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Methoden - Kapitel 3.2.<br />
3.2. Morphologische und morphometrische Befundung<br />
Nach der Zuordnung der Skelettelemente und stichprobenartigen Überprüfung (vgl.<br />
Kap. 3.4.4.) wurden die Individuen morphologisch und morphometrisch befundet.<br />
Dazu wurde eine morphologische Alters- und Geschlechtsdiagnose erstellt, wenn<br />
möglich eine Körperhöhenrekonstruktion durchgeführt, und auf Abweichungen der<br />
Regelanatomie geachtet (vgl. Kap. 1.3.). Durch den hohen Fragmentierungsgrad der<br />
Knochen konnten die meisten Kriterien für eine Alters- und Geschlechtsdiagnose<br />
dabei nicht angewendet werden. Für jedes Individuum wurde eine Übersichtsaufnahme<br />
der vorliegenden Skelettelemente erstellt.<br />
3.2.1. Geschlechtsbestimmung<br />
Die häufigsten zu beurteilenden Merkmale für die Geschlechtsdiagnose waren die<br />
Weite der Incisura ischiadica major und der Arc composé. Nur in seltenen Fällen<br />
waren komplette Ossa coxae überliefert, die eine Beurteilung weiterer Merkmale,<br />
etwa der S-Krümmung der Crista iliaca oder des Angulus‘ subpubicus erlaubten.<br />
Von den Kriterien des Schädels war das Planum nuchale noch vergleichsweise häufig<br />
überliefert, wobei auch hier in den meisten Fällen eine starke Fragmentierung nur<br />
eingeschränkte Aussagen ermöglichte. Die Ausprägung der Merkmale wurde mit<br />
Referenzmaterial verglichen und eine Tendenz für jedes Merkmal einzeln festgestellt.<br />
Schließlich wurde die endgültige Diagnose über alle Merkmale gestellt. Bei<br />
Abweichungen zwischen den Merkmalen wurde denjenigen des Beckens der Vorzug<br />
gegeben.<br />
3.2.2. Altersschätzung<br />
Für die Altersdiagnose konnten in der Regel der Verknöcherungsgrad der Schädelnähte<br />
(wenngleich oft nur fragmentarisch), der Abrasionsgrad der Zähne sowie in<br />
einigen Fällen der Epiphysenstatus beurteilt werden. Für die Nähte und den Abrasionsgrad<br />
wurde dabei nach der Methode von Herrmann et al. (1990) vorgegangen:<br />
Die Ausprägungen der Merkmale wurde in altersabhängige Kategorien eingeteilt,<br />
welche eine Ermittlung des ungefähren Sterbealters erlaubt. Die Definitionen der<br />
einzelnen Kategorie sind dort nachzulesen. Bei offenen oder gerade angewachsenen<br />
Epiphysen konnte durch den Vergleich mit publizierten Daten des regelhaften Anwachsens<br />
das Sterbealter relativ genau bestimmt werden.<br />
3.2.3. Körperhöhenrekonstruktion<br />
Für die Berechnung der Körperhöhe wurden die intakten Langknochen mit Hilfe<br />
eines Messbretts vermessen. Dabei wurden die entsprechenden Messstrecken nach<br />
Pearson (1899) verwendet und der gemessene Wert in die Schätzformel eingesetzt<br />
(Tab. 3.1). Konnten mehrere Knochen für die Berechnung herangezogen werden,<br />
wurde der Mittelwert der Berechnungen gebildet.<br />
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