Das Wir gewinnt - Lambda Bayern
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52 geschlechterbewuSSte jugendarbeit<br />
gängigen Begriffe gibt, wird oft auf die<br />
englischen Begriffe zurückgegriffen.<br />
Sex, (auf deutsch etwa: biologisches<br />
Geschlecht) meint alle körperlich mit<br />
dem Geschlecht verbundenen Eigenschaften,<br />
etwa dass nur Frauen Kinder<br />
bekommen können. Gender, (auf<br />
deutsch etwa: soziales Geschlecht) beschreibt<br />
alle Eigenschaften, die von der<br />
Gesellschaft als typisch männlich oder<br />
weiblich angesehen werden, aber auch<br />
anders aufgeteilt sein könnten. Darunter<br />
fallen z.B. Kleidung, Berufswahl,<br />
Vorlieben bei Hobbys usw.<br />
In unserer Gesellschaft ist es auch heute<br />
noch so, dass mit der weiblichen Geschlechterrolle<br />
Nachteile verbunden<br />
sein können, z.B. erhalten Frauen im<br />
Durchschnitt schlechter bezahlte Stellen<br />
als Männer.<br />
In vielen Jugendgruppen zeigen sich<br />
diese geschlechtstypischen Unterschiede<br />
bei Fragen wie: Wer redet in der<br />
Gruppe am meisten und am lautesten?<br />
Wer wäscht ab? Wer installiert den Beamer?<br />
In schwul-lesbischen Jugendgruppen<br />
kommt zu der allgemeinen<br />
Auseinandersetzung mit Männer- und<br />
Frauenrollen die Frage, wie sich lesbische<br />
Frauen und schwule Männer verhalten.<br />
Will ich als lesbische Jugendliche<br />
das Bild einer Butch oder einer<br />
Femme verkörpern, oder keins von<br />
beiden? Gibt es einen Wettbewerb in<br />
der Gruppe, wer am tuntigsten auftritt?<br />
Oder äußern einige Jugendliche: „Ich<br />
bin schwul, weil ich auf Männer stehe,<br />
nicht auf Tunten!“<br />
Schwul-lesbische Jugendgruppen sollten<br />
die Gelegenheit bieten, sich mit<br />
diesen Rollenklischees auseinander zu<br />
setzen. Dies kann z.B. in zeitweise geschlechtergetrennten<br />
Gruppen geschehen.<br />
Gerade Jugendliche im Coming Out definieren<br />
sich und ihre Geschlechterrolle<br />
oft neu, und orientieren sich dabei an<br />
gesellschaftlichen Männer- und Frauenrollen,<br />
an Klischees über Schwule<br />
und Lesben, aber auch an Vorbildern<br />
in der Gruppe. GruppenleiterInnen<br />
sollten sich hier ihrer Vorbildfunktion<br />
bewusst sein.<br />
Gerade neue Gruppenmitglieder versuchen<br />
in der Jugendgruppe auch eine<br />
Antwort auf die Frage: „Wie ist man ein<br />
(richtiger) Schwuler / eine (richtige)<br />
Lesbe?“ zu finden. JedeR wird im Laufe<br />
der Zeit seine / ihre eigene Antwort finden.<br />
Wichtiger ist aber zu wissen: „Wie<br />
will ich als Lesbe / Schwuler sein?“<br />
GruppenleiterInnen sollten in der Gruppe<br />
erkennbar werden lassen, wie ihre<br />
Antwort aussieht, diese aber als individuell<br />
und diskutierbar erscheinen