Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen
Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen
Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Einleitung – Kapitel 1.3.<br />
Kollegen wiesen seltene sowie bislang unbekannte mitochondriale Haplotypen in<br />
1000 Jahre alten dänischen Skeletten nach (Melchior et al. 2008). Haak und Kollegen<br />
zeigten einen Unterschied in den Frequenzen mitochondrialer Haplogruppen zwischen<br />
neolithischen und rezenten Bevölkerungen Deutschlands (Haak et al. 2010).<br />
Auch neueste Besiedlungsszenarien für Europa stützen sich auf mitochondriale Ergebnisse<br />
(z.B. Fu et al. 2012, Hervella et al. 2012, Pala et al. 2012). Es ist jedoch<br />
bekannt, dass die Historie der mütterlichen Linien signifikant von der der väterlichen<br />
Linien abweichen und eine einseitige Betrachtung zu Fehlinterpretationen führen<br />
kann (z.B. Badro et al. 2013, Pilkington et al. 2008).<br />
Zu den wenigen Studien, die Y-chromosomale Daten untersuchen, zählen in erster<br />
Linie Verwandtschaftsanalysen zwischen den Bestatteten. So untersuchten beispielsweise<br />
Baca und Kollegen archäologische Funde in Peru; von den 41 analysierten<br />
Individuen konnten 24 mt-Daten und elf Y-chromosomale STR-Haplotypen gewonnen<br />
werden. Während die mt-DNA keinen Unterschied zu heutigen dort lebenden<br />
Populationen zeigte, wurden die Y-Daten ausschließlich für eine Verwandtschaftsanalyse<br />
genutzt (Baca et al. 2012). Nunez und Kollegen nutzen Y-<br />
chromosomale SNPs für eine Verwandtschaftsanalyse mittelalterlicher Skelette<br />
ebenso wie Hawass und Kollegen ägyptische Mumien im Kontext von Ramses III.<br />
und Kim und Kollegen koreanische Mumien typisierten (Hawass et al. 2012, Kim et<br />
al. 2011, Nunez et al. 2011).<br />
Im Gegensatz dazu analysierten Lacan und Kollegen sowohl mitochondriale als auch<br />
nukleare Marker, um zu zeigen, dass die Rolle der Männer während der neolithischen<br />
Expansion wahrscheinlich größer war als bislang angenommen (Lacan et al.<br />
2011). Fehren-Schmitz und Kollegen stützen die Rekonstruktion der Besiedlung des<br />
Südens von Peru z.T. auf Y-chromosomale SNPs (Fehren-Schmitz et al. 2011), ebenso<br />
wie Li und Kollegen bei der Interpretation der Besiedlung des westlichen Liao-<br />
Tals (Li et al. 2011). In der Diplomarbeit von Stephanie Huhn wurden Y-STRs typisiert<br />
um die Besiedlung der Stadt Lübeck während des Mittelalters zu rekonstruieren<br />
(Huhn 2008).<br />
Für alle diese Studien gilt jedoch, dass, falls überhaupt Y-Daten erhoben werden,<br />
meist nur SNPs typisiert werden und nur in den wenigsten Fällen STRs analysiert<br />
werden. Somit bleiben Referenzdaten für eventuelle diachrone Vergleiche eine Seltenheit.<br />
23