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PORTRÄT<br />
PORTRÄT<br />
ITALIENS FRISEUREXPORT<br />
Le Figaro<br />
Sauro Pezzolla<br />
Damals in Italien, genauer in einem kleinen Ort bei Florenz, wo Sauro Pezzolla 1980 geboren wurde,<br />
gab es wenige Männer, die den Beruf des Friseurs erlernt hatten. Doch einen aus dieser seltenen Spezies gab es,<br />
der den jungen Sauro als 14-Jährigen fragte, warum er nicht auch Friseur werden wolle. Und er wollte:<br />
Sauro Pezzolla kam, sah und stylte.<br />
Wort: Jaqueline Rauter Bild: Simone Attisani, Pezzolla<br />
Noch als Jugendlicher ging Sauro davon<br />
aus, dass die Welt der Frisuren eine<br />
überwiegend weibliche wäre, doch sein<br />
Vorurteil sollte bald auf den Kopf gestellt werden.<br />
Als er sich mit dem Gedanken angefreundet<br />
hatte, sich der Kunst des Frisierens auf professionelle<br />
Weise zu nähern, besuchte er eine<br />
Präsentation der „Scuola artisti e acconciatori<br />
unisex italini (SAAUI) – dort wurde in seiner<br />
Vorstellung von Haarkunst ein neues Kapitel<br />
geschrieben. Es waren ausschließlich Männer,<br />
die an den Haaren der Models bastelten. Und<br />
sie waren keine Friseure – sie nannten sich<br />
Figaros.<br />
Ein eigener Salon<br />
Die darauffolgenden vier Jahre besuchte Sauro<br />
die SAAUI (Scuola artisti e acconciatori unisex<br />
italiani), um eine profunde Ausbildung zum<br />
Hairstylisten zu erhalten. Als er diese mit 18<br />
Jahren abgeschlossen hatte, wurde er zum Militär<br />
nach Tarvis gerufen, um seinen Zivildienst<br />
zu leisten. Als Sauro diesen beendet hatte, versuchte<br />
er sich als selbständiger Friseur, um sein<br />
Talent erstmals auf eigenem Fuße zu erproben.<br />
Nach ein paar erfolgreichen Jahren betrieb er<br />
sogar einige Zeit einen eigenen Haarsalon in<br />
Tarvis. Währenddessen ergaben sich wichtige<br />
Zusammenarbeiten mit Top-Stylisten wie Keith<br />
Harris, der als internationaler Hairstylist sehr<br />
gefragt ist. Zusammen beauftragte man sie für<br />
das renommierte Label P&G – Head & Shoulders.<br />
Keinen Anderen würde Sauro Pezzolla als<br />
fundamentaler für das Zünden seiner Leidenschaft<br />
und seiner Karriere bezeichnen.<br />
Wahlheimat Villach<br />
Durch Sauro Pezzollas Talent ergaben sich<br />
wichtige Kontakte, die ihm in der Szene relativ<br />
früh eine gute Reputation verschafften.<br />
Immer wieder kam er durch Auftragsarbeiten<br />
mit Kärnten in Kontakt, bis er sich 2010 entschloss,<br />
in Villach zu bleiben. Schon in seinem<br />
Salon in Tarvis freundete er sich mit vielen<br />
Villachern an. Bald traf er einen <strong>and</strong>eren italienischen<br />
Wahlvillacher aus der selben Szene:<br />
den Fotografen Simone Attisani. Mit ihm<br />
arbeitet Pezzolla seither gemeinsam an vielen<br />
Projekten. In Buchform kann man Sauros<br />
Künste seit Neuestem ebenso bewundern: In<br />
dem im März erschienenen Buch von Best of<br />
Make-up Visagistin Karina Kirecci, zeichnete<br />
Sauro verantwortlich für die die aufwändigen<br />
Haarkreationen.<br />
Keine Dauerwelle bitte<br />
Mittlerweile sind Sauro Pezzollas Talent und<br />
Kreativität über die Grenzen Kärntens hinaus<br />
gefragt. Unter <strong>and</strong>eren stylte er bereits für das<br />
Magazin NEWS oder auch für die Miss Austria<br />
Corporation. Wenn man den Hairdresser nach<br />
dem Kern des Talents eines guten Friseurs fragt,<br />
sagt er Folgendes: „Ein guter Stylist findet für jeden<br />
Typ die richtige Frisur – ein Friseur darf vor<br />
keiner Frisur halt machen, er muss alles perfekt<br />
beherrschen.“ Eine Ausnahme ist hierbei die<br />
altbekannte Dauerwelle – diese von seinem Credo<br />
auszuschließen, ist für Sauro Prinzipsache.<br />
Weniger ist mehr<br />
Seit den 1970ern ist frisurentechnisch jegliche<br />
Innovation ausgeschöpft, meint Sauro Pezzolla:<br />
„Es gibt schlichtweg nichts mehr Neues, man<br />
kann sein Haar ändern, wie man will. Irgendwann<br />
gab es das schon mal.“ Ein starker Trend<br />
sei bei Männern im Moment der Voll- und<br />
Schnurrbart, und das sogar bei Frauen, zumindest<br />
in Form eines netten Accessoires. Wichtig<br />
ist dem Hairstylisten, zu betonen, dass weniger<br />
oft mehr sei: „Frauen fühlen sich manchmal gezwungen,<br />
mit ihrem Haar zu experimentieren,<br />
dabei wollen die meisten einfach schlicht und<br />
divenhaft aussehen.“ Für Sauro Pezzolla ist der<br />
Grundsatz einfach erklärt: „Die glücklichsten<br />
Frauen sind die, bei denen am wenigsten gemacht<br />
wird, das sehe ich immer wieder. Der<br />
Trend geht klar in eine Richtung: Back to<br />
nature!“ Die Zukunft sieht er in Händen von<br />
Perückenmachern. Wenn die Frisuren ausgeschöpft<br />
sind, wird es Perücken in allen Formen<br />
und Kreationen geben. Doch bis es so weit ist,<br />
ein Tipp vom Meister: „Schönheit ist immer<br />
einfach, nie kompliziert.“<br />
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