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Einleitung – Kapitel 1.3.<br />
in Sonderbestattungen, etwa den genannten klösterlichen oder militärischen Kontexten,<br />
in denen andere Altersgruppen dominieren.<br />
Bei der Diagnose muss bedacht werden, dass alle erfassten Kriterien nur das biologische<br />
Alter eines Individuums erfassen und nicht das chronologische Alter. Bei entsprechend<br />
starker Belastung können diese mitunter stark voneinander abweichen.<br />
Ohne weitere Quellen, wie etwa Kirchenbücher, bleibt das tatsächliche chronologische<br />
Alter jedoch unbekannt.<br />
Abbildung 1.5: Schema des Epiphysenanschlusses<br />
der Langknochen. Die Zahlen<br />
geben das ungefähre Alter des Anschlusses<br />
nach Geschlecht getrennt an (nach Herrmann<br />
et al. 1990, S. 58).<br />
Während bei subadulten Individuen aufgrund<br />
des Zahnstatus‘ und des Epiphysenanschlusses<br />
das Alter bis auf wenige Jahre sehr<br />
genau bestimmt werden kann (siehe Abb.<br />
1.5), ist nach Beendigung des regelhaften<br />
Knochenumbaus im Erwachsenenalter die<br />
morphologische Altersdiagnose nur über<br />
degenerative Prozesse mit entsprechend größeren<br />
Altersspannen zu bestimmen. Diese<br />
Altersklassen werden als Adultas (20 – 40<br />
Jahre), Maturitas (40 – 60 Jahre) und Senilis<br />
(>60 Jahre) definiert. In den ersten beiden<br />
Altersklassen wird in der Regel noch in Sieben-Jahres-Kategorien<br />
früh-, mittel- und<br />
spät- unterteilt; in einigen Publikationen<br />
wird auch das Senilis in eine frühe (60 – ca.<br />
80 Jahre) und späte Phase (>80 Jahre) geteilt.<br />
Da alle degenerativen Veränderungen<br />
zwar regelhaft erfolgen, das zeitliche Auftreten<br />
zwischen verschiedenen Individuen jedoch<br />
stark variiert, ist eine genauere Bestimmung auf morphologischer Basis in den<br />
meisten Fällen nicht möglich (Grupe et al. 2005, Herrmann et al. 1990).<br />
Für eine morphologische Altersdiagnose stehen verschiedene Merkmale zur Verfügung,<br />
die nur in Kombination eine gute Abschätzung des Sterbealters erlauben. Die<br />
Veränderungen der Schambeinsymphyse ist dabei das am häufigsten herangezogene<br />
Kriterium (siehe Abb. 1.6). Auch der Rückzug der Spongiosa aus der proximalen<br />
Femur- und Humerusepiphyse sowie der Verschluss der Schädelnähte unterliegen<br />
regelhaften Abläufen (Herrmann et al. 1990). Weitere publizierte Merkmale sind z.B.<br />
die Veränderungen der Facies auricularis sowie der Abrasionsgrad des Zahnschmelzes.<br />
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