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Methoden - Kapitel 3.1.<br />
der Femurcondylen mit dem proximalen Ende der Tibia (Kniegelenk) und des distalen<br />
Humerusendes mit den proximalen Ulna- und Radiusende (Ellbogengelenk).<br />
Auch Hinweise auf das Alter eines Individuums können für eine Zuordnung von<br />
entscheidender Bedeutung sein. Gerade in den Altersklassen Juvenis und frühes<br />
Adultas, in denen das regelhafte Anwachsen der Epi- und Apophysen charakteristisch<br />
ist, können auch isolierte Knochen eine sehr enge Eingrenzung des Sterbealters<br />
ermöglichen. Somit kann z.B. ein Femur, dessen proximale Epiphyse noch nicht angewachsen<br />
ist, nicht zu einem Individuum gehören, dessen proximalen Humerusepiphysen<br />
bereits angewachsen sind (vgl. Kap. 1.3.).<br />
Bedingt durch chemische und physikalische Faktoren des direkten Liegemilieus<br />
kommt es am bodengelagerten Knochen zu postmortalen Veränderungen (Dekompositionsphänomenen).<br />
Dabei kann die Knochenoberfläche durch Einwanderung mineralischer<br />
und organischer Bodenstoffe verschiedene Färbungen annehmen (Hunger<br />
1978; Wieberg und Wescott 2008), die für nahe zusammenliegende Knochen eines<br />
Individuums in der Regel ähnlicher sein sollten als für Knochen verschiedener Individuen.<br />
Da die genaue Bestattungslage der vorliegenden Individuen jedoch nicht<br />
bekannt ist, wurde dieses Kriterium eher untergeordnet betrachtet. Obwohl die Knochen<br />
zum Teil sehr auffällige farbliche Musterungen zeigen, wurde versucht, dieses<br />
Merkmal bei den meisten Skelettelementen lediglich unterstützend einzubeziehen.<br />
Auf eine Zuordnung von Skelettelementen, deren Zugehörigkeit nicht mit den genannten,<br />
morphologischen Kriterien überprüft werden konnte, wurde an dieser Stelle<br />
verzichtet. Dies betrifft insbesondere Hand- und Fußknochen, Rippen, Becken-, Kiefer-<br />
und Schädelstücke. Zwar wäre eine Zuordnung zumindest auf Plausibilitätsniveau<br />
für einige der Stücke möglich (etwa durch eine auffällige Färbung), jedoch lassen<br />
sich die generellen großen Unsicherheiten und die geringe Überprüfbarkeit eine<br />
definitive Zuordnung zu einem Individuum kaum wissenschaftlich begründen. Abbildung<br />
3.1 zeigt an Beispielen von rechten Humeri die Variabilität der Skelettelemente<br />
in den oben genannten Kriterien.<br />
Abbildung 3.1: Rechte Oberarmknochen (Humeri). Die Variabilität in<br />
Größe, Robustizität, Alter und Färbung ermöglicht eine Zuordnung zu<br />
Individuen.<br />
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