Politik - Berliner Ärzteblatt
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<strong>Politik</strong><br />
Stammzellgesetz<br />
Gibt es eine Lockerung?<br />
Umstritten ist die Forschung an embryonalen Stammzellen schon immer. Der Bruch läuft quer durchalle<br />
Parteien und Organisationen. Wissenschaftler erwarten von der Stammzellforschung Erkenntnisse<br />
zur Heilung schwerer Krankheiten. Jetzt berät der Bundestag darüber, ob die Fristen für die Gewinnung<br />
von Embryonen gelockert werden sollen.<br />
Dr. Frank Ulrich Montgomery,<br />
Menschenrechts-Beauftragter der<br />
Bundesärztekammer, lehnt die<br />
embryonale Stammzellen-Forschung<br />
und die PID entschieden<br />
ab, „weil beides nicht mit mei-<br />
nem ethischen Grundprinzip zu<br />
vereinbaren ist“. (wdr – hart aber<br />
fair, 2 .01.02). In einer Stellung-<br />
nahme (aus dem Jahr 2002) zeigt<br />
die Zentrale Ethikkommission<br />
bei der Bundesärztekammer die<br />
Zerrissenheit auf: „Die Zentrale<br />
Ethikkommission bejaht einstimmig<br />
auch im Hinblick auf die Forschung<br />
mit humanen embryonalen<br />
Stammzellen die prinzipielle<br />
Zulässigkeit einer Güterabwägung<br />
aus ethischer Sicht. Im Blick<br />
auf Art und Umfang der Güter-<br />
abwägung und ihrer Konsequenzen<br />
gehen die Auffassungen in der<br />
Zentralen Ethikkommission allerdings<br />
auseinander.” Mehrheitlich<br />
(bei vier Gegenstimmen) sprach<br />
sie sich dafür aus, den Import<br />
von pluripotenten embryonalen<br />
Stammzellen nicht zu behindern.<br />
Bisher verbietet das 2002 in<br />
Kraft getretene Stammzellgesetz<br />
Meinung: René Röspel, MdB<br />
Den Mittelweg weiter gehen<br />
Nur wenige Themen haben den<br />
Bundestag so sehr bewegt wie die<br />
Frage nach der Zulässigkeit der embryonalen<br />
Stammzellforschung.<br />
In der Grundsatzdebatte im<br />
Jahr 2002 habe ich gegen eine<br />
Zulassung dieser Forschung ge-<br />
grundsätzlich den Import und die<br />
Gewinnung embryonaler Stammzellen.<br />
Nur wenn „hochrangige<br />
Forschungsziele” auf dem Spiel<br />
stehen, kennt das Importverbot<br />
Ausnahmen. Demnach dürften<br />
Bild: PhotoDisc<br />
Stammzellforschung: Umstritten<br />
embryonale Stammzellen importiert<br />
werden, wenn sie vor dem<br />
1. Januar 2002 im Ausland gewonnen<br />
wurden. Und es dürfen<br />
nur solche Linien aus Embryonen<br />
genutzt werden, die für eine<br />
Schwangerschaft erzeugt, aber<br />
nicht eingesetzt wurden.<br />
Jetzt soll sich etwas ändern.<br />
Am 14. Februar befasste sich der<br />
stimmt, da hierfür immer menschliche<br />
Embryonen zerstört werden<br />
müssen und ich das ethisch nicht<br />
für vertretbar halte. Das den Import<br />
bestehender Zelllinien erlaubende<br />
Stammzellgesetz habe ich<br />
aber guten Gewissens unterstützt,<br />
Bundestag mit der Problematik.<br />
Ingesamt lagen dem Bundestag<br />
vier fraktionsübergreifende Gruppenanträge<br />
vor. Die Abgeordneten<br />
forderten entweder die völlige<br />
Streichung des Stichtages,<br />
die Beibehaltung der bisherigen<br />
Stichtagsregelung oder ein völliges<br />
Verbot der Forschung mit<br />
embryonalen Stammzellen. Favorisert<br />
wird mittlerweile eine einmalige<br />
Verschiebung des Stichtages<br />
auf den 1. Mai 2007. Der<br />
Schutzmechanismus des Stammzellgesetzes<br />
bleibe gewährleistet,<br />
es werde jedoch an neueste wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse angepasst.<br />
Außerdem bleibe gewährleistet,<br />
dass von Deutschland aus<br />
nicht die Gewinnung embryonaler<br />
Stammzellen oder die Erzeugung<br />
von Embryonen zu diesem Zweck<br />
veranlasst wird.<br />
Eine Expertenanhörung am<br />
. März sollte mehr Klarheit brin-<br />
gen. Eine Entscheidung des Parlamentes<br />
in der Stammzelldebatte<br />
ist für Mitte März vorgesehen,<br />
ein genauer Termin wurde jedoch<br />
noch nicht beschlossen. C. S.<br />
da sich die Mehrheit des Bundestages<br />
für einen Mittelweg zwi-<br />
schen absolutem Forschungsverbot<br />
und der kompletten Freigabe<br />
der Forschung mit embryonalen<br />
Stammzellen ausgesprochen hatte.<br />
Ich wollte den Kompromiss<br />
14 0 /2008/121/50 (Rotes Blatt) <strong>Berliner</strong> <strong>Ärzteblatt</strong>