.<br />
· Das Begleitprogramm muss stark auf den schulischen aspekt<br />
der Handlungssituationen ausgerichtet sein, um diesen schulischen<br />
anteil der ausbildung sicher erfüllen zu können.<br />
· Neben dem regulären Begleitprogramm brauchen die referendare<br />
konkrete Unterstützung für ihre ersten Stunden im BDU,<br />
z. B. durch vorbereitende Veranstaltungen bzw. konkrete unterstützende<br />
Begleitung.<br />
· Sollte in einem folgenden Jahrgang ein referendar in seiner<br />
ausbildungszeit auf ernstere Probleme stoßen, so haben wir<br />
schulintern wahrscheinlich weder die kalendermäßige Zeit<br />
noch die nötige ausbildungsstundenzahl, um ausreichende<br />
Unterstützung leisten zu können.<br />
Natürlich ergeben sich auch Wünsche für die Gestaltung des referendariats,<br />
die wir als Schule nicht selbst erfüllen können:<br />
· 9 Stunden BDU schon nach 3 Monaten ist zu viel, hier leidet<br />
extrem der ausbildungsgedanke. Besser wäre eine reduktion<br />
auf 6 Stunden, dafür könnte im letzten Quartal im BDU weiter<br />
unterrichtet werden. in der Summe wäre das kein großer Unterschied,<br />
würde aber die gefühlte Belastung der referendare<br />
deutlich vermindern.<br />
· Die anmeldung für die Prüfung erfolgt sehr zeitig (aktuell ca. 5<br />
Monate vor dem Prüfungstermin) – ab da liegt der Fokus der<br />
referendare unweigerlich auf diesem termin. Dabei sind sie zu<br />
diesem Zeitpunkt nicht mal ein Jahr an der Schule und fühlen<br />
sich bereits gezwungen, ihren Fokus mehr auf die Prüfungen<br />
denn auf ihre eigene entwicklung zu richten. es wäre daher<br />
wünschenswert, wenn die anmeldung zur Prüfung etwas<br />
später erfolgen könnte.<br />
Sehr gut ausgebildete Lehrkräfte sind für unser Bildungssystem<br />
unerlässlich. Die zu knapp bemessene referendariatszeit lässt<br />
bisher die Qualität der praktischen ausbildung leiden. Überarbeitungen<br />
sind daher dringend gefordert, sonst führen die im text<br />
aufgezeigten Defizite absehbar zu langfristigen Folgen in den<br />
Berufskollegs.<br />
Sabine Alders, ABB und Ausbildungslehrerin im<br />
Ludwig-Erhard-Berufskolleg Bonn und<br />
Heike Thomann, Ausbildungslehrerin im<br />
Ludwig-Erhard-Berufskolleg Bonn<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
aktUeLLeS<br />
11<br />
DpA-NEwS<br />
wissenschafts- und Bildungspolitik in Bund und Ländern<br />
Quelle: dpa-Dienst für kulturpolitik<br />
athen verpflichtet griechische Gymnasiallehrer<br />
zum Dienst<br />
Zur Verhinderung von Streiks hat Griechenland nun seine Gymnasiallehrer<br />
zum Dienst verpflichtet. Das von regierungschef Samaras<br />
kürzlich unterzeichnete Gesetz erlaubt in Zeiten der Gefährdung<br />
der öffentlichen Ordnung die Verpflichtung zum Dienst. Bei<br />
Nichterscheinen drohen Festnahmen, Gefängnisstrafen und fristlose<br />
entlassungen. So reagierte Samaras auf die von der Gewerkschaft<br />
für Gymnasiallehrer angekündigten Protest- und Streikwellen<br />
gegen Sparpläne und angekündigten Personalabbau.<br />
Verteilungskampf – Beamte kämpfen weiter<br />
tausende von Lehrern und anderen Staatsbediensteten kämpfen<br />
weiterhin für eine gerechte Behandlung durch ihren arbeitgeber.<br />
Laut Polizeiangaben demonstrierten am 15. Mai rund 10.000<br />
Beamte lautstark vor dem Landtag in Düsseldorf gegen die Nullrunden<br />
im höheren Dienst. Guntermann, Chef des NrW-Beamtenbundes<br />
(DBB) sagte in aller Deutlichkeit, dass die jahrelange stille<br />
enteignung der Beamten nicht weiter durch diese hingenommen<br />
werde und forderte mit Nachdruck die 1:1-Übernahme des tarifergebnisses<br />
auf alle Beamten. „Die Zeit der Sonderopfer muss zu<br />
ende sein“, so Guntermann. CDU-Laumann warf der regierung<br />
kraft Wortbruch vor und appellierte an deren redlichkeit. Zwar sei<br />
wegen der angespannten Haushaltslage die Finanzierung der<br />
öffentlichen ausgaben neu zu überdenken, allerdings nicht auf<br />
kosten der Beamten.<br />
Städtetag, Landkreistag sowie der Städte- und Gemeindebund<br />
sehen keinen Grund für eine Nullrunde der Beamten des höheren<br />
Dienstes und sehen sogar den verfassungsmäßigen Gleichbehandlungsgrundsatz<br />
massiv verletzt. Zudem wiesen sie einmal<br />
mehr auf die tatsache hin, dass die attraktivität des öffentlichen<br />
Dienstes zunehmend leide.<br />
SPD-Fraktionschef nennt Lehrer „Heulsusen“<br />
angesichts weiterhin sinkender Umfragewerte attackierte SPD-<br />
Fraktionschef Claus Schmiedel Lehrerverbände für ihren<br />
Umgang mit der rot-grünen Bildungspolitik. Die Lehrerverbände<br />
und der Beamtenbund führten sich teilweise auf wie Heulsusen,<br />
so der Politiker, und schürten Unsicherheiten in Bevölkerung<br />
und Lehrerschaft. „einzelne Verbände versteifen sich auf eine<br />
abwehrhaltung“ sagte er vor Journalisten. Da seitens der<br />
Verbände keine konstruktive arbeit möglich sei und ein Zerrbild<br />
gezeichnet werde, wolle er nun direkt auf Schulleiter und Lehrer<br />
zugehen. CDU-Bildungsexperte Georg Wacker monierte, dass<br />
anstelle der konstruktiven aufnahme und Berücksichtigung der<br />
kritik durch die Fachwelt Beschimpfungen gewählt würden, um<br />
die Probleme und Schuldfragen zu verlagern. Mit Begriffen wie<br />
„bewusster irreführung“ oder „Heulsusen“ wird einmal mehr die<br />
Wertschätzung seitens der Politik gegenüber der Lehrerschaft<br />
ausgedrückt. Dies werde, so Wacker, einer regierungsfraktion<br />
nicht gerecht. Wie die Lehrer in ihrer rolle als Wähler darauf<br />
reagieren, dürfte klar sein.<br />
LINK DES MoNATS<br />
www.lovelybooks.de<br />
institutionen aus Schule, Hochschule, arbeit und Jugend informieren<br />
Wenn Sie durch Bücher nicht nur ihr<br />
kopfkino anwerfen, sich neue Perspektiven<br />
eröffnen und sich mit fremden<br />
Welten bekannt machen wollen, sondern<br />
sich austauschen, gegenseitig Bücher<br />
vorstellen und an Leserunden teilnehmen<br />
wollen, dann sind Sie auf www.<br />
lovelybooks.de richtig. Für den Unterricht<br />
bietet lovelybooks u. a. die Möglichkeit,<br />
das interesse von Schülerinnen und<br />
Schülern an Online-Communitys und<br />
Social reading mit aktiver Leseförderung und interaktionsmöglichkeiten<br />
über Literatur zu kombinieren.<br />
Online oder mobil – im e-Book, via Widgets, in apps und im<br />
Social Web – ist der austausch über Bücher mit Menschen<br />
möglich, die gerade genau das gleiche Buch lesen. in<br />
diesem offenen Netzwerk, das zur Verlagsgruppe Georg von<br />
Holtzbrinck gehört, begegnen sich<br />
Leser, autoren, Verlage und Buchhändler.<br />
Nach eigenen angaben ist es die<br />
größte deutschsprachige Buchseite; sie<br />
arbeitet mit 130 Buchverlagen und 2.000<br />
autoren zusammen.<br />
Schauen Sie doch einmal mit der klasse<br />
vorbei, um eine virtuelle Gruppe zu<br />
eröffnen. Vielleicht staunen die Schülerinnen<br />
und Schüler über diese abwechslungsreiche<br />
art der gemeinsamen kommunikation über<br />
Bücher und Lesen. So hilft z. B. ein virtuelles Buchregal bei<br />
der Organisation von Büchern. Und wer schon einmal bei<br />
einer Leserunde mit einem autor mitgemacht hat, möchte<br />
diese Form des direkten austausches evtl. nicht mehr<br />
missen.<br />
Daniel Müller<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
12<br />
it-NeWS<br />
IT-News<br />
DrUCkertiPPSS<br />
Druckerpatronen und toner sind teuer! Häufig kostet ein<br />
Satz Patronen mehr als der Drucker selbst. So können Sie<br />
sparen:<br />
• Wechseln Sie nicht bereits nach der ersten Meldung die<br />
Patronen. tonerkartuschen erwachen oft durch leichtes<br />
Schütteln wieder zum Leben.<br />
• Machen Sie Probeausdrucke im „Eco-modus“ (Schnelldruck)<br />
und mit mehreren Seiten pro Blatt (z. B. 6 Seiten/<br />
Blatt).<br />
• Wenn nicht nötig, drucken Sie in Graustufen statt farbig.<br />
• Starten Sie regelmäßig (einmal im Monat) den Wartungslauf<br />
des Druckers (tintenstrahldrucker).<br />
Sparen können Sie auch mit tinte oder toner von Fremdherstellern.<br />
Zwar ist die Qualität nicht so hoch wie beim<br />
Original, doch „gut“ oder „befriedigend“ bekamen beim<br />
tintentest von Stiftung Warentest (10/2012) immerhin 13<br />
von 14 Fremdtinten. Das Sparpotenzial liegt dabei immerhin<br />
bei bis zu 80 %! Das Nachfüllen leerer Patronen ist prinzipiell<br />
auch möglich, bei einigen Modellen aber kompliziert.<br />
es lohnt sich nur, wenn regelmäßig viele ausdrucke<br />
erstellt werden (z. B. täglich mind. ein klassensatz).<br />
HOtSPOtS<br />
in den USa sind offene WLaN-Netze fast überall zu finden.<br />
aufgrund der Gesetzeslage und vielleicht auch der deutschen<br />
Mentalität findet man hier kaum private offene Netze. Dafür<br />
gibt es immer mehr freie Netze, die z. B. von kommunen, der<br />
Gastronomie oder von Verkehrsbetrieben angeboten werden.<br />
www.drahtlosunterwegs.de<br />
www.hotspotfinder.de<br />
SPeiCHerrieSe<br />
Sie meinen, ihr 32-GByte-Stick habe viel kapazität? Dann<br />
kennen Sie den „Datatraveler HyperX<br />
Predator“ von kingston noch nicht. Der<br />
USB 3.0 Stick wird derzeit mit 512GByte<br />
verkauft, die 1tByte-Variante folgt!<br />
Damit hat der USB-Stick mehr kapazität<br />
als viele Festplatten in Notebooks. Noch<br />
ist der Preis allerdings ebenso gigantisch<br />
wie die kapazität. Der 512-GByte-Stick<br />
kostet ca. 700 eUr! Zu erwarten ist, dass er in etwa einem Jahr<br />
im Bereich um 100 eUr liegt.<br />
www.kingston.com/de/usb<br />
FerNSteUerUNG<br />
Sie wollen einem kollegen am rechner helfen? es regnet,<br />
und Sie haben keine Lust zu fahren? Dann übernehmen Sie<br />
einfach den fremden rechner! Zu diesem Zweck gibt es<br />
eine reihe von Programmen, die bei privater Nutzung in<br />
der regel kostenlos sind. „UltraVNC“ „Ntrconnect“ oder<br />
„teamViewer“ sind solche Programme.<br />
in den meisten testberichten schneidet „teamViewer“ am<br />
besten ab. Selbst ohne admin-rechte kann ein rechner<br />
übernommen werden, da das „kundenmodul“ keine installation<br />
erfordert. Nutzer des Browsers „Chrome“ können<br />
auch ein kostenloses Programm von Google nutzen. Die<br />
Browser-erweiterung „remote Desktop“ muss dafür auf<br />
beiden rechnern in Chrome installiert sein. Zu finden ist<br />
sie im „Webstore“ von Chrome. Die einrichtung und Bedienung<br />
ist etwas komplizierter als bei teamViewer, die<br />
Nutzung dafür unbegrenzt möglich. Bei häufiger und<br />
intensiver Nutzung von teamViewer kann es sein, dass die<br />
Verbindung nach einiger Zeit getrennt wird.<br />
SPieLe aLL-iN-ONe<br />
all-in-one-Computer sind ideal für den kleinen Schreibtisch.<br />
kein großes Gehäuse, kein separater Monitor, alles ist in<br />
einem Gerät integriert. Bisher<br />
waren diese Geräte für Spiele<br />
kaum geeignet, die rechenund<br />
Grafikleistung war zu<br />
gering. Nun bietet MSi das<br />
Modell aG2712 an, das mit<br />
Core i7-Prozessor, Geforce<br />
GtX 670MX-Grafikkarte,<br />
einem 27“-touch-Bildschirm<br />
und seiner Speicherausstattung selbst anspruchsvolle Spieler<br />
überzeugt. anspruchsvoll ist aber auch der Preis, der bei<br />
ca. 2.000 eUr liegt. Zwei Nachteile der all-in-one-Lösungen<br />
sollten vor einem kauf bedacht werden. Bei einem Defekt,<br />
z. B. des Displays, wird der komplette rechner außer Gefecht<br />
gesetzt und die erweiterbarkeit ist eingeschränkt.<br />
http://de.msi.com<br />
www.teamviewer.com/de<br />
https://chrome.google.com/webstore<br />
Die kaUFMÄNNiSCHe SCHULe 04/13
A Nach den neuen Bildungsplänen für die HöHa in <strong>NRW</strong>!<br />
Boller | Hartmann<br />
Volkswirtschaftslehre<br />
kompetenzorientiert<br />
zur Fachhochschulreife<br />
Ott | Bohner | Deusch<br />
Mathematik<br />
kompetenzorientiert<br />
zur Fachhochschulreife<br />
Speth | Hug | Lennartz | Hegewald | Hartmann | Härter | Waltermann<br />
Betriebswirtschaftslehre mit<br />
Rechnungswesen<br />
kompetenzorientiert<br />
Höhere Berufsfachschule | <strong>NRW</strong><br />
Höhere Berufsfachschule | <strong>NRW</strong><br />
Höhere Berufsfachschule | <strong>NRW</strong><br />
Merkur Verlag Rinteln<br />
Merkur Verlag Rinteln<br />
Lern- und Arbeitsbuch<br />
Merkur Verlag Rinteln<br />
1. Auflage 2013<br />
368 Seiten<br />
26,00 €<br />
ISBN 978-3-8120-0619-4<br />
Lösungen mit CD<br />
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ISBN 978-3-8120-3619-1<br />
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Volkswirtschaftslehre<br />
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Fachhochschulreife<br />
1. Auflage 2013<br />
ca. 360 Seiten, ET: Juni 2013<br />
28,00 €<br />
ISBN 978-3-8120-0623-1<br />
Lösungen<br />
in Vorbereitung<br />
ISBN 978-3-8120-3623-8 V<br />
Ott | Bohner | Deusch<br />
Mathematik<br />
kompetenzorientiert zur<br />
Fachhochschulreife<br />
1. Auflage 2013<br />
496 Seiten<br />
30,00 €<br />
ISBN 978-3-8120-0620-0<br />
Lösungen<br />
18,00 € V<br />
ISBN 978-3-8120-3620-7<br />
lieferbar!<br />
Speth | Hug | Lennartz | Hegewald |<br />
Hartmann | Härter | Waltermann<br />
Betriebswirtschaftslehre mit<br />
Rechnungswesen<br />
kompetenzorientiert – Klasse 11<br />
AZ-2013-007-NE-<strong>NRW</strong><br />
XX<br />
Alle geforderten Handlungsfelder,<br />
Anforderungssituationen<br />
und Zielformulierungen werden<br />
umfassend behandelt.<br />
XX<br />
Dabei beschreiben die jeweils<br />
zu Beginn formulierten Anforderungssituationen<br />
Problemstellungen,<br />
in denen sich Absolventinnen<br />
und Absolventen<br />
bewähren müssen.<br />
XX<br />
Jede Anforderungssituation enthält<br />
am Ende kompetenzfördernde<br />
Arbeitsaufträge, die auf<br />
die Zielformulierungen des Bildungsplans<br />
abstellen.<br />
XX<br />
Dem Lösungsheft liegt eine CD<br />
bei, auf der für jede Anforderungssituation<br />
kompetenzorientierte<br />
Aufgaben zum niveaudifferenzierten<br />
Unterricht abrufbar<br />
sind.<br />
Diese drei „HöHa“-Bücher<br />
XX<br />
Das Autorenteam berücksichtigt<br />
sowohl die im Lehrplan geforderten<br />
inhalts- als auch die prozessbezogenen<br />
Kompetenzen<br />
(modellieren, Werkzeuge und<br />
mathematische Darstellungen<br />
nutzen, kommunizieren, innermathematische<br />
Probleme lösen,<br />
Umgang mit formalen und symbolischen<br />
Elementen, argumentieren).<br />
XX<br />
Von den Autoren wurde bewusst<br />
darauf geachtet, dass die<br />
im Bildungsplan aufgeführten<br />
Kompetenzen und Zielformulierungen<br />
inhaltlich vollständig<br />
und umfassend thematisiert<br />
werden. Dabei bleibt den Lehrkräften<br />
genügend didaktischer<br />
Freiraum, eigene Schwerpunkte<br />
zu setzen.<br />
XX<br />
erleichtern Ihnen die aufwendige Umsetzung der neuen Bildungspläne,<br />
ohne Abstriche an deren Anspruchsniveau in Kauf zu nehmen,<br />
XX<br />
erlauben einen perspektivenreichen und damit motivierenden Unterricht,<br />
XX<br />
geben Ihnen Handlungssicherheit in der täglichen Unterrichtsarbeit!<br />
Sofern Sie Ihr persönliches Prüfstück noch nicht bestellt haben, melden Sie<br />
sich bei uns!<br />
Merkur M<br />
Verlag Rinteln<br />
Tel.: 05751 9503-23 | Fax: 05751 9503-44 | Internet: www.merkur-verlag.de | Mail: info@merkur-verlag.de<br />
XX<br />
Das Lehrbuch erfüllt in vollem<br />
Umfang die bereichsspezifischen<br />
Kompetenzerwartungen des Bildungsplans.<br />
XX<br />
Alle geforderten Handlungsfelder,<br />
Anforderungssituationen<br />
und Zielformulierungen werden<br />
umfassend behandelt.<br />
XX<br />
Zahlreiche Aufgaben erübrigen<br />
zusätzliche Materialien.<br />
XX<br />
Ausgangspunkt ist ein fiktiver<br />
Gewerbepark mit mehreren Betrieben<br />
unterschiedlicher Branchen<br />
und Rechtsformen. Dies<br />
gibt die notwendige Freiheit, die<br />
geforderten Lerninhalte aus dem<br />
jeweils vorteilhaftesten Blickwinkel<br />
darzustellen.<br />
XX<br />
Eingebundene Situationen beziehen<br />
sich auf die im Gewerbepark<br />
vorgestellten Unternehmen.<br />
Mit diesem erweiterten Betrachtungshorizont<br />
gewinnen die<br />
Schülerinnen und Schüler einen<br />
besseren Überblick über die komplexe<br />
Wirtschafts- und Arbeitswelt.<br />
Zudem bietet der Rückgriff<br />
auf unterschiedliche Modellunternehmen<br />
einen abwechslungsreicheren<br />
Unterricht.<br />
XX<br />
Schwierige Lerninhalte sind in<br />
schülergerechter Sprache dargestellt.
14<br />
MeDieNtiPPS<br />
BUCHBESprECHUNg<br />
99 Tipps: Anti-Mobbing<br />
Dieser kleine taschenratgeber für die Lehrerhand widmet<br />
sich in leicht zu lesender und praktisch aufbereiteter Form<br />
an Lehrkräfte, die mit dem thema Mobbing inzwischen fast<br />
ständig konfrontiert sind. Mit griffigen Überschriften wie<br />
„klarheit über Mobbing bekommen“, „Dynamik des Systems<br />
verstehen“ oder „Unterstützung durch eltern“ wird nach<br />
einer Hinführung über die Mobbingtheorie der große<br />
themenkomplex der intervention mit normalem pädagogischen<br />
Handwerkszeug beschrieben.<br />
Weiterhin folgen tipps aus den Bereichen der begleitenden<br />
aktivitäten wie der der Supervision, der konfliktbearbeitung<br />
mit Meditation, des sogenannten No-Blame-approach<br />
(ohne anschuldigung und Bestrafung vorgehen und dabei<br />
die Lösungskompetenz aller zu nutzen), der Farsta-intervention<br />
(Starke arbeit mit dem Mobber selber durch einbringen<br />
eines Stopp-Signals) und des Cyber-Mobbing.<br />
anschließend wird die anzeige bei der Polizei als rechtliche<br />
Maßnahme sowie der täter-Opfer-ausgleich (juristisches<br />
Mittel), die Frage nach dem klassen- respektive Schulwechsel<br />
von täter und Opfer sowie der Nachsorge- und Präventionsaspekt<br />
in den Fokus der Betrachtungen gerückt.<br />
Weiterführende Materialien komplettieren diesen praktischen<br />
ratgeber. an sich für die Sekundarstufe i konzipiert, bietet<br />
dieser ratgeber auf rund 155 Seiten eine sehr am Machbaren<br />
orientierte Hilfe für Lehrer – auch für den Bereich der Sekundarstufe<br />
ii –, die nicht gleich die Polizei einschalten und<br />
zunächst selber tätig werden wollen. Wer hier eine wissenschaftliche<br />
abhandlung sucht, wird<br />
nicht fündig. Wer aber auf der<br />
Suche ist nach gangbaren ideen für<br />
den eigenen Schulalltag, dem sei<br />
dieser ratgeber ans Herz gelegt.<br />
anmerkung:<br />
rosenkranz, Peter (2013):<br />
99 tipps: anti-Mobbing,<br />
Berlin; Preis: 16,95 €.<br />
Harald Fielenbach, OV Dinslaken<br />
PreSSeMitteiLUNG<br />
Neu: zum Schüleraustausch in die Türkei mit Experiment e. V.<br />
Stiftung Mercator vergibt Stipendien bis zu 3.000 Euro<br />
Bonn, 08. Mai 2013 – Zum ersten Mal bietet experiment e. V., Deutschlands älteste gemeinnützige Organisation für interkulturellen austausch,<br />
im Schuljahr 2013/14 Plätze für einen Schüleraustausch in der türkei an. Die teilnehmenden werden von der Stiftung Mercator mit Stipendien<br />
von bis zu 3.000 euro unterstützt. Die ausreise ist anfang September 2013. auch im Schuljahr 2014/15 führt experiment e. V. das austauschprogramm<br />
fort.<br />
Bewerben können sich Schülerinnen und Schüler aller Schulformen zwischen 15 und 18 Jahren. Die teilnehmenden leben in izmir, direkt an der<br />
türkischen Ägäisküste, in einer Gastfamilie und gehen auf das Bornova anadolu Lisesi (BaL). Diese Schule wurde 1950 gegründet und hat in der<br />
türkei einen sehr guten ruf. Unterrichtssprache ist türkisch, aber Deutsch hat als Fremdsprache einen wichtigen Stellenwert.<br />
experiment e. V. bereitet die teilnehmenden vor der ausreise in einem mehrtägigen Seminar auf ihren auslandsaufenthalt vor. Mit der Partnerorganisation<br />
in der türkei, experiment türkei, arbeitet experiment e. V. seit vielen Jahren in anderen Bereichen zusammen. Sie ist ebenso wie<br />
experiment e. V. Mitglied im internationalen Dachverband „the experiment in international Living“ (eiL).<br />
Mehr informationen zu dem türkei-Programm finden Sie auf der internetseite www.experiment-ev.de. außerdem geben ihnen die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der Bonner Geschäftsstelle gerne auskunft: tel.: 0228 95722-15, e-Mail: school@experimentev.de.<br />
Über Experiment e. V.<br />
Das Ziel von experiment e. V. ist seit über 80 Jahren der austausch zwischen Menschen aller kulturen, religionen und altersgruppen. experiment<br />
e. V. ist gemeinnützig und das deutsche Büro von „the experiment in international Living“ (eiL). 2012 reisten 1.893 teilnehmer mit experiment<br />
e. V. ins ausland und nach Deutschland. ein Drittel erhielten Stipendien. kooperationspartner sind u. a.: Botschaft der USa, Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und entwicklung, Deutscher akademischer<br />
austausch-Dienst, Deutscher Bundestag, Fulbright kommission, Goethe-institut und die Stiftung Mercator.<br />
Pressekontakt:<br />
Experiment e. V., Meike Schmidt, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: (0228) 95722-42, Mail: schmidt@experimentev.de,<br />
Meldungen: www.experiment-ev.de/presse, facebook: http://www.facebook.com/experiment.ev<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
BeriCHte<br />
15<br />
MAX-wEBEr-BErUFSKoLLEg IN DÜSSELDorF:<br />
wir sind Europa – You are Europe!<br />
Die 100 %-Klasse des Max-weber-Berufskollegs (Düsseldorf)<br />
gewinnt einen der zwei ersten preise des Medienwettbewerbs<br />
der EU-Abgeordneten petra Kammerevert.<br />
Während ihrer Projektfahrt im Dezember 2012 haben die<br />
Schülerinnen und Schüler der 100 %-klasse eigenverantwortlich<br />
mit tablets Filme gedreht, Fotos gemacht, das<br />
Bildmaterial bearbeitet und kurzfilme zu einem Zitat des<br />
altkanzlers Helmut Schmidt erstellt.<br />
Das konzept der 100 %-klasse ist ein neu entwickeltes,<br />
umfangreiches Maßnahmenpaket zur individuellen Förderung,<br />
das erstmalig im Schuljahr 2012/2013 am Max-<br />
Weber-Berufskolleg in der zweijährigen Höheren Handelsschule<br />
zur erprobung eingesetzt wird. Ziel ist es, 100 % des<br />
Potenzials unserer Schülerinnen und Schüler zu fördern.<br />
Dabei besteht die konzeptionelle idee der 100 %-klasse<br />
aus einem lernbegleitenden Prozess, der sich in zyklischer<br />
abfolge gemäß der individuellen Besonderheiten unserer<br />
Schülerinnen und Schüler aus den elementen Lerndiagnostik,<br />
Lerncoaching-Gespräche und individualisierten<br />
Lernangeboten zusammensetzt.<br />
am 12. april wurde die 100 %-klasse der zweijährigen<br />
Höheren Handelsschule in einem feierlichen Festakt von<br />
der eU-abgeordneten Petra kammerevert mit einem der<br />
ersten Preise für ihre außerordentlichen Filmbeiträge<br />
ausgezeichnet. in ihrer Laudatio würdigte Frau kammerevert<br />
das engagement der Schülerinnen und Schüler für<br />
europa. Den Schülerinnen und Schülern der 100 %-klasse<br />
ist es gelungen, den europäischen Gedanken auf begeisternde<br />
und kreative art und Weise in ihren Filmen zu<br />
erfassen: „Wir sind europa – You are europe!“<br />
Die Schülerinnen und Schüler der 100 %-klasse freuen sich<br />
sehr darüber, dass sie als Preis für ihren europäischen<br />
einsatz eine tagesfahrt zum europäischen Parlament in<br />
Brüssel gewonnen haben und gemeinsam mit Frau<br />
kammerevert das politische europa kennenlernen dürfen.<br />
als erstes Berufskolleg, das in Düsseldorf als europaschule<br />
in NrW zertifiziert wurde, freuen wir uns sehr, gemeinsam<br />
mit den Schülerinnen und Schülern den europäischen<br />
Gedanken im Unterrichts- und Schulalltag erfolgreich und<br />
preisgekrönt leben zu dürfen.<br />
Barbara Stieldorf<br />
OV Düsseldorf II<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
16<br />
BeriCHte<br />
wILLY-BrANDT-BErUFSKoLLEg IN DUISBUrg-rHEINHAUSEN<br />
„gegen das wegsehen“– Schutz der Kinder vor sexueller<br />
Ausbeutung im Tourismus<br />
im Verhaltenskodex treten die tourismusunternehmen und<br />
auch die ausbildungsbetriebe des Willy-Brandt-<br />
Berufskollegs einvernehmlich, aktiv und nachhaltig<br />
für kinderrechte ein. konkret bedeutet dies z. B.<br />
Vertragsklauseln mit Hotels und agenturen, informationen<br />
gegenüber den kunden und Schulung<br />
von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und natürlich<br />
auch der auszubildenden. Diese Maßnahme zur<br />
Bekämpfung der kommerziellen ausbeutung von<br />
Minderjährigen im tourismus ist kein deutscher<br />
alleingang. Nach Schweden und Deutschland wird<br />
auch in anderen europäischen Ländern die einführung<br />
des Verhaltenskodexes vorbereitet.<br />
Die deutsche Sektion der Schutzorganisation eCPat (end<br />
Child Prostitution, Pornography and trafficking of Children<br />
for Sexual Purposes) war am Mittwoch, dem 10. april, zu<br />
Gast beim Willy-Brandt-Berufskolleg (WBBk) in Duisburgrheinhausen.<br />
Das Seminar unter Leitung von eCPat-trainerin Marion<br />
kreissl hat die tourismuskaufleute am WBBk für das thema<br />
sexuelle ausbeutung von kindern im tourismus sensibilisiert<br />
und dazu ermutigt nicht wegzusehen, sondern aktiv<br />
mitzuhelfen, kinder vor Missbrauch zu schützen.<br />
Die weltweit aktive eCPat Deutschland engagiert sich in<br />
verschiedenen arbeitsbereichen in Politik, Justiz, Wirtschaft<br />
und Bildung. Die Vertreter führen in Zusammenarbeit mit<br />
staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen kampagnen<br />
und Projekte zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit, zur<br />
entwicklung von Präventivmaßnahmen und zur Schaffung<br />
von rechtlichen Grundlagen zum Schutz der kinder durch.<br />
Unterstützt wurde die trainerin von eCPat im Seminar<br />
durch kriminalhauptkommissarin Claudia Jacoby von der<br />
kriminalprävention und Opferschutz der Polizei Duisburg.<br />
Die Unterstufe der angehenden tourismuskaufleute am<br />
Berufskolleg in rheinhausen setzen sich u. a. im rollenspielen<br />
mit dem nicht einfachen thema kinderprostitution in diesem<br />
von eCPat durchgeführten Seminar auseinander. Um den<br />
tätern das terrain zu entziehen, haben eCPat und der<br />
Deutsche reiseverband (DrV) einen umfangreichen Verhaltenskodex<br />
zum Schutz von kindern vor sexueller ausbeutung<br />
im tourismus unterschrieben. Der DrV vertritt die interessen<br />
von mehr als 4.200 reiseveranstaltern und reisebüros.<br />
kinderprostitution und tourismus<br />
Ebert ist zehn Jahre alt. Sein ausländischer Freund hat<br />
ihn sehr gern. Er gibt ihm Schokolade und Süßigkeiten, die sich<br />
das Kind niemals leisten könnte. Als Gegenleistung muss Ebert<br />
»seinem Freund« sexuell zu Diensten sein. Ebert weiß, dass er<br />
dabei fotografiert wird; er hat die Kamera im Hotelzimmer und<br />
den Spiegel über dem Bett gesehen. Aber er weiß nicht, warum<br />
und wozu. Für jeden Besuch im Hotelzimmer bekommt der srilankische<br />
Junge 1,20 Dollar.<br />
kinderprostitution ist ein uraltes und weltweites Problem.<br />
Wirtschaftskrisen – beispielsweise in asien – und der Zusammenbruch<br />
des kommunistischen Wirtschaftsraumes haben<br />
das Problem allerdings verstärkt. kinder werden nicht mehr<br />
»nur« dem afrikanischen Fetisch-Priester oder einer<br />
indischen Göttin zum Schutz der Familie versprochen. Jetzt<br />
müssen sie mit ihrem körper zum Familieneinkommen<br />
beitragen.<br />
Sowohl einheimische als auch ausländische kunden aus den<br />
reichen industrieländern nutzen diese armut, um sich auf<br />
kosten der kinder zu befriedigen oder ihre Macht- und<br />
Gewaltfantasien auszuleben. ihr Verhalten rechtfertigen sie<br />
nicht selten als entwicklungshilfe. als ausländer können sie<br />
das Land, in dem sie eine Straftat begehen, zumeist unbehelligt<br />
verlassen. Zurück bleibt ein kind – mit lebenslänglichen<br />
Verletzungen. tourismus ist nicht die Ursache der<br />
sexuellen ausbeutung von kindern. Seine Dienstleistungen<br />
werden jedoch für das Geschäft mit der sexuellen ausbeutung<br />
der kinder benötigt … Quelle: http://www.ecpat.de/<br />
Markus Hockmann<br />
Jörg Niewalda, OV Duisburg-Rheinhausen<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
BeriCHte<br />
17<br />
BErUFSKoLLEg KAUFMANNS<strong>SCHULE</strong> DEr STADT KrEFELD<br />
Erster Kryptografie-Schein geht an die KMS<br />
erste einblicke in ein naturwissenschaftliches Studium durch eine neue aG<br />
Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe zwölf des<br />
Wirtschaftsgymnasiums des Berufskollegs kaufmannsschule<br />
der Stadt krefeld konnten im rahmen einer kooperation mit<br />
der ruhr-Universität-Bochum erste eindrücke in ein Studium<br />
gewinnen. Dazu wurden sie als<br />
Schülerstudenten eingeschrieben<br />
und nahmen an der Vorlesung<br />
„einführung in die kryptografie<br />
– teil 1“ teil. Die Schülerinnen<br />
und Schüler konnten die<br />
Vorlesungen jeweils online von<br />
zu Hause verfolgen und mussten<br />
wöchentlich Übungsblätter<br />
bearbeiten, die an die rUB<br />
zurückgeschickt und dort korrigiert<br />
wurden. an der Schule<br />
wurde hierzu eine krypto-aG<br />
eingerichtet, in der sich die<br />
Schülerinnen und Schüler wöchentlich trafen, um gemeinsam<br />
die Lösungen zu erarbeiten. Dazu wurde Fachliteratur<br />
und Unterstützung seitens der Lehrkraft Frau reykers bereitgestellt.<br />
am ende des Semesters haben acht Schülerinnen<br />
und Schüler an der abschließenden klausur an der Universität<br />
mit guten ergebnissen teilgenommen, und eine Schülerin,<br />
Verena Brauer, hat diese auch erfolgreich bestanden.<br />
Die teilnehmerinnen und teilnehmer der krypto-aG<br />
besuchten auch den Differenzierungskurs kryptologie, der<br />
in diesem Schuljahr erstmalig für die Jahrgangsstufe 12 des<br />
Wirtschaftsgymnasiums angeboten wurde. Hier erlernten<br />
die Schülerinnen und Schüler klassische und moderne<br />
Verfahren zur Verschlüsselung geheimer Nachrichten. Diese<br />
finden alltägliche anwendung im e-Mail-Verkehr, bei der<br />
Nutzung von eC- oder kreditkarten oder auch beim<br />
Gebrauch des Handys. Bei dieser Disziplin handelt es sich<br />
um ein Spezialgebiet der Mathematik in Verbindung mit der<br />
informatik.<br />
Das Berufskolleg kaufmannsschule<br />
kann für diesen ersten<br />
Durchgang eine sehr positive<br />
Bilanz ziehen. Die Schülerinnen<br />
und Schüler meldeten<br />
zurück, dass ihnen die kryptoaG<br />
trotz des zusätzlichen Zeitaufwandes<br />
und der zusätzlichen<br />
arbeit sehr viel Freude<br />
bereitet hat und sie sich individuell<br />
gefördert fühlten. Sie<br />
konnten durch die aG insbesondere<br />
ihr selbstständiges<br />
Lernen und arbeiten verbessern<br />
und auch ihr mathematisches Verständnis/Denken<br />
erweitern.<br />
im rahmen der individuellen Förderung ihrer Schülerinnen<br />
und Schüler vor allem im Fachbereich Mathematik wird das<br />
Berufskolleg kaufmannsschule den Differenzierungskurs<br />
kryptologie und die krypto-aG in Verbindung mit der<br />
kooperation der ruhr-Universität-Bochum weiter für<br />
Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe zwölf des<br />
Wirtschaftsgymnasiums anbieten.<br />
Das Berufskolleg kaufmannsschule gratuliert den erfolgreichen<br />
absolventen der krypto-aG zu ihren tollen Leistungen<br />
und bedankt sich bei Professor Paar und seinem team<br />
für die sehr gute Zusammenarbeit!<br />
Anne Reykers, OV Krefeld<br />
HANSA-BErUFSKoLLEg MÜNSTEr<br />
Kooperation der Bildungsgänge Banken und Versicherungen<br />
Bericht Projekttag<br />
aufgrund des verstärkten interesses an einer engeren<br />
internen kooperation zwischen den Bildungsgängen<br />
Banken und Versicherungen fand am 08.02.2013 ein<br />
gemeinsamer Projekttag statt. eine Fachklasse für Bankkaufleute<br />
und eine für kaufleute für Versicherungen und<br />
Finanzen verbrachten einen gemeinsamen Schultag in der<br />
Mediathek des Hansa-Berufskollegs, um sich wechselseitig<br />
zu unterrichten.<br />
Vorbereitend konnten themenwünsche aus dem jeweils<br />
anderen beruflichen kontext geäußert werden. Die inhalte<br />
bezogen sich sowohl auf berufliche Fachkompetenzen in<br />
sich permanent ändernden Betriebsrealitäten mit zunehmend<br />
mehr Überschneidungen im Bereich der Finanzdienstleistungen<br />
als auch auf die individuelle Lebensbewältigung<br />
junger erwachsener in der ersten Phase des erwerbslebens.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
18<br />
BeriCHte<br />
in jeder klasse wurden „expertenteams“ zur eigenverantwortlichen<br />
thematischen Vorbereitung des Projekttages<br />
gebildet. am Vormittag des eigentlichen Projekttages<br />
fanden sich jeweils fünf kleingruppen im rotationsprinzip<br />
zu den ausgearbeiteten themen der Banken- bzw. Versicherungswirtschaft<br />
zusammen. Nach einer zeitlich begrenzten<br />
Präsentationsphase gab es Gelegenheit, durch Fragen zum<br />
jeweiligen thema in einen intensiveren berufsübergreifenden<br />
austausch zu gelangen.<br />
in der ersten runde stellten die auszubildenden der Bankenfachklasse<br />
verschiedene Bankprodukte als alternative<br />
Möglichkeiten der Geldanlage mit und ohne staatliche<br />
Förderung vor. in der zweiten runde informierten die angehenden<br />
kaufleute für Versicherungen und Finanzen schwerpunktmäßig<br />
über die risikoanalyse und -bewertung in<br />
verschiedenen Lebenslagen sowie über Möglichkeiten zur<br />
risikoabsicherung.<br />
Die Schüler nutzten dabei vielfältige Methoden der Präsentation,<br />
die von Gruppengesprächen mit Präsentationsmappen<br />
oder informationsplakaten bis zum PowerPoint gestützten<br />
Vortrag reichten. Die anschließende Möglichkeit Fragen<br />
zu stellen, wurde intensiv genutzt und führte zu angeregten<br />
Gesprächen.<br />
Das Lernarrangement „Schüler unterrichten Schüler“ unterstützte<br />
die Wissensvermittlung vor dem Hintergrund der<br />
interessenslagen positiv, was durch die teilnehmenden<br />
Schülerinnen und Schüler im rahmen einer anschließenden<br />
Feedback-runde bestätigt wurde.<br />
Die beteiligten kolleginnen und kollegen aus dem Bildungsgang<br />
Banken (eva-Maria Herkt, alexandra tippe, thomas<br />
Benning) und dem Bildungsgang Privatversicherung (Wolfgang<br />
irmer) zogen ebenfalls ein positives Fazit verbunden<br />
mit dem Wunsch, weiter an kooperativen Lernarrangements<br />
zu arbeiten und nach einer Schülerevaluation weitere<br />
Projekte miteinander durchzuführen.<br />
Wolfgang S. Irmer<br />
OV Münster II<br />
BErUFSKoLLEg HILDEN<br />
Das Spannungsverhältnis zwischen rechtlichen Vorgaben und<br />
realen Herausforderungen im Unterrichtsalltag<br />
informationsveranstaltung am Bk Hilden zum thema „aufgaben des klassenlehrers / der klassenlehrerin“<br />
Neue und junge ebenso wie<br />
erfahrene kolleginnen und<br />
kollegen ließen sich am Berufskolleg<br />
Hilden die Gelegenheit<br />
nicht nehmen, die informationsveranstaltung<br />
zum thema<br />
aufgaben des klassenlehrers /<br />
der klassenlehrerin zu besuchen.<br />
Hierzu hatte der OV<br />
Hilden den Vorsitzenden des<br />
<strong>vLw</strong>-Bezirksverbands arnsberg,<br />
Herrn Ulrich Gründling,<br />
geladen.<br />
Neben formalen aspekten und allgemeinen aufgaben des<br />
klassenlehrers wurden die klassenbuchführung, die Dokumentationspflicht,<br />
der Umgang bei entschuldigungen und<br />
attesten sowie der Datenschutz schülerbezogender informationen<br />
thematisiert.<br />
Herr Gründling informierte die<br />
kolleginnen und kollegen über<br />
die neuen regelungen zur<br />
reisekostenerstattung bei<br />
Schulwanderungen.<br />
kontrovers diskutiert wurde<br />
hier insbesondere die Problematik<br />
im Hinblick auf die<br />
einhaltung des Nichtraucherschutzgesetzes,<br />
welches seit<br />
dem 1. Mai 2013 auch bei<br />
Schulwanderungen und Schulfahrten<br />
konsequent anzuwenden ist. Hierbei wurde deutlich,<br />
welchen Herausforderungen sich die kolleginnen und<br />
kollegen in ihrer Funktion als klassenlehrerin und -lehrer<br />
gerade in dieser Fragestellung gegenübersehen.<br />
Stefan Zelt, OV Hilden<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
BeriCHte<br />
19<br />
BErUFSKoLLEg HATTINgEN<br />
Ja zur organspende! …, aber?<br />
Leber, Herz und Niere, aber auch die Hornhaut der augen oder Herzklappen sind transplantierbar<br />
Dies bedeutet: 50 Prozent sind für die Organspende,<br />
können sich aber nicht zu einem Organspendeausweis<br />
entschließen. Dabei ist es nicht schwierig, einen solchen<br />
ausweis zu bekommen. er ist einfach auszufüllen und<br />
möglichst bei den Personalpapieren mitzuführen, eine<br />
registrierung ist nicht notwendig. ab 16 Jahren kann jeder<br />
einen ausweis ausfüllen, ein Höchstalter gibt es nicht –<br />
weil das biologische alter entscheidend ist –, und es gibt<br />
nur wenige ausschlusskriterien, wie bspw. frische Blutvergiftungen,<br />
HiV-infektionen und streuende krebs-tumore.<br />
Organspende und transplantationen bestimmten einen<br />
Schultag lang die kSoB-klassen. im Mittelpunkt dabei stand<br />
die Präsentation und Diskussion von und mit Mitgliedern<br />
der Organisation Lebertransplantierte Deutschland e. V.<br />
erfreulich ist, dass transplantationen jeden tag 11<br />
Menschenleben retten. allerdings könnten noch viel mehr<br />
gerettet werden, denn es versterben auch täglich drei Patienten,<br />
die auf eine Organtransplantation warten, wie<br />
12.000 andere Menschen in Deutschland.<br />
Mit erstaunen nahmen die Zuhörenden zur kenntnis, dass<br />
zwar drei Viertel der Deutschen – nach eigener aussage –<br />
nach dem tod zu einer Organspende bereit sind, aber nur<br />
ein Viertel tatsächlich einen Organspendeausweis mitführt.<br />
Mit Filmen und Beispielen von betroffenen Personen, wie<br />
z. B. Maren, die seit zwei Jahren dreimal die Woche für vier<br />
Stunden an der Dialyse hängt oder Joel, der als Frühchen<br />
geboren, zunächst eine bakterielle infektion, später noch<br />
eine Blutvergiftung bekam und bei dem Leberzirrhose<br />
diagnostiziert wurde. alles Beispiele, bei denen Menschenleben<br />
durch Organspende gerettet wurden. So wurde Joel<br />
im alter von vier Jahren transplantiert.<br />
Neben den menschlichen Organen Lunge, Herz, Nieren,<br />
Leber, Dünndarm und Bauchspeicheldrüse können auch<br />
Gewebe, wie z. B. die Hornhaut der augen, Hirnhaut und<br />
Herzklappen, transplantiert werden.<br />
Die entnahme von Organen ist nur dann gestattet, wenn<br />
eine Person im Hirntod auf einer intensivstation verstorben<br />
ist, zu Lebzeiten per Organspendeausweis zugestimmt<br />
hat und/oder deren angehörige<br />
in ihrem Sinne zustimmen.<br />
Hohes alter und Vorerkrankungen<br />
sind übrigens keine Hindernisse<br />
für eine Organspende.<br />
Vor allem der Vortrag und der<br />
austausch mit den lebertransplantierten<br />
Personen lösten bei vielen<br />
Schülerinnen und Schülern Betroffenheit<br />
aus. Sie nahmen weiteres<br />
info-Material und Blanko-Organspendeausweise<br />
mit. Die Feststellung,<br />
dass es kein „Vielleicht“,<br />
sondern nur ein „Ja“ oder „Nein“<br />
zur Organspende gibt, hat<br />
bestimmt noch einiges Grübeln<br />
bei den Schülern zur Folge.<br />
KSoB-Team<br />
OV Hattingen<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
20<br />
BeriCHte<br />
PreSSeMitteiLUNG<br />
Bernhard-Vogel-Bildungspreis erneut ausgeschrieben –<br />
jetzt bewerben<br />
Deutschlands Zukunft liegt in den Händen der Jugend – deswegen ist es entscheidend für unsere Gesellschaft, die talente junger Menschen<br />
zu fördern und weiterzuentwickeln. Diese aufgabe kommt in erster Linie den eltern zu, sie legen das Fundament für ein verantwortungsbewusstes<br />
und erfolgreiches Leben ihres Nachwuchses. Doch nicht alle Jugendlichen haben das Glück, zu Hause unterstützt zu werden. Umso<br />
wichtiger sind initiativen für Jugendliche, wie Sportvereine oder Jugendgruppen. Dort finden sie anschluss, dort entdecken sie ihre Begabungen,<br />
dort werden talente gefördert.<br />
Oft basieren solche initiativen auf dem engagement und den Visionen ehrenamtlicher Mitarbeiter, die zwar ihre Zeit und energie geben, aber<br />
denen oft die finanziellen Mittel fehlen, um die entstehenden kosten zu decken.<br />
Der „Bernhard-Vogel-Bildungspreis“ der altstipendiaten der konrad-adenauer-Stiftung, dieses Jahr zum dritten Mal ausgeschrieben, möchte<br />
Projekte auszeichnen und fördern, die nachhaltig zur positiven entwicklung junger Menschen beitragen – insbesondere, wenn Jugendliche<br />
aufgrund ihrer Herkunft und Umgebung ansonsten nur schwer ihre talente entfalten könnten.<br />
Die hochrangig besetzte Jury steht unter der Leitung von Monika Stolz, Sozialministerin a. D. und Landtagsabgeordnete des Bundeslandes<br />
Baden-Württemberg. Der Preis ist mit 10.000 euro dotiert, die auf bis zu drei Preisträger aufgeteilt werden können.<br />
auch 2013 honoriert der „Bernhard-Vogel-Bildungspreis“ wieder ehrenamtliche Projekte, die sozial benachteiligte junge Menschen weiterbilden<br />
und in die Gesellschaft integrieren. interessierte können sich ab sofort und noch bis zum 15. Juli bewerben unter www.kas-as-bildungschancen.de.<br />
Die Altstipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung, das ist die weltweite Organisation der inzwischen über 11.500 ehemaligen Teilnehmer der Stipendienprogramme<br />
der Stiftung – vertreten in allen Bereichen der Gesellschaft: Wirtschaft, Wissenschaft, Medien, Politik, Kunst und Kultur.<br />
Sie vergeben regelmäßig neben dem Bernhard-Vogel-Bildungspreis auch den Bruno-Heck-Wissenschaftspreis, um in wichtigen Bereichen unserer<br />
Gesellschaft Akzente zu setzen.<br />
roBErT-SCHUMAN-BErUFSKoLLEg IN DorTMUND<br />
Deutsch-tschechische Begegnung<br />
am 12. april besuchten sechs Schülerinnen und ein Schüler<br />
mit ihrer Lehrerin Frau Zuzana Lunakova die tourismuskaufleute-Mittelstufenklasse<br />
des robert-Schuman-Berufskollegs<br />
in Dortmund. Unsere Gäste kamen aus Ostböhmen und besuchen<br />
dort eine private Berufsfachschule für touristik in Pardubice.<br />
Diese Stadt liegt an der elbe, ca. 30 km südlich von<br />
Hradec králové (königgrätz). Unsere Gäste waren im rahmen<br />
des Leonardo-da-Vinci-Programms auf einer vierzehntägigen<br />
reise durch Westfalen.<br />
Nach der Begrüßung durch den Schulleiter, Herrn Janßen,<br />
und einer kleinen Vorstellungsrunde im Schulleiterzimmer<br />
führten die klassensprecher der rM unsere Gäste durch die<br />
Schule. anschließend gab es ein gemeinsames kaffeetrinken<br />
und kuchenessen, welches die klasse der tourismuskaufleute<br />
vorbereitet hatte. Frei nach dem tschechischen Sprichwort<br />
„Bez práce nejsou koláče“ („Ohne Fleiß gibt es keinen kuchen“)<br />
präsentierten unsere Gäste anschließend in Gruppen das<br />
Land tschechien, die Stadt Pardubice und ihre Schule. ein<br />
Überblick über deutsch-tschechische Filmproduktionen und<br />
ein Quiz zum Märchenfilm „Drei Haselnüsse für aschenbrödel“<br />
leitete zum diesjährigen Projektthema „touristische<br />
Vermarktung des tschechisch-deutschen Märchenfilmes<br />
„Drei Haselnüsse für aschenbrödel“ über. Dazu hatten die<br />
gastgebenden tourismuskaufleute zwei Präsentationen zu<br />
Dresden und dem Schloss Moritzburg vorbereitet. in deutschtschechischen<br />
kleingruppen wurden dann ideen zur Vertiefung<br />
dieses gemeinsamen Projektes erarbeitet.<br />
anschließend erkundeten die tourismuskaufleute gemeinsam<br />
den Westfalenpark und sahen sich das robert-Schuman-<br />
Berufskolleg und die Sehenswürdigkeiten der Stadt Dortmund<br />
von der gerade wiedereröffneten aussichtsplattform<br />
des Florians aus an. es wäre schön, wenn sich aus diesem<br />
treffen weitere Projekte der beiden Schulen entwickeln<br />
würden.<br />
Frank-Michael Breker, OV Dortmund IV<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
eGiONaLeS<br />
21<br />
EIN ForTBILDUNgSANgEBoT FÜr rEFErENDArINNEN UND rEFErENDArE<br />
IM rEgIErUNgSBEzIrK DETMoLD<br />
Fit für schulscharfe Bewerbungsgespräche<br />
Die von den Ortsverbandsvorsitzenden sowie über die ZfsL<br />
in Paderborn und Bielefeld angekündigte Veranstaltung<br />
fand reges interesse und löste angeregte Diskussionen<br />
unter den zahlreichen teilnehmerinnen und teilnehmern<br />
im Hinblick auf das wichtigste thema am ende des referendariats<br />
aus: Die bevorstehenden Vorstellungsgespräche der<br />
jungen kolleginnen und kollegen.<br />
am 20. März 2013 fand eine mit dem vlbs gemeinsam organisierte<br />
und durchgeführte Veranstaltung für angehende<br />
Lehrerinnen und Lehrer zum thema: informationen rund<br />
um das Bewerbungsverfahren für eine einstellung in den<br />
öffentlichen Schuldienst statt. im ersten teil der Veranstaltung<br />
stellten Genia Gunkewitsch (<strong>vLw</strong>) und Yhna Weiler<br />
(vlbs) die Strukturen vor, ganz besonders aber die Bedeutung<br />
der Verbandsarbeit und der Verbandsmitgliedschaft.<br />
Um sich von den anderen Pflichtveranstaltungen abzugrenzen,<br />
wurde die Veranstaltung in einem Hotel in Bielefeld<br />
durchgeführt. Die bewusste entscheidung für einen Veranstaltungsort<br />
außerhalb von Seminar- und Schulräumen<br />
wurde von den Beteiligten sehr positiv aufgenommen.<br />
Den fachlichen Schwerpunkt moderierte Volker Bergemann<br />
(<strong>vLw</strong>). Zum thema: „Fit für schulscharfe Bewerbungsgespräche“<br />
informierte er die angehenden Lehrkräfte über<br />
den Unterschied des Listenverfahrens und der schulscharfen<br />
ausschreibung. Herausgestellt wurden die „harten“ und<br />
„weichen“ kriterien von ausschreibungstexten, praxisnahe<br />
Fragestellungen zur auswahl einer Stellenbeschreibung,<br />
formale Bewerbungsverfahren über die Ordnungsgruppenliste,<br />
das eigentliche auswahlgespräch und den sich daraus<br />
ergebenden entscheidungsmöglichkeiten.<br />
Die Gespräche der Ortsverbandsvorsitzenden mit den teilnehmerinnen<br />
und teilnehmern bestätigen ihr interesse für<br />
die Verbandsmitgliedschaft und den hohen praktischen<br />
Nutzen der durchgeführten Veranstaltung für die Bewerbungsgespräche<br />
der zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer<br />
an den Berufskollegs.<br />
Genia Gunkewitsch, <strong>vLw</strong><br />
Yhna Weiler, vlbs<br />
VLw-BEzIrKSgrUppE KÖLN<br />
Elektrosmog in Berufskollegs<br />
– eine Einschätzung –<br />
am 11. März lud die <strong>vLw</strong>-Bezirksgruppe köln zu einem besonderen<br />
thema des Gesundheitsschutzes in das Berufskolleg an<br />
der Lindenstraße ein: elektrosmog im klassenzimmer.<br />
Moderner Unterricht kommt an den neuen Medien und<br />
techniken nicht vorbei. aber Handys, WLaN-Netzwerke und<br />
andere technik im Unterricht verstärken die elektromagnetische<br />
Strahlung und haben laut neuerer Untersuchungen<br />
auswirkungen auf Mensch und tier. Manche Berufskollegs<br />
haben deshalb inzwischen einen Störsender installiert, löst<br />
er das Problem? Wie kann die Stärke der Strahlung gemessen<br />
werden? Sind Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte<br />
gesundheitlich durch die Strahlungsakkumulation<br />
gefährdet? Licht ins Dunkel um die Messbarkeit und die art<br />
der Strahlung verschiedener Geräte brachte der informationstechniker-Meister<br />
Frank korbel vom kölner Unternehmen<br />
rohde & Schwarz, das weltweit führend im Bereich der<br />
Messtechnik ist.<br />
Die teilnehmer erfuhren, dass die konzentration auf das<br />
einzelne Handy nur ein aspekt des Problems darstellt, denn<br />
durch die Vielzahl der Geräte entsteht eine sogenannte<br />
Störwolke, und leider werde bei der Strahlung offiziell<br />
immer nur ein einzelnes Handy geprüft, und niemand wisse<br />
wirklich genau, wie sich die akkumulation der Handys in<br />
einem klassenzimmer, in der Straßenbahn oder aber auch in<br />
der Disco auswirke. Zudem werde nicht die auswirkung der<br />
elektromagnetischen Strahlung auf das menschliche Zellin-<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
22<br />
PeNSiONÄre<br />
reGiONaLeS<br />
formationssystem gemessen, sondern lediglich die thermischen<br />
auswirkung, auf den menschlichen körper, erläuterte<br />
Frank korbel. Die erwärmende Wirkung der Handynutzung<br />
auf den körper ist inzwischen unumstritten, aber wer<br />
weiß schon, dass jemand, der länger als 6 Minuten telefoniert,<br />
überhitzt, weil der körper durch den zirkulierenden<br />
Blutkreislauf nicht mehr abgekühlt werden kann.<br />
aufgrund der Vielzahl von Handynutzern in Berufskollegs,<br />
der Leuchtstoffröhren in den klassenräumen, die an ökonomischen<br />
Bedingungen gestalteten Computerräumen und<br />
den nicht abgeschirmten Stromleitungen gibt es wohl<br />
kaum entwarnung vor den auswirkungen von elektrosmog<br />
in Berufskollegs. es gilt, Schülerinnen und Schüler und ihre<br />
Lehrkräfte zu schützen, indem die reduzierung von elektrosmog<br />
in Berufskollegs als Beitrag zum Gesundheitsschutz<br />
wahrgenommen und umgesetzt wird.<br />
Um Schülerinnen und Schüler die Verstärkung der Strahlung<br />
durch die Vielzahl von Geräten, insbesondere von<br />
Handys, erlebbar zu machen, hat sich der referent Frank<br />
korbel bereit erklärt, einen Stick zu entwickeln, der an<br />
einem Laptop aufzeigen kann, wo sich die meisten eingeschalteten<br />
Handys im klassenraum befinden. Sollte die<br />
entwicklung des Sticks gelingen, werden wir in einer nächsten<br />
<strong>vLw</strong>-Veranstaltung einen Versuch mit Schülerinnen und<br />
Schülern starten und über die reaktionen berichten. Neben<br />
einer Sensibilisierung für das Gesundheitsrisiko, das von<br />
elektromagnetischer Strahlung ausgeht, gilt es, sich auch<br />
für geeignete abschirmmaßnahmen einzusetzen.<br />
Nachtrag:<br />
Gerade fällt mir ein kurzer artikel in die Hand:<br />
Je kleiner die Wellenlänge, desto gefährlicher ist dies wohl<br />
für unseren körper. Der referent Frank korbel machte die<br />
Störwolke mittels eines kalibrierten Spectrum-analyser<br />
FSH4 für die <strong>vLw</strong>-teilnehmer deutlich: Schon durch zwei<br />
oder drei Handys verdichtet sich die Strahlung signifikant.<br />
Von der installation von Störsendern riet Frank korbel dringend<br />
ab, denn sie müssten stärker strahlen als die Handys,<br />
die sich im Schulgebäude befinden würden. „Sie würden<br />
quasi jedes Handy zubrüllen“.<br />
„Der optimale Handy-Benutzer ist korpulent, denn Fett und<br />
das in ihm eingelagerte Wasser schützt ihn vor Strahlung“,<br />
bemerkte Frank korbel. Für Schüler/-innen und Lehrer/<br />
-innen wohl kein erstrebenswertes Gesundheitsziel. Wer sich<br />
also keine Schutzpolster für den Strahlenschutz zulegen<br />
möchte, beachte, dass das Handy nicht die einzige Strahlungsquelle<br />
ist, schlimmer strahlt das Ceranfeld des elektroherds<br />
in der küche, aber auch Dimmer sind schlimmer, ganz<br />
zu schweigen von der Heizdecke. auch Leuchtstoffröhren,<br />
wie sie in klassenräumen zu finden sind, verbreiten einen<br />
nicht zu unterschätzenden Störnebel; auch die Leitung über<br />
der Bahn strahlt deutlich mehr.<br />
Der Staat schützt weder seine Bürger noch seine<br />
Beamten<br />
Der richter a. D. Bernd Budzinski beschreibt in seinem artikel:<br />
„Funk ohne rettung?“ – zu finden auf Beck-online –<br />
die Datenbank – die auswirkungen von elektromagnetischer<br />
Strahlung. im Blickpunkt hat er dabei die Polizisten,<br />
die im Widerspruch leben zwischen der Dienstverpflichtung<br />
für Beamte zur Nutzung der „tetra-Handys“ und der Nichthaftung<br />
im Fall gesundheitlicher Schäden durch die entsprechenden<br />
Versorgungskassen. „am Beispiel des digitalen<br />
Behördenfunks tetra und der radartechnik ist zu sehen,<br />
dass der Staat seine Beamten verpflichtet, diese techniken<br />
zu benutzen, während die zuständigen krankenkassen<br />
Schäden durch Funktechnik ausschließen“, weil diese Schäden<br />
scheinbar längst bekannt sind. Budzinski spricht in<br />
diesem Zusammenhang von „aufopferung im Dienst“.<br />
in Großbritannien haben bereits 176 Polizisten ihre Dienstherren<br />
wegen gesundheitlicher Schäden verklagt.<br />
Elke Morsbach, OV Köln V<br />
Quelle: Neue Zeitung für Verwaltungsrecht, Ausgabe 24/2012, zitiert aus<br />
Stimme und Gegenstimme, Ausgabe 23/13 , Beck-online – die Datenbank.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
PeNSiONÄre<br />
23<br />
pENSIoNÄrE DES BEzIrKSVErBANDES KÖLN<br />
pensionäre besichtigen die Abtei Brauweiler<br />
als erste Unternehmung der Pensionäre in diesem Jahr<br />
hatte Herr Diedrich am 10. april zur Besichtigung der abtei<br />
Brauweiler eingeladen. Die abtei, die als klerikales Zentrum<br />
eine wechselvolle Geschichte erlebt hat, ist eine der schönsten<br />
und besterhaltenen klosteranlagen im rheinland.<br />
Die anregung hierzu ging von Hans Linden – früher Müllerarmack-Berufskolleg<br />
köln – aus, der als Mitglied des teams<br />
der abteiführer von rheinland kultur des Landschaftsverbandes<br />
rheinland in Brauweiler auch die gut zweistündige<br />
Führung übernahm. Da fast 50 Pensionäre der einladung<br />
gefolgt waren, wurde er von Frau Zander-Maaß unterstützt,<br />
die die zweite Gruppe ebenso fachkundig betreute.<br />
Herr Linden führte uns zunächst in die Vorhalle der jetzigen<br />
katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus, dessen Figur über dem<br />
eigentlichen kirchenportal dominiert, und erläuterte die<br />
geschichtliche entwicklung des Gebiets, auf dem ein<br />
römisches Herrenhaus und später eine kapelle mit reliquien<br />
des hl. Medardus aus Soissons gestanden haben. Pfalzgraf<br />
Hermann i., der Vater des klostergründers, ließ eine neue<br />
kapelle und das Hofgut aufbauen, auf dem um 991 die<br />
Hochzeit seines Sohnes ezzo mit Mathilde, der tochter<br />
kaiser Ottos ii. und der kaiserin theophanu aus Byzanz stattfand.<br />
auf einem im eingangsbereich des Mittelschiffs<br />
befindlichen barocken Gemälde von 1657 ist zu erkennen,<br />
wie ezzo und Mathilde von Papst Benedikt Viii. reliquien<br />
und kreuz zur Gründung eines Benediktinerklosters<br />
erhielten. Der Bau des klosters begann im Jahre 1024 und<br />
wurde 1028 mit der einweihung der kirche und 1030 mit<br />
der einsetzung des Mönchs ello aus trier als 1. abt von Brauweiler<br />
abgeschlossen. ebenfalls auf dem Gemälde sind die<br />
zehn kinder von ezzo und Mathilde zu sehen, deren drei<br />
Söhne hohe Ämter in kirche und reich bekleideten und von<br />
deren sieben töchtern sechs Äbtissinen bedeutender<br />
klöster wurden. Die älteste, richeza, heiratete den späteren<br />
könig von Polen. Sie wurde nach ihrer rückkehr aus Polen<br />
die bedeutendste Gönnerin der abtei und veranlasste 1048<br />
den Neubau der kirche mit der heute noch bestehenden<br />
krypta, die einmal ihre Grabstätte sein sollte. (Dies wurde<br />
aber 1063 vom kölner erzbischof anno ii. aus eigensüchtigen<br />
Gründen verhindert.)<br />
Unter abt aemilius begann 1136 der dritte, noch heute<br />
bestehende Bau von kirche und kloster, der mit Unterbrechungen<br />
bis zum Jahre 1225 dauerte. Die romanische<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 04/13
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PeNSiONÄre<br />
Grundform mit monumental gemalten Heiligen auf den<br />
Pfeilern des Langhauses wurde anfang des 16. Jahrhunderts<br />
um spätgotische Gewölbe mit feiner rankenmalerei ergänzt.<br />
ab 1667 erfolgte die barocke Umgestaltung der Chorapsis.<br />
in den Seitenschiffen stehen mit dem antonius- und dem<br />
Michaelsaltar bemerkenswerte Beispiele der hohen renaissancekunst.<br />
Beeindruckend sind u. a. aus der Barockzeit das<br />
Chorgestühl, das Beichtstuhlensemble, die kommunionbank,<br />
die kanzel und als Glanzstück die 2012 vollkommen<br />
renovierte Hauptorgel mit ihrem reich vergoldeten Barockprospekt.<br />
Von den kirchenfenstern aus der Zeit um 1900 sind nur<br />
noch wenige vorhanden. Die im krieg zerstörten Fenster im<br />
Chor und in den Seitenschiffen wurden zwischen 1961 und<br />
1965 durch Glasmalereien von Franz Pauli ersetzt, die im<br />
Hochchor Szenen aus dem Leben Jesu, der abteigeschichte<br />
und dem Leben bedeutender Heiliger zeigen. Die Fenster in<br />
den Seitenschiffen zeigen Geschichten aus dem alten testament.<br />
Herr Linden wies noch auf ein Fenster im linken Seitenschiff<br />
hin, wo der Maler den kopf konrad adenauers als Daniel in<br />
der Löwengrube und über ihm als Symbol des Bösen ein<br />
allzu bekanntes Oval mit Schnäuzer und Seitenscheitel<br />
dargestellt hat. Damit deutete er auf die Zeit hin, wo<br />
Gebäude der abtei 1933 als konzentrationslager und ab<br />
1941 als Gefängnis der Gestapo dienten, in denen konrad<br />
adenauer 1944 für mehr als 2 Monate einsaß.<br />
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Zuvor wurden die Gebäude bis auf die abteikirche, die zur<br />
Pfarrkirche wurde, nach der Säkularisation 1802 unter Napoleon<br />
als Bettlerdepot und ab 1815 als arbeitsanstalt (Provinzial<br />
korrektionsanstalt) durch Preußen genutzt. ab 1920<br />
wurden die Gebäude an die kölner Justizverwaltung vermietet.<br />
Letzte Verwendung nach dem krieg war die Umwandlung<br />
in eine Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie des<br />
Landschaftsverbandes bis zu deren Schließung 1978.<br />
Danach begannen umfassende renovierungsarbeiten und<br />
die Gebäude wurden Dienstsitz von kulturdienststellen des<br />
Landschaftsverbandes rheinland.<br />
Herr Linden führte uns dann in den kreuzgang im sog. Marienhof,<br />
benannt nach der dort stehenden doppelgesichtigen<br />
Marienstatue. Nachdem wir uns von außen einen<br />
eindruck von dem mächtigen Westturm mit 67 m Höhe mit<br />
seinen flankierenden schmalen türmen und dem kontrast<br />
zu den drei östlichen türmen gemacht hatten, gingen wir in<br />
den kapitelsaal mit nebenliegender Benediktuskapelle, der<br />
ehemaligen Medarduskapelle.<br />
Von der reichhaltigen Wand- und Gewölbebemalung ist<br />
nach mehreren gescheiterten restaurierungen im 19. Jahrhundet<br />
leider nicht viel übrig geblieben. Vom kreuzgang<br />
selbst sind nur der Ost- und Südflügel erhalten. Die anderen<br />
Flügel sind der kirchenfertigstellung im 19. Jh. und dem Bau<br />
der Provinzialgebäude zum Opfer gefallen.<br />
Die heutigen spätbarocken Gebäude um den repräsentativen<br />
Prälaturhof entstanden ab 1780 unter dem letzten abt<br />
anselmus aldenhoven. im Nordflügel des Hofs lagen die<br />
neuen Wohnräume des abtes. Beeindruckend ist die zweigeschossige<br />
Prälatur, die das kloster nach Westen zum Ort<br />
abgrenzt. Hier führte uns Herr Linden zunächst zum Äbtesaal,<br />
der mit Stuckporträts von Ordensgründern und<br />
kirchenvätern ausgestattet ist. Hinzu kommen allegorische<br />
Darstellungen von Glaube, Hoffnung und Liebe.<br />
Letzte Station unserer Besichtigung war der kaisersaal, ein<br />
Prunkraum mit reicher Wand- und Deckenstuckatur. Hier<br />
sieht man auch das Wappen der abtei – schwarzer adler mit<br />
Mitra und Stab auf Silbergrund –, das als großes Privileg<br />
1547 durch kaiser karl V. verliehen wurde. ebenso findet<br />
man das Wappen des erbauers – 3 silberne Sterne auf<br />
blauem Grund – wie auch die reliefporträts des Stifterpaares<br />
als Bezug auf die Gründung der abtei.<br />
Zuletzt konnten wir Herrn Linden und seiner kollegin Frau<br />
Zander-Maaß nur noch danken für die aufschluss- und<br />
erkenntnisreiche Führung und für ihre auflockernden<br />
kommentare zu Persönlichkeiten und Geschehnissen. Der<br />
abschluss bildete dann ein gemeinsames Mittagessen<br />
in einem naheliegenden restaurant, wo Herr Diedrich den<br />
15. Juli als nächsten termin für eine Besichtigung in Xanten<br />
bekanntgab.<br />
Herbert Höver<br />
Die kaUFMÄNNiSCHe SCHULe 04/13
ZUM GUteN PeNSiONÄre SCHLUSS<br />
25<br />
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Konrad Bräsig und ...<br />
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