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Aufmacher<br />
Gestern Müllhalde,<br />
morgen Goldgrube?<br />
Besonders wirkungsvoll ist das direkte Recy-<br />
cling von rohstoffreichem Abfall. Wenn Ver-<br />
braucher ihr Handy, das Notebook, die Spie-<br />
lekonsole oder den Fernseher gegen ein Gerät<br />
der neuesten Generation austauschen, finden<br />
sie für die ausgedienten Altgeräte dankbare<br />
Abnehmer. Entsorgungsunternehmen sind<br />
heute Hightech-Konzerne, die mit aufwändi-<br />
gen Verfahren sechzig verschiedene Rohstoffe<br />
aus einem Mobiltelefon herauslösen können<br />
– darunter Gold, Kupfer und auch die beson-<br />
ders knappen Seltenen Erden. Aber auch auf<br />
den Mülldeponien von einst gibt es wertvolle<br />
Rohstoffe zu holen. Besonders Müll aus den<br />
60er und 70er Jahren ist von Interesse. „Es<br />
war die Zeit, als die Wegwerfgesellschaft<br />
blühte und die Abfallwirtschaft nur die Depo-<br />
nierung kannte“, sagt Stefan Gäth. Der Pro-<br />
fessor für Abfall- und Ressourcenmanage-<br />
ment an der Justus-Liebig-Universität Gießen<br />
untersucht gegenwärtig an drei Deponien in<br />
Baden-Württemberg und Hessen – darunter<br />
Unternehmer-Blick auf andere „Rohstoffe“ der Branche<br />
Ein roter Teppich<br />
für den deutschen Ingenieur<br />
Innovationen sind die treibende Kraft von<br />
Wirtschaft und Gesellschaft. Daher könnte<br />
man den Mangel an Ingenieuren und Com-<br />
puterspezialisten in unserem Land als ein<br />
bedenkliches Omen deuten. Auf deren Pio-<br />
nier- und Erfindergeist nämlich baut sich<br />
die künftige Rolle einer Industrienation im<br />
globalen Markt auf. So besehen baut<br />
Deutschland ab. Sukzessive.<br />
die alte Hausmülldeponie in Reiskirchen – mit<br />
Probebohrungen und statistischen Modellen<br />
das nutzbare Rohstoffpotenzial. In den Mach-<br />
barkeitsstudien soll die Rückgewinnung von<br />
Sekundärrohstoffen untersucht werden.<br />
Nachdem beispielsweise die Vorräte an Zink,<br />
Kupfer und Blei begrenzt seien, gelte es recht-<br />
zeitig darüber nachzudenken, wie deren Ver-<br />
sorgung sichergestellt werden könne. „Die<br />
Ressourcenpotentiale in den Deponien, die<br />
der Mensch geschaffen hat, rücken dabei<br />
immer stärker ins Visier der Möglichkeiten“,<br />
so Gäth. Die Abfallforscher erwarten, in der<br />
Reiskirchener Deponie mindestens 60 000<br />
Tonnen Eisen-Metalle und 40 000 Tonnen<br />
Nicht-Eisen-Metalle zu finden, außerdem<br />
große Mengen an Papier, Kunststoffen, Phos-<br />
phor und Glas. „Früher landete ja nahezu alles<br />
auf den Mülldeponien“, erinnert Gäth. „Fern-<br />
seher, Kühlschränke, Waschmaschinen, sogar<br />
Autos findet man in alten Deponien.“ Allein<br />
der prognostizierte Metallwert beläuft sich<br />
derzeit auf 15 bis 30 Millionen Euro, wobei<br />
Gäth davon ausgeht, dass die Rohstoffpreise<br />
künftig weiter steigen werden. Wenn man<br />
zum Wert der Metalle und des Materials, das<br />
Erfolg verkürzt<br />
Voraussicht!<br />
Wenn der Himmel blau ist und Sie sagen,<br />
dass ein Unwetter droht, dann hört Ihnen<br />
keiner zu. Denn die Perfidie dieses Szena-<br />
rios besteht darin, dass Deutschland ver-<br />
gleichsweise gut aus der Krise gekommen<br />
in Müllheizkraftwerken verbrannt werden<br />
könne auch noch die Einsparungen bei<br />
Abdichtung und Nachsorge der Deponie<br />
addiere, habe die Reiskirchener Deponie einen<br />
Wert von 65 bis 120 Millionen Euro, hat der<br />
Gießener Abfallforscher ermittelt.<br />
Jede deutsche Kommune, jede Stadt verfügt<br />
über ähnliche Goldgruben. Vergleichbare Stu-<br />
dien in Japan haben ergeben, dass der Elek-<br />
troschrott des Inselstaats 300 000 Tonnen Sel-<br />
tene Erden enthält. Zum Vergleich: Die jährli-<br />
che Produktion der Seltenen Erden liegt aktu-<br />
ell bei 120 000 Tonnen jährlich. In ehemaligen<br />
Bergwerksgebäuden schlachten die Japaner<br />
deshalb schon jetzt alte Elektrogeräte aus.<br />
„Urban Mining“ nennen Fachleute das Schür-<br />
fen nach Rohstoffen in Müllbergen. Ab wann<br />
es sich rechnen wird, die Minen an den Rän-<br />
dern der Städte systematisch auszubeuten,<br />
hängt vor allem davon ab, wie stark die Roh-<br />
stoffpreise steigen. "Technisch ist schon vieles<br />
machbar“, sagt Wissenschaftler Gäth. „Aber<br />
noch lohnt es sich wirtschaftlich nicht.“ In 15<br />
oder 20 Jahren könne es angesichts der welt-<br />
weit immer knapper werdenden Rohstoffe<br />
soweit sein.<br />
ist. Da gegenwärtig die Konjunktur brummt,<br />
wird der Fachkräftemangel eher als ent-<br />
gangener Mehrwert beklagt. Und nicht als<br />
ein Menetekel gesehen. Der deutschen<br />
Wirtschaft fehlen 37 000 Ingenieure (VDI)<br />
und 28 000 IT-Experten (Bitkom). Andere<br />
Quellen gehen von deutlich höherem<br />
Bedarf aus. Na und? Die Auftragsbücher<br />
sind voll, als arbeitslos zählen nur noch<br />
8 www.giessen-friedberg.ihk.de · 5/2011<br />
■ Innovation/Umwellt