Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen
Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen
Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Einleitung – Kapitel 1.3.<br />
Die Letalität einer unbehandelten Erkrankung beträgt etwa 10 – 40%, wobei Mangelernährung<br />
und schlechte allgemeine Immunitätslage das Risiko weiter erhöhen.<br />
Bei frühzeitiger Therapie ist die Prognose jedoch gut (Robert-Koch-Institut 1997 und<br />
2007).<br />
Fleckfieber tritt vor allem unter schlechten hygienischen Bedingungen auf, wie sie<br />
heute z.B. in Massenquartieren und Flüchtlingslagern gegeben sind. So führten beispielsweise<br />
Bürgerkriege und Flüchtlingsbewegungen in Afrika in den vergangenen<br />
Jahren zu lokalen Epidemien (Robert-Koch-Institut 2007). In früheren Zeiten werden<br />
Epidemien mit großen Truppenbewegungen in Verbindung gebracht. Raoult et al.<br />
(2006) wiesen u.a. R. prowazekii-DNA in der Zahnpulpa von napoleonischen Truppen<br />
nach, die nach dem Rückzug aus dem verlorenen Russlandfeldzug 1812 durch<br />
die Stadt Vilnius zogen. Die katastrophalen hygienischen Bedingungen führten zu<br />
einer generellen Läuseverseuchung der Soldaten, so dass sich das Fleckfieber leicht<br />
ausbreiten konnte. Tatsächlich starben gut ein Drittel der Soldaten während des Feldzuges<br />
an Infektionskrankheiten und nicht durch feindliche Auseinandersetzung (Mayer<br />
2008). Im Weiteren gab es einen positiven Nachweis von R. prowazekii in einem<br />
weiteren Massengrab in Frankreich (Nguyen-Hieu et al. 2010). Die enge Beziehung<br />
dieser Rickettsiose zu den Typhus-Erkrankungen erkennt man auch in ihren englischen<br />
Bezeichnungen: Das Fleckfieber wird als (epidemic) typhus bezeichnet, während<br />
der eigentliche Typhus typhoid fever genannt wird.<br />
Fünf-Tage-Fieber / Wolhynisches Fieber<br />
1915 wurde im Zuge des 1. Weltkrieges das Fünf-<br />
Tage-Fieber („Schützengrabenfieber“) erstmals beschrieben,<br />
1919 wurde zuerst ein Zusammenhang<br />
mit Läusen und später mit Bartonella quintana als<br />
eigentliche Ursache hergestellt (Foucault et al. 2006,<br />
Abb. 1.18). Die Gattung Bartonella wurde zum ersten<br />
Mal von A. L. Barton im Jahre 1909 beschrieben.<br />
Es handelt sich um gramnegative Stäbchen, die<br />
an der Oberfläche Pilli besitzen, mit denen sie sich<br />
an Zelloberflächen anhaften. Drei Bartonella-<br />
Abbildung 1.18: Die Gattung Bartonella.<br />
Foto: Ceshencam (Verwendung<br />
gestattet)<br />
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bart<br />
onella.jpg, 10.07.2013<br />
Spezies sind humanpathogen, wobei B. bacilliformes nur in den Anden zwischen<br />
1000 und 3000 Höhenmeter vorkommt. B. henselae ist weltweit verbreitet und mit<br />
Katzen assoziiert zu sein, während B. quintana, wie auch R. prowazekii, die Kleiderlaus<br />
als Reservoir nutzt. Bartonella ist der Verursacher der bacilliormen Angiomatose<br />
und der sogenannten Katzen-Kratz-Krankheit. Nach der Infektion, die gewöhnlich<br />
wie bei R. prowazekii stattfindet, befällt Bartonella in der Regel die Endothelzellen.<br />
Nach 3 – 38 Tagen treten die ersten Symptome auf, dazu zählen Schüttelfrost und<br />
Fieber, das bis zu drei Wochen anhalten kann. Zu einem typischen Krankheitsverlauf<br />
zählen Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen, geschwollene Lymphknoten und<br />
Nystagmus („Augenzittern“). An der Haut und im Lymphknotenbereich kann sich<br />
30