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pdf-Datei - Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas

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INFORMATIONEN ZUM DENKMAL<br />

20<br />

Sprache der sephardischen <strong>Juden</strong>, <strong>die</strong> dem Spanischen ähnlich ist.<br />

Schmajahu Demajo war Malermeister. Seine Frau Sara arbeitete Zeit<br />

ihres Lebens als Hausangestellte.<br />

Nach dem deutschen Einmarsch in Belgrad im Frühjahr 1941 begann<br />

<strong>die</strong> Militärverwaltung mit der Politik willkürlicher Geiselnahmen. Als<br />

Vergeltung für Anschläge des serbischen Widerstandes wurde eine<br />

immer größere Zahl Unbeteiligter erschossen, meist gezielt <strong>Juden</strong>.<br />

Im Herbst steigerte <strong>die</strong> Wehrmacht <strong>die</strong>se Erschießungen bis zur nahezu<br />

vollständigen Ermordung aller serbischen <strong>Juden</strong>, unter ihnen<br />

fast alle Angehörige der Familie Demajo. Die Frauen wurden auf<br />

dem Belgrader Messegelände festgehalten. Im März 1942 schickte<br />

das Berliner Reichssicherheitshauptamt einen Gaswagen nach Belgrad.<br />

In wenigen Wochen wurden etwa 8.000 jüdische Frauen und<br />

Kinder während der Fahrt im Gaswagen durch <strong>die</strong> Stadt ermordet.<br />

Im abgedichteten Laderaum zusammengepfercht, erstickten auch<br />

fast alle noch lebenden Familienmitglieder der Demajos an den eingeleiteten<br />

Motorabgasen.<br />

Im Jahr 2003 schaltete <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong><br />

auf der Suche nach jüdischen Familien, <strong>die</strong> Opfer des Holocaust<br />

wurden, eine Anzeige im Belgrader Jüdischen Gemeindeblatt. Daraufhin<br />

meldete sich der nach Israel ausgewanderte Enkel der Familie<br />

Demajo, Rafael Pijade, und stellte seine Familienbilder für <strong>die</strong><br />

Ausstellung im Ort der Information zur Verfügung.<br />

RAUM DER NAMEN (RAUM 3)<br />

In <strong>die</strong>sem Raum befindet sich durch das Verlesen von Kurzbiografien<br />

ermordeter bzw. verschollener <strong>Juden</strong> der dramaturgische Höhepunkt<br />

der Ausstellung. Hier wird versucht, <strong>die</strong> unfassbare Zahl<br />

von sechs Millionen getöteter <strong>Juden</strong> in ihrer Abstraktion aufzulösen<br />

und <strong>die</strong> Opfer aus ihrer Anonymität zu befreien. Zu jedem Menschen<br />

wird dessen Name, Geburts- und Sterbejahr jeweils zeitgleich auf<br />

<strong>die</strong> vier Wände projiziert.<br />

Die Nationalsozialisten und ihre Helfer entrissen Millionen <strong>Juden</strong> ihrer<br />

Heimat, Kultur und Lebenswelt. Ihre sterblichen Überreste fanden<br />

meist keine Begräbnisstätte, sondern wurden verscharrt oder<br />

verbrannt. Nur wenig zeugt heute noch von der Existenz der Ermordeten.<br />

In vielen Fällen sind nicht einmal mehr ihre Namen bekannt.<br />

Aussagen von Zeugen und <strong>die</strong> Ergebnisse der historischen<br />

Forschung ermöglichen es, der Toten individuell zu gedenken. Die<br />

Biografien zu rekonstruieren ist ein schwieriger und langwieriger<br />

Prozess. Die in <strong>die</strong>sem Raum präsentierten Informationen entsprechen<br />

dem derzeitigen Wissensstand. Die Suche geht aber weiter. Die<br />

Verlesung der Namen und Lebensgeschichten aller Opfer in der hier<br />

präsentierten Form würde circa sechs Jahre, sieben Monate und 27<br />

Tage dauern.<br />

Derzeit befinden sich in der Präsentation 7.300 Kurzbiografien von<br />

Holocaustopfern aus ganz Europa. Bis zur Eröffnung hat <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

etwa 700 Einzelschicksale recherchiert und in den Studios des ZDF<br />

aufgenommen. Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung

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