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Präsentation als pdf (1.2 MB) - Oeschger Centre for Climate Change ...

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AlleredenvomKlima-<br />

Kommunikation zum Klimawandel<br />

zwischen Wissenschaft, Politik und<br />

den Medien<br />

Peter Weingart<br />

Institut für Wissenschafts- und<br />

Technik<strong>for</strong>schung (IWT)<br />

Universität Bielefeld


Die Risiken der Kommunikation<br />

zwischen Wissenschaft, Politik und<br />

Massenmedien<br />

• Wissenschaft: Glaubwürdigkeitsverlust<br />

• Politik: Legitimationsverlust<br />

• Medien: Verlust der Aufmerksamkeit<br />

des Publikums / Verlust von<br />

Marktchancen


Kommunikative Muster<br />

• Ausgangspunkt: Anthropogenisierung und<br />

Politisierung in der Wissenschaft<br />

• Selektive Übernahme im Politik-Diskurs<br />

• Dramatisierung durch die Medien


Der Klimadiskurs in der<br />

Wissenschaft<br />

• Anthropogenisierung und Politisierung des<br />

Forschungsgegenstandes „Klimawandel“<br />

• Diskursive Konstitution der Regulierbarkeit des<br />

Klimasystems<br />

• Identifizierung von Verursachern, Betroffenen,<br />

Handlungsoptionen


Der Klimadiskurs in der Wissenschaft<br />

• Anthropogenisierung<br />

‣“This has led to the conviction that mankind<br />

can <strong>als</strong>o influence the climate...” (Bach, 1976)<br />

• Attribuierung-Verursacher:<br />

‣“There may be a net input to the atmosphere of<br />

0.2 to 0.4 x 10 9 tons of carbon annually,<br />

because of inadequate <strong>for</strong>est growth <strong>for</strong><br />

renewal of fuel wood in the developing<br />

countries” (Bolin 1977).


Der Klimadiskurs in der Wissenschaft<br />

• Betroffene:<br />

„Das mögliche Abschmelzen des<br />

westantarktischen Schelf-Eises, innerhalb ...von<br />

mehreren hundert Jahren, könnte einen Anstieg<br />

des Meeresspiegels um fünf bis zehn Meter<br />

bewirken; damit würden niedrig liegende<br />

Küstengebiete wie z.B. in den Niederlanden<br />

oder Norddeutschland überflutet werden“ (AKE<br />

1986)<br />

‣Handlungsoptionen:<br />

„Um die drohende Klimakatastrophe zu<br />

vermeiden, muss... jetzt...damit begonnen<br />

werden, die...Emission der ...Spurengase<br />

drastisch einzuschränken“(ebda) .


Der Klimadiskurs in der Politik<br />

• Übernahme des Katastrophenbegriffs<br />

• Etablierung einer nationalen<br />

Klima<strong>for</strong>schungs-Expertise<br />

• Trans<strong>for</strong>mation der drohenden globalen<br />

Katastrophe in einen Gegenstand<br />

politischer Regulierung


Der Klimadiskurs in der Politik<br />

• Der Katastrophenbegriff<br />

– “Ohne eine drastische Umstrukturierung unserer<br />

Energieversorgung beschwören wir die drohende<br />

Klimakatastrophe geradezu herauf” (MdB, SPD, 1990).<br />

• Nationale Expertise<br />

– “... ist es doch so, dass nach Meinung der<br />

Wissenschaftler ausreichende Indizien für<br />

Wirkungsbeziehungen vorliegen...” (MdB, CDU 1988).<br />

• Politische Regulierbarkeit<br />

– “Wer Straßen sät, erntet Verkehr. Das ist eine<br />

Bankrotterklärung für das Ziel der C0 2 –Minderung um<br />

25%” (MdB, SPD, 1993).


Der Klimadiskurs in den<br />

Massenmedien<br />

• Herstellung der Ereignishaftigkeit des<br />

Klimawandels<br />

• Inszenierung der Alltagsrelevanz des<br />

Klimawandels<br />

• Trans<strong>for</strong>mation der wissenschaftlichen<br />

Hypothese in die Gewissheit der<br />

kommenden Katastrophe


Der Klimadiskurs in den<br />

• Ereignishaftigkeit<br />

Massenmedien<br />

‣“Die Häufung von Überschwemmungen ist<br />

Menschenwerk. Ist sie schon Vorbote der<br />

Klimakatastrophe?” (Der Spiegel, 1995)<br />

• Alltagsrelevanz<br />

‣“Schmelzende Gletscher, fehlender Schnee,<br />

Tauwetter auf dem Grossglockner – Klima<strong>for</strong>scher<br />

sagen das Ende des Wintersports in den Alpen<br />

voraus” (Der Spiegel, 1991).<br />

• Hypothese – Gewissheit<br />

‣“Das Klima wird sich wandeln. Darin scheint die<br />

wissenschaftliche Welt nun einig. Sie beschäftigt<br />

sich nicht mehr mit der Frage ‚ob‘, sondern nur noch<br />

mit der Frage, ‚wie‘ das Klima sich ändert” (FAZ,<br />

1994).


Wissenschaftliche Warnungen und die<br />

Risiken der Kommunikation<br />

• Wissenschaft:<br />

Glaubwürdigkeitsverlust durch<br />

Eigendynamik der Katastrophenmetapher<br />

• Politik:<br />

Legitimationsverlust durch Selbstüber<strong>for</strong>derung<br />

• Medien:<br />

Verlust der Aufmerksamkeit des Publikums /von<br />

Marktanteilen durch Abnutzung der Dramatisierung;<br />

skeptischer Gegendiskurs


Vertrauensverlust der Wissenschaft<br />

• „Die deutlichste Treibhausfolge ist ein warmer Regen: Geld<br />

ergießt sich über wissenschaftliche Eliteeinheiten in<br />

Deutschland, Großbritannien und den USA“ (DIE ZEIT<br />

25.07.1997<br />

• „‚<strong>Climate</strong> <strong>Change</strong>’, der Begriff...öffnet den<br />

Wissenschaftlern mittlerweile weltweit die Türen zur Politik<br />

und zu den Fördermitteln (FAZ, 08.01.1997)<br />

• „Wissenschaft degeneriert zur ‚Ideologie‘, wenn sie ihre<br />

Hypothesen nicht mehr hinterfragen lässt und sie, das<br />

Meinungsmonopol ausnutzend, für ‚sakrosankt‘ erklärt“<br />

(Handelsblatt,16.1.1996)


Reaktionen auf Risiken der<br />

Kommunikation<br />

• Wissenschaft: Orientierung an<br />

massenmedialen<br />

Repräsentationsprinzipien<br />

• Politik:Hierarchisierung von Wissen<br />

bzw. von Beratung<br />

• Massenmedien:Inszenierung der<br />

Wissenschaft, u.a. <strong>als</strong> Kontroverse


Neue Skepsis<br />

• „Den Meteorologen ist die Katastrophe abhanden<br />

gekommen“ (DIE ZEIT, 25.07.1997).<br />

• „Klimahysterie - wissenschaftliche Beweise fehlen“<br />

(Westfalen Blatt, 13.8.1996).<br />

• „Ist das Katastrophenszenario bloß Panikmache?“<br />

(Sonntagsblatt, 21.11.1997)<br />

• „Die These vom Treibhauseffekt...liegt in ihren<br />

Todeszügen“ (Die ZEIT 25.07.1997, „Schlechte Zeiten<br />

für Propheten - Klimafolgen<strong>for</strong>scher sind mit ihren<br />

Prognosen vorsichtiger geworden und geraten unter<br />

Druck“ (Berliner Zeitung, 05.11.1997).


„Gegenstand und Auslöser der [Klima-<br />

]Skepsis sind nicht zuletzt die Korrekturen<br />

und Relativierungen der wissenschaftlichen<br />

Klimaszenarien durch die etablierte<br />

Klima<strong>for</strong>schung selbst. Was in der<br />

Wissenschaft ein normaler Vorgang ist,<br />

wird in den Medien zum Anlass von<br />

Misstrauen.“<br />

(Weingart / Engels / Pansegrau 2002, 129)


Framing Klimaskepsis<br />

‣Unsicherheiten der Klima<strong>for</strong>schung<br />

‣Interessenkonstellation hinter der Klima-<br />

Hysterie<br />

‣Katastrophensemantik in der<br />

Wissenschaft, der Politik und den Medien<br />

(Reflexivität)


Skepsis: Klima<strong>for</strong>schung<br />

Die Klimaerwärmung ist natürlich:<br />

„Je genauer Paläoklimatologen und<br />

Geologen die Geschichte des Klimas<br />

er<strong>for</strong>schen, desto klarer erkennen sie, wie<br />

kräftig die Temperaturen schon in früheren<br />

Zeiten nach oben oder nach unten<br />

rauschten.“ (S. 144)


Skepsis: Klima<strong>for</strong>schung<br />

Die Konsequenzen der Klimaerwärmung sind<br />

nicht so verheerend, wie vorhergesagt wird:<br />

•„Von Superstürmen, schmelzenden Polkappen und<br />

überfluteten Millionenstädten ist nun keine Rede mehr.“<br />

(S. 144)<br />

------------------------------------------------------------------------<br />

•„Unterm Strich prognostizieren die Klimatologen im<br />

aktuellen IPCC-Bericht aber nur noch einen Anstieg des<br />

Meeresspiegels um rund 40 Zentimeter – bislang<br />

hielten sie noch knapp einen Meter für möglich. „Wir<br />

haben heute mehr und bessere Computermodelle,<br />

dadurch sind die Prognosen genauer geworden“,<br />

erläutert Peter Lemke vom Alfred-Wegener-Institut für<br />

Polar- und Meeres<strong>for</strong>schung in Bremerhaven.“ (S. 145)


Skepsis: Klima<strong>for</strong>schung<br />

Die Klimaerwärmung hat nicht nur Verlierer,<br />

sondern auch Gewinner:<br />

•„Manche Ökologen bezweifeln, dass es<br />

tatsächlich zu einem massenhaften Artensterben<br />

bei Tieren und Pflanzen kommen wird.“<br />

•„Ein wärmeres Klima ist förderlich für die<br />

Artenvielfalt“, sagt der Münchner Zoologe Josef<br />

Reichholf.“ (Seite 144)


Skepsis:Interessenkonstellationen<br />

„Dam<strong>als</strong> [in den späten 80er] hielten es einige<br />

Experten für denkbar, dass der Eispanzer der<br />

Antarktis abschmelzen könnte – was tatsächlich<br />

zu einem dramatischen Anstieg des<br />

Meeresspiegels um mehr <strong>als</strong> 60 Meter führen<br />

würde. Begierig aufgegriffen und unter die Leute<br />

gebracht wurde das Szenario von der<br />

Atomindustrie, die darin ein Argument für<br />

ihre emissionsarmen Kraftwerke erkannte.“<br />

(S.145)


Skepsis: Katastrophensemantik<br />

„Alle stimmen mit ein in den Chor der Besorgten.<br />

[d.h. Politik, Wissenschaft und Medien]. Uno-<br />

Gener<strong>als</strong>ekretär Ban Ki Moon etwa hält den<br />

Klimawandel für mindestens so gefährlich wie Kriege.<br />

Mehr <strong>als</strong> alarmierend findet auch die deutsche<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel die Entwicklung.(...)<br />

So wächst mit jedem neuen Teilbericht des<br />

mächtigen Weltklimarats IPCC die<br />

Weltuntergangsstimmung – die Klimahysterie scheint<br />

ansteckender zu sein <strong>als</strong> eine Grippeepidemie. „Wir<br />

haben nur noch 13 Jahre, um die Erde zu retten“,<br />

schrillte jüngst die „Bild“-Zeitung. „Schafft es die<br />

Menschheit nicht bis zum Jahre 2020, den<br />

Treibhauseffekt zu stoppen, löscht sie sich selbst aus<br />

– unter entsetzlichen Qualen.“(Seite 143)


Ironisierende Distanzierung<br />

• „Im Untergangsangebot sind ferner (…)<br />

Klimakatastrophe“,Der SPIEGEL<br />

28.8.2006,<br />

• „Zur Zeit hat die ‚Klimakatastrophe‘<br />

Konjunktur“, Der SPIEGEL 16.9.2002,<br />

• „Klimakatastrophe geht auch wieder<br />

vorbei, diesen Weltuntergang werden wir<br />

auch überleben“, Der SPIEGEL<br />

15.10.2001.


Überbietungsdiskurs<br />

„Diesmal kommen die Gegner aus den eigenen<br />

Reihen. Gestandene Klimatologen<br />

demontieren…mit immer neuen<br />

wissenschaftlichen Studien den UN-<br />

Klimareport…Treibt der Rat etwa ein f<strong>als</strong>ches<br />

Spiel?<br />

Die neue Botschaft lautet:…Eine schmerzfreie<br />

Wende irgendwann im nächsten Jahrzehnt..,die<br />

das IPCC propagiert, scheint passé.<br />

In diesem apokalyptischen Chor wird der<br />

gezähmte Weltklimarat jetzt gnadenlos<br />

überstimmt“ (FAZ, 4.4.2008, 33).


Schlussfolgerungen: Reflexiver Umgang mit<br />

Risiken wissenschaftlicher<br />

Warnkommunikation<br />

• Erwartungskorrekturen, Rückgewinn<br />

institutioneller Distanz<br />

‣ Wissenschaft: vorsichtiger Umgang mit<br />

Medien; Abwägung von wiss.<br />

Glaubwürdigkeit und kurzfristiger<br />

Medienaufmerksamkeit<br />

‣ Politik: Entscheiden unter Ungewissheit;<br />

Verzicht auf zu hohen Druck auf<br />

Konsenserzeugung


<strong>Climate</strong> change

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