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Kleine (Buch-) - Die Berliner Literaturkritik

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<strong>Die</strong> Auseinandersetzung mit der deutschen<br />

Geschichte steht im Mittelpunkt des Auto -<br />

renspezials „1989-2009.“ Der Untertitel<br />

„Wohin treibt Europa?“ eröffnet die möglichen<br />

Zukunftshorizonte, die sich aus kritischer<br />

Aufarbeitung ergeben können. <strong>Die</strong><br />

<strong>Buch</strong>messe und das Literarische Colloquium<br />

Berlin laden sieben Schriftsteller aus sieben<br />

Ländern dazu ein, in einem Vortrag Visionen,<br />

Utopien, Befürchtungen oder Hoffnungen<br />

zum Thema Europa zu beschreiben. Das<br />

Autorenspezial wird erneut unterstützt vom<br />

Auswärtigen Amt.<br />

Unterdessen sieht es auf der Medien -<br />

landkarte, abgesehen von der florierenden<br />

Frühjahr 2009<br />

alljährlichen Leipziger <strong>Buch</strong>messe, schlecht<br />

bestellt aus um den Standort Leipzig im<br />

Besonderen und um Ostdeutschland im All -<br />

gemeinen. Nach Angaben des <strong>Berliner</strong><br />

Wissenschaftlers und Verlegers Christoph<br />

Links ist der Verlagsbranche in Ost -<br />

deutschland die Wiedervereinigung nicht gut<br />

bekommen. Von den 78 staatlichen DDR-<br />

Verlagen überlebten nach Links’ Recherchen<br />

knapp 20 Jahre nach dem Mauerfall nur<br />

zwölf, von den einst 6.100 Arbeitsplätzen<br />

seien 500 übriggeblieben. Von den 10,7<br />

Milliarden Euro Umsatz der <strong>Buch</strong>branche erwirtschafte<br />

der Osten nur 0,9 Prozent, Berlin<br />

eingerechnet 5,6 Prozent. „<strong>Die</strong> einst blühende<br />

Verlagsstadt Leipzig ist deutschlandweit<br />

auf Platz 16 abgerutscht. Sie hat nur noch vier<br />

Verlage mit mehr als 20 Mitarbeitern“, beklagt<br />

Christoph Links.<br />

Es bleibt die Hoffnung, dass es infolge der<br />

Leipziger <strong>Buch</strong>messe und des Lesefestivals<br />

„Leipzig liest“, bei dem auch dieses Jahr die<br />

Verlage ihre ganze Vielfalt - und ihre neuen<br />

Frühjahrprogramme - präsentieren, zu einer<br />

langfristigen Konsolidierung und zu einem<br />

Blühen der ostdeutschen Kulturlandschaft<br />

kommt. <strong>Die</strong> Besucher der Leipziger <strong>Buch</strong> -<br />

messe und des Lesefestes erwartet in jedem<br />

Fall eine bunte und spannende Mischung aus<br />

Veranstaltungen, Ausstellern und Bildungs -<br />

angeboten.<br />

Von MIRCO DREWES<br />

„<strong>Die</strong> Entwicklung im ostdeutschen<br />

Verlagswesen ist bedauerlich“<br />

BLK: Wo liegen die Schwerpunkte der<br />

Leipziger <strong>Buch</strong>messe 2009?<br />

OLIVER ZILLE: Traditionell liegen die<br />

Schwerpunkte der Leipziger <strong>Buch</strong>messe auf<br />

der mittel- und osteuropäischen Literatur, sowie<br />

auf der jungen deutschen Literatur. Im<br />

Bereich der jungen Literatur präsentieren sich<br />

in der Lesefestwoche über 50 Autoren, die in<br />

ganz Leipzig an attraktiven Standorten nonstop<br />

bis in die frühen Morgenstunden hinein<br />

lesen werden. Als Vertreter der mittel- und<br />

osteuropäischen Literatur stehen in diesem<br />

Jahr Mazedonien und Bosnien im Mittel -<br />

punkt. Nach den tollen Erfahrungen mit<br />

Kroatien im letzten Jahr hat sich für 2009<br />

auch der serbische Kulturminister angesagt,<br />

da die serbische Literatur 2010 im Fokus stehen<br />

soll. Ein weiterer traditioneller<br />

Schwerpunkt liegt auf der Bildung. Wir sind<br />

in diesem Segment sehr froh, erstmalig den<br />

Karrieretag <strong>Buch</strong> + Medien auszurichten.<br />

Rechnen Sie angesichts der Finanzkrise<br />

mit Einbußen bei den Besucherzahlen oder<br />

den Ausstellern?<br />

Leichte Einbußen sind möglicherweise zu<br />

erwarten, allerdings ist zum jetzigen Zeit -<br />

punkt eine verlässliche Prognose für die Mes -<br />

se noch nicht möglich. Bei den Be sucher -<br />

zahlen hoffen wir auf eine Konsolidierung<br />

auf Vorjahresniveau, und auch bei der Zahl<br />

der Aussteller sollten wir in der Größen -<br />

ordnung des Vorjahres liegen. Absagen gab<br />

es vor allem von Zeitschriftenverlagen, die<br />

die Krise besonders getroffen hat, dafür verzeichnen<br />

wir Zuwächse bei kleinen und unabhängigen<br />

Verlagen, die ihre Standflächen<br />

vergrößern oder sich neu anmelden. An dieser<br />

Entwicklung erkennt man das stimmige<br />

Kosten-Nutzen-Verhältnis, dass die Leip zi -<br />

ger <strong>Buch</strong>messe zu bieten hat.<br />

<strong>Buch</strong>messe-Chef OLIVER ZILLE über das große literarische Angebot in Leipzig<br />

und die schwierige Situation der Verlage im Osten Deutschlands<br />

Oliver Zille<br />

Gibt es angesichts der Krise charakteristische<br />

Tendenzen im Verlagswesen und <strong>Buch</strong> -<br />

handel, möglicherweise sogar Gewinner in<br />

dieser Situation?<br />

Einzelne Gewinner sind nicht auszumachen.<br />

Erfreulich ist aber, dass das Weih -<br />

nachtsgeschäft in der <strong>Buch</strong>branche auf stabilem<br />

Niveau geblieben ist. Im Vergleich zu<br />

anderen Branchen lässt sich bisher konstatieren,<br />

dass die Verlagsbranche relativ schwach<br />

von der Krise betroffen ist.<br />

Zum Schwerpunktland China: In der<br />

Rang liste Pressefreiheit 2008 belegte China<br />

Platz 167 von 173 Ländern. Erwarten Sie<br />

ähn lich kontroverse Debatten um den Gast,<br />

wie es sie um die Türkei auf der Frankfurter<br />

<strong>Buch</strong>messe im vergangenen Jahr gegeben<br />

hat?<br />

<strong>Die</strong> Leipziger <strong>Buch</strong>messe läutet das<br />

China-Jahr in Kooperation mit der Frank -<br />

furter <strong>Buch</strong>messe ein, deren Gast die Chi ne -<br />

sen im Bücherherbst sein werden. Der chinesische<br />

Auftritt in Leipzig wird von den<br />

Kollegen aus Frankfurt delegiert, diese Frage<br />

müsste also auch an die Frankfurter <strong>Buch</strong> -<br />

messe gerichtet werden.<br />

Welche Erfahrungen haben Sie hinsichtlich<br />

der <strong>Buch</strong>messepräsentationen der Bal -<br />

kan staaten gemacht, die ja auch 2009 wieder<br />

verstärkt ins Zentrum rücken?<br />

Sehr, sehr gute. Der Auftritt von Kroatien<br />

im letzten Jahr war sicher der beste<br />

Gastauftritt in Leipzig. Es ist in der Folge der<br />

<strong>Buch</strong>messe zu 30 neuen Titeln auf dem deutschen<br />

Büchermarkt gekommen. In diesem<br />

Jahr folgen nun Bosnien und Mazedonien<br />

und wir hoffen natürlich, dass ähnlich viele<br />

Werke deutsche Verlage finden können. <strong>Die</strong><br />

Auftritte der Balkanstaaten erfreuen sich großer<br />

Beliebtheit in Leipzig.<br />

Welche innovativen Trends lassen sich allgemein<br />

in der <strong>Buch</strong>branche feststellen?<br />

Sony hat in einer Pressemitteilung die<br />

Präsentation des neuen E-Books zur Leip -<br />

ziger <strong>Buch</strong>messe angekündigt. Da darf man<br />

natürlich gespannt sein. Ansonsten ist die<br />

Volltextrecherche in aller Munde und es werden<br />

auch in diesem Feld interessante In no -<br />

vationen zu erwarten sein.<br />

Sehen Sie Hörbücher und E-Books in<br />

Konkurrenz zum herkömmlichen gedruckten<br />

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