Rettl and friends 6 Frühjahr/Sommer 2014
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REPORT DICHTER, KAISER, EDELMANN Von Duino zu den Argonauten und Triest Hoch auf dem Felsen über der Adria erhebt sich Schloss Duino. Prachtvoll die Aussicht, prachtvoll die zur Besichtigung freigegebenen Räumlichkeiten. Ein Pianoforte, auf dem Franz Liszt zu spielen pflegte, steht für das künstlerische Schaffen im duineser Schloss. Wort: Peter Umlauft Bild: Simone Attisani TRADITION UND MODERNE Darauf setzen Rettl und die Kleine Zeitung. Optischer Beginn der Reise in die Morbidität des Triestiner „Altwien“ an den Gestaden des Golfes; der Schlosspark mit herrlichem Blick, nicht zuletzt auf Miramare, welches einst Kaiser Maximilian von Österreich als „Herberge“ diente. Rainer Maria Rilke schrieb hier zwischen 1912 und 1913 seine Duineser Elegien. Kreativität des lyrischen Schaffens erschloss sich ihm in prachtvoller Umgebung. Ein Spaziergang am Rilkeweg versetzt den, zum Staunen Bereiten, in jene Zeit, als Kaiserin Sisi und Kaiser Franz Josef I., Erzherzog Maximilian mit Charlotte, Eleonora Duse, Johann Strauss, Gabriele D'Annunzio, Paul Valéry, Mark Twain, Victor Hugo und Erzherzog Franz Ferdinand die Gästeliste derer von Thurn und Taxis prägten. Nahe des fürstlichen Baues, der heute eine internationale Schule beherbergt, entspringt der Tivamo, dessen zwei Kilometer Flusslänge ihn zum zweitkürzesten Fluss der Welt machen. Doch mitnichten, denn eigentlich verschwindet der Fluss in slowenischem Karstgebiet, um erst bei San Giovanni al Timavo wieder das Tageslicht zu erblicken. Zu römischer Zeit lag hier der Hafen „lacus Timavi“. Dies sei der Ort, an dem die Argonauten des Jason und die Gefährten des Aeneas auf ihrer Flucht von Troja gelandet sein sollen. Wer immer sich dieser sagenhaften Behauptung hingeben mag, der könnte aus diesem Umstand die tatsächlich noch nicht ausgereif- Info. Castello di Duino 34011 Duino Aurisina Trieste T +39 040 20 81 20 Info@castellodiduino.it www.castellodiduino.it te Navigation griechischer Helden erkennen. Wie dem auch sei, der Platz hat seinen mystischen Reiz, obgleich die Kirche den Ersten Weltkrieg nicht unbeschadet überstand. Mörderisches bietet sich bei einem Besuch der Karstlandschaft. Redipuglia zeugt mit seiner Gedenkstätte von kriegerischem Wahn ebenso, wie der Monte San Michele mit den Spuren der Isonzoschlachten. Über Doberdo (del Lago) leicht zu erreichen, hat Doberdo inzwischen auf den Hinweis „del Lago“ verzichtet, zumal der See völlig ausgetrocknet ist. Zeit, sich der Stadt Triest, oder in alter Schreibform „Tergeste“, anzunähern. Der Zwischenstopp in Sistiana ist eigentlich ein Muss, bevor sich die Stadt öffnet. Nein Halt; der Einkehrschwung im kleinen Hafen von Duino lohnt sich allemal. Das „Al Cavalluccio“ sorgt für den köstlichen Vorgeschmack auf Triest, dessen „Wien Ausstrahlung“ dem altösterreichischen Hafen, in sonderbarer Art und Weise, Rechnung trägt. ~ Rettl 1868 ~ 31
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REPORT<br />
DICHTER, KAISER, EDELMANN<br />
Von Duino zu den<br />
Argonauten und Triest<br />
Hoch auf dem Felsen über der Adria erhebt sich Schloss Duino. Prachtvoll die<br />
Aussicht, prachtvoll die zur Besichtigung freigegebenen Räumlichkeiten.<br />
Ein Pianoforte, auf dem Franz Liszt zu spielen pflegte, steht für das künstlerische<br />
Schaffen im duineser Schloss.<br />
Wort: Peter Umlauft Bild: Simone Attisani<br />
TRADITION<br />
UND MODERNE<br />
Darauf setzen <strong>Rettl</strong> und die Kleine Zeitung.<br />
Optischer Beginn der Reise in die Morbidität<br />
des Triestiner „Altwien“ an den<br />
Gestaden des Golfes; der Schlosspark<br />
mit herrlichem Blick, nicht zuletzt auf Miramare,<br />
welches einst Kaiser Maximilian von<br />
Österreich als „Herberge“ diente.<br />
Rainer Maria Rilke schrieb hier zwischen<br />
1912 und 1913 seine Duineser Elegien. Kreativität<br />
des lyrischen Schaffens erschloss sich<br />
ihm in prachtvoller Umgebung. Ein Spaziergang<br />
am Rilkeweg versetzt den, zum Staunen<br />
Bereiten, in jene Zeit, als Kaiserin Sisi und<br />
Kaiser Franz Josef I., Erzherzog Maximilian<br />
mit Charlotte, Eleonora Duse, Johann Strauss,<br />
Gabriele D'Annunzio, Paul Valéry, Mark Twain,<br />
Victor Hugo und Erzherzog Franz Ferdin<strong>and</strong><br />
die Gästeliste derer von Thurn und Taxis<br />
prägten.<br />
Nahe des fürstlichen Baues, der heute eine internationale<br />
Schule beherbergt, entspringt der<br />
Tivamo, dessen zwei Kilometer Flusslänge ihn<br />
zum zweitkürzesten Fluss der Welt machen.<br />
Doch mitnichten, denn eigentlich verschwindet<br />
der Fluss in slowenischem Karstgebiet,<br />
um erst bei San Giovanni al Timavo wieder<br />
das Tageslicht zu erblicken. Zu römischer<br />
Zeit lag hier der Hafen „lacus Timavi“. Dies<br />
sei der Ort, an dem die Argonauten des Jason<br />
und die Gefährten des Aeneas auf ihrer<br />
Flucht von Troja gel<strong>and</strong>et sein sollen.<br />
Wer immer sich dieser sagenhaften Behauptung<br />
hingeben mag, der könnte aus diesem<br />
Umst<strong>and</strong> die tatsächlich noch nicht ausgereif-<br />
Info.<br />
Castello di Duino<br />
34011 Duino Aurisina<br />
Trieste<br />
T +39 040 20 81 20<br />
Info@castellodiduino.it<br />
www.castellodiduino.it<br />
te Navigation griechischer Helden erkennen.<br />
Wie dem auch sei, der Platz hat seinen mystischen<br />
Reiz, obgleich die Kirche den Ersten<br />
Weltkrieg nicht unbeschadet überst<strong>and</strong>.<br />
Mörderisches bietet sich bei einem Besuch<br />
der Karstl<strong>and</strong>schaft. Redipuglia zeugt mit<br />
seiner Gedenkstätte von kriegerischem Wahn<br />
ebenso, wie der Monte San Michele mit den<br />
Spuren der Isonzoschlachten. Über Doberdo<br />
(del Lago) leicht zu erreichen, hat Doberdo<br />
inzwischen auf den Hinweis „del Lago“ verzichtet,<br />
zumal der See völlig ausgetrocknet ist.<br />
Zeit, sich der Stadt Triest, oder in alter<br />
Schreibform „Tergeste“, anzunähern. Der<br />
Zwischenstopp in Sistiana ist eigentlich ein<br />
Muss, bevor sich die Stadt öffnet. Nein Halt;<br />
der Einkehrschwung im kleinen Hafen von<br />
Duino lohnt sich allemal. Das „Al Cavalluccio“<br />
sorgt für den köstlichen Vorgeschmack<br />
auf Triest, dessen „Wien Ausstrahlung“ dem<br />
altösterreichischen Hafen, in sonderbarer Art<br />
und Weise, Rechnung trägt.<br />
~ <strong>Rettl</strong> 1868 ~ 31