Herbst - Die Berliner Literaturkritik
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y <strong>Die</strong><strong>Berliner</strong><br />
<strong>Literaturkritik</strong><br />
Jahrgang VI, Nr. 3 | www.berlinerliteraturkritik.de | <strong>Herbst</strong> 2009<br />
Zuhause<br />
bei Picassos<br />
In seinem Fotobuch über<br />
Pablo Picasso trägt Helge<br />
Sobotik dick auf und lässt das<br />
Privatleben des großen Malers<br />
sichtbar werden.<br />
Biedere<br />
Konstruktionsschau<br />
F. C. Delius zitiert<br />
in seinem neuen Roman<br />
fleißig Goethe, erschafft<br />
damit aber weder ein Genie<br />
noch geniale Literatur.<br />
Autorenporträt: Georg Trakls<br />
Verse bleiben ein Rätsel<br />
Patrick Findeis:<br />
„Ich musste<br />
viel probieren“<br />
1989 – gewaltfrei<br />
und ohne Helden<br />
Wolfgang Schuller<br />
ruft in seinem gleichnamigen<br />
Sachbuch Erinnerungen<br />
wach an "<strong>Die</strong> deutsche<br />
Revolution 1989".
Kleine<br />
(Buch-)Geschenke<br />
für einen sonnigen <strong>Herbst</strong><br />
Du<br />
Eine moderne und zugleich<br />
romantische Liebeserklärung:<br />
24 Komplimente für einen geliebten<br />
Menschen, die dem Beschenkten<br />
zeigen, Du bist für mich etwas ganz<br />
besonderes. Statt roter Rosen<br />
oder Schokolade, oder wenn einem<br />
einfach die richtigen Worte fehlen:<br />
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ISBN 978-3-86873-095-1<br />
Knesebeck<br />
„Du gehst deinen eigenen Weg,<br />
du fällst auf,<br />
und bringst mein Herz zum Klopfen,<br />
wo immer du gehst.<br />
Mit dir möchte ich<br />
durch mein Leben tanzen.“<br />
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Gedanken eines Piloten, die vor, nach und<br />
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Kleine Weisheiten über den Himmel<br />
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Inhalt<br />
4 Roland H. Wiegenstein Picassos Häuser von Helge Sobik. Feyme dia, Düsseldorf 2009. 272 Seiten.<br />
5 Tristan Wagner <strong>Die</strong> deutsche Revolution 1989 von Wolfgang Schuller. Rowohlt Verlag, Berlin 2009. 381 Seiten.<br />
7 Björn Hayer <strong>Die</strong> Frau, für die ich den Computer erfand von Friedrich Christian Delius. Rowohlt Verlag, Berlin<br />
2009. 288 Seiten.<br />
8 Thomas Hummitzsch Modell Bauhaus hrsg. von: Bau haus-Archiv Berlin / Mu seum für Gestaltung, Klas sik-Stiftung Wei -<br />
mar, Stif tung Bauhaus Dessau. Hatje Cantz Verlag, Ost fil dern 2009. 376 Seiten, 302 Abb., davon<br />
236 farbig.<br />
9 Monika Thees Skizzen einer Fußreise durch Österreich von Joseph Kyselak. Hrsg. von Gabriele Goffriller, mit einem<br />
Vorwort von Gabriele Goffriller und Chico Klein. Verlag Jung und Jung, Salzburg und Wien<br />
2009. 480 Seiten.<br />
10 Thomas Hajduk Gute Geschäfte. Humane Marktwirtschaft als Ausweg aus der Krise von Franz Alt und Peter<br />
Spiegel. Aufbau Verlag, Berlin 2009. 263 Seiten.<br />
12 Carolin Beutel Kein schöner Land. Roman von Patrick Findeis. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2009. 208<br />
Seiten.<br />
13 Carolin Beutel „Ich musste viel üben, viel lesen, viel ausprobieren“ – Gespräch mit Patrick Findeis.<br />
15 Daniel Möglich Flucht ohne Ende von Joseph Roth. Leseprobe aus dem Text von 1927 (© 1989 by Verlag<br />
Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG, Köln und Allert de Lan ge, Amsterdam) und ein<br />
Gespräch darüber mit dem Roth-Biographen Wilhelm von Sternburg.<br />
16 Daniel Möglich Autorenporträt: Georg Trakl.<br />
17 Tobias Roth falsche freunde Gedichte von Uljana Wolf. kook books, Idstein und Berlin 2009. 88 Seiten.<br />
Umbra Vitae Nachgelassene Gedichte von Georg Heym. Reclam Verlag, Ditzingen 2009. 72<br />
Seiten.<br />
Scarda nel li von Friederike May röcker. Suhrkamp Ver lag, Frankfurt am Main 2009. 52 Seiten.<br />
18 Claudine Borries Eskorta. Roman von Michal Hvorecky. Übersetzt von Mirko Kraetsch. Tropen Verlag, Stuttgart<br />
2009. 250 Seiten.<br />
18 Monika Thees Schau heimwärts, Engel. Roman von Thomas Wolfe. Übersetzt von Irma Wehrli. Manesse Ver lag,<br />
Zürich 2009. 782 Seiten.<br />
18 Martin Spieß Ausgehen von Barbara Marković. Übersetzt von Mascha Dabic. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am<br />
Main 2009. 96 Seiten.<br />
19–22 Literaturkalender für Deutschland<br />
IMPRESSUM:<br />
<strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong> (ISSN 1613-6292), Jahrgang VI, Nr. 3 (<strong>Herbst</strong> 2009). <strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong> erscheint vierteljährlich: Frühjahr (Ausgabe für<br />
Mrz/Apr/Mai): erscheint Anfang Februar; Sommer (Ausgabe für Jun/Jul/Aug/Sept): erscheint Anfang Juni; <strong>Herbst</strong> (Ausgabe für Okt/Nov): erscheint Anfang Oktober;<br />
Winter (Ausgabe für Dez/Jan/Feb): erscheint Anfang Dezember. <strong>Die</strong> Hefte werden gratis an Buchhandlungen, Bibliotheken und andere Kulturinstitutionen zur Auslage<br />
verteilt. Teilen Sie uns bitte per E-Post mit, wenn Sie in den Verteilerkreis aufgenommen werden möchten.<br />
Redaktion: Martin Schrader (Ltg., v.i.S.d.P.), Angelo Algieri (Termine), Daniel Möglich. Redaktionelle Mitarbeit: Carolin Beutel, Holger Böthling, Nicole Dombrowski,<br />
Claire Zaidler, Lutz Steinbrück, Monika Thees. Redaktionsassistenz: Gianna Maria Behrendt, Evelyn Gaida, Christoph Held, Linde Kumke.<br />
Zeichnungen: Bernd Zeller. Herstellung & Gestaltung: Martin Schrader.<br />
Anzeigen-Telefon: ++49 (0)30 804 96 201.<br />
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Zeichnungen und anderes. Redaktionsanschrift: Am Sandwerder 1, 14109 Berlin; Tel.: ++49 (0)30 804 96 201. Fax: ++49 (0)30 804 96 206. E-Postfach:<br />
blk[at]berlinerliteraturkritik.de.<br />
Internet: www.berlinerliteraturkritik.de.<br />
Bildnachweis:<br />
Foto Titelseite (Patrick Findeis): © Marko Lipus.<br />
Foto S. 4 (Pablo Picasso u. Brigitte Bardot): © Corbis Bettmann Archive. Mit frdl. Genehmigung von Feymedia.<br />
Foto S. 8 (Walter Gropius): Foto: Associated Press, Berlin. Mit frdl. Genehmigung vom Bauhaus-Archiv Berlin.<br />
<strong>Herbst</strong> 2009 3
HELGE SOBIK: Picassos Häuser. Feyme -<br />
dia, Düsseldorf 2009. 272 Seiten, 95 €.<br />
Von ROLAND H. WIEGENSTEIN<br />
In England nennt man sie „Coffee-Table-<br />
Books“, gefällige, meist bebilderte und gut<br />
gedruckte Bände, die von Opernauf füh rung -<br />
en, Burgen, Schlossgärten oder Villen in der<br />
Toscana handeln: hübsche Anlässe für einen<br />
Small Talk, ehe serviert wird. <strong>Die</strong>se Mode<br />
hat sich längst auch bis zu kontinentalen<br />
Verlagen herumgesprochen. Schließlich sind<br />
solche Bücher willkommene Geschenke.<br />
Hel ge Sobik hat seins über „Picassos Häuser“<br />
in King-Size-Format vorgelegt, 36 x 28 x 4<br />
cm, fast zwei Kilogramm schwer, eher also<br />
für einen Dinner-Table geeignet als für einen<br />
kleinen Nachmittagstisch.<br />
So gehört es sich: „Sein Leben hatte alles,<br />
was ihn zum Helden der Medienwelt bereits<br />
in den 1950ern und 60ern machte: Kunst und<br />
Skandal, Erotik und Affäre, wechselnde Ehe -<br />
frau en, Liebe und Hass, Geld und Gla mour.<br />
4<br />
Zuhause bei Picassos<br />
Pablo Picasso mit Brigitte Bardot auf den Stufen der Villa La Californie, Cannes<br />
Und die Côte d’Azur! Sie war die sonnenbestrahlte<br />
Bühne für die letzten Lebens jahr -<br />
zehnte von Pablo Picasso. Fünf Häuser kauf -<br />
te er nacheinander im unmittelbaren Hin ter -<br />
land der französischen Riviera: erst zwei un -<br />
scheinbare, dann eine prachtvolle Villa, bald<br />
darauf ein Schloss und am Ende ein abgeschottetes<br />
Herrenhaus im Stil einer Fes tung.<br />
Eine Spurensuche in Südfrankreich, seltene<br />
Einblicke in das Leben und Wohnen des<br />
größten Künstlers aller Zeiten.“<br />
Sobik trägt dick auf, und das kann er auch in<br />
den folgenden längeren Beschreibungen und<br />
kurzen Bildlegenden nicht lassen: „Er malte<br />
die Seele. Er gab Gefühlen Farben. In Picas -<br />
sos Bildern kann man sein Leben lesen – mit<br />
allen Höhepunkten und mit allen Abgründen.<br />
Sie sind ein offenes Buch für die Ewigkeit.“<br />
Das klingt nach Illustrierten-Prosa – und ist<br />
es auch. Dabei hat Sobik aus der unübersehbar<br />
gewordenen Picasso-Literatur vieles<br />
extrahiert, was zwar Kenner bereits wissen,<br />
von der Kunst weniger affizierte Zeit -<br />
genossen aber interessieren könnte, er<br />
schreibt für weithin Unbeleckte, will sie von<br />
der Ausnahmeerscheinung des Künstlers<br />
über zeugen. In dessen Lebensabschnitts-Ge -<br />
schichten bleibt er angenehm diskret (Erotik<br />
und Affären kommen nicht vor), er beschreibt<br />
das tägliche Leben in den Häusern so<br />
eingehend, wie das jemand kann, der den<br />
Giganten selbst nicht mehr erlebt hat. Sobik<br />
ist 1967 geboren, zu Hofe kann er schwerlich<br />
noch gegangen sein; immerhin hat er selbst<br />
später einige der Häuser (oder wenigstens ihre<br />
Eingänge und Fassaden) in Farbe fotografiert.<br />
Sonst aber überlässt er die Bühne jenen<br />
Großen der Szene, die mehrfach bei „Picasso<br />
zu Hause“ waren, sei es, dass sie seine Freun -<br />
de waren wie Edward Quinn und Lee Miller,<br />
sei es, dass sie, in wessen Auftrag auch immer,<br />
mit der Kamera bei ihm aufkreuzten<br />
und, wenn das nur oft genug geschah, neben<br />
den jeweiligen Gefährtinnen Francois Gilot<br />
und Jacqueline Rocque (die Picasso 1961 heiratete),<br />
neben der Ziege Esmeralda, den<br />
<strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>
Hunden, Papageien und Tauben selbst ir -<br />
gend wann begannen, gleichsam zum Haus -<br />
stand zu gehören. Auch Doisneau schaute<br />
vorbei und einmal ist gar sein Biograf Roland<br />
Penrose mit einem eigenen Foto vertreten.<br />
Aus den letzten Lebensjahren gibt es zahlreiche<br />
Fotos von Roberto Oterós, der sich<br />
gleich rangig in die illustre Schar berühmter<br />
Fotografen einreihte.<br />
Erstaunlicherweise fehlt David Douglas<br />
Dun can, der langjährige Hausfreund und<br />
Kom mentator (in Schriften und Bildern). Soll<br />
seiner nicht gedacht werden, weil er Picassos<br />
Spätwerk (das, wie Sobik richtig bemerkt,<br />
erst von der Nachwelt gerecht gewürdigt<br />
wur de), für bloße Schmiererei hielt? Oder<br />
gab es da Probleme mit den Rechten? „Um<br />
die vorliegenden Fotos zu beschaffen, war<br />
außerordentlich hoher Aufwand erforderlich,<br />
denn nur ein kleiner Teil der Archive selbst<br />
dieser bedeutenden Fotografen ist bereits digitalisiert.<br />
Das Gros ihres Materials lagert nur<br />
teilweise katalogisiert in speziell ausgebauten<br />
Bergwerksschächten und Klimabunkern, um<br />
die empfindlichen Originale vor dem Verfall<br />
zu schützen.“ Sobik muss hinuntergestiegen<br />
sein in die Schächte. Er hat „in detektivischer<br />
Kleinarbeit“ seine Auswahl zusammengestellt<br />
und klopft sich dafür auf die Schulter.<br />
Er konnte auch bisherige Zuschreibungsfeh -<br />
ler korrigieren. Noch ein Pluspunkt.<br />
<strong>Die</strong> Fotos, die er schließlich in seinen Band<br />
aufgenommen hat, sind in aller Regel gut<br />
ausgesucht, sie schildern die Häuser, ihre<br />
Interieurs und die Menschen darin eindrucksvoll<br />
– vor allem ihn, den Meister – in Si tua -<br />
tio nen (und Posen), die in der Tat etwas vom<br />
Faszinosum dieses Künstlers begreiflich machen.<br />
Manchmal geben sie einen versteckten<br />
Tipp, z. B. wenn auf einer Konsole lauter Hü -<br />
te liegen und darunter auch einer von denen,<br />
die Francos „Guardia civil“ zu tragen pflegte.<br />
Man erkennt immer wieder Bilder, die heute<br />
in den Museen der Welt hängen (vor allem<br />
im „Musée Picasso“ in Paris, das seinen<br />
Nachlass als „dation Picasso“ von den Erben<br />
bekam, die mit dieser Gabe an das Museum<br />
eine Steuerschuld beim französischen Staat<br />
beglichen). Einige wenige hat man vorher nie<br />
gesehen; wer weiß wo sie heute sind? Aber<br />
die Werke, Gemälde, Grafiken, Plastiken,<br />
Arbeiten in Ton sind jeweils nur die Kulisse,<br />
vor der sich der Künstler selbst, allein oder<br />
mit anderen – meist allein – bewegt, vor denen<br />
er sitzt oder steht: in Gedanken versunken<br />
oder fröhlich in den verschiedensten<br />
Rollen posierend. Er war auch ein glänzender<br />
Schauspieler, und wo er es nicht sein wollte,<br />
da haben ihn Quinn und Miller, Frank Capa<br />
und Doisneau, Clergue und René Burri im<br />
richtigen Moment „erwischt“.<br />
Sobik hat diese „sprechenden“ Fotos gewollt<br />
und gefunden. Der kleine Mann mit<br />
dem fast kahlen Kopf eines spanischen<br />
Bauern, den kohlschwarzen Augen und der<br />
bis ins hohe Alter beweglichen Gestik wird<br />
auch denen vertraut, die ihn bis dahin nicht<br />
kannten. Und auch wieder nicht: Es bleibt ein<br />
unauflösbarer Rest, etwas, was der Künstler<br />
für sich behalten wollte. Darum schaut er einen<br />
auf so vielen Bildern direkt an: gebt<br />
Acht, ich bin es, aber glaubt ja nicht, ihr hättet<br />
mich nun erfasst! Wir sehen Picasso nur<br />
selten bei der Arbeit (etwa zu dem Clouzeau-<br />
Film), häufiger beim Vorzeigen seiner Werke<br />
und vor allem als Person, die sich seine<br />
Umgebung (die Häuser…) untertan gemacht<br />
hat, sie als eine Erweiterung seiner Kleidung<br />
sah und als passendes Gehäuse für das, was<br />
er machte. Nur im Schloss Vauvenargues ist<br />
ihm das nicht gelungen, das düstere Gebäude<br />
blieb ihm fremd, er konnte es nicht füllen und<br />
ist bald weiter gezogen in seine letzte Bleibe,<br />
nach Mougin ins „Mas Notre-Dame de Vie“.<br />
Auch dies ein großes Haus, aber gleichwohl<br />
überschau- und füllbar. Mittlerweile werden<br />
alle die Häuser neuen, modernen Bestim -<br />
mung en zugeführt, selbst Vauvenargues ist<br />
seit 2009 für angemeldete Besucher zugänglich,<br />
soll vielleicht ein Museum werden. Nur<br />
eines ist nicht passiert, das, was Picasso zu<br />
Lebzeiten mit all seinen Behausungen machte:<br />
Er nämlich verriegelte sie und zog weiter.<br />
Das private Leben, das in vielen dieser Fotos<br />
wenigstens vorstellbar wird, ist mit seinem<br />
und Jacquelines Tod aus den Häusern entwichen.<br />
Wir haben nur noch die Fotos. Und den<br />
Mythos. Den stiften die Bilder.<br />
Picasso und seine Frau liegen am Fuß der<br />
Freitreppe von Schloss Vauvenargues begraben.<br />
<strong>Die</strong>se Fotos überleben als Erinnerungen<br />
den Menschen, der ihr Motiv war. �<br />
1989 – provinziell, gewaltfrei, ohne Helden<br />
WOLFGANG SCHULLER: <strong>Die</strong> deutsche<br />
Revolution 1989. Rowohlt Verlag, Berlin<br />
2009. 381 Seiten, 19,90 €.<br />
Von TRISTAN WAGNER<br />
Von einem Buch, das „<strong>Die</strong> deutsche Revo lu -<br />
tion 1989“ heißt, könnte man einen Um -<br />
schlag erwarten, der vertraute Bilder der<br />
deutsch en Wende zeigt. Doch hier fehlen die<br />
gereckten Arme, die Trans parente mit ein -<br />
dring lichen Parolen halten. Hier heben keine<br />
Kräne unter Jubel Mauer segmente in die Hö -<br />
he. Was man auf dem Cover von Wolfgang<br />
Schul lers Buch sieht, sind graue Gestalten,<br />
die vor oder auf der Mauer stehen, fotografiert<br />
aus der Entfernung und dem Dunk len<br />
heraus. Klein und verschwommen stehen sie<br />
im Licht, das von der anderen Seite her auf<br />
sie leuchtet. Es sind die grellen Schein werfer,<br />
die vormals den Todesstreifen nach Flüchti -<br />
gen absuchten. Sie stehen nun auch auf der<br />
Büh ne einer geschichtlichen Zäsur. Von dieser<br />
will Schuller erzählen. Ja, erzählen.<br />
<strong>Herbst</strong> 2009 5
An historischer Fachliteratur oder populärer<br />
Medienverarbeitung der Wende, der deutschen<br />
Revolution, des Endes des Kalten Krie -<br />
ges – egal aus welcher Perspektive man die<br />
Ereignisse um 1989/90 betrachten möchte –<br />
mangelt es nicht. Doch der spezielle Ansatz<br />
Schullers besteht darin, zwei grundlegende<br />
Be son der heiten der deutschen Revolu tion<br />
herauszustellen. Zum einen die Tatsache,<br />
dass Menschen aus nahezu jedem Segment<br />
der DDR-Gesellschaft an der Durch setzung<br />
der Veränderung beteiligt waren. Zum anderen,<br />
dass der Widerstand abseits der großen<br />
Zentren Leipzig, Berlin und Dresden zahlrei-<br />
che Keimzellen besaß. Dass diese Revolution<br />
eine regionale Dy namik besaß und ihre Kraft<br />
aus vielen Einzel ini tia ti ven im provinziellen<br />
Raum speiste, ist bekannt. <strong>Die</strong> wissenschaftliche<br />
Aufarbeitung dieses Widerstands wür -<br />
de, be teu ert Schuller, eine auf wän dige For -<br />
schungs arbeit bedeuten. Und er fordert, die -<br />
sen reich lich unerfor schten Aspekt der Wen -<br />
de nicht in Verges sen heit geraten zu lassen.<br />
Höhepunkt der Ereignisse war der 9. No -<br />
vember 1989. An ihm schreibt auch Schuller<br />
nicht vorbei. Wer nun wegen der Optik des<br />
Covers skeptisch ist und eine nebulöse Er -<br />
zähl weise erwartet, liegt falsch. Schuller<br />
pflegt einen nüchtern-narrativen Stil, wenn<br />
auch der Wille zum Präzisen den Lesefluss<br />
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gelegentlich bremst. Es gelingt dem Autor<br />
aber trotzdem, die Ereignisse der Revo lu tion<br />
– Demonstrationen, Kundgebungen, Fürbit -<br />
ten und Mahn gänge – so zu dokumentieren,<br />
dass diese in ihrer Tragweite plastisch nachempfunden<br />
und erinnert werden können.<br />
Schullers Arbeit stützt sich auf ein Fun -<br />
dament unterschiedlicher Quellen: Sta si-<br />
Berichte, Sitzungsprotokolle der Parteizu -<br />
sam menkünfte, Flugblätter und kämpferische<br />
Gedichte. Zunächst aber schildert er skizzenhaft<br />
die DDR in ihren Anfangsjahren unter<br />
dem Einfluss Stalins, den Aufbau der staatlichen<br />
Kontrolle, die Ulbricht-Ära, dann den<br />
Mauerbau und schließlich die Phase der Ent -<br />
spannung, deren Höhepunkt die Konferenz<br />
über Sicherheit und Zusammenarbeit in Euro -<br />
pa (KSZE) darstellte. Der SED-Staat verhandelte<br />
nun auf internationaler Ebene, ver -<br />
schaff te sich westliche Annerkennung und<br />
un terzeichnete mit der Schlussakte von<br />
Helsinki 1975 auch ein internationales Be -<br />
kennt nis zur Wahrung von Menschenrechten.<br />
Doch Menschenrechte waren in diesem Staat,<br />
der martialische Grenzbefestigungen installierte<br />
und einen Schießbefehl gegen die eigenen<br />
Bürger richtete, kaum vorhanden.<br />
Nicht nur der internationale Prozess der<br />
Entspannung führte zu 1989. Auch im In ner -<br />
en ging man gegen die Diktatur vor. Da die<br />
Partei jegliche Öffentlichkeit, außer der linientreuen,<br />
radikal abschaffte, sammelte die<br />
Opposition sich in Bereichen der Gesell -<br />
schaft, wo politischer Austausch möglich<br />
schien. Das waren vor allem die Kirchen,<br />
sowie Umwelt- und Friedens initiativen. Ver -<br />
eini gungen, die politische For derungen stellten<br />
– das Neue Forum zum Beispiel – wurden<br />
als Staatsfeinde kriminalisiert. <strong>Die</strong> Bürgerini -<br />
tia tiven oder selbst gegründeten Ausschüsse<br />
konstituierten sich mit unterschiedlicher Dy -<br />
na mik. Sie hatten regional unterschiedliche<br />
Widerstände zu überwinden. All diese regionalen<br />
Abläufe schildert Schuller sehr ausführlich<br />
und entlang vieler Zitate und Berich -<br />
te. Wir erfahren von Flugblättern eines<br />
Arnstädters, die mit einfachsten Mitteln vervielfältigt<br />
wurden und schließlich zu regel -<br />
mäßigen Kund ge bung en in der thüringischen<br />
Kleinstadt führten. Und von einer Plauener<br />
Rentnerin, die einen Erlebnisbericht und<br />
Fotomaterial von einer Demonstration ihrer<br />
Heimatstadt ins westliche Hof schmuggelte<br />
und an die dortigen Medien weitergab. Es<br />
gibt auch Beschreibungen pre kä rer Situatio -<br />
nen wie die am 3. Oktober 1989 in Dresden,<br />
wo Stasi, Ausreisewillige und Vertreter einer<br />
internen Reform die Durchfahrt der Prager<br />
Zü ge zur BRD am Hauptbahnhof erwarteten<br />
und sich später eine Straßenschlacht lieferten.<br />
Sol che Ereignisse zeigen sowohl den unbedingten<br />
Veränderungswillen als auch die Ge -<br />
fahr und Unberechenbarkeit, die mit dieser<br />
sonst friedlichen Revolution einhergingen.<br />
Gerade die unterschiedlichen oppositionellen<br />
Zielsetzungen – Reform des Sozia lis -<br />
mus, Annäherung an den Westen und späterer<br />
Wiedervereinigung – betont das Buch immer<br />
wieder. Das ungebremste bürgerliche<br />
Enga ge ment und die schnelle Institutionali -<br />
sierung revolutionärer Kräfte zeigten sich,<br />
nach Mau er fall und Rücktritt der SED-<br />
Parteiorgane, an den Runden Tischen und in<br />
den Bürger komi tees. <strong>Die</strong>se gingen vor allem<br />
gegen Aktenver nichtung in den MfS-Stellen<br />
massiv vor. Ne ben all diesen Ereignissen<br />
lässt Schul ler auch nicht die Reaktion und das<br />
Ver halten der Partei außer Acht. <strong>Die</strong> Kon -<br />
fusion und Handlungsunfähigkeit traten nicht<br />
zuletzt durch Schabowskis verwirrt-verhaspelte<br />
Maueröffnung zutage. Auch die restaurative<br />
Maßnahme einer SED-Antifa schis -<br />
mus-Demonstration konnte nicht ernst ge -<br />
nom men werden. Sitzungsprotokolle des Po -<br />
litbüros, wie Schuller sie teilweise zitiert, bezeugen<br />
die Ratlosigkeit und Starrheit, gelegentlich<br />
auch die Selbstzweifel des Regimes.<br />
Hinzu kamen Enttarnungen von Korrup -<br />
tion verschiedenster Art, sodass eine Welle<br />
von Rücktritten die Führungsspitze der SED<br />
erfasste. Schließlich waren die Wahlen vom<br />
18. März 1990, die einzigen freien Wahlen in<br />
der DDR, ein weiterer Schritt hin zum 3.<br />
Oktober desselben Jahres. Schuller zeichnet<br />
die innen- und außenpolitischen Konstella tio -<br />
nen des Jahres der Wieder ver eini gung nach<br />
und beschreibt ihre Probleme und Abläufe.<br />
Zum Schluss jedoch greift er schwerpunktartig<br />
in die historische Materie und macht auf<br />
Einzigartigkeiten aufmerksam: die Gewalt -<br />
losigkeit sowie der Einsatz von parteipropagiertem<br />
Gedankengut gegen die Herrschaft<br />
selbst, wie die Internationale oder das Motto<br />
„Schwerter zu Pflugscharen“.<br />
Nicht zuletzt der Satz „Wir sind das Volk“,<br />
den Schuller als einzig stabiles Symbol der<br />
<strong>Herbst</strong>revolution sieht, stellte die sich als<br />
volksnah verstehende Ideologie bloß. An dieser<br />
zentralen Parole orientiert sich auch sein<br />
Buch: <strong>Die</strong> Opposition bestand aus Menschen<br />
unterschiedlichen Alters und un ter -<br />
schiedlicher Herkunft, sowohl regional als<br />
auch sozial. Ihr Freiheitswille einte sie alle.<br />
Es gab keine herausragenden Opposi tions -<br />
führer, denn das Volk repräsentierte und organisierte<br />
sich selbst. So behält dieser Spruch<br />
prägende Symbolkraft, wenn ihm sein his -<br />
torischer Bezug nicht genommen wird.<br />
Schullers teils deterministische Art gehört<br />
leider nicht zu den Stärken des Buchs, wie<br />
auch der CDU-affine Ton, in dem er die außer<br />
Frage stehenden Leistungen Helmut<br />
Kohls fast trotzig hervorhebt. Dem Ziel, welches<br />
auf dem Umschlag angekündigt wird,<br />
nämlich Hinter gründe abseits von gewohnten<br />
Standarddarstellungen zu beleuchten, wird<br />
das Buch aber dennoch gerecht. Ob es ein gemeinsames<br />
Geschichtsbewusstsein (so lautet<br />
der Titel des letzten Kapitels) fördern kann,<br />
muss sich erst noch zeigen, gerade im <strong>Herbst</strong><br />
dieses zwanzigstens Jubiläumsjahres. Offen -<br />
sicht lich gibt es da noch Bedarf. �<br />
<strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>
FRIEDRICH CHRISTIAN DELIUS: <strong>Die</strong><br />
Frau, für die ich den Computer erfand.<br />
Rowohlt Verlag, Berlin 2009. 288 Seiten,<br />
19,90 €.<br />
Von BJÖRN HAYER<br />
Seit dem 18. Jahrhundert gibt es in der<br />
deutsch sprachigen Literatur einen Figuren ty -<br />
pus, der bis in die Gegenwart durch seine<br />
Unfassbarkeit und seinen Wahnsinn besticht:<br />
das Genie. <strong>Die</strong> Weimarer Klassik schien ganz<br />
von dem Geniekult erfasst zu sein und fand<br />
ihren Höhepunkt in der vormodernen Gestalt<br />
des Fausts. Aber ebenso die Romantik war<br />
die ser einsamen, in sich zerrissenen und letztlich<br />
durchaus erhabenen Persönlichkeit gänzlich<br />
erlegen. Doch was macht jene sonderbare<br />
Denkfigur im Kern aus?<br />
Nimmt man tatsächlich Goethes „Faust“<br />
als Maßstab, so sind der Genialität nur wenig<br />
Grenzen gesetzt. Ferner erweist der von<br />
höchs ter Geisteskraft Beseelte sich als Inbe -<br />
griff des sich selbst immer neu erfindenden<br />
Subjektes. Er wird zum Schöpf er, indem er<br />
der Natur und ihren Gesetzen Herr wird.<br />
Doch liegt in jenem Titanismus nicht mehr<br />
Utopie denn Realität?<br />
Friedrich Christian Delius holt mit seinem<br />
neuen Roman „<strong>Die</strong> Frau, für die ich den<br />
Computer erfand“ das Genie, soweit der Be -<br />
griff für den modernen Sprachgebrauch überhaupt<br />
noch tragbar ist, wieder auf den Boden<br />
der Tatsachen zurück. Der Idee setzt er die<br />
halbfiktionale Biographie gegenüber und begibt<br />
sich auf die Suche nach einer universel -<br />
len „Genialitäts ty po logie“.<br />
Konrad Zuse, der Erfinder des ersten<br />
Com puters, fungiert als Erzähler, der seine<br />
bewegende Erfinderkarriere reflektiert. Von<br />
Sachtext ist da keine Spur. Delius ist Literat<br />
und genauso literarisch mutet die Szenerie<br />
an, wo sich der profan-pragmatische Zuse mit<br />
einem nicht näher beschriebenen Journalisten<br />
1994 auf dem Hessischen Stoppelberg trifft.<br />
Der stille Redakteur mit dem Aufnahmegerät<br />
und der redselige Erfindergeist versprechen<br />
eine sommerliche Vollmondnacht voller<br />
Anek doten und Lebensgeständnissen. Zuse<br />
will reden, bis zum Morgen; will alles offen<br />
legen, was nach seinem Tod als Vermächtnis<br />
der Öffentlichkeit preisgegeben werden kann.<br />
<strong>Die</strong> einzige Konversationsregel: „Ich hab<br />
mir vorgenommen, heute Abend nicht nach<br />
Konzept zu sprechen, nicht chronologisch,<br />
nicht Einleitung, Hauptteil, Schluss, so geordnet<br />
ist das Leben nicht, sondern so, wie<br />
mir die Gedanken zufallen.“ Darin liegt das<br />
fast frenetische Vorwort für den Aufbau des<br />
gesamten Buches. Stilistische Unordnung als<br />
Ordnungsprinzip lautet das anstrengende<br />
Konzept. Aber der Reihe nach: Bevor der<br />
Erzähler entsprechend des wirklichen Werde -<br />
Biedere Konstruktionsschau<br />
gangs Zuses von den schwierigen Anfängen<br />
des Erfindens berichtet und in überbordender<br />
Länge auf die Unwegsamkeiten des Zweiten<br />
Weltkriegs verweist, bedient Delius sich des<br />
pathetischen Rückgriffs auf den Faust-Stoff,<br />
der als epischer Rahmen die Handlung einbetten<br />
soll. „Mit faustischer Leidenschaft für<br />
den Fortschritt“ redet der Erzähler von den<br />
zwei Seelen in seiner Brust. <strong>Die</strong> Zer ris sen heit<br />
und das ewig Unstete werden zum Charak -<br />
teris tikum erfinderischen Schaffens be -<br />
F. C. Delius<br />
schwo ren. Allerdings erinnern Zuses Ver -<br />
gleiche eher an artifizielle Selbststilisierung.<br />
Auch „dieser diffuse Drang zum Neuen“, assoziativ<br />
zu Fausts Aussagen „im Anfang war<br />
die Tat, wer immer strebend sich bemüht“,<br />
wirkt mehr als schockierende und wahrhaft<br />
künstlich gesetzte Anmaßung statt als sinngebende<br />
Hommage an einen Klassiker. Und es<br />
kommt noch schlimmer.<br />
Zwischen immer neuen Einschüben aus<br />
Goethes Tragödie, die wohl den Versuch darstellen,<br />
die Leerstellen der floskelartigen<br />
Text grund lage zu füllen, ist auch Rilke nicht<br />
mehr sicher. „Das ‚Ich muss!’ war ein Befehl,<br />
nüch tern, knallhart. Der Rilke hat praktisch<br />
gedacht: Baue dein Leben um!“ Das „Ma -<br />
nage ment-by-Rainer-Rilke“ lässt den Lieb -<br />
haber des lyrischen Wortes bis ins Innerste<br />
erschaudern. Dabei möchte Delius vermutlich<br />
nur einen Erfinder präsentieren, der<br />
tendenziell an Leibniz’ Universal ge lehr ten<br />
anknüpft.<br />
Und dann beginnt irgendwann ja noch die<br />
eigentliche Handlung, welche nur spärlich<br />
aus all den Abschweifungen hervortritt. So<br />
berichtet der Erzähler detailfreudig von Idea -<br />
lis mus, Willensstärke und der wegbereitenden<br />
Idee, mit Leibniz’ binärem System die<br />
erste Universalrechenmaschine gebaut zu haben.<br />
Kaum zu glauben, wenn man sich den<br />
schier hoffnungslosen Kontext der Zeit vor<br />
Augen führt. Es sind die ständigen Rück -<br />
schläge durch eine Umwelt, die das persönliche<br />
Glück unmöglich gemacht hätten, wenn<br />
da nicht die stete Zuversicht durch die<br />
Traumimagination der Ada gewesen wäre.<br />
Obwohl Zuse unter größten An streng ungen<br />
mit der A1, einem Vorläufer des heutigen<br />
Computers, im Gepäck das zerbombte<br />
Deutsch land durchquert, hält ihn die Vor -<br />
stellung der „Ada-Liebe“ am Leben. Ada<br />
Lovelance wird vom Erzähler als eine der<br />
ersten Mathema tik erin nen beschrieben und<br />
als eine Vor denk erin für die Rechen ma schi -<br />
ne. Sie repräsentiert für den Erfinder nicht<br />
nur eine fachliche Per fek tion, sondern stellt<br />
gleichsam dessen erschaffene Schutzpatronin<br />
dar. „Sie liebte die Rech nerei ebenso wie die<br />
Technik, also, ganz logisch, auch mich.“ All<br />
die beschwer lichen Über fahrten, der mäßige<br />
Erfolg nach dem Krieg, der im Zeichen der<br />
chancenlosen Kon kurrenz zu IBM steht, sind<br />
jener „Hele na“ geschuldet, „die ich zum<br />
Leben erwecken kann“.<br />
<strong>Die</strong> Liebe überwindet Gewalt und Krieg,<br />
lautet die Botschaft. Nichtsdestotrotz sind da<br />
noch die „romantische Zerrissenheit“ und<br />
„die zwei Seelen in der Brust, das Bleiben -<br />
wol len und die Sehnsucht nach der unbekannten<br />
Ferne“ und natürlich der permanente<br />
Faustbezug. Delius’ Zuse wirkt schwierig. Er<br />
erweckt den Eindruck eines verkannten Er -<br />
finders.<br />
Obwohl Delius viele Stellen aus dem<br />
„Faust“ zitiert und Genieassoziationen anreißt,<br />
wohnt dem Werk eine intellektuelle<br />
Zer faserung inne. <strong>Die</strong> Verbindung Faust und<br />
Zuse mag legitim sein. Dennoch spiegelt die<br />
Komposition eine unmenschliche Konstruk -<br />
tion. Der Erzähler wirkt über heb lich und auf -<br />
grund der häufigen Vergleiche mit Goethes<br />
Gelehrtem vollkommen entstellt. Zu dem<br />
führt das andauernde Pala vern zu unnötigen<br />
Längen, die das Wesent liche überlagern.<br />
An Delius’ Literatur-Konzept hat sich dabei<br />
kaum etwas verändert. Ähnlich wie in<br />
„Der Spaziergang von Rostock nach Syra -<br />
kus“ aus dem Jahr 1995 wählt er Zuse als individuellen<br />
Kampfgeist, dessen Biographie in<br />
den Verlauf der Makrogeschichte eingebettet<br />
ist. Delius liebt das Einzelbeispiel, welches er<br />
aus Realität und Fiktion zusammensetzt. <strong>Die</strong><br />
Figur des Erfinders ist aber so spannend wie<br />
gefährlich. Denn sie lädt dazu ein, per se zu<br />
viel zu erdichten. �<br />
<strong>Herbst</strong> 2009 7
Modell Bauhaus. Hrsg.:<br />
Bau haus-Archiv Berlin /<br />
Mu seum für Gestaltung,<br />
Klas sik-Stiftung Weimar,<br />
Stif tung Bauhaus Dessau.<br />
Hatje Cantz Verlag, Ost fil -<br />
dern 2009. 376 Seiten, 302<br />
Abb., davon 236 farbig,<br />
39,80 €.<br />
Von<br />
THOMAS HUMMITZSCH<br />
Das Bauhaus hat der Mo der -<br />
ne seinen Stempel auf ge -<br />
drückt wie kaum eine andere<br />
Kunstschule. Bisher ist un ge -<br />
klärt, wie die Hoch schu le für<br />
Gestaltung in ihrer 14-jäh ri -<br />
gen Existenz zu solch his to -<br />
rischer Bedeu tung gelangen<br />
konnte. Noch heute stehen<br />
das Bauhaus und seine Pro -<br />
dukte für einen modernen Le -<br />
bensstil und kultivierten Ge -<br />
schmack.<br />
In diesem Jahr wäre das<br />
Bauhaus neunzig Jahre alt<br />
geworden. Wäre, denn das<br />
historische Bauhaus wurde<br />
im Sommer 1933 in Berlin<br />
geschlossen. Mit zahlreichen<br />
Ausstellungen wird in diesem<br />
Jahr das Jubiläum der er folg -<br />
reichen Kunst- und Design -<br />
schule begangen. <strong>Die</strong> bisher<br />
größte gastiert derzeit im<br />
Ber liner Martin-Gropius-<br />
Bau. Unter dem Titel „Mo -<br />
dell Bau haus“ versammelt sie<br />
Bau haus-Produkte bekannter<br />
und auch wenig bekannter<br />
Bau häusler aus fast 30 Mu -<br />
seen. Ab November wird die<br />
Ausstellung im New Yor ker Museum of<br />
Modern Art (MOMA) zu sehen sein. Der<br />
gleich namige Ausstellungs katalog versucht,<br />
den Blick auf das Bauhaus zu öffnen. <strong>Die</strong><br />
Präsentation der Mannig fal tig keit von Kon -<br />
zepten und Inhalten soll deutlich machen,<br />
dass das Bauhaus „ein radikales Experiment<br />
der Entgrenzung, Entkate go ri sierung und<br />
Zusammenführung“ war.<br />
Das Bauhaus wurde 1919 in Weimar als<br />
Zusammenschluss der Hochschule für bildende<br />
Kunst und der Kunstgewerbeschule<br />
von dem Architekten Walter Gropius gegründet.<br />
1925 musste es nach Dessau umziehen,<br />
nachdem die nationalkonservative thüringische<br />
Landesregierung der Schule die politische<br />
Unterstützung entzogen hatte. In Dessau<br />
blieb die Hochschule für Gestaltung bis 1932.<br />
In der Zeit entstanden die Dessauer Meister -<br />
Hoch lebe das Bauhaus<br />
Walter Gropius, 1928, vor seinem Entwurf<br />
zum Chicago Tribune Tower von 1922<br />
häuser, das Bauhaus-Lehrgebäude sowie die<br />
Wohnsiedlung Dessau-Törten. Der Grün -<br />
dungs direktor Walter Gropius verließ 1928<br />
das Bauhaus und Hannes Meyer übernahm<br />
bis 1930 dessen Funktion. Ab 1930 führte<br />
schließlich Ludwig Mies van der Rohe die<br />
Schule, die er nach dem Schließungs be -<br />
schluss des Dessauer Gemeinderats vom 1.<br />
Oktober 1932 nach Berlin umsiedelte und<br />
dort noch einige Monate als private Institu -<br />
tion weiterführte. Am 20. Juli 1933 wurde<br />
das Bauhaus unter dem Druck der regierenden<br />
Nationalsozialisten geschlossen.<br />
Zu keiner Zeit war das Bauhaus ein in ers -<br />
ter Linie künstlerisches Projekt. Konfron tiert<br />
mit den gesellschaftlichen Verhältnissen seiner<br />
Zeit, hatte es immer einen sozialen An -<br />
spruch. Sein Ziel bestand in der Ver söh nung<br />
von Architektur, Kunst und Handwerk und<br />
damit der Rückbindung dieser drei Bereiche<br />
an die gesell schaft lichen An -<br />
sprü che. Bereits im Grün -<br />
dungs manifest wurde dieser<br />
An spruch deutlich. „Wol len,<br />
erdenken, erschaffen wir gemeinsam<br />
den neuen Bau der<br />
Zukunft, der alles in einer<br />
Gestalt sein wird. Architektur<br />
und Plastik und Malerei, der<br />
aus Millionen Hän den der<br />
Handwerker einst gen Him -<br />
mel steigen wird als kristallenes<br />
Sinnbild eines neuen<br />
kommenden Glau bens.“ Ly o -<br />
nel Feining ers im kubis -<br />
tischen Stil ge haltene Kathe -<br />
drale auf dem Deckblatt des<br />
Manifests, ein funkelnder<br />
Kris tall der Ar chitektur, gilt<br />
bis heute als das Symbol die -<br />
ses Pro gramms.<br />
<strong>Die</strong> soziale Grundaus rich -<br />
tung fand sich auch in der inneren<br />
Struktur der Schule<br />
wieder. Als Werks- und<br />
Künst ler ge meinschaft fanden<br />
unter dem Dach des Bauhaus<br />
Archi tekten, Bildhauer, Ma -<br />
ler, De sig ner und Hand wer -<br />
ker aus allen Stilrichtungen,<br />
Ländern und Schichten zusammen<br />
und inspirierten sich<br />
gegenseitig. <strong>Die</strong> Vermittlung<br />
der gestalterischen Grund -<br />
lagen in den Vor kursen und<br />
die anschließende Um setz -<br />
ung des Gelernten in den<br />
Werkstätten schweißten<br />
Kunst und Handwerk zu einer<br />
elementaren Einheit zusammen.<br />
Darauf aufbauend sollten<br />
adäquate Antworten auf<br />
die sozialen Fragen der Zeit<br />
gefunden werden. Oder wie<br />
Walter Gropius zur Eröffnung der ersten<br />
großen Bauhaus-Aus stellung 1923 formulierte:<br />
„<strong>Die</strong> Schaffung von Typen für die nützlichen<br />
Gegenstände des täglichen Gebrauchs<br />
ist eine soziale Notwendigkeit.“<br />
Damit rückte das Schaffen von Prototypen<br />
für die industrielle Herstellung von Alltags -<br />
ge genständen in den Mittelpunkt der Bau -<br />
haus-Ausbildung. Zentral dafür war die Ver -<br />
mittlung der Gestaltungsgrundlagen in den<br />
Vor kursen, in denen neben Farb- und Form -<br />
lehre auch „Wesensforschung“ betrieben<br />
wurde. <strong>Die</strong> verschiedenen Materialien und<br />
Objekte sollten dort umfassend untersucht<br />
werden, um Dinge schließlich so gestalten zu<br />
können, dass sie richtig funktionierten. Den -<br />
noch gelang es zunächst nur selten, ein Bau -<br />
haus-Produkt zu präsentieren, das die industrielle<br />
Reproduktion ermöglichte. <strong>Die</strong><br />
Bauhäusler waren in den ersten Jahren noch<br />
8 <strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>
zu sehr mit ihren expressionistischen, surrealistischen<br />
oder dadaistischen Wurzeln verbunden.<br />
Walter Gropius forderte Lehrkräfte<br />
und Schü ler daher auf, sich von den Avant -<br />
garden der Moderne zu lösen, da man ansonsten<br />
zwar kostbare, aber zugleich unnütze<br />
Ge gen stände schaffe. Damit begann ein für<br />
den Lehrkörper und die Studentenschaft<br />
gleichermaßen schmerzhafter und verlust -<br />
reicher Pro zess der Hin wen dung zur Zweck -<br />
ratio na li tät.<br />
Am stärksten verdeutlicht die Entwicklung<br />
von Marcel Breuer die Neuausrichtung des<br />
Bau hauses. Stellt man seinen 1921 mit Gunta<br />
Stölzl entworfenen „Afrikanischen Stuhl“ neben<br />
seinen Clubsessel von 1926, wird die<br />
Ver drängung des Spielerischen zugunsten einer<br />
größtmöglichen Zweckrationalität offensichtlich.<br />
Mit dieser Ausrichtung des Bau -<br />
hauses auf funktionale Produkte des täglichen<br />
Bedarfs wurde es zur geschützten Marke und<br />
der von Oskar Schlemmer entworfene Bau -<br />
JOSEPH KYSELAK: Skizzen einer<br />
Fußreise durch Österreich. Hrsg. von<br />
Gabriele Goffriller, mit einem Vorwort von<br />
Gabriele Goffriller und Chico Klein. Verlag<br />
Jung und Jung, Salzburg und Wien 2009. 480<br />
Seiten, 29,90 €.<br />
Von MONIKA THEES<br />
Er habe im Wirtshaus gewettet, innerhalb von<br />
drei Jahren im ganzen Land bei Jung und Alt<br />
be kannt zu sein, natürlich ohne ein Ver -<br />
brechen zu begehen. So wird es berichtet, ob<br />
es stimmt, wissen wir nicht. Fest steht, im<br />
August 1825 bricht der 26-jährige Wiener Jo -<br />
seph Kyselak, bislang Registraturs-Accessist<br />
im k. k. Hofkammerarchiv, mit 15 Pfund<br />
schwe rem Rucksack samt Flinte und in<br />
Begleitung seines Wolfshundes Duna auf zu<br />
einer Fußreise durch Österreich, Bayern,<br />
Süd tirol und Slowenien. Vier Monate durchstreift<br />
er die Alpen, vollbringt dabei sportliche<br />
Höchstleistungen, so eine Dach steinbe -<br />
stei gung samt Gletscherüberquerung, lernt<br />
Land und Leute kennen, durchstöbert<br />
Burgruinen und einsame Gebirgsgegenden,<br />
nächtigt auf hoch gelegenen Sennhütten oder<br />
in Gast häusern zweifelhaften Rufs. Ein<br />
Fußgeher und Alleinreisender ist dieser junge<br />
Mann, ein einzelgängerischer Erkunder, den<br />
„romantische Ideen“ treiben, die Liebe zur<br />
Natur, Abenteuerlust und Wissbegier. Viel -<br />
leicht auch ein Spleen oder die Vorgabe obig<br />
erwähnter Wette?<br />
Egal wie, 1829 erscheinen die Teile eins<br />
und zwei von Joseph Kyselaks Reisenotizen,<br />
gedruckt bei Anton Pichler in Wien. Ein Ta -<br />
gebuch mit touristischen Erstbeschrei bung en<br />
zahlreicher Ortschaften und landes typischer<br />
Beson der heiten, verfasst mit lockerer Feder,<br />
zuweilen schwärmerisch, dann auch sachlichkühl<br />
oder gar spöttisch. Doch weder die lite-<br />
<strong>Herbst</strong> 2009<br />
haus-Kopf als Signum zum Qualitäts sie gel<br />
einer ganzen Generation.<br />
Der Mythos des historischen Bauhauses<br />
baut vor allem darauf auf, dass es die Avant -<br />
gar disten aller Fachbereiche unter einem<br />
Dach zusammenführte. Allein das Grün -<br />
dungs personal (Walter Gropius, Lyonel<br />
Feininger, Johannes Itten, Gerhard Marcks)<br />
musste wie ein Magnet auf die interessierte<br />
Studentenschaft wirken. Dazu kam, dass im<br />
Laufe der Jahre weitere bekannte Vertreter<br />
der europäischen Künstleravantgarde an die<br />
Hochschule gerufen wurden, darunter Per so -<br />
nen wie Paul Klee, Wassily Kandinsky, Os -<br />
kar Schlemmer, Josef Albers, Georg Muche,<br />
László Moholy-Nagy und die beiden späteren<br />
Direktoren Mies van der Rohe und Hannes<br />
Meyer.<br />
Erst diese bunte Mischung an Lehrkräften<br />
aus allen Stilrichtungen der Moderne machte<br />
das ständige Oszillieren der Konzepte und<br />
Der Urahn aller Sprayer<br />
rarische Qualität seiner „Skizzen“, die Origi -<br />
na li tät seiner Beschreibungen noch die kartografisch<br />
genauen Details und Beobachtungen<br />
machten Joseph Kyselak zu dem, was er<br />
innerhalb kurzer Zeit werden und bis heute<br />
bleiben sollte: ein umtriebiger k. k. Auto -<br />
gram mist, ein Urvater aller Sprayer und<br />
„street artists“, der erste österreichische<br />
Graffiti-Künstler, geboren 1799 als Sohn einer<br />
Beamtenfamilie in Wien, gestorben 1831<br />
daselbst an der Cholera.<br />
Was ihn zum Pinsel greifen lässt, deutet<br />
Kyselak ebenso unscharf an wie die tieferen<br />
Beweggründe seiner Fußwan der ung. Auch<br />
erwähnt er die (offiziell wohl gelittene)<br />
Namenskritzelei nur zweimal beiläufig in seinen<br />
„Skizzen“: Mit schwarzer Ölfarbe setzt<br />
der Burgen-, Ruinen- und Bergkletterer, groß<br />
leserlich in serifengeschmückten Ver sa lien,<br />
sein Signet: I. KYSELAK. Er war da. Eine<br />
Schreibspur hinterlässt der 26-Jährige auf seinen<br />
Wanderwegen quer durch die habsburgi-<br />
PRIVATSCHULE<br />
• Abitur (BAföG)<br />
• Mittlere Reife<br />
• Deutsch<br />
als Fremdsprache (au pair)<br />
• Fremdsprachen<br />
• Förderunterricht<br />
Pestalozzistraße 97<br />
10625 Bln. Charlottenburg<br />
www.lichtenberg-kolleg.de<br />
Ideen möglich, das die historische Bedeutung<br />
des Bauhauses heute begründet. Keine<br />
Publikation hat dies bisher derart plastisch<br />
veranschaulicht wie der Ausstellungsband<br />
„Modell Bauhaus“. In 68 Aufsätzen zu jeweils<br />
einem exemplarischen Objekt (darunter<br />
sämtliche Ikonen des Bauhauses) bringt der<br />
Band dem Leser nicht nur die Schaffens viel -<br />
falt der Bauhäusler nahe, sondern es gelingt<br />
ihm auch, den andauernden Modellcharakter<br />
der einzelnen Werke in der Kunstwelt zu verdeutlichen.<br />
Darüber hinaus vermittelt der<br />
Band einen umfassenden Eindruck des Le -<br />
bens und Schaffens am Bauhaus. Tafeln zu<br />
den einzelnen Jahreskapiteln ermöglichen die<br />
zeithistorische Einordnung der Geschehnisse<br />
am Bauhaus in die politischen, gesellschaftlichen<br />
und kulturellen Begleitumstände. Mit<br />
„Modell Bauhaus“ liegt nun ein Buch der<br />
Kunsthochschule in Bild und Text vor, das<br />
ein umfassendes Bild des historischen Bau -<br />
hauses und seiner Rezeption liefert. �<br />
schen Erblande. Meist unbeobachtet angebracht<br />
und weithin sichtbar prangt an Kirch -<br />
türmen, Felswänden und Burgmauern ein stilisierter<br />
„tag“, das Markenzeichen seines<br />
Urhebers. An die 18 Signaturen sind nach<br />
neueren Erhebungen noch erhalten, darunter<br />
auf der Ruine Sixtenstein, in der Burg<br />
Klamm, auf Schloss Eichhorn, am Wehrturm<br />
von Perchtoldsheim.<br />
Im Januar 2006 startete das von Gabriele<br />
Goffriller und Chico Klein initiierte Kyselak-<br />
Forschungsprojekt, als dessen Abschluss die<br />
Spielfilmdokumentation „Wenn sich’s tun<br />
ließ, schrieb er seinen Namen hin“ entstand.<br />
2009 folgte die jetzt vorliegende, erste ungekürzte,<br />
von Gabriele Goffriller herausgegebene<br />
Wiederveröffentlichung der Kyse lak schen<br />
„Skizzen“, mit Anmerkungen und einem 44seitigen<br />
Vorwort. Es versammelt Erhel len des<br />
über das Leben des Reiseschriftstellers und<br />
einen Abriss der äußerst lebendigen Re zep -<br />
☎<br />
„Natürlich der plausible Irrtum findet<br />
weniger Widerstand in der Welt<br />
als die Wahrheit.“<br />
G. C. Lichtenberg<br />
313 81 21<br />
9
tion, die den so früh Verstorbenen weit über<br />
seine Lebzeit hinaus zur Legende machen<br />
sollte. Kyselak – ein unsterbliches Phä no -<br />
men, ein Banksy des Biedermeier, ein rätselhafter<br />
„Überall-und-Nirgends“.<br />
So wenig sich über sein Leben sagen lässt<br />
– nach Abitur und abgebrochenem Philo so -<br />
phiestudium absolvierte er ein mehrjähriges<br />
Praktikum bei der Vitikalfonds-Kassen-<br />
Ober direktion in Wien, war seit 1825 dauer -<br />
beur laubt und aushäusig, nach der Österreich-Wanderung<br />
unterwegs in Ungarn, Ita -<br />
lien, Preußen, Sachsen, Böhmen und Mähren<br />
-, so detail- und aufschlussreich sind seine<br />
Reiseaufzeichnungen: Hier reist kein weltabgewandter<br />
Schöngeist und Schwärmer, sondern<br />
ein aufmerksamer und durchaus aufgeweckter<br />
Zeitgenosse. Kein amtsstubentrockener<br />
Biedermann, eher ein an Natur, Land -<br />
schaft und Leuten aufrichtig interessierter<br />
Feld- und Freiluftforscher, der anhand faltbarer<br />
(und teilweise streng der militärischen<br />
Nutzung vorbehaltener) topografischer Kar -<br />
ten seine Tagesetappen vorausschauend<br />
plant, ein robustes Mannsbild, das an manchen<br />
Tagen gut 50 Kilometer erläuft und<br />
FRANZ ALT - PETER SPIEGEL: Gute<br />
Geschäfte. Humane Marktwirtschaft als<br />
Ausweg aus der Krise. Aufbau Verlag,<br />
Berlin 2009. 263 Seiten, 16,95 €.<br />
Von THOMAS HAJDUK<br />
„<strong>Die</strong> Armen sind nicht kreditwürdig!“ <strong>Die</strong>sen<br />
Satz hörte Muhammed Yunus oft, als der<br />
Öko nomie-Professor aus Bangladesch mit<br />
Ban ken über Kleinkredite für Arme sprach.<br />
Millionen erfolgreich vergebener und zu -<br />
rück gezahlter Kredite sowie einen Friedens -<br />
no bel preis später, hat Yunus das Gegenteil<br />
bewiesen – mit seiner eigenen Bank. Jene<br />
Banker von damals dürften sich noch heute<br />
über ihre Kurzsichtigkeit ärgern.<br />
Der Erfinder der Kleinkredite dagegen hat<br />
sich als Visionär erwiesen und mit seiner Idee<br />
den Grundstein für eine neue, globale Soziale<br />
Marktwirtschaft gelegt. Das meinen jedenfalls<br />
der Journalist Franz Alt und der Sozio lo -<br />
ge Peter Spiegel in „Gute Geschäfte“. Mit<br />
dem überschwänglichen „Kampagnenbuch“<br />
geben die beiden den Startschuss für eine<br />
bun desweite Kampagne, die Deutschland zu<br />
einem Vorreiter der weltweiten „Social-Busi -<br />
ness“-Bewegung machen soll.<br />
„Social Business“ oder zu Deutsch: So -<br />
zial unternehmen, das sind profitable Unter -<br />
nehmen, die aber nur eine geringe oder gar<br />
keine Rendite zahlen und Gewinne stattdessen<br />
in ihre soziale oder ökologische Ziel -<br />
setzung investieren. Es geht im Kern darum,<br />
abends die schmerzenden Füße mit Bir ken -<br />
blättern kuriert.<br />
Lange vor der touristischen Erschließung<br />
des Alpenraumes zeugen Kyselaks Reise no -<br />
tizen von abgelegenen Routen, von Schön -<br />
heit, Größe und sportiver Herausforderung<br />
des alpinen Hochgebirges – sowie vom All -<br />
tag und den Lebensumständen in der Steier -<br />
mark, in Kärnten, Tirol, im Berchtes gadener<br />
und Salzburger Land zu Beginn des 19.<br />
Jahrhunderts: ein traditionell agrarisch geprägtes,<br />
meist karges Leben mit und gegen<br />
die elementaren Urgewalten. Kyselaks Natur -<br />
be schreibungen zeigen, dass er zwar ganz<br />
Kind seiner Zeit war: <strong>Die</strong> Natur ist ein<br />
Individuum, Felsen zittern, Flüsse sind Na ja -<br />
den und Nymphen. Doch wird sie bei ihm<br />
auch schon Objekt empirischen und ge -<br />
werblich-industriellen Inter es ses (Holz wirt -<br />
schaft, Bergbau, Salzgewin nung).<br />
Wiederholt beklagt Kyselak den Raubbau<br />
an den Wäldern, der die Lawinengefahr begünstigt,<br />
schildert Not leidende Bergler fa -<br />
milien, deren Männer als Wilddiebe Leben<br />
und Freiheit für ein Stück Gamsfleisch riskie-<br />
Der lange Schatten der Bonsai-Menschen<br />
mit marktwirtschaftlichen Mitteln „etwas<br />
Gutes“ zu schaffen.<br />
Am besten zeige dies noch immer das ers -<br />
te Sozialunternehmen überhaupt: die von<br />
Yunus gegründete Grameen Bank. Mitte der<br />
1970er Jahren erkannte der Professor, dass<br />
seine Theorien und Modelle an der Realität<br />
vorbeigingen – Millionen seiner Landsleute<br />
lebten in bitterster Armut. Nach mehreren<br />
Besuchen in Dörfern wusste er, dass viele<br />
von ihnen etwas unternehmen und ein kleines<br />
Geschäft aufbauen wollten: Wasser verkaufen,<br />
Hühner züchten oder Brot backen. Aber<br />
ihnen fehlte schlicht das Geld dafür, oft nur<br />
wenige Dollar. Weil es die Banken ihnen<br />
nicht gaben, bürgte Yunus zunächst selbst für<br />
die ersten Kleinkredite. Nachdem zu seiner<br />
Überraschung alle Kreditnehmer ihre Kredite<br />
getilgt hatten, wiederholte er das Experiment<br />
solange, bis klar war: Arme sind kreditwürdig.<br />
Was Yunus beflügelte, war der Glauben an<br />
die Kreativität und das Unternehmertum aller<br />
Menschen. <strong>Die</strong> Armen bezeichnet er als<br />
„Bon sai-Menschen“: Sie wollten wachsen,<br />
würden aber durch die Umstände – wie den<br />
fehlenden Zugang zu Krediten – in ihrer<br />
Entfaltung beschnitten. Aber Vertrauen allein<br />
macht nicht das Erfolgsrezept seiner Gra -<br />
meen Bank aus, die bis heute Kleinkredite im<br />
Wert von über 8,2 Milliarden US-Dollar vergeben<br />
hat und eine phänomenale Tilgungs -<br />
quote von knapp 98 Prozent aufweist.<br />
ren, das mitunter grassierende Bandenwesen.<br />
Er berichtet von der „Kropfmode“ der Tiro -<br />
ler, ihrem Volks- und Freiheitshelden Andre -<br />
as Hofer und von einem Dorf, in dem geistig<br />
Behinderte mehr vegetieren denn leben. Sein<br />
Grundton bleibt dabei heiter und hell, auch<br />
wenn dreiste Mitfahrende eines Nachts seinen<br />
für sieben bayrische Gulden erstandenen<br />
Ruder kahn stehlen, oder wenn während einer<br />
Fluss fahrt das Fracht- und Passagierschiff in<br />
die Quere treibt und der geladene Kalk Feuer<br />
fängt.<br />
Kyselak hätte, wäre die anfangs erwähnte<br />
Wette jemals abgeschlossen worden, diese<br />
leich tens und auf Dauer gewonnen: nicht nur<br />
als kurioser Zeitgenosse, Aus- und Quer stei -<br />
ger, sondern als Urahn aller heutigen Pflas -<br />
ter- und Mauerkünstler, als wagemutiger<br />
Burg- und Ruinenforscher, unerschrockener<br />
Alpinist und, die Neuauflage der lange Zeit<br />
vergriffenen „Skizzen“ beweist es, als origineller,<br />
seiner Wahrnehmung und Empfin -<br />
dung vertrauender Reiseschriftsteller des<br />
Biedermeier, der sich mit „weatherproof<br />
tags“ und Tintenfeder auf seine Weise einschrieb<br />
in Landschaft und Gedächtnis. �<br />
Kredite werden nur an Gruppen von mehreren<br />
Schuldnern vergeben. In diesen künstlich<br />
geschaffenen Schicksalsgemeinschaften<br />
stehen die Kreditnehmer füreinander ein und<br />
motivieren sich gegenseitig, das Beste aus ihren<br />
Krediten zu machen. Es ist auch kein Zu -<br />
fall, dass 97 Prozent der Kunden von Gra -<br />
meen Frauen sind – sie gehen schlicht verantwortlicher<br />
als Männer mit dem geliehenen<br />
Geld um. Und ihnen, den Schuldnern, gehört<br />
diese Bank zu 95 Prozent, was sich wiederum<br />
positiv auf ihr Selbstwertgefühl und ihre Mo -<br />
ti va tion auswirkt.<br />
<strong>Die</strong> Grameen Bank hat sich als effektive<br />
Form der Armutsbekämpfung erwiesen und<br />
weitere Geschäftsbereiche erschlossen. So<br />
verkauft Grameen Shakti Solar- und Biogas -<br />
an lagen, die bisher unversorgte Gebiete des<br />
Landes auf nachhaltige Weise elektrifizieren.<br />
Grameen Phone bietet im ganzen Land Mo -<br />
bil telefone an. All das kostet – und Kritiker<br />
meinen: zu viel angesichts der Zielgruppe –,<br />
ist aber eben auch profitabel und damit anders<br />
als Spenden langfristig wirksam: eine<br />
beeindruckende Hilfe zur Selbsthilfe!<br />
Doch kann das die Grundlage für ein neues<br />
Wirtschaftssystem und eine gerechtere<br />
Welt sein, in der Armut ein Fall für das Mu -<br />
seum wird? Kann das in anderen Ländern<br />
funk tionieren, allzumal in entwickelten<br />
Industrieländern? Wenn es nach dem Opti -<br />
mis mus und Tatendrang der Autoren Alt und<br />
Spiegel geht, dann ist es nur noch eine Frage<br />
der Zeit und Überzeugung, bis weltweit Hun -<br />
10 <strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>
Franz Alt und Peter Spiegel<br />
dert tausende von Sozial unter nehmen den al -<br />
ten „Raub tier-Ka pi ta lismus“ durch eine<br />
„öko-soziale Markt wirt schaft“ ersetzen. Ge -<br />
rade der ers te, von Franz Alt geschriebe ne<br />
Teil des Bu chs ist teils sehr polemisch. Man<br />
merkt jeder Zeile die Wut über die Gier und<br />
Missetaten der „Invest ment-Geier“ und anderer<br />
„Neoliberaler“ an, ärgert sich aber auch<br />
über Redundantes.<br />
<strong>Die</strong> Beispiele für Sozialunternehmer und<br />
sozial handelnde Unternehmer der alten<br />
Schu le entschädigen dafür umso mehr. Hier<br />
vermag Alt den Leser mit seinem grenzenlosen<br />
Enthusiasmus anzustecken! Umwelt -<br />
banken, Sonnenhäuser, Elektroautos im<br />
Eigenbau – es tut sich viel im Land, weit<br />
mehr als die Wirtschaftspresse vermuten<br />
lässt. Wenn jedes Land solche Unternehmer<br />
förderte, wenn dieses un gemeine kreative Po -<br />
tenz ial ausgeschöpft würde, wären dann nicht<br />
alle Krisen zu meistern?<br />
Wie das geschehen könnte, zeigt Peter<br />
Spie gel im zweiten Teil des Buches. Hier<br />
zeich net er systematisch die Entwicklung der<br />
Grameen Bank nach und kommt anschließend<br />
auf verschiedene Förderer und Praktiker<br />
der Social-Business-Bewegung zu sprechen.<br />
Neben zahlreichen Fonds und Stiftungen, einer<br />
geplanten Grameen Bank in Berlin und<br />
dem von Spiegel geleiteten <strong>Berliner</strong> Genisis-<br />
Institut lassen vor allem die Social Joint Ven -<br />
tures aufhorchen. Dabei handelt es sich um<br />
Kooperationen großer Unternehmen mit der<br />
Grameen Gruppe.<br />
Den Anfang machte Danone, welches in<br />
Bangladesch einen mit Nährstoffen angereicherten<br />
und erschwinglichen Jogurt für die<br />
Armen herstellt. Mittlerweile haben andere<br />
<strong>Herbst</strong> 2009<br />
Großunternehmen Yunus wegen ähnlicher<br />
Social Joint Ventures um Rat gebeten. Als<br />
ers tes deutsches Unternehmen wird BASF<br />
mit Grameen zusammenarbeiten und dafür<br />
Mos ki tonetze und Vitaminbeutel herstellen.<br />
Solche gemeinsamen Unternehmungen werden<br />
weitere Nachahmer finden und könnten<br />
so helfen, das Geschäftsmodell „Social Bu si -<br />
ness“ zum Mainstream zu machen.<br />
<strong>Die</strong> Aussichten, auf politischem Wege und<br />
mittels eines „Global Marshall Funds“ regionale<br />
Kleinkreditsysteme auf der ganzen Welt<br />
zu etablieren, dürften dagegen düsterer sein.<br />
Obwohl 30 Milliarden Dollar Starthilfe für<br />
10.000 Kleinkreditsysteme eine vergleichsweise<br />
geringe Summe sind, wären doch ein<br />
Kooperationsniveau und eine Aufgeschlos -<br />
sen heit notwendig, die viele Regierungen und<br />
Entwicklungshilfeorganisationen kaum aufbringen<br />
dürften. Noch unwahrscheinlicher erscheint<br />
eine weitere Forderung, die gemeinsam<br />
mit dem „Global Marshall Fund“ anlässlich<br />
des G20-Gipfels am 5. März 2009 gestellt<br />
wurde: dass ein Zehntel aller Hilfs maß -<br />
nahmen im Rahmen der Wirtschaftskrise an<br />
Sozialunternehmen geht. Ob aber gerade der<br />
Internationale Währungsfond, der für klassische<br />
Investitionen in die Infrastruktur bekannt<br />
ist, die richtige Organisation dafür ist?<br />
Überhaupt scheint der Weg über die internationale<br />
Politik inkompatibel mit der ursprünglichen<br />
Idee zu sein. <strong>Die</strong> Grameen<br />
Bank ist noch heute stolz darauf, ohne<br />
Spenden und (mit Ausnahme der obligatorischen<br />
Staatsbeteiligung von fünf Prozent) ohne<br />
staatliche Eingriffe auszukommen. Der<br />
Reiz der Idee liegt ja gerade in der privaten<br />
Initiative und der Entfaltung freier Kreativität<br />
– wie soll das mit Vergaberichtlinien und bü-<br />
rokratischen Prozessen zusammenpassen?<br />
<strong>Die</strong> größte Herausforderung<br />
dürfte aber in der Gewohnheit<br />
liegen, die der Feind aller<br />
Veränderung ist. Schon kehren<br />
die ersten Banken zum Ta ges -<br />
geschäft zurück, zahlen hohe<br />
Boni und verbitten sich Erin ne -<br />
rungen an jene Zeit der Staats hil -<br />
fen und des drohenden Zusam -<br />
menbruchs. Ver hee render könn -<br />
te der langsame Auf schwung<br />
sein, der sich in Europa und den<br />
USA abzuzeichnen scheint – in<br />
Asien hat es einen richtigen<br />
Crash erst gar nicht gegeben. So<br />
ist es zweifelhaft, ob jetzt die<br />
Zeit ist, das Wirtschafts system<br />
zu ver än dern und die „bür ger -<br />
liche Re volution“ (Spiegel),<br />
jenes große Projekt der Aufklä -<br />
rung, zu vollenden. Vielleicht<br />
hat es diese Ge legenheit auch nie<br />
gegeben.<br />
Wie die Social-Business-Be -<br />
wegung sich auch entwickeln<br />
mag: „Gute Geschäfte“ ist das vielleicht beste<br />
Buch, das man in der Krise lesen kann.<br />
Engagiert und zuversichtlich präsentiert es eine<br />
ebenso wunderbare wie praktikable Idee.<br />
Wo andere mit riesigen Geld summen<br />
jonglieren und abstrakte Re gu lie r ungen verhandeln,<br />
da gehen Alt und Spiegel auf den<br />
Menschen zurück und zeigen, wie Kreativität<br />
und Mut selbst die widrigsten Umstände<br />
überwinden können. Sie zeigen, wie weit der<br />
Schatten von „Bonsai-Menschen“ reicht. �<br />
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Wir freuen uns über Ihre Bewerbung!<br />
Es erwartet Sie ein junges freundliches<br />
Redaktionsteam.<br />
11
PATRICK FINDEIS: Kein schöner<br />
Land. Roman. Deutsche<br />
Verlags-Anstalt, München 2009.<br />
208 Seiten, 18,95 €.<br />
Von CAROLIN BEUTEL<br />
Der in Berlin lebende Autor<br />
Patrick Findeis hat im Sommer<br />
2009 seinen Debütroman „Kein<br />
schöner Land“ veröffentlicht. Dass<br />
es sich um einen Autor handelt,<br />
dessen Debüt mit Spannung erwartet<br />
werden würde, deutete sich bereits<br />
an, als er 2007/08 an der Le -<br />
sung der Sti pen di a ten der Autoren -<br />
werk statt Prosa des Literarischen<br />
Colloqui ums Berlin teilnahm. Es<br />
folgte ein Arbeits sti pen dium des<br />
<strong>Berliner</strong> Senats. Als Findeis ver -<br />
gangenes Jahr bei den Ta gen der<br />
deutschsprachigen Li te ratur in<br />
Kla genfurt einen Aus zug aus dem<br />
Manuskript las, wurde er mit dem<br />
3-Sat-Preis ausgezeichnet.<br />
Patrick Findeis wurde 1975 in<br />
Heidenheim an der Brenz geboren.<br />
Er weiß also, worüber er schreibt,<br />
wenn er in „Kein schöner Land“<br />
vom Leben in der süddeutschen<br />
Provinz berichtet. Er machte eine<br />
Lehre und zog nach Köln, wo er<br />
sein Abitur auf dem zweiten Bil -<br />
dungs weg nachholte. Anschließ -<br />
end folgte ein kurzes Studium in<br />
Bonn, bevor er nach Leip zig ging<br />
und von 2003 bis 2006 am Li te ra -<br />
tur institut studierte. <strong>Die</strong> Zeit in<br />
Leipzig half ihm dabei, seine Ent -<br />
wicklung als Autor zu beschleunigen<br />
und eine eigene Sprache zu<br />
finden.<br />
Ein Mann steht in einer Telefonzelle. Er<br />
blickt in sein Notizbuch, in dem nur zwei<br />
Num mern stehen: die seiner Eltern und die<br />
seines ehemals besten Freundes Uwe. „Er<br />
hatte ständig an seine Eltern und seinen Bru -<br />
der gedacht, er hatte bis heute nicht mehr an<br />
Uwe gedacht.“ Der Mann, der schließlich seine<br />
Eltern anrufen wird, heißt Olaf. Zehn Jah -<br />
re ist es her, dass er Friedberg verlassen musste.<br />
Er ging, nachdem der Schlosserbe trieb<br />
seines Vaters, den er übernehmen sollte, in<br />
Flammen aufgegangen war. In der Zeit danach,<br />
als Olaf in der Fremdenlegion diente,<br />
blieben seine Eltern in Ungewissheit zurück.<br />
Olafs jüngerer Bruder Jürgen brachte es in<br />
Köln immerhin bis zur Promotion, wenn ihm<br />
die Stelle bei der Denkmalbehörde auch versagt<br />
blieb. Als Jürgen von Olafs Rückkehr erfährt,<br />
muss er sofort an den Anruf seines Bru -<br />
ders denken, den er drei Tage nach dem<br />
Brand erhalten hatte: „Und der einzige Satz,<br />
Blick in die Provinz<br />
Patrick Findeis<br />
mit dem er ihnen hätte helfen können: Das<br />
war alles keine Absicht, und mir tuts leid, und<br />
mir gehts gut! den hatte er für sich behalten,<br />
und wie er vielleicht sogar gehofft hatte: für<br />
immer.“ Als Olaf tatsächlich zurückkehrt und<br />
Fragen stellt, werden noch andere Ereignisse<br />
aus der Vergangenheit aufgeworfen. Er trifft<br />
auf Angelika, die Mutter seines ehemals besten<br />
Freundes Uwe. Mit ihr möchte er darüber<br />
reden, warum Uwe eines Tages mit einer<br />
Spritze in der Leiste im elterlichen Badezim -<br />
mer aufgefunden wurde.<br />
Angelika ist Wirtin des Gasthauses Gam -<br />
bri nus in Rottensol, einem kleinen Ort bei<br />
Friedberg. Obwohl die Wirtschaft sich nicht<br />
mehr rentiert, steht sie trotzdem mit schmerzenden<br />
Gelenken hinter dem Ausschank. Zu -<br />
erst verließ sie ihr Sohn Uwe, später auch ihr<br />
Mann Alfons. Angelika lebt in der Ver gang -<br />
enheit: „Immer wenn sie dachte, dach te sie an<br />
ihre Toten.“ Aber alle sagen, sie sei eine gute<br />
Mutter und Ehefrau gewesen. Auch dann<br />
noch, als sie ihren Sohn Uwe unter<br />
einem Vorwand von der Walz nach<br />
Hause lockte und damit scheinbar<br />
sein Unglück besiegelte.<br />
Uwes Kindheit spielte sich entweder<br />
in der dunklen Wohnung<br />
über der Schankstube oder bei der<br />
Oma in Friedberg ab. Dort verbrachte<br />
er mit seinem Freund Olaf<br />
die glücklicheren Tage. Aber als<br />
ihre Schul wege sich trennten und<br />
die Freund schaft abbrach, wurde<br />
Uwes Leben wieder trostlos. <strong>Die</strong><br />
Liebe zu seiner adop tieren Cousine<br />
Nicki blieb unerwidert. Einen<br />
Neuanfang sollte die Walz nach<br />
seiner Ausbildung zum Zimmer -<br />
mann bringen – Uwe wollte bis<br />
nach Afrika kommen. Doch es<br />
kommt alles anders und schließlich<br />
sitzt er wieder in Rottensol neben<br />
Nickis drogenabhängigem Freund<br />
in einem baufälligen Haus. Der<br />
Traum scheint zu Ende, aber Uwe<br />
versucht noch ein letztes Mal, das<br />
Leben zu leben, das er sich gewünscht<br />
hat.<br />
Schon von Beginn an konnte<br />
Uwes Vater Alfons den Anblick<br />
des blonden Schopfes seines Soh -<br />
nes nicht ertragen. Er, der Dunkel -<br />
haarige, hielt stets den Nachbarn<br />
Späth für Uwes leiblichen Vater.<br />
Nur noch Späths Hän de erinnern<br />
an die harte Arbeit als Bauer. Vieh<br />
und Felder hat er schon längst verkauft,<br />
auf seinem Grund befindet<br />
sich nun eine in der Gemeinde<br />
verpönte Neubau siedlung. Dass<br />
Späth mit der bäuerlichen Tradi -<br />
tion brach, nehmen ihm die Men schen im Ort<br />
übel. Doch ihm fehlte ein Nachkomme, der<br />
an die Tradition hätte anknüpfen können,<br />
denn sein einziger Sohn ist schwul und wurde<br />
von ihm und seiner Frau verstoßen. Späth<br />
verbringt seine Zeit nun damit, Zigaretten -<br />
schatul len herzustellen und die Wirtin Ange -<br />
lika anzu him meln. Sei nen Ruf in der Ge -<br />
mein de versucht er wiederherzustellen,<br />
indem er die Res taurierung der Kapelle bezahlt.<br />
Für das Kapitel über Bauer Späth wurde<br />
Findeis beim Bachmann-Preis ausgezeichnet.<br />
<strong>Die</strong> Diskussion der Juroren führte zu kontroversen<br />
Beurteilungen: <strong>Die</strong> <strong>Literaturkritik</strong>erin<br />
Daniela Strigl warf Findeis beispielsweise<br />
vor, dass er einen Roman geschrieben habe,<br />
mit dem er im Trend liegen wolle und der<br />
sich in die Tradition der Blut-und-Boden-Li -<br />
te ratur einreihe. Ijoma Mangold, der gemeinsam<br />
mit Amelie Fried die ZDF-Litera tur sen -<br />
dung „<strong>Die</strong> Vorleser“ moderiert, hielt das<br />
Soap-Format „Bauer sucht Frau“ für ein zeit-<br />
12 <strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>
gemäßeres Spiegelbild des bäuerlichen Le -<br />
bens. Stets wurde jedoch der von Findeis ver -<br />
wendete Ton gewürdigt, so auch von Burk -<br />
hard Spinnen: „In diesem Ton ist alles, alle<br />
Figuren, alles Denken, die ganze Katastrophe<br />
und Tragödie aufgehoben. Und das ist, nach<br />
meinem Dafürhalten, eine ganz große literarische<br />
Leistung.“<br />
Findeis hat vor allem im ersten Teil des<br />
Buches ein stimmiges Panoptikum über das<br />
Leben in der Provinz geschaffen: über die<br />
Menschen und ihre Tragödien. Sein Roman<br />
„Kein schöner Land“ ist gerade deshalb so<br />
zeitlos, weil die geschilderten Konflikte sich<br />
von Generation zu Generation wiederholen –<br />
sei es der Umgang mit der Vergangenheit und<br />
ihre Verdrängung oder das Festhalten an<br />
Konventionen. Findeis hat eine ganz eigene<br />
Sprache gefunden, mit der er auch die erdrückende<br />
Sprachlosigkeit seiner Figuren<br />
zum Ausdruck bringen kann. Außerdem gelingt<br />
ihm eine authentisch-greifbare Schil -<br />
derung des Innenlebens seiner Protagonisten<br />
– so bei Uwes Kindheitserinnerungen und bei<br />
Angelikas Schicksalsergebenheit. Findeis<br />
zeigt Abgründe auf, ohne den Leser dabei auf<br />
ein allzu düsteres Terrain zu schicken. Mit<br />
„Kein schöner Land“ hat er ein beeindrukkendes<br />
Debüt vorgelegt, in dem er das<br />
Schicksal einer Generation schildert, deren<br />
Herkunft sie auf Lebenszeit prägt. �<br />
„Ich musste viel üben, viel<br />
lesen, viel ausprobieren“<br />
Ein Gespräch mit Patrick Findeis.<br />
Von CAROLIN BEUTEL<br />
BLK: Herr Findeis, ihr Debütroman heißt<br />
„Kein schöner Land“. Wie kam es zu dem<br />
Titel?<br />
Patrick Findeis: Zuerst hatte ich den Titel<br />
„Gambrinus“ geplant, wie auch die Kneipe in<br />
meinem Buch heißt. Aber eigentlich wollte<br />
ich es so nennen wegen der Sage: Nach ihr<br />
soll der Fürst, der das Bierbrauen erfunden<br />
hat, so geheißen haben. Ich fand, dass das<br />
ganz gut zur Hauptfigur Uwe passte. Im Lau -<br />
fe der Arbeit war es jedoch zu wenig, denn<br />
die Geschichte hatte sich auf mehrere Figuren<br />
ausgedehnt. Auch die Umgebung wur de immer<br />
wichtiger, und so fiel mir das Volkslied<br />
ein.<br />
Durch den Titel wird die Vorstellung einer<br />
ländlichen Idylle erzeugt. Viele Kritiker meinen,<br />
dass es Ihre Absicht gewesen sei, eine<br />
Idylle aufzubauen um sie dann wieder zu zerstören.<br />
Ich wollte kein Buch schreiben, in dem die<br />
Provinz besonders schlecht wegkommt. Dass<br />
es in der Provinz spielt, hat natürlich seine<br />
Gründe. Der Titel ist ironisch gemeint: Man<br />
kann ihn ja auch „Kein schönes Land“ lesen,<br />
das ist der Subtext, der da mitschwingt.<br />
<strong>Herbst</strong> 2009<br />
Irgendwelche Provinz- oder Idyllenvorstel -<br />
lung en zerschlagen, muss ich gar nicht, das<br />
haben schon genug andere Autoren vor mir<br />
getan. Was für einen Idylle ist, hängt schließlich<br />
auch davon ab, wo man hineingeboren<br />
wird.<br />
Und weshalb haben Sie die Provinz als<br />
Schauplatz gewählt?<br />
Das hat sich daraus ergeben, dass in der<br />
Provinz das soziale Netz viel enger und die<br />
soziale Kontrolle viel stärker ist. Dort ist eine<br />
Drogengeschichte eine viel verpöntere An ge -<br />
legenheit als in der Großstadt. Natürlich<br />
spielt es auch eine Rolle, dass ich dort herkomme.<br />
War es Ihr Anliegen, dass der Leser sich in<br />
dem Roman wiederfindet? Ich denke hierbei<br />
besonders an die sehr realistisch gestalteten<br />
Kindheits- und Jugenderinnerungen.<br />
<strong>Die</strong>sen Wiedererkennungswert woll te ich<br />
schon erzielen. Mein An liegen war es auch,<br />
dass jemand, der zum Beispiel in Berlin-<br />
Neukölln aufgewachsen ist, sich auch auf eine<br />
Weise darin wiederfinden kann.<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, benötigten<br />
Sie eine passende Ausdrucks weise. Wie<br />
schwierig war für Sie die Suche nach einer<br />
geeigneten Sprache?<br />
Es hat eine Weile gedauert. Es war im<br />
Grunde viel üben – viel lesen, viel schreiben,<br />
viel ausprobieren. Ich hatte von dem Roman<br />
auch eine erste Fassung geschrieben, die ich<br />
dann verworfen habe. <strong>Die</strong> Probleme dieser<br />
ersten Fassung hatten zwar mehr mit der<br />
Konstruktion, aber auch mit der Spra che zu<br />
tun. Am Anfang hatte ich das Gefühl, ich will<br />
etwas sagen, aber ich kann es noch nicht – ich<br />
will etwas schreiben, aber es kommt nicht so<br />
heraus, wie ich will.<br />
Und wann kam es zum Durchbruch?<br />
Da hat mir das Literaturinstitut in Leipzig<br />
sehr geholfen. Durch die Beschäftigung mit<br />
Literatur und dem eigenen Schreiben kam<br />
dann auch eine Ausdrucksweise, mit der ich<br />
erstmal einverstanden sein kann. Sie kann<br />
zwar noch besser werden, aber befindet sich<br />
jetzt auf einem Level, bei dem ich sagen<br />
kann: Jetzt ist es so gut, wie ich es kann, und<br />
ich kann jetzt auch das sagen, was ich will –<br />
vielleicht noch nicht zu hundert Prozent, aber<br />
in einem bestimmten Rahmen.<br />
Wie lange waren Sie insgesamt mit der<br />
Arbeit an dem Buch beschäftigt?<br />
Angefangen habe ich im Frühjahr 2005<br />
und fertig war es im Frühsommer 2007.<br />
Nach dem ich dann vergangenes Jahr einen<br />
Verlag für das Buch gefunden hatte, habe ich<br />
noch einmal ein halbes Jahr mit der Lektorin<br />
daran gearbeitet. Es waren also schon gut drei<br />
Jahre.<br />
Sie haben das Literaturinstitut in Leipzig<br />
erwähnt. Inwieweit hat es Ihnen bei der Ar -<br />
beit geholfen?<br />
Mir hat es sehr geholfen. Bevor ich nach<br />
Leipzig ging, habe ich in Köln gewohnt. Dort<br />
kannte ich niemanden, der schreibt oder sich<br />
wirklich ernsthaft damit beschäftigt. Und<br />
„Ein Lehrbuch<br />
Komik und<br />
Satire? Gibt’s<br />
doch gar<br />
nicht!“ Jetzt schon.<br />
Erstes deutschsprachiges Lehrbuch über Komik<br />
& Satire zum professionellen Gebrauch in Journalismus<br />
und Kreativem Schreiben<br />
Mit Interviews mit Bernd Eilert (u.a. der Mann<br />
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und Stefan Raab), Ralf Husmann (Comedy-Producer<br />
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Hans Zippert (ehemaliger Titanic-Chefredakteur,<br />
Welt-Kolumnist »Zippert zappt«), F.W. Bernstein<br />
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13
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wenn man dann nach Leipzig kommt, ist das<br />
plötzlich umgekehrt: Auf einmal kennt man<br />
niemanden mehr, der nicht schreibt. Was natürlich,<br />
da ich es ernsthaft machen wollte,<br />
sehr gut war. Überall spricht man über Li te ra -<br />
tur und die eigenen Texte: in den Seminaren,<br />
aber auch danach in der Kneipe, zu Hause<br />
oder wo auch immer. Zumindest musste ich<br />
erst finden, über was ich eigentlich genau<br />
schreiben wollte. Das Literaturinstitut hat die<br />
Zeit der Suche enorm verkürzt. Es ist kein<br />
Allheilmittel, aber mir hat es viel gebracht.<br />
Im Jahr 2008 haben Sie am Bachmann-<br />
Wettbewerb in Klagenfurt teilgenommen. Wie<br />
wirkte diese Erfahrung sich auf Ihr Schreiben<br />
aus?<br />
Der Grund für meine Bewerbung zum<br />
Bach mann-Preis war, dass ich für mein Buch<br />
zunächst keinen Verlag finden konnte. Eine<br />
Autoren-Freundin von mir meinte deshalb:<br />
„Findeis, du musst zum Bachmann-Preis!“<br />
Außerdem kannte ich den Autor Burkhard<br />
Spinnen, der in Klagenfurt Juror ist und mich<br />
vorschlug. Der Hauptgrund war also, dass ich<br />
einen Verlag finden wollte. Es ist dann auch<br />
eine Bestä ti gung, wenn man relativ vie le Ab -<br />
sagen von Verla gen bekommen hat.<br />
Hatte diese Erfahrung direkten Einfluss<br />
auf den Schreibprozess?<br />
Da das Buch damals bereits zu neunzig<br />
Pro zent stand und ich danach hauptsächlich<br />
umgearbeitet habe, hat es mich beim eigentlichen<br />
Schreiben gar nicht so sehr beeinflusst.<br />
Ich habe jetzt mit der Arbeit an einem zwei -<br />
ten Ro man begonnen. Da beeinflusst mich<br />
eher die Reaktion auf „Kein schöner Land“.<br />
In der Zwischenzeit ist auch sehr viel passiert,<br />
es gab auch wieder einen neuen<br />
Bachmann-Preis. In der Hinsicht beeinflusst<br />
mich eher die Kritik an dem fertigen Buch.<br />
Verraten Sie etwas über das zweite Buch?<br />
Das ist mir noch zu frisch. Ich weiß selber<br />
noch zu wenig darüber.<br />
Kommen wir auf den Inhalt des ersten<br />
Buches. Im Eingangszitat von Faulk ner („Ist<br />
es also verwunderlich, dass diese Welt vor allem<br />
von den Toten bevölkert ist?“) geht es um<br />
die Toten, die immer noch da sind. Auch bei<br />
Ihrer Figur Ange lika scheinen ihr Leben und<br />
ihre Gedanken nur um die Toten zu kreisen.<br />
Ist diese Nähe zu den Ver stor benen ein zentraler<br />
Aspekt von „Kein schöner Land“?<br />
Es gibt noch diesen viel berühmteren Satz<br />
von Faulkner, den ich jedoch gerade wegen<br />
seiner Berühmtheit nicht ausgewählt habe:<br />
„<strong>Die</strong> Ver gang en heit ist nicht tot, sie ist nicht<br />
einmal vergangen.“ Der Gedanke mit der<br />
Ver gangenheit war von Anfang an da – vor<br />
allem dieses Gefühl, dass die Vergangenheit<br />
und insbesondere die Schuld, die dort liegt,<br />
immer wiederkehren. Durch diese unaufgearbeitete<br />
Vergangenheit, die immer präsent ist,<br />
ist auch keine Zukunft möglich. <strong>Die</strong> Zu -<br />
kunftsfähigkeit geht verloren oder ist einfach<br />
nicht vorhanden. Das war beim Schreiben ein<br />
Grundaspekt.<br />
Sind Ihre Figuren eher durch die Ver -<br />
gang en heit befangen als durch Kon ventionen<br />
und ihre Sprach- und Hilflosig keit?<br />
Das spielt alles Hand in Hand. Durch ihre<br />
Sprachlosigkeit, ihr Gefangensein in Kon -<br />
ven tionen haben sie quasi die Vergangenheit,<br />
mit der sie jetzt zu kämpfen haben, herbeigeführt.<br />
Trotzdem können sie nicht daraus lernen.<br />
Es ist eine Art Kreisel. Das war für mich<br />
auch ein Grund dafür, die Geschichte nicht an<br />
einer Zeitachse entlang anzulegen, sondern<br />
immer wieder die Vergangenheit im Text zurückkehren<br />
zu lassen.<br />
<strong>Die</strong> Figuren befinden sich also in einer Art<br />
Kreisel, aus dem sie zwar heraus wollen, was<br />
ihnen jedoch misslingt. Auch wenn sie wie<br />
Uwe dagegen ankämpfen und etwas Neues<br />
auf bauen wollen, scheitern sie. War diese<br />
Hoffnungslosigkeit auch ein Hauptmotiv oder<br />
hat sich das erst beim Schreiben ergeben?<br />
Das hat sich mehr oder weniger ergeben.<br />
Ich höre oft, dass der Roman so düster sei,<br />
aber ich empfinde das gar nicht so und wollte<br />
es auch nicht so anlegen. Es gibt einige<br />
Figuren, die da heil heraus kommen. Na ja,<br />
der Uwe hatte einfach irgendwie Pech. Sein<br />
Pech ist, dass er Pech hat. Er hofft ja auch bis<br />
zum Ende. Es geht zwar zum Schluss in die<br />
Hose, aber er kämpft immer wieder und gibt<br />
auch dann nicht auf, nachdem er den größten<br />
Tritt von seiner Mutter bekommt – er versucht,<br />
sich weiter einzurichten und das Leben<br />
zu führen, das er sich wünscht.<br />
Über Ihren Roman wurde schon einiges<br />
geschrieben. Was sagen Sie zu Schlag wör -<br />
tern wie „Hölle der Provinz“, „Hölle auf<br />
Erden“, „Hier gibt es kein Entrinnen!“, die<br />
in einigen Rezensionen auftauchen?<br />
Das sind Schlagworte, die man so braucht,<br />
die natürlich auch catchy sind. „<strong>Die</strong> Hölle der<br />
Provinz“ klingt spannender als „Übel mitgespielt<br />
im Dorf“. <strong>Die</strong> Hölle ist natürlich für jeden<br />
etwas anderes. Wenn man es vom<br />
Sartre’schen Standpunkt aus sehen würde –<br />
von wegen „die Hölle sind die Anderen“ –<br />
dann sind es immer die Anderen. Dann würde<br />
es auch hinhauen.<br />
Sie haben also nicht im Sinn gehabt, einen<br />
Enthüllungsroman über die Provinz zu<br />
schrei ben und damit zu zeigen, wie schlecht<br />
es da ist? Wenn Uwe nach Ihren Worten also<br />
nur Pech gehabt hat, geht es dann doch im<br />
Grunde nur um das Schicksal?<br />
Pech gehabt, ist etwas flapsig ausgedrückt.<br />
Seine Mutter ist diejenige, die nicht viel richtig<br />
macht. Das ist tragisch, denn sie will ihm<br />
ja nichts Böses. Sie denkt zu viel an sich. Das<br />
ist ein Zusammenspiel davon, das Beste zu<br />
wollen und Schlechtes zu erreichen und dann<br />
vielleicht auch nicht anders zu können.<br />
Vielleicht hat sie es nicht anders gelernt und<br />
überdenkt ihr Verhalten deshalb auch nicht.<br />
Es ist in gewisser Weise ein Generatio nen -<br />
kon flikt.<br />
Herr Findeis, vielen Dank für das Ge -<br />
spräch. �<br />
14 <strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>
JOSEPH ROTH: „DIE FLUCHT OHNE ENDE“<br />
Leseprobe: Das 1. Kapitel aus Joseph Roths<br />
Roman „<strong>Die</strong> Flucht ohne En de“, 1927.<br />
Der Oberleutnant der österreichischen Armee<br />
Franz Tunda geriet im August des Jahres<br />
1916 in russische Kriegsgefangenschaft. Er<br />
kam in ein Lager, einige Werst nordöstlich<br />
von Irkutsk. Es gelang ihm, mit Hilfe eines<br />
si birischen Polen zu fliehen. Auf dem ent -<br />
fern ten, einsamen und traurigen Gehöft des<br />
Polen, am Rande der Tajga, blieb der Offizier<br />
bis zum Frühling 1919.<br />
Waldläufer kehrten bei dem Polen ein, Bä -<br />
ren jäger und Pelzhändler. Tunda hatte keine<br />
Ver folgung zu fürchten. Niemand kannte ihn.<br />
Er war der Sohn eines österreichischen Ma -<br />
jors und einer polnischen Jüdin, in einer kleinen<br />
Stadt Galiziens, dem Garnisonsort seines<br />
Vaters, geboren. Er sprach polnisch, er hatte<br />
in einem galizischen Regiment gedient. Es<br />
fiel ihm leicht, sich für einen jüngeren Bruder<br />
des Polen auszugeben. Der Pole hieß Ba ra no -<br />
wicz. Tunda nannte sich ebenso.<br />
Er bekam ein falsches Dokument auf den<br />
Na men Baranowicz, war nunmehr in Lodz<br />
ge boren, im Jahre 1917 wegen eines unheil -<br />
ba ren und ansteckenden Augenleidens aus<br />
dem russischen Heer entlassen, von Beruf<br />
Pelz händler, wohnhaft in Werchni Udinsk.<br />
Der Pole zählte seine Worte wie Perlen,<br />
ein schwarzer Bart verpflichtete ihn zur<br />
Schweig samkeit. Vor dreißig Jahren war er,<br />
ein Strafgefangener, nach Sibirien gekommen.<br />
Später blieb er freiwillig. Er wurde Mit -<br />
ar beiter einer wissenschaftlichen Expedition<br />
zur Erforschung der Tajga, wanderte fünf<br />
Jah re durch die Wälder, heiratete dann eine<br />
Chi nesin, ging zum Buddhismus über, blieb<br />
in einem chinesischen Dorf als Arzt und<br />
Kräu terkenner, bekam zwei Kinder, verlor<br />
bei de und die Frau durch die Pest, ging wieder<br />
in die Wälder, lebte von Jagd und Pelz -<br />
han del, lernte die Spuren der Tiger im dichtesten<br />
Gras erkennen, die Vorzeichen des<br />
Sturms an dem furchtsamen Flug der Vögel,<br />
wuss te Hagel- von Schnee- und Schnee- von<br />
Regenwolken zu unterscheiden, kannte die<br />
Ge bräuche der Waldgänger, der Räuber und<br />
der harmlosen Wanderer, liebte seine zwei<br />
Hunde wie Brüder und verehrte die Schlan -<br />
gen und die Tiger. Er ging freiwillig in den<br />
Krieg, schien aber seinen Kameraden und<br />
den Offizieren schon in der Kaserne so<br />
unheim lich, dass sie ihn als einen Geistes -<br />
kran ken wieder in die Wälder entließen.<br />
Jedes Jahr, im März, kam er in die Stadt. Er<br />
tauschte Hörner, Felle, Geweihe gegen<br />
Munition, Tee, Tabak und Schnaps ein. Er<br />
nahm einige Zeitungen mit, um sich auf dem<br />
Laufenden zu erhalten, glaubte aber weder<br />
den Nach rich ten, noch den Artikeln; selbst an<br />
den In se raten zweifelte er. Seit Jahren ging er<br />
in ein be stimmtes Bordell, zu einer Rothaa ri -<br />
gen, Je katerina Pawlowa hieß sie. Wenn ein<br />
<strong>Herbst</strong> 2009<br />
anderer bei dem Mädchen war, wartete<br />
Baranowicz, ein geduldiger Liebhaber. Das<br />
Mädchen wurde alt, es färbte seine silbernen<br />
Haare, verlor ei nen Zahn nach dem anderen<br />
und sogar das falsche Gebiss. Jedes Jahr<br />
brauchte Ba ra no wicz weniger zu warten,<br />
schließlich war er der einzige, der zu<br />
Jekaterina kam. Sie begann ihn zu lieben, das<br />
ganze Jahr brannte ihre Sehnsucht, die späte<br />
Sehnsucht einer späten Braut. Jedes Jahr wurde<br />
ihre Zärtlichkeit stärker, ihre Leidenschaft<br />
heißer, sie war eine Greisin, mit welkem<br />
Fleisch genoss sie die ers te Liebe ihres<br />
Lebens. Baranowicz brachte ihr jedes Jahr<br />
die gleichen chinesischen Ket ten und die<br />
kleinen Flöten, die er selbst schnitz te und auf<br />
denen er die Stimmen der Vö gel nachahmte.<br />
Im Februar 1918 verlor Baranowicz den<br />
Dau men der linken Hand, als er unvorsichtig<br />
Holz sägte. <strong>Die</strong> Heilung dauerte sechs Wo -<br />
chen, im April sollten die Jäger aus Wla di -<br />
wostok kommen, er konnte in diesem Jahr<br />
nicht in die Stadt. Vergeblich wartete Je ka te -<br />
ri na, Baranowicz schrieb ihr durch einen Jä -<br />
ger und tröstete sie. Statt der chinesischen<br />
Per len schickte er ihr einen Zobel und eine<br />
Schlangenhaut und ein Bärenfell als Bett vor -<br />
leger. So kam es, dass Tunda in diesem wichtigsten<br />
aller Jahre keine Zeitungen las. Erst<br />
im Frühjahr 1919 hörte er von dem heimkehrenden<br />
Baranowicz, dass der Krieg beendet<br />
war.<br />
Es war an einem Freitag, Tunda wusch das<br />
Essgeschirr in der Küche. Baranowicz trat in<br />
die Tür, man hörte das Bellen der Hunde. Eis<br />
klirrte an seinem schwarzen Bart, auf dem<br />
Fensterbrett saß ein Rabe.<br />
Es ist Friede, es ist Revolution! sagte Ba -<br />
ra nowicz.<br />
In diesem Augenblick wurde es still in der<br />
Küche. <strong>Die</strong> Uhr im Nebenzimmer schlug drei<br />
starke Schläge. Franz Tunda legte die Teller<br />
sorgfältig und leise auf die Bank. Er wollte<br />
die Stille nicht stören, wahrscheinlich hatte er<br />
auch Angst, die Teller würden zerbrechen.<br />
Sei ne Hände zitterten.<br />
Den ganzen Weg, sagte Baranowicz, habe<br />
ich es mir überlegt, ob ich es Dir sagen soll.<br />
Schließlich tut es mir leid, dass Du nach Hau -<br />
se gehn wirst. Wir werden uns wahrscheinlich<br />
nicht wiedersehn, und schreiben wirst Du<br />
mir auch nicht.<br />
Ich werde dich nicht vergessen, sagte Tun -<br />
da.<br />
Versprich nichts! sagte Baranowicz.<br />
Das war der Abschied.<br />
Aus: Joseph Roth Werke 4, Romane und Er -<br />
zäh lungen 1916-1929, „<strong>Die</strong> Flucht ohne<br />
Ende“.<br />
© 1989 by Verlag Kiepenheuer & Witsch<br />
GmbH & Co. KG, Köln und Allert de Lan -<br />
ge, Amsterdam.<br />
Joseph Roth<br />
„<strong>Die</strong> Macht der Humanität“<br />
Ein Gespräch mit Wilhelm von Sternburg<br />
über Joseph Roth<br />
Herr von Sternburg, in Ihrer Joseph-Roth-<br />
Bio gra phie beschreiben Sie Roth als Grenz -<br />
gänger und Außenseiter, der ein ruheloses<br />
Leben führte. An welche Grenzen denken Sie<br />
dabei?<br />
Roth war zeitlebens ein Einzel gänger, der<br />
von seiner jüdischen Herkunft, seiner klein -<br />
bür gerlichen Jugend im habsburgischen<br />
Galizien und seinem Alkoholismus ge prägt<br />
wor den ist. In seinem Werk spiegeln sich<br />
die se Prägungen intensiv wider. Es sind Ge -<br />
schichten von Außenseitern, von Men schen<br />
auf der Flucht, auf der Suche nach dem verlorenen<br />
Gott und einer verlorenen Zeit.<br />
Ausgehend von Roths „Vaga bun den“-Le -<br />
ben, das ihn kreuz und quer durch Eu ropa<br />
füh rte – wie viel Roth steckt in seinem Roman<br />
„<strong>Die</strong> Flucht ohne Ende“?<br />
„Flucht ohne Ende“ enthält viel leicht mehr<br />
als andere Romane Roths selbst bio graphi -<br />
sche Züge. Auch für Roth war der Erste Welt -<br />
krieg ein existentielles Erleb nis, auch er war<br />
nach 1918 bis zu seinem Tod im Jahr 1939<br />
auf der „Flucht“, fand nie mehr das, was er in<br />
vielen Romanen, Artikeln und Briefen sehn -<br />
suchtsvoll „Heimat“ nannte.<br />
Jedes Jahr erscheinen in Deutsch land<br />
mehr als 13.000 belletristische Novi tä ten.<br />
Wes halb ist es reizvoll, auch heute noch die<br />
Romane von Joseph Roth zu lesen?<br />
Roth schreibt spannende Ge schich ten aus<br />
ei ner vergangenen Zeit. Aber was seine Ro -<br />
man figuren erleben und erleiden, das weist<br />
auf das Zeitlose der menschli chen Existenz<br />
hin: Er erzählt von unserem Schei tern und<br />
Über leben, von der Sinn lo sig keit unserer<br />
Exis tenz und der Macht der Hu manität. Aber<br />
Roth ist auch ein spachlich brillanter Au tor<br />
und Feuilletonist.<br />
<strong>Die</strong> Fragen stellte Daniel Möglich<br />
15
AUTORENPORTRÄT: GEORG TRAKL<br />
Große Preisfrage in Zeiten der neoliberalen<br />
In vasion! Was ist mehr wert: <strong>Die</strong> geplatzten<br />
Zombie-Kredite auf allen sieben Kontinenten<br />
oder ein Gedicht von Georg Trakl? Moment<br />
mal. Kurze Den kerpause, bitte. Gründlich<br />
nachgegrübelt, und die Antwort liegt schon<br />
auf der Hand, herbst lich und rotversengt: das<br />
Ge dicht natürlich, Georg Trakl. Und jetzt<br />
wollen wir erzäh len, wo her er kam, wohin er<br />
ging. Sofern es darüber überhaupt etwas zu<br />
erzählen gibt.<br />
Trakls Leben war arm an äußeren Er eig -<br />
nis sen. Es lohnt sich kaum, ein Wort darüber<br />
zu verlieren. Geboren am 3. Februar 1887,<br />
wuchs er als Sohn des Eisenhändlers Tobias<br />
Trakl und seiner Frau Maria in Salzburg auf.<br />
Seine Kindheit war wohlbehütet, berichten<br />
die zahlreichen Biografen. Seine Schwester<br />
Ma ria beschrieb ihn als fröhlich, wild und gesund.<br />
Vergilbte Fotografien zeigen ihn mit<br />
lustigen Brau se locken und dicken aufge bla -<br />
Im Mittelpunkt der Trakl-For schung<br />
steht seit jeher ein olles diffuses Ding,<br />
das man in vorvergangenen Zeiten als<br />
„Seele“ bezeichnete und damit reichlich<br />
dubiose Vorstellungen von Schöp -<br />
fung, Freiheit und Persönlichkeit ver -<br />
knüpf te. Hirngespinste – heute lachen<br />
wir darüber und finden das wahre<br />
Glück im Vor abendprogramm und auf<br />
dem Ar beits amt. Damals aber gras sier -<br />
te die große Mor bi dezza unter den mu -<br />
sea len Völkern Eu ro pas und die schöne<br />
Stadt Salzburg sonnte sich in der<br />
milden Glorie von Ver fall und Melan -<br />
cholie. In dieser At mos phä re des Nie -<br />
der gangs fand Trakl schnell An schluss<br />
an die Provinzbohemiens. Er las zahl-<br />
Georg Trakl<br />
sen en Paus bäck chen, tieferen Ein druck hin -<br />
ter lassen jedoch die tierhaft traurigen Augen. und wahllos, beson ders Dostojewski und die<br />
<strong>Die</strong> weitläufige Wohnung der Familie lag lüsternen lyrischen Ko pro lalien à la Rimbaud<br />
am Waagplatz 3, die hohen und brei ten Fens - und Bau de lai re. Er ließ sich nachts im Park<br />
ter gingen auf die schönsten Plätze der Stadt, des Schlosses Hell brunn ein schließen, rauch -<br />
den Mozart-, den Residenz- und den Waag - te in Opium getränk te Zi ga retten und besuch -<br />
platz hinaus. Georg liebte seinen Vater, der te die Bordelle in der Ju dengasse. Auch am<br />
mit spitz zulaufendem Kinnbart und mandel- Weihnachtsabend. Freun de berichteten: Im -<br />
förmigen Augen mehr an einen stoischen mer wählte Trakl die älteste Dirne aus, prüfte<br />
Wei sen der Qin-Dynastie erinnerte als an sorgfältig den Falten wurf, klopfte die specki-<br />
einen Do nau schwa ben, der mit Fleiß und gen Hüften ab, legte eine Hand auf die wam-<br />
deutscher In nig keit zu Reichtum und groß -<br />
bür gerlicher Re pu tation gelangt war.<br />
<strong>Die</strong> Mutter lebte in einer unbestimmbapigen<br />
Brüste, katzbuckelte und schleckte mit<br />
ren Ferne, umgeben von einem Nebel<br />
aus schöngeistigen Pas sio nen, betäu -<br />
An den Knaben Elis<br />
ben den Wohl ge rü chen und kultivierten Elis, wenn die Amsel im schwarzen Wald ruft,<br />
Kunstgenüssen schweb te sie durch die <strong>Die</strong>ses ist dein Untergang.<br />
weite Flucht der Zim mer. Wer sie Deine Lippen trinken die Kühle des blauen<br />
stundenlang und regungs los inmitten<br />
ih rer kostbaren Ba rock möbel sitzen<br />
Felsenquells.<br />
sah, wusste nicht recht, träum te sie, Laß, wenn deine Stirne leise blutet<br />
dämmerte sie oder gingen die Ge - Uralte Legenden<br />
danken wieder wie Ge spens ter in ihr<br />
um?<br />
Und dunkle Deutung des Vogelflugs.<br />
Du aber gehst mit weichen Schritten in die Nacht,<br />
<strong>Die</strong> voll purpurner Trauben hängt<br />
Und du regst die Arme schöner im Blau.<br />
Ein Dornenbusch tönt,<br />
Wo deine mondenen Augen sind.<br />
O, wie lange bist, Elis, du verstorben.<br />
Dein Leib ist eine Hyazinthe,<br />
In die ein Mönch die wächsernen Finger taucht.<br />
Eine schwarze Höhle ist unser Schweigen,<br />
Daraus bisweilen ein sanftes Tier tritt<br />
Und langsam die schweren Lider senkt.<br />
Auf deine Schläfen tropft schwarzer Tau,<br />
Das letzte Gold verfallener Sterne.<br />
verliebter Stim me von unten nach oben:<br />
„Bitt scheeen, Pus serl, bittscheeen!“ Und<br />
dann spielte das Kla vier die ganze Nacht.<br />
Ein echter Glücksfall war die Be kannt -<br />
schaft mit Ludwig von Ficker. Der Inns -<br />
brucker Schriftsteller und Verleger gab die<br />
Halbmonatsschrift „Der Brenner“ heraus, die<br />
neben der „Aktion“ und dem „Sturm“ zu den<br />
bahnbrechenden Zeitschriften der jungen Ge -<br />
neration gehörte. In Ficker fand Trakl einen<br />
hochherzigen Freund und Förderer, der seine<br />
bedeutendsten Gedichte veröffentlichte. Im<br />
„Brenner“ erschienen „Ver wand lung des Bö -<br />
sen“, „Abend ländisches Lied“, „An den Kna -<br />
ben Elis“ und „Helian“. Rund ein Dutzend<br />
späterer Dichtungen, darunter Gedichte, die<br />
Trakl im Krakauer Armeehospital Ficker<br />
über gab oder ihm nach Innsbruck sandte, veröffentlichte<br />
der „Brenner“ in den Jah ren<br />
1914/15. Den einzigen Sammelband zu<br />
Trakls Lebzeiten gab Kurt Wolff unter dem<br />
schlichten Titel „Gedichte“ heraus; der Band<br />
erschien in der Reihe „Der jüngste Tag“, in<br />
der auch Franz Kafka, Paul Boldt und Gott -<br />
fried Benn vertreten waren.<br />
Über kaum einen zweiten Dichter des 20.<br />
Jahr hunderts ist so viel gerätselt worden wie<br />
über Georg Trakl. <strong>Die</strong> sekundärliterarische<br />
Abun danz bricht alle Rekorde. Auch die aus<br />
Ja maika. Psychiater und Andrologen, Okkul -<br />
tisten und Schriftsteller, Sexualtherapeuten<br />
und Theologen lieferten exklusive Beiträge<br />
zur Trakl-Forschung. In was für abgelegenen<br />
Winkeln auch immer gestochert<br />
wurde, am Ende schillerte stets<br />
ein gro ßes doo fes Fragezeichen auf der<br />
an ge strengten Exe ge ten-Stirn. <strong>Die</strong><br />
bleiche Ru inen haf tig keit seiner Ge -<br />
dich te, das eisige Herbei be ten des Un -<br />
ter gangs, der monomanische Zwangs -<br />
charakter seiner Ausdrucks welt:<br />
Trakls Verse bleiben ein Rätsel! Und<br />
nur selten hat das Glück der Eu phonie<br />
größere Triumphe gefeiert als zwi -<br />
schen „Vorstadt im Föhn“ und<br />
„Grodek“.<br />
Am 28. Juli 1914 erklärte Österreich-Ungarn<br />
Serbien den Krieg. Am<br />
24. Au gust rückte Trakl im Rang eines<br />
Me di ka mentenakzessisten mit einer<br />
Sa nitäts ko lonne von Innsbruck aus ins<br />
Feld. Es soll ei ne stille, helle Mond -<br />
nacht gewesen sein, als er auf dem<br />
Hauptbahnhof Ab schied nahm. Eine<br />
weiße Nelke auf der Mütze, die bei jedem<br />
Kopfnicken wippte. Er starb am<br />
2. November 1914 infolge einer Koka -<br />
in vergiftung im Gar ni sonsspital von<br />
Kra kau. Sieben Jahre später wurden<br />
seine Ge beine nach Inns bruck über -<br />
führt. <strong>Die</strong> Grab rede hielt Ludwig von<br />
Ficker.<br />
Von DANIEL MÖGLICH<br />
16 <strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>
Uljana Wolf<br />
<strong>Herbst</strong> 2009<br />
Uljana Wolf:<br />
falsche freunde.<br />
Gedichte. kook -<br />
books, Idstein und<br />
Berlin 2009. 88<br />
Seiten, 19,90 €.<br />
Das Phänomen der so genannten falschen<br />
Freun de ist aus dem Sprachunterricht vertraut<br />
und die Bezeichnung verrät die Furcht vor<br />
der Hinterhältigkeit der verlockenden Fehl -<br />
über set zungen. <strong>Die</strong>se musikalischen Be rüh -<br />
rungs punkte zwischen den Sprachen hat die<br />
1979 in Berlin geborene Lyrikerin Uljana<br />
Wolf mit Material des Englischen und<br />
Deutschen als Stimulus für neue Texte gebraucht.<br />
„falsche freunde“, das erste Kapitel des<br />
gleichnamigen Buchs, spielt dieses Spiel in<br />
al phabetischer Folge 26 mal. Mindmap-artig<br />
an geordnete falsche Freunde dienen als<br />
Zünd ladung eines Assoziationsraums. So<br />
Friederike Mayröcker<br />
Friederike May -<br />
röcker: Scarda -<br />
nel li. Suhrkamp<br />
Ver lag, Frankfurt<br />
am Main 2009. 52<br />
Seiten, 14,80 €.<br />
„Hölderlins Dichtung ist für uns ein Schicksal.“<br />
Das Schicksal aus Heideggers lyrischem<br />
Aperçu scheint Welle zu werden: <strong>Die</strong> Bezugnahmen<br />
häufen sich in jüngster Zeit, das<br />
Kraftfeld Hölderlin wird angezapft. Nach<br />
Vor spielen wie Härtlings Hölderlin-Roman<br />
taucht Hölderlin in den Kompositionen Hol -<br />
li gers und Ruzickas ebenso auf wie in poetologischen<br />
Anthologien, Kommentaren und<br />
Ly rikbänden (zuletzt Falkner, 2008).<br />
Hierzu ist auch das neue Werk Friederike<br />
Mayröckers zu rechnen: „Scardanelli“, betitelt<br />
nach Hölderlins rätselhaftem Pseudonym<br />
im Tübinger Turm. Woher all die Annähe -<br />
run gen, Verarbeitungen, Spurensuchen und<br />
Re pa raturen? Vielleicht weil Hölderlin den<br />
Konsens des Klassischen und zugleich genug<br />
Dun kelheit in sich trägt, um uns verbindlich<br />
N EUE L YRIK<br />
entwickeln Wortspiele sich aus den Schnitt -<br />
stel len der Sprachen, die mit Doppel be deu -<br />
tun gen und Gleichlautungen arbeiten (das erinnert<br />
zuweilen stark an Pastior: oh die see!)<br />
und neue Zusammenhänge schaffen. <strong>Die</strong><br />
Ver wechslungen rhythmisieren den Text semantisch,<br />
Janusköpfe setzen gleichsam Takt -<br />
stri che. Auch die folgenden Kapitel des<br />
Bandes be schäftigen sich mit Variationen<br />
und As so zi ationen, je Abschnitt eine Strategie.<br />
Das letzte Kapitel etwa, „Alien II. Liquid<br />
life“, nimmt Prosatexte aus dem Bereich der<br />
moder nen staatlichen Überwachungs- und Si -<br />
cher heitstechnik und durchlöchert sie, bis ein<br />
neuer Text erscheint. All die Text effekte werden<br />
durch die schöne Gestaltung Andreas<br />
Töpfers unmittelbarer gemacht.<br />
Sehr mittelbar ist die strenge Arbeit mit<br />
Prä texten und konzeptkunstartigen Ideen.<br />
Das theoretische Gepäck der Avant gar de tra -<br />
di tion ist zu erahnen, und zum rechten Ge -<br />
nuss wohl auch nötig. Man fragt sich, ob die<br />
kleinen Blocksatzabsätze Lyrik oder Prosa<br />
sind. <strong>Die</strong>se Frage ist nicht unbedarft gestellt,<br />
sondern neugierig. Dass sie nach einer<br />
Wertung wider Willen klingt, deutet bereits<br />
auf den seltsamen Wechselkurs kulturellen<br />
Kapitals hin. Hier spielt er vielleicht mit.<br />
Von TOBIAS ROTH<br />
zu werden, ohne unsere Zweifelsucht zu reizen.<br />
Mayröcker zieht Hölderlin in verschiedenen<br />
Aggregatzuständen in den Gedichtraum:<br />
als Name, Abkürzung, Zitat, Anspielung, als<br />
1 schöner / Wanderer mit Alpenhut oder als<br />
sprachliche Atmosphäre der Landschaft und<br />
Ve getation. Ein konstantes, gleichsam stilistisches<br />
Zitat geht der eigenwilligen Syntax<br />
Hölderlins nach, zusätzlich intensiviert durch<br />
freie Interpunktion. <strong>Die</strong> Gedichte bedienen<br />
sich am erhabenen Stil, der Satz als Kern aber<br />
ist zertrümmert; die Metrik ist frei, nähert<br />
sich aber hexametrischen Umrissen. The -<br />
matisch sprechen die Gedichte von Pri va tem,<br />
Orten, Erinnerungen, leitmotivisch durch -<br />
setzt mit Blumen, Tränen, Künstlern.<br />
Zwar kann man sich am Rollen mancher<br />
Sät ze betrinken, allerdings bleibt Mayröckers<br />
Hölderlin-Bezug ein stilistischer und damit<br />
fragwürdig, er scheint Buchstabe, nicht<br />
Geist. Vielleicht liegt es an solch nebulöser<br />
Machart, dass die momentane Hölderlinwelle<br />
zwei Antworten meist schuldig bleibt:<br />
Warum gerade Höl der lin und warum<br />
ausgerechnet jetzt? Der In for mationsfluss hat<br />
auch Mayröckers Kom men tar schon kommentiert.<br />
<strong>Die</strong> Lyrikerin Monika Koncz antwortete<br />
im Gedicht Landschaft, weithin: Ich<br />
sehe keine Wanderer / mit Alpenhut, wo keine<br />
sind. Das ist sehr gut gesehen.<br />
Von TOBIAS ROTH<br />
Georg Heym<br />
Georg Heym:<br />
Umbra Vitae.<br />
Nachgelassene<br />
Gedichte. Reclam<br />
Verlag, Ditzingen<br />
2009. 72 Seiten,<br />
34,90 €.<br />
Während die E-Book-Panik um sich greift,<br />
als ginge mit dem gedruckten Buch auch das<br />
Abendland unter, demonstriert der Reclam<br />
Ver lag, dass ein Buch mehr sein kann als die<br />
In formation, die es enthält. Der Verlag hat<br />
Ge org Heyms (1887-1912) Gedichtband<br />
„Um bra Vitae“ neu aufgelegt, allerdings<br />
nicht als gelbes Heft, sondern als kostbares<br />
Faksimile der Ausgabe, die 1924 im Kurt<br />
Wolff Verlag zu München erschienen war.<br />
<strong>Die</strong>se Ausgabe war nicht nur ein Höhepunkt<br />
der expressionistischen Dichtung, sondern<br />
auch der expressionistischen Buchkunst: <strong>Die</strong><br />
Gestaltung übernahm kein Geringerer als<br />
Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938).<br />
<strong>Die</strong> nachgelassenen Gedichte aus dem<br />
letzten Lebensjahr Heyms, der 1912 im Eis -<br />
wasser der Havel ertrank, waren von Freun -<br />
den aus dem Neuen Club herausgegeben<br />
wor den. Philologen würden bei der Ver -<br />
öffentlichung der apokalyptischen, kantigen<br />
Gedichte Heyms sicherlich sorgsamer vorgehen.<br />
Der neue Reprint bietet beides: den<br />
Wortlaut der originalen Sammlung und einen<br />
kritischen Apparat, der an Sorgfalt und Les -<br />
barkeit nichts zu wünschen übrig lässt.<br />
Den Dichtungen stehen Kirchners 47<br />
Holz schnitte auf Augenhöhe gegenüber. <strong>Die</strong><br />
oft konstatierte Strukturähnlichkeit expressio<br />
nistischer Dichtung und Bildkunst wird<br />
hier schlagartig augenfällig. In den zumeist<br />
düs teren Illustrationen spiegelt sich die<br />
künst lerische Wandlung, die Kirchner in den<br />
Nachkriegsjahren in Davos vollzog: <strong>Die</strong><br />
Kom positionen der einzelnen Seiten zeigen<br />
den langwierigen, umkämpften Entstehungs -<br />
prozess. Kirchner war, wie stets, kaum kompromissbereit.<br />
<strong>Die</strong> verschiedenen Facetten<br />
die ses Gesamtkunstwerks werden in drei<br />
sehr guten Nachwörtern ausgebreitet, die in<br />
einem Beiheft gebündelt sind. Das Faksimile<br />
bleibt so pur. Im umfangenden Schuber vermählen<br />
sich schiere Bibliophilie, li -<br />
teraturwissenschaftliche Sorgfalt und Neu -<br />
gier. <strong>Die</strong> Kunst solcher Editionsleistung und<br />
die Sinnenlust eines solchen Buches kön nen<br />
niemals ersetzt oder digitalisiert werden –<br />
nur faksimiliert!<br />
Von TOBIAS ROTH<br />
17
Michal Hvorecky<br />
Michal Hvorecky:<br />
Eskorta. Roman.<br />
Übersetzt von Mirko<br />
Kraetsch. Tropen<br />
Verlag, Stuttgart<br />
2009. 250 Seiten,<br />
19,90 €.<br />
Michal Kirchner heißt der frühreife Ich-Er -<br />
zäh ler eines Romans, in dem es chaotisch,<br />
mor bide und äußerst verblüffend zugeht. <strong>Die</strong><br />
Familie stammt aus der Tschechoslowakei.<br />
Groß vater und Vater waren homosexuell und<br />
mit Lesben verheiratet, mit denen sie jeweils<br />
einen Sohn bekamen. Michal, der Nachfahre,<br />
weiß sich wie ein Schwejk durch alle politischen<br />
Tücken und Widrigkeiten zu lavieren<br />
und zeigt eine unermüdliche Neugierde, mit<br />
der er sich durch das Gewimmel der absurden<br />
Gestalten in der elterlichen Wohnung windet.<br />
Im Gegensatz zu seinen Vorfahren ist er den<br />
Frauen zugeneigt und nutzt sein erotisches<br />
Ta lent zum Geldverdienen: Er wird Callboy<br />
Barbara Marković<br />
Barbara Marković:<br />
Ausgehen. Übersetzt<br />
von Mascha<br />
Dabic. Suhrkamp<br />
Verlag, Frankfurt am<br />
Main 2009. 96<br />
Seiten, 12 €.<br />
„<strong>Die</strong> deutschsprachige Popliteratur der Ge -<br />
gen wart kommt aus Belgrad“, heißt es in<br />
kaum zu ertragender Überhöhung im Klap -<br />
pen text zu Barbara Markovićs Erzählung<br />
„Aus ge hen“. Der Text ist ein Remix von<br />
Tho mas Bern hards „Gehen“, nur dass Mar -<br />
ković von der Belgrader Clubszene erzählt.<br />
<strong>Die</strong> Pro ta go nistin unterhält sich mit ihrer<br />
Freun din Mi lica über Bojana, die das Club -<br />
ben über und sich vor den heimischen Fern -<br />
se her zurückgezogen hat.<br />
<strong>Die</strong> 1980 geborene Mar ković hat „Gehen“<br />
in die neue Szenerie überführt. Es mag übertrieben<br />
klingen, aber die Arbeit, die Marković<br />
sich gemacht hat, hätte sie besser in ein<br />
eigenes und zudem eigenständiges Buch<br />
investiert. Denn die Adap tion ist leider nicht<br />
K URZ & BÜNDIG<br />
und später Stri cher zwischen Ost und West.<br />
Damit beginnt die eigentliche Geschichte.<br />
In der Firma Eskorta verdient er das gro ße<br />
Geld. Was er mit den wohlhabenden Damen<br />
und superreichen Gattinnen aus dem Wes ten<br />
als hoch bezahlter Lustbegleiter alles erlebt,<br />
regt zum Schmunzeln an. Hier lernt er den<br />
Le bensüberfluss und Lebens über druss kennen.<br />
Man wartet vergeblich auf eine Kehrtwende<br />
in seinem Le bens lauf. Vielmehr tritt<br />
das Gegenteil ein: <strong>Die</strong> Ge schichte eskaliert<br />
und versteigt sich in aberwitzige Ereignisse.<br />
<strong>Die</strong> exakten und klaren Beobachtungen in<br />
Plattenbauten und auf Flughäfen, in Berlin-<br />
Kreuzberg, in Davos, Portugal und fast überall<br />
auf der Welt ergänzen einen Le bens be -<br />
richt, der zuletzt fast ins Absurde abgleitet.<br />
<strong>Die</strong> Moral und Unmoral der Geschichte ist<br />
witzig, geistreich und treffend in der karikierenden<br />
Skizzierung politisch sich ständig<br />
wan delnder Verhältnisse. Geldgier, Sex be -<br />
ses senheit und Sucht sind die wahren Merkmale<br />
einer neuen Gesellschaft, die nie genug<br />
kriegen kann. Sozialkritik und Wirtschaftskritik<br />
im Wechsel mit einem recht zügellos<br />
dargestellten Leben bieten spritzige Unterhaltung.<br />
Von CLAUDINE BORRIES<br />
viel mehr als eine Fleiß arbeit, zudem keine<br />
besonders gut umgesetzte.<br />
In endlosen Schachtelsätzen setzt Mar ko -<br />
vić dem Leser eine Belanglosigkeit nach der<br />
anderen vor die Nase. <strong>Die</strong> unterschiedlichen<br />
Kleidungsstile der Ich-Erzählerin und ihrer<br />
Freun din Milica. <strong>Die</strong>se Schuhe, jene Schuhe,<br />
dieses Armband, jenes Armband, diese Ta -<br />
sche, jene Tasche. Was die Ver an stal ter von<br />
Belgrader Parties alles sträflich vernachlässigen.<br />
Wie die Clubszene übersättigt ist, unter<br />
Langeweile und Bedeutungs lo sig keit leidet.<br />
Wie man am Morgen nach der Party eigentlich<br />
nur noch tot sein will. <strong>Die</strong>ses alles andere<br />
als neue und schon gar nicht aufregende<br />
Lamento ist dabei – wie Bernhards Original –<br />
so schwerfällig geschrieben, dass man kaum<br />
drei Sätze aushält.<br />
So sehr man auch sucht – mehr als naheliegende<br />
Phrasen über Clubs und Parties findet<br />
man in „Ausgehen“ nicht. Barbara Mar -<br />
kovićs Buch ist so weit weg von tiefgehender<br />
Analyse wie nur irgendwas. Es ist vielmehr<br />
nur oberflächliches und anstrengendes Ge la -<br />
ber über Klamotten, Parties, Tanzen und Drogen.<br />
Eine Hommage an Thomas Bernhard, ja,<br />
aber dabei eben nicht mehr als Kopie und Re -<br />
pro duktion ohne viel eigene Kreativität.<br />
Wenn das – wie der Suhr kamp Verlag zu<br />
glauben scheint – die neue Popliteratur sein<br />
soll, dann gute Nacht.<br />
Von MARTIN SPIESS<br />
Thomas Wolfe<br />
Thomas Wolfe:<br />
Schau heimwärts,<br />
Engel. Roman.<br />
Übersetzt von Irma<br />
Wehrli. Manesse<br />
Ver lag, Zürich<br />
2009. 782 Seiten,<br />
29,90 €.<br />
Achtzig Jahre nach der amerikanischen Erst -<br />
ausgabe (1929) hat der Manesse Verlag das<br />
mo numentale Familienepos von Thomas<br />
Wolfe neu herausgebracht – zeitgemäß und<br />
durchweg gelungen ins Deutsche übersetzt<br />
von Irma Wehrli. Der lange Zeit als Kultbuch<br />
gehandelte Solitär hat te Patina angesetzt,<br />
wurde eines der viel zitierten, aber immer<br />
seltener gelesenen „Jahr hundertwerke“.<br />
Gleichwohl zeigte er be ständigen Einfluss,<br />
so bei John Updike, Philip Roth und Jonathan<br />
Franzen.<br />
Heillos im permanenten Ausnahme zu -<br />
stand, so schildert Wolfe das Leben der<br />
Gants: W. O., den titanischen Vater, verschlägt<br />
es nach Altamont, North Carolina. Er<br />
heiratet die Südstaatlerin Eliza Pentland, die<br />
eine Pension führt und allzu geschäftstüchtig<br />
mit Grundstücken spekuliert. Sechs Kinder<br />
kommen zur Welt, werden aufgerieben zwischen<br />
den extremen Charakteren der Eltern.<br />
Hass, Missgunst, Herzenskälte und hys te ri -<br />
scher Überschwang wechseln im Tur nus wie<br />
die Grundstückspreise in Altamont, die Al -<br />
ko hol exzesse des Vaters, das Flüchten und<br />
Heim kehren der Töchter und Söhne.<br />
Mittenmang der Jüngste, der genialische<br />
Eu gene Gant, unverkennbar das Alter Ego<br />
des Autors. „Schau heimwärts, Engel“ ist die<br />
fiktionalisierte Autobiografie Wol fes, weit<br />
ausholend und mäandernd zwischen In nen -<br />
sicht der Familie, panoramahaftem Blick auf<br />
Kleinstadtleben und Zeitge schich te, ein ge -<br />
waltiges Opus, das Mythos und Re al ge -<br />
schich te ineinanderfließen lässt und in dem<br />
ein schwärmerisch-exaltierter „Wilhelm<br />
Meis ter“ der Südstaaten sich befreit aus dem<br />
Würgegriff der Gants und sich den Weg<br />
bricht nach Harvard.<br />
Wehrli hat es voll getroffen: den genuin<br />
Wolfe’schen Sprach- und Erzähl duktus, seinen<br />
oft unvermittelten Wechsel von Pa thos<br />
zu Satire, von realistischer Schil derung zu<br />
Gesang und Hymne. So mit liegt ein Werk<br />
der Weltliteratur zur Neu- oder Wie der ent -<br />
deckung vor – als Seis mo gramm einer Süd -<br />
staatenfamilie zu Be ginn des 20. Jahr hun -<br />
derts, als Sprach kunst werk und als ein<br />
Zeugnis lebensbejahender Vitalität.<br />
Von MONIKA THEES<br />
18 <strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>
<strong>Herbst</strong> 2009<br />
Augsburg<br />
10.10. —- Neue Stadtbücherei Lesung & Musik.<br />
„Be ziehungen zu Salzburg gestört …“. Stefan<br />
Schön liest Texte von Thomas Bernhard und<br />
Wolfgang Amadé Mozart. Musik: Anne Röhrig an<br />
der klassischen Violine und Michael Eberth am Pia -<br />
no forte. 19.30 Uhr. Ernst-Reuter-Platz 1, 86150<br />
Augs burg.<br />
20.10. —- Kurhaustheater Lesung. Sarah Kuttner<br />
– „Mängelexemplar“. 15 €. 19.30 Uhr. Klausenberg<br />
6, 86199 Augsburg.<br />
22.10. —- Thalia-Buchhandlung Lesung. Jürgen<br />
Roth – „Mafialand Deutschland“. 7 / 6 €. 20 Uhr.<br />
Annastraße 21-23, 86150 Augsburg.<br />
30.10. —- Neue Stadtbücherei Lesung & Musik.<br />
„Von Sudelbüchern und Illuminaten“. Susanne Nie -<br />
mann liest aus Texten von Lichtenberg und Adolph<br />
Freiherr von Knigge. Musik: Augsburger Bläser -<br />
quin tett, das sind Angelika Radowitz an der klas -<br />
sischen Oboe, Christian Köll an der klassischen<br />
Kla rinette, Nikolaus Walch am Waldhorn und Ursula<br />
Bruckdorfer am klassischen Fagott. 19.30 Uhr.<br />
Ernst-Reuter-Platz 1, 86150 Augsburg.<br />
7.11. —- Neue Stadtbücherei Lesung & Musik.<br />
„Bib lio tango“. Wolf Euba liest Texte von Borges,<br />
Ringelnatz, Sartre und anderen. Musik: Maria Rei -<br />
ter am Akkordeon. 19.30 Uhr. Ernst-Reuter-Platz 1,<br />
86150 Augsburg.<br />
11.11. —- Augustin Exclusive Lesung & Trinken.<br />
Michael Böckler – „Mord mit drei Sternen“. Zudem<br />
gibt es eine Weinverkostung. 8 / 7 €. 20 Uhr. Max -<br />
passage, Zeuggasse 11, 86150 Augsburg.<br />
27.11. —- Bayerisches Textil- und Industrie mu -<br />
seum Lesung. „Große Harry-Rowohlt-Nacht“. Harry<br />
Rowohlt liest, erzählt und sinniert. 19.30 Uhr. Ulmer<br />
Straße 72, 86156 Augsburg.<br />
Berlin<br />
Hier finden Sie lediglich eine Auswahl der<br />
Berlin-Termine. Den stets aktuellen Kalender<br />
finden Sie unter www.berlinerliteraturkritik.de.<br />
4.10. —- Akademie der Künste Lesung. Robert<br />
Me nas se – „Ich kann jeder sagen. Erzählungen<br />
vom Ende der Nachkriegsordnung“. Einführung und<br />
Moderation: Renatus Deckert. 5 / 3 €. 20 Uhr.<br />
Plenarsaal, Pariser Platz 4, 10117 Berlin.<br />
5.10. —- Literaturhaus Lesung. „Balkanische<br />
Alphabete: Rumänien“. Es lesen Constantin<br />
Acosmei, Vasile Leac und Iulian Tănase. Auf Ru -<br />
mänisch. Deutsche Textpassagen: Sabine Küch ler<br />
und Hans Thill. Einführung und Moderation: Er nest<br />
Wichner. 20 Uhr. Fasanenstraße 23, 10719 Berlin.<br />
7.10. —- Literarisches Colloquium Lesung. Silvia<br />
Boven schen – „Wer Weiß Was. Eine deutliche<br />
Mordgeschichte“. 6 / 4 €. 20 Uhr. Am Sandwerder 5,<br />
14109 Berlin.<br />
9.10. —- Schwartzsche Villa Lesung. Christoph<br />
Klimke und Mario Wirz – „Nachrichten von den<br />
Geliebten“. 5 €. 20 Uhr. Großer Salon, Grune -<br />
waldstraße 55, 12165 Berlin.<br />
10.10. —- Haus der Kulturen der Welt Lesung &<br />
Gespräch. Hua Yu – „Brüder“. Moderation und<br />
Übersetzung: Ulrich Kautz. 16 Uhr. John-Foster-<br />
Dulles-Allee 10, 10557 Berlin.<br />
20.10. —- Literaturhaus Lesung. Mahmut Dou la ta -<br />
badi – „Der Colonel“. Auf Persisch. Deutsche<br />
Textpassagen: Bahman Nirumand. 20 Uhr.<br />
Kaminraum, Fasanenstraße 23, 10719 Berlin.<br />
20.10. —- Literaturforum im Brecht-Haus Buch -<br />
vorstellung. Carolyn Gossage – „Auf Irrfahrt. Sieben<br />
kanadische Frauen unterwegs im Dritten Reich“.<br />
Moderation: Stephan Lahrem. 20 Uhr. Chaus see -<br />
straße 125, 10115 Berlin.<br />
21.10. —- Literaturforum im Brecht-Haus Lesung<br />
& Gespräch. Verena Roßbacher – „Verlangen nach<br />
Drachen“. <strong>Die</strong> Autorin im Gespräch mit Wiebke<br />
Literaturkalender<br />
Porombka. 20 Uhr. Chausseestraße 125, 10115<br />
Berlin.<br />
21.10. —- Literarisches Colloquium Lesung im<br />
Rahmen des „Studio LCB“. Lutz Seiler – „<strong>Die</strong><br />
Zeitwaage“. 6 / 4 €. 20 Uhr. Am Sandwerder 5,<br />
14109 Berlin.<br />
21.10. —- Lehmanns Fachbuchhandlung<br />
Lesung. F.C. Delius – „<strong>Die</strong> Frau, für die ich den<br />
Computer erfand“. 20.30 Uhr. Hardenbergstraße 5,<br />
10623 Berlin.<br />
22.10. —- Literarisches Colloquium Lesung. Ste -<br />
fan Moster – „<strong>Die</strong> Unmöglichkeit des vierhändigen<br />
Spiels“. 6 / 4 €. 20 Uhr. Am Sandwerder 5, 14109<br />
Berlin.<br />
23.10. —- Prinz Eisenherz Lesung. Christoph<br />
Klim ke und Mario Wirz – „Nachrichten von den<br />
Geliebten“. 20.30 Uhr. Lietzenburger Straße 9a,<br />
10789 Berlin.<br />
26.10. —- Festwoche 10 Jahre lyrikline.org<br />
Eröffnung. „Passwort Poesie“. Mit Lebogang<br />
Mashile aus Südafrika und Monika Rinck aus<br />
Deutschland. Musik: Aki Takase aus Japan. In<br />
Anwesenheit des Bundespräsidenten Horst Köhler.<br />
Eintritt frei. Anmeldung erforderlich unter E-Mail:<br />
mail@literaturwerkstatt.org. 19.30 Uhr. Palais,<br />
Kulturbrauerei, Schönhauser Allee 36, 10435<br />
Berlin.<br />
27.10. —- Festwoche 10 Jahre lyrikline.org<br />
Lesung. „Nord Nordost – Nordisch-baltische Lyrik“.<br />
Es lesen Elo Viiding aus Estland, Lauri Otonkoski<br />
aus Finnland, Steinunn Sigurðardóttir aus Island<br />
und Simen Hagerup aus Norwegen. Eintritt frei. An -<br />
mel dung erforderlich unter E-Mail: info@nor di -<br />
schebotschaften.org. 20 Uhr. Nordische Bot schaf -<br />
ten, Rauchstraße 1, 10787 Berlin.<br />
27.10. —- Literaturforum im Brecht-Haus Lesung<br />
& Gespräch. „Das Jahr 1989, die Wende und ihre<br />
Folgen in der Literatur V – <strong>Die</strong> Erfahrung von Krise<br />
und Umbruch“. Es lesen und sprechen Wolfgang<br />
Engler und Jens Reich. Moderation: Jörg Magenau.<br />
20 Uhr. Chausseestraße 125, 10115 Berlin.<br />
28.10. —- Literaturhaus Lesung. László F.<br />
Földényi – „Dostojewski liest in Sibirien Hegel und<br />
bricht in Tränen aus“. Außerdem liest der Autor aus<br />
seinem essayistischen Glossar zu Imre Kertész’<br />
„Schicksallosigkeit“. 20 Uhr. Kaminraum, Fasanen -<br />
straße 23, 10719 Berlin.<br />
29.10. —- Festwoche 10 Jahre lyrikline.org<br />
Lesung. „Lyrik mit Eigensinn“. Mit Nicole Brossard<br />
aus Québec und Teresa Pascual aus València.<br />
Übersetzer: Juana Burghardt aus Argentinien,<br />
Tobias Burghardt aus Deutschland und Odile<br />
Kennel aus Deutschland. Moderation: Roger<br />
Friedlein. Eintritt frei. 20 Uhr. Literaturwerkstatt,<br />
Kulturbrauerei. Knaackstraße 97, 10435 Berlin.<br />
30.10. —- Festwoche 10 Jahre lyrikline.org<br />
Lesung. „An den Grenzen der Lyrik“. Mit Claudia<br />
Keelan aus den USA, Nikola Madzirov aus<br />
Makedonien, Zvonko Maković aus Kroatien und<br />
Uljana Wolf aus Deutschland und den USA. Eintritt<br />
frei. 17 Uhr. Botschaft der Republik Makedonien,<br />
Koenigsallee 2, 14193 Berlin.<br />
30.10. —- Festwoche 10 Jahre lyrikline.org<br />
Lesung. „LIVE POESIE – <strong>Die</strong> lange Nacht der<br />
jungen rumänischen Lyrik“. Mit Constantin<br />
Acosmei, Svetlana Carstean, Rita Chirian, Gabi<br />
Eftimie, Sorin Ghergut, V. Leac, Stefan Manasia,<br />
Vlad Moldovan, Ioana Nicolae und Olga Stefan.<br />
Moderation: Razvan Tupa. Eintritt frei. 22 Uhr.<br />
Literaturwerkstatt, Kulturbrauerei, Knaackstraße<br />
97, 10435 Berlin.<br />
31.10. —- Kino Babylon Lesung. Roger Willemsen<br />
und Ralf Tooten – „Bangkok Noir“. 20 Uhr. Rosa-<br />
Luxemburg-Straße 30, 10178 Berlin.<br />
Braunschweig<br />
1.10. —- Buchhandlung Graff Lesung im Rahmen<br />
der Eröffnung des Zweitausendeins-Shops. Frank<br />
Schulz – „Das Ouzo-Orakel“. Eintritt frei. 20.15 Uhr.<br />
2. Etage, Sack 15, 38100 Braunschweig.<br />
6.10. —- Buchhandlung Graff Lesung. Rebecca<br />
Gablé – „Hiobs Brüder“. 8 €. 20.15 Uhr. Sack 15,<br />
38100 Braunschweig.<br />
21.10. —- Buchhandlung Graff Lesung. Wladimir<br />
Kaminer – „Meine russischen Nachbarn“. 10 €.<br />
20.15 Uhr. Sack 15, 38100 Braunschweig.<br />
29.10. —- Krimifestival Lesung. Jörg Maurer –<br />
„Föhnlage“. 20.15 Uhr. Komödie am Altstadtmarkt,<br />
Gördelingerstraße 7, 38100 Braunschweig.<br />
1.11. —- Staatstheater Lesung. Wolf Haas – „Der<br />
Brenner und der liebe Gott“. 11.15 Uhr. Kleines<br />
Haus, Magnitorwall 18, 38100 Braunschweig.<br />
3.11. —- Buchhandlung Graff Lesung. „Eckhard<br />
Schimpf erzählt Braunschweiger Schnurren und<br />
Geschichten“. 6 €. 20.15 Uhr. Sack 15, 38100<br />
Braunschweig.<br />
4.11. —- Kulturinstitut Lesung. Renatus Deckert<br />
(Hrsg.) – „<strong>Die</strong> Nacht, in der die Mauer fiel. Schrift -<br />
steller erzählen vom 9. November 1989“. Aus der<br />
Anthologie lesen Katja Lange-Müller, Reinhard Jirgl<br />
und Katja Oskamp. Einf. u. Mod.: Renatus Deckert.<br />
19.30 Uhr. Schlossplatz 1, 38100 Braunschweig.<br />
5.11. —- Buchhandlung Graff Lesung. Judith Her -<br />
mann – „Alice“. 8 €. 20.15 Uhr. Sack 15, 38100<br />
Braunschweig.<br />
SCHWARTZSCHE VILLA<br />
Kunst – Musik – Literatur – Theater – Café<br />
Steglitz - Grunewaldstraße 55<br />
Telefon 90299-2212<br />
U- und S-Bahnhof Rathaus Steglitz<br />
Programm: www.schwartzsche-villa.de<br />
19
9.11. —- Altstadtrathaus Lesung. Viola<br />
Roggenkamp – „<strong>Die</strong> Frau im Turm“. 20 Uhr.<br />
Altstadtmarkt, 38100 Braunschweig.<br />
12.11. —- Braunschweig-Kolleg Lesung. Uwe<br />
Timm – „Halbschatten“. 8 €. 20 Uhr. Aula,<br />
Wolfenbütteler Straße 57, 38124 Braunschweig.<br />
18.11. —- Staatstheater Lesung. Elke Heidenreich<br />
und Bernd Schroeder – „Alte Liebe“. 15 €. 19.30<br />
Uhr. Kleines Haus, Am Theater, 38100 Braun -<br />
schweig.<br />
24.11. —- Buchhandlung Graff Lesung. Lea<br />
Fleischmann – „Heiliges Essen. Das Judentum für<br />
Nichtjuden verständlich gemacht“. 8 €. 20.15 Uhr.<br />
Sack 15, 38100 Braunschweig.<br />
25.11. —- Thalia-Buchhaus Lesung. Hellmuth<br />
Karasek – „Ihr tausendfaches Weh und Ach“. 20.15<br />
Uhr. Hutfiltern 9, 38100 Braunschweig.<br />
28.11. —- Buchhandlung Graff Buchvorstellung.<br />
Ralf König – „Archetyp“. Eintritt frei. 12 Uhr. 20.15<br />
Uhr. Sack 15, 38100 Braunschweig.<br />
30.11. —- Buchhandlung Graff Lesung. Rüdiger<br />
Safranski – „Goethe und Schiller. Geschichte einer<br />
Freundschaft“. 8 €. 20.15 Uhr. Sack 15, 38100<br />
Braunschweig.<br />
Bremen<br />
6.10. —- Zentralbibliothek Lesung. Alexa Stein –<br />
„Im Morden was Neues“. Eintritt frei. 19 Uhr. Am<br />
Wall 201, 28195 Bremen.<br />
13.10. —- Zentralbibliothek Lesung. Bruni Prass -<br />
ke – „Immer noch träume ich von Deutschland.<br />
Reise in ein Leben zwischen Deutschland und<br />
Vietnam“. Außerdem liest Nguyen Phong <strong>Die</strong>n.<br />
Eintritt frei. 19 Uhr. Am Wall 201, 28195 Bremen.<br />
20.10. —- Schlachthof Lesung. Steffen Möller –<br />
„Viva Polonia. Als deutscher Gastarbeiter in Polen“.<br />
20 Uhr. Findorffstraße 51, 28215 Bremen.<br />
21.10. —- globale° Eröffnung. „globale° 2009“. Es<br />
lesen María Cecilia Barbetta und SAID. Musik:<br />
Marja Seidel am Saxofon und Ognyan Seizov am<br />
Klavier. Moderation: José F.A. Oliver. 6 / 4 €. 19.30<br />
Uhr. Restaurant Weserhaus, Hinter der Mauer 5,<br />
28195 Bremen.<br />
22.10. —- globale° Lesung. Yadé Kara – „Cafe<br />
Cyprus“. Moderation: Ursel Bäumer. 6 / 4 €. 20 Uhr.<br />
Zentralbibliothek, Am Wall 201, 28195 Bremen.<br />
25.10. —- Café Ambiente Lesung. Jochen Schim -<br />
mang – „Das Beste, was wir hatten“. 20 Uhr.<br />
Osterdeich 69a, 28205 Bremen.<br />
4.11. —- Buchhandlung Geist Lesung. Alan Pauls<br />
– „<strong>Die</strong> Vergangenheit“. 19.30 Uhr. Am Wall 161,<br />
28195 Bremen.<br />
5.11. —- Buchhandlung Storm Lesung. Hans<br />
Jacob Christoffel von Grimmelshausen – „Der<br />
aben teuerliche Simplicissimus Deutsch. Aus dem<br />
Deutschen des 17. Jahrhunderts von Reinhard<br />
Kaiser“. Reinhard Kaiser stellt seine Neu über tra -<br />
gung vor. 20 Uhr. Langenstraße 11, 28195 Bremen.<br />
10.11. —- Zentralbibliothek Lesung. Irina<br />
Liebmann – „Wäre es schön? Es wäre schön! Mein<br />
Vater Rudolf Herrnstadt“. 19 Uhr. Am Wall 201,<br />
28195 Bremen.<br />
Duisburg<br />
1.10. —- Mayersche Buchhandlung Lesung. Willi<br />
Fährmann – „Das Glück ist nicht vorbeigegangen.<br />
Willi Fährmann erinnert sich“. 8 €. 20.15 Uhr.<br />
Königstraße 48, 47051 Duisburg.<br />
5.10. —- Mayersche Buchhandlung Lesung. Re -<br />
bec ca Gablé – „Hiobs Brüder“. 8 €. 20.15 Uhr.<br />
Königstraße 48, 47051 Duisburg.<br />
13.11. —- Alte Feuerwache Lesung. Steffen Möller<br />
– „Viva Polonia. Als deutscher Gastarbeiter in<br />
Polen“. 20 Uhr. Friedenstraße 5, 47053 Duisburg.<br />
Frankfurt am Main<br />
1.10. —- Literaturhaus Lesung. Brigitte Kronauer –<br />
„Zwei schwarze Jäger“. Moderation: Hubert Spie -<br />
gel. 20 Uhr. Schöne Aussicht 2, 60311 Frankfurt am<br />
Main.<br />
1.10. —- Ypsilon Buchladen Lesung. Rosa Ribas<br />
– „Kalter Main“. Moderation: Monika Rieth. 20.30<br />
Uhr. Berger Straße 18, 60316 Frankfurt am Main.<br />
4.10. —- Mousonturm Lesung. Martin Sonneborn<br />
– „Das Partei Buch. Wie man in Deutschland eine<br />
Partei gründet und die Macht übernimmt“. 20 Uhr.<br />
Waldschmidtstraße 4, 60316 Frankfurt am Main.<br />
6.10. —- Mousonturm Lesung. Verena Roßbacher<br />
– „Verlangen nach Drachen“. 20 Uhr. Wald schmidt -<br />
straße 4, 60316 Frankfurt am Main.<br />
9.10. —- Literaturhaus Diskussion. „Das Ende der<br />
Welt, wie wir sie kannten“. Es diskutieren Harald<br />
Welzer und Claus Leggewie, Franziska Augstein,<br />
Micha Brumlik und Martin Lüdke. Moderation: Peter<br />
Kemper, hr. 19 Uhr. Schöne Aussicht 2, 60311<br />
Frankfurt am Main.<br />
<strong>Die</strong> Veranstaltungen während der Frankfurter<br />
Buchmesse vom 14. bis 18. Oktober<br />
entnehmen Sie bitte dem Messe-Spezial unter<br />
www.berlinerliteraturkritik.de.<br />
27.10. —- Goethe-Haus Lesung. Friedrich <strong>Die</strong>ck -<br />
mann – „Geglückte Balance. Auf Goethe blickend“.<br />
6 / 3 €. 19 Uhr. Freies Deutsches Hochstift, Großer<br />
Hirschgraben 23-25, 60311 Frankfurt am Main.<br />
2.11. —- Literaturhaus Lesung. „Ror Wolf Abend –<br />
Startschuss zur Gesamtausgabe für unser Jahr -<br />
hundert“. Mit Walter Renneisen und Friedmar Apel.<br />
Grußworte: Klaus Schöffling. 6 / 4 €. 20 Uhr. Schö -<br />
ne Aussicht 2, 60311 Frankfurt am Main.<br />
3.11. —- Literaturhaus Lesung. Ulrich Raulff –<br />
„Kreis ohne Meister: Stefan Georges Nachleben.<br />
Eine abgründige Geschichte“. 6 / 3,50 €. 20 Uhr.<br />
Schöne Aussicht 2, 60311 Frankfurt am Main.<br />
5.11. —- Instituto Cervantes Lesung. Alan Pauls –<br />
„<strong>Die</strong> Vergangenheit“. 19 Uhr. Staufenstraße 1,<br />
60323 Frankfurt am Main.<br />
5.11. —- Literaturhaus Lesung. Péter Esterházy –<br />
„Keine Kunst“. 6 / 3,50 €. 20 Uhr. Schöne Aussicht<br />
2, 60311 Frankfurt am Main.<br />
10.11. -— Romanfabrik Lesung. <strong>Die</strong>ter Wellershoff<br />
– „Der Himmel ist kein Ort“. 20.30 Uhr. Hanauer<br />
Landstraße 186, 60314 Frankfurt am Main.<br />
12.11. —- Literaturhaus Lesung. Friederike<br />
Mayröcker – „Paloma“. Einführung: Ulla Unseld-<br />
Berkéwicz. 20 Uhr. Schöne Aussicht 2, 60311<br />
Frankfurt am Main.<br />
16.11. —- Literaturhaus Lesung. Laurence Sterne<br />
– „Leben und Ansichten von Tristram Shandy,<br />
Gentleman. Folge 18“. Es liest Peter Heusch. 6 /<br />
3,50 €. 20 Uhr. Schöne Aussicht 2, 60311 Frankfurt<br />
am Main.<br />
17.11. —- Literaturhaus Lesung. „Nachlese Open<br />
Mike 2009“. Mit den diesjährigen Preisträgern des<br />
Open Mike. Zu Gast: Thomas Hettche. Eintritt frei.<br />
20 Uhr. Schöne Aussicht 2, 60311 Frankfurt am<br />
Main.<br />
18.11. —- Literaturhaus Lesung. David Albahari –<br />
„Ludwig“. 6 / 3,50 €. 20 Uhr. Schöne Aussicht 2,<br />
60311 Frankfurt am Main.<br />
26.11. —- Literaturhaus Gespräch. „Friederike<br />
Mayröcker im Gespräch mit Ulla Berkewicz-Un -<br />
seld“. 8 / 4 €. 20 Uhr. Schöne Aussicht 2, 60311<br />
Frankfurt am Main.<br />
Freiburg im Breisgau<br />
2.10. —- Jos Fritz Café Lesung. Corinna Waffen -<br />
der – „Tod durch Erinnern“. 20 Uhr. Wilhelmstraße<br />
15, 79098 Freiburg im Breisgau.<br />
6.10. —- Buchhandlung Rombach Lesung.<br />
Michael Jürgs – „Seichtgebiete. Warum wir<br />
hemmungslos verblöden“. 20 Uhr. Bertoldstraße<br />
10, 79098 Freiburg im Breisgau.<br />
22.10. —- Theater Lesung. Eva Menasse – „Läss -<br />
liche Todsünden“. 20 Uhr. Winterer Foyer,<br />
Bertoldstraße 46, 79098 Freiburg im Breisgau.<br />
4.11. —- Theater Lesung. Feridun Zaimoglu – „Hin -<br />
terland“. 20 Uhr. Bertoldstraße 46, 79098 Frei burg<br />
im Breisgau.<br />
13.11. —- Buchhandlung Schwanhäuser Buch -<br />
be sprechung. Ulrich Peltzer – „Teil der Lösung“.<br />
20.15 Uhr. Bertoldstraße 23, 79098 Freiburg im<br />
Breisgau.<br />
Hamburg<br />
1.10. —- Zentralbibliothek Lesung. Petra Häring-<br />
Kuan und Yu Chien Kuan – „<strong>Die</strong> Langnasen. Was<br />
die Chinesen über uns Deutsche denken“. 20 Uhr.<br />
Hühnerposten 1, 20097 Hamburg.<br />
1.10. —- Literaturhaus Lesung. Gerhard Henschel<br />
– „Jugendroman“. 20 Uhr. Schwanenwik 38, 22087<br />
Hamburg.<br />
1.10. —- Buchhandlung Männerschwarm<br />
Lesung. Mehmet Murat Somer – „Der Kuss-Mord“.<br />
Es liest Isabel Bogdan. 20 Uhr. Lange Reihe 102,<br />
20099 Hamburg.<br />
8.10. —- Flo Peters Gallery Lesung. Roger Wil -<br />
lem sen und Ralf Tooten – „Bangkok Noir“. 20 Uhr.<br />
Chilehaus C, Pumpen 8, 20095 Hamburg.<br />
8.10. —- Literaturhaus Lesung. Hanns-Josef<br />
Ortheil – „<strong>Die</strong> Erfindung des Lebens“. 20 Uhr.<br />
Schwanenwik 38, 22087 Hamburg.<br />
9.10. —- KörberForum Lesung. Renatus Deckert<br />
(Hrsg.) – „<strong>Die</strong> Nacht, in der die Mauer fiel. Schrift -<br />
steller erzählen vom 9. November 1989“. Aus der<br />
Anthologie lesen die Beitragsschreibenden Uwe<br />
Tellkamp und Katja Lange-Müller. Einführung und<br />
Moderation: Renatus Deckert. 19 Uhr. Kehrwieder<br />
12, 20457 Hamburg.<br />
13.10. —- Buchhandlung Seitenweise Lesung.<br />
Viola Roggenkamp – „<strong>Die</strong> Frau im Turm“. 19.30<br />
Uhr. Hammer Steindamm 119, 20535 Hamburg.<br />
19.10. —- Winterhuder Fährhaus Lesung. Steffen<br />
Möller – „Viva Polonia. Als deutscher Gastarbeiter<br />
in Polen“. 19.30 Uhr. Hudtwalckerstraße 13, 22299<br />
Hamburg.<br />
21.10. —- Literaturhaus Lesung. John Burnside –<br />
„Glis ter“. Moderation: Julika Griem. 20 Uhr.<br />
Schwanenwik 38, 22087 Hamburg.<br />
28.10. —- Buchhaus Gustav Weiland Lesung.<br />
Mirjam Pressler – „‚Grüße und Küsse an alle’. <strong>Die</strong><br />
Ge schichte der Familie von Anne Frank“. 20.45<br />
Uhr. Ottenser Hauptstraße 10, 22765 Hamburg.<br />
30.10. —- Thalia-Buchhaus Lesung. Jan-Philipp<br />
Sendker – „Drachenspiele“. 20.15 Uhr. Große<br />
Bleichen 19, 20354 Hamburg.<br />
Hannover<br />
1.10. —- Buchhandlung Leuenhagen & Paris<br />
Lesung. Nicolas Remin – „Requiem am Rialto.<br />
Commissario Tron ermittelt“. 19.30 Uhr. Lister Meile<br />
39, 30161 Hannover.<br />
5.10. —- Buchhandlung Decius Lesung. Thomas<br />
Gsella – „Nennt mich Gott“. 20 Uhr. Marktstraße<br />
51/52, 30159 Hannover.<br />
5.10. —- Literarischer Salon Lesung. Andreas<br />
Meier – „Sanssouci“. Moderation: Michael Pelke. 20<br />
Uhr. Königsworther Platz 1, 30167 Hannover.<br />
12.10. —- Lehmanns Buchhandlung Lesung &<br />
Gespräch. Heike Groos – „Ein schöner Tag zum<br />
Sterben. Als Bundeswehrärztin in Afghanistan“. Mo -<br />
de ration: Margarete von Schwarzkopf. 20.30 Uhr.<br />
Georgstraße 10, 30159 Hannover.<br />
20.10. —- Buchhandlung Decius Lesung. Irina<br />
Korschunow – „Langsamer Abschied“. 20 Uhr.<br />
Markt straße 51/52, 30159 Hannover.<br />
20.10. —- Lehmanns Buchhandlung Lesung.<br />
Dina Michels – „Weiße Kittel, dunkle Geschäfte. Im<br />
Kampf gegen die Gesundheitsmafia“. 20.30 Uhr.<br />
Georgstraße 10, 30159 Hannover.<br />
21.10. —- Literaturbüro Lesung. Feridun Zaimoglu<br />
– „Hinterland“. 20 Uhr. Sophienstraße 2, 30159<br />
Han nover.<br />
23.10 . —- Haus der Region Buchvorstellung. Götz<br />
W. Werner – „Einkommen für alle“. Eintritt frei. 19<br />
Uhr. Hildesheimer Straße 20, 30169 Hannover.<br />
24.10. —- Cumberlandsche Bühnen Lesung.<br />
Jürgen Kuttner – „<strong>Die</strong> Geburt des radikalen Isla mis -<br />
mus aus dem Hüftspeck des deutschen Schlagers<br />
und andere west-östliche Denkwür dig keiten“. 20<br />
Uhr. Prinzenstraße 9, 30159 Hannover.<br />
27.10. —- Stadtbibliothek Kleefeld Lesung. Oliver<br />
Hilmes – „Cosimas Kinder. Triumph und Tragödie<br />
der Wagner-Dynastie“. 19 Uhr. Rupsteinstraße 6-8,<br />
30625 Hannover.<br />
Hildesheim<br />
21.10. —- Buchhandlung Decius Lesung. Irina<br />
Kor schunow – „Langsamer Abschied“. 20 Uhr.<br />
Hoher Weg 15, 31134 Hildesheim.<br />
20 <strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>
<strong>Herbst</strong> 2009<br />
Kassel<br />
6.10. —- Märchenwache Schauenburg Lesung.<br />
Jo sef Winkler – „Ich reiß mir eine Wimper aus und<br />
stech dich damit tot“. Moderation: Dr. H.-P. Lorenz.<br />
10 €. 20 Uhr. Lange Straße 2, 34270 Kas sel.<br />
10.10. —- Stadtbibliothek Lesung. Monika Maron<br />
– „Bitterfelder Bogen“. 19.30 Uhr. Obere Königs -<br />
straße 8, 34117 Kassel.<br />
15.10. —- Bürgersaal Lesung. Felix Bernhard –<br />
„Dem eigenen Leben auf der Spur“. 19 Uhr. Obere<br />
Königsstraße 8, 34117 Kassel.<br />
5.11. —- Thalia-Buchhandlung Lesung. Steffen<br />
Martus – „<strong>Die</strong> Brüder Grimm. Eine Biographie“.<br />
20.15 Uhr. Obere Königsstraße 30, 34117 Kassel.<br />
Kiel<br />
3.10. —- metro-Kino Lesung. Steffen Möller –<br />
„Viva Polonia. Als deutscher Gastarbeiter in Polen“.<br />
20 Uhr. Schlosshof, Hotenauer Straße 162-170,<br />
24105 Kiel.<br />
8.10. —- Literaturhaus Schleswig-Holstein Le -<br />
sung. Heinrich Detering – „Wrist“. Außerdem liest<br />
Arne Rautenberg aus „gebrochene naturen“. 6 /<br />
3,50 €. 20 Uhr. Schwanenweg 13, 24105 Kiel.<br />
26.10. —- Literaturhaus Schleswig-Holstein Le -<br />
sung. Steffen Martus – „<strong>Die</strong> Brüder Grimm. Eine<br />
Biographie“. 6 / 3,50 €. 20 Uhr. Schwanenweg 13,<br />
24105 Kiel.<br />
29.10. —- Literaturhaus Schleswig-Holstein Le -<br />
sung. Hédi Kaddour – „Waltenberg“. 6 / 3,50 €. 20<br />
Uhr. Schwanenweg 13, 24105 Kiel.<br />
3.11. —- Literaturhaus Schleswig-Holstein Le -<br />
sung. Henriette E. Møller – „Jeine“. Außerdem liest<br />
Monika Fagerholm aus „Das amerikanische<br />
Mädchen“. 7 / 4 €. 20 Uhr. Schwanenweg 13, 24105<br />
Kiel.<br />
16.11. —- metro Kino Lesung. Feridun Zaimoglu –<br />
„Hinterland“. 20 Uhr. Holtenauer Straße 162-170,<br />
24105 Kiel.<br />
23.11. —- Deutsche Zentralbibliothek für Wirt -<br />
schafts wissenschaften Lesung. Michael Jürgs –<br />
„Seichtgebiete. Warum wir hemmungslos verblö -<br />
den“. 20 Uhr. Düsternbrooker Weg 120, 24105 Kiel.<br />
Köln<br />
6.10. —- Literaturhaus Lesung & Gespräch. Hua<br />
Yu – „Brüder“. Moderation und Übersetzung: Ulrich<br />
Kautz. 7 / 5 / 4 €. 20 Uhr. Schönhauser Straße 8,<br />
50968 Köln.<br />
10.10. —- Schauspielhaus Lesung. David Foster<br />
Wallace – „Unendlicher Spaß“. Es lesen Harald<br />
Schmidt, Simon Eckert, Joachim Król, Maria<br />
Schrader, Michael Weber, Julia Wieninger, Michael<br />
Wittenborn, Manfred Zapatka und andere. Ein füh -<br />
rung: Ulrich Blumenbach, Übersetzer, und Helge<br />
Mal chow, Verleger. Moderation: Denis Scheck. 20<br />
Uhr. Offenbachplatz 1, 50667 Köln.<br />
13.10. —- Raketenclub Lesung. Oliver Uschmann<br />
– „Murp! Hartmut und ich verzetteln sich“. 20 Uhr.<br />
Hinterhof, Weidengasse 21, 50668 Köln.<br />
20.10. —- Literaturhaus Lesung. Roberto Bolaño –<br />
„2666“. Einführung: Norbert Wehr. 7 / 5 / 4 €. 20<br />
Uhr. Schönhauser Straße 8, 50968 Köln.<br />
Leipzig<br />
1.10. —- MZIN Lesung. „Hausdurchsuchung –<br />
Fundstücke aus dem Deutschen Literaturinstitut<br />
Leipzig“. Studenten des Literaturinstituts lesen aus<br />
ihrer Prosa und Lyrik. 1 €. 20 Uhr. Paul-Gruner-<br />
Straße 64, 04107 Leipzig.<br />
1.10. —- Lehmanns Buchhandlung Lesung.<br />
Wladimir Kaminer – „Meine russischen Nachbarn“.<br />
9,50 €. 20.15 Uhr. Grimmaische Straße 10, 04109<br />
Leipzig.<br />
6.10. —- Lehmanns Buchhandlung Lesung. Sa -<br />
bine Kuegler – „Jägerin und Gejagte“. 9,50 €. 20.15<br />
Uhr. Grimmaische Straße 10, 04109 Leipzig.<br />
7.10. —- Haus des Buches – Literaturhaus Buch -<br />
vorstellung. Steffi Böttger und Matthias Hum -<br />
mitzsch – „Begegnungen mit Brecht“. Einführung<br />
und Moderation: Erdmut Wizisla. 20 Uhr. Li te ra tur -<br />
café, Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig.<br />
8.10. —- Haus des Buches – Literaturhaus<br />
Lesung. Eva Schestag (Hrsg.) – „Von Kaiser zu<br />
Kaiser: <strong>Die</strong> klassische Chinesische Lyrik. China-<br />
Bibliothek Band II“. Es lesen: <strong>Die</strong> Herausgeberin,<br />
Hans Jürgen Balmes und Se bas tian Sommerfeld.<br />
20 Uhr. Gerichts weg 28, 04103 Leipzig.<br />
13.10. —- Haus des Buches – Literaturhaus Dis -<br />
kus sion. „Vom Privileg des Vergleichs – Er -<br />
fahrungen ostdeutscher Prominenter vor und nach<br />
1989“. Mit Heike Schneider, Adelheid Wedel, Chris -<br />
toph <strong>Die</strong>ckmann, Wolfgang Engel und The rese und<br />
Frank Hörnigk. Moderation: Astrid Kuhlmey,<br />
Deutsch landradio Kultur. 20 Uhr. Literaturcafé,<br />
Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig.<br />
20.10. —- Haus des Buches – Literaturhaus Le -<br />
sung. Leon de Winter – „Das Recht auf Rückkehr“.<br />
Moderation: Arne Braun. 20 Uhr. Großer Saal, Ge -<br />
richtsweg 28, 04103 Leipzig.<br />
21.10. —- Haus des Buches – Literaturhaus<br />
Lesung & Gespräch. „Poesie in die Stadt“. Mit Xiao<br />
Kaiyu. Moderation: Raffael Keller. 20 Uhr. Lite ra tur -<br />
café, Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig.<br />
27.10. —- Haus des Buches – Literaturhaus Le -<br />
sung. Luo Lingyuan – „<strong>Die</strong> Sterne von Shenzhen“.<br />
Moderation: Katrin Buchta. 20 Uhr. Literaturcafé,<br />
Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig.<br />
Alle Angaben basieren auf<br />
Informationen der<br />
Veranstalter oder Verlage.<br />
Änderungen möglich. Keine<br />
Gewähr für die Richtigkeit<br />
der Angaben.<br />
5.11. —- Haus des Buches – Literaturhaus Le -<br />
sung. Julia Friedrichs – „Gestatten: Elite. Auf den<br />
Spuren der Mächtigen von morgen“. 19.30 Uhr.<br />
Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig.<br />
Ludwigsburg<br />
24.10. —- Musikhalle Lesung. Martin Walser – „Ein<br />
liebender Mann“. 20 Uhr. Bahnhofstraße 19, 71638<br />
Ludwigsburg.<br />
17.11. —- Buchhandlung Aigner Buchvorstellung.<br />
Inge Jens – „Unvollständige Erinnerungen“. 20 Uhr.<br />
Arsenalstraße 8, 71638 Ludwigsburg.<br />
29.11. —- Buchhandlung Schubart Buchvor stel -<br />
lung. „Weihnachtsbuchvorstellung“. Bei Tee und<br />
Keksen stellen die Schubart-Buchhändlerinnen die<br />
schönsten und interessantesten <strong>Herbst</strong>-Neuer -<br />
schein ungen vor. Eintritt frei. 11 Uhr. Anmeldung<br />
erbeten unter Telefon: 07141-900 37. Körnerstraße<br />
15, 71634 Ludwigsburg.<br />
Mannheim<br />
3.10. —- Jugendkulturzentrum FORUM Lesung.<br />
Corinna Waffender – „Tod durch Erinnern“. 20 Uhr.<br />
Neckarpromenade 46, 68167 Mannheim.<br />
19.11. —- Thalia-Buchhandlung Lesung. Amelie<br />
Fried – „Immer ist gerade jetzt“. 20.30 Uhr. C 1, 6-<br />
7, 68159 Mannheim.<br />
Marbach am Neckar<br />
9.10. —- Café Schiller Lesung. „Schillers Freund -<br />
schaft mit Goethe“. Doris Hubach liest aus dem<br />
Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. 19.30<br />
Uhr. Niklastorstraße 28, 71672 Marbach am<br />
Neckar.<br />
23.10. —- Stadthalle Lesung. Monika Maron –<br />
„Bitterfelder Bogen“. Moderation: Silke Arning,<br />
SWR. 20 Uhr. Schillerhöhe 12, 71672 Marbach am<br />
Neckar.<br />
8.11. —- Deutsches Literaturarchiv Lesung.<br />
Chris toph Hein – „Horns Ende“. Moderation: Silke<br />
Arning. 17 Uhr. Humboldt-Saal, Schillerhöhe 8-10,<br />
71672 Marbach am Neckar.<br />
10.11. —- Stadthalle Preisverleihung. „Schiller -<br />
preis der Stadt Marbach am Neckar“. 20 Uhr.<br />
Schillerhöhe 12, 71672 Marbach am Neckar.<br />
München<br />
5.10. —- Literaturhaus Lesung & Diskussion.<br />
„Chris tian Kracht. Zu Leben und Werk“. Es diskutieren<br />
Johannes Birgfeld, Claude Conter und<br />
Oliver Jahraus. Zudem liest Christian Kracht selbst<br />
aus seinen Werken. 20 Uhr. Salvatorplatz 1, 80333<br />
München.<br />
5.10. —- Lyrik Kabinett Lesung. „Björn Kuhligk<br />
und Tom Schulz“. <strong>Die</strong> zwei Lyriker lesen aus ihren<br />
Gedichten und stellen sich gegenseitig vor. 7 / 5 €.<br />
20 Uhr. Amalienstraße 83 a, 80799 München.<br />
6.10. —- Literaturhaus Lesung. Helmut Krausser –<br />
„Einsam keit und Sex und Mitleid“. 8 / 6 €. 20 Uhr.<br />
Salvatorplatz 1, 80333 München.<br />
7.10. —- Literaturhaus Lesung & Gespräch. Rein -<br />
hold Messner – „Westwand. Prinzip Abgrund“. Der<br />
Autor im Gespräch mit Alexander Huber. 20 Uhr.<br />
Salvatorplatz 1, 80333 München.<br />
19.10. —- Ampere Lesung. Xiaolu Guo – „Ein Ufo,<br />
dachte sie“. Außerdem liest Li Er aus „Das Leben ist<br />
jetzt“. 20 Uhr. Muffatwerk, Zellstraße 4. 81667<br />
München.<br />
19.10. —- Literaturhaus Lesung. Margaret Atwood<br />
– „Das Jahr der Flut“. 20 Uhr. Salvatorplatz 1,<br />
80333 München.<br />
20.10. —- Instituto Cervantes Lesung. „Baskische<br />
Lyrik – Poesia vasca“. Harkaitz Cano und Juan<br />
Kruz Igerabide lesen aus ihren Gedichten. Auf Bas -<br />
kisch und Deutsch. Moderation: Horst Weich. 5 / 4<br />
€. 19.30 Uhr. Kultursaal, Alfons-Goppel-Straße 7,<br />
80539 München.<br />
20.10. —- Literaturhaus Lesung. Iván Sándor –<br />
„Spu rensuche. Eine Nachforschung“. 20 Uhr.<br />
Salvatorplatz 1, 80333 München.<br />
20.10. —- Café Muffathalle Lesung. Li Dawei –<br />
„Love, Revolution und wie Kater Haohao nach<br />
Hollywood kam“. 20 Uhr. Muffatwerk, Zellstraße 4,<br />
81667 München.<br />
21.10. —- Lyrik Kabinett Gespräch. „Lyrik ge -<br />
spräch mit Harkaitz Cano und Juan Kruz Igera -<br />
bide“. Einführung: Ibon Zubiaur. Moderation: Horst<br />
Weich. Eintritt frei. 17 Uhr. Amalienstraße 83 a,<br />
80799 München.<br />
22.10. —- Glatteis – <strong>Die</strong> Krimibuchhandlung Le -<br />
sung. Rosa Ribas – „Kalter Main“. 20 Uhr.<br />
Corneliusstraße 311, 80469 München.<br />
22.10. —- Buchhandlung Lehmkuhl Lesung. Te -<br />
ré zia Mora – „Der einzige Mann auf dem Kontinent“.<br />
20.15 Uhr. Leopoldstraße 45, 80802 München.<br />
23.10. —- Literaturhaus Buchvorstellung & Dis -<br />
kussion. Marion Gaedicke – „Wunschkind. Ge -<br />
schichte einer Adoption“. <strong>Die</strong> Autorin im Gespräch<br />
mit Maybritt Illner. 20 Uhr. Salvatorplatz 1, 80333<br />
München.<br />
26.10. —- Asamkirche Lesung & Musik. „Konrad<br />
Weiß (1880-1940) – <strong>Die</strong> Gedichte“. Anno Bönsch<br />
und Norbert Hummelt stellen den Lyriker vor. Hel -<br />
mut Becker liest aus Weiß’ Gedichten. Musik:<br />
Jacques Bono an der Jazzgitarre. 10 / 7 €. 19 Uhr.<br />
Sendlinger Straße 34, 80331 München.<br />
27.10. —- Literaturhaus Buchvorstellung. Daniel<br />
Jo nah Goldhagen – „Schlimmer als Krieg. Wie Völ -<br />
kermord entsteht und wie er zu verhindern ist“. Der<br />
Autor im Gespräch mit Stephan Sattler, „Focus“. 20<br />
Uhr. Salvatorplatz 1, 80333 München.<br />
28.10. —- Lyrik Kabinett Lesung. „Lyrik aus<br />
Schweden“. Es lesen Aase Berg, Lina Ekdahl, Björn<br />
Håkanson, Ursula Krechel und Thomas Böhme.<br />
Mo deration: Hans Thill. 7 / 5 €. 20 Uhr. Amalien -<br />
straße 83 a, 80799 München.<br />
Nürnberg<br />
25.10. —- Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus<br />
Lesung. Renatus Deckert (Hrsg.) – „<strong>Die</strong> Nacht, in<br />
der die Mauer fiel. Schriftsteller erzählen vom 9.<br />
November 1989“. Aus der Anthologie liest der Bei -<br />
21
tragsschreibende Thomas Rosenlöcher. Einführung<br />
und Moderation: Renatus Deckert. 10 Uhr. König -<br />
straße 64, 90402 Nürnberg.<br />
28.10. —- Literaturhaus Lesung. Herfried Münkler<br />
– „<strong>Die</strong> Deutschen und ihre Mythen“. 20 Uhr.<br />
Luitpoldstraße 6, 90402 Nürnberg.<br />
12.11. —- Literaturhaus Lesung. Mirjam Pressler –<br />
„‚Grüße und Küsse an alle’. <strong>Die</strong> Geschichte der<br />
Familie von Anne Frank“. 20 Uhr. Luitpoldstraße 6,<br />
90402 Nürnberg.<br />
Offenbach am Main<br />
28.10. —- Kirchengemeinde Sankt Marien Le -<br />
sung. Stephan Kulle – „Warum wir wieder glau ben<br />
wollen“. 19.30 Uhr. Krafftstraße 21, 63065 Of fen -<br />
bach am Main.<br />
30.10. —- Buchladen am Markt Lesung. „Kleine<br />
Lesbarkeiten“. Sarah Baumann und Frank Geisler<br />
vom t-raum Theater in Offenbach lesen aus Neu -<br />
erscheinungen, die vom Buchladen-am-Markt-<br />
Team ausgewählt werden. 5 €. 19 Uhr. Wilhelms -<br />
platz 12, 63065 Offenbach am Main.<br />
27.11. —- Mausoleum Lesung. Heinrich Steinfest –<br />
„Gewitter über Pluto“. 8 €. 20 Uhr. Rumpenheimer<br />
Schloßgasse 22, 63075 Offenbach am Main.<br />
Osnabrück<br />
6.10. —- BlueNote Lesung. Judith Hermann –<br />
„Alice“. 9 / 7 €. 20.30 Uhr. Cinema Arthouse, Erich-<br />
Maria-Remarque-Ring 16, 49074 Osnabrück.<br />
8.10. —- Buchhandlung zur Heide Buch vor -<br />
stellung. Bettina Marx – „Gaza. Bericht aus einem<br />
Land ohne Hoffnung“. 5 / 4 €. 20 Uhr. Osterberger<br />
Reihe 2-8, 49074 Osnabrück.<br />
13.10. —- Lagerhalle Lesung. Julia Friedrichs –<br />
„Deutschland dritter Klasse. Leben in der<br />
Unterschicht“. 20 Uhr. Spitzboden, Rolandsmauer<br />
26, 49074 Osnabrück.<br />
17.10. —- Lagerhalle Lesung. Oliver Polak – „Ich<br />
darf das, ich bin Jude“. 20 Uhr. Saal, Rolandsmauer<br />
26, 49074 Osnabrück.<br />
19.10. —- BlueNote Buchvorstellung. Tobias<br />
Lehmkuhl – „Coolness. Über Miles Davis“. 11 / 9 €.<br />
20.30 Uhr. Cinema Arthouse, Erich-Maria-<br />
Remarque-Ring 16, 49074 Osnabrück.<br />
27.10. —- Lagerhalle Lesung. Roger Willemsen<br />
und Ralf Tooten – „Bangkok Noir“. Außerdem stellt<br />
Thomas Drexel sein Buch „33 Energiespar-Häuser“<br />
vor. 20 Uhr. Rolandsmauer 26, 49074 Osnabrück.<br />
28.10. —- BlueNote Lesung. Thomas Glavinic –<br />
„Das Leben der Wünsche“. 9 / 7 €. 20.30 Uhr.<br />
Cinema Arthouse, Erich-Maria-Remarque-Ring 16,<br />
49074 Osnabrück.<br />
Passau<br />
21.10. —- Scharfrichterhaus Lesung. Marcel Mö -<br />
ring – „Der nächtige Ort“. 10 / 8 €. 20 Uhr. Milch gas -<br />
se 2, 94032 Passau.<br />
24.11. —- Scharfrichterhaus Lesung. Peter<br />
Stamm – „Sieben Jahre“. 20 Uhr. Milchgasse 2,<br />
94032 Passau.<br />
Pforzheim<br />
5.11. —- Thalia-Buchhandlung Lesung. Hellmuth<br />
Kara sek – „Ihr tausendfaches Weh und Ach“. 8 €.<br />
20.15 Uhr. Westliche Karl-Friedrich-Straße 27-29,<br />
75172 Pforzheim.<br />
11.11. —- Kulturverein Schulze Lesung. Benedict<br />
Wells – „Becks letzter Sommer“. 19.30 Uhr.<br />
Schulze-Delitzsch-Straße 44, 75173 Pforzheim.<br />
20.11. —- Pforzheimer Kriminacht Lesung. Su -<br />
san ne Graf – „Der Bildermacher“. Außerdem lesen<br />
Wulf Dorn und Felix Huby. 12 € inklusive „mör de -<br />
rischen“ Cocktail. 20.15 Uhr. Thalia-Buchhandlung,<br />
West liche Karl-Friedrich-Straße 27-29, 75172<br />
Pforz heim.<br />
Regensburg<br />
7.10. —- Bücher Pustet Lesung. Eva Demski –<br />
„Gar tengeschichten“. 8 / 6 €. 20.30 Uhr. Gesand -<br />
ten straße 6-8, 93047 Regensburg.<br />
7.10. —- Thalia-Buchhandlung Lesung. Wilhelm<br />
Schlötterer – „Macht und Missbrauch. Franz Josef<br />
Strauß und seine Nachfolger. Aufzeichnungen<br />
eines Ministerialbeamten“. 7 / 5 €. 20.30 Uhr.<br />
Weich ser Weg 5, 93059 Regensburg.<br />
9.10. —- Schiffsanlegestelle Donaumarkt Le -<br />
sung. Jörg Maurer – „Föhnlage“. 19.30 Uhr. 93047<br />
Regensburg.<br />
11.10. —- donumenta Lesung & Gespräch. „Slo -<br />
wakische Autoren“. Es lesen Jana Beňová, Jana<br />
Juráňová und Pavol Rankov. Auf Slowakisch.<br />
Deutsche Textpassagen: Elfi Hartenstein und Gerd<br />
Bur ger. Moderation: Daniela Humajová. 5,50 / 3,50<br />
€. 11 Uhr. Lesesaal, Stadtbücherei, Haidplatz 8,<br />
93047 Regensburg.<br />
19.10. —- Atlantis Buchhandlung Lesung &<br />
Gespräch. Iván Sándor – „Spurensuche. Eine<br />
Nachforschung“. Auf Ungarisch. Deutsche Textpas -<br />
sa gen: Meike Fabian, Schauspielwerkstatt Regens -<br />
burg. Moderation: Zsolt K. Lengyel. 20 Uhr.<br />
Wahlenstraße 8, 93047 Regensburg.<br />
19.10. —- Leerer Beutel Lesung. Christoph Süß –<br />
„Ich denke, also bin ich verwirrt“. 10 / 8 €. 20.30<br />
Uhr. Bertoldstraße 9, 93047 Regensburg.<br />
21.10. —- Leerer Beutel Lesung. Jan Weiler –<br />
„Mein Leben als Mensch“. 20.30 Uhr. Bertoldstraße<br />
9, 93047 Regensburg.<br />
21.10. —- Bücher Pustet Lesung. Thomas Gla vi -<br />
nic – „Das Leben der Wünsche“. 8 / 6 €. 20.30 Uhr.<br />
Gesandtenstraße 6-8, 93047 Regensburg.<br />
28.10. —- Atlantis Buchhandlung Lesung. Eva<br />
Menasse – „Lässliche Todsünden“. 20 Uhr. Wahlen -<br />
straße 8, 93047 Regensburg.<br />
28.10. —- Bücher Pustet Buchvorstellung. Corne -<br />
lius und Fabian Lange – „Wein einfach“. Mit Wein -<br />
degustationen. 10 / 8 €. 20.30 Uhr. Gesand ten -<br />
straße 6-8, 93047 Regensburg.<br />
5.11. —- donumenta Lesung. Irena Brežná – „<strong>Die</strong><br />
beste aller Welten“. 6 / 4 €. 20 Uhr. Kunstforum<br />
Ostdeutsche Galerie, Dr. Johann-Maier-Straße 5,<br />
93049 Regensburg.<br />
12.11. —- Buchhandlung Dombrowsky Lesung.<br />
Tiziano Scarpa – „Stabat Mater“. Moderation: Bar -<br />
bara Krohn. 20.30 Uhr. St.-Kassians-Platz 6, 93047<br />
Re gensburg.<br />
17.11. —- Bücher Pustet Buchvorstellung. Mirjam<br />
Pressler – „‚Grüße und Küsse an alle’. <strong>Die</strong> Ge -<br />
schichte der Familie von Anne Frank“. 8 / 6 €. 20.30<br />
Uhr. Gesandtenstraße 6-8, 93047 Regens burg.<br />
23.11. —- Buchhandlung Ulrich Dombrows ky<br />
Le sung. Peter Stamm – „Sieben Jahre“. 20.30 Uhr.<br />
St.-Kassians-Platz 6, 93047 Regensburg.<br />
Rostock<br />
5.10. —- Thalia-Buchhandlung Buch vor stellung.<br />
Klaus Wagenbach (Hrsg.) – „100 Gedichte aus der<br />
DDR“. 5 €. 20 Uhr. Breite Straße 15-17, 18055<br />
Rostock.<br />
8.10. —- M.A.U. Club Lesung. Sarah Kuttner –<br />
„Mängelexemplar“. 15,50 / 12,50 €. 20 Uhr.<br />
Warnowufer 56, 18057 Rostock.<br />
26.10. —- Universitätsbuchhandlung Wei land<br />
Lesung. Jürgen Neffe – „Darwin. Das Abenteuer<br />
des Lebens“. 20.15 Uhr. Kröpeliner Straße 80,<br />
18055 Rostock.<br />
2.11. —- Thalia-Buchhandlung Lesung. Ake<br />
Edwardson – „Toter Mann“. Deutsche Text pas sa -<br />
gen: Oliver Mommsen, Schauspieler. Mode ra tion:<br />
Stets aktuelle Veranstaltungskalender für D/AT/CH und für Berlin unter:<br />
www.berlinerliteraturkritik.de<br />
Margarethe von Schwarzkopf. 7,50 / 6 €. 20 Uhr.<br />
Breite Straße 15-17, 18055 Rostock.<br />
9.11. —- Thalia-Buchhandlung Buch vor stel lung.<br />
Wolf von Lojewski – „Meine Heimat, deine Heimat.<br />
Begegnungen in Ostpreußen“. 10 / 8,50 €. 20 Uhr.<br />
Breite Straße 15-17, 18055 Rostock.<br />
10.11. —- Thalia-Buchhandlung Lesung. Jens<br />
Sparschuh und Sten Nadolny – „Putz- und Flick -<br />
stunde. Zwei kalte Krieger erinnern sich“. 7,50 / 6 €.<br />
20 Uhr. Breite Straße 15-17, 18055 Rostock.<br />
Stuttgart<br />
1.10. —- Literaturhaus Lesung. Feridun Zai mo glu<br />
– „Hinterland“. 20 Uhr. Breitscheidstraße 4, 70174<br />
Stuttgart.<br />
2.10. —- Theaterhaus Lesung. Sarah Kuttner –<br />
„Mängelexemplar“. 14 / 12 €. 20.15 Uhr.<br />
Siemensstraße 11, 70469 Stuttgart.<br />
5.10. —- Literaturhaus Lesung. F.C. Delius – „<strong>Die</strong><br />
Frau, für die ich den Computer erfand“. 20 Uhr.<br />
Breitscheidstraße 4, 70174 Stuttgart.<br />
6.10. —- Stiftung Bundespräsident-Theodor-<br />
Heuss-Haus Lesung. Renatus Deckert (Hrsg.) –<br />
„<strong>Die</strong> Nacht, in der die Mauer fiel. Schriftsteller erzählen<br />
vom 9. November 1989“. Aus der Anthologie<br />
lesen die Beitragsschreibenden Antje Rávic Strubel<br />
und Richard Wagner. Einführung und Moderation:<br />
Renatus Deckert. 19 Uhr. Im Himmelsberg 16,<br />
70192 Stuttgart.<br />
8.10. —- Literaturhaus Lesung. Hua Yu – „Brü der“.<br />
Moderation und Übersetzung: Ulrich Kautz. 20 Uhr.<br />
Breit scheidstraße 4, 70174 Stuttgart.<br />
8.10. —- Buchandlung Steinkopf Lesung. Inge<br />
Jens – „Unvollständige Erinnerungen“. 20 Uhr.<br />
Rotebühlplatz, 70173 Stuttgart.<br />
18.10. —- Theaterhaus Lesung. Wolf Haas – „Der<br />
Brenner und der liebe Gott“. 19.45 Uhr.<br />
Siemensstraße 11, 70469 Stuttgart.<br />
19.10. —- Literaturhaus Buchvorstellung. Ingo<br />
Metzmacher – „Vorhang auf! Oper entdecken und<br />
erleben“. 21 Uhr. Breitscheidstraße 4, 70174<br />
Stuttgart.<br />
20.10. —- Literaturhaus Lesung. Eva Sches tag<br />
(Hrsg.) – „Von Kaiser zu Kaiser: <strong>Die</strong> klassische<br />
Chinesische Lyrik. China-Bibliothek Band II“. 20<br />
Uhr. Breitscheidstraße 4, 70174 Stuttgart.<br />
25.10. —- Staatstheater Lesung. Jonas Bengts son<br />
– „Submarino“. 11 Uhr. Oberer Schloß garten 6,<br />
70173 Stuttgart.<br />
Würzburg<br />
12.10. —- Saalbau Luisengarten Lesung. Max<br />
Goldt – „Ein Buch namens Zimbo. Sie werden kaum<br />
ertragen, was Ihnen mitgeteilt wird“. 20 Uhr. Martin-<br />
Luther-Straße 1, 97072 Würzburg.<br />
20.10. —- Rossis Wohnzimmer Lesung. „<strong>Die</strong> zufälligen<br />
Geschenke des Monsieur Couillaud –<br />
Lyrische Impressionen aus Paris“. Harald Fuchs<br />
und Martin Schmitt lesen aus ihren Gedichten.<br />
20.30 Uhr. Frankfurter Straße 3, 97082 Würz burg.<br />
30.10. —- Jugendkulturhaus Cairo Lesung.<br />
Thomas Meinecke – „Jungfrau“. 20 Uhr. Fred-<br />
Joseph-Platz 3, 97082 Würzburg.<br />
30.10. —- Stadtbücherei Lesung. Petros Markaris<br />
– „<strong>Die</strong> Kinderfrau“. Moderation: Man fred Ullrich. 20<br />
Uhr. Marktplatz 9, 97070 Würzburg.<br />
4.11. —- Stadtbücherei Lesung. Chris Howland –<br />
„Yes, Sir! Aus dem Blickwinkel eines englischen<br />
Gastarbeiters“. 20 Uhr. Marktplatz 9, 97070<br />
Würzburg.<br />
10.11. —- Stadtbücherei Lesung. Bodo Kirchhoff –<br />
„Erinnerungen an meinen Porsche“. 20 Uhr.<br />
Marktplatz 9, 97070 Würzburg.<br />
16.11. —- Stadtbücherei Lesung. Hanns-Josef<br />
Ortheil – „<strong>Die</strong> Erfindung des Lebens“. 20 Uhr.<br />
Marktplatz 9, 97070 Würzburg.<br />
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