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Einleitung – Kapitel 1.3.<br />

eine epitheloide Angiomatose ausbilden, Hautläsionen mit einem Durchmesser von<br />

wenigen Millimetern bis Zentimetern (Robert-Koch-Institut 2007).<br />

Während des 1.Weltkrieges waren über eine Millionen Menschen an diesem 5-Tage-<br />

Fieber erkrankt (Karem et al. 2000). Die Inzidenz für das Grabenfieber nahm nach<br />

dem 1. Weltkrieg deutlich ab, stieg aber während des 2. Weltkrieges wieder an<br />

(Kostrzewski 1949). Heute beobachtet man eine erneute Verbreitung des Erregers<br />

aufgrund der unhygienischen Lebensbedingungen bei Obdachlosen in den großen<br />

Städten, sowohl in Europa als auch in Amerika (Alcantara et al. 2009, Brouqui et al.<br />

1999, Spach et al. 1995). B. quintana wurde bereits wie R. prowazekii in Skeletten<br />

napoleonischer Soldaten nachgewiesen, die im Russlandfeldzug 1812 zu Tode kamen<br />

(Raoult et al. 2006). Außerdem gab es einen positiven Nachweis in weiteren<br />

Massengräbern in Frankreich (Nguyen-Hieu et al. 2010) und Italien (Tran et al.<br />

2011) sowie in einer 4000 Jahre alten Zahnpulpa aus Südfrankreich (Drancout et al.<br />

2005).<br />

Läuserückfallfieber<br />

Das Läuserückfallfieber oder epidemisches Rückfallfieber<br />

wird durch eine Infektion mit Borrelia<br />

recurrentis verursacht. Dieses Bakterium wurde als<br />

erster menschlicher Infektionserreger bereits 1868<br />

von Otto Obermeier entdeckt. B. recurrentis ist ein<br />

Vertreter der Spirochäten (Abb. 1.19) und daher sehr<br />

beweglich und schraubenförmig. Ebenso wie bei R.<br />

prowazekii und B. quintana ist der Mensch der einzige<br />

Wirt und die Übertragung findet wie zuvor beschrieben<br />

statt. Unter schlechten hygienischen Bedingungen<br />

tritt das Läuserückfallfieber auch heute<br />

noch auf. Geographisch begrenzte Endemieherde<br />

Abbildung 1.19: Borrelia burgdorferi,<br />

400fach vergrößert. Foto:<br />

CDC (Verwendung gestattet)<br />

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bor<br />

relia_burgdorferi_%28CDC-PHIL_-<br />

631%29_lores.jpg, 10.07.2013<br />

sind in Afrika, Asien und Südamerika zu finden, wobei die Anzahl rückläufig ist.<br />

Nach einer Inkubationszeit von 5–15 Tage beginnt die Erkrankung mit Schüttelfrost,<br />

hohem Fieber, starken Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen. Der erste Fieberschub<br />

dauert in der Regel 3-6 Tage, wobei nach einem fieberfreien, etwa einwöchigen Intervall<br />

ein zweiter, 2-3 Tage andauernder, Fieberanfall auftritt. Häufig wird eine Hepatosplenomegalie<br />

beobachtet, Komplikationen können Myokardschaden, Bronchopneumonie<br />

und Arthritis sein. Ohne Behandlung liegt die Letalität bei 2-10%<br />

(Robert-Koch-Institut 2007). Im Gegensatz zu R. prowazekii und B. quintana konnte<br />

bisher B. recurrentis noch nicht in Skelettmaterial nachgewiesen werden (z.B. Raoult<br />

et al. 2006). Stattdessen wurde eine nahverwandte Borrelia-Spezies, B. burgdorferi,<br />

im Tiroler Eismann entdeckt (Keller et al. 2012).<br />

Um eine mögliche Infektion mit einem „Nervenfieber“ über den Nachweis von Erreger-DNA<br />

in den Skeletten zu identifizieren, muss folglich auf die Anwesenheit aller<br />

fünf in Frage kommenden Bakterien getestet werden.<br />

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