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Heft_Schmerz_2009_01.. - Adjutum

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medikamentöse akuter rückenschmerz <strong>Schmerz</strong>therapie <br />

<br />

Interdisziplinäres <strong>Schmerz</strong>management<br />

Yellow flags – (Auszug aus den Guidelines)<br />

• Disstress, Depressive Verstimmung, pessimistische<br />

negative Einstellung<br />

• Rückzug aus sozialem Umfeld<br />

• Inadäquates <strong>Schmerz</strong>erleben mit Neigung zur<br />

Katastrophisierung<br />

• Unbefriedigende Arbeitssituation<br />

• Familiäre Probleme, Beziehungsprobleme<br />

• Geringer Bildungsstand<br />

• Inadäquates physisches und psychisches Verhalten,<br />

Somatisierungstendenz<br />

• Pensionierungswunsch<br />

• Hohe <strong>Schmerz</strong>intensität und schwere Funktionsstörung<br />

Red flags – (Auszug aus den Guidelines)<br />

• Alter < 20 und > 55 Jahren<br />

• Allgemeines Krankheitsgefühl, ungewollter Gewichtsverlust,<br />

Fieber/Fieberschübe<br />

• <strong>Schmerz</strong>verstärkung in Ruhe/Nacht<br />

• Hinweise auf tumoröse, entzündliche oder chron.<br />

Erkrankungen oder Osteoporose<br />

• Neurologische Ausfälle und /oder Symptome<br />

• Verletzungsanamnese<br />

• Gleichzeitiges Bestehen von thorakalen Symptomen<br />

• Anhaltende Lendenstrecksteife und Zunahme/<br />

Persistenz der Beschwerden trotz Therapie<br />

• Langzeittherapie Immunsuppressiva/Cortison;<br />

Drogenabusus, HIV<br />

Tab. 2: Warnhinweise auf chron. Verläufe (European Giudelines for<br />

the Management of acute and chronic non-specific low back pain,<br />

Amended version June 14th 2005)<br />

Tab. 3: Warnhinweise auf schwerwiegende spinale Erkrankungen<br />

(European Guidelines for the Management of acute and chronic<br />

non-specific low back pain, Amended version June 14th 2005)<br />

Ad 2.c. – akuter unspezifischer Kreuzschmerz<br />

Bei der großen Gruppe des akuten unspezifischen LBP ist, bis<br />

auf die genaue Anamneseerhebung und klinische Untersuchung,<br />

vorerst eine weitere, insbesondere bildgebende Diagnostik<br />

nicht indiziert, da es zu einer völligen Beschwerdefreiheit<br />

bei ca. 85% aller Patienten innerhalb von 2 - 4 Wochen<br />

kommt. Bei Fortbestehen der Beschwerden über 4 Wochen<br />

oder bei Verschlechterung der LBP-Symptomatik ist nach<br />

einem neuerlichen klinischen Reassessment die weitere Abklärung<br />

sofort einzuleiten.<br />

Das therapeutische Management umfasst unter Berücksichtigung<br />

eventueller Chronifizierungsfaktoren,<br />

• intensive Informationsvermittlung, Aufklärung und<br />

Führung<br />

• Pharmakotherapie zur <strong>Schmerz</strong>minimierung<br />

• Beibehaltung der Alltagsaktivitäten mit Vermeidung von<br />

Bettruhe<br />

optional<br />

• Physikalische Therapiemaßnahmen wie<br />

Massagen, TENS<br />

• Manualtherapeutische Behandlungen bei<br />

entsprechendem manualmedizinischen<br />

Befund<br />

• Infiltrationen<br />

Gerade die intensive Aufklärung stellt einen wesentlichen<br />

Aspekt in der Behandlung von Patienten mit unspezifischen<br />

akuten LBP dar. Insbesondere dient diese Wissensvermittlung<br />

zur Verhinderung von Rezidiven, Förderung der Selbstverantwortung<br />

und Animierung zu einem gesünderen aktiveren<br />

Lebensstil. Bei vorhandenen Chronifizierungsfaktoren ist auf<br />

eine besonders intensive Führung und Aufklärung zu achten.<br />

Längere Phasen der Immobilisation müssen vermieden werden,<br />

eine rasche Reintegration in das berufliche und soziale<br />

Umfeld muß angestrebt werden.<br />

Daneben ist die Pharmakotherapie zur raschen und möglichst<br />

vollständigen <strong>Schmerz</strong>linderung von Beginn an indiziert.<br />

Auch für den akuten LBP hat das <strong>Schmerz</strong>therapieschema der<br />

WHO Gültigkeit. Neben Paracetamol sind die nicht-steroidalen<br />

Antirheumatika (NSAR) die <strong>Schmerz</strong>medikamente der 1.<br />

Wahl. Ebenso ist die schmerzlindernde Wirkung von Muskelrelaxantien,<br />

besonders in Kombination mit NSAR oder Parazetamol,<br />

beim akuten unspezifischen LBP wissenschaftlich gut<br />

dokumentiert. Opioide sollten erst eingesetzt werden, wenn<br />

die obige Kombinationsmedikation nicht zum gewünschten<br />

Erfolg führt.<br />

Manualmedizinische Behandlungen, physikalische Therapiemodalitäten<br />

und Infiltrationen sind bei entsprechendem klinischen<br />

Befund zu empfehlen, trotz bis jetzt noch fehlender Evidenz.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Ursachen des LBP sind vielfältig genauso unterschiedlich<br />

sind daher die entsprechenden diagnostischen und therapeutischen<br />

Maßnahmen. Einerseits soll eine Überdiagnostik vermieden<br />

werden, andererseits dürfen schwerwiegende spinale<br />

Erkrankungen nicht übersehen werden. EU-Guidelines und<br />

österreichische Leitlinien unterstützen ein strukturiertes Vorgehen<br />

beim akuten LBP.<br />

Es gilt daher auf Basis einer eingehenden physischen und psychosozialen<br />

Anamnese und einer genauen klinischen Untersuchung<br />

die richtigen Weichen für das weitere diagnostische<br />

und therapeutische Vorgehen zu stellen. Insbesondere beim<br />

akuten unspezifischen LBP soll eine Überdiagnostik und therapeutische<br />

Polypragmasie vermieden werden. Information,<br />

Aufklärung, konsequente <strong>Schmerz</strong>therapie, Aktivitätsanpassung<br />

und rasche Aktivitätssteigerung sowie regelmäßige ärztliche<br />

Kontrollen bilden, laut derzeitiger Studienlage, die therapeutische<br />

Basis.<br />

Anschrift der Autorin:<br />

Prim. Dr. Angelika Karner-Nechvile, MSc, MBA<br />

Institut für Physikalische Medizin & Rehabilitation<br />

Landesklinikum Wiener Neustadt, 2700 Wiener Neustadt,<br />

Tel.: +43 2622 321 2332, Fax: +43 2622 321 2691<br />

E-Mail: angelika.karner@wienerneustadt.lknoe.at<br />

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