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Herbst - Die Berliner Literaturkritik

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y <strong>Die</strong><strong>Berliner</strong><br />

<strong>Literaturkritik</strong><br />

Jahrgang VI, Nr. 3 | www.berlinerliteraturkritik.de | <strong>Herbst</strong> 2009<br />

Zuhause<br />

bei Picassos<br />

In seinem Fotobuch über<br />

Pablo Picasso trägt Helge<br />

Sobotik dick auf und lässt das<br />

Privatleben des großen Malers<br />

sichtbar werden.<br />

Biedere<br />

Konstruktionsschau<br />

F. C. Delius zitiert<br />

in seinem neuen Roman<br />

fleißig Goethe, erschafft<br />

damit aber weder ein Genie<br />

noch geniale Literatur.<br />

Autorenporträt: Georg Trakls<br />

Verse bleiben ein Rätsel<br />

Patrick Findeis:<br />

„Ich musste<br />

viel probieren“<br />

1989 – gewaltfrei<br />

und ohne Helden<br />

Wolfgang Schuller<br />

ruft in seinem gleichnamigen<br />

Sachbuch Erinnerungen<br />

wach an "<strong>Die</strong> deutsche<br />

Revolution 1989".


Kleine<br />

(Buch-)Geschenke<br />

für einen sonnigen <strong>Herbst</strong><br />

Du<br />

Eine moderne und zugleich<br />

romantische Liebeserklärung:<br />

24 Komplimente für einen geliebten<br />

Menschen, die dem Beschenkten<br />

zeigen, Du bist für mich etwas ganz<br />

besonderes. Statt roter Rosen<br />

oder Schokolade, oder wenn einem<br />

einfach die richtigen Worte fehlen:<br />

mit empfindsamen Texten und<br />

einer originellen fotografischen<br />

Bebilderung ...<br />

Vielleicht die schönste Art,<br />

„Ich liebe dich“ zu sagen.<br />

15,3 x 15,3 cm, 48 Seiten<br />

mit durchgehend farbigen<br />

Abbildungen.<br />

E 8,95<br />

ISBN 978-3-86873-095-1<br />

Knesebeck<br />

„Du gehst deinen eigenen Weg,<br />

du fällst auf,<br />

und bringst mein Herz zum Klopfen,<br />

wo immer du gehst.<br />

Mit dir möchte ich<br />

durch mein Leben tanzen.“<br />

365 Lichtmomente<br />

Geschenkbuch-Kalender mit meisterhaft<br />

fotografierten und aufwändig reproduzierten<br />

Schwarz-Weiß-Bildern der Geschenkbuch-Erfolgsautoren<br />

und -fotografen Renate und Georg Lehmacher<br />

15,0 x 10,5 cm, 384 Seiten, E 11,95<br />

ISBN 978-3-629-10305-5<br />

Pattloch Verlag<br />

Kleine Philosophie<br />

des Fliegens<br />

Gedanken eines Piloten, die vor, nach und<br />

während dem Fliegen entstanden sind.<br />

Kleine Weisheiten über den Himmel<br />

und die Erde. Für Menschen, die gerne<br />

über den Dingen stehen.<br />

Mit zahlreichen, teilweise farbigen<br />

Illustrationen<br />

12,0 x 19,0 cm, Paperback, 52 Seiten,<br />

E 9,80<br />

n Ab Mitte Oktober im Buchhandel<br />

Eine Sternschnuppe für dich<br />

Einen kraftvollen Gedanken, ein gutes Wort, einen Stern<br />

vom Himmel... - <strong>Die</strong>ser Aufstellkalender spendet mit inspirierenden<br />

Texten neue Energie und macht mit fröhlichen<br />

Illustrationen gute Laune.<br />

17,8 x 14,6 cm, 384 Seiten, E 9,95<br />

ISBN 978-3780611673<br />

Kaufmann Verlag<br />

Lieber gut genug,<br />

als perfekt unglücklich<br />

Heitere Gedanken für alle, die<br />

immer besser sein wollen, als es<br />

möglich ist und ihre Aufgaben nicht<br />

loslassen können, selbst dann, wenn<br />

sie eigentlich längst gelöst sind ...<br />

Mit kleinen Illustrationen.<br />

15,6 x 16,0 cm, Paperback,<br />

52 Seiten,<br />

E 8,90<br />

n Ab Mitte Oktober im Buchhandel


Inhalt<br />

4 Roland H. Wiegenstein Picassos Häuser von Helge Sobik. Feyme dia, Düsseldorf 2009. 272 Seiten.<br />

5 Tristan Wagner <strong>Die</strong> deutsche Revolution 1989 von Wolfgang Schuller. Rowohlt Verlag, Berlin 2009. 381 Seiten.<br />

7 Björn Hayer <strong>Die</strong> Frau, für die ich den Computer erfand von Friedrich Christian Delius. Rowohlt Verlag, Berlin<br />

2009. 288 Seiten.<br />

8 Thomas Hummitzsch Modell Bauhaus hrsg. von: Bau haus-Archiv Berlin / Mu seum für Gestaltung, Klas sik-Stiftung Wei -<br />

mar, Stif tung Bauhaus Dessau. Hatje Cantz Verlag, Ost fil dern 2009. 376 Seiten, 302 Abb., davon<br />

236 farbig.<br />

9 Monika Thees Skizzen einer Fußreise durch Österreich von Joseph Kyselak. Hrsg. von Gabriele Goffriller, mit einem<br />

Vorwort von Gabriele Goffriller und Chico Klein. Verlag Jung und Jung, Salzburg und Wien<br />

2009. 480 Seiten.<br />

10 Thomas Hajduk Gute Geschäfte. Humane Marktwirtschaft als Ausweg aus der Krise von Franz Alt und Peter<br />

Spiegel. Aufbau Verlag, Berlin 2009. 263 Seiten.<br />

12 Carolin Beutel Kein schöner Land. Roman von Patrick Findeis. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2009. 208<br />

Seiten.<br />

13 Carolin Beutel „Ich musste viel üben, viel lesen, viel ausprobieren“ – Gespräch mit Patrick Findeis.<br />

15 Daniel Möglich Flucht ohne Ende von Joseph Roth. Leseprobe aus dem Text von 1927 (© 1989 by Verlag<br />

Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG, Köln und Allert de Lan ge, Amsterdam) und ein<br />

Gespräch darüber mit dem Roth-Biographen Wilhelm von Sternburg.<br />

16 Daniel Möglich Autorenporträt: Georg Trakl.<br />

17 Tobias Roth falsche freunde Gedichte von Uljana Wolf. kook books, Idstein und Berlin 2009. 88 Seiten.<br />

Umbra Vitae Nachgelassene Gedichte von Georg Heym. Reclam Verlag, Ditzingen 2009. 72<br />

Seiten.<br />

Scarda nel li von Friederike May röcker. Suhrkamp Ver lag, Frankfurt am Main 2009. 52 Seiten.<br />

18 Claudine Borries Eskorta. Roman von Michal Hvorecky. Übersetzt von Mirko Kraetsch. Tropen Verlag, Stuttgart<br />

2009. 250 Seiten.<br />

18 Monika Thees Schau heimwärts, Engel. Roman von Thomas Wolfe. Übersetzt von Irma Wehrli. Manesse Ver lag,<br />

Zürich 2009. 782 Seiten.<br />

18 Martin Spieß Ausgehen von Barbara Marković. Übersetzt von Mascha Dabic. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am<br />

Main 2009. 96 Seiten.<br />

19–22 Literaturkalender für Deutschland<br />

IMPRESSUM:<br />

<strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong> (ISSN 1613-6292), Jahrgang VI, Nr. 3 (<strong>Herbst</strong> 2009). <strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong> erscheint vierteljährlich: Frühjahr (Ausgabe für<br />

Mrz/Apr/Mai): erscheint Anfang Februar; Sommer (Ausgabe für Jun/Jul/Aug/Sept): erscheint Anfang Juni; <strong>Herbst</strong> (Ausgabe für Okt/Nov): erscheint Anfang Oktober;<br />

Winter (Ausgabe für Dez/Jan/Feb): erscheint Anfang Dezember. <strong>Die</strong> Hefte werden gratis an Buchhandlungen, Bibliotheken und andere Kulturinstitutionen zur Auslage<br />

verteilt. Teilen Sie uns bitte per E-Post mit, wenn Sie in den Verteilerkreis aufgenommen werden möchten.<br />

Redaktion: Martin Schrader (Ltg., v.i.S.d.P.), Angelo Algieri (Termine), Daniel Möglich. Redaktionelle Mitarbeit: Carolin Beutel, Holger Böthling, Nicole Dombrowski,<br />

Claire Zaidler, Lutz Steinbrück, Monika Thees. Redaktionsassistenz: Gianna Maria Behrendt, Evelyn Gaida, Christoph Held, Linde Kumke.<br />

Zeichnungen: Bernd Zeller. Herstellung & Gestaltung: Martin Schrader.<br />

Anzeigen-Telefon: ++49 (0)30 804 96 201.<br />

Leserbriefe per E-Post: blk[at]berlinerliteraturkritik.de. <strong>Die</strong> Redaktion behält sich vor, Leserbriefe unter Umständen gekürzt zu veröffentlichen. Wir veröffentlichen<br />

Leserpost auf unseren Internetseiten, nicht im Heft. Bitte teilen Sie uns mit, falls Sie mit einer gekürzten Veröffent li chung Ihres Leserbriefes nicht einverstanden sind.<br />

An allen Inhalten in der <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong> hält die Redaktion die Verwertungs rechte. <strong>Die</strong> Nutzung der Inhalte darf nur zum privaten Gebrauch erfolgen.<br />

Nachdruck und andere Nutzung von Texten, Zeichnungen und Fotos (auch von Details und Auszügen) nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktionsleitung. <strong>Die</strong><br />

Redaktion übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der Angaben in Texten namentlich gekennzeichneter Autor innen und Autoren. <strong>Die</strong>se vertreten ihre eigenen<br />

Meinungen, nicht die der Redaktion der <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>. <strong>Die</strong> Redaktion übernimmt auch keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos,<br />

Zeichnungen und anderes. Redaktionsanschrift: Am Sandwerder 1, 14109 Berlin; Tel.: ++49 (0)30 804 96 201. Fax: ++49 (0)30 804 96 206. E-Postfach:<br />

blk[at]berlinerliteraturkritik.de.<br />

Internet: www.berlinerliteraturkritik.de.<br />

Bildnachweis:<br />

Foto Titelseite (Patrick Findeis): © Marko Lipus.<br />

Foto S. 4 (Pablo Picasso u. Brigitte Bardot): © Corbis Bettmann Archive. Mit frdl. Genehmigung von Feymedia.<br />

Foto S. 8 (Walter Gropius): Foto: Associated Press, Berlin. Mit frdl. Genehmigung vom Bauhaus-Archiv Berlin.<br />

<strong>Herbst</strong> 2009 3


HELGE SOBIK: Picassos Häuser. Feyme -<br />

dia, Düsseldorf 2009. 272 Seiten, 95 €.<br />

Von ROLAND H. WIEGENSTEIN<br />

In England nennt man sie „Coffee-Table-<br />

Books“, gefällige, meist bebilderte und gut<br />

gedruckte Bände, die von Opernauf füh rung -<br />

en, Burgen, Schlossgärten oder Villen in der<br />

Toscana handeln: hübsche Anlässe für einen<br />

Small Talk, ehe serviert wird. <strong>Die</strong>se Mode<br />

hat sich längst auch bis zu kontinentalen<br />

Verlagen herumgesprochen. Schließlich sind<br />

solche Bücher willkommene Geschenke.<br />

Hel ge Sobik hat seins über „Picassos Häuser“<br />

in King-Size-Format vorgelegt, 36 x 28 x 4<br />

cm, fast zwei Kilogramm schwer, eher also<br />

für einen Dinner-Table geeignet als für einen<br />

kleinen Nachmittagstisch.<br />

So gehört es sich: „Sein Leben hatte alles,<br />

was ihn zum Helden der Medienwelt bereits<br />

in den 1950ern und 60ern machte: Kunst und<br />

Skandal, Erotik und Affäre, wechselnde Ehe -<br />

frau en, Liebe und Hass, Geld und Gla mour.<br />

4<br />

Zuhause bei Picassos<br />

Pablo Picasso mit Brigitte Bardot auf den Stufen der Villa La Californie, Cannes<br />

Und die Côte d’Azur! Sie war die sonnenbestrahlte<br />

Bühne für die letzten Lebens jahr -<br />

zehnte von Pablo Picasso. Fünf Häuser kauf -<br />

te er nacheinander im unmittelbaren Hin ter -<br />

land der französischen Riviera: erst zwei un -<br />

scheinbare, dann eine prachtvolle Villa, bald<br />

darauf ein Schloss und am Ende ein abgeschottetes<br />

Herrenhaus im Stil einer Fes tung.<br />

Eine Spurensuche in Südfrankreich, seltene<br />

Einblicke in das Leben und Wohnen des<br />

größten Künstlers aller Zeiten.“<br />

Sobik trägt dick auf, und das kann er auch in<br />

den folgenden längeren Beschreibungen und<br />

kurzen Bildlegenden nicht lassen: „Er malte<br />

die Seele. Er gab Gefühlen Farben. In Picas -<br />

sos Bildern kann man sein Leben lesen – mit<br />

allen Höhepunkten und mit allen Abgründen.<br />

Sie sind ein offenes Buch für die Ewigkeit.“<br />

Das klingt nach Illustrierten-Prosa – und ist<br />

es auch. Dabei hat Sobik aus der unübersehbar<br />

gewordenen Picasso-Literatur vieles<br />

extrahiert, was zwar Kenner bereits wissen,<br />

von der Kunst weniger affizierte Zeit -<br />

genossen aber interessieren könnte, er<br />

schreibt für weithin Unbeleckte, will sie von<br />

der Ausnahmeerscheinung des Künstlers<br />

über zeugen. In dessen Lebensabschnitts-Ge -<br />

schichten bleibt er angenehm diskret (Erotik<br />

und Affären kommen nicht vor), er beschreibt<br />

das tägliche Leben in den Häusern so<br />

eingehend, wie das jemand kann, der den<br />

Giganten selbst nicht mehr erlebt hat. Sobik<br />

ist 1967 geboren, zu Hofe kann er schwerlich<br />

noch gegangen sein; immerhin hat er selbst<br />

später einige der Häuser (oder wenigstens ihre<br />

Eingänge und Fassaden) in Farbe fotografiert.<br />

Sonst aber überlässt er die Bühne jenen<br />

Großen der Szene, die mehrfach bei „Picasso<br />

zu Hause“ waren, sei es, dass sie seine Freun -<br />

de waren wie Edward Quinn und Lee Miller,<br />

sei es, dass sie, in wessen Auftrag auch immer,<br />

mit der Kamera bei ihm aufkreuzten<br />

und, wenn das nur oft genug geschah, neben<br />

den jeweiligen Gefährtinnen Francois Gilot<br />

und Jacqueline Rocque (die Picasso 1961 heiratete),<br />

neben der Ziege Esmeralda, den<br />

<strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>


Hunden, Papageien und Tauben selbst ir -<br />

gend wann begannen, gleichsam zum Haus -<br />

stand zu gehören. Auch Doisneau schaute<br />

vorbei und einmal ist gar sein Biograf Roland<br />

Penrose mit einem eigenen Foto vertreten.<br />

Aus den letzten Lebensjahren gibt es zahlreiche<br />

Fotos von Roberto Oterós, der sich<br />

gleich rangig in die illustre Schar berühmter<br />

Fotografen einreihte.<br />

Erstaunlicherweise fehlt David Douglas<br />

Dun can, der langjährige Hausfreund und<br />

Kom mentator (in Schriften und Bildern). Soll<br />

seiner nicht gedacht werden, weil er Picassos<br />

Spätwerk (das, wie Sobik richtig bemerkt,<br />

erst von der Nachwelt gerecht gewürdigt<br />

wur de), für bloße Schmiererei hielt? Oder<br />

gab es da Probleme mit den Rechten? „Um<br />

die vorliegenden Fotos zu beschaffen, war<br />

außerordentlich hoher Aufwand erforderlich,<br />

denn nur ein kleiner Teil der Archive selbst<br />

dieser bedeutenden Fotografen ist bereits digitalisiert.<br />

Das Gros ihres Materials lagert nur<br />

teilweise katalogisiert in speziell ausgebauten<br />

Bergwerksschächten und Klimabunkern, um<br />

die empfindlichen Originale vor dem Verfall<br />

zu schützen.“ Sobik muss hinuntergestiegen<br />

sein in die Schächte. Er hat „in detektivischer<br />

Kleinarbeit“ seine Auswahl zusammengestellt<br />

und klopft sich dafür auf die Schulter.<br />

Er konnte auch bisherige Zuschreibungsfeh -<br />

ler korrigieren. Noch ein Pluspunkt.<br />

<strong>Die</strong> Fotos, die er schließlich in seinen Band<br />

aufgenommen hat, sind in aller Regel gut<br />

ausgesucht, sie schildern die Häuser, ihre<br />

Interieurs und die Menschen darin eindrucksvoll<br />

– vor allem ihn, den Meister – in Si tua -<br />

tio nen (und Posen), die in der Tat etwas vom<br />

Faszinosum dieses Künstlers begreiflich machen.<br />

Manchmal geben sie einen versteckten<br />

Tipp, z. B. wenn auf einer Konsole lauter Hü -<br />

te liegen und darunter auch einer von denen,<br />

die Francos „Guardia civil“ zu tragen pflegte.<br />

Man erkennt immer wieder Bilder, die heute<br />

in den Museen der Welt hängen (vor allem<br />

im „Musée Picasso“ in Paris, das seinen<br />

Nachlass als „dation Picasso“ von den Erben<br />

bekam, die mit dieser Gabe an das Museum<br />

eine Steuerschuld beim französischen Staat<br />

beglichen). Einige wenige hat man vorher nie<br />

gesehen; wer weiß wo sie heute sind? Aber<br />

die Werke, Gemälde, Grafiken, Plastiken,<br />

Arbeiten in Ton sind jeweils nur die Kulisse,<br />

vor der sich der Künstler selbst, allein oder<br />

mit anderen – meist allein – bewegt, vor denen<br />

er sitzt oder steht: in Gedanken versunken<br />

oder fröhlich in den verschiedensten<br />

Rollen posierend. Er war auch ein glänzender<br />

Schauspieler, und wo er es nicht sein wollte,<br />

da haben ihn Quinn und Miller, Frank Capa<br />

und Doisneau, Clergue und René Burri im<br />

richtigen Moment „erwischt“.<br />

Sobik hat diese „sprechenden“ Fotos gewollt<br />

und gefunden. Der kleine Mann mit<br />

dem fast kahlen Kopf eines spanischen<br />

Bauern, den kohlschwarzen Augen und der<br />

bis ins hohe Alter beweglichen Gestik wird<br />

auch denen vertraut, die ihn bis dahin nicht<br />

kannten. Und auch wieder nicht: Es bleibt ein<br />

unauflösbarer Rest, etwas, was der Künstler<br />

für sich behalten wollte. Darum schaut er einen<br />

auf so vielen Bildern direkt an: gebt<br />

Acht, ich bin es, aber glaubt ja nicht, ihr hättet<br />

mich nun erfasst! Wir sehen Picasso nur<br />

selten bei der Arbeit (etwa zu dem Clouzeau-<br />

Film), häufiger beim Vorzeigen seiner Werke<br />

und vor allem als Person, die sich seine<br />

Umgebung (die Häuser…) untertan gemacht<br />

hat, sie als eine Erweiterung seiner Kleidung<br />

sah und als passendes Gehäuse für das, was<br />

er machte. Nur im Schloss Vauvenargues ist<br />

ihm das nicht gelungen, das düstere Gebäude<br />

blieb ihm fremd, er konnte es nicht füllen und<br />

ist bald weiter gezogen in seine letzte Bleibe,<br />

nach Mougin ins „Mas Notre-Dame de Vie“.<br />

Auch dies ein großes Haus, aber gleichwohl<br />

überschau- und füllbar. Mittlerweile werden<br />

alle die Häuser neuen, modernen Bestim -<br />

mung en zugeführt, selbst Vauvenargues ist<br />

seit 2009 für angemeldete Besucher zugänglich,<br />

soll vielleicht ein Museum werden. Nur<br />

eines ist nicht passiert, das, was Picasso zu<br />

Lebzeiten mit all seinen Behausungen machte:<br />

Er nämlich verriegelte sie und zog weiter.<br />

Das private Leben, das in vielen dieser Fotos<br />

wenigstens vorstellbar wird, ist mit seinem<br />

und Jacquelines Tod aus den Häusern entwichen.<br />

Wir haben nur noch die Fotos. Und den<br />

Mythos. Den stiften die Bilder.<br />

Picasso und seine Frau liegen am Fuß der<br />

Freitreppe von Schloss Vauvenargues begraben.<br />

<strong>Die</strong>se Fotos überleben als Erinnerungen<br />

den Menschen, der ihr Motiv war. �<br />

1989 – provinziell, gewaltfrei, ohne Helden<br />

WOLFGANG SCHULLER: <strong>Die</strong> deutsche<br />

Revolution 1989. Rowohlt Verlag, Berlin<br />

2009. 381 Seiten, 19,90 €.<br />

Von TRISTAN WAGNER<br />

Von einem Buch, das „<strong>Die</strong> deutsche Revo lu -<br />

tion 1989“ heißt, könnte man einen Um -<br />

schlag erwarten, der vertraute Bilder der<br />

deutsch en Wende zeigt. Doch hier fehlen die<br />

gereckten Arme, die Trans parente mit ein -<br />

dring lichen Parolen halten. Hier heben keine<br />

Kräne unter Jubel Mauer segmente in die Hö -<br />

he. Was man auf dem Cover von Wolfgang<br />

Schul lers Buch sieht, sind graue Gestalten,<br />

die vor oder auf der Mauer stehen, fotografiert<br />

aus der Entfernung und dem Dunk len<br />

heraus. Klein und verschwommen stehen sie<br />

im Licht, das von der anderen Seite her auf<br />

sie leuchtet. Es sind die grellen Schein werfer,<br />

die vormals den Todesstreifen nach Flüchti -<br />

gen absuchten. Sie stehen nun auch auf der<br />

Büh ne einer geschichtlichen Zäsur. Von dieser<br />

will Schuller erzählen. Ja, erzählen.<br />

<strong>Herbst</strong> 2009 5


An historischer Fachliteratur oder populärer<br />

Medienverarbeitung der Wende, der deutschen<br />

Revolution, des Endes des Kalten Krie -<br />

ges – egal aus welcher Perspektive man die<br />

Ereignisse um 1989/90 betrachten möchte –<br />

mangelt es nicht. Doch der spezielle Ansatz<br />

Schullers besteht darin, zwei grundlegende<br />

Be son der heiten der deutschen Revolu tion<br />

herauszustellen. Zum einen die Tatsache,<br />

dass Menschen aus nahezu jedem Segment<br />

der DDR-Gesellschaft an der Durch setzung<br />

der Veränderung beteiligt waren. Zum anderen,<br />

dass der Widerstand abseits der großen<br />

Zentren Leipzig, Berlin und Dresden zahlrei-<br />

che Keimzellen besaß. Dass diese Revolution<br />

eine regionale Dy namik besaß und ihre Kraft<br />

aus vielen Einzel ini tia ti ven im provinziellen<br />

Raum speiste, ist bekannt. <strong>Die</strong> wissenschaftliche<br />

Aufarbeitung dieses Widerstands wür -<br />

de, be teu ert Schuller, eine auf wän dige For -<br />

schungs arbeit bedeuten. Und er fordert, die -<br />

sen reich lich unerfor schten Aspekt der Wen -<br />

de nicht in Verges sen heit geraten zu lassen.<br />

Höhepunkt der Ereignisse war der 9. No -<br />

vember 1989. An ihm schreibt auch Schuller<br />

nicht vorbei. Wer nun wegen der Optik des<br />

Covers skeptisch ist und eine nebulöse Er -<br />

zähl weise erwartet, liegt falsch. Schuller<br />

pflegt einen nüchtern-narrativen Stil, wenn<br />

auch der Wille zum Präzisen den Lesefluss<br />

6<br />

Literatur<br />

in der editon text+kritik<br />

et +k<br />

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Heinz Ludwig Arnold/<br />

Matthias Beilein (Hg.)<br />

Literaturbetrieb<br />

in Deutschland<br />

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3. Auflage<br />

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3. Auflage, Neufassung<br />

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info@etk-muenchen.de<br />

www.etk-muenchen.de<br />

gelegentlich bremst. Es gelingt dem Autor<br />

aber trotzdem, die Ereignisse der Revo lu tion<br />

– Demonstrationen, Kundgebungen, Fürbit -<br />

ten und Mahn gänge – so zu dokumentieren,<br />

dass diese in ihrer Tragweite plastisch nachempfunden<br />

und erinnert werden können.<br />

Schullers Arbeit stützt sich auf ein Fun -<br />

dament unterschiedlicher Quellen: Sta si-<br />

Berichte, Sitzungsprotokolle der Parteizu -<br />

sam menkünfte, Flugblätter und kämpferische<br />

Gedichte. Zunächst aber schildert er skizzenhaft<br />

die DDR in ihren Anfangsjahren unter<br />

dem Einfluss Stalins, den Aufbau der staatlichen<br />

Kontrolle, die Ulbricht-Ära, dann den<br />

Mauerbau und schließlich die Phase der Ent -<br />

spannung, deren Höhepunkt die Konferenz<br />

über Sicherheit und Zusammenarbeit in Euro -<br />

pa (KSZE) darstellte. Der SED-Staat verhandelte<br />

nun auf internationaler Ebene, ver -<br />

schaff te sich westliche Annerkennung und<br />

un terzeichnete mit der Schlussakte von<br />

Helsinki 1975 auch ein internationales Be -<br />

kennt nis zur Wahrung von Menschenrechten.<br />

Doch Menschenrechte waren in diesem Staat,<br />

der martialische Grenzbefestigungen installierte<br />

und einen Schießbefehl gegen die eigenen<br />

Bürger richtete, kaum vorhanden.<br />

Nicht nur der internationale Prozess der<br />

Entspannung führte zu 1989. Auch im In ner -<br />

en ging man gegen die Diktatur vor. Da die<br />

Partei jegliche Öffentlichkeit, außer der linientreuen,<br />

radikal abschaffte, sammelte die<br />

Opposition sich in Bereichen der Gesell -<br />

schaft, wo politischer Austausch möglich<br />

schien. Das waren vor allem die Kirchen,<br />

sowie Umwelt- und Friedens initiativen. Ver -<br />

eini gungen, die politische For derungen stellten<br />

– das Neue Forum zum Beispiel – wurden<br />

als Staatsfeinde kriminalisiert. <strong>Die</strong> Bürgerini -<br />

tia tiven oder selbst gegründeten Ausschüsse<br />

konstituierten sich mit unterschiedlicher Dy -<br />

na mik. Sie hatten regional unterschiedliche<br />

Widerstände zu überwinden. All diese regionalen<br />

Abläufe schildert Schuller sehr ausführlich<br />

und entlang vieler Zitate und Berich -<br />

te. Wir erfahren von Flugblättern eines<br />

Arnstädters, die mit einfachsten Mitteln vervielfältigt<br />

wurden und schließlich zu regel -<br />

mäßigen Kund ge bung en in der thüringischen<br />

Kleinstadt führten. Und von einer Plauener<br />

Rentnerin, die einen Erlebnisbericht und<br />

Fotomaterial von einer Demonstration ihrer<br />

Heimatstadt ins westliche Hof schmuggelte<br />

und an die dortigen Medien weitergab. Es<br />

gibt auch Beschreibungen pre kä rer Situatio -<br />

nen wie die am 3. Oktober 1989 in Dresden,<br />

wo Stasi, Ausreisewillige und Vertreter einer<br />

internen Reform die Durchfahrt der Prager<br />

Zü ge zur BRD am Hauptbahnhof erwarteten<br />

und sich später eine Straßenschlacht lieferten.<br />

Sol che Ereignisse zeigen sowohl den unbedingten<br />

Veränderungswillen als auch die Ge -<br />

fahr und Unberechenbarkeit, die mit dieser<br />

sonst friedlichen Revolution einhergingen.<br />

Gerade die unterschiedlichen oppositionellen<br />

Zielsetzungen – Reform des Sozia lis -<br />

mus, Annäherung an den Westen und späterer<br />

Wiedervereinigung – betont das Buch immer<br />

wieder. Das ungebremste bürgerliche<br />

Enga ge ment und die schnelle Institutionali -<br />

sierung revolutionärer Kräfte zeigten sich,<br />

nach Mau er fall und Rücktritt der SED-<br />

Parteiorgane, an den Runden Tischen und in<br />

den Bürger komi tees. <strong>Die</strong>se gingen vor allem<br />

gegen Aktenver nichtung in den MfS-Stellen<br />

massiv vor. Ne ben all diesen Ereignissen<br />

lässt Schul ler auch nicht die Reaktion und das<br />

Ver halten der Partei außer Acht. <strong>Die</strong> Kon -<br />

fusion und Handlungsunfähigkeit traten nicht<br />

zuletzt durch Schabowskis verwirrt-verhaspelte<br />

Maueröffnung zutage. Auch die restaurative<br />

Maßnahme einer SED-Antifa schis -<br />

mus-Demonstration konnte nicht ernst ge -<br />

nom men werden. Sitzungsprotokolle des Po -<br />

litbüros, wie Schuller sie teilweise zitiert, bezeugen<br />

die Ratlosigkeit und Starrheit, gelegentlich<br />

auch die Selbstzweifel des Regimes.<br />

Hinzu kamen Enttarnungen von Korrup -<br />

tion verschiedenster Art, sodass eine Welle<br />

von Rücktritten die Führungsspitze der SED<br />

erfasste. Schließlich waren die Wahlen vom<br />

18. März 1990, die einzigen freien Wahlen in<br />

der DDR, ein weiterer Schritt hin zum 3.<br />

Oktober desselben Jahres. Schuller zeichnet<br />

die innen- und außenpolitischen Konstella tio -<br />

nen des Jahres der Wieder ver eini gung nach<br />

und beschreibt ihre Probleme und Abläufe.<br />

Zum Schluss jedoch greift er schwerpunktartig<br />

in die historische Materie und macht auf<br />

Einzigartigkeiten aufmerksam: die Gewalt -<br />

losigkeit sowie der Einsatz von parteipropagiertem<br />

Gedankengut gegen die Herrschaft<br />

selbst, wie die Internationale oder das Motto<br />

„Schwerter zu Pflugscharen“.<br />

Nicht zuletzt der Satz „Wir sind das Volk“,<br />

den Schuller als einzig stabiles Symbol der<br />

<strong>Herbst</strong>revolution sieht, stellte die sich als<br />

volksnah verstehende Ideologie bloß. An dieser<br />

zentralen Parole orientiert sich auch sein<br />

Buch: <strong>Die</strong> Opposition bestand aus Menschen<br />

unterschiedlichen Alters und un ter -<br />

schiedlicher Herkunft, sowohl regional als<br />

auch sozial. Ihr Freiheitswille einte sie alle.<br />

Es gab keine herausragenden Opposi tions -<br />

führer, denn das Volk repräsentierte und organisierte<br />

sich selbst. So behält dieser Spruch<br />

prägende Symbolkraft, wenn ihm sein his -<br />

torischer Bezug nicht genommen wird.<br />

Schullers teils deterministische Art gehört<br />

leider nicht zu den Stärken des Buchs, wie<br />

auch der CDU-affine Ton, in dem er die außer<br />

Frage stehenden Leistungen Helmut<br />

Kohls fast trotzig hervorhebt. Dem Ziel, welches<br />

auf dem Umschlag angekündigt wird,<br />

nämlich Hinter gründe abseits von gewohnten<br />

Standarddarstellungen zu beleuchten, wird<br />

das Buch aber dennoch gerecht. Ob es ein gemeinsames<br />

Geschichtsbewusstsein (so lautet<br />

der Titel des letzten Kapitels) fördern kann,<br />

muss sich erst noch zeigen, gerade im <strong>Herbst</strong><br />

dieses zwanzigstens Jubiläumsjahres. Offen -<br />

sicht lich gibt es da noch Bedarf. �<br />

<strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>


FRIEDRICH CHRISTIAN DELIUS: <strong>Die</strong><br />

Frau, für die ich den Computer erfand.<br />

Rowohlt Verlag, Berlin 2009. 288 Seiten,<br />

19,90 €.<br />

Von BJÖRN HAYER<br />

Seit dem 18. Jahrhundert gibt es in der<br />

deutsch sprachigen Literatur einen Figuren ty -<br />

pus, der bis in die Gegenwart durch seine<br />

Unfassbarkeit und seinen Wahnsinn besticht:<br />

das Genie. <strong>Die</strong> Weimarer Klassik schien ganz<br />

von dem Geniekult erfasst zu sein und fand<br />

ihren Höhepunkt in der vormodernen Gestalt<br />

des Fausts. Aber ebenso die Romantik war<br />

die ser einsamen, in sich zerrissenen und letztlich<br />

durchaus erhabenen Persönlichkeit gänzlich<br />

erlegen. Doch was macht jene sonderbare<br />

Denkfigur im Kern aus?<br />

Nimmt man tatsächlich Goethes „Faust“<br />

als Maßstab, so sind der Genialität nur wenig<br />

Grenzen gesetzt. Ferner erweist der von<br />

höchs ter Geisteskraft Beseelte sich als Inbe -<br />

griff des sich selbst immer neu erfindenden<br />

Subjektes. Er wird zum Schöpf er, indem er<br />

der Natur und ihren Gesetzen Herr wird.<br />

Doch liegt in jenem Titanismus nicht mehr<br />

Utopie denn Realität?<br />

Friedrich Christian Delius holt mit seinem<br />

neuen Roman „<strong>Die</strong> Frau, für die ich den<br />

Computer erfand“ das Genie, soweit der Be -<br />

griff für den modernen Sprachgebrauch überhaupt<br />

noch tragbar ist, wieder auf den Boden<br />

der Tatsachen zurück. Der Idee setzt er die<br />

halbfiktionale Biographie gegenüber und begibt<br />

sich auf die Suche nach einer universel -<br />

len „Genialitäts ty po logie“.<br />

Konrad Zuse, der Erfinder des ersten<br />

Com puters, fungiert als Erzähler, der seine<br />

bewegende Erfinderkarriere reflektiert. Von<br />

Sachtext ist da keine Spur. Delius ist Literat<br />

und genauso literarisch mutet die Szenerie<br />

an, wo sich der profan-pragmatische Zuse mit<br />

einem nicht näher beschriebenen Journalisten<br />

1994 auf dem Hessischen Stoppelberg trifft.<br />

Der stille Redakteur mit dem Aufnahmegerät<br />

und der redselige Erfindergeist versprechen<br />

eine sommerliche Vollmondnacht voller<br />

Anek doten und Lebensgeständnissen. Zuse<br />

will reden, bis zum Morgen; will alles offen<br />

legen, was nach seinem Tod als Vermächtnis<br />

der Öffentlichkeit preisgegeben werden kann.<br />

<strong>Die</strong> einzige Konversationsregel: „Ich hab<br />

mir vorgenommen, heute Abend nicht nach<br />

Konzept zu sprechen, nicht chronologisch,<br />

nicht Einleitung, Hauptteil, Schluss, so geordnet<br />

ist das Leben nicht, sondern so, wie<br />

mir die Gedanken zufallen.“ Darin liegt das<br />

fast frenetische Vorwort für den Aufbau des<br />

gesamten Buches. Stilistische Unordnung als<br />

Ordnungsprinzip lautet das anstrengende<br />

Konzept. Aber der Reihe nach: Bevor der<br />

Erzähler entsprechend des wirklichen Werde -<br />

Biedere Konstruktionsschau<br />

gangs Zuses von den schwierigen Anfängen<br />

des Erfindens berichtet und in überbordender<br />

Länge auf die Unwegsamkeiten des Zweiten<br />

Weltkriegs verweist, bedient Delius sich des<br />

pathetischen Rückgriffs auf den Faust-Stoff,<br />

der als epischer Rahmen die Handlung einbetten<br />

soll. „Mit faustischer Leidenschaft für<br />

den Fortschritt“ redet der Erzähler von den<br />

zwei Seelen in seiner Brust. <strong>Die</strong> Zer ris sen heit<br />

und das ewig Unstete werden zum Charak -<br />

teris tikum erfinderischen Schaffens be -<br />

F. C. Delius<br />

schwo ren. Allerdings erinnern Zuses Ver -<br />

gleiche eher an artifizielle Selbststilisierung.<br />

Auch „dieser diffuse Drang zum Neuen“, assoziativ<br />

zu Fausts Aussagen „im Anfang war<br />

die Tat, wer immer strebend sich bemüht“,<br />

wirkt mehr als schockierende und wahrhaft<br />

künstlich gesetzte Anmaßung statt als sinngebende<br />

Hommage an einen Klassiker. Und es<br />

kommt noch schlimmer.<br />

Zwischen immer neuen Einschüben aus<br />

Goethes Tragödie, die wohl den Versuch darstellen,<br />

die Leerstellen der floskelartigen<br />

Text grund lage zu füllen, ist auch Rilke nicht<br />

mehr sicher. „Das ‚Ich muss!’ war ein Befehl,<br />

nüch tern, knallhart. Der Rilke hat praktisch<br />

gedacht: Baue dein Leben um!“ Das „Ma -<br />

nage ment-by-Rainer-Rilke“ lässt den Lieb -<br />

haber des lyrischen Wortes bis ins Innerste<br />

erschaudern. Dabei möchte Delius vermutlich<br />

nur einen Erfinder präsentieren, der<br />

tendenziell an Leibniz’ Universal ge lehr ten<br />

anknüpft.<br />

Und dann beginnt irgendwann ja noch die<br />

eigentliche Handlung, welche nur spärlich<br />

aus all den Abschweifungen hervortritt. So<br />

berichtet der Erzähler detailfreudig von Idea -<br />

lis mus, Willensstärke und der wegbereitenden<br />

Idee, mit Leibniz’ binärem System die<br />

erste Universalrechenmaschine gebaut zu haben.<br />

Kaum zu glauben, wenn man sich den<br />

schier hoffnungslosen Kontext der Zeit vor<br />

Augen führt. Es sind die ständigen Rück -<br />

schläge durch eine Umwelt, die das persönliche<br />

Glück unmöglich gemacht hätten, wenn<br />

da nicht die stete Zuversicht durch die<br />

Traumimagination der Ada gewesen wäre.<br />

Obwohl Zuse unter größten An streng ungen<br />

mit der A1, einem Vorläufer des heutigen<br />

Computers, im Gepäck das zerbombte<br />

Deutsch land durchquert, hält ihn die Vor -<br />

stellung der „Ada-Liebe“ am Leben. Ada<br />

Lovelance wird vom Erzähler als eine der<br />

ersten Mathema tik erin nen beschrieben und<br />

als eine Vor denk erin für die Rechen ma schi -<br />

ne. Sie repräsentiert für den Erfinder nicht<br />

nur eine fachliche Per fek tion, sondern stellt<br />

gleichsam dessen erschaffene Schutzpatronin<br />

dar. „Sie liebte die Rech nerei ebenso wie die<br />

Technik, also, ganz logisch, auch mich.“ All<br />

die beschwer lichen Über fahrten, der mäßige<br />

Erfolg nach dem Krieg, der im Zeichen der<br />

chancenlosen Kon kurrenz zu IBM steht, sind<br />

jener „Hele na“ geschuldet, „die ich zum<br />

Leben erwecken kann“.<br />

<strong>Die</strong> Liebe überwindet Gewalt und Krieg,<br />

lautet die Botschaft. Nichtsdestotrotz sind da<br />

noch die „romantische Zerrissenheit“ und<br />

„die zwei Seelen in der Brust, das Bleiben -<br />

wol len und die Sehnsucht nach der unbekannten<br />

Ferne“ und natürlich der permanente<br />

Faustbezug. Delius’ Zuse wirkt schwierig. Er<br />

erweckt den Eindruck eines verkannten Er -<br />

finders.<br />

Obwohl Delius viele Stellen aus dem<br />

„Faust“ zitiert und Genieassoziationen anreißt,<br />

wohnt dem Werk eine intellektuelle<br />

Zer faserung inne. <strong>Die</strong> Verbindung Faust und<br />

Zuse mag legitim sein. Dennoch spiegelt die<br />

Komposition eine unmenschliche Konstruk -<br />

tion. Der Erzähler wirkt über heb lich und auf -<br />

grund der häufigen Vergleiche mit Goethes<br />

Gelehrtem vollkommen entstellt. Zu dem<br />

führt das andauernde Pala vern zu unnötigen<br />

Längen, die das Wesent liche überlagern.<br />

An Delius’ Literatur-Konzept hat sich dabei<br />

kaum etwas verändert. Ähnlich wie in<br />

„Der Spaziergang von Rostock nach Syra -<br />

kus“ aus dem Jahr 1995 wählt er Zuse als individuellen<br />

Kampfgeist, dessen Biographie in<br />

den Verlauf der Makrogeschichte eingebettet<br />

ist. Delius liebt das Einzelbeispiel, welches er<br />

aus Realität und Fiktion zusammensetzt. <strong>Die</strong><br />

Figur des Erfinders ist aber so spannend wie<br />

gefährlich. Denn sie lädt dazu ein, per se zu<br />

viel zu erdichten. �<br />

<strong>Herbst</strong> 2009 7


Modell Bauhaus. Hrsg.:<br />

Bau haus-Archiv Berlin /<br />

Mu seum für Gestaltung,<br />

Klas sik-Stiftung Weimar,<br />

Stif tung Bauhaus Dessau.<br />

Hatje Cantz Verlag, Ost fil -<br />

dern 2009. 376 Seiten, 302<br />

Abb., davon 236 farbig,<br />

39,80 €.<br />

Von<br />

THOMAS HUMMITZSCH<br />

Das Bauhaus hat der Mo der -<br />

ne seinen Stempel auf ge -<br />

drückt wie kaum eine andere<br />

Kunstschule. Bisher ist un ge -<br />

klärt, wie die Hoch schu le für<br />

Gestaltung in ihrer 14-jäh ri -<br />

gen Existenz zu solch his to -<br />

rischer Bedeu tung gelangen<br />

konnte. Noch heute stehen<br />

das Bauhaus und seine Pro -<br />

dukte für einen modernen Le -<br />

bensstil und kultivierten Ge -<br />

schmack.<br />

In diesem Jahr wäre das<br />

Bauhaus neunzig Jahre alt<br />

geworden. Wäre, denn das<br />

historische Bauhaus wurde<br />

im Sommer 1933 in Berlin<br />

geschlossen. Mit zahlreichen<br />

Ausstellungen wird in diesem<br />

Jahr das Jubiläum der er folg -<br />

reichen Kunst- und Design -<br />

schule begangen. <strong>Die</strong> bisher<br />

größte gastiert derzeit im<br />

Ber liner Martin-Gropius-<br />

Bau. Unter dem Titel „Mo -<br />

dell Bau haus“ versammelt sie<br />

Bau haus-Produkte bekannter<br />

und auch wenig bekannter<br />

Bau häusler aus fast 30 Mu -<br />

seen. Ab November wird die<br />

Ausstellung im New Yor ker Museum of<br />

Modern Art (MOMA) zu sehen sein. Der<br />

gleich namige Ausstellungs katalog versucht,<br />

den Blick auf das Bauhaus zu öffnen. <strong>Die</strong><br />

Präsentation der Mannig fal tig keit von Kon -<br />

zepten und Inhalten soll deutlich machen,<br />

dass das Bauhaus „ein radikales Experiment<br />

der Entgrenzung, Entkate go ri sierung und<br />

Zusammenführung“ war.<br />

Das Bauhaus wurde 1919 in Weimar als<br />

Zusammenschluss der Hochschule für bildende<br />

Kunst und der Kunstgewerbeschule<br />

von dem Architekten Walter Gropius gegründet.<br />

1925 musste es nach Dessau umziehen,<br />

nachdem die nationalkonservative thüringische<br />

Landesregierung der Schule die politische<br />

Unterstützung entzogen hatte. In Dessau<br />

blieb die Hochschule für Gestaltung bis 1932.<br />

In der Zeit entstanden die Dessauer Meister -<br />

Hoch lebe das Bauhaus<br />

Walter Gropius, 1928, vor seinem Entwurf<br />

zum Chicago Tribune Tower von 1922<br />

häuser, das Bauhaus-Lehrgebäude sowie die<br />

Wohnsiedlung Dessau-Törten. Der Grün -<br />

dungs direktor Walter Gropius verließ 1928<br />

das Bauhaus und Hannes Meyer übernahm<br />

bis 1930 dessen Funktion. Ab 1930 führte<br />

schließlich Ludwig Mies van der Rohe die<br />

Schule, die er nach dem Schließungs be -<br />

schluss des Dessauer Gemeinderats vom 1.<br />

Oktober 1932 nach Berlin umsiedelte und<br />

dort noch einige Monate als private Institu -<br />

tion weiterführte. Am 20. Juli 1933 wurde<br />

das Bauhaus unter dem Druck der regierenden<br />

Nationalsozialisten geschlossen.<br />

Zu keiner Zeit war das Bauhaus ein in ers -<br />

ter Linie künstlerisches Projekt. Konfron tiert<br />

mit den gesellschaftlichen Verhältnissen seiner<br />

Zeit, hatte es immer einen sozialen An -<br />

spruch. Sein Ziel bestand in der Ver söh nung<br />

von Architektur, Kunst und Handwerk und<br />

damit der Rückbindung dieser drei Bereiche<br />

an die gesell schaft lichen An -<br />

sprü che. Bereits im Grün -<br />

dungs manifest wurde dieser<br />

An spruch deutlich. „Wol len,<br />

erdenken, erschaffen wir gemeinsam<br />

den neuen Bau der<br />

Zukunft, der alles in einer<br />

Gestalt sein wird. Architektur<br />

und Plastik und Malerei, der<br />

aus Millionen Hän den der<br />

Handwerker einst gen Him -<br />

mel steigen wird als kristallenes<br />

Sinnbild eines neuen<br />

kommenden Glau bens.“ Ly o -<br />

nel Feining ers im kubis -<br />

tischen Stil ge haltene Kathe -<br />

drale auf dem Deckblatt des<br />

Manifests, ein funkelnder<br />

Kris tall der Ar chitektur, gilt<br />

bis heute als das Symbol die -<br />

ses Pro gramms.<br />

<strong>Die</strong> soziale Grundaus rich -<br />

tung fand sich auch in der inneren<br />

Struktur der Schule<br />

wieder. Als Werks- und<br />

Künst ler ge meinschaft fanden<br />

unter dem Dach des Bauhaus<br />

Archi tekten, Bildhauer, Ma -<br />

ler, De sig ner und Hand wer -<br />

ker aus allen Stilrichtungen,<br />

Ländern und Schichten zusammen<br />

und inspirierten sich<br />

gegenseitig. <strong>Die</strong> Vermittlung<br />

der gestalterischen Grund -<br />

lagen in den Vor kursen und<br />

die anschließende Um setz -<br />

ung des Gelernten in den<br />

Werkstätten schweißten<br />

Kunst und Handwerk zu einer<br />

elementaren Einheit zusammen.<br />

Darauf aufbauend sollten<br />

adäquate Antworten auf<br />

die sozialen Fragen der Zeit<br />

gefunden werden. Oder wie<br />

Walter Gropius zur Eröffnung der ersten<br />

großen Bauhaus-Aus stellung 1923 formulierte:<br />

„<strong>Die</strong> Schaffung von Typen für die nützlichen<br />

Gegenstände des täglichen Gebrauchs<br />

ist eine soziale Notwendigkeit.“<br />

Damit rückte das Schaffen von Prototypen<br />

für die industrielle Herstellung von Alltags -<br />

ge genständen in den Mittelpunkt der Bau -<br />

haus-Ausbildung. Zentral dafür war die Ver -<br />

mittlung der Gestaltungsgrundlagen in den<br />

Vor kursen, in denen neben Farb- und Form -<br />

lehre auch „Wesensforschung“ betrieben<br />

wurde. <strong>Die</strong> verschiedenen Materialien und<br />

Objekte sollten dort umfassend untersucht<br />

werden, um Dinge schließlich so gestalten zu<br />

können, dass sie richtig funktionierten. Den -<br />

noch gelang es zunächst nur selten, ein Bau -<br />

haus-Produkt zu präsentieren, das die industrielle<br />

Reproduktion ermöglichte. <strong>Die</strong><br />

Bauhäusler waren in den ersten Jahren noch<br />

8 <strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>


zu sehr mit ihren expressionistischen, surrealistischen<br />

oder dadaistischen Wurzeln verbunden.<br />

Walter Gropius forderte Lehrkräfte<br />

und Schü ler daher auf, sich von den Avant -<br />

garden der Moderne zu lösen, da man ansonsten<br />

zwar kostbare, aber zugleich unnütze<br />

Ge gen stände schaffe. Damit begann ein für<br />

den Lehrkörper und die Studentenschaft<br />

gleichermaßen schmerzhafter und verlust -<br />

reicher Pro zess der Hin wen dung zur Zweck -<br />

ratio na li tät.<br />

Am stärksten verdeutlicht die Entwicklung<br />

von Marcel Breuer die Neuausrichtung des<br />

Bau hauses. Stellt man seinen 1921 mit Gunta<br />

Stölzl entworfenen „Afrikanischen Stuhl“ neben<br />

seinen Clubsessel von 1926, wird die<br />

Ver drängung des Spielerischen zugunsten einer<br />

größtmöglichen Zweckrationalität offensichtlich.<br />

Mit dieser Ausrichtung des Bau -<br />

hauses auf funktionale Produkte des täglichen<br />

Bedarfs wurde es zur geschützten Marke und<br />

der von Oskar Schlemmer entworfene Bau -<br />

JOSEPH KYSELAK: Skizzen einer<br />

Fußreise durch Österreich. Hrsg. von<br />

Gabriele Goffriller, mit einem Vorwort von<br />

Gabriele Goffriller und Chico Klein. Verlag<br />

Jung und Jung, Salzburg und Wien 2009. 480<br />

Seiten, 29,90 €.<br />

Von MONIKA THEES<br />

Er habe im Wirtshaus gewettet, innerhalb von<br />

drei Jahren im ganzen Land bei Jung und Alt<br />

be kannt zu sein, natürlich ohne ein Ver -<br />

brechen zu begehen. So wird es berichtet, ob<br />

es stimmt, wissen wir nicht. Fest steht, im<br />

August 1825 bricht der 26-jährige Wiener Jo -<br />

seph Kyselak, bislang Registraturs-Accessist<br />

im k. k. Hofkammerarchiv, mit 15 Pfund<br />

schwe rem Rucksack samt Flinte und in<br />

Begleitung seines Wolfshundes Duna auf zu<br />

einer Fußreise durch Österreich, Bayern,<br />

Süd tirol und Slowenien. Vier Monate durchstreift<br />

er die Alpen, vollbringt dabei sportliche<br />

Höchstleistungen, so eine Dach steinbe -<br />

stei gung samt Gletscherüberquerung, lernt<br />

Land und Leute kennen, durchstöbert<br />

Burgruinen und einsame Gebirgsgegenden,<br />

nächtigt auf hoch gelegenen Sennhütten oder<br />

in Gast häusern zweifelhaften Rufs. Ein<br />

Fußgeher und Alleinreisender ist dieser junge<br />

Mann, ein einzelgängerischer Erkunder, den<br />

„romantische Ideen“ treiben, die Liebe zur<br />

Natur, Abenteuerlust und Wissbegier. Viel -<br />

leicht auch ein Spleen oder die Vorgabe obig<br />

erwähnter Wette?<br />

Egal wie, 1829 erscheinen die Teile eins<br />

und zwei von Joseph Kyselaks Reisenotizen,<br />

gedruckt bei Anton Pichler in Wien. Ein Ta -<br />

gebuch mit touristischen Erstbeschrei bung en<br />

zahlreicher Ortschaften und landes typischer<br />

Beson der heiten, verfasst mit lockerer Feder,<br />

zuweilen schwärmerisch, dann auch sachlichkühl<br />

oder gar spöttisch. Doch weder die lite-<br />

<strong>Herbst</strong> 2009<br />

haus-Kopf als Signum zum Qualitäts sie gel<br />

einer ganzen Generation.<br />

Der Mythos des historischen Bauhauses<br />

baut vor allem darauf auf, dass es die Avant -<br />

gar disten aller Fachbereiche unter einem<br />

Dach zusammenführte. Allein das Grün -<br />

dungs personal (Walter Gropius, Lyonel<br />

Feininger, Johannes Itten, Gerhard Marcks)<br />

musste wie ein Magnet auf die interessierte<br />

Studentenschaft wirken. Dazu kam, dass im<br />

Laufe der Jahre weitere bekannte Vertreter<br />

der europäischen Künstleravantgarde an die<br />

Hochschule gerufen wurden, darunter Per so -<br />

nen wie Paul Klee, Wassily Kandinsky, Os -<br />

kar Schlemmer, Josef Albers, Georg Muche,<br />

László Moholy-Nagy und die beiden späteren<br />

Direktoren Mies van der Rohe und Hannes<br />

Meyer.<br />

Erst diese bunte Mischung an Lehrkräften<br />

aus allen Stilrichtungen der Moderne machte<br />

das ständige Oszillieren der Konzepte und<br />

Der Urahn aller Sprayer<br />

rarische Qualität seiner „Skizzen“, die Origi -<br />

na li tät seiner Beschreibungen noch die kartografisch<br />

genauen Details und Beobachtungen<br />

machten Joseph Kyselak zu dem, was er<br />

innerhalb kurzer Zeit werden und bis heute<br />

bleiben sollte: ein umtriebiger k. k. Auto -<br />

gram mist, ein Urvater aller Sprayer und<br />

„street artists“, der erste österreichische<br />

Graffiti-Künstler, geboren 1799 als Sohn einer<br />

Beamtenfamilie in Wien, gestorben 1831<br />

daselbst an der Cholera.<br />

Was ihn zum Pinsel greifen lässt, deutet<br />

Kyselak ebenso unscharf an wie die tieferen<br />

Beweggründe seiner Fußwan der ung. Auch<br />

erwähnt er die (offiziell wohl gelittene)<br />

Namenskritzelei nur zweimal beiläufig in seinen<br />

„Skizzen“: Mit schwarzer Ölfarbe setzt<br />

der Burgen-, Ruinen- und Bergkletterer, groß<br />

leserlich in serifengeschmückten Ver sa lien,<br />

sein Signet: I. KYSELAK. Er war da. Eine<br />

Schreibspur hinterlässt der 26-Jährige auf seinen<br />

Wanderwegen quer durch die habsburgi-<br />

PRIVATSCHULE<br />

• Abitur (BAföG)<br />

• Mittlere Reife<br />

• Deutsch<br />

als Fremdsprache (au pair)<br />

• Fremdsprachen<br />

• Förderunterricht<br />

Pestalozzistraße 97<br />

10625 Bln. Charlottenburg<br />

www.lichtenberg-kolleg.de<br />

Ideen möglich, das die historische Bedeutung<br />

des Bauhauses heute begründet. Keine<br />

Publikation hat dies bisher derart plastisch<br />

veranschaulicht wie der Ausstellungsband<br />

„Modell Bauhaus“. In 68 Aufsätzen zu jeweils<br />

einem exemplarischen Objekt (darunter<br />

sämtliche Ikonen des Bauhauses) bringt der<br />

Band dem Leser nicht nur die Schaffens viel -<br />

falt der Bauhäusler nahe, sondern es gelingt<br />

ihm auch, den andauernden Modellcharakter<br />

der einzelnen Werke in der Kunstwelt zu verdeutlichen.<br />

Darüber hinaus vermittelt der<br />

Band einen umfassenden Eindruck des Le -<br />

bens und Schaffens am Bauhaus. Tafeln zu<br />

den einzelnen Jahreskapiteln ermöglichen die<br />

zeithistorische Einordnung der Geschehnisse<br />

am Bauhaus in die politischen, gesellschaftlichen<br />

und kulturellen Begleitumstände. Mit<br />

„Modell Bauhaus“ liegt nun ein Buch der<br />

Kunsthochschule in Bild und Text vor, das<br />

ein umfassendes Bild des historischen Bau -<br />

hauses und seiner Rezeption liefert. �<br />

schen Erblande. Meist unbeobachtet angebracht<br />

und weithin sichtbar prangt an Kirch -<br />

türmen, Felswänden und Burgmauern ein stilisierter<br />

„tag“, das Markenzeichen seines<br />

Urhebers. An die 18 Signaturen sind nach<br />

neueren Erhebungen noch erhalten, darunter<br />

auf der Ruine Sixtenstein, in der Burg<br />

Klamm, auf Schloss Eichhorn, am Wehrturm<br />

von Perchtoldsheim.<br />

Im Januar 2006 startete das von Gabriele<br />

Goffriller und Chico Klein initiierte Kyselak-<br />

Forschungsprojekt, als dessen Abschluss die<br />

Spielfilmdokumentation „Wenn sich’s tun<br />

ließ, schrieb er seinen Namen hin“ entstand.<br />

2009 folgte die jetzt vorliegende, erste ungekürzte,<br />

von Gabriele Goffriller herausgegebene<br />

Wiederveröffentlichung der Kyse lak schen<br />

„Skizzen“, mit Anmerkungen und einem 44seitigen<br />

Vorwort. Es versammelt Erhel len des<br />

über das Leben des Reiseschriftstellers und<br />

einen Abriss der äußerst lebendigen Re zep -<br />

☎<br />

„Natürlich der plausible Irrtum findet<br />

weniger Widerstand in der Welt<br />

als die Wahrheit.“<br />

G. C. Lichtenberg<br />

313 81 21<br />

9


tion, die den so früh Verstorbenen weit über<br />

seine Lebzeit hinaus zur Legende machen<br />

sollte. Kyselak – ein unsterbliches Phä no -<br />

men, ein Banksy des Biedermeier, ein rätselhafter<br />

„Überall-und-Nirgends“.<br />

So wenig sich über sein Leben sagen lässt<br />

– nach Abitur und abgebrochenem Philo so -<br />

phiestudium absolvierte er ein mehrjähriges<br />

Praktikum bei der Vitikalfonds-Kassen-<br />

Ober direktion in Wien, war seit 1825 dauer -<br />

beur laubt und aushäusig, nach der Österreich-Wanderung<br />

unterwegs in Ungarn, Ita -<br />

lien, Preußen, Sachsen, Böhmen und Mähren<br />

-, so detail- und aufschlussreich sind seine<br />

Reiseaufzeichnungen: Hier reist kein weltabgewandter<br />

Schöngeist und Schwärmer, sondern<br />

ein aufmerksamer und durchaus aufgeweckter<br />

Zeitgenosse. Kein amtsstubentrockener<br />

Biedermann, eher ein an Natur, Land -<br />

schaft und Leuten aufrichtig interessierter<br />

Feld- und Freiluftforscher, der anhand faltbarer<br />

(und teilweise streng der militärischen<br />

Nutzung vorbehaltener) topografischer Kar -<br />

ten seine Tagesetappen vorausschauend<br />

plant, ein robustes Mannsbild, das an manchen<br />

Tagen gut 50 Kilometer erläuft und<br />

FRANZ ALT - PETER SPIEGEL: Gute<br />

Geschäfte. Humane Marktwirtschaft als<br />

Ausweg aus der Krise. Aufbau Verlag,<br />

Berlin 2009. 263 Seiten, 16,95 €.<br />

Von THOMAS HAJDUK<br />

„<strong>Die</strong> Armen sind nicht kreditwürdig!“ <strong>Die</strong>sen<br />

Satz hörte Muhammed Yunus oft, als der<br />

Öko nomie-Professor aus Bangladesch mit<br />

Ban ken über Kleinkredite für Arme sprach.<br />

Millionen erfolgreich vergebener und zu -<br />

rück gezahlter Kredite sowie einen Friedens -<br />

no bel preis später, hat Yunus das Gegenteil<br />

bewiesen – mit seiner eigenen Bank. Jene<br />

Banker von damals dürften sich noch heute<br />

über ihre Kurzsichtigkeit ärgern.<br />

Der Erfinder der Kleinkredite dagegen hat<br />

sich als Visionär erwiesen und mit seiner Idee<br />

den Grundstein für eine neue, globale Soziale<br />

Marktwirtschaft gelegt. Das meinen jedenfalls<br />

der Journalist Franz Alt und der Sozio lo -<br />

ge Peter Spiegel in „Gute Geschäfte“. Mit<br />

dem überschwänglichen „Kampagnenbuch“<br />

geben die beiden den Startschuss für eine<br />

bun desweite Kampagne, die Deutschland zu<br />

einem Vorreiter der weltweiten „Social-Busi -<br />

ness“-Bewegung machen soll.<br />

„Social Business“ oder zu Deutsch: So -<br />

zial unternehmen, das sind profitable Unter -<br />

nehmen, die aber nur eine geringe oder gar<br />

keine Rendite zahlen und Gewinne stattdessen<br />

in ihre soziale oder ökologische Ziel -<br />

setzung investieren. Es geht im Kern darum,<br />

abends die schmerzenden Füße mit Bir ken -<br />

blättern kuriert.<br />

Lange vor der touristischen Erschließung<br />

des Alpenraumes zeugen Kyselaks Reise no -<br />

tizen von abgelegenen Routen, von Schön -<br />

heit, Größe und sportiver Herausforderung<br />

des alpinen Hochgebirges – sowie vom All -<br />

tag und den Lebensumständen in der Steier -<br />

mark, in Kärnten, Tirol, im Berchtes gadener<br />

und Salzburger Land zu Beginn des 19.<br />

Jahrhunderts: ein traditionell agrarisch geprägtes,<br />

meist karges Leben mit und gegen<br />

die elementaren Urgewalten. Kyselaks Natur -<br />

be schreibungen zeigen, dass er zwar ganz<br />

Kind seiner Zeit war: <strong>Die</strong> Natur ist ein<br />

Individuum, Felsen zittern, Flüsse sind Na ja -<br />

den und Nymphen. Doch wird sie bei ihm<br />

auch schon Objekt empirischen und ge -<br />

werblich-industriellen Inter es ses (Holz wirt -<br />

schaft, Bergbau, Salzgewin nung).<br />

Wiederholt beklagt Kyselak den Raubbau<br />

an den Wäldern, der die Lawinengefahr begünstigt,<br />

schildert Not leidende Bergler fa -<br />

milien, deren Männer als Wilddiebe Leben<br />

und Freiheit für ein Stück Gamsfleisch riskie-<br />

Der lange Schatten der Bonsai-Menschen<br />

mit marktwirtschaftlichen Mitteln „etwas<br />

Gutes“ zu schaffen.<br />

Am besten zeige dies noch immer das ers -<br />

te Sozialunternehmen überhaupt: die von<br />

Yunus gegründete Grameen Bank. Mitte der<br />

1970er Jahren erkannte der Professor, dass<br />

seine Theorien und Modelle an der Realität<br />

vorbeigingen – Millionen seiner Landsleute<br />

lebten in bitterster Armut. Nach mehreren<br />

Besuchen in Dörfern wusste er, dass viele<br />

von ihnen etwas unternehmen und ein kleines<br />

Geschäft aufbauen wollten: Wasser verkaufen,<br />

Hühner züchten oder Brot backen. Aber<br />

ihnen fehlte schlicht das Geld dafür, oft nur<br />

wenige Dollar. Weil es die Banken ihnen<br />

nicht gaben, bürgte Yunus zunächst selbst für<br />

die ersten Kleinkredite. Nachdem zu seiner<br />

Überraschung alle Kreditnehmer ihre Kredite<br />

getilgt hatten, wiederholte er das Experiment<br />

solange, bis klar war: Arme sind kreditwürdig.<br />

Was Yunus beflügelte, war der Glauben an<br />

die Kreativität und das Unternehmertum aller<br />

Menschen. <strong>Die</strong> Armen bezeichnet er als<br />

„Bon sai-Menschen“: Sie wollten wachsen,<br />

würden aber durch die Umstände – wie den<br />

fehlenden Zugang zu Krediten – in ihrer<br />

Entfaltung beschnitten. Aber Vertrauen allein<br />

macht nicht das Erfolgsrezept seiner Gra -<br />

meen Bank aus, die bis heute Kleinkredite im<br />

Wert von über 8,2 Milliarden US-Dollar vergeben<br />

hat und eine phänomenale Tilgungs -<br />

quote von knapp 98 Prozent aufweist.<br />

ren, das mitunter grassierende Bandenwesen.<br />

Er berichtet von der „Kropfmode“ der Tiro -<br />

ler, ihrem Volks- und Freiheitshelden Andre -<br />

as Hofer und von einem Dorf, in dem geistig<br />

Behinderte mehr vegetieren denn leben. Sein<br />

Grundton bleibt dabei heiter und hell, auch<br />

wenn dreiste Mitfahrende eines Nachts seinen<br />

für sieben bayrische Gulden erstandenen<br />

Ruder kahn stehlen, oder wenn während einer<br />

Fluss fahrt das Fracht- und Passagierschiff in<br />

die Quere treibt und der geladene Kalk Feuer<br />

fängt.<br />

Kyselak hätte, wäre die anfangs erwähnte<br />

Wette jemals abgeschlossen worden, diese<br />

leich tens und auf Dauer gewonnen: nicht nur<br />

als kurioser Zeitgenosse, Aus- und Quer stei -<br />

ger, sondern als Urahn aller heutigen Pflas -<br />

ter- und Mauerkünstler, als wagemutiger<br />

Burg- und Ruinenforscher, unerschrockener<br />

Alpinist und, die Neuauflage der lange Zeit<br />

vergriffenen „Skizzen“ beweist es, als origineller,<br />

seiner Wahrnehmung und Empfin -<br />

dung vertrauender Reiseschriftsteller des<br />

Biedermeier, der sich mit „weatherproof<br />

tags“ und Tintenfeder auf seine Weise einschrieb<br />

in Landschaft und Gedächtnis. �<br />

Kredite werden nur an Gruppen von mehreren<br />

Schuldnern vergeben. In diesen künstlich<br />

geschaffenen Schicksalsgemeinschaften<br />

stehen die Kreditnehmer füreinander ein und<br />

motivieren sich gegenseitig, das Beste aus ihren<br />

Krediten zu machen. Es ist auch kein Zu -<br />

fall, dass 97 Prozent der Kunden von Gra -<br />

meen Frauen sind – sie gehen schlicht verantwortlicher<br />

als Männer mit dem geliehenen<br />

Geld um. Und ihnen, den Schuldnern, gehört<br />

diese Bank zu 95 Prozent, was sich wiederum<br />

positiv auf ihr Selbstwertgefühl und ihre Mo -<br />

ti va tion auswirkt.<br />

<strong>Die</strong> Grameen Bank hat sich als effektive<br />

Form der Armutsbekämpfung erwiesen und<br />

weitere Geschäftsbereiche erschlossen. So<br />

verkauft Grameen Shakti Solar- und Biogas -<br />

an lagen, die bisher unversorgte Gebiete des<br />

Landes auf nachhaltige Weise elektrifizieren.<br />

Grameen Phone bietet im ganzen Land Mo -<br />

bil telefone an. All das kostet – und Kritiker<br />

meinen: zu viel angesichts der Zielgruppe –,<br />

ist aber eben auch profitabel und damit anders<br />

als Spenden langfristig wirksam: eine<br />

beeindruckende Hilfe zur Selbsthilfe!<br />

Doch kann das die Grundlage für ein neues<br />

Wirtschaftssystem und eine gerechtere<br />

Welt sein, in der Armut ein Fall für das Mu -<br />

seum wird? Kann das in anderen Ländern<br />

funk tionieren, allzumal in entwickelten<br />

Industrieländern? Wenn es nach dem Opti -<br />

mis mus und Tatendrang der Autoren Alt und<br />

Spiegel geht, dann ist es nur noch eine Frage<br />

der Zeit und Überzeugung, bis weltweit Hun -<br />

10 <strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>


Franz Alt und Peter Spiegel<br />

dert tausende von Sozial unter nehmen den al -<br />

ten „Raub tier-Ka pi ta lismus“ durch eine<br />

„öko-soziale Markt wirt schaft“ ersetzen. Ge -<br />

rade der ers te, von Franz Alt geschriebe ne<br />

Teil des Bu chs ist teils sehr polemisch. Man<br />

merkt jeder Zeile die Wut über die Gier und<br />

Missetaten der „Invest ment-Geier“ und anderer<br />

„Neoliberaler“ an, ärgert sich aber auch<br />

über Redundantes.<br />

<strong>Die</strong> Beispiele für Sozialunternehmer und<br />

sozial handelnde Unternehmer der alten<br />

Schu le entschädigen dafür umso mehr. Hier<br />

vermag Alt den Leser mit seinem grenzenlosen<br />

Enthusiasmus anzustecken! Umwelt -<br />

banken, Sonnenhäuser, Elektroautos im<br />

Eigenbau – es tut sich viel im Land, weit<br />

mehr als die Wirtschaftspresse vermuten<br />

lässt. Wenn jedes Land solche Unternehmer<br />

förderte, wenn dieses un gemeine kreative Po -<br />

tenz ial ausgeschöpft würde, wären dann nicht<br />

alle Krisen zu meistern?<br />

Wie das geschehen könnte, zeigt Peter<br />

Spie gel im zweiten Teil des Buches. Hier<br />

zeich net er systematisch die Entwicklung der<br />

Grameen Bank nach und kommt anschließend<br />

auf verschiedene Förderer und Praktiker<br />

der Social-Business-Bewegung zu sprechen.<br />

Neben zahlreichen Fonds und Stiftungen, einer<br />

geplanten Grameen Bank in Berlin und<br />

dem von Spiegel geleiteten <strong>Berliner</strong> Genisis-<br />

Institut lassen vor allem die Social Joint Ven -<br />

tures aufhorchen. Dabei handelt es sich um<br />

Kooperationen großer Unternehmen mit der<br />

Grameen Gruppe.<br />

Den Anfang machte Danone, welches in<br />

Bangladesch einen mit Nährstoffen angereicherten<br />

und erschwinglichen Jogurt für die<br />

Armen herstellt. Mittlerweile haben andere<br />

<strong>Herbst</strong> 2009<br />

Großunternehmen Yunus wegen ähnlicher<br />

Social Joint Ventures um Rat gebeten. Als<br />

ers tes deutsches Unternehmen wird BASF<br />

mit Grameen zusammenarbeiten und dafür<br />

Mos ki tonetze und Vitaminbeutel herstellen.<br />

Solche gemeinsamen Unternehmungen werden<br />

weitere Nachahmer finden und könnten<br />

so helfen, das Geschäftsmodell „Social Bu si -<br />

ness“ zum Mainstream zu machen.<br />

<strong>Die</strong> Aussichten, auf politischem Wege und<br />

mittels eines „Global Marshall Funds“ regionale<br />

Kleinkreditsysteme auf der ganzen Welt<br />

zu etablieren, dürften dagegen düsterer sein.<br />

Obwohl 30 Milliarden Dollar Starthilfe für<br />

10.000 Kleinkreditsysteme eine vergleichsweise<br />

geringe Summe sind, wären doch ein<br />

Kooperationsniveau und eine Aufgeschlos -<br />

sen heit notwendig, die viele Regierungen und<br />

Entwicklungshilfeorganisationen kaum aufbringen<br />

dürften. Noch unwahrscheinlicher erscheint<br />

eine weitere Forderung, die gemeinsam<br />

mit dem „Global Marshall Fund“ anlässlich<br />

des G20-Gipfels am 5. März 2009 gestellt<br />

wurde: dass ein Zehntel aller Hilfs maß -<br />

nahmen im Rahmen der Wirtschaftskrise an<br />

Sozialunternehmen geht. Ob aber gerade der<br />

Internationale Währungsfond, der für klassische<br />

Investitionen in die Infrastruktur bekannt<br />

ist, die richtige Organisation dafür ist?<br />

Überhaupt scheint der Weg über die internationale<br />

Politik inkompatibel mit der ursprünglichen<br />

Idee zu sein. <strong>Die</strong> Grameen<br />

Bank ist noch heute stolz darauf, ohne<br />

Spenden und (mit Ausnahme der obligatorischen<br />

Staatsbeteiligung von fünf Prozent) ohne<br />

staatliche Eingriffe auszukommen. Der<br />

Reiz der Idee liegt ja gerade in der privaten<br />

Initiative und der Entfaltung freier Kreativität<br />

– wie soll das mit Vergaberichtlinien und bü-<br />

rokratischen Prozessen zusammenpassen?<br />

<strong>Die</strong> größte Herausforderung<br />

dürfte aber in der Gewohnheit<br />

liegen, die der Feind aller<br />

Veränderung ist. Schon kehren<br />

die ersten Banken zum Ta ges -<br />

geschäft zurück, zahlen hohe<br />

Boni und verbitten sich Erin ne -<br />

rungen an jene Zeit der Staats hil -<br />

fen und des drohenden Zusam -<br />

menbruchs. Ver hee render könn -<br />

te der langsame Auf schwung<br />

sein, der sich in Europa und den<br />

USA abzuzeichnen scheint – in<br />

Asien hat es einen richtigen<br />

Crash erst gar nicht gegeben. So<br />

ist es zweifelhaft, ob jetzt die<br />

Zeit ist, das Wirtschafts system<br />

zu ver än dern und die „bür ger -<br />

liche Re volution“ (Spiegel),<br />

jenes große Projekt der Aufklä -<br />

rung, zu vollenden. Vielleicht<br />

hat es diese Ge legenheit auch nie<br />

gegeben.<br />

Wie die Social-Business-Be -<br />

wegung sich auch entwickeln<br />

mag: „Gute Geschäfte“ ist das vielleicht beste<br />

Buch, das man in der Krise lesen kann.<br />

Engagiert und zuversichtlich präsentiert es eine<br />

ebenso wunderbare wie praktikable Idee.<br />

Wo andere mit riesigen Geld summen<br />

jonglieren und abstrakte Re gu lie r ungen verhandeln,<br />

da gehen Alt und Spiegel auf den<br />

Menschen zurück und zeigen, wie Kreativität<br />

und Mut selbst die widrigsten Umstände<br />

überwinden können. Sie zeigen, wie weit der<br />

Schatten von „Bonsai-Menschen“ reicht. �<br />

Lust auf Literatur?<br />

„<strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>“ bietet in<br />

ihrer Online-Redaktion regelmäßig<br />

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Lebenslauf per E-Post an:<br />

blk [at] berlinerliteraturkritik.de<br />

Wir freuen uns über Ihre Bewerbung!<br />

Es erwartet Sie ein junges freundliches<br />

Redaktionsteam.<br />

11


PATRICK FINDEIS: Kein schöner<br />

Land. Roman. Deutsche<br />

Verlags-Anstalt, München 2009.<br />

208 Seiten, 18,95 €.<br />

Von CAROLIN BEUTEL<br />

Der in Berlin lebende Autor<br />

Patrick Findeis hat im Sommer<br />

2009 seinen Debütroman „Kein<br />

schöner Land“ veröffentlicht. Dass<br />

es sich um einen Autor handelt,<br />

dessen Debüt mit Spannung erwartet<br />

werden würde, deutete sich bereits<br />

an, als er 2007/08 an der Le -<br />

sung der Sti pen di a ten der Autoren -<br />

werk statt Prosa des Literarischen<br />

Colloqui ums Berlin teilnahm. Es<br />

folgte ein Arbeits sti pen dium des<br />

<strong>Berliner</strong> Senats. Als Findeis ver -<br />

gangenes Jahr bei den Ta gen der<br />

deutschsprachigen Li te ratur in<br />

Kla genfurt einen Aus zug aus dem<br />

Manuskript las, wurde er mit dem<br />

3-Sat-Preis ausgezeichnet.<br />

Patrick Findeis wurde 1975 in<br />

Heidenheim an der Brenz geboren.<br />

Er weiß also, worüber er schreibt,<br />

wenn er in „Kein schöner Land“<br />

vom Leben in der süddeutschen<br />

Provinz berichtet. Er machte eine<br />

Lehre und zog nach Köln, wo er<br />

sein Abitur auf dem zweiten Bil -<br />

dungs weg nachholte. Anschließ -<br />

end folgte ein kurzes Studium in<br />

Bonn, bevor er nach Leip zig ging<br />

und von 2003 bis 2006 am Li te ra -<br />

tur institut studierte. <strong>Die</strong> Zeit in<br />

Leipzig half ihm dabei, seine Ent -<br />

wicklung als Autor zu beschleunigen<br />

und eine eigene Sprache zu<br />

finden.<br />

Ein Mann steht in einer Telefonzelle. Er<br />

blickt in sein Notizbuch, in dem nur zwei<br />

Num mern stehen: die seiner Eltern und die<br />

seines ehemals besten Freundes Uwe. „Er<br />

hatte ständig an seine Eltern und seinen Bru -<br />

der gedacht, er hatte bis heute nicht mehr an<br />

Uwe gedacht.“ Der Mann, der schließlich seine<br />

Eltern anrufen wird, heißt Olaf. Zehn Jah -<br />

re ist es her, dass er Friedberg verlassen musste.<br />

Er ging, nachdem der Schlosserbe trieb<br />

seines Vaters, den er übernehmen sollte, in<br />

Flammen aufgegangen war. In der Zeit danach,<br />

als Olaf in der Fremdenlegion diente,<br />

blieben seine Eltern in Ungewissheit zurück.<br />

Olafs jüngerer Bruder Jürgen brachte es in<br />

Köln immerhin bis zur Promotion, wenn ihm<br />

die Stelle bei der Denkmalbehörde auch versagt<br />

blieb. Als Jürgen von Olafs Rückkehr erfährt,<br />

muss er sofort an den Anruf seines Bru -<br />

ders denken, den er drei Tage nach dem<br />

Brand erhalten hatte: „Und der einzige Satz,<br />

Blick in die Provinz<br />

Patrick Findeis<br />

mit dem er ihnen hätte helfen können: Das<br />

war alles keine Absicht, und mir tuts leid, und<br />

mir gehts gut! den hatte er für sich behalten,<br />

und wie er vielleicht sogar gehofft hatte: für<br />

immer.“ Als Olaf tatsächlich zurückkehrt und<br />

Fragen stellt, werden noch andere Ereignisse<br />

aus der Vergangenheit aufgeworfen. Er trifft<br />

auf Angelika, die Mutter seines ehemals besten<br />

Freundes Uwe. Mit ihr möchte er darüber<br />

reden, warum Uwe eines Tages mit einer<br />

Spritze in der Leiste im elterlichen Badezim -<br />

mer aufgefunden wurde.<br />

Angelika ist Wirtin des Gasthauses Gam -<br />

bri nus in Rottensol, einem kleinen Ort bei<br />

Friedberg. Obwohl die Wirtschaft sich nicht<br />

mehr rentiert, steht sie trotzdem mit schmerzenden<br />

Gelenken hinter dem Ausschank. Zu -<br />

erst verließ sie ihr Sohn Uwe, später auch ihr<br />

Mann Alfons. Angelika lebt in der Ver gang -<br />

enheit: „Immer wenn sie dachte, dach te sie an<br />

ihre Toten.“ Aber alle sagen, sie sei eine gute<br />

Mutter und Ehefrau gewesen. Auch dann<br />

noch, als sie ihren Sohn Uwe unter<br />

einem Vorwand von der Walz nach<br />

Hause lockte und damit scheinbar<br />

sein Unglück besiegelte.<br />

Uwes Kindheit spielte sich entweder<br />

in der dunklen Wohnung<br />

über der Schankstube oder bei der<br />

Oma in Friedberg ab. Dort verbrachte<br />

er mit seinem Freund Olaf<br />

die glücklicheren Tage. Aber als<br />

ihre Schul wege sich trennten und<br />

die Freund schaft abbrach, wurde<br />

Uwes Leben wieder trostlos. <strong>Die</strong><br />

Liebe zu seiner adop tieren Cousine<br />

Nicki blieb unerwidert. Einen<br />

Neuanfang sollte die Walz nach<br />

seiner Ausbildung zum Zimmer -<br />

mann bringen – Uwe wollte bis<br />

nach Afrika kommen. Doch es<br />

kommt alles anders und schließlich<br />

sitzt er wieder in Rottensol neben<br />

Nickis drogenabhängigem Freund<br />

in einem baufälligen Haus. Der<br />

Traum scheint zu Ende, aber Uwe<br />

versucht noch ein letztes Mal, das<br />

Leben zu leben, das er sich gewünscht<br />

hat.<br />

Schon von Beginn an konnte<br />

Uwes Vater Alfons den Anblick<br />

des blonden Schopfes seines Soh -<br />

nes nicht ertragen. Er, der Dunkel -<br />

haarige, hielt stets den Nachbarn<br />

Späth für Uwes leiblichen Vater.<br />

Nur noch Späths Hän de erinnern<br />

an die harte Arbeit als Bauer. Vieh<br />

und Felder hat er schon längst verkauft,<br />

auf seinem Grund befindet<br />

sich nun eine in der Gemeinde<br />

verpönte Neubau siedlung. Dass<br />

Späth mit der bäuerlichen Tradi -<br />

tion brach, nehmen ihm die Men schen im Ort<br />

übel. Doch ihm fehlte ein Nachkomme, der<br />

an die Tradition hätte anknüpfen können,<br />

denn sein einziger Sohn ist schwul und wurde<br />

von ihm und seiner Frau verstoßen. Späth<br />

verbringt seine Zeit nun damit, Zigaretten -<br />

schatul len herzustellen und die Wirtin Ange -<br />

lika anzu him meln. Sei nen Ruf in der Ge -<br />

mein de versucht er wiederherzustellen,<br />

indem er die Res taurierung der Kapelle bezahlt.<br />

Für das Kapitel über Bauer Späth wurde<br />

Findeis beim Bachmann-Preis ausgezeichnet.<br />

<strong>Die</strong> Diskussion der Juroren führte zu kontroversen<br />

Beurteilungen: <strong>Die</strong> <strong>Literaturkritik</strong>erin<br />

Daniela Strigl warf Findeis beispielsweise<br />

vor, dass er einen Roman geschrieben habe,<br />

mit dem er im Trend liegen wolle und der<br />

sich in die Tradition der Blut-und-Boden-Li -<br />

te ratur einreihe. Ijoma Mangold, der gemeinsam<br />

mit Amelie Fried die ZDF-Litera tur sen -<br />

dung „<strong>Die</strong> Vorleser“ moderiert, hielt das<br />

Soap-Format „Bauer sucht Frau“ für ein zeit-<br />

12 <strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>


gemäßeres Spiegelbild des bäuerlichen Le -<br />

bens. Stets wurde jedoch der von Findeis ver -<br />

wendete Ton gewürdigt, so auch von Burk -<br />

hard Spinnen: „In diesem Ton ist alles, alle<br />

Figuren, alles Denken, die ganze Katastrophe<br />

und Tragödie aufgehoben. Und das ist, nach<br />

meinem Dafürhalten, eine ganz große literarische<br />

Leistung.“<br />

Findeis hat vor allem im ersten Teil des<br />

Buches ein stimmiges Panoptikum über das<br />

Leben in der Provinz geschaffen: über die<br />

Menschen und ihre Tragödien. Sein Roman<br />

„Kein schöner Land“ ist gerade deshalb so<br />

zeitlos, weil die geschilderten Konflikte sich<br />

von Generation zu Generation wiederholen –<br />

sei es der Umgang mit der Vergangenheit und<br />

ihre Verdrängung oder das Festhalten an<br />

Konventionen. Findeis hat eine ganz eigene<br />

Sprache gefunden, mit der er auch die erdrückende<br />

Sprachlosigkeit seiner Figuren<br />

zum Ausdruck bringen kann. Außerdem gelingt<br />

ihm eine authentisch-greifbare Schil -<br />

derung des Innenlebens seiner Protagonisten<br />

– so bei Uwes Kindheitserinnerungen und bei<br />

Angelikas Schicksalsergebenheit. Findeis<br />

zeigt Abgründe auf, ohne den Leser dabei auf<br />

ein allzu düsteres Terrain zu schicken. Mit<br />

„Kein schöner Land“ hat er ein beeindrukkendes<br />

Debüt vorgelegt, in dem er das<br />

Schicksal einer Generation schildert, deren<br />

Herkunft sie auf Lebenszeit prägt. �<br />

„Ich musste viel üben, viel<br />

lesen, viel ausprobieren“<br />

Ein Gespräch mit Patrick Findeis.<br />

Von CAROLIN BEUTEL<br />

BLK: Herr Findeis, ihr Debütroman heißt<br />

„Kein schöner Land“. Wie kam es zu dem<br />

Titel?<br />

Patrick Findeis: Zuerst hatte ich den Titel<br />

„Gambrinus“ geplant, wie auch die Kneipe in<br />

meinem Buch heißt. Aber eigentlich wollte<br />

ich es so nennen wegen der Sage: Nach ihr<br />

soll der Fürst, der das Bierbrauen erfunden<br />

hat, so geheißen haben. Ich fand, dass das<br />

ganz gut zur Hauptfigur Uwe passte. Im Lau -<br />

fe der Arbeit war es jedoch zu wenig, denn<br />

die Geschichte hatte sich auf mehrere Figuren<br />

ausgedehnt. Auch die Umgebung wur de immer<br />

wichtiger, und so fiel mir das Volkslied<br />

ein.<br />

Durch den Titel wird die Vorstellung einer<br />

ländlichen Idylle erzeugt. Viele Kritiker meinen,<br />

dass es Ihre Absicht gewesen sei, eine<br />

Idylle aufzubauen um sie dann wieder zu zerstören.<br />

Ich wollte kein Buch schreiben, in dem die<br />

Provinz besonders schlecht wegkommt. Dass<br />

es in der Provinz spielt, hat natürlich seine<br />

Gründe. Der Titel ist ironisch gemeint: Man<br />

kann ihn ja auch „Kein schönes Land“ lesen,<br />

das ist der Subtext, der da mitschwingt.<br />

<strong>Herbst</strong> 2009<br />

Irgendwelche Provinz- oder Idyllenvorstel -<br />

lung en zerschlagen, muss ich gar nicht, das<br />

haben schon genug andere Autoren vor mir<br />

getan. Was für einen Idylle ist, hängt schließlich<br />

auch davon ab, wo man hineingeboren<br />

wird.<br />

Und weshalb haben Sie die Provinz als<br />

Schauplatz gewählt?<br />

Das hat sich daraus ergeben, dass in der<br />

Provinz das soziale Netz viel enger und die<br />

soziale Kontrolle viel stärker ist. Dort ist eine<br />

Drogengeschichte eine viel verpöntere An ge -<br />

legenheit als in der Großstadt. Natürlich<br />

spielt es auch eine Rolle, dass ich dort herkomme.<br />

War es Ihr Anliegen, dass der Leser sich in<br />

dem Roman wiederfindet? Ich denke hierbei<br />

besonders an die sehr realistisch gestalteten<br />

Kindheits- und Jugenderinnerungen.<br />

<strong>Die</strong>sen Wiedererkennungswert woll te ich<br />

schon erzielen. Mein An liegen war es auch,<br />

dass jemand, der zum Beispiel in Berlin-<br />

Neukölln aufgewachsen ist, sich auch auf eine<br />

Weise darin wiederfinden kann.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, benötigten<br />

Sie eine passende Ausdrucks weise. Wie<br />

schwierig war für Sie die Suche nach einer<br />

geeigneten Sprache?<br />

Es hat eine Weile gedauert. Es war im<br />

Grunde viel üben – viel lesen, viel schreiben,<br />

viel ausprobieren. Ich hatte von dem Roman<br />

auch eine erste Fassung geschrieben, die ich<br />

dann verworfen habe. <strong>Die</strong> Probleme dieser<br />

ersten Fassung hatten zwar mehr mit der<br />

Konstruktion, aber auch mit der Spra che zu<br />

tun. Am Anfang hatte ich das Gefühl, ich will<br />

etwas sagen, aber ich kann es noch nicht – ich<br />

will etwas schreiben, aber es kommt nicht so<br />

heraus, wie ich will.<br />

Und wann kam es zum Durchbruch?<br />

Da hat mir das Literaturinstitut in Leipzig<br />

sehr geholfen. Durch die Beschäftigung mit<br />

Literatur und dem eigenen Schreiben kam<br />

dann auch eine Ausdrucksweise, mit der ich<br />

erstmal einverstanden sein kann. Sie kann<br />

zwar noch besser werden, aber befindet sich<br />

jetzt auf einem Level, bei dem ich sagen<br />

kann: Jetzt ist es so gut, wie ich es kann, und<br />

ich kann jetzt auch das sagen, was ich will –<br />

vielleicht noch nicht zu hundert Prozent, aber<br />

in einem bestimmten Rahmen.<br />

Wie lange waren Sie insgesamt mit der<br />

Arbeit an dem Buch beschäftigt?<br />

Angefangen habe ich im Frühjahr 2005<br />

und fertig war es im Frühsommer 2007.<br />

Nach dem ich dann vergangenes Jahr einen<br />

Verlag für das Buch gefunden hatte, habe ich<br />

noch einmal ein halbes Jahr mit der Lektorin<br />

daran gearbeitet. Es waren also schon gut drei<br />

Jahre.<br />

Sie haben das Literaturinstitut in Leipzig<br />

erwähnt. Inwieweit hat es Ihnen bei der Ar -<br />

beit geholfen?<br />

Mir hat es sehr geholfen. Bevor ich nach<br />

Leipzig ging, habe ich in Köln gewohnt. Dort<br />

kannte ich niemanden, der schreibt oder sich<br />

wirklich ernsthaft damit beschäftigt. Und<br />

„Ein Lehrbuch<br />

Komik und<br />

Satire? Gibt’s<br />

doch gar<br />

nicht!“ Jetzt schon.<br />

Erstes deutschsprachiges Lehrbuch über Komik<br />

& Satire zum professionellen Gebrauch in Journalismus<br />

und Kreativem Schreiben<br />

Mit Interviews mit Bernd Eilert (u.a. der Mann<br />

����������������������������������������������<br />

TV für Comedy-Shows u.a. von Harald Schmidt<br />

und Stefan Raab), Ralf Husmann (Comedy-Producer<br />

und Chefautor u.a. bekannter TV-Formate),<br />

Hans Zippert (ehemaliger Titanic-Chefredakteur,<br />

Welt-Kolumnist »Zippert zappt«), F.W. Bernstein<br />

Mitbegründer der Neuen Frankfurter Schule).<br />

Preis: 14,90 EUR<br />

Autorenhaus-Verlag<br />

Broschur, 120 Seiten,<br />

Originalausgabe<br />

ISBN 3-978--3-86671-048-1<br />

13


<strong>Die</strong> Diogenes<br />

Hörbuch-Edition<br />

Joseph Roth<br />

Ungekürzt gelesen<br />

von Ulrich Matthes<br />

3 CD, Spieldauer 227 Min.<br />

€ 24.90 / sFr 43.90*<br />

ISBN 978-3-257-80257-3<br />

Ungekürzt gelesen<br />

von Peter Matić<br />

5 CD, Spieldauer 372 Min.<br />

€ 29.90 / sFr 53.90*<br />

ISBN 978-3-257-80215-3<br />

Ungekürzt gelesen<br />

von Michael Heltau<br />

14 CD, Spieldauer 1042 Min.<br />

€ 49.90 / sFr 87.90*<br />

ISBN 978-3-257-80159-0<br />

Ungekürzt gelesen<br />

von Joseph Lorenz<br />

6 CD, Spieldauer 419 Min.<br />

€ 29.90 / sFr 53.90*<br />

ISBN 978-3-257-80216-0<br />

Ungekürzt gelesen<br />

von Peter Matić<br />

5 CD, Spieldauer 335 Min.<br />

€ 29.90 / sFr 53.90*<br />

ISBN 978-3-257-80160-6<br />

Ungekürzt gelesen<br />

von Mario Adorf<br />

1 CD, Spieldauer 75 Min.<br />

€ 14.90 / sFr 26.90*<br />

ISBN 978-3-257-80158-3<br />

Gelesen von Peter Simonischek<br />

5 CD in Geschenk-Verpackung 20 x 20 cm inkl. Booklet,<br />

Spieldauer 338 Min.<br />

€ 39.90 / sFr 71.90<br />

ISBN 978-3-257-80906-0<br />

wenn man dann nach Leipzig kommt, ist das<br />

plötzlich umgekehrt: Auf einmal kennt man<br />

niemanden mehr, der nicht schreibt. Was natürlich,<br />

da ich es ernsthaft machen wollte,<br />

sehr gut war. Überall spricht man über Li te ra -<br />

tur und die eigenen Texte: in den Seminaren,<br />

aber auch danach in der Kneipe, zu Hause<br />

oder wo auch immer. Zumindest musste ich<br />

erst finden, über was ich eigentlich genau<br />

schreiben wollte. Das Literaturinstitut hat die<br />

Zeit der Suche enorm verkürzt. Es ist kein<br />

Allheilmittel, aber mir hat es viel gebracht.<br />

Im Jahr 2008 haben Sie am Bachmann-<br />

Wettbewerb in Klagenfurt teilgenommen. Wie<br />

wirkte diese Erfahrung sich auf Ihr Schreiben<br />

aus?<br />

Der Grund für meine Bewerbung zum<br />

Bach mann-Preis war, dass ich für mein Buch<br />

zunächst keinen Verlag finden konnte. Eine<br />

Autoren-Freundin von mir meinte deshalb:<br />

„Findeis, du musst zum Bachmann-Preis!“<br />

Außerdem kannte ich den Autor Burkhard<br />

Spinnen, der in Klagenfurt Juror ist und mich<br />

vorschlug. Der Hauptgrund war also, dass ich<br />

einen Verlag finden wollte. Es ist dann auch<br />

eine Bestä ti gung, wenn man relativ vie le Ab -<br />

sagen von Verla gen bekommen hat.<br />

Hatte diese Erfahrung direkten Einfluss<br />

auf den Schreibprozess?<br />

Da das Buch damals bereits zu neunzig<br />

Pro zent stand und ich danach hauptsächlich<br />

umgearbeitet habe, hat es mich beim eigentlichen<br />

Schreiben gar nicht so sehr beeinflusst.<br />

Ich habe jetzt mit der Arbeit an einem zwei -<br />

ten Ro man begonnen. Da beeinflusst mich<br />

eher die Reaktion auf „Kein schöner Land“.<br />

In der Zwischenzeit ist auch sehr viel passiert,<br />

es gab auch wieder einen neuen<br />

Bachmann-Preis. In der Hinsicht beeinflusst<br />

mich eher die Kritik an dem fertigen Buch.<br />

Verraten Sie etwas über das zweite Buch?<br />

Das ist mir noch zu frisch. Ich weiß selber<br />

noch zu wenig darüber.<br />

Kommen wir auf den Inhalt des ersten<br />

Buches. Im Eingangszitat von Faulk ner („Ist<br />

es also verwunderlich, dass diese Welt vor allem<br />

von den Toten bevölkert ist?“) geht es um<br />

die Toten, die immer noch da sind. Auch bei<br />

Ihrer Figur Ange lika scheinen ihr Leben und<br />

ihre Gedanken nur um die Toten zu kreisen.<br />

Ist diese Nähe zu den Ver stor benen ein zentraler<br />

Aspekt von „Kein schöner Land“?<br />

Es gibt noch diesen viel berühmteren Satz<br />

von Faulkner, den ich jedoch gerade wegen<br />

seiner Berühmtheit nicht ausgewählt habe:<br />

„<strong>Die</strong> Ver gang en heit ist nicht tot, sie ist nicht<br />

einmal vergangen.“ Der Gedanke mit der<br />

Ver gangenheit war von Anfang an da – vor<br />

allem dieses Gefühl, dass die Vergangenheit<br />

und insbesondere die Schuld, die dort liegt,<br />

immer wiederkehren. Durch diese unaufgearbeitete<br />

Vergangenheit, die immer präsent ist,<br />

ist auch keine Zukunft möglich. <strong>Die</strong> Zu -<br />

kunftsfähigkeit geht verloren oder ist einfach<br />

nicht vorhanden. Das war beim Schreiben ein<br />

Grundaspekt.<br />

Sind Ihre Figuren eher durch die Ver -<br />

gang en heit befangen als durch Kon ventionen<br />

und ihre Sprach- und Hilflosig keit?<br />

Das spielt alles Hand in Hand. Durch ihre<br />

Sprachlosigkeit, ihr Gefangensein in Kon -<br />

ven tionen haben sie quasi die Vergangenheit,<br />

mit der sie jetzt zu kämpfen haben, herbeigeführt.<br />

Trotzdem können sie nicht daraus lernen.<br />

Es ist eine Art Kreisel. Das war für mich<br />

auch ein Grund dafür, die Geschichte nicht an<br />

einer Zeitachse entlang anzulegen, sondern<br />

immer wieder die Vergangenheit im Text zurückkehren<br />

zu lassen.<br />

<strong>Die</strong> Figuren befinden sich also in einer Art<br />

Kreisel, aus dem sie zwar heraus wollen, was<br />

ihnen jedoch misslingt. Auch wenn sie wie<br />

Uwe dagegen ankämpfen und etwas Neues<br />

auf bauen wollen, scheitern sie. War diese<br />

Hoffnungslosigkeit auch ein Hauptmotiv oder<br />

hat sich das erst beim Schreiben ergeben?<br />

Das hat sich mehr oder weniger ergeben.<br />

Ich höre oft, dass der Roman so düster sei,<br />

aber ich empfinde das gar nicht so und wollte<br />

es auch nicht so anlegen. Es gibt einige<br />

Figuren, die da heil heraus kommen. Na ja,<br />

der Uwe hatte einfach irgendwie Pech. Sein<br />

Pech ist, dass er Pech hat. Er hofft ja auch bis<br />

zum Ende. Es geht zwar zum Schluss in die<br />

Hose, aber er kämpft immer wieder und gibt<br />

auch dann nicht auf, nachdem er den größten<br />

Tritt von seiner Mutter bekommt – er versucht,<br />

sich weiter einzurichten und das Leben<br />

zu führen, das er sich wünscht.<br />

Über Ihren Roman wurde schon einiges<br />

geschrieben. Was sagen Sie zu Schlag wör -<br />

tern wie „Hölle der Provinz“, „Hölle auf<br />

Erden“, „Hier gibt es kein Entrinnen!“, die<br />

in einigen Rezensionen auftauchen?<br />

Das sind Schlagworte, die man so braucht,<br />

die natürlich auch catchy sind. „<strong>Die</strong> Hölle der<br />

Provinz“ klingt spannender als „Übel mitgespielt<br />

im Dorf“. <strong>Die</strong> Hölle ist natürlich für jeden<br />

etwas anderes. Wenn man es vom<br />

Sartre’schen Standpunkt aus sehen würde –<br />

von wegen „die Hölle sind die Anderen“ –<br />

dann sind es immer die Anderen. Dann würde<br />

es auch hinhauen.<br />

Sie haben also nicht im Sinn gehabt, einen<br />

Enthüllungsroman über die Provinz zu<br />

schrei ben und damit zu zeigen, wie schlecht<br />

es da ist? Wenn Uwe nach Ihren Worten also<br />

nur Pech gehabt hat, geht es dann doch im<br />

Grunde nur um das Schicksal?<br />

Pech gehabt, ist etwas flapsig ausgedrückt.<br />

Seine Mutter ist diejenige, die nicht viel richtig<br />

macht. Das ist tragisch, denn sie will ihm<br />

ja nichts Böses. Sie denkt zu viel an sich. Das<br />

ist ein Zusammenspiel davon, das Beste zu<br />

wollen und Schlechtes zu erreichen und dann<br />

vielleicht auch nicht anders zu können.<br />

Vielleicht hat sie es nicht anders gelernt und<br />

überdenkt ihr Verhalten deshalb auch nicht.<br />

Es ist in gewisser Weise ein Generatio nen -<br />

kon flikt.<br />

Herr Findeis, vielen Dank für das Ge -<br />

spräch. �<br />

14 <strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>


JOSEPH ROTH: „DIE FLUCHT OHNE ENDE“<br />

Leseprobe: Das 1. Kapitel aus Joseph Roths<br />

Roman „<strong>Die</strong> Flucht ohne En de“, 1927.<br />

Der Oberleutnant der österreichischen Armee<br />

Franz Tunda geriet im August des Jahres<br />

1916 in russische Kriegsgefangenschaft. Er<br />

kam in ein Lager, einige Werst nordöstlich<br />

von Irkutsk. Es gelang ihm, mit Hilfe eines<br />

si birischen Polen zu fliehen. Auf dem ent -<br />

fern ten, einsamen und traurigen Gehöft des<br />

Polen, am Rande der Tajga, blieb der Offizier<br />

bis zum Frühling 1919.<br />

Waldläufer kehrten bei dem Polen ein, Bä -<br />

ren jäger und Pelzhändler. Tunda hatte keine<br />

Ver folgung zu fürchten. Niemand kannte ihn.<br />

Er war der Sohn eines österreichischen Ma -<br />

jors und einer polnischen Jüdin, in einer kleinen<br />

Stadt Galiziens, dem Garnisonsort seines<br />

Vaters, geboren. Er sprach polnisch, er hatte<br />

in einem galizischen Regiment gedient. Es<br />

fiel ihm leicht, sich für einen jüngeren Bruder<br />

des Polen auszugeben. Der Pole hieß Ba ra no -<br />

wicz. Tunda nannte sich ebenso.<br />

Er bekam ein falsches Dokument auf den<br />

Na men Baranowicz, war nunmehr in Lodz<br />

ge boren, im Jahre 1917 wegen eines unheil -<br />

ba ren und ansteckenden Augenleidens aus<br />

dem russischen Heer entlassen, von Beruf<br />

Pelz händler, wohnhaft in Werchni Udinsk.<br />

Der Pole zählte seine Worte wie Perlen,<br />

ein schwarzer Bart verpflichtete ihn zur<br />

Schweig samkeit. Vor dreißig Jahren war er,<br />

ein Strafgefangener, nach Sibirien gekommen.<br />

Später blieb er freiwillig. Er wurde Mit -<br />

ar beiter einer wissenschaftlichen Expedition<br />

zur Erforschung der Tajga, wanderte fünf<br />

Jah re durch die Wälder, heiratete dann eine<br />

Chi nesin, ging zum Buddhismus über, blieb<br />

in einem chinesischen Dorf als Arzt und<br />

Kräu terkenner, bekam zwei Kinder, verlor<br />

bei de und die Frau durch die Pest, ging wieder<br />

in die Wälder, lebte von Jagd und Pelz -<br />

han del, lernte die Spuren der Tiger im dichtesten<br />

Gras erkennen, die Vorzeichen des<br />

Sturms an dem furchtsamen Flug der Vögel,<br />

wuss te Hagel- von Schnee- und Schnee- von<br />

Regenwolken zu unterscheiden, kannte die<br />

Ge bräuche der Waldgänger, der Räuber und<br />

der harmlosen Wanderer, liebte seine zwei<br />

Hunde wie Brüder und verehrte die Schlan -<br />

gen und die Tiger. Er ging freiwillig in den<br />

Krieg, schien aber seinen Kameraden und<br />

den Offizieren schon in der Kaserne so<br />

unheim lich, dass sie ihn als einen Geistes -<br />

kran ken wieder in die Wälder entließen.<br />

Jedes Jahr, im März, kam er in die Stadt. Er<br />

tauschte Hörner, Felle, Geweihe gegen<br />

Munition, Tee, Tabak und Schnaps ein. Er<br />

nahm einige Zeitungen mit, um sich auf dem<br />

Laufenden zu erhalten, glaubte aber weder<br />

den Nach rich ten, noch den Artikeln; selbst an<br />

den In se raten zweifelte er. Seit Jahren ging er<br />

in ein be stimmtes Bordell, zu einer Rothaa ri -<br />

gen, Je katerina Pawlowa hieß sie. Wenn ein<br />

<strong>Herbst</strong> 2009<br />

anderer bei dem Mädchen war, wartete<br />

Baranowicz, ein geduldiger Liebhaber. Das<br />

Mädchen wurde alt, es färbte seine silbernen<br />

Haare, verlor ei nen Zahn nach dem anderen<br />

und sogar das falsche Gebiss. Jedes Jahr<br />

brauchte Ba ra no wicz weniger zu warten,<br />

schließlich war er der einzige, der zu<br />

Jekaterina kam. Sie begann ihn zu lieben, das<br />

ganze Jahr brannte ihre Sehnsucht, die späte<br />

Sehnsucht einer späten Braut. Jedes Jahr wurde<br />

ihre Zärtlichkeit stärker, ihre Leidenschaft<br />

heißer, sie war eine Greisin, mit welkem<br />

Fleisch genoss sie die ers te Liebe ihres<br />

Lebens. Baranowicz brachte ihr jedes Jahr<br />

die gleichen chinesischen Ket ten und die<br />

kleinen Flöten, die er selbst schnitz te und auf<br />

denen er die Stimmen der Vö gel nachahmte.<br />

Im Februar 1918 verlor Baranowicz den<br />

Dau men der linken Hand, als er unvorsichtig<br />

Holz sägte. <strong>Die</strong> Heilung dauerte sechs Wo -<br />

chen, im April sollten die Jäger aus Wla di -<br />

wostok kommen, er konnte in diesem Jahr<br />

nicht in die Stadt. Vergeblich wartete Je ka te -<br />

ri na, Baranowicz schrieb ihr durch einen Jä -<br />

ger und tröstete sie. Statt der chinesischen<br />

Per len schickte er ihr einen Zobel und eine<br />

Schlangenhaut und ein Bärenfell als Bett vor -<br />

leger. So kam es, dass Tunda in diesem wichtigsten<br />

aller Jahre keine Zeitungen las. Erst<br />

im Frühjahr 1919 hörte er von dem heimkehrenden<br />

Baranowicz, dass der Krieg beendet<br />

war.<br />

Es war an einem Freitag, Tunda wusch das<br />

Essgeschirr in der Küche. Baranowicz trat in<br />

die Tür, man hörte das Bellen der Hunde. Eis<br />

klirrte an seinem schwarzen Bart, auf dem<br />

Fensterbrett saß ein Rabe.<br />

Es ist Friede, es ist Revolution! sagte Ba -<br />

ra nowicz.<br />

In diesem Augenblick wurde es still in der<br />

Küche. <strong>Die</strong> Uhr im Nebenzimmer schlug drei<br />

starke Schläge. Franz Tunda legte die Teller<br />

sorgfältig und leise auf die Bank. Er wollte<br />

die Stille nicht stören, wahrscheinlich hatte er<br />

auch Angst, die Teller würden zerbrechen.<br />

Sei ne Hände zitterten.<br />

Den ganzen Weg, sagte Baranowicz, habe<br />

ich es mir überlegt, ob ich es Dir sagen soll.<br />

Schließlich tut es mir leid, dass Du nach Hau -<br />

se gehn wirst. Wir werden uns wahrscheinlich<br />

nicht wiedersehn, und schreiben wirst Du<br />

mir auch nicht.<br />

Ich werde dich nicht vergessen, sagte Tun -<br />

da.<br />

Versprich nichts! sagte Baranowicz.<br />

Das war der Abschied.<br />

Aus: Joseph Roth Werke 4, Romane und Er -<br />

zäh lungen 1916-1929, „<strong>Die</strong> Flucht ohne<br />

Ende“.<br />

© 1989 by Verlag Kiepenheuer & Witsch<br />

GmbH & Co. KG, Köln und Allert de Lan -<br />

ge, Amsterdam.<br />

Joseph Roth<br />

„<strong>Die</strong> Macht der Humanität“<br />

Ein Gespräch mit Wilhelm von Sternburg<br />

über Joseph Roth<br />

Herr von Sternburg, in Ihrer Joseph-Roth-<br />

Bio gra phie beschreiben Sie Roth als Grenz -<br />

gänger und Außenseiter, der ein ruheloses<br />

Leben führte. An welche Grenzen denken Sie<br />

dabei?<br />

Roth war zeitlebens ein Einzel gänger, der<br />

von seiner jüdischen Herkunft, seiner klein -<br />

bür gerlichen Jugend im habsburgischen<br />

Galizien und seinem Alkoholismus ge prägt<br />

wor den ist. In seinem Werk spiegeln sich<br />

die se Prägungen intensiv wider. Es sind Ge -<br />

schichten von Außenseitern, von Men schen<br />

auf der Flucht, auf der Suche nach dem verlorenen<br />

Gott und einer verlorenen Zeit.<br />

Ausgehend von Roths „Vaga bun den“-Le -<br />

ben, das ihn kreuz und quer durch Eu ropa<br />

füh rte – wie viel Roth steckt in seinem Roman<br />

„<strong>Die</strong> Flucht ohne Ende“?<br />

„Flucht ohne Ende“ enthält viel leicht mehr<br />

als andere Romane Roths selbst bio graphi -<br />

sche Züge. Auch für Roth war der Erste Welt -<br />

krieg ein existentielles Erleb nis, auch er war<br />

nach 1918 bis zu seinem Tod im Jahr 1939<br />

auf der „Flucht“, fand nie mehr das, was er in<br />

vielen Romanen, Artikeln und Briefen sehn -<br />

suchtsvoll „Heimat“ nannte.<br />

Jedes Jahr erscheinen in Deutsch land<br />

mehr als 13.000 belletristische Novi tä ten.<br />

Wes halb ist es reizvoll, auch heute noch die<br />

Romane von Joseph Roth zu lesen?<br />

Roth schreibt spannende Ge schich ten aus<br />

ei ner vergangenen Zeit. Aber was seine Ro -<br />

man figuren erleben und erleiden, das weist<br />

auf das Zeitlose der menschli chen Existenz<br />

hin: Er erzählt von unserem Schei tern und<br />

Über leben, von der Sinn lo sig keit unserer<br />

Exis tenz und der Macht der Hu manität. Aber<br />

Roth ist auch ein spachlich brillanter Au tor<br />

und Feuilletonist.<br />

<strong>Die</strong> Fragen stellte Daniel Möglich<br />

15


AUTORENPORTRÄT: GEORG TRAKL<br />

Große Preisfrage in Zeiten der neoliberalen<br />

In vasion! Was ist mehr wert: <strong>Die</strong> geplatzten<br />

Zombie-Kredite auf allen sieben Kontinenten<br />

oder ein Gedicht von Georg Trakl? Moment<br />

mal. Kurze Den kerpause, bitte. Gründlich<br />

nachgegrübelt, und die Antwort liegt schon<br />

auf der Hand, herbst lich und rotversengt: das<br />

Ge dicht natürlich, Georg Trakl. Und jetzt<br />

wollen wir erzäh len, wo her er kam, wohin er<br />

ging. Sofern es darüber überhaupt etwas zu<br />

erzählen gibt.<br />

Trakls Leben war arm an äußeren Er eig -<br />

nis sen. Es lohnt sich kaum, ein Wort darüber<br />

zu verlieren. Geboren am 3. Februar 1887,<br />

wuchs er als Sohn des Eisenhändlers Tobias<br />

Trakl und seiner Frau Maria in Salzburg auf.<br />

Seine Kindheit war wohlbehütet, berichten<br />

die zahlreichen Biografen. Seine Schwester<br />

Ma ria beschrieb ihn als fröhlich, wild und gesund.<br />

Vergilbte Fotografien zeigen ihn mit<br />

lustigen Brau se locken und dicken aufge bla -<br />

Im Mittelpunkt der Trakl-For schung<br />

steht seit jeher ein olles diffuses Ding,<br />

das man in vorvergangenen Zeiten als<br />

„Seele“ bezeichnete und damit reichlich<br />

dubiose Vorstellungen von Schöp -<br />

fung, Freiheit und Persönlichkeit ver -<br />

knüpf te. Hirngespinste – heute lachen<br />

wir darüber und finden das wahre<br />

Glück im Vor abendprogramm und auf<br />

dem Ar beits amt. Damals aber gras sier -<br />

te die große Mor bi dezza unter den mu -<br />

sea len Völkern Eu ro pas und die schöne<br />

Stadt Salzburg sonnte sich in der<br />

milden Glorie von Ver fall und Melan -<br />

cholie. In dieser At mos phä re des Nie -<br />

der gangs fand Trakl schnell An schluss<br />

an die Provinzbohemiens. Er las zahl-<br />

Georg Trakl<br />

sen en Paus bäck chen, tieferen Ein druck hin -<br />

ter lassen jedoch die tierhaft traurigen Augen. und wahllos, beson ders Dostojewski und die<br />

<strong>Die</strong> weitläufige Wohnung der Familie lag lüsternen lyrischen Ko pro lalien à la Rimbaud<br />

am Waagplatz 3, die hohen und brei ten Fens - und Bau de lai re. Er ließ sich nachts im Park<br />

ter gingen auf die schönsten Plätze der Stadt, des Schlosses Hell brunn ein schließen, rauch -<br />

den Mozart-, den Residenz- und den Waag - te in Opium getränk te Zi ga retten und besuch -<br />

platz hinaus. Georg liebte seinen Vater, der te die Bordelle in der Ju dengasse. Auch am<br />

mit spitz zulaufendem Kinnbart und mandel- Weihnachtsabend. Freun de berichteten: Im -<br />

förmigen Augen mehr an einen stoischen mer wählte Trakl die älteste Dirne aus, prüfte<br />

Wei sen der Qin-Dynastie erinnerte als an sorgfältig den Falten wurf, klopfte die specki-<br />

einen Do nau schwa ben, der mit Fleiß und gen Hüften ab, legte eine Hand auf die wam-<br />

deutscher In nig keit zu Reichtum und groß -<br />

bür gerlicher Re pu tation gelangt war.<br />

<strong>Die</strong> Mutter lebte in einer unbestimmbapigen<br />

Brüste, katzbuckelte und schleckte mit<br />

ren Ferne, umgeben von einem Nebel<br />

aus schöngeistigen Pas sio nen, betäu -<br />

An den Knaben Elis<br />

ben den Wohl ge rü chen und kultivierten Elis, wenn die Amsel im schwarzen Wald ruft,<br />

Kunstgenüssen schweb te sie durch die <strong>Die</strong>ses ist dein Untergang.<br />

weite Flucht der Zim mer. Wer sie Deine Lippen trinken die Kühle des blauen<br />

stundenlang und regungs los inmitten<br />

ih rer kostbaren Ba rock möbel sitzen<br />

Felsenquells.<br />

sah, wusste nicht recht, träum te sie, Laß, wenn deine Stirne leise blutet<br />

dämmerte sie oder gingen die Ge - Uralte Legenden<br />

danken wieder wie Ge spens ter in ihr<br />

um?<br />

Und dunkle Deutung des Vogelflugs.<br />

Du aber gehst mit weichen Schritten in die Nacht,<br />

<strong>Die</strong> voll purpurner Trauben hängt<br />

Und du regst die Arme schöner im Blau.<br />

Ein Dornenbusch tönt,<br />

Wo deine mondenen Augen sind.<br />

O, wie lange bist, Elis, du verstorben.<br />

Dein Leib ist eine Hyazinthe,<br />

In die ein Mönch die wächsernen Finger taucht.<br />

Eine schwarze Höhle ist unser Schweigen,<br />

Daraus bisweilen ein sanftes Tier tritt<br />

Und langsam die schweren Lider senkt.<br />

Auf deine Schläfen tropft schwarzer Tau,<br />

Das letzte Gold verfallener Sterne.<br />

verliebter Stim me von unten nach oben:<br />

„Bitt scheeen, Pus serl, bittscheeen!“ Und<br />

dann spielte das Kla vier die ganze Nacht.<br />

Ein echter Glücksfall war die Be kannt -<br />

schaft mit Ludwig von Ficker. Der Inns -<br />

brucker Schriftsteller und Verleger gab die<br />

Halbmonatsschrift „Der Brenner“ heraus, die<br />

neben der „Aktion“ und dem „Sturm“ zu den<br />

bahnbrechenden Zeitschriften der jungen Ge -<br />

neration gehörte. In Ficker fand Trakl einen<br />

hochherzigen Freund und Förderer, der seine<br />

bedeutendsten Gedichte veröffentlichte. Im<br />

„Brenner“ erschienen „Ver wand lung des Bö -<br />

sen“, „Abend ländisches Lied“, „An den Kna -<br />

ben Elis“ und „Helian“. Rund ein Dutzend<br />

späterer Dichtungen, darunter Gedichte, die<br />

Trakl im Krakauer Armeehospital Ficker<br />

über gab oder ihm nach Innsbruck sandte, veröffentlichte<br />

der „Brenner“ in den Jah ren<br />

1914/15. Den einzigen Sammelband zu<br />

Trakls Lebzeiten gab Kurt Wolff unter dem<br />

schlichten Titel „Gedichte“ heraus; der Band<br />

erschien in der Reihe „Der jüngste Tag“, in<br />

der auch Franz Kafka, Paul Boldt und Gott -<br />

fried Benn vertreten waren.<br />

Über kaum einen zweiten Dichter des 20.<br />

Jahr hunderts ist so viel gerätselt worden wie<br />

über Georg Trakl. <strong>Die</strong> sekundärliterarische<br />

Abun danz bricht alle Rekorde. Auch die aus<br />

Ja maika. Psychiater und Andrologen, Okkul -<br />

tisten und Schriftsteller, Sexualtherapeuten<br />

und Theologen lieferten exklusive Beiträge<br />

zur Trakl-Forschung. In was für abgelegenen<br />

Winkeln auch immer gestochert<br />

wurde, am Ende schillerte stets<br />

ein gro ßes doo fes Fragezeichen auf der<br />

an ge strengten Exe ge ten-Stirn. <strong>Die</strong><br />

bleiche Ru inen haf tig keit seiner Ge -<br />

dich te, das eisige Herbei be ten des Un -<br />

ter gangs, der monomanische Zwangs -<br />

charakter seiner Ausdrucks welt:<br />

Trakls Verse bleiben ein Rätsel! Und<br />

nur selten hat das Glück der Eu phonie<br />

größere Triumphe gefeiert als zwi -<br />

schen „Vorstadt im Föhn“ und<br />

„Grodek“.<br />

Am 28. Juli 1914 erklärte Österreich-Ungarn<br />

Serbien den Krieg. Am<br />

24. Au gust rückte Trakl im Rang eines<br />

Me di ka mentenakzessisten mit einer<br />

Sa nitäts ko lonne von Innsbruck aus ins<br />

Feld. Es soll ei ne stille, helle Mond -<br />

nacht gewesen sein, als er auf dem<br />

Hauptbahnhof Ab schied nahm. Eine<br />

weiße Nelke auf der Mütze, die bei jedem<br />

Kopfnicken wippte. Er starb am<br />

2. November 1914 infolge einer Koka -<br />

in vergiftung im Gar ni sonsspital von<br />

Kra kau. Sieben Jahre später wurden<br />

seine Ge beine nach Inns bruck über -<br />

führt. <strong>Die</strong> Grab rede hielt Ludwig von<br />

Ficker.<br />

Von DANIEL MÖGLICH<br />

16 <strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>


Uljana Wolf<br />

<strong>Herbst</strong> 2009<br />

Uljana Wolf:<br />

falsche freunde.<br />

Gedichte. kook -<br />

books, Idstein und<br />

Berlin 2009. 88<br />

Seiten, 19,90 €.<br />

Das Phänomen der so genannten falschen<br />

Freun de ist aus dem Sprachunterricht vertraut<br />

und die Bezeichnung verrät die Furcht vor<br />

der Hinterhältigkeit der verlockenden Fehl -<br />

über set zungen. <strong>Die</strong>se musikalischen Be rüh -<br />

rungs punkte zwischen den Sprachen hat die<br />

1979 in Berlin geborene Lyrikerin Uljana<br />

Wolf mit Material des Englischen und<br />

Deutschen als Stimulus für neue Texte gebraucht.<br />

„falsche freunde“, das erste Kapitel des<br />

gleichnamigen Buchs, spielt dieses Spiel in<br />

al phabetischer Folge 26 mal. Mindmap-artig<br />

an geordnete falsche Freunde dienen als<br />

Zünd ladung eines Assoziationsraums. So<br />

Friederike Mayröcker<br />

Friederike May -<br />

röcker: Scarda -<br />

nel li. Suhrkamp<br />

Ver lag, Frankfurt<br />

am Main 2009. 52<br />

Seiten, 14,80 €.<br />

„Hölderlins Dichtung ist für uns ein Schicksal.“<br />

Das Schicksal aus Heideggers lyrischem<br />

Aperçu scheint Welle zu werden: <strong>Die</strong> Bezugnahmen<br />

häufen sich in jüngster Zeit, das<br />

Kraftfeld Hölderlin wird angezapft. Nach<br />

Vor spielen wie Härtlings Hölderlin-Roman<br />

taucht Hölderlin in den Kompositionen Hol -<br />

li gers und Ruzickas ebenso auf wie in poetologischen<br />

Anthologien, Kommentaren und<br />

Ly rikbänden (zuletzt Falkner, 2008).<br />

Hierzu ist auch das neue Werk Friederike<br />

Mayröckers zu rechnen: „Scardanelli“, betitelt<br />

nach Hölderlins rätselhaftem Pseudonym<br />

im Tübinger Turm. Woher all die Annähe -<br />

run gen, Verarbeitungen, Spurensuchen und<br />

Re pa raturen? Vielleicht weil Hölderlin den<br />

Konsens des Klassischen und zugleich genug<br />

Dun kelheit in sich trägt, um uns verbindlich<br />

N EUE L YRIK<br />

entwickeln Wortspiele sich aus den Schnitt -<br />

stel len der Sprachen, die mit Doppel be deu -<br />

tun gen und Gleichlautungen arbeiten (das erinnert<br />

zuweilen stark an Pastior: oh die see!)<br />

und neue Zusammenhänge schaffen. <strong>Die</strong><br />

Ver wechslungen rhythmisieren den Text semantisch,<br />

Janusköpfe setzen gleichsam Takt -<br />

stri che. Auch die folgenden Kapitel des<br />

Bandes be schäftigen sich mit Variationen<br />

und As so zi ationen, je Abschnitt eine Strategie.<br />

Das letzte Kapitel etwa, „Alien II. Liquid<br />

life“, nimmt Prosatexte aus dem Bereich der<br />

moder nen staatlichen Überwachungs- und Si -<br />

cher heitstechnik und durchlöchert sie, bis ein<br />

neuer Text erscheint. All die Text effekte werden<br />

durch die schöne Gestaltung Andreas<br />

Töpfers unmittelbarer gemacht.<br />

Sehr mittelbar ist die strenge Arbeit mit<br />

Prä texten und konzeptkunstartigen Ideen.<br />

Das theoretische Gepäck der Avant gar de tra -<br />

di tion ist zu erahnen, und zum rechten Ge -<br />

nuss wohl auch nötig. Man fragt sich, ob die<br />

kleinen Blocksatzabsätze Lyrik oder Prosa<br />

sind. <strong>Die</strong>se Frage ist nicht unbedarft gestellt,<br />

sondern neugierig. Dass sie nach einer<br />

Wertung wider Willen klingt, deutet bereits<br />

auf den seltsamen Wechselkurs kulturellen<br />

Kapitals hin. Hier spielt er vielleicht mit.<br />

Von TOBIAS ROTH<br />

zu werden, ohne unsere Zweifelsucht zu reizen.<br />

Mayröcker zieht Hölderlin in verschiedenen<br />

Aggregatzuständen in den Gedichtraum:<br />

als Name, Abkürzung, Zitat, Anspielung, als<br />

1 schöner / Wanderer mit Alpenhut oder als<br />

sprachliche Atmosphäre der Landschaft und<br />

Ve getation. Ein konstantes, gleichsam stilistisches<br />

Zitat geht der eigenwilligen Syntax<br />

Hölderlins nach, zusätzlich intensiviert durch<br />

freie Interpunktion. <strong>Die</strong> Gedichte bedienen<br />

sich am erhabenen Stil, der Satz als Kern aber<br />

ist zertrümmert; die Metrik ist frei, nähert<br />

sich aber hexametrischen Umrissen. The -<br />

matisch sprechen die Gedichte von Pri va tem,<br />

Orten, Erinnerungen, leitmotivisch durch -<br />

setzt mit Blumen, Tränen, Künstlern.<br />

Zwar kann man sich am Rollen mancher<br />

Sät ze betrinken, allerdings bleibt Mayröckers<br />

Hölderlin-Bezug ein stilistischer und damit<br />

fragwürdig, er scheint Buchstabe, nicht<br />

Geist. Vielleicht liegt es an solch nebulöser<br />

Machart, dass die momentane Hölderlinwelle<br />

zwei Antworten meist schuldig bleibt:<br />

Warum gerade Höl der lin und warum<br />

ausgerechnet jetzt? Der In for mationsfluss hat<br />

auch Mayröckers Kom men tar schon kommentiert.<br />

<strong>Die</strong> Lyrikerin Monika Koncz antwortete<br />

im Gedicht Landschaft, weithin: Ich<br />

sehe keine Wanderer / mit Alpenhut, wo keine<br />

sind. Das ist sehr gut gesehen.<br />

Von TOBIAS ROTH<br />

Georg Heym<br />

Georg Heym:<br />

Umbra Vitae.<br />

Nachgelassene<br />

Gedichte. Reclam<br />

Verlag, Ditzingen<br />

2009. 72 Seiten,<br />

34,90 €.<br />

Während die E-Book-Panik um sich greift,<br />

als ginge mit dem gedruckten Buch auch das<br />

Abendland unter, demonstriert der Reclam<br />

Ver lag, dass ein Buch mehr sein kann als die<br />

In formation, die es enthält. Der Verlag hat<br />

Ge org Heyms (1887-1912) Gedichtband<br />

„Um bra Vitae“ neu aufgelegt, allerdings<br />

nicht als gelbes Heft, sondern als kostbares<br />

Faksimile der Ausgabe, die 1924 im Kurt<br />

Wolff Verlag zu München erschienen war.<br />

<strong>Die</strong>se Ausgabe war nicht nur ein Höhepunkt<br />

der expressionistischen Dichtung, sondern<br />

auch der expressionistischen Buchkunst: <strong>Die</strong><br />

Gestaltung übernahm kein Geringerer als<br />

Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938).<br />

<strong>Die</strong> nachgelassenen Gedichte aus dem<br />

letzten Lebensjahr Heyms, der 1912 im Eis -<br />

wasser der Havel ertrank, waren von Freun -<br />

den aus dem Neuen Club herausgegeben<br />

wor den. Philologen würden bei der Ver -<br />

öffentlichung der apokalyptischen, kantigen<br />

Gedichte Heyms sicherlich sorgsamer vorgehen.<br />

Der neue Reprint bietet beides: den<br />

Wortlaut der originalen Sammlung und einen<br />

kritischen Apparat, der an Sorgfalt und Les -<br />

barkeit nichts zu wünschen übrig lässt.<br />

Den Dichtungen stehen Kirchners 47<br />

Holz schnitte auf Augenhöhe gegenüber. <strong>Die</strong><br />

oft konstatierte Strukturähnlichkeit expressio<br />

nistischer Dichtung und Bildkunst wird<br />

hier schlagartig augenfällig. In den zumeist<br />

düs teren Illustrationen spiegelt sich die<br />

künst lerische Wandlung, die Kirchner in den<br />

Nachkriegsjahren in Davos vollzog: <strong>Die</strong><br />

Kom positionen der einzelnen Seiten zeigen<br />

den langwierigen, umkämpften Entstehungs -<br />

prozess. Kirchner war, wie stets, kaum kompromissbereit.<br />

<strong>Die</strong> verschiedenen Facetten<br />

die ses Gesamtkunstwerks werden in drei<br />

sehr guten Nachwörtern ausgebreitet, die in<br />

einem Beiheft gebündelt sind. Das Faksimile<br />

bleibt so pur. Im umfangenden Schuber vermählen<br />

sich schiere Bibliophilie, li -<br />

teraturwissenschaftliche Sorgfalt und Neu -<br />

gier. <strong>Die</strong> Kunst solcher Editionsleistung und<br />

die Sinnenlust eines solchen Buches kön nen<br />

niemals ersetzt oder digitalisiert werden –<br />

nur faksimiliert!<br />

Von TOBIAS ROTH<br />

17


Michal Hvorecky<br />

Michal Hvorecky:<br />

Eskorta. Roman.<br />

Übersetzt von Mirko<br />

Kraetsch. Tropen<br />

Verlag, Stuttgart<br />

2009. 250 Seiten,<br />

19,90 €.<br />

Michal Kirchner heißt der frühreife Ich-Er -<br />

zäh ler eines Romans, in dem es chaotisch,<br />

mor bide und äußerst verblüffend zugeht. <strong>Die</strong><br />

Familie stammt aus der Tschechoslowakei.<br />

Groß vater und Vater waren homosexuell und<br />

mit Lesben verheiratet, mit denen sie jeweils<br />

einen Sohn bekamen. Michal, der Nachfahre,<br />

weiß sich wie ein Schwejk durch alle politischen<br />

Tücken und Widrigkeiten zu lavieren<br />

und zeigt eine unermüdliche Neugierde, mit<br />

der er sich durch das Gewimmel der absurden<br />

Gestalten in der elterlichen Wohnung windet.<br />

Im Gegensatz zu seinen Vorfahren ist er den<br />

Frauen zugeneigt und nutzt sein erotisches<br />

Ta lent zum Geldverdienen: Er wird Callboy<br />

Barbara Marković<br />

Barbara Marković:<br />

Ausgehen. Übersetzt<br />

von Mascha<br />

Dabic. Suhrkamp<br />

Verlag, Frankfurt am<br />

Main 2009. 96<br />

Seiten, 12 €.<br />

„<strong>Die</strong> deutschsprachige Popliteratur der Ge -<br />

gen wart kommt aus Belgrad“, heißt es in<br />

kaum zu ertragender Überhöhung im Klap -<br />

pen text zu Barbara Markovićs Erzählung<br />

„Aus ge hen“. Der Text ist ein Remix von<br />

Tho mas Bern hards „Gehen“, nur dass Mar -<br />

ković von der Belgrader Clubszene erzählt.<br />

<strong>Die</strong> Pro ta go nistin unterhält sich mit ihrer<br />

Freun din Mi lica über Bojana, die das Club -<br />

ben über und sich vor den heimischen Fern -<br />

se her zurückgezogen hat.<br />

<strong>Die</strong> 1980 geborene Mar ković hat „Gehen“<br />

in die neue Szenerie überführt. Es mag übertrieben<br />

klingen, aber die Arbeit, die Marković<br />

sich gemacht hat, hätte sie besser in ein<br />

eigenes und zudem eigenständiges Buch<br />

investiert. Denn die Adap tion ist leider nicht<br />

K URZ & BÜNDIG<br />

und später Stri cher zwischen Ost und West.<br />

Damit beginnt die eigentliche Geschichte.<br />

In der Firma Eskorta verdient er das gro ße<br />

Geld. Was er mit den wohlhabenden Damen<br />

und superreichen Gattinnen aus dem Wes ten<br />

als hoch bezahlter Lustbegleiter alles erlebt,<br />

regt zum Schmunzeln an. Hier lernt er den<br />

Le bensüberfluss und Lebens über druss kennen.<br />

Man wartet vergeblich auf eine Kehrtwende<br />

in seinem Le bens lauf. Vielmehr tritt<br />

das Gegenteil ein: <strong>Die</strong> Ge schichte eskaliert<br />

und versteigt sich in aberwitzige Ereignisse.<br />

<strong>Die</strong> exakten und klaren Beobachtungen in<br />

Plattenbauten und auf Flughäfen, in Berlin-<br />

Kreuzberg, in Davos, Portugal und fast überall<br />

auf der Welt ergänzen einen Le bens be -<br />

richt, der zuletzt fast ins Absurde abgleitet.<br />

<strong>Die</strong> Moral und Unmoral der Geschichte ist<br />

witzig, geistreich und treffend in der karikierenden<br />

Skizzierung politisch sich ständig<br />

wan delnder Verhältnisse. Geldgier, Sex be -<br />

ses senheit und Sucht sind die wahren Merkmale<br />

einer neuen Gesellschaft, die nie genug<br />

kriegen kann. Sozialkritik und Wirtschaftskritik<br />

im Wechsel mit einem recht zügellos<br />

dargestellten Leben bieten spritzige Unterhaltung.<br />

Von CLAUDINE BORRIES<br />

viel mehr als eine Fleiß arbeit, zudem keine<br />

besonders gut umgesetzte.<br />

In endlosen Schachtelsätzen setzt Mar ko -<br />

vić dem Leser eine Belanglosigkeit nach der<br />

anderen vor die Nase. <strong>Die</strong> unterschiedlichen<br />

Kleidungsstile der Ich-Erzählerin und ihrer<br />

Freun din Milica. <strong>Die</strong>se Schuhe, jene Schuhe,<br />

dieses Armband, jenes Armband, diese Ta -<br />

sche, jene Tasche. Was die Ver an stal ter von<br />

Belgrader Parties alles sträflich vernachlässigen.<br />

Wie die Clubszene übersättigt ist, unter<br />

Langeweile und Bedeutungs lo sig keit leidet.<br />

Wie man am Morgen nach der Party eigentlich<br />

nur noch tot sein will. <strong>Die</strong>ses alles andere<br />

als neue und schon gar nicht aufregende<br />

Lamento ist dabei – wie Bernhards Original –<br />

so schwerfällig geschrieben, dass man kaum<br />

drei Sätze aushält.<br />

So sehr man auch sucht – mehr als naheliegende<br />

Phrasen über Clubs und Parties findet<br />

man in „Ausgehen“ nicht. Barbara Mar -<br />

kovićs Buch ist so weit weg von tiefgehender<br />

Analyse wie nur irgendwas. Es ist vielmehr<br />

nur oberflächliches und anstrengendes Ge la -<br />

ber über Klamotten, Parties, Tanzen und Drogen.<br />

Eine Hommage an Thomas Bernhard, ja,<br />

aber dabei eben nicht mehr als Kopie und Re -<br />

pro duktion ohne viel eigene Kreativität.<br />

Wenn das – wie der Suhr kamp Verlag zu<br />

glauben scheint – die neue Popliteratur sein<br />

soll, dann gute Nacht.<br />

Von MARTIN SPIESS<br />

Thomas Wolfe<br />

Thomas Wolfe:<br />

Schau heimwärts,<br />

Engel. Roman.<br />

Übersetzt von Irma<br />

Wehrli. Manesse<br />

Ver lag, Zürich<br />

2009. 782 Seiten,<br />

29,90 €.<br />

Achtzig Jahre nach der amerikanischen Erst -<br />

ausgabe (1929) hat der Manesse Verlag das<br />

mo numentale Familienepos von Thomas<br />

Wolfe neu herausgebracht – zeitgemäß und<br />

durchweg gelungen ins Deutsche übersetzt<br />

von Irma Wehrli. Der lange Zeit als Kultbuch<br />

gehandelte Solitär hat te Patina angesetzt,<br />

wurde eines der viel zitierten, aber immer<br />

seltener gelesenen „Jahr hundertwerke“.<br />

Gleichwohl zeigte er be ständigen Einfluss,<br />

so bei John Updike, Philip Roth und Jonathan<br />

Franzen.<br />

Heillos im permanenten Ausnahme zu -<br />

stand, so schildert Wolfe das Leben der<br />

Gants: W. O., den titanischen Vater, verschlägt<br />

es nach Altamont, North Carolina. Er<br />

heiratet die Südstaatlerin Eliza Pentland, die<br />

eine Pension führt und allzu geschäftstüchtig<br />

mit Grundstücken spekuliert. Sechs Kinder<br />

kommen zur Welt, werden aufgerieben zwischen<br />

den extremen Charakteren der Eltern.<br />

Hass, Missgunst, Herzenskälte und hys te ri -<br />

scher Überschwang wechseln im Tur nus wie<br />

die Grundstückspreise in Altamont, die Al -<br />

ko hol exzesse des Vaters, das Flüchten und<br />

Heim kehren der Töchter und Söhne.<br />

Mittenmang der Jüngste, der genialische<br />

Eu gene Gant, unverkennbar das Alter Ego<br />

des Autors. „Schau heimwärts, Engel“ ist die<br />

fiktionalisierte Autobiografie Wol fes, weit<br />

ausholend und mäandernd zwischen In nen -<br />

sicht der Familie, panoramahaftem Blick auf<br />

Kleinstadtleben und Zeitge schich te, ein ge -<br />

waltiges Opus, das Mythos und Re al ge -<br />

schich te ineinanderfließen lässt und in dem<br />

ein schwärmerisch-exaltierter „Wilhelm<br />

Meis ter“ der Südstaaten sich befreit aus dem<br />

Würgegriff der Gants und sich den Weg<br />

bricht nach Harvard.<br />

Wehrli hat es voll getroffen: den genuin<br />

Wolfe’schen Sprach- und Erzähl duktus, seinen<br />

oft unvermittelten Wechsel von Pa thos<br />

zu Satire, von realistischer Schil derung zu<br />

Gesang und Hymne. So mit liegt ein Werk<br />

der Weltliteratur zur Neu- oder Wie der ent -<br />

deckung vor – als Seis mo gramm einer Süd -<br />

staatenfamilie zu Be ginn des 20. Jahr hun -<br />

derts, als Sprach kunst werk und als ein<br />

Zeugnis lebensbejahender Vitalität.<br />

Von MONIKA THEES<br />

18 <strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>


<strong>Herbst</strong> 2009<br />

Augsburg<br />

10.10. —- Neue Stadtbücherei Lesung & Musik.<br />

„Be ziehungen zu Salzburg gestört …“. Stefan<br />

Schön liest Texte von Thomas Bernhard und<br />

Wolfgang Amadé Mozart. Musik: Anne Röhrig an<br />

der klassischen Violine und Michael Eberth am Pia -<br />

no forte. 19.30 Uhr. Ernst-Reuter-Platz 1, 86150<br />

Augs burg.<br />

20.10. —- Kurhaustheater Lesung. Sarah Kuttner<br />

– „Mängelexemplar“. 15 €. 19.30 Uhr. Klausenberg<br />

6, 86199 Augsburg.<br />

22.10. —- Thalia-Buchhandlung Lesung. Jürgen<br />

Roth – „Mafialand Deutschland“. 7 / 6 €. 20 Uhr.<br />

Annastraße 21-23, 86150 Augsburg.<br />

30.10. —- Neue Stadtbücherei Lesung & Musik.<br />

„Von Sudelbüchern und Illuminaten“. Susanne Nie -<br />

mann liest aus Texten von Lichtenberg und Adolph<br />

Freiherr von Knigge. Musik: Augsburger Bläser -<br />

quin tett, das sind Angelika Radowitz an der klas -<br />

sischen Oboe, Christian Köll an der klassischen<br />

Kla rinette, Nikolaus Walch am Waldhorn und Ursula<br />

Bruckdorfer am klassischen Fagott. 19.30 Uhr.<br />

Ernst-Reuter-Platz 1, 86150 Augsburg.<br />

7.11. —- Neue Stadtbücherei Lesung & Musik.<br />

„Bib lio tango“. Wolf Euba liest Texte von Borges,<br />

Ringelnatz, Sartre und anderen. Musik: Maria Rei -<br />

ter am Akkordeon. 19.30 Uhr. Ernst-Reuter-Platz 1,<br />

86150 Augsburg.<br />

11.11. —- Augustin Exclusive Lesung & Trinken.<br />

Michael Böckler – „Mord mit drei Sternen“. Zudem<br />

gibt es eine Weinverkostung. 8 / 7 €. 20 Uhr. Max -<br />

passage, Zeuggasse 11, 86150 Augsburg.<br />

27.11. —- Bayerisches Textil- und Industrie mu -<br />

seum Lesung. „Große Harry-Rowohlt-Nacht“. Harry<br />

Rowohlt liest, erzählt und sinniert. 19.30 Uhr. Ulmer<br />

Straße 72, 86156 Augsburg.<br />

Berlin<br />

Hier finden Sie lediglich eine Auswahl der<br />

Berlin-Termine. Den stets aktuellen Kalender<br />

finden Sie unter www.berlinerliteraturkritik.de.<br />

4.10. —- Akademie der Künste Lesung. Robert<br />

Me nas se – „Ich kann jeder sagen. Erzählungen<br />

vom Ende der Nachkriegsordnung“. Einführung und<br />

Moderation: Renatus Deckert. 5 / 3 €. 20 Uhr.<br />

Plenarsaal, Pariser Platz 4, 10117 Berlin.<br />

5.10. —- Literaturhaus Lesung. „Balkanische<br />

Alphabete: Rumänien“. Es lesen Constantin<br />

Acosmei, Vasile Leac und Iulian Tănase. Auf Ru -<br />

mänisch. Deutsche Textpassagen: Sabine Küch ler<br />

und Hans Thill. Einführung und Moderation: Er nest<br />

Wichner. 20 Uhr. Fasanenstraße 23, 10719 Berlin.<br />

7.10. —- Literarisches Colloquium Lesung. Silvia<br />

Boven schen – „Wer Weiß Was. Eine deutliche<br />

Mordgeschichte“. 6 / 4 €. 20 Uhr. Am Sandwerder 5,<br />

14109 Berlin.<br />

9.10. —- Schwartzsche Villa Lesung. Christoph<br />

Klimke und Mario Wirz – „Nachrichten von den<br />

Geliebten“. 5 €. 20 Uhr. Großer Salon, Grune -<br />

waldstraße 55, 12165 Berlin.<br />

10.10. —- Haus der Kulturen der Welt Lesung &<br />

Gespräch. Hua Yu – „Brüder“. Moderation und<br />

Übersetzung: Ulrich Kautz. 16 Uhr. John-Foster-<br />

Dulles-Allee 10, 10557 Berlin.<br />

20.10. —- Literaturhaus Lesung. Mahmut Dou la ta -<br />

badi – „Der Colonel“. Auf Persisch. Deutsche<br />

Textpassagen: Bahman Nirumand. 20 Uhr.<br />

Kaminraum, Fasanenstraße 23, 10719 Berlin.<br />

20.10. —- Literaturforum im Brecht-Haus Buch -<br />

vorstellung. Carolyn Gossage – „Auf Irrfahrt. Sieben<br />

kanadische Frauen unterwegs im Dritten Reich“.<br />

Moderation: Stephan Lahrem. 20 Uhr. Chaus see -<br />

straße 125, 10115 Berlin.<br />

21.10. —- Literaturforum im Brecht-Haus Lesung<br />

& Gespräch. Verena Roßbacher – „Verlangen nach<br />

Drachen“. <strong>Die</strong> Autorin im Gespräch mit Wiebke<br />

Literaturkalender<br />

Porombka. 20 Uhr. Chausseestraße 125, 10115<br />

Berlin.<br />

21.10. —- Literarisches Colloquium Lesung im<br />

Rahmen des „Studio LCB“. Lutz Seiler – „<strong>Die</strong><br />

Zeitwaage“. 6 / 4 €. 20 Uhr. Am Sandwerder 5,<br />

14109 Berlin.<br />

21.10. —- Lehmanns Fachbuchhandlung<br />

Lesung. F.C. Delius – „<strong>Die</strong> Frau, für die ich den<br />

Computer erfand“. 20.30 Uhr. Hardenbergstraße 5,<br />

10623 Berlin.<br />

22.10. —- Literarisches Colloquium Lesung. Ste -<br />

fan Moster – „<strong>Die</strong> Unmöglichkeit des vierhändigen<br />

Spiels“. 6 / 4 €. 20 Uhr. Am Sandwerder 5, 14109<br />

Berlin.<br />

23.10. —- Prinz Eisenherz Lesung. Christoph<br />

Klim ke und Mario Wirz – „Nachrichten von den<br />

Geliebten“. 20.30 Uhr. Lietzenburger Straße 9a,<br />

10789 Berlin.<br />

26.10. —- Festwoche 10 Jahre lyrikline.org<br />

Eröffnung. „Passwort Poesie“. Mit Lebogang<br />

Mashile aus Südafrika und Monika Rinck aus<br />

Deutschland. Musik: Aki Takase aus Japan. In<br />

Anwesenheit des Bundespräsidenten Horst Köhler.<br />

Eintritt frei. Anmeldung erforderlich unter E-Mail:<br />

mail@literaturwerkstatt.org. 19.30 Uhr. Palais,<br />

Kulturbrauerei, Schönhauser Allee 36, 10435<br />

Berlin.<br />

27.10. —- Festwoche 10 Jahre lyrikline.org<br />

Lesung. „Nord Nordost – Nordisch-baltische Lyrik“.<br />

Es lesen Elo Viiding aus Estland, Lauri Otonkoski<br />

aus Finnland, Steinunn Sigurðardóttir aus Island<br />

und Simen Hagerup aus Norwegen. Eintritt frei. An -<br />

mel dung erforderlich unter E-Mail: info@nor di -<br />

schebotschaften.org. 20 Uhr. Nordische Bot schaf -<br />

ten, Rauchstraße 1, 10787 Berlin.<br />

27.10. —- Literaturforum im Brecht-Haus Lesung<br />

& Gespräch. „Das Jahr 1989, die Wende und ihre<br />

Folgen in der Literatur V – <strong>Die</strong> Erfahrung von Krise<br />

und Umbruch“. Es lesen und sprechen Wolfgang<br />

Engler und Jens Reich. Moderation: Jörg Magenau.<br />

20 Uhr. Chausseestraße 125, 10115 Berlin.<br />

28.10. —- Literaturhaus Lesung. László F.<br />

Földényi – „Dostojewski liest in Sibirien Hegel und<br />

bricht in Tränen aus“. Außerdem liest der Autor aus<br />

seinem essayistischen Glossar zu Imre Kertész’<br />

„Schicksallosigkeit“. 20 Uhr. Kaminraum, Fasanen -<br />

straße 23, 10719 Berlin.<br />

29.10. —- Festwoche 10 Jahre lyrikline.org<br />

Lesung. „Lyrik mit Eigensinn“. Mit Nicole Brossard<br />

aus Québec und Teresa Pascual aus València.<br />

Übersetzer: Juana Burghardt aus Argentinien,<br />

Tobias Burghardt aus Deutschland und Odile<br />

Kennel aus Deutschland. Moderation: Roger<br />

Friedlein. Eintritt frei. 20 Uhr. Literaturwerkstatt,<br />

Kulturbrauerei. Knaackstraße 97, 10435 Berlin.<br />

30.10. —- Festwoche 10 Jahre lyrikline.org<br />

Lesung. „An den Grenzen der Lyrik“. Mit Claudia<br />

Keelan aus den USA, Nikola Madzirov aus<br />

Makedonien, Zvonko Maković aus Kroatien und<br />

Uljana Wolf aus Deutschland und den USA. Eintritt<br />

frei. 17 Uhr. Botschaft der Republik Makedonien,<br />

Koenigsallee 2, 14193 Berlin.<br />

30.10. —- Festwoche 10 Jahre lyrikline.org<br />

Lesung. „LIVE POESIE – <strong>Die</strong> lange Nacht der<br />

jungen rumänischen Lyrik“. Mit Constantin<br />

Acosmei, Svetlana Carstean, Rita Chirian, Gabi<br />

Eftimie, Sorin Ghergut, V. Leac, Stefan Manasia,<br />

Vlad Moldovan, Ioana Nicolae und Olga Stefan.<br />

Moderation: Razvan Tupa. Eintritt frei. 22 Uhr.<br />

Literaturwerkstatt, Kulturbrauerei, Knaackstraße<br />

97, 10435 Berlin.<br />

31.10. —- Kino Babylon Lesung. Roger Willemsen<br />

und Ralf Tooten – „Bangkok Noir“. 20 Uhr. Rosa-<br />

Luxemburg-Straße 30, 10178 Berlin.<br />

Braunschweig<br />

1.10. —- Buchhandlung Graff Lesung im Rahmen<br />

der Eröffnung des Zweitausendeins-Shops. Frank<br />

Schulz – „Das Ouzo-Orakel“. Eintritt frei. 20.15 Uhr.<br />

2. Etage, Sack 15, 38100 Braunschweig.<br />

6.10. —- Buchhandlung Graff Lesung. Rebecca<br />

Gablé – „Hiobs Brüder“. 8 €. 20.15 Uhr. Sack 15,<br />

38100 Braunschweig.<br />

21.10. —- Buchhandlung Graff Lesung. Wladimir<br />

Kaminer – „Meine russischen Nachbarn“. 10 €.<br />

20.15 Uhr. Sack 15, 38100 Braunschweig.<br />

29.10. —- Krimifestival Lesung. Jörg Maurer –<br />

„Föhnlage“. 20.15 Uhr. Komödie am Altstadtmarkt,<br />

Gördelingerstraße 7, 38100 Braunschweig.<br />

1.11. —- Staatstheater Lesung. Wolf Haas – „Der<br />

Brenner und der liebe Gott“. 11.15 Uhr. Kleines<br />

Haus, Magnitorwall 18, 38100 Braunschweig.<br />

3.11. —- Buchhandlung Graff Lesung. „Eckhard<br />

Schimpf erzählt Braunschweiger Schnurren und<br />

Geschichten“. 6 €. 20.15 Uhr. Sack 15, 38100<br />

Braunschweig.<br />

4.11. —- Kulturinstitut Lesung. Renatus Deckert<br />

(Hrsg.) – „<strong>Die</strong> Nacht, in der die Mauer fiel. Schrift -<br />

steller erzählen vom 9. November 1989“. Aus der<br />

Anthologie lesen Katja Lange-Müller, Reinhard Jirgl<br />

und Katja Oskamp. Einf. u. Mod.: Renatus Deckert.<br />

19.30 Uhr. Schlossplatz 1, 38100 Braunschweig.<br />

5.11. —- Buchhandlung Graff Lesung. Judith Her -<br />

mann – „Alice“. 8 €. 20.15 Uhr. Sack 15, 38100<br />

Braunschweig.<br />

SCHWARTZSCHE VILLA<br />

Kunst – Musik – Literatur – Theater – Café<br />

Steglitz - Grunewaldstraße 55<br />

Telefon 90299-2212<br />

U- und S-Bahnhof Rathaus Steglitz<br />

Programm: www.schwartzsche-villa.de<br />

19


9.11. —- Altstadtrathaus Lesung. Viola<br />

Roggenkamp – „<strong>Die</strong> Frau im Turm“. 20 Uhr.<br />

Altstadtmarkt, 38100 Braunschweig.<br />

12.11. —- Braunschweig-Kolleg Lesung. Uwe<br />

Timm – „Halbschatten“. 8 €. 20 Uhr. Aula,<br />

Wolfenbütteler Straße 57, 38124 Braunschweig.<br />

18.11. —- Staatstheater Lesung. Elke Heidenreich<br />

und Bernd Schroeder – „Alte Liebe“. 15 €. 19.30<br />

Uhr. Kleines Haus, Am Theater, 38100 Braun -<br />

schweig.<br />

24.11. —- Buchhandlung Graff Lesung. Lea<br />

Fleischmann – „Heiliges Essen. Das Judentum für<br />

Nichtjuden verständlich gemacht“. 8 €. 20.15 Uhr.<br />

Sack 15, 38100 Braunschweig.<br />

25.11. —- Thalia-Buchhaus Lesung. Hellmuth<br />

Karasek – „Ihr tausendfaches Weh und Ach“. 20.15<br />

Uhr. Hutfiltern 9, 38100 Braunschweig.<br />

28.11. —- Buchhandlung Graff Buchvorstellung.<br />

Ralf König – „Archetyp“. Eintritt frei. 12 Uhr. 20.15<br />

Uhr. Sack 15, 38100 Braunschweig.<br />

30.11. —- Buchhandlung Graff Lesung. Rüdiger<br />

Safranski – „Goethe und Schiller. Geschichte einer<br />

Freundschaft“. 8 €. 20.15 Uhr. Sack 15, 38100<br />

Braunschweig.<br />

Bremen<br />

6.10. —- Zentralbibliothek Lesung. Alexa Stein –<br />

„Im Morden was Neues“. Eintritt frei. 19 Uhr. Am<br />

Wall 201, 28195 Bremen.<br />

13.10. —- Zentralbibliothek Lesung. Bruni Prass -<br />

ke – „Immer noch träume ich von Deutschland.<br />

Reise in ein Leben zwischen Deutschland und<br />

Vietnam“. Außerdem liest Nguyen Phong <strong>Die</strong>n.<br />

Eintritt frei. 19 Uhr. Am Wall 201, 28195 Bremen.<br />

20.10. —- Schlachthof Lesung. Steffen Möller –<br />

„Viva Polonia. Als deutscher Gastarbeiter in Polen“.<br />

20 Uhr. Findorffstraße 51, 28215 Bremen.<br />

21.10. —- globale° Eröffnung. „globale° 2009“. Es<br />

lesen María Cecilia Barbetta und SAID. Musik:<br />

Marja Seidel am Saxofon und Ognyan Seizov am<br />

Klavier. Moderation: José F.A. Oliver. 6 / 4 €. 19.30<br />

Uhr. Restaurant Weserhaus, Hinter der Mauer 5,<br />

28195 Bremen.<br />

22.10. —- globale° Lesung. Yadé Kara – „Cafe<br />

Cyprus“. Moderation: Ursel Bäumer. 6 / 4 €. 20 Uhr.<br />

Zentralbibliothek, Am Wall 201, 28195 Bremen.<br />

25.10. —- Café Ambiente Lesung. Jochen Schim -<br />

mang – „Das Beste, was wir hatten“. 20 Uhr.<br />

Osterdeich 69a, 28205 Bremen.<br />

4.11. —- Buchhandlung Geist Lesung. Alan Pauls<br />

– „<strong>Die</strong> Vergangenheit“. 19.30 Uhr. Am Wall 161,<br />

28195 Bremen.<br />

5.11. —- Buchhandlung Storm Lesung. Hans<br />

Jacob Christoffel von Grimmelshausen – „Der<br />

aben teuerliche Simplicissimus Deutsch. Aus dem<br />

Deutschen des 17. Jahrhunderts von Reinhard<br />

Kaiser“. Reinhard Kaiser stellt seine Neu über tra -<br />

gung vor. 20 Uhr. Langenstraße 11, 28195 Bremen.<br />

10.11. —- Zentralbibliothek Lesung. Irina<br />

Liebmann – „Wäre es schön? Es wäre schön! Mein<br />

Vater Rudolf Herrnstadt“. 19 Uhr. Am Wall 201,<br />

28195 Bremen.<br />

Duisburg<br />

1.10. —- Mayersche Buchhandlung Lesung. Willi<br />

Fährmann – „Das Glück ist nicht vorbeigegangen.<br />

Willi Fährmann erinnert sich“. 8 €. 20.15 Uhr.<br />

Königstraße 48, 47051 Duisburg.<br />

5.10. —- Mayersche Buchhandlung Lesung. Re -<br />

bec ca Gablé – „Hiobs Brüder“. 8 €. 20.15 Uhr.<br />

Königstraße 48, 47051 Duisburg.<br />

13.11. —- Alte Feuerwache Lesung. Steffen Möller<br />

– „Viva Polonia. Als deutscher Gastarbeiter in<br />

Polen“. 20 Uhr. Friedenstraße 5, 47053 Duisburg.<br />

Frankfurt am Main<br />

1.10. —- Literaturhaus Lesung. Brigitte Kronauer –<br />

„Zwei schwarze Jäger“. Moderation: Hubert Spie -<br />

gel. 20 Uhr. Schöne Aussicht 2, 60311 Frankfurt am<br />

Main.<br />

1.10. —- Ypsilon Buchladen Lesung. Rosa Ribas<br />

– „Kalter Main“. Moderation: Monika Rieth. 20.30<br />

Uhr. Berger Straße 18, 60316 Frankfurt am Main.<br />

4.10. —- Mousonturm Lesung. Martin Sonneborn<br />

– „Das Partei Buch. Wie man in Deutschland eine<br />

Partei gründet und die Macht übernimmt“. 20 Uhr.<br />

Waldschmidtstraße 4, 60316 Frankfurt am Main.<br />

6.10. —- Mousonturm Lesung. Verena Roßbacher<br />

– „Verlangen nach Drachen“. 20 Uhr. Wald schmidt -<br />

straße 4, 60316 Frankfurt am Main.<br />

9.10. —- Literaturhaus Diskussion. „Das Ende der<br />

Welt, wie wir sie kannten“. Es diskutieren Harald<br />

Welzer und Claus Leggewie, Franziska Augstein,<br />

Micha Brumlik und Martin Lüdke. Moderation: Peter<br />

Kemper, hr. 19 Uhr. Schöne Aussicht 2, 60311<br />

Frankfurt am Main.<br />

<strong>Die</strong> Veranstaltungen während der Frankfurter<br />

Buchmesse vom 14. bis 18. Oktober<br />

entnehmen Sie bitte dem Messe-Spezial unter<br />

www.berlinerliteraturkritik.de.<br />

27.10. —- Goethe-Haus Lesung. Friedrich <strong>Die</strong>ck -<br />

mann – „Geglückte Balance. Auf Goethe blickend“.<br />

6 / 3 €. 19 Uhr. Freies Deutsches Hochstift, Großer<br />

Hirschgraben 23-25, 60311 Frankfurt am Main.<br />

2.11. —- Literaturhaus Lesung. „Ror Wolf Abend –<br />

Startschuss zur Gesamtausgabe für unser Jahr -<br />

hundert“. Mit Walter Renneisen und Friedmar Apel.<br />

Grußworte: Klaus Schöffling. 6 / 4 €. 20 Uhr. Schö -<br />

ne Aussicht 2, 60311 Frankfurt am Main.<br />

3.11. —- Literaturhaus Lesung. Ulrich Raulff –<br />

„Kreis ohne Meister: Stefan Georges Nachleben.<br />

Eine abgründige Geschichte“. 6 / 3,50 €. 20 Uhr.<br />

Schöne Aussicht 2, 60311 Frankfurt am Main.<br />

5.11. —- Instituto Cervantes Lesung. Alan Pauls –<br />

„<strong>Die</strong> Vergangenheit“. 19 Uhr. Staufenstraße 1,<br />

60323 Frankfurt am Main.<br />

5.11. —- Literaturhaus Lesung. Péter Esterházy –<br />

„Keine Kunst“. 6 / 3,50 €. 20 Uhr. Schöne Aussicht<br />

2, 60311 Frankfurt am Main.<br />

10.11. -— Romanfabrik Lesung. <strong>Die</strong>ter Wellershoff<br />

– „Der Himmel ist kein Ort“. 20.30 Uhr. Hanauer<br />

Landstraße 186, 60314 Frankfurt am Main.<br />

12.11. —- Literaturhaus Lesung. Friederike<br />

Mayröcker – „Paloma“. Einführung: Ulla Unseld-<br />

Berkéwicz. 20 Uhr. Schöne Aussicht 2, 60311<br />

Frankfurt am Main.<br />

16.11. —- Literaturhaus Lesung. Laurence Sterne<br />

– „Leben und Ansichten von Tristram Shandy,<br />

Gentleman. Folge 18“. Es liest Peter Heusch. 6 /<br />

3,50 €. 20 Uhr. Schöne Aussicht 2, 60311 Frankfurt<br />

am Main.<br />

17.11. —- Literaturhaus Lesung. „Nachlese Open<br />

Mike 2009“. Mit den diesjährigen Preisträgern des<br />

Open Mike. Zu Gast: Thomas Hettche. Eintritt frei.<br />

20 Uhr. Schöne Aussicht 2, 60311 Frankfurt am<br />

Main.<br />

18.11. —- Literaturhaus Lesung. David Albahari –<br />

„Ludwig“. 6 / 3,50 €. 20 Uhr. Schöne Aussicht 2,<br />

60311 Frankfurt am Main.<br />

26.11. —- Literaturhaus Gespräch. „Friederike<br />

Mayröcker im Gespräch mit Ulla Berkewicz-Un -<br />

seld“. 8 / 4 €. 20 Uhr. Schöne Aussicht 2, 60311<br />

Frankfurt am Main.<br />

Freiburg im Breisgau<br />

2.10. —- Jos Fritz Café Lesung. Corinna Waffen -<br />

der – „Tod durch Erinnern“. 20 Uhr. Wilhelmstraße<br />

15, 79098 Freiburg im Breisgau.<br />

6.10. —- Buchhandlung Rombach Lesung.<br />

Michael Jürgs – „Seichtgebiete. Warum wir<br />

hemmungslos verblöden“. 20 Uhr. Bertoldstraße<br />

10, 79098 Freiburg im Breisgau.<br />

22.10. —- Theater Lesung. Eva Menasse – „Läss -<br />

liche Todsünden“. 20 Uhr. Winterer Foyer,<br />

Bertoldstraße 46, 79098 Freiburg im Breisgau.<br />

4.11. —- Theater Lesung. Feridun Zaimoglu – „Hin -<br />

terland“. 20 Uhr. Bertoldstraße 46, 79098 Frei burg<br />

im Breisgau.<br />

13.11. —- Buchhandlung Schwanhäuser Buch -<br />

be sprechung. Ulrich Peltzer – „Teil der Lösung“.<br />

20.15 Uhr. Bertoldstraße 23, 79098 Freiburg im<br />

Breisgau.<br />

Hamburg<br />

1.10. —- Zentralbibliothek Lesung. Petra Häring-<br />

Kuan und Yu Chien Kuan – „<strong>Die</strong> Langnasen. Was<br />

die Chinesen über uns Deutsche denken“. 20 Uhr.<br />

Hühnerposten 1, 20097 Hamburg.<br />

1.10. —- Literaturhaus Lesung. Gerhard Henschel<br />

– „Jugendroman“. 20 Uhr. Schwanenwik 38, 22087<br />

Hamburg.<br />

1.10. —- Buchhandlung Männerschwarm<br />

Lesung. Mehmet Murat Somer – „Der Kuss-Mord“.<br />

Es liest Isabel Bogdan. 20 Uhr. Lange Reihe 102,<br />

20099 Hamburg.<br />

8.10. —- Flo Peters Gallery Lesung. Roger Wil -<br />

lem sen und Ralf Tooten – „Bangkok Noir“. 20 Uhr.<br />

Chilehaus C, Pumpen 8, 20095 Hamburg.<br />

8.10. —- Literaturhaus Lesung. Hanns-Josef<br />

Ortheil – „<strong>Die</strong> Erfindung des Lebens“. 20 Uhr.<br />

Schwanenwik 38, 22087 Hamburg.<br />

9.10. —- KörberForum Lesung. Renatus Deckert<br />

(Hrsg.) – „<strong>Die</strong> Nacht, in der die Mauer fiel. Schrift -<br />

steller erzählen vom 9. November 1989“. Aus der<br />

Anthologie lesen die Beitragsschreibenden Uwe<br />

Tellkamp und Katja Lange-Müller. Einführung und<br />

Moderation: Renatus Deckert. 19 Uhr. Kehrwieder<br />

12, 20457 Hamburg.<br />

13.10. —- Buchhandlung Seitenweise Lesung.<br />

Viola Roggenkamp – „<strong>Die</strong> Frau im Turm“. 19.30<br />

Uhr. Hammer Steindamm 119, 20535 Hamburg.<br />

19.10. —- Winterhuder Fährhaus Lesung. Steffen<br />

Möller – „Viva Polonia. Als deutscher Gastarbeiter<br />

in Polen“. 19.30 Uhr. Hudtwalckerstraße 13, 22299<br />

Hamburg.<br />

21.10. —- Literaturhaus Lesung. John Burnside –<br />

„Glis ter“. Moderation: Julika Griem. 20 Uhr.<br />

Schwanenwik 38, 22087 Hamburg.<br />

28.10. —- Buchhaus Gustav Weiland Lesung.<br />

Mirjam Pressler – „‚Grüße und Küsse an alle’. <strong>Die</strong><br />

Ge schichte der Familie von Anne Frank“. 20.45<br />

Uhr. Ottenser Hauptstraße 10, 22765 Hamburg.<br />

30.10. —- Thalia-Buchhaus Lesung. Jan-Philipp<br />

Sendker – „Drachenspiele“. 20.15 Uhr. Große<br />

Bleichen 19, 20354 Hamburg.<br />

Hannover<br />

1.10. —- Buchhandlung Leuenhagen & Paris<br />

Lesung. Nicolas Remin – „Requiem am Rialto.<br />

Commissario Tron ermittelt“. 19.30 Uhr. Lister Meile<br />

39, 30161 Hannover.<br />

5.10. —- Buchhandlung Decius Lesung. Thomas<br />

Gsella – „Nennt mich Gott“. 20 Uhr. Marktstraße<br />

51/52, 30159 Hannover.<br />

5.10. —- Literarischer Salon Lesung. Andreas<br />

Meier – „Sanssouci“. Moderation: Michael Pelke. 20<br />

Uhr. Königsworther Platz 1, 30167 Hannover.<br />

12.10. —- Lehmanns Buchhandlung Lesung &<br />

Gespräch. Heike Groos – „Ein schöner Tag zum<br />

Sterben. Als Bundeswehrärztin in Afghanistan“. Mo -<br />

de ration: Margarete von Schwarzkopf. 20.30 Uhr.<br />

Georgstraße 10, 30159 Hannover.<br />

20.10. —- Buchhandlung Decius Lesung. Irina<br />

Korschunow – „Langsamer Abschied“. 20 Uhr.<br />

Markt straße 51/52, 30159 Hannover.<br />

20.10. —- Lehmanns Buchhandlung Lesung.<br />

Dina Michels – „Weiße Kittel, dunkle Geschäfte. Im<br />

Kampf gegen die Gesundheitsmafia“. 20.30 Uhr.<br />

Georgstraße 10, 30159 Hannover.<br />

21.10. —- Literaturbüro Lesung. Feridun Zaimoglu<br />

– „Hinterland“. 20 Uhr. Sophienstraße 2, 30159<br />

Han nover.<br />

23.10 . —- Haus der Region Buchvorstellung. Götz<br />

W. Werner – „Einkommen für alle“. Eintritt frei. 19<br />

Uhr. Hildesheimer Straße 20, 30169 Hannover.<br />

24.10. —- Cumberlandsche Bühnen Lesung.<br />

Jürgen Kuttner – „<strong>Die</strong> Geburt des radikalen Isla mis -<br />

mus aus dem Hüftspeck des deutschen Schlagers<br />

und andere west-östliche Denkwür dig keiten“. 20<br />

Uhr. Prinzenstraße 9, 30159 Hannover.<br />

27.10. —- Stadtbibliothek Kleefeld Lesung. Oliver<br />

Hilmes – „Cosimas Kinder. Triumph und Tragödie<br />

der Wagner-Dynastie“. 19 Uhr. Rupsteinstraße 6-8,<br />

30625 Hannover.<br />

Hildesheim<br />

21.10. —- Buchhandlung Decius Lesung. Irina<br />

Kor schunow – „Langsamer Abschied“. 20 Uhr.<br />

Hoher Weg 15, 31134 Hildesheim.<br />

20 <strong>Die</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>Literaturkritik</strong>


<strong>Herbst</strong> 2009<br />

Kassel<br />

6.10. —- Märchenwache Schauenburg Lesung.<br />

Jo sef Winkler – „Ich reiß mir eine Wimper aus und<br />

stech dich damit tot“. Moderation: Dr. H.-P. Lorenz.<br />

10 €. 20 Uhr. Lange Straße 2, 34270 Kas sel.<br />

10.10. —- Stadtbibliothek Lesung. Monika Maron<br />

– „Bitterfelder Bogen“. 19.30 Uhr. Obere Königs -<br />

straße 8, 34117 Kassel.<br />

15.10. —- Bürgersaal Lesung. Felix Bernhard –<br />

„Dem eigenen Leben auf der Spur“. 19 Uhr. Obere<br />

Königsstraße 8, 34117 Kassel.<br />

5.11. —- Thalia-Buchhandlung Lesung. Steffen<br />

Martus – „<strong>Die</strong> Brüder Grimm. Eine Biographie“.<br />

20.15 Uhr. Obere Königsstraße 30, 34117 Kassel.<br />

Kiel<br />

3.10. —- metro-Kino Lesung. Steffen Möller –<br />

„Viva Polonia. Als deutscher Gastarbeiter in Polen“.<br />

20 Uhr. Schlosshof, Hotenauer Straße 162-170,<br />

24105 Kiel.<br />

8.10. —- Literaturhaus Schleswig-Holstein Le -<br />

sung. Heinrich Detering – „Wrist“. Außerdem liest<br />

Arne Rautenberg aus „gebrochene naturen“. 6 /<br />

3,50 €. 20 Uhr. Schwanenweg 13, 24105 Kiel.<br />

26.10. —- Literaturhaus Schleswig-Holstein Le -<br />

sung. Steffen Martus – „<strong>Die</strong> Brüder Grimm. Eine<br />

Biographie“. 6 / 3,50 €. 20 Uhr. Schwanenweg 13,<br />

24105 Kiel.<br />

29.10. —- Literaturhaus Schleswig-Holstein Le -<br />

sung. Hédi Kaddour – „Waltenberg“. 6 / 3,50 €. 20<br />

Uhr. Schwanenweg 13, 24105 Kiel.<br />

3.11. —- Literaturhaus Schleswig-Holstein Le -<br />

sung. Henriette E. Møller – „Jeine“. Außerdem liest<br />

Monika Fagerholm aus „Das amerikanische<br />

Mädchen“. 7 / 4 €. 20 Uhr. Schwanenweg 13, 24105<br />

Kiel.<br />

16.11. —- metro Kino Lesung. Feridun Zaimoglu –<br />

„Hinterland“. 20 Uhr. Holtenauer Straße 162-170,<br />

24105 Kiel.<br />

23.11. —- Deutsche Zentralbibliothek für Wirt -<br />

schafts wissenschaften Lesung. Michael Jürgs –<br />

„Seichtgebiete. Warum wir hemmungslos verblö -<br />

den“. 20 Uhr. Düsternbrooker Weg 120, 24105 Kiel.<br />

Köln<br />

6.10. —- Literaturhaus Lesung & Gespräch. Hua<br />

Yu – „Brüder“. Moderation und Übersetzung: Ulrich<br />

Kautz. 7 / 5 / 4 €. 20 Uhr. Schönhauser Straße 8,<br />

50968 Köln.<br />

10.10. —- Schauspielhaus Lesung. David Foster<br />

Wallace – „Unendlicher Spaß“. Es lesen Harald<br />

Schmidt, Simon Eckert, Joachim Król, Maria<br />

Schrader, Michael Weber, Julia Wieninger, Michael<br />

Wittenborn, Manfred Zapatka und andere. Ein füh -<br />

rung: Ulrich Blumenbach, Übersetzer, und Helge<br />

Mal chow, Verleger. Moderation: Denis Scheck. 20<br />

Uhr. Offenbachplatz 1, 50667 Köln.<br />

13.10. —- Raketenclub Lesung. Oliver Uschmann<br />

– „Murp! Hartmut und ich verzetteln sich“. 20 Uhr.<br />

Hinterhof, Weidengasse 21, 50668 Köln.<br />

20.10. —- Literaturhaus Lesung. Roberto Bolaño –<br />

„2666“. Einführung: Norbert Wehr. 7 / 5 / 4 €. 20<br />

Uhr. Schönhauser Straße 8, 50968 Köln.<br />

Leipzig<br />

1.10. —- MZIN Lesung. „Hausdurchsuchung –<br />

Fundstücke aus dem Deutschen Literaturinstitut<br />

Leipzig“. Studenten des Literaturinstituts lesen aus<br />

ihrer Prosa und Lyrik. 1 €. 20 Uhr. Paul-Gruner-<br />

Straße 64, 04107 Leipzig.<br />

1.10. —- Lehmanns Buchhandlung Lesung.<br />

Wladimir Kaminer – „Meine russischen Nachbarn“.<br />

9,50 €. 20.15 Uhr. Grimmaische Straße 10, 04109<br />

Leipzig.<br />

6.10. —- Lehmanns Buchhandlung Lesung. Sa -<br />

bine Kuegler – „Jägerin und Gejagte“. 9,50 €. 20.15<br />

Uhr. Grimmaische Straße 10, 04109 Leipzig.<br />

7.10. —- Haus des Buches – Literaturhaus Buch -<br />

vorstellung. Steffi Böttger und Matthias Hum -<br />

mitzsch – „Begegnungen mit Brecht“. Einführung<br />

und Moderation: Erdmut Wizisla. 20 Uhr. Li te ra tur -<br />

café, Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig.<br />

8.10. —- Haus des Buches – Literaturhaus<br />

Lesung. Eva Schestag (Hrsg.) – „Von Kaiser zu<br />

Kaiser: <strong>Die</strong> klassische Chinesische Lyrik. China-<br />

Bibliothek Band II“. Es lesen: <strong>Die</strong> Herausgeberin,<br />

Hans Jürgen Balmes und Se bas tian Sommerfeld.<br />

20 Uhr. Gerichts weg 28, 04103 Leipzig.<br />

13.10. —- Haus des Buches – Literaturhaus Dis -<br />

kus sion. „Vom Privileg des Vergleichs – Er -<br />

fahrungen ostdeutscher Prominenter vor und nach<br />

1989“. Mit Heike Schneider, Adelheid Wedel, Chris -<br />

toph <strong>Die</strong>ckmann, Wolfgang Engel und The rese und<br />

Frank Hörnigk. Moderation: Astrid Kuhlmey,<br />

Deutsch landradio Kultur. 20 Uhr. Literaturcafé,<br />

Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig.<br />

20.10. —- Haus des Buches – Literaturhaus Le -<br />

sung. Leon de Winter – „Das Recht auf Rückkehr“.<br />

Moderation: Arne Braun. 20 Uhr. Großer Saal, Ge -<br />

richtsweg 28, 04103 Leipzig.<br />

21.10. —- Haus des Buches – Literaturhaus<br />

Lesung & Gespräch. „Poesie in die Stadt“. Mit Xiao<br />

Kaiyu. Moderation: Raffael Keller. 20 Uhr. Lite ra tur -<br />

café, Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig.<br />

27.10. —- Haus des Buches – Literaturhaus Le -<br />

sung. Luo Lingyuan – „<strong>Die</strong> Sterne von Shenzhen“.<br />

Moderation: Katrin Buchta. 20 Uhr. Literaturcafé,<br />

Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig.<br />

Alle Angaben basieren auf<br />

Informationen der<br />

Veranstalter oder Verlage.<br />

Änderungen möglich. Keine<br />

Gewähr für die Richtigkeit<br />

der Angaben.<br />

5.11. —- Haus des Buches – Literaturhaus Le -<br />

sung. Julia Friedrichs – „Gestatten: Elite. Auf den<br />

Spuren der Mächtigen von morgen“. 19.30 Uhr.<br />

Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig.<br />

Ludwigsburg<br />

24.10. —- Musikhalle Lesung. Martin Walser – „Ein<br />

liebender Mann“. 20 Uhr. Bahnhofstraße 19, 71638<br />

Ludwigsburg.<br />

17.11. —- Buchhandlung Aigner Buchvorstellung.<br />

Inge Jens – „Unvollständige Erinnerungen“. 20 Uhr.<br />

Arsenalstraße 8, 71638 Ludwigsburg.<br />

29.11. —- Buchhandlung Schubart Buchvor stel -<br />

lung. „Weihnachtsbuchvorstellung“. Bei Tee und<br />

Keksen stellen die Schubart-Buchhändlerinnen die<br />

schönsten und interessantesten <strong>Herbst</strong>-Neuer -<br />

schein ungen vor. Eintritt frei. 11 Uhr. Anmeldung<br />

erbeten unter Telefon: 07141-900 37. Körnerstraße<br />

15, 71634 Ludwigsburg.<br />

Mannheim<br />

3.10. —- Jugendkulturzentrum FORUM Lesung.<br />

Corinna Waffender – „Tod durch Erinnern“. 20 Uhr.<br />

Neckarpromenade 46, 68167 Mannheim.<br />

19.11. —- Thalia-Buchhandlung Lesung. Amelie<br />

Fried – „Immer ist gerade jetzt“. 20.30 Uhr. C 1, 6-<br />

7, 68159 Mannheim.<br />

Marbach am Neckar<br />

9.10. —- Café Schiller Lesung. „Schillers Freund -<br />

schaft mit Goethe“. Doris Hubach liest aus dem<br />

Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. 19.30<br />

Uhr. Niklastorstraße 28, 71672 Marbach am<br />

Neckar.<br />

23.10. —- Stadthalle Lesung. Monika Maron –<br />

„Bitterfelder Bogen“. Moderation: Silke Arning,<br />

SWR. 20 Uhr. Schillerhöhe 12, 71672 Marbach am<br />

Neckar.<br />

8.11. —- Deutsches Literaturarchiv Lesung.<br />

Chris toph Hein – „Horns Ende“. Moderation: Silke<br />

Arning. 17 Uhr. Humboldt-Saal, Schillerhöhe 8-10,<br />

71672 Marbach am Neckar.<br />

10.11. —- Stadthalle Preisverleihung. „Schiller -<br />

preis der Stadt Marbach am Neckar“. 20 Uhr.<br />

Schillerhöhe 12, 71672 Marbach am Neckar.<br />

München<br />

5.10. —- Literaturhaus Lesung & Diskussion.<br />

„Chris tian Kracht. Zu Leben und Werk“. Es diskutieren<br />

Johannes Birgfeld, Claude Conter und<br />

Oliver Jahraus. Zudem liest Christian Kracht selbst<br />

aus seinen Werken. 20 Uhr. Salvatorplatz 1, 80333<br />

München.<br />

5.10. —- Lyrik Kabinett Lesung. „Björn Kuhligk<br />

und Tom Schulz“. <strong>Die</strong> zwei Lyriker lesen aus ihren<br />

Gedichten und stellen sich gegenseitig vor. 7 / 5 €.<br />

20 Uhr. Amalienstraße 83 a, 80799 München.<br />

6.10. —- Literaturhaus Lesung. Helmut Krausser –<br />

„Einsam keit und Sex und Mitleid“. 8 / 6 €. 20 Uhr.<br />

Salvatorplatz 1, 80333 München.<br />

7.10. —- Literaturhaus Lesung & Gespräch. Rein -<br />

hold Messner – „Westwand. Prinzip Abgrund“. Der<br />

Autor im Gespräch mit Alexander Huber. 20 Uhr.<br />

Salvatorplatz 1, 80333 München.<br />

19.10. —- Ampere Lesung. Xiaolu Guo – „Ein Ufo,<br />

dachte sie“. Außerdem liest Li Er aus „Das Leben ist<br />

jetzt“. 20 Uhr. Muffatwerk, Zellstraße 4. 81667<br />

München.<br />

19.10. —- Literaturhaus Lesung. Margaret Atwood<br />

– „Das Jahr der Flut“. 20 Uhr. Salvatorplatz 1,<br />

80333 München.<br />

20.10. —- Instituto Cervantes Lesung. „Baskische<br />

Lyrik – Poesia vasca“. Harkaitz Cano und Juan<br />

Kruz Igerabide lesen aus ihren Gedichten. Auf Bas -<br />

kisch und Deutsch. Moderation: Horst Weich. 5 / 4<br />

€. 19.30 Uhr. Kultursaal, Alfons-Goppel-Straße 7,<br />

80539 München.<br />

20.10. —- Literaturhaus Lesung. Iván Sándor –<br />

„Spu rensuche. Eine Nachforschung“. 20 Uhr.<br />

Salvatorplatz 1, 80333 München.<br />

20.10. —- Café Muffathalle Lesung. Li Dawei –<br />

„Love, Revolution und wie Kater Haohao nach<br />

Hollywood kam“. 20 Uhr. Muffatwerk, Zellstraße 4,<br />

81667 München.<br />

21.10. —- Lyrik Kabinett Gespräch. „Lyrik ge -<br />

spräch mit Harkaitz Cano und Juan Kruz Igera -<br />

bide“. Einführung: Ibon Zubiaur. Moderation: Horst<br />

Weich. Eintritt frei. 17 Uhr. Amalienstraße 83 a,<br />

80799 München.<br />

22.10. —- Glatteis – <strong>Die</strong> Krimibuchhandlung Le -<br />

sung. Rosa Ribas – „Kalter Main“. 20 Uhr.<br />

Corneliusstraße 311, 80469 München.<br />

22.10. —- Buchhandlung Lehmkuhl Lesung. Te -<br />

ré zia Mora – „Der einzige Mann auf dem Kontinent“.<br />

20.15 Uhr. Leopoldstraße 45, 80802 München.<br />

23.10. —- Literaturhaus Buchvorstellung & Dis -<br />

kussion. Marion Gaedicke – „Wunschkind. Ge -<br />

schichte einer Adoption“. <strong>Die</strong> Autorin im Gespräch<br />

mit Maybritt Illner. 20 Uhr. Salvatorplatz 1, 80333<br />

München.<br />

26.10. —- Asamkirche Lesung & Musik. „Konrad<br />

Weiß (1880-1940) – <strong>Die</strong> Gedichte“. Anno Bönsch<br />

und Norbert Hummelt stellen den Lyriker vor. Hel -<br />

mut Becker liest aus Weiß’ Gedichten. Musik:<br />

Jacques Bono an der Jazzgitarre. 10 / 7 €. 19 Uhr.<br />

Sendlinger Straße 34, 80331 München.<br />

27.10. —- Literaturhaus Buchvorstellung. Daniel<br />

Jo nah Goldhagen – „Schlimmer als Krieg. Wie Völ -<br />

kermord entsteht und wie er zu verhindern ist“. Der<br />

Autor im Gespräch mit Stephan Sattler, „Focus“. 20<br />

Uhr. Salvatorplatz 1, 80333 München.<br />

28.10. —- Lyrik Kabinett Lesung. „Lyrik aus<br />

Schweden“. Es lesen Aase Berg, Lina Ekdahl, Björn<br />

Håkanson, Ursula Krechel und Thomas Böhme.<br />

Mo deration: Hans Thill. 7 / 5 €. 20 Uhr. Amalien -<br />

straße 83 a, 80799 München.<br />

Nürnberg<br />

25.10. —- Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus<br />

Lesung. Renatus Deckert (Hrsg.) – „<strong>Die</strong> Nacht, in<br />

der die Mauer fiel. Schriftsteller erzählen vom 9.<br />

November 1989“. Aus der Anthologie liest der Bei -<br />

21


tragsschreibende Thomas Rosenlöcher. Einführung<br />

und Moderation: Renatus Deckert. 10 Uhr. König -<br />

straße 64, 90402 Nürnberg.<br />

28.10. —- Literaturhaus Lesung. Herfried Münkler<br />

– „<strong>Die</strong> Deutschen und ihre Mythen“. 20 Uhr.<br />

Luitpoldstraße 6, 90402 Nürnberg.<br />

12.11. —- Literaturhaus Lesung. Mirjam Pressler –<br />

„‚Grüße und Küsse an alle’. <strong>Die</strong> Geschichte der<br />

Familie von Anne Frank“. 20 Uhr. Luitpoldstraße 6,<br />

90402 Nürnberg.<br />

Offenbach am Main<br />

28.10. —- Kirchengemeinde Sankt Marien Le -<br />

sung. Stephan Kulle – „Warum wir wieder glau ben<br />

wollen“. 19.30 Uhr. Krafftstraße 21, 63065 Of fen -<br />

bach am Main.<br />

30.10. —- Buchladen am Markt Lesung. „Kleine<br />

Lesbarkeiten“. Sarah Baumann und Frank Geisler<br />

vom t-raum Theater in Offenbach lesen aus Neu -<br />

erscheinungen, die vom Buchladen-am-Markt-<br />

Team ausgewählt werden. 5 €. 19 Uhr. Wilhelms -<br />

platz 12, 63065 Offenbach am Main.<br />

27.11. —- Mausoleum Lesung. Heinrich Steinfest –<br />

„Gewitter über Pluto“. 8 €. 20 Uhr. Rumpenheimer<br />

Schloßgasse 22, 63075 Offenbach am Main.<br />

Osnabrück<br />

6.10. —- BlueNote Lesung. Judith Hermann –<br />

„Alice“. 9 / 7 €. 20.30 Uhr. Cinema Arthouse, Erich-<br />

Maria-Remarque-Ring 16, 49074 Osnabrück.<br />

8.10. —- Buchhandlung zur Heide Buch vor -<br />

stellung. Bettina Marx – „Gaza. Bericht aus einem<br />

Land ohne Hoffnung“. 5 / 4 €. 20 Uhr. Osterberger<br />

Reihe 2-8, 49074 Osnabrück.<br />

13.10. —- Lagerhalle Lesung. Julia Friedrichs –<br />

„Deutschland dritter Klasse. Leben in der<br />

Unterschicht“. 20 Uhr. Spitzboden, Rolandsmauer<br />

26, 49074 Osnabrück.<br />

17.10. —- Lagerhalle Lesung. Oliver Polak – „Ich<br />

darf das, ich bin Jude“. 20 Uhr. Saal, Rolandsmauer<br />

26, 49074 Osnabrück.<br />

19.10. —- BlueNote Buchvorstellung. Tobias<br />

Lehmkuhl – „Coolness. Über Miles Davis“. 11 / 9 €.<br />

20.30 Uhr. Cinema Arthouse, Erich-Maria-<br />

Remarque-Ring 16, 49074 Osnabrück.<br />

27.10. —- Lagerhalle Lesung. Roger Willemsen<br />

und Ralf Tooten – „Bangkok Noir“. Außerdem stellt<br />

Thomas Drexel sein Buch „33 Energiespar-Häuser“<br />

vor. 20 Uhr. Rolandsmauer 26, 49074 Osnabrück.<br />

28.10. —- BlueNote Lesung. Thomas Glavinic –<br />

„Das Leben der Wünsche“. 9 / 7 €. 20.30 Uhr.<br />

Cinema Arthouse, Erich-Maria-Remarque-Ring 16,<br />

49074 Osnabrück.<br />

Passau<br />

21.10. —- Scharfrichterhaus Lesung. Marcel Mö -<br />

ring – „Der nächtige Ort“. 10 / 8 €. 20 Uhr. Milch gas -<br />

se 2, 94032 Passau.<br />

24.11. —- Scharfrichterhaus Lesung. Peter<br />

Stamm – „Sieben Jahre“. 20 Uhr. Milchgasse 2,<br />

94032 Passau.<br />

Pforzheim<br />

5.11. —- Thalia-Buchhandlung Lesung. Hellmuth<br />

Kara sek – „Ihr tausendfaches Weh und Ach“. 8 €.<br />

20.15 Uhr. Westliche Karl-Friedrich-Straße 27-29,<br />

75172 Pforzheim.<br />

11.11. —- Kulturverein Schulze Lesung. Benedict<br />

Wells – „Becks letzter Sommer“. 19.30 Uhr.<br />

Schulze-Delitzsch-Straße 44, 75173 Pforzheim.<br />

20.11. —- Pforzheimer Kriminacht Lesung. Su -<br />

san ne Graf – „Der Bildermacher“. Außerdem lesen<br />

Wulf Dorn und Felix Huby. 12 € inklusive „mör de -<br />

rischen“ Cocktail. 20.15 Uhr. Thalia-Buchhandlung,<br />

West liche Karl-Friedrich-Straße 27-29, 75172<br />

Pforz heim.<br />

Regensburg<br />

7.10. —- Bücher Pustet Lesung. Eva Demski –<br />

„Gar tengeschichten“. 8 / 6 €. 20.30 Uhr. Gesand -<br />

ten straße 6-8, 93047 Regensburg.<br />

7.10. —- Thalia-Buchhandlung Lesung. Wilhelm<br />

Schlötterer – „Macht und Missbrauch. Franz Josef<br />

Strauß und seine Nachfolger. Aufzeichnungen<br />

eines Ministerialbeamten“. 7 / 5 €. 20.30 Uhr.<br />

Weich ser Weg 5, 93059 Regensburg.<br />

9.10. —- Schiffsanlegestelle Donaumarkt Le -<br />

sung. Jörg Maurer – „Föhnlage“. 19.30 Uhr. 93047<br />

Regensburg.<br />

11.10. —- donumenta Lesung & Gespräch. „Slo -<br />

wakische Autoren“. Es lesen Jana Beňová, Jana<br />

Juráňová und Pavol Rankov. Auf Slowakisch.<br />

Deutsche Textpassagen: Elfi Hartenstein und Gerd<br />

Bur ger. Moderation: Daniela Humajová. 5,50 / 3,50<br />

€. 11 Uhr. Lesesaal, Stadtbücherei, Haidplatz 8,<br />

93047 Regensburg.<br />

19.10. —- Atlantis Buchhandlung Lesung &<br />

Gespräch. Iván Sándor – „Spurensuche. Eine<br />

Nachforschung“. Auf Ungarisch. Deutsche Textpas -<br />

sa gen: Meike Fabian, Schauspielwerkstatt Regens -<br />

burg. Moderation: Zsolt K. Lengyel. 20 Uhr.<br />

Wahlenstraße 8, 93047 Regensburg.<br />

19.10. —- Leerer Beutel Lesung. Christoph Süß –<br />

„Ich denke, also bin ich verwirrt“. 10 / 8 €. 20.30<br />

Uhr. Bertoldstraße 9, 93047 Regensburg.<br />

21.10. —- Leerer Beutel Lesung. Jan Weiler –<br />

„Mein Leben als Mensch“. 20.30 Uhr. Bertoldstraße<br />

9, 93047 Regensburg.<br />

21.10. —- Bücher Pustet Lesung. Thomas Gla vi -<br />

nic – „Das Leben der Wünsche“. 8 / 6 €. 20.30 Uhr.<br />

Gesandtenstraße 6-8, 93047 Regensburg.<br />

28.10. —- Atlantis Buchhandlung Lesung. Eva<br />

Menasse – „Lässliche Todsünden“. 20 Uhr. Wahlen -<br />

straße 8, 93047 Regensburg.<br />

28.10. —- Bücher Pustet Buchvorstellung. Corne -<br />

lius und Fabian Lange – „Wein einfach“. Mit Wein -<br />

degustationen. 10 / 8 €. 20.30 Uhr. Gesand ten -<br />

straße 6-8, 93047 Regensburg.<br />

5.11. —- donumenta Lesung. Irena Brežná – „<strong>Die</strong><br />

beste aller Welten“. 6 / 4 €. 20 Uhr. Kunstforum<br />

Ostdeutsche Galerie, Dr. Johann-Maier-Straße 5,<br />

93049 Regensburg.<br />

12.11. —- Buchhandlung Dombrowsky Lesung.<br />

Tiziano Scarpa – „Stabat Mater“. Moderation: Bar -<br />

bara Krohn. 20.30 Uhr. St.-Kassians-Platz 6, 93047<br />

Re gensburg.<br />

17.11. —- Bücher Pustet Buchvorstellung. Mirjam<br />

Pressler – „‚Grüße und Küsse an alle’. <strong>Die</strong> Ge -<br />

schichte der Familie von Anne Frank“. 8 / 6 €. 20.30<br />

Uhr. Gesandtenstraße 6-8, 93047 Regens burg.<br />

23.11. —- Buchhandlung Ulrich Dombrows ky<br />

Le sung. Peter Stamm – „Sieben Jahre“. 20.30 Uhr.<br />

St.-Kassians-Platz 6, 93047 Regensburg.<br />

Rostock<br />

5.10. —- Thalia-Buchhandlung Buch vor stellung.<br />

Klaus Wagenbach (Hrsg.) – „100 Gedichte aus der<br />

DDR“. 5 €. 20 Uhr. Breite Straße 15-17, 18055<br />

Rostock.<br />

8.10. —- M.A.U. Club Lesung. Sarah Kuttner –<br />

„Mängelexemplar“. 15,50 / 12,50 €. 20 Uhr.<br />

Warnowufer 56, 18057 Rostock.<br />

26.10. —- Universitätsbuchhandlung Wei land<br />

Lesung. Jürgen Neffe – „Darwin. Das Abenteuer<br />

des Lebens“. 20.15 Uhr. Kröpeliner Straße 80,<br />

18055 Rostock.<br />

2.11. —- Thalia-Buchhandlung Lesung. Ake<br />

Edwardson – „Toter Mann“. Deutsche Text pas sa -<br />

gen: Oliver Mommsen, Schauspieler. Mode ra tion:<br />

Stets aktuelle Veranstaltungskalender für D/AT/CH und für Berlin unter:<br />

www.berlinerliteraturkritik.de<br />

Margarethe von Schwarzkopf. 7,50 / 6 €. 20 Uhr.<br />

Breite Straße 15-17, 18055 Rostock.<br />

9.11. —- Thalia-Buchhandlung Buch vor stel lung.<br />

Wolf von Lojewski – „Meine Heimat, deine Heimat.<br />

Begegnungen in Ostpreußen“. 10 / 8,50 €. 20 Uhr.<br />

Breite Straße 15-17, 18055 Rostock.<br />

10.11. —- Thalia-Buchhandlung Lesung. Jens<br />

Sparschuh und Sten Nadolny – „Putz- und Flick -<br />

stunde. Zwei kalte Krieger erinnern sich“. 7,50 / 6 €.<br />

20 Uhr. Breite Straße 15-17, 18055 Rostock.<br />

Stuttgart<br />

1.10. —- Literaturhaus Lesung. Feridun Zai mo glu<br />

– „Hinterland“. 20 Uhr. Breitscheidstraße 4, 70174<br />

Stuttgart.<br />

2.10. —- Theaterhaus Lesung. Sarah Kuttner –<br />

„Mängelexemplar“. 14 / 12 €. 20.15 Uhr.<br />

Siemensstraße 11, 70469 Stuttgart.<br />

5.10. —- Literaturhaus Lesung. F.C. Delius – „<strong>Die</strong><br />

Frau, für die ich den Computer erfand“. 20 Uhr.<br />

Breitscheidstraße 4, 70174 Stuttgart.<br />

6.10. —- Stiftung Bundespräsident-Theodor-<br />

Heuss-Haus Lesung. Renatus Deckert (Hrsg.) –<br />

„<strong>Die</strong> Nacht, in der die Mauer fiel. Schriftsteller erzählen<br />

vom 9. November 1989“. Aus der Anthologie<br />

lesen die Beitragsschreibenden Antje Rávic Strubel<br />

und Richard Wagner. Einführung und Moderation:<br />

Renatus Deckert. 19 Uhr. Im Himmelsberg 16,<br />

70192 Stuttgart.<br />

8.10. —- Literaturhaus Lesung. Hua Yu – „Brü der“.<br />

Moderation und Übersetzung: Ulrich Kautz. 20 Uhr.<br />

Breit scheidstraße 4, 70174 Stuttgart.<br />

8.10. —- Buchandlung Steinkopf Lesung. Inge<br />

Jens – „Unvollständige Erinnerungen“. 20 Uhr.<br />

Rotebühlplatz, 70173 Stuttgart.<br />

18.10. —- Theaterhaus Lesung. Wolf Haas – „Der<br />

Brenner und der liebe Gott“. 19.45 Uhr.<br />

Siemensstraße 11, 70469 Stuttgart.<br />

19.10. —- Literaturhaus Buchvorstellung. Ingo<br />

Metzmacher – „Vorhang auf! Oper entdecken und<br />

erleben“. 21 Uhr. Breitscheidstraße 4, 70174<br />

Stuttgart.<br />

20.10. —- Literaturhaus Lesung. Eva Sches tag<br />

(Hrsg.) – „Von Kaiser zu Kaiser: <strong>Die</strong> klassische<br />

Chinesische Lyrik. China-Bibliothek Band II“. 20<br />

Uhr. Breitscheidstraße 4, 70174 Stuttgart.<br />

25.10. —- Staatstheater Lesung. Jonas Bengts son<br />

– „Submarino“. 11 Uhr. Oberer Schloß garten 6,<br />

70173 Stuttgart.<br />

Würzburg<br />

12.10. —- Saalbau Luisengarten Lesung. Max<br />

Goldt – „Ein Buch namens Zimbo. Sie werden kaum<br />

ertragen, was Ihnen mitgeteilt wird“. 20 Uhr. Martin-<br />

Luther-Straße 1, 97072 Würzburg.<br />

20.10. —- Rossis Wohnzimmer Lesung. „<strong>Die</strong> zufälligen<br />

Geschenke des Monsieur Couillaud –<br />

Lyrische Impressionen aus Paris“. Harald Fuchs<br />

und Martin Schmitt lesen aus ihren Gedichten.<br />

20.30 Uhr. Frankfurter Straße 3, 97082 Würz burg.<br />

30.10. —- Jugendkulturhaus Cairo Lesung.<br />

Thomas Meinecke – „Jungfrau“. 20 Uhr. Fred-<br />

Joseph-Platz 3, 97082 Würzburg.<br />

30.10. —- Stadtbücherei Lesung. Petros Markaris<br />

– „<strong>Die</strong> Kinderfrau“. Moderation: Man fred Ullrich. 20<br />

Uhr. Marktplatz 9, 97070 Würzburg.<br />

4.11. —- Stadtbücherei Lesung. Chris Howland –<br />

„Yes, Sir! Aus dem Blickwinkel eines englischen<br />

Gastarbeiters“. 20 Uhr. Marktplatz 9, 97070<br />

Würzburg.<br />

10.11. —- Stadtbücherei Lesung. Bodo Kirchhoff –<br />

„Erinnerungen an meinen Porsche“. 20 Uhr.<br />

Marktplatz 9, 97070 Würzburg.<br />

16.11. —- Stadtbücherei Lesung. Hanns-Josef<br />

Ortheil – „<strong>Die</strong> Erfindung des Lebens“. 20 Uhr.<br />

Marktplatz 9, 97070 Würzburg.<br />

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