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Friedrich Rolle - Senckenberg Museum

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Die Herbarbelege des jungen <strong>Friedrich</strong> <strong>Rolle</strong> aus den Jahren<br />

1843 bis 1845 stammen bis auf wenige Ausnahmen aus der<br />

Umgebung von Darmstadt. Zu den bedeutendsten Belegen<br />

seines Herbariums zählt die Aufrechte Weißmiere (Moenchia<br />

erecta), die er auf einer trockenen steinigen Wiese am<br />

Park im Mai 1843 fand. Auf Torfwiesen hinter Griesheim<br />

sammelte er Sumpf-Knabenkraut (Orchis palustris) und den<br />

Röhrigen Wasserfenchel (Oenanthe fistulosa), bei Traisa<br />

auf Torfwiesen nahe dem Dippelhof Glanzstendel (Lipau<br />

Abb. 3<br />

Interessierte (im Bild<br />

der Erstautor) können<br />

das Herbarium <strong>Rolle</strong>s<br />

im Lesesaal des Gotischen<br />

Hauses nach Anmeldung<br />

einsehen.<br />

t<br />

Abb. 4–7<br />

Heute seltene Pflanzenarten<br />

im Herbarium <strong>Rolle</strong>.<br />

Oben links: Großer kelchiger<br />

Mannschild (Androsace<br />

maxima), gesammelt 1843 in<br />

Weinbergen bei Nierstein am<br />

Rhein.<br />

Oben rechts: Salzbunge<br />

(Samolus valerandi), 1844 an<br />

Feldgräben zwischen Griesheim<br />

und Wolfkehlen gesammelt.<br />

Hier kommt die Pflanze<br />

heute nicht mehr vor. Sie<br />

kann aber nur wenige Kilometer<br />

nordwestlich zwischen<br />

Leeheim und Geinsheim<br />

heute noch häufig angetroffen<br />

werden (Gregor et al. 2012).<br />

Für Bad Homburg und Umgebung bildet das Herbarium<br />

<strong>Rolle</strong> eine sehr wichtige Grundlage, um den Landschaftswandel<br />

der letzten 150 Jahre zu dokumentieren. Besonders<br />

auffällig sind die Verluste einiger artenreicher Feucht- und<br />

Nasswiesen. Ein bedeutendes Beispiel stellen die „Audenwiesen“<br />

dar, eine Nachtweide, die Zugvieh, das tagsüber<br />

zur Feldarbeit benötigt wurde, in Sommernächten als Weibefinden.<br />

Viele Belege aus seiner Homburger Zeit (zwischen<br />

1868 und 1871), aber auch von seinen Aufnahmen im Saar-<br />

Nahe-Gebiet und im Tessin befinden sich im Herbarium <strong>Rolle</strong>.<br />

Dieses ist im Stadtarchiv von Bad Homburg untergebracht und<br />

umfasst etwa 1200 Bögen verteilt auf 15 Mappen.<br />

Das Herbarium lag Wilhelm Helwig Anfang der 1940er<br />

Jahre noch vor, allerdings geriet der gesamte Nachlass später<br />

kriegsbedingt in Unordnung, sodass Gerald Martin es<br />

bei seinen Recherchen für seine <strong>Rolle</strong>-Biografie (s. Martin<br />

& Uschmann 1969) im Stadtarchiv nicht vorfand. Tatsächlich<br />

war es aber immer dort, verborgen zwischen anderen<br />

Akten. Bei einer neuen Aufstellung von <strong>Rolle</strong>s Nachlass im<br />

Magazin des Stadtarchivs Ende der 1980er Jahre wurde das<br />

Herbarium dann wiedergefunden und kann heute problemlos<br />

genutzt werden (Abb. 3).<br />

Das <strong>Rolle</strong>sche Herbarium<br />

ris loeseli) und bei der Ludwigseiche nahe Ober-Ramstadt<br />

Gewöhnliche Simsenlilie (Tofieldia calyculata) und Einknollige<br />

Honigorchis (Herminium monorchis). Alle diese Arten<br />

sind an den genannten Fundorten seit Langem erloschen.<br />

Die beiden Orchideen Sumpf-Knabenkraut und Glanzstendel<br />

sowie die Gewöhnliche Simsenlilie sind in Hessen mittlerweile<br />

ausgestorben.<br />

Auch für Rheinland-Pfalz sind in seinem Herbarium wichtige<br />

Belege enthalten. Am 18. Juni 1843 führte ihn eine Tagestour<br />

in die Weinberge bei Oppenheim und Nierstein. Einige der<br />

Pflanzenarten, die er dort vor nun fast 170 Jahren sammelte,<br />

sind heute sehr selten geworden oder sogar in der Umgebung<br />

von Oppenheim und Nierstein ausgestorben, so zum Beispiel<br />

Rauer Eibisch (Althaea hirsuta), Großkelchiger Mannsschild<br />

(Androsace maxima; Abb. 4), Acker-Ringelblume (Calendula<br />

arvensis), Möhren-Haftdolde (Caucalis platycarpos) und<br />

Gewöhnlicher Igelsame (Lappula squarrosa).<br />

150 Jahre Landschaftswandel dokumentiert<br />

Unten links: Deutscher<br />

Kranzenzian (Gentianella<br />

germanica) von der<br />

Ludwigseiche bei Darmstadt.<br />

Gemeint ist wahrscheinlich<br />

eine Ludwigseiche bei<br />

Ober-Ramstadt. Die Art ist in<br />

Südhessen ausgestorben.<br />

Unten rechts: Gottes-Gnadenkraut<br />

(Gratiola officinalis)<br />

aus Rheinwiesen gegenüber<br />

von Oppenheim (Juni 1843).<br />

In diesem Bereich wurde die<br />

heute in Hessen ausgestorbene<br />

Pflanze letztmals 1961<br />

von Dieter Korneck gefunden<br />

(Hodvina 2010).<br />

292 Forschung<br />

SENCKENBERG – natur • forschung • museum 143 (9/10) 2013<br />

SENCKENBERG – natur • forschung • museum 143 (9/10) 2013 Forschung<br />

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