Leseprobe "Und Stille wie des Todes Schweigen"

Hier die Leseprobe des neuen Regionalkrimis. Viel Vergnügen! Hier die Leseprobe des neuen Regionalkrimis. Viel Vergnügen!

05.04.2014 Aufrufe

cken. Er wischte sich den tropfenden Schweiß mit einem Stofftaschentuch von der Wange. Das widersprach sich doch. Oben die wachsenden fraulichen Attribute, abgepackt wie Wirsing, und unten erlaubte man ihnen, den Bauch zu zeigen? Doch ihm konnte es nur recht sein. Die Kleine war plötzlich stehen geblieben. Nun zog sie sich wie eine Poletänzerin am Haltegriff des Einkaufwagens hoch. Dabei wedelte sie mit dem Po, als wollte sie den asphaltierten Parkplatz von Staub und Unrat säubern. Es hielt ihn nicht mehr auf dem Autositz. Er zog sich am Lenkrad hoch, um besser beobachten zu können. Die Innenflächen seiner Hände waren nass. Nicht feucht, nein nass, als wäre er aus dem Wasser einer Badewanne gestiegen. Er wischte die Hände an den Hosenbeinen ab und spürte dabei seine Libido. Halt, so ging das nicht. Er musste sich zwingen, ruhig zu bleiben. Solche Ausraster hatten ihn schon einmal in eine prekäre Lage gebracht. Nur knapp war er im März einer Entdeckung entgangen. Danach hatte er geschworen, sich nie wieder so gehen zu lassen. Und, dass ihm das nicht erneut passieren würde. Der Moment würde sicherlich kommen, wo er diese kleine Blonde in seinen Armen hielt und streichelte. Doch jetzt hieß es, sich zusammenzureißen und weniger auffällig zu sein. Das Trio war bei einem älteren Toyota angekommen. Der Vater hatte die Heckklappe geöffnet und begann damit, den Inhalt des Einkaufswagens in den Kofferraum zu packen. Tiefkühl-Pizzas, Cornflakes-Kartons und Chips-Tüten verschwanden in den hinteren Bereich des Japaners. Der Junge hatte eine Tüte Chips aufgerissen. Nun war er dabei, die Kartoffelschnipsel gierig in sich hineinzustopfen. Auch die Blonde griff nun 13

eherzt in die Plastiktüte. ,Nein, nicht‘, wollte er rufen. ,Das ruiniert bloß deine Figur.‘ Er wollte aufspringen, herausrennen und dem Jungen die Tüte entreißen. Er presste beide Hände fest ans Lenkrad, als wollte er einen Wasserschlauch zusammendrücken. Seine Handknochen wölbten sich ihm entgegen und er stöhnte vor Schmerzen laut auf. Dieser bescheuerte Vater. Er sollte sterben, nicht die Kleine. Was fiel den Verantwortlichen überhaupt ein, die ihnen anvertrauten, wohlgestalteten Geschöpfe wie Hänsel und Gretel zu mästen? Er musste laut lachen bei dem Vergleich. Eine alte Frau stieg neben ihm in einen Micra. Sie schaute ihn durch die getönte Scheibe seines Wagens prüfend an. Ahnte sie, warum er hier saß? Warum er lachte? Er ignorierte ihren neugierigen Blick. Seine Verkleidung gab ihm Schutz. Die Perücke, die Hornbrille, das falsche Kennzeichen am Fahrzeug. Er hatte nichts zu befürchten. Was auch? Er saß in seinem Wagen und lachte. Vielleicht wartete er nur auf seine Frau, die gerade die Lebensmittel für das Wochenende einkaufte. Oder auf einen Freund, der schnell noch Bier für den abendlichen Skatstammtisch besorgte. Es gab tausend Dinge, die diese Alte denken konnte. Aber sicher nicht, dass er gerade den Entschluss gefasst hatte, die blonde, vielleicht Vierzehnjährige würde die Nächste sein. Inzwischen hatte die Familie ihre Verladeaktion abgeschlossen. Der Junge war hinten in den Viertürer eingestiegen und der Vater hatte mit dem Mädchen eine Diskussion begonnen. Fast zärtlich hatte sie eines der jugendlichen Beine gegen den Mann geschoben. Sie wollte irgendwas von ihrem Erzeuger. Er spürte regelrecht ihr Begehren. Aber was konnte sie von ihm wollen? Der Vater bewegte seine Lippen und er versuchte die Worte einzufangen wie Blätter in windiger 14

eherzt in die Plastiktüte. ,Nein, nicht‘, wollte er rufen.<br />

,Das ruiniert bloß deine Figur.‘ Er wollte aufspringen,<br />

herausrennen und dem Jungen die Tüte entreißen. Er<br />

presste beide Hände fest ans Lenkrad, als wollte er<br />

einen Wasserschlauch zusammendrücken. Seine Handknochen<br />

wölbten sich ihm entgegen und er stöhnte vor<br />

Schmerzen laut auf. Dieser bescheuerte Vater. Er sollte<br />

sterben, nicht die Kleine. Was fiel den Verantwortlichen<br />

überhaupt ein, die ihnen anvertrauten, wohlgestalteten<br />

Geschöpfe <strong>wie</strong> Hänsel und Gretel zu mästen? Er<br />

musste laut lachen bei dem Vergleich. Eine alte Frau<br />

stieg neben ihm in einen Micra. Sie schaute ihn durch<br />

die getönte Scheibe seines Wagens prüfend an. Ahnte<br />

sie, warum er hier saß? Warum er lachte? Er ignorierte<br />

ihren neugierigen Blick. Seine Verkleidung gab ihm<br />

Schutz. Die Perücke, die Hornbrille, das falsche Kennzeichen<br />

am Fahrzeug. Er hatte nichts zu befürchten.<br />

Was auch? Er saß in seinem Wagen und lachte. Vielleicht<br />

wartete er nur auf seine Frau, die gerade die Lebensmittel<br />

für das Wochenende einkaufte. Oder auf<br />

einen Freund, der schnell noch Bier für den abendlichen<br />

Skatstammtisch besorgte. Es gab tausend Dinge,<br />

die diese Alte denken konnte. Aber sicher nicht, dass<br />

er gerade den Entschluss gefasst hatte, die blonde, vielleicht<br />

Vierzehnjährige würde die Nächste sein.<br />

Inzwischen hatte die Familie ihre Verladeaktion abgeschlossen.<br />

Der Junge war hinten in den Viertürer<br />

eingestiegen und der Vater hatte mit dem Mädchen<br />

eine Diskussion begonnen. Fast zärtlich hatte sie eines<br />

der jugendlichen Beine gegen den Mann geschoben.<br />

Sie wollte irgendwas von ihrem Erzeuger. Er spürte regelrecht<br />

ihr Begehren. Aber was konnte sie von ihm<br />

wollen? Der Vater bewegte seine Lippen und er versuchte<br />

die Worte einzufangen <strong>wie</strong> Blätter in windiger<br />

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