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Einleitung – Kapitel 1.3.<br />
Erkrankung der Zähne / des Zahnhalteapparats<br />
Eine der am häufigsten gestellten Diagnosen in historischem Skelettmaterial sind<br />
Veränderungen der Zähne bzw. des Zahnhalteapparats. Das Auftreten von Karies<br />
und Zahnstein kann dabei auf genetische Prädisposition, mangelnde Hygiene<br />
und/oder entsprechende Nahrung zurückgeführt werden (vgl. Ortner 2003), was<br />
letztendlich zu Zahnverlust bereits im jüngeren Erwachsenenalter führen kann. Fehlen<br />
Zähne und somit die Belastung beim<br />
Kauen, reagiert der Körper entsprechend<br />
und baut Knochenmaterial am Kiefer ab. In<br />
Extremfällen kann der Corpus mandibulae<br />
dabei mehr als die Hälfte seiner ursprünglichen<br />
Höhe verlieren (vgl. Abb. 1.10). Folglich<br />
können sich Strukturen und Winkel<br />
ändern, die normalerweise bei einer morphologischen<br />
Geschlechtsdiagnostik herangezogen<br />
werden, was entsprechend berücksichtigt<br />
werden muss.<br />
Abbildung 1.10: Kiefer mit intravitalem Zahnverlust<br />
der Molaren. Aufgrund der fehlenden<br />
Belastung wurde der Corpus stark reduziert.<br />
Als Folge einer Entzündung des Zahnfleischs, die im chronischen Verlauf auf den<br />
Kieferknochen übergriff, können am Alveolarsaum Spuren einer Parodontitis sichtbar<br />
sein. Als Ursache kommen Vitaminmangel, Zahnsteinbildung und endogene Faktoren<br />
in Betracht (Wolf et al. 2004). Eine Zystenbildung kann als Folge entzündlicher<br />
Prozesse im Zahnwurzelbereich auftreten. Als apikale Zysten im Oberkieferbereich<br />
können diese Zysten lebensbedrohlich sein, da sie beim Durchbrechen in die<br />
Kieferhöhle eine Sepsis verursachen können (vgl. Großkopf 2004).<br />
Eine weitere, häufig dokumentiere Auffälligkeit stellen die sogenannten Schmelzhypoplasien<br />
dar. Diese treten bei Störungen während der Schmelzbildung im frühen<br />
Kindesalter auf und können auf Infektionskrankheiten oder Mangelernährung hindeuten<br />
(King et al. 2005).<br />
Degenerative Veränderungen<br />
Aufgrund von andauernder oder starker Belastung können degenerative Veränderungen<br />
(Verschleißerscheinungen) der Knochen beobachtet werden. Dabei gilt, dass in<br />
einem gewissen Maße das Auftreten solcher Erscheinungen im fortgeschrittenen Lebensalter<br />
als regelhaft zu bewerten ist. Treten solche Veränderung jedoch in einer<br />
jüngeren Altersklasse auf bzw. handelt es sich um eine sehr starke Ausprägung, können<br />
Fehlbelastungen oder genetische Ursachen eine Rolle spielen (vgl. Ortner 2003).<br />
Die bekannteste degenerative Erkrankung ist die Arthrose, bei der die Knorpelschicht<br />
der Gelenke abgebaut wird und in der Folge durch den Druck auf die Gelenkknochen<br />
neues Knochengewebe gebildet wird. Oft kommt es dabei zu einer Entzündung der<br />
Gelenkoberfläche, einer Arthritis (z.B. Zimmer 1982).<br />
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