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proud #28 - PROUD magazine

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das irgendwie spannend. Man ist völlig<br />

ausgezogen, wobei gerade Männer dabei<br />

besonders billo aussehen, wenn der<br />

Schwanz nicht steht und da so ein kleines<br />

Pimpermätzchen herumhängt. Das<br />

ist halt die Wahrheit.“<br />

Wenn Rath seinen Job macht, dann ist<br />

er hin- und hergerissen. Fast ängstlich<br />

wirkt er davor, in eine Routine zu verfallen.<br />

Alte, gewohnte Richtungen erinnern<br />

ihn an zu Hause. Ständig möchte<br />

er sich an seinen Bildern ausprobieren,<br />

das eine Bild aus seinem Kopf schießen<br />

– und danach vielleicht noch ein viel<br />

besseres. „Dann bin ich voll der hysterische,<br />

hibbelige, teilweise bestimmt<br />

auch ekelhafte Typ bis er sein Bild hat.<br />

Und dann will er noch ein Bild und gerade<br />

bei mehreren Modellen komme<br />

ich unter Zwang, viel zu produzieren“,<br />

so Rath über sich selbst. Er sei generell<br />

so ein schizophrener Typ. Selbst Auftragsarbeiten<br />

hat er schon um Stunden<br />

überzogen. Er will an die Grenzen stoßen,<br />

das Bild überreizen. Es schießt aus<br />

ihm heraus: „Wenn mich nicht jemand<br />

bremst, dann Maschine, Maschine,<br />

Maschine – bis ich dann meine zehn,<br />

zwölf Stunden nichts gegessen habe<br />

und mein Magen oder mein Körper Bescheid<br />

gibt: "Mach mal Pause. Wenigstens<br />

eine halbe Stunde!" Dieser Satz,<br />

der so kräftig intoniert begonnen hat,<br />

endet fast flüsternd, als ob er sich in<br />

Erkenntnis selber dabei ertappt hätte,<br />

etwas Falsches getan zu haben.<br />

Mir scheint, als bräuchte Oliver stets<br />

eine Erinnerung, dass es ihn samt Körper<br />

gibt. Seit seiner Kindheit hat er sich<br />

in Relation zu anderen wahrgenommen.<br />

Jetzt, wo er – im wahrsten Sinne<br />

des Wortes – als Shooting-Star wahrgenommen<br />

wird, fällt es ihm immer noch<br />

schwer, sich als eigenständige Person<br />

zu sehen. Mit der Geburt seines Kindes<br />

im letzten Jahr hat sich das jedoch verändert.<br />

Oliver wirkt präsenter und klarer<br />

in seinen Aussagen.<br />

Hast du Allergien oder warum tränt<br />

dein Auge die ganze Zeit?<br />

Das Auge ist etwas kaputt, da ist mir<br />

mal eine Ader geplatzt. Es waren Drogen<br />

im Spiel und das war auch der<br />

springende Punkt, weshalb ich mit Drogen<br />

auf einmal sehr langsam gemacht<br />

habe. Das ging von heute auf morgen,<br />

von 100 auf 5 Prozent Sehkraft! Dabei<br />

habe ich richtig Glück gehabt, denn<br />

nach der Operation kam ich zurück auf<br />

90 Prozent. Das war eine klare Ansage<br />

zum Ende meiner DJ-Zeit: Whooa, fahr<br />

mal runter! So eine Ansage kommt öfter<br />

im Leben, das Leben ist ja nicht Hollywood,<br />

das wäre ja schön. Das mit dem<br />

Rücken ist hingegen so eine langsame<br />

Hure, die immer größer wird. Aber alles<br />

ist gut, ich habe zwei Arme, zwei Beine<br />

und ich habe die Finger noch dran.<br />

Und wie sieht deine Zukunft mit der<br />

Fotografie aus?<br />

Persönlich hoffe ich, dass es wesentlich<br />

kompakter wird. Dann muss man nicht<br />

mehr so viel herumschleppen. Aber ich<br />

kann dir nicht sagen, was ich in zehn<br />

Jahren machen werde. Da muss man<br />

Realist sein. Ich hatte ja auch keine Lust<br />

mehr aufzulegen und habe alles gecancelled,<br />

mein ganzes Zeug verkauft und<br />

so. Außer meine Platten, die sind noch<br />

bei meiner Mutter. Dort stehen jetzt<br />

also 10.000 LPs im Keller und sie ruft<br />

mich immer mal wieder an und fragt:<br />

„Was machen wir denn mit denen?"<br />

Text Miron Tenenberg<br />

Oliver-Rath.com<br />

Miron von Oliver fotografiert<br />

Oliver von Miron fotografiert<br />

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