4 / porträt
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4 / <strong>porträt</strong><br />
Perspektiven und ein<br />
Danielle Villars aus Gockhausen ist ins Rampenlicht geschwommen. Der Trainer lobt sie.<br />
Perspektiven eröffnen sich. Die Medien werden aufmerksam. Doch die 17-Jährige hat auch<br />
Rückschläge hinzunehmen und zu bewältigen.<br />
JÖRG GREB<br />
Foto: Günther Schläfle<br />
Sie schwimmt Klassezeiten und<br />
gewinnt Schweizer Nachwuchs-<br />
Meistertitel in Serie. Sie qualifiziert<br />
sich in sieben Disziplinen für die<br />
Junio ren-Europameisterschaften<br />
und er reicht zweimal den Final.<br />
Auch auf Elitestufe mischt sie<br />
mit und gewinnt eine SM-Silbermedaille<br />
und zwei SM-Bronzemedaillen.<br />
Damit weckt Danielle<br />
Villars die Aufmerksamkeit der<br />
Öffentlichkeit. Und nicht überraschend<br />
gewinnt sie den Sportpreis<br />
der Stadt Zürich in der Kategorie<br />
Nachwuchs. Das war letztes<br />
Jahr. Die Erfolgsgeschichte ist<br />
unterbrochen worden. Und jetzt<br />
hat Danielle Villars einen Dämpfer<br />
zu verdauen – ohne eigenes Dazu<br />
tun. Mitte April verschärfte der<br />
Internationale Schwimmverband<br />
(FINA) die Qualifikationsrichtlinien<br />
für die Youth Olympic Games<br />
dieses Sommers in Singapur. Nur<br />
noch ein Schwimmer und eine<br />
Schwimmerin werden ins Schweizer<br />
Team kommen. Als Zweitselektionierte<br />
schied Danielle Villars<br />
aus. Folglich galt es, neue Ziele für<br />
den Sommer zu definierten.<br />
Eine Herausforderung der besonderen<br />
Art hat sich daraus ergeben.<br />
Doch auch diese scheint die junge<br />
Schwimmerin zu meistern. Trainer<br />
Dirk Reinicke lobt: «Danielle verarbeitet<br />
das alles sehr bewusst und<br />
gut.» Reinicke ist seit fast zwei Jahren<br />
für die sportliche Förderung<br />
von Danielle Villars besorgt. Damals<br />
stiess die talentierte Schwim-
Juni 2010<br />
Dämpfer<br />
«Ich streiche<br />
morgens vor 7 Uhr<br />
die Butterbrote»<br />
Die grösste Unterstützung im Sport habe<br />
sie von ihrer Mutter erhalten, sagt Danielle<br />
Villars. Wir befragten diese.<br />
merin vom SC Meilen zu den Limmat<br />
Sharks Zürich und zu Reinicke.<br />
Ihr Ziel war es, in professionellerem<br />
Umfeld und bei grösserer Konkurrenz<br />
weiterzukommen. Und sie<br />
hat sich umgewöhnt. Reinicke sagt:<br />
«Danielle ist ein Bewegungstalent<br />
und sie lernt nun, dass es zum Erfolg<br />
noch viel mehr braucht als ihr<br />
Talent» – und: «Jetzt muss sie auch<br />
mental noch zulegen.»<br />
Vom Kunstturnen zum<br />
Schwimmen<br />
Aus dem Nichts hat es Danielle Villars<br />
nicht an die Spitze gebracht.<br />
Hinter den Erfolgen steckt jahrelange<br />
Arbeit. Schon im Vorschulalter<br />
begann sie mit Kunstturnen.<br />
Bald kam Tennis hinzu. Ein Flair<br />
entwickelte sie früh auch fürs<br />
Schwimmen, die Sportart der älteren<br />
Schwester. Und für diese Sportart<br />
entschied sie sich mit ungefähr<br />
sieben Jahren. Mit zehn qualifizierte<br />
sie sich für die Nachwuchs-<br />
Schweizer Meisterschaften und<br />
schwamm dort in zwei Disziplinen<br />
im Final. Mit elf wurde sie ins Nationalkader<br />
aufgenommen.<br />
Und die Leistungskurve zeigte weiter<br />
steil nach oben. Die gross gewachsene<br />
Schwimmerin brachte<br />
Voraussetzungen mit, wie es nur<br />
wenige tun. Vor drei Jahren schaffte<br />
sie es ins Schweizer Team für die<br />
Europäischen Olympischen Jugendspiele<br />
(EYOF). Mit zwei A-Final-<br />
Plätzen und «tollen Erfahrungen»<br />
kehrte sie heim. Trotz dieser Erfolge<br />
gabs aber auch früh harte Augenblicke.<br />
Vor anderthalb Jahren<br />
verpasste sie die Kurzbahn-EM-Limite<br />
der Aktiven über 50 Meter Rücken<br />
um einen Hundertstel, letztes<br />
Jahr die WM-Limite über 50 Meter<br />
Delfin um vier Hundertstel. Und<br />
zudem hat sie auf nationaler Stufe<br />
bei diversen Entscheidungen immer<br />
wieder einer Widersacherin<br />
den Vortritt lassen müssen. «Eine<br />
solche Serie zerrt an den Nerven»,<br />
sagt sie.<br />
Danielle Villars will weiter hart arbeiten.<br />
«Schule und Training und<br />
dazwischen immer wieder Essen»,<br />
so beschreibt die Gymnasiastin des<br />
K&S Rämibühl ihren Alltag. Die<br />
Motivation für dieses Sportlerleben<br />
kommt von innen: «Ich entdecke<br />
immer Neues, lerne neue Leute<br />
kennen, stecke mir neue Ziele.»<br />
Ein nächstes solches Ziel stellt die<br />
Qualifikation für die Kurzbahn-<br />
Europameisterschaften Ende November<br />
dar.<br />
Danielles Tipp<br />
In ihrer Freizeit schwimmt Danielle<br />
am liebsten im Zürichsee. Und da<br />
gibts auch diesen Sommer eine<br />
grosse Auswahl an tollen Badis.<br />
Neu sind die Zürcher Sommerbäder<br />
bei jeder Witterung von 9 bis 11 Uhr<br />
offen. Damit steht einem Morgenschwumm<br />
nichts mehr im Weg.<br />
Weitere Infos zu den Badis auf<br />
Seite 15. Über aktuelle Öffnungszeiten<br />
informiert<br />
> www.sportamt.ch<br />
Seeüberquerung<br />
Den See durchschwimmen kann<br />
man am 7. Juli anlässlich der<br />
Stadtzürcher Seeüberquerung.<br />
Ausweichdaten: 14. Juli und<br />
25. August. Anmeldungen sind vor<br />
Ort an der Kasse möglich. Starts<br />
ab 16 Uhr beim Strandbad Mythenquai,<br />
Ziel im Strandbad Tiefenbrunnen.<br />
Über die Durchführung<br />
der Veran staltung wird am<br />
Montagmorgen informiert<br />
> www.seeueberquerung.ch<br />
Zürisport: Violette Villars, gibt es<br />
eine prägende Erinnerung an die<br />
Schwimm-Anfangszeiten ihrer<br />
Tochter?<br />
Violette Villars: Mit drei Jahren<br />
machte Danielle ihre ersten Züge<br />
im Wasser. Ich war viel mit ihr<br />
im Hallenbad Meilen, schliesslich<br />
schwamm dort ihre drei Jahre ältere<br />
Schwester Fabienne im Club. Danielle<br />
entwickelte sich zur Wasserratte.<br />
Etwas Spontanes war ihr erstes Rennen:<br />
Danielle und ich hatten Fabienne<br />
an einen Wettkampf begleitet.<br />
Plötzlich fehlte jemand in der Staffel.<br />
Warum nicht Danielle? fragte die<br />
Trainerin. Und Danielle schwamm<br />
fantastisch und mit vollem Einsatz.<br />
Und Sie erkannten das Talent?<br />
Eigentlich gar nicht. Wenn es, wie<br />
meist, aufs Podest reichte, freute ich<br />
mich mit. Ich bekam Feedbacks von<br />
den Trainern. Ich hatte aber nie das<br />
Gefühl, sie sei etwas Besonderes und<br />
müsse zusätzlich gefördert werden.<br />
Wie unterstützten Sie ihre Tochter?<br />
Ich fuhr sie mit dem Auto ins Training<br />
– zuerst einmal pro Woche,<br />
dann zwei-, drei-, viermal. An den<br />
Wettkampf-Wochenenden strich ich<br />
morgens vor 7 Uhr Butterbrote und<br />
fuhr sie dann an den Wettkampf.<br />
Meist blieb ich dort, bis alles vorüber<br />
war und wir wieder zusammen<br />
heimfahren konnten. Die Zeit überbrückte<br />
ich, indem ich Fotos schoss<br />
fürs Album.<br />
Nicht etwas eintönig?<br />
Mit der Zeit dann schon. Darum<br />
besuchte ich einen Richterkurs und<br />
half fortan am Beckenrand mit.<br />
Nach einigen Jahren liess ich mich<br />
zur Schiedsrichterin ausbilden. Ich<br />
glaube, es war auch für Danielle angenehm,<br />
dass ihre Mutter zwar anwesend<br />
war, aber mithalf und sie<br />
nicht laufend beobachtete.<br />
Und wie sieht dies heute aus?<br />
Alles ist intensiver geworden. Danielle<br />
schwimmt intensiver und ich<br />
bin nach wie vor involviert. Damit<br />
ich aber nicht 50-mal pro Monat<br />
ins Hallenbad fahren muss, teile ich<br />
mich mit einer andern Schwimm-<br />
Mutter auf. Noch praktisch gleich<br />
wie früher ists mit den Wettkämpfen<br />
geblieben. Unterstützung vom<br />
Elternhaus ist wichtig. Schaue ich<br />
heute um mich, fällt mir auf, dass<br />
viele erfolgreiche Schwimmer stark<br />
von ihren Eltern unterstützt wurden.<br />
Wie erleben Sie Ihre Tochter<br />
beim Schwimmen?<br />
Im Schwimmen zeigt Danielle Ehrgeiz.<br />
Das Schwimmen bereitet ihr<br />
Spass. Sie schätzt, wenn sie in fremden<br />
Becken zum Einsatz kommt,<br />
wenn Reisen und Fliegen damit<br />
verbunden sind. Das erlebt sie als<br />
bereichernd. Und ganz toll findet<br />
sie es, mit ihren Kollegen zusammen<br />
zu sein und andere Schwimmer<br />
kennenzulernen. Der aktive<br />
Gebrauch von Englisch, Französisch<br />
und Italienisch macht auch<br />
das Lernen einfacher.<br />
Wie wichtig ist es Ihnen, dass<br />
Danielle Erfolg hat?<br />
Das ist eine schwierige Frage. Ich<br />
wünsche ihr Erfolg, weil ich weiss,<br />
was ihr dieser bedeutet und weil<br />
sie sehr viel investiert. Danielle verlangt<br />
oft mehr von sich als es der<br />
Trainer tut.<br />
Was wünschen Sie Ihrer Tochter?<br />
Verletzungsfreie, erfolgreiche Saisons<br />
– eine nach der andern. Und<br />
dass ihr der Spass nicht abhanden<br />
kommt.