Heft_Schmerz_2009_01.. - Adjutum
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Interdisziplinäres <strong>Schmerz</strong>management<br />
akuter rückenschmerz<br />
• akut – bis zu 6 Wochen<br />
• subakut - zwischen 6 und 12 Wochen<br />
• und chronisch - ab 12 Wochen bezeichnet.<br />
Am Beginn des Krankheitsgeschehens oft bagatellisiert oder<br />
überbewertet verschlingt der unspezifische LBP viele, teure<br />
diagnostische und therapeutische Interventionen ohne den<br />
gewünschten Erfolg, <strong>Schmerz</strong>linderung und/oder Funktionsverbesserung,<br />
zu erzielen.<br />
Auf Grund der enormen volkswirtschaftlichen Bedeutung<br />
und der Komplexität dieses sehr uneinheitlichen Krankheitsbildes<br />
hat sich auch die EU dieses Themas angenommen und<br />
bereits 2005 die „European Guidelines for the Management<br />
of acute and chronic non-specific low back pain“ auf Basis<br />
aktueller wissenschaftlicher Studien veröffentlicht. 2006 wurden,<br />
aufbauend auf den EU-Guidelines, auch in Österreich<br />
„Leitlinien für das Management akuter und chronischer<br />
unspezifischer Kreuzschmerzen“ im Rahmen einer interdisziplinären<br />
Konsensuskonferenz verabschiedet.<br />
Management des akuten LBP<br />
Von Beginn an, das bedeutet bereits bei der ersten akuten<br />
Kreuzschmerzattacke, sollte sicher jeder behandelnde Arzt<br />
an den diagnostischen Algorithmus der EU-Guidelines<br />
bzw. der Österreichischen Leitlinien halten. Diese sollen<br />
ein strukturiertes Vorgehen unterstützen, Überdiagnostik<br />
und – therapie verhindern, Differentialdiagnostiken<br />
erleichtern und Chronifizierungen verhindern. Grundlagen<br />
jeder weiteren diagnostischen und therapeutischen<br />
Maßnahme sind dabei<br />
• die Anamneseerhebung und<br />
• die klinische Untersuchung.<br />
Dem „Selbstbedienungsladen Kreuzschmerz“, wie eine<br />
Veröffentlichung im Spine 2008 das derzeitige Therapiemanagement<br />
kritisch durchleuchtet, soll dadurch<br />
kein Platz eingeräumt werden.<br />
1. Exakte Anamnese<br />
a. der körperlichen Beschwerden<br />
b. inkl. psychosoziale Anamnese<br />
(= yellow flags - siehe Tab. 2)<br />
2. Genaue klinische Untersuchung für eine Unterteilung<br />
in:<br />
a. Schwerwiegende spinale Erkrankung<br />
(siehe Tab. 3: red flags)<br />
b. Lumbale Radikulopathie<br />
c. Unspezifischer Kreuzschmerz<br />
Ad 2.a. – schwerwiegende Erkrankungen<br />
Bei Hinweisen auf eine schwerwiegende spinale oder<br />
viszerale Erkrankung sind sofort alle notwendigen diagnostischen<br />
Maßnahmen einzuleiten, die zur vollständigen<br />
Abklärung des Krankheitsbildes notwendig sind,<br />
um den Patienten möglichst rasch den entsprechenden<br />
medizinischen Spezialisten zur kausalen Therapie überweisen<br />
zu können.<br />
Ad 2.b. – radikuläres <strong>Schmerz</strong>syndrom<br />
Bei jedem akuten radikulären <strong>Schmerz</strong>syndrom ist<br />
eine weiterführende Diagnostik sofort indiziert. Ein<br />
Röntgen zur Objektivierung der degenerativen Veränderungen,<br />
Beurteilung von statischen Veränderungen<br />
bzw. auch Instabilitäten stellt den 1. Schritt in der diagnostischen<br />
Kette dar. Je nach aktuellem Befund, insbesondere bei<br />
Defizitsyndromen, ist eine weitere Abklärung mittels MRT, für<br />
bestimmte Fragestellungen eventuell auch CT und selten eine<br />
Myelographie, sofort einzuleiten.<br />
Liegt keine absolute OP-Indikation vor wird je nach Alter,<br />
<strong>Schmerz</strong>intensität, neurologischen Defizitsyndromen, Lokalisation<br />
und Komorbiditäten entweder das operative oder das<br />
konservative Therapiemanagement eingeschlagen. Derzeit<br />
werden ca. 80% aller diskogen bedingten LBP erfolgreich konservativ<br />
behandelt.<br />
Unter einem komplexen konservativen (=medikamentös, verhaltenstherapeutisch,<br />
physikalisch, bewegungstherapeutisch,<br />
ergonomisch) Therapiemanagement muß jedoch innerhalb<br />
von wenigen Wochen eine deutliche Besserung bzw. nahezu<br />
Beschwerdefreiheit erzielt werden. Ist dies nicht der Fall,<br />
muß doch die operative Intervention in Betracht gezogen werden<br />
um eine Chronifizierung, im Sinne des neuropathischen<br />
<strong>Schmerz</strong>gedächtnisses, zu vermeiden. Denn für den sogenannten<br />
„Memory pain“ - Effekt ist einerseits die Aktivierung<br />
der schmerzleitenden Nervenfasern, andererseits die durch<br />
den mechanischen Druck bedingte lokale Entzündungsreaktion<br />
an der Nervenwurzel verantwortlich.<br />
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