30.10.2012 Aufrufe

i Online - B4B MITTELHESSEN

i Online - B4B MITTELHESSEN

i Online - B4B MITTELHESSEN

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wirtschaft und Politik<br />

EU-Jahreswachstumsbericht zur wirtschafts- und finanzpolitischen Koordinierung<br />

Nivellierung auf ein Mittelmaß?<br />

Künftig sollen die EU-Mitgliedstaaten ihre<br />

jeweilige wirtschafts- und finanzpolitische<br />

Planung aufeinander abstimmen. Dazu<br />

dient das „Europäische Semester“, mit dem<br />

eine solche Koordinierung alljährlich im<br />

Vorfeld haushaltspolitischer Entscheidun-<br />

gen durchgeführt werden soll. Der Anfang<br />

2011 erstmalig von der EU-Kommission<br />

vorgelegte „Jahreswachstumsbericht“ mit<br />

ersten Empfehlungen für die Planung der<br />

Mitgliedstaaten dient der Einleitung des<br />

„Europäischen Semesters“.<br />

Im Jahreswachstumsbericht werden zehn<br />

„Schlüsselmaßnahmen“ aufgeführt, mit<br />

denen die konjunkturelle Erholung der Mit-<br />

gliedsländer kurzfristig gestärkt, die Arbe-<br />

itsproduktivität gesteigert und die Ziele der<br />

Wachstumsstrategie „Europa 2020“ ver-<br />

wirklicht werden sollen. Die Kommission<br />

hebt im Jahreswachstumsbericht drei<br />

Schwerpunkte hervor: die makroökono-<br />

mische Stabilität in den Mitgliedstaaten,<br />

insbesondere die Konsolidierung der<br />

Haushalte, die Reform der Arbeitsmärkte<br />

Foto: CEP<br />

Dr. Jessica Koch, wissenschaftliche Referentin<br />

Centrum für Europäische Politik (CEP)<br />

und die Förderung des Wirtschaftswachs-<br />

tums.<br />

Als drängendste Aufgabe sieht die Kom-<br />

mission, das Vertrauen der Finanzmärkte<br />

zurückzugewinnen, indem staatliche<br />

Schulden schneller abgebaut und öffentli-<br />

che Ausgaben gesenkt werden. Dies gilt<br />

insbesondere für die Mitgliedstaaten,<br />

gegen die bereits ein Defizitverfahren<br />

eingeleitet wurde. Sie sollen ihre öffentli-<br />

chen Ausgaben „streng“ unter der zu-<br />

künftig zu erwartenden BIP-Wachstums-<br />

rate halten und sich auf Bereiche wie<br />

„Forschung und Innovation, Bildung und<br />

Energie“ konzentrieren, die als nachhaltig<br />

und wachstumsorientiert bewertet werden.<br />

Erwägen die Mitgliedstaaten die Anhe-<br />

bung von Steuern, wird die Erhöhung indi-<br />

rekter Steuern angeraten, da dies als weni-<br />

ger wachstumshemmend angesehen wird<br />

als beispielsweise die Erhöhung von Ein-<br />

kommenssteuern.<br />

Die Kommission rät den Mitgliedstaaten,<br />

ihre makroökonomischen Ungleichgewich-<br />

Kernpunkte<br />

Ziel der Mitteilung:<br />

te zu korrigieren. Mitgliedstaaten mit Leis-<br />

tungsbilanzdefiziten sollen ihre Wettbe-<br />

werbsfähigkeit verbessern; Mitgliedstaaten<br />

mit Leistungsbilanzüberschüssen, wie auch<br />

Deutschland, sollen die Ursachen ihrer<br />

„anhaltend schwachen Inlandsnachfrage“<br />

ermitteln und dagegen vorgehen, indem<br />

sie beispielsweise den Dienstleistungssek-<br />

tor stärker liberalisieren und die Investi-<br />

tionsbedingungen verbessern.<br />

Arbeitsmarktreformen in den Mitglied-<br />

staaten sollen verstärkt Arbeitsanreize set-<br />

zen. Die Kommission empfiehlt etwa, die<br />

Arbeit für Zweitverdiener attraktiver zu<br />

machen, indem die Arbeitszeitregelungen<br />

flexibler gestaltet und die Kinder-<br />

betreuungsmöglichkeiten verbessert wer-<br />

den. Arbeit soll grundsätzlich steuerlich<br />

entlastet werden, um die Nachfrage zu<br />

stimulieren. Die Kommission plädiert für<br />

einen Ausgleich der Aspekte Sicherheit<br />

und Flexibilität bei der Gestaltung von<br />

Arbeitsschutzvorschriften. Übermäßiger<br />

Schutz bei unbefristeten Arbeitsverträgen,<br />

Die Maßnahmen zur wirtschaftspolitischen Koordinierung sollen kurzfristig die konjunkturelle<br />

Erholung stützen und die Ziele der Wirtschafts- und Wachstumsstrategie Europa 2020<br />

verfolgen.<br />

Betroffene: Gesamte Bevölkerung, nationale Regierungen und Parlamente.<br />

Pro:<br />

(1) Die Kommission empfiehlt den Mitgliedstaaten eine Reduzierung der strukturellen Staatshaushaltsdefizite,<br />

die über das gesetzlich vorgeschriebene hinausgeht.<br />

(2) Die Kommission empfiehlt Staaten mit einem Leistungsbilanzüberschuss, die Investitionsbedingungen<br />

zu verbessern.<br />

Contra:<br />

(1) Der Wachstumsbericht berücksichtigt nur unzureichend, dass eine Senkung der öffentlichen<br />

Ausgaben in der Regel wachstumsfreundlicher ist als eine Erhöhung der Staatseinnahmen.<br />

(2) Die Empfehlung, vorzugsweise indirekte Steuern zu erhöhen, ist zu pauschal<br />

14 www.giessen-friedberg.ihk.de · 5/2011<br />

■ International

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!