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Zusammenfassung – Kapitel 6.<br />
Populationen östlich des Rheins und Südeuropas. Damit konnte eine nicht lokale<br />
Herkunft der Individuen gezeigt und die Herkunft auf ein Gebiet westlich des Rheins<br />
belegt werden.<br />
Der Nachweis von humanpathogenen Bakterien-Sequenzen in DNA-Extrakten der<br />
Individuen zeigte, dass die Individuen zu Lebzeiten mit Erregern infiziert waren, die<br />
zur damaligen Zeit unter der Sammeldiagnose „Typhus“ zusammengefasst waren. In<br />
einigen Extrakten konnte dabei Bartonella quintana gefunden werden, das durch die<br />
Kleiderlaus übertragen wird und der Auslöser des Fünf-Tage-Fiebers ist. Das Bakterium<br />
war bereits in früheren Zusammenhängen mit napoleonischen Truppen nachgewiesen<br />
worden und auch war bei Soldaten der Weltkriege weit verbreitet. In einem<br />
weiteren Extrakt wurde Salmonella typhi bzw. Salmonella enterica spec. identifiziert,<br />
das hauptsächlich durch kontaminierte Lebensmittel übertragen wird und den<br />
heute so bezeichneten Typhus hervorruft. Durch das gemeinsame Auftreten von<br />
mehreren Bakterien im Kasseler Kollektiv kann nicht geklärt werden, ob und welches<br />
Bakterium der Hauptauslöser des historischen Nervenfiebers im Notlazarett<br />
gewesen ist.<br />
Alle Ergebnisse zeigen ein sehr detailliertes Bild der Individuen aus dem Massengrab<br />
und decken sich mit den Informationen der Historiker, die parallel zu dieser Arbeit<br />
gefunden worden sind: Demnach empfahl Napoleon Bonaparte kurz vor seiner Niederlage<br />
im Jahr 1813 seinem Bruder Jerôme in Kassel, aufgrund der unsicheren Lage<br />
elsässische und luxemburgische Truppen zu seinem Schutz in die Stadt zu holen.<br />
Nach Jerômes Flucht und dem Zusammenbruchs des Königreichs waren die Soldaten<br />
Kriegsgefangene in der Stadt, die gleichzeitig Ort enormer Truppenbewegungen war.<br />
Durch mangelnde Hygiene und schlechte medizinische Versorgung brach im eingerichteten<br />
Notlazarett, das sich in der Nähe des Auffindeorts des Massengrabs befand,<br />
ein hochansteckendes „Nervenfieber“ aus.<br />
Die vorliegende Arbeit trug somit entscheidend dazu bei, die Identität der Toten, ihre<br />
Lebens- und Todesumstände abschließend zu klären.<br />
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