Heft_Schmerz_2009_01.. - Adjutum
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wirbelsäulenerkrankung<br />
Interdisziplinäres <strong>Schmerz</strong>management<br />
Grundlagen der orthopädischen<br />
Diagnose und Behandlung degenerativer<br />
Wirbelsäulenerkrankungen<br />
Thomas Kalmar<br />
Kasernstraße 16-18, 3500 Krems<br />
Die Wirbelsäule nimmt im doppelten Wortsinn eine zentrale<br />
Rolle im <strong>Schmerz</strong>geschehen ein. Das Achsenorgan stellt sich in<br />
einer europäischen. <strong>Schmerz</strong>studie mit 32 % als Hauptverursacher<br />
von chronischen <strong>Schmerz</strong>en heraus. Einerseits begegnen<br />
uns <strong>Schmerz</strong>en und Funktionsstörungen ohne darstellbaren<br />
strukturellen Schaden in Form des unspezifischen Wirbelsäulenschmerzes,<br />
andererseits sehen wir im höheren Lebensalter<br />
erhebliche strukturelle Veränderungen in der Bildgebung ohne<br />
klinische Aktualität. Physiologische Alterungsprozesse überschneiden<br />
sich mit Mechanismen der <strong>Schmerz</strong>entstehung.<br />
Das von Junghans definierte Bewegungssegment setzt sich<br />
aus 2 angrenzenden Wirbeln, zwischengelagerter Bandscheibe,<br />
Wirbelgelenken, Gelenkskapseln, Bändern, Muskeln, nervalen<br />
und vaskulären Strukturen zusammen. Degenerative<br />
Veränderungen der Bandscheibe sind für die <strong>Schmerz</strong>genese<br />
auch in den anderen genannten Strukturen von vorrangiger<br />
Bedeutung.<br />
Bandscheibendegeneration<br />
Histomorphologische Untersuchungen zeigen erste relevante<br />
Veränderungen schon im ersten Lebensjahrzehnt in Form einer<br />
deutlichen Verminderung physiologischer Gefäße in der<br />
Wirbelkörperendplatte. Zusätzlich finden sich Rissbildungen<br />
in der Knorpelplatte und Zellnekrosen im N.pulposus. Schon<br />
im 2. Dezenium lassen sich radiäre Einrisse und Spalten im<br />
Bandscheibenkern neben Chondrozytenproliferationen feststellen.<br />
Ab dem 3. Dezenium treten auch Läsionen mit Gefäßneubildungen<br />
am Faserring auf. Mit zunehmendem Alter<br />
häufen sich die strukturellen Veränderungen, Narbenbildungen<br />
und Gewebsdefekte. Die Veränderung laufen nicht<br />
in allen Wirbelsäulenabschnitten in gleicher Geschwindigkeit<br />
ab. Die stärkere mechanische Belastung am cervicothorakalen<br />
und lumbosacralen Übergang, wo gut bewegliche in weniger<br />
bewegliche WS-Abschnitte übergehen sind Prädilektionsorte,<br />
Bandscheibenanatomie-Physiologie / LWS<br />
Der Anulus fibrosus besteht aus 20-25 konzentrischen Lamellen.<br />
Die Faserrichtung in benachbarten Lamellen verlaufen<br />
120° scherengitterartig verschränkt. Der Nucleus pulposus<br />
wird durch die inneren Anulusschichten wie in einem Behälter<br />
gehalten und liegt nicht genau zentral sondern Richtung<br />
dorsalen Abschnitt der Bandscheibe.<br />
Fibroplasten, Knorpelzellen und Chordazellen produzieren<br />
die Grundsubstanz aus Proteoglykane und Polysacchariden<br />
sowie die Fasermatrix. Die negative Ladung der Makromoleküle<br />
bedingt die hydrophilen Eigenschaften des Bandscheibenkernes<br />
und verursacht einen hohen osmotischen Druck.<br />
Der resultierende hohe Quelldruck des Nucleus pulposus<br />
steht im Wechselspiel mit dem von außen wirkenden und von<br />
Körperposition und Belastung abhängigen hydrostatischen<br />
Druck. Die Flüssigkeitsverschiebung findet je nach Druckgradient<br />
hauptsächlich durch die semipermeable knorpelige<br />
Endplatte in den gut durchbluteten Wirbelkörper, in sehr geringem<br />
Maß durch den Faserring statt. Die Bandscheibe ist als<br />
nicht durchblutetes- bradytrophes Gewebe stoffwechselmäßig<br />
auf den Flüssigkeitstransit durch Belastung und Entlastung<br />
angewiesen. In der Praxis bedeutet Haltungsmonotonie ein<br />
Sistieren der Bandscheibenversorgung.<br />
Abb. 1: Schematischer Aufbau einer LWS-Bandscheibe<br />
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