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REPORT<br />
REPORT<br />
TIROLER WIRTSCHAFTSFORUM<br />
<strong>Rettl</strong> referiert<br />
Moderebell Thomas <strong>Rettl</strong> zeigt beim Tiroler Wirtschaftsforum auf,<br />
wie Erfolg durch Anderssein zust<strong>and</strong>e kommt und sorgt mit Witz und<br />
schrillen Anekdoten für Unterhaltung.<br />
Wort: Beate Troger Bild: TT/Rottensteiner<br />
Er steckt Hollywood-Stars in einen<br />
Schottenrock und schneidert Trachtensakkos<br />
für die britische Königsfamilie.<br />
„A bissl a Gaudi muss immer<br />
sein“, lautet der wichtigste Leitsatz von<br />
Thomas <strong>Rettl</strong>, dem Mann, der in Kärnten<br />
den Schottenrock zum Modehit gemacht<br />
hat. Denn der Kilt stamme gar nicht aus<br />
Schottl<strong>and</strong>, ist <strong>Rettl</strong> überzeugt, „schon die<br />
Kelten haben im Alpenraum Karomuster<br />
gewebt“, weiß er zu berichten – wie immer<br />
stets mit einem Augenzwinkern. Er hatte<br />
den traditionsreichen Familienbetrieb,<br />
die einstige „k. u. k. Uniformierungsanstalt“<br />
übernommen und anfangs aus Jux<br />
mit den frechen Kilts wieder neues Leben<br />
eingehaucht. „Die Differenzierung mit<br />
dem schrägen Produkt brachte uns enorme<br />
Aufmerksamkeit“, sagt <strong>Rettl</strong>. So ließ<br />
er in Schottl<strong>and</strong> ein eigenes Karomuster<br />
in den Kärntner L<strong>and</strong>esfarben weben und<br />
registrieren, auch ein Tiroler Karo hat der<br />
Moderebell bereits designt. Die Nachfrage<br />
ist groß. Nicht nur Kärntner Promis<br />
wie Franz Klammer oder Armin Assinger<br />
schlüpfen mit Leidenschaft in den Schottenrock,<br />
auch Thomas Gottschalk und sogar<br />
die Herzogin Sarah Ferguson orderten<br />
bereits in Villach, plauderte <strong>Rettl</strong> aus dem<br />
Nähkästchen, das mit schrillen Anekdoten<br />
prall gefüllt war. Und so ließ er es sich<br />
auch nicht nehmen, mit Speck und Wurst<br />
im Gepäck den britischen Royals Kilt<br />
und Sakkos persönlich vorbeizubringen. <br />
Trotz des Erfolgs will <strong>Rettl</strong> nur vorsichtig<br />
weiterwachsen. „Wir produzieren so viel<br />
wie möglich in Österreich“, erklärt er –<br />
und das sei nur bis zu einer bestimmten<br />
Größe möglich, ansonsten müsse man die<br />
Näherei wieder auslagern. Während seines<br />
Vortrags drängt sich im Publikum des<br />
Tiroler Wirtschaftsforums vor allem eine<br />
Frage auf: Was trägt der Kärntner unterm<br />
Schottenrock? Thomas <strong>Rettl</strong> ist um eine<br />
Antwort nicht verlegen und kontert frech:<br />
„Die Zukunft Kärntens.“<br />
Chefredakteur der Tiroler Tageszeitung und Moderator Alois Vahrner mit Thomas F. <strong>Rettl</strong><br />
Donnerstag, 7. November 2013 | Nummer 308 3<br />
Gefühlvoll<br />
das Leben<br />
vereinfachen<br />
Bestseller-Autor Werner Tiki Küstenmacher<br />
(„Simplify your life“) über<br />
Limbi und Schweinehunde, die man<br />
besser nicht überlisten sollte.<br />
Innsbruck – Arbeiten, obwohl<br />
man keine Lust hat? Joggen,<br />
obwohl es kalt ist? Die Menschen<br />
treffen häufig gute rationale<br />
Entscheidungen, die<br />
ihnen gefühlstechnisch aber<br />
gar nicht passen: „Oft wird<br />
Menschen geraten, sie sollen<br />
raus aus ihrer Komfortzone<br />
und ihren inneren Schweinehund<br />
überwinden. Aber dieser<br />
Schweinehund ist gar keiner“,<br />
sagte Werner Tiki Küstenmacher.<br />
Der Deutsche ist evangelisch-lutherischer<br />
Pfarrer<br />
und seit zwanzig Jahren Autor<br />
und Karikaturist. Unter <strong>and</strong>erem<br />
schrieb er den Bestseller<br />
„Simplify your life“, in dem er<br />
Anleitungen bietet, das Leben<br />
zu vereinfachen.<br />
Küstenmacher riet gestern<br />
beim Wirtschaftsforum, Rationalität<br />
und Emotionalität besser<br />
unter einen Hut zu bringen.<br />
Menschen sollten sich bei<br />
jeder Entscheidung bewusst<br />
sein, dass diese auch eine gefühlsmäßige<br />
Komponente hat.<br />
Denn neben dem Großhirn,<br />
das für das Rationale zuständig<br />
sei, existiere auch das limbische<br />
System, das sehr schnell<br />
und ausschließlich emotional<br />
reagiere. „Das Leben ist eine<br />
Kooperation aus beiden Seiten“,<br />
betonte Küstenmacher.<br />
Um das zu verdeutlichen, hat<br />
er den „Limbi“ erfunden, ein<br />
Innsbruck – Was treibt einen<br />
ehemaligen Lehrer einer Waldorfschule<br />
dazu, den maroden<br />
Fotohersteller Leica zu kaufen?<br />
„Mut“, sagt Andreas Kaufmann.<br />
Es sei ein Abenteuer<br />
gewesen, auf das er sich da vor<br />
knapp zehn Jahren eingelassen<br />
habe, erzählte der Investor am<br />
Mittwoch beim Tiroler Wirtschaftsforum.<br />
Damals, es war<br />
im <strong>Sommer</strong> 2004, ist der Deutsche<br />
mit seiner Familienholding<br />
ACM bei der legendären<br />
Kamera-Firma eingestiegen.<br />
Leica lag zu dem Zeitpunkt<br />
nach einem missglückten Börsengang<br />
am Boden, die Pleite<br />
drohte. Man hatte den W<strong>and</strong>el<br />
zur Digitalkamera verschlafen<br />
und noch so einige <strong>and</strong>ere Probleme<br />
aufgetürmt. Mittlerweile<br />
hat Kaufmann den Konzern<br />
auf neue Beine gestellt – und<br />
wälzt große Expansionspläne.<br />
Der Umsatz lag im Vorjahr bei<br />
knapp 300 Mio. Euro – doppelt<br />
so viel wie noch zwei Jahre zuvor.<br />
Mittelfristig werden 500<br />
Mio. Euro angepeilt.<br />
Überzeugt und fasziniert hat<br />
Kaufmann an Leica die Kult-<br />
Marke, mit der sich Superstars<br />
wie Brad Pitt, Charlotte<br />
Rampling oder Brigitte Bardot<br />
ebenso gerne ablichten las-<br />
putziges Tierchen, das metaphorisch<br />
für die eigene Emotion<br />
steht. Wenn „Limbi“ etwas<br />
nicht möge, dann werde man<br />
sich auch nur in 5 % der Fälle<br />
dauerhaft überwinden können,<br />
dieses etwas zu tun – also<br />
etwa im Regen joggen zu gehen.<br />
Der „Limbi“ sei aber kein<br />
Schweinehund, vielmehr rette<br />
er den Menschen regelmäßig<br />
das Leben.<br />
Um sein Leben zu vereinfachen,<br />
rät er, sich kleinere Ziele<br />
zu setzen. „Die große Kunst<br />
liegt darin, die Ziele so zu formulieren,<br />
dass der ’Limbi’ mit<br />
dabei ist.“ Nur so entstehe Freude<br />
– und mit ihr Erfolg. (wer)<br />
Verzückte das Publikum beim Wirtschaftsforum<br />
mit witzigen Karikaturen:<br />
Werner Tiki Küstenmacher.<br />
sen wie die Queen. „Aber eine<br />
ikonische Marke allein genügt<br />
nicht“, betonte Kaufmann. Eine<br />
gelungene Sanierung brauche<br />
neben Mut auch Augenmaß,<br />
Vision, Strategie, Taktik<br />
und vor allem eines: Kapital.<br />
Letzteres besorgte sich Kaufmann<br />
bei Risikokapitalgebern.<br />
Nicht bei Banken, denn diese<br />
könnten wegen der zunehmend<br />
strengeren Regeln heute<br />
keine Finanzierung dieser Art<br />
mehr tätigen, bemerkte er.<br />
Mit potenten Geldgebern<br />
im Rücken hat Kaufmann den<br />
Konzern umgekrempelt, kräftig<br />
in die Produkte investiert,<br />
die den Mythos Leica tragen.<br />
„Wir konzentrieren uns auf<br />
das Wesentliche“, lautete fort-<br />
Info.<br />
Thema des Tages: 23. Tiroler Wirtschaftsforum<br />
Erfolgreich durch neue Wege: Designer Thomas <strong>Rettl</strong> setzt im einstigen K.-u.-k.-Familienbetrieb auf den Kärntner Kilt. Fotos: Ro tensteiner<br />
Der Mann im Schottenrock<br />
mischt die Modewelt auf<br />
Moderebell Thomas <strong>Rettl</strong> zeigt auf, wie Erfolg durch Anderssein zust<strong>and</strong>e<br />
kommt und sorgt mit Witz und schrillen Anekdoten für Unterhaltung.<br />
Innsbruck – Er steckt Hollywood-Stars<br />
in einen Schottenrock<br />
und schneidert<br />
Trachtensakkos für die britische<br />
Königsfamilie. „A bissl a<br />
Gaudi muss immer sein“, lautet<br />
der wichtigste Leitsatz von<br />
Thomas <strong>Rettl</strong>, dem Mann, der<br />
in Kärnten den Schottenrock<br />
zum Modehit gemacht hat.<br />
Denn der Kilt stamme gar<br />
nicht aus Schottl<strong>and</strong>, ist <strong>Rettl</strong><br />
überzeugt, „schon die Kelten<br />
haben im Alpenraum Karomuster<br />
gewebt“, weiß er zu<br />
berichten – wie immer stets<br />
mit einem Augenzwinkern.<br />
Mit Mut wie Phönix aus<br />
der Asche steigen<br />
an die Devise. Leica begann,<br />
rund um den Globus edle Boutiquen<br />
und Geschäfte zu eröffnen.<br />
„Ran an den Endkunden“,<br />
heißt Kaufmanns Motto. Heute<br />
gibt es 125 Shops – und die<br />
Expansion soll weitergehen.<br />
Als „Phönix aus der Asche“<br />
sieht Kaufmann Leica selbst.<br />
Das Unternehmen habe Fotografie-Geschichte<br />
geschrieben<br />
– und diese Geschichte will<br />
Kaufmann fortschreiben. Er,<br />
der einst 15 Jahre lang an einer<br />
Waldorfschule unterrichtet<br />
hatte, kann aus dieser Tätigkeit<br />
einiges ableiten. „Man<br />
muss die Menschen mögen“,<br />
ist er überzeugt. Nur wer motivieren<br />
könne, werde auch<br />
langfristig Erfolg haben. (wer)<br />
Er hatte den traditionsreichen<br />
Familienbetrieb, die<br />
einstige „k. u. k. Uniformierungsanstalt“<br />
übernommen<br />
und anfangs aus Jux mit den<br />
frechen Kilts wieder neues Leben<br />
eingehaucht. „Die Differenzierung<br />
mit dem schrägen<br />
Produkt brachte uns enorme<br />
Aufmerksamkeit“, sagt <strong>Rettl</strong>.<br />
So ließ er in Schottl<strong>and</strong> ein<br />
eigenes Karomuster in den<br />
Kärntner L<strong>and</strong>esfarben weben<br />
und registrieren, auch<br />
ein Tiroler Karo hat der Moderebell<br />
bereits designt.<br />
Die Nachfrage ist groß.<br />
Nicht nur Kärntner Promis<br />
wie Franz Klammer oder Armin<br />
Assinger schlüpfen mit<br />
Leidenschaft in den Schottenrock,<br />
auch Thomas Gottschalk<br />
und sogar die Herzogin<br />
Sarah Ferguson orderten<br />
bereits in Villach, plauderte<br />
<strong>Rettl</strong> aus dem Nähkästchen,<br />
das mit schrillen Anekdoten<br />
prall gefüllt war. Und so ließ<br />
er es sich auch nicht nehmen,<br />
mit Speck und Wurst im<br />
Gepäck den britischen Royals<br />
Kilt und Sakkos persönlich<br />
vorbeizubringen.<br />
Trotz des Erfolgs will <strong>Rettl</strong><br />
nur vorsichtig weiterwachsen.<br />
„Wir produzieren so viel<br />
wie möglich in Österreich“,<br />
erklärt er – und das sei nur<br />
bis zu einer bestimmten Größe<br />
möglich, ansonsten müsse<br />
man die Näherei wieder auslagern.<br />
Während seines Vortrags<br />
drängt sich im Publikum des<br />
Tiroler Wirtschaftsforums<br />
vor allem eine Frage auf: Was<br />
trägt der Kärntner unterm<br />
Schottenrock? Thomas <strong>Rettl</strong><br />
ist um eine Antwort nicht verlegen<br />
und kontert frech: „Die<br />
Zukunft Kärntens.“ (bea)<br />
Thomas <strong>Rettl</strong> ist mittlerweile auch als<br />
Vortragender immer wieder unterwegs. Dabei<br />
macht er nicht nur als Alleinunterhalter,<br />
sondern auch als fachlich versierter Redner<br />
eine gute Figur. Wer seine Redegew<strong>and</strong>theit<br />
kennt, möchte es kaum glauben, aber der<br />
Auftritt beim Tiroler Wirtschaftsforum war trotz<br />
sprachlicher Differenzen zwischen Kärnten und<br />
Tirol ein voller Erfolg. So konnte ihn nicht nur<br />
der Chefredakteur der Tiroler Tageszeitung und<br />
Moderator Alois Vahrner, sondern auch das<br />
Publikum gut verstehen. Nähere Infos bezüglich<br />
Buchbarkeit und Verfügbarkeit sind bitte bei<br />
Thomas <strong>Rettl</strong> selbst zu erfragen.<br />
www.rettl.com<br />
Der Retter der Foto-Legende Leica, Andreas Kaufmann (r.), im Gespräch<br />
mit TT-Chefredakteur Alois Vahrner. Foto: Rottensteiner<br />
FWF-Präsidentin Pascale Ehrenfreund<br />
forderte mehr Risiko in der<br />
Forschung. Foto: Ro tensteiner<br />
Innsbruck – Für Gregor Heiss<br />
war das Tiroler Wirtschaftsforum<br />
ein Heimspiel. Der Innsbrucker<br />
Coach hielt bei seinem<br />
Vortrag „Heiss auf Erfolg“ den<br />
heimischen Unternehmern<br />
und Managern den Spiegel<br />
vor. „Werte wie Qualität, Gewinne<br />
oder Image sind keine<br />
Unternehmensleitlinien, sondern<br />
schlichtweg überlebensnotwendig“,<br />
stellte Heiss klar.<br />
Außerdem räumte er mit dem<br />
„80er-Jahre-Relikt“ auf, dass<br />
Chefs ihre Mitarbeiter motivieren<br />
müssten: „Die Mitarbeiter<br />
kommen bereits mit<br />
Über die Suche nach<br />
Leben auf dem Mars<br />
Titelstory in der Tiroler Tageszeitung<br />
Innsbruck – „Leben gibt es<br />
überall“, sagt Pascale Ehrenfreund,<br />
die Präsidentin des<br />
Wissenschaftsfonds FWF,<br />
und daher sei auch die Wahrscheinlichkeit<br />
sehr hoch, dass<br />
es irgendwo da draußen im<br />
Weltall Leben gebe. Sie selbst<br />
hat am NASA Astrobiology<br />
Institute in den USA nach Leben<br />
auf dem Mars erforscht.<br />
Die Oberfläche sei sehr lebensfeindlich,<br />
„aber vielleicht<br />
gibt es in unterirdischen<br />
Motivation, der Chef muss nur<br />
alles unterlassen, was demotiviert.“<br />
Denn unterm Strich sei<br />
immer der Vorgesetzte schuld,<br />
Schichten eine Form von Leben“,<br />
vermutet sie. Die Wissenschaft<br />
sei mit vielfältigen,<br />
interdisziplinären Methoden<br />
nach wie vor auf der Suche.<br />
So soll ab 2018 unter <strong>and</strong>erem<br />
mit österreichischer Beteiligung<br />
am Mars zwei Meter tief<br />
in den Untergrund gegraben<br />
werden. Ehrenfreund plädierte<br />
für mehr Risikobereitschaft<br />
vor allem in der Grundlagenforschung,<br />
nur so sei radikale<br />
Innovation möglich. (bea)<br />
„Motivierte Mitarbeiter darf<br />
der Chef nicht demotivieren“<br />
Gregor Heiss zählt die Bedürfnisse<br />
von Mitarbeitern auf. Foto: Ro tensteiner<br />
wenn Arbeitnehmer von sich<br />
aus ein Unternehmen verlassen,<br />
bilanziert Heiss. Mit<br />
Abstechern in die Gehirnforschung<br />
und gespickt mit Zitaten<br />
von Henry Ford bis hin zu<br />
Rosa Luxemburg gab er Anregungen<br />
zur erfolgreichen<br />
Mitarbeiterführung basierend<br />
auf den Grundbedürfnissen<br />
Profit, Wohlbefinden, Frieden<br />
und Stolz. Dazu gehöre eine<br />
Fehlerkultur ebenso wie die<br />
Bereitschaft, eingefahrenes<br />
Denken zu ändern und von<br />
Mitarbeitern Ratschläge anzunehmen.<br />
(bea)<br />
14 ~ <strong>Rettl</strong> 1868 ~ ~ <strong>Rettl</strong> 1868 ~<br />
15