06.04.2014 Aufrufe

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Einleitung – Kapitel 1.2.<br />

rücklegen konnte (Blaze, ohne Jahresangabe). Dabei wurde die gesamte Ausrüstung<br />

eines (einfachen) Soldaten in Tornistern auf dem Rücken transportiert, die dadurch<br />

entsprechend schwer waren; historische Quellen geben das durchschnittliche Gewicht<br />

eines Tornisters mit 33 Pfund 12 Unzen (etwa 17kg) an (von Segur 1835). In<br />

vielen Überlieferungen wird vor allem das Schuhwerk kritisiert, das trotz bekannter<br />

Belastung besonders minderwertig gewesen sein muss (Röhrig 1906).<br />

Die Lebensmittelversorgung war in den meisten Zeiten mangelhaft. Zwar wurde,<br />

gerade bei großen Truppenbewegungen, versucht, durch Lebensmitteltransporte die<br />

Grundversorgung zu gewährleisten, die Schnelligkeit der Truppen ließ die Versorgung<br />

aber häufig zusammenbrechen. Meistens wurde das gegessen, was vor Ort zu<br />

finden war. Während der Märsche blieb außerdem kaum Zeit für Hygiene (Gill<br />

1998), was häufig zu immer wiederkehrenden Krankheiten führte.<br />

Wenn es um die medizinische Versorgung geht, muss bedacht werden, dass die Lazarette<br />

in der Wahrnehmung der Soldaten als Orte des Schreckens gesehen wurde,<br />

denn kaum einer kehrte geheilt aus ihnen zurück. Dies entspricht zwar der Realität,<br />

die Versorgung im Heer war jedoch seiner Zeit entsprechend auf einem guten Stand:<br />

In den kaiserlich-französischen Heeren standen jedem Bataillon ein Arzt (Chirurgien<br />

major) sowie meist ein bis zwei Assistenten (Chirurgien aides) zur Verfügung. Ab<br />

1809 wurde jede Division zusätzlich mit einer Kompanie Krankenträger (compagnies<br />

de service de l’ambulance) ausgestattet, welche die Verwundeten zum nächsten Feldlazarett<br />

brachten (Sicard 1834). Trotz der Versorgung der Soldaten war die Sterblichkeit<br />

in den Lazaretten durch die schlechten hygienischen Bedingungen und mangelnde<br />

Kenntnisse sehr hoch, so dass häufig mehr Soldaten im Lazarett starben als in<br />

Kriegshandlungen (Werner 1885). Von den 17000 Männern, die zwischen 1812 und<br />

1814 in britischen Hospitälern auf der iberischen Halbinsel starben, erlagen nur 2700<br />

ihre Verletzungen aus der Schlacht, aber 11300 der Bakterienruhr oder dem Typhus<br />

bzw. einem „anhaltendem Fieber“ (Mayer 2008).<br />

Das Leben in der Armee war somit alles andere als einfach und es gibt zahllose Berichte,<br />

die Selbstverstümmelungen zum Zwecke des Ausscheidens der Armee oder<br />

gar Selbstmord (vgl. Zitat auf Seite 6) von Soldaten beschreiben. Ständige körperliche<br />

Belastung bis an die Grenzen, schlechte Ernährung und mangelnde Hygiene waren<br />

die ständigen Begleiter der Soldaten und führten in der Konsequenz zu mehr Todesopfern<br />

als die eigentlichen Kampfhandlungen (Mayer 2008).<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!