06.04.2014 Aufrufe

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Einleitung – Kapitel 1.1.<br />

Abbildung 1.3: Karte von 1822 (nach Holtmeyer, Denkmälerinventar 1923,<br />

Tafel 16, Ausschnitt). Der orange Kreis markiert den Ort des Massengrabs, zu<br />

der Zeit eine unbebaute Fläche hinter einem Stall (L-förmiges Gebäude). Roter<br />

Pfeil = Modellhaus, das als Notlazarett diente<br />

Ab Mitte November wurden weitere kriegsgefangene französische Soldaten aus Paderborn<br />

in dem Modellhaus-Lazarett untergebracht, etwas später zusätzliche russische<br />

Truppen. Insgesamt war dieses Lazarett mit etwa 600 Soldaten deutlich überbelegt.<br />

Anwohner des Lazaretts beschwerten sich beim Kurfürsten über den üblen Geruch<br />

und berichteten von ihrem Ekel vor den Kranken. Aufgrund der überaus<br />

schlechten hygienischen Bedingungen starben bis Ende November 95 französische<br />

Kriegsgefangene sowie ein Chirurg. Sämtliches Pflegepersonal, die Krankenwärter,<br />

der Dekan und die übrigen Chirurgen erkrankten ebenfalls. Zwar gibt es keine weiteren<br />

Hinweise, dass die Epidemie sich auch auf die allgemeine Bevölkerung übertragen<br />

hat, doch die Erinnerungen an dieses Ereignis blieben den Anwohnern präsent:<br />

„Im Jahr 1814 brach in unserer Vaterstadt in einem ungewöhnlich<br />

hohen Grad in Folge der Durchmärsche von bedeutenden Truppenmassen<br />

ein sehr heftiger bösartiger Typhus aus, welcher viele Einwohner<br />

hinwegraffte. Da das damalige Militär-Hospital, die Charité,<br />

nicht mehr zur Unterbringung aller Militärkranken ausreichte, so<br />

wurde diese Kaserne sofort zu einem Militärlazareth verwendet, und<br />

es findet sich kein Gebäude in Cassel, aus welchem so viele Seelen in<br />

das Jenseits hinübergegangen sind, als aus diesem Hause; ja man hatte<br />

bei der überhand genommenen großen Sterblichkeit, um die Todten<br />

nicht die Treppen heruntertragen zu müssen, an der nordöstlichen Seite,<br />

dem Hofe zu, eine sogenannte Rutschbahn angebracht, auf welcher<br />

die Leichname in die daruntergefahrenen Kastenwagen, ohne die geringste<br />

Bekleidung, gleich weiter zur Ruhestätte befördert wurden.“<br />

(zitiert nach Holtmeyer A (1923), S.545)<br />

4

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!