Heft_Schmerz_2009_01.. - Adjutum
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Interdisziplinäres medikamentöse <strong>Schmerz</strong>management <strong>Schmerz</strong>therapie <br />
medikamentöse Interdisziplinäres <strong>Schmerz</strong>therapie<br />
<strong>Schmerz</strong>management<br />
2) Analgetika:<br />
• Opioide<br />
• Ketamin<br />
• Nichtopioide<br />
• Regionalanalgesie<br />
3) Zusammenfassende Überlegungen der Analgosedierung<br />
auf der ICU<br />
• Streß oder <strong>Schmerz</strong>?<br />
• tägliche Abschätzung des Bedarfs (Anwenden von<br />
Sedierungs- und <strong>Schmerz</strong>scores, tägliches Sedierungsfenster)<br />
• intermittierende oder kontinuierliche Verabreichung?<br />
PCA?<br />
• Stufenkonzept beim beatmeten Intensivpatienten (kurzmittel-lang)<br />
o Kurzzeitsedierung: bis 24 Stunden, hauptsächlich postoperative<br />
Nachbeatmung, kontinuierlich Propofol, Dipidolor<br />
bolusweise oder kontinuierlich, ± NSAR, ± PDK<br />
o Mittellange Sedierung: >24 Stunden bis 1 Woche, kontinuierlich<br />
Propofol plus Clonidin, Analgetika (Sufenta)<br />
kontinuierlich (wenn starke <strong>Schmerz</strong>en zu erwarten),<br />
On-top-Analgesie mit Sufenta alternativ Remifentanil<br />
o Langzeitanalgosedierung: >1 Woche, kontinuierlich Midazolam<br />
(ausgeprägter Ceilingeffekt) plus Clonidin,<br />
Kombination mit Propofol niedrigdosiert (bei Intensivpatienten<br />
nur für 7 Tage zugelassen, alternativ Methohexital),<br />
exzessive Midazolamdosierungen vermeiden,<br />
Analgetika (Sufenta) kontinuierlich (wenn starke<br />
<strong>Schmerz</strong>en zu erwarten), On-top-Analgesie mit Sufenta,<br />
alternativ Remifentanil<br />
• Prophylaxe und Therapie eines Entzugssyndroms (=physische<br />
Abhängigkeit) nach Langzeitsedierung: Langsames<br />
Ausschleichen mit oder ohne adjuvanter Therapie (bei Agitation:<br />
BDZ oder Propofol, bei sympathischer Hyperaktivität:<br />
Clonidin, bei Halluzinationen: Haldol)<br />
III. Der ältere Patient<br />
Die Merkmale des betagten Menschen sind das biologische<br />
Alter, die Multimorbidität, die veränderte und unspezifische<br />
Symptomatik, die längeren Krankheitsverläufe, die verzögerte<br />
Genesung, die veränderte Reaktion auf Medikamente, die Demobilisierungssyndrome<br />
und die psychosozialen Symptome.<br />
Neben den altersbedingten Veränderungen der Pharmakokinetik<br />
und der Pharmakodynamik sind die physiologischen<br />
Veränderungen in den Organsystemen und die begleitenden<br />
Erkrankungen von Bedeutung. Im Alter ist die Fähigkeit<br />
eingeschränkt unter Stressbedingungen die Homöostase im<br />
Körper aufrechtzuerhalten, weshalb die Vulnerabilität im Alter<br />
zunimmt und sich der Gesundheitszustand des Patienten<br />
schnell verschlechtern kann.<br />
Analgetische Medikamente beim älteren Patienten:<br />
Neben den medikamentösen Therapien und Techniken sind<br />
auch, wie bei anderen Patienten, physikalische und psychologische<br />
Strategien von Bedeutung.<br />
1) Morphin und andere Opioide<br />
Durch Veränderungen in der Eliminationshalbwertszeit, des<br />
Verteilungsvolumen, Clearance, der Plasmaeiweißbindung und<br />
der Sensitivität des zentralen Nervensystems ergibt sich die Konsequenz,<br />
dass die Dosierung der Opioide (Bolus und kontinuierlich)<br />
reduziert werden muss.<br />
Morphin – 6 - Glukuronid als aktiver Hauptmetabolit des Morphin,<br />
ist potenter als Morphin, induziert Analgesie und Sedierung<br />
und akkumuliert im Alter, vor allem, wenn zusätzlich<br />
noch eine Nierenfunktionsstörung vorliegt und die Opioidnebenwirkungen<br />
nehmen zu. Die Sedierung ist der beste Indikator<br />
der Atemdepression und soll speziell beim älteren Patienten<br />
überwacht werden. Auch die obstruktive Apnoe wird mit Opioiden<br />
in Zusammenhang gebracht. Um postoperaitv hypoxische<br />
Zustände zu vermeiden ist es empfehlenswert, dem älteren Patienten<br />
nach großen chirurgischen Eingriffen für die ersten 48-<br />
72 Stunden Sauerstoff anzubieten. Andere Probleme, die beim<br />
älteren Patienten häufiger auftreten, sind Ileus, Harnretention<br />
(vor allem bei Prostatahypertrophie) und Obstipation und<br />
sollten deshalb monitiert werden. Auftretende kognitive Beeinträchtigungen<br />
(z. B. Verwirrtheitszustände) erschweren die Zusammenarbeit<br />
des Patienten mit dem betreuenden Team.<br />
Fentanyl akkumuliert als lipophile Substanz im Fettgewebe und<br />
in der Skelettmuskulatur und wird dann langsam wieder ins Blut<br />
abgegeben. Die Patienten sind kognitiv weniger beeinträchtigt<br />
bei gleicher Effizienz in der <strong>Schmerz</strong>therapie (Vergleich Morphin<br />
- PCA zu Fentanyl - PCA). Auch beim Fentanyl ist die<br />
Clearance verlängert.<br />
Pethidin ist beim älteren Patienten ungünstig, da der renal<br />
eliminierte aktive Metabolit (Norpethidin) akkumuliert und<br />
zu zerebralen Erregungserscheinungen führt (Tremor bis<br />
Krämpfe).<br />
Tramadol zeigt durch die geringere Atemdepression Vorteile<br />
beim älteren Patienten. Bei Patienten älter als 75 Jahre sind<br />
reduzierte Einzeldosen und verlängerte Dosierungsintervalle<br />
notwendig, da die Eliminationshalbwertszeit verlängert und die<br />
Bioverfügbarkeit im Alter erhöht ist.<br />
Piritramid ist beim älteren Patienten gut geeignet. Bei eingeschränkter<br />
Nierenfunktion ist keine Dosisanpassung notwendig,<br />
die hepatisch inaktivierten Metaboliten werden hauptsächlich<br />
mit dem Stuhl und nur zu geringem Teil über die Niere<br />
ausgeschieden.<br />
2) Paracetamol<br />
Für Paracetamol gibt es in der üblichen Dosierung (5 bis max.<br />
6 g) kaum Kontraindikationen. Es ist nicht notwendig die Dosierung<br />
beim älteren Patienten zu reduzieren. Bei präexistenten<br />
Leberkrankheiten und bei der Alkoholkrankheit sollte vorsichtiger<br />
dosiert oder überwacht werden, auch wenn hier bei der<br />
Normaldosierung keine Nebenwirkungen aufgetreten sind. Bei<br />
akuter Intoxikation kommt es zu dosisabhängigen hepatischen<br />
Nekrosen. Durch das günstigere Nebenwirkungsprofil (kein<br />
Einfluss auf die Thrombozytenfunktion, keine peptischen Ulzera)<br />
ist Paracetamol beim älteren Patienten von Vorteil.<br />
3) Metamizol<br />
Auch hier zeigt das günstige Nebenwirkungsprofil (ausgezeichnete<br />
gastrointestinale und renale Verträglichkeit, kein Einfluß auf<br />
die Thrombozytenfunktion) einen Vorteil für ältere Patienten.<br />
4) Nichtselektive NSAIDs<br />
NSAIDs mit langer Halbwertszeit akkumulieren beim älteren<br />
Patienten. Die Inzidenz der Nebenwirkungen (peptische Läsionen,<br />
Nierenfunktionsstörung, Beeinflussung der Thrombozyten)<br />
hängt zusammen mit der Halbwertszeit, die beim älteren<br />
Patienten und bei Nierenfunktionsstörungen verlängert ist,<br />
weshalb den NSAIDs mit kurzer Halbwertszeit der Vorzug zu<br />
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